Gerhard von Scharnhorst

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Biografie

GERHARD JOHANN DAVID VON SCHARNHORST

* 12. November 1755 in Bordenau (heute Neustadt am Rübenberge),

† 28. Juni 1813 in Prag

Gerhard von Scharnhorst
  • Preußischer Generalleutnant und Kriegsminister
  • Entscheidender Organisator der Preußischen Heeresreform
  • Vorbildlichster Militärreformer der Zeit der Befreiungskriege
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12.11.1755 - Gerhard Johann David Scharnhorst wird in Bordenau bei Hannover als Sohn des Quartiermeisters Ernst Wilhelm Scharnhorst (* 1723) geboren, der wiederum aus einer alteingesessenen Bordenauer Brinksitzer-, das heißt Kleinbauernfamilie stammt, und dessen Ehefrau Wilhelmine Tegtmeyer, Tochter des Besitzers eines landschaftsfähigen Gutes in Bordenau.

29.04.1773 - Eine wissenschaftliche Prüfung, welche der Graf von Schaumburg-Lippe mit Gerhard Scharnhorst anstellt, verläuft günstig so unterzeichnet der junge Scharnhorst die Urkunde, durch welche er sich auf zehn Jahre für den Dienst des Grafen verpflichtet. Unmittelbar darauf erfolgt sein Eintritt in die vortrefflich eingerichtete und geleitete Militärschule auf dem Wilhelmstein, in welcher er sich bald durch Lernbegier und Fortschritte auszeichnen wird.

1775 - Gerhard Scharnhorst wird Conducteur (ein Verzahnungsrang zwischen Unteroffizier und Offizier).

10.09.1777 - Der Tod seines Förderers, des Grafen von Schaumburg-Lippe, macht dem Aufenthalt an der Militärschule Gerhard Scharnhorsts ein Ende.

28.07.1778 - Gerhard Scharnhorst tritt als Fähnrich in das kurhannoversche Reuterregiment "Estorff" des Generals von Estorff ein und wird in Nordheim (heute Northeim) stationiert, wo dieser eine Schule für Offiziere und Offiziersanwärter seines Regiments errichtet hat.

1782 - Fähnrich Gerhard Scharnhorst wird auf eigenen Wunsch an die Kriegsschule nach Hannover berufen, wo er in der gerade gegründeten Artillerieschule einer ihrer ersten Lehrer und leitender Bibliothekar wird.

August 1783 - Fähnrich Gerhard Scharnhorst unternimmt eine militärische Studienreise durch Baiern, Sachsen, Baden, Österreich und Preußen. Anschließend verfasst er Berichte über das bairische Militär, das in seinen Schriften nicht sehr gut abschneidet.

Herbst 1783 - Fähnrich Gerhard Scharnhorst geht an die größere, in Hannover neu errichtete Artillerieschule, nachdem er im Juli als dritter Fähnrich zur Artillerie versetzt wurde.

02.04.1784 - Fähnrich Gerhard Scharnhorst wird Titular-, und bald darauf wirklicher Lieutenant und hat als solcher ein Einkommen von monatlich 34 Taler und 11 Pfennig, dazu kommt eine Zulage von der Schule und einige Bezüge aus dem Gut Bordenau bei Hannover, wo die Erbteilung ihm viele Schwierigkeiten und Verdrießlichkeiten bereitet.

24.04.1785 - Leutnant Gerhard Scharnhorst heiratet Clara Schmalz, die Tochter eines Kanzlisten zu Hannover und Schwester des später bekannten Staatsrechtlers Theodor Schmalz.

1792 - Leutnant Gerhard Scharnhorst wird zum Stabskapitän befördert. Er veröffentlicht das erste "Militärische Taschenbuch für den Gebrauch im Felde", das erste Taschenbuch seiner Art.

März 1793 - Der Kurfürst von Hannover stellt in seiner Eigenschaft als König von England sich selbst ein Hilfskorps, und so marschiert Stabskapitän Gerhard Scharnhorst als Artilleriekapitän, ohne jedoch bereits eine Batterie zu befehligen, in englischem Solde nach den Niederlanden. Scharnhorst hat oft den Krieg herbeigesehnt, doch als derselbe vor der Tür steht, fühlt er, dass seine Natur für die Schrecken des Krieges zu weich angelegt ist. Aber weder seine Verstandes- noch seine Gemüts- und Charaktereigenschaften leiden darunter.

23.05.1793 - Im Tressen bei Famars kommt Gerhard Scharnhorst zum ersten Mal ins Gefecht; anschließend nimmt er an der Belagerung und der Einnahme von Valenciennes teil.

08.09.1793 - Die blutigen Kämpfe bei Hondschoote bringen den hannoverschen Truppen eine Niederlage. Dass sie nicht schlimmere Folgen haben als einen geregelten Rückzug, ist besonders den artilleristischen Maßregeln des Artilleriekapitäns Gerhard Scharnhorsts zu danken. Bald darauf erhält er das Kommando einer Batterie geschwinder (reitender) Artillerie. Jede ihm werdende Muße benutzt er zur Schriftstellerei, deren Gegenstand hauptsächlich die eigene und des Gegners Kriegführung sind. Die Kriegsergebnisse der Zeit bilden den Hauptinhalt des "Neuen militärischen Journals".

30.04.1794 - Den Feldzug von Menin eröffnet Artilleriekapitän Gerhard Scharnhorst mit einer Waffentat, deren Wert allein genügt hätte, seinem Namen für alle Zeiten einen ehrenvollen Platz in der Kriegsgeschichte zu sichern. Es ist die Selbstbefreiung der Garnison von Menin in der Nacht, das Durchschlagen der Besatzung durch die erdrückende Übermacht der die in schlechtem Verteidigungszustand befindliche Festung einschließenden Franzosen. Den gesamten Vorgang wird Scharnhorst in einer Schrift Die Vertheidigung der Stadt Menin und die Selbstbefreiung der Garnison unter dem Generalmajor v. Hammerstein geschildert werden.

27.06.1794 - Der Oberbefehlshaber der kurhannoverschen Truppen in den Niederlanden, Generalmajor von Hammerstein, räumt seinem Artilleriekapitän Gerhard Scharnhorst großherzig das Hauptverdienst um das Gelingen des Unternehmens vom 30. April ein: Seiner Anordnung allein verdanke ich den langen Aufenthalt während dem Bombardement und den glücklichen Ausgang des Plans mich durchzuschlagen, berichtet dieser. Die "besondere Gnade", welche Scharnhorst wenn je einem eine Belohnung für etwas Außerordentliches geworden, jetzt in größtem Maaße verdiene, wird diesem nun durch Ernennung zum Major und zweiten Aide-Generalquartiermeister zuteil. Schon vorher aber hatte er als Generalstabsofficier Verwendung gefunden. Zunächst behält ihn Hammerstein bei sich.

17.05.1794 - Während der Schlacht bei Tourcoing kämpft der Major Gerhard Scharnhost mit seinen Truppen unter General Clerfayt; anschließend beruft ihn Wallmoden zu sich, der den Oberbefehl der Hannoveraner übernommen hat. Mit Widerstreben sieht Generalmajor von Hammerstein seinen Major Scharnhorst scheiden, da dieser ihm "fast unentbehrlich" wurde; das Zeugnis, welches er ihm auf den Weg gibt, lautet: ...dass er Scharnhorst's Talente, Thätigkeit und Gegenwart des Geistes, so auch beim Kugelregen Stich halten, nicht genugsam rühmen könne. Als dieser im Hauptquartier Wallmodens ankommt, handelt es sich nur noch um den Rückzug der verbündeten Truppen, welcher, ohne dass entscheidende Schläge gefallen sind, weiter und immer weiter fortgesetzt wird.

Februar 1795 - Die Truppen des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg befinden sich wieder auf heimischem Boden. Militärisches Ungeschick und politische Zerfahrenheit tragen die Schuld am unglücklichen Verlauf des Krieges.

05.04.1795 - Nach dem Friedensvertrag zu Basel zwischen Preußen und Frankreich ist auch für das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg der Krieg zu Ende. Eine der Festsetzungen desselben ist die Herstellung einer Abgrenzungslinie, welche den dahinter liegenden deutschen Staaten Neutralität zugesteht. Dieses Verhältnis hält das Hauptquartier mit Major Gerhard Scharnhorst noch längere Zeit in Osnabrück und später in Diepholz fest.

November 1795 - Major Gerhard von Scharnhorst trifft wieder in Hannover ein. Die Eindrücke der zurückliegenden Kriegsjahre haben seine Ansichten geläutert und gefestigt; er fährt fort, denselben in zahlreichen, teils in seiner Zeitschrift gedruckten, teils nur handschriftlich vorhandenen Aufsätzen Ausdruck zu geben; manches der Samenkörner, welche er ausstreut, ist auf dankbaren Boden gefallen und hat in Hannover oder wird in Scharnhorsts zweitem Vaterland Preußen Frucht tragen. Letztere Macht wird bald versuchen, ihn in ihre Dienste zu ziehen.

1796 - Major Gerhard Scharnhorst wird zum Oberstleutnant befördert und beschäftigt sich mit literarisch-militärischen Arbeiten wie für die allseits in Europa anerkannte Zeitschrift "Neues Militärisches Journal", in denen er seine Erfahrungen aus den Feldzügen von 1793 bis 1795 verarbeitet. Zudem legt er seinen Vorgesetzten mehrere Denkschriften über Reformen, die seiner Meinung nach in der kurhannoverschen Armee nötig seien, vor.

Mai 1796 - Die Truppen Kurhannovers, denen der Schutz der in Basel vereinbarten Abgrenzungslinie anvertraut ist, werden aus Besorgnis, dass die Franzosen die Neutralität nicht achten werden, verstärkt; Hannover stellt dazu 15.000 Mann unter Wallmoden, welchem Gerhard Scharnhorst als Generalquartiermeister zur Seite steht. Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig führt von Minden aus den Oberbefehl. Dieses Verhältnis bringt Scharnhorst in vielfache Beziehungen zu preußischen Offizieren und Beamten, unter denen Wallmodens Schwiegersohn Freiherr vom und zum Stein ist.

18.01.1797 - Preußische Militärs machen den ersten Versuch, den kurhannoverschen war, und bereits am 18. Januar 1797 wurde ein Versuch gemacht, ihn in preußische Dienste herüberzuziehen. Einen Ruf nach Dänemark hat er bereits früher abgelehnt; auch nach Baden zu gehen, hat er verschmäht. Es wird ihm in Preußen eine Majorsstelle mit einem Einkommen von 3000 Taler in Aussicht gestellt, während er in Hannover wenig mehr als 1000 Thaler hat und schlechter bezahlt, als alle ihm im Range Gleichstehenden. Durch ein Oberstlieutenantspatent und eine Zulage von 550 Taler ließe er sich halten; mehr vermag sein Gönner Wallmoden dem Einfluss seiner Gegner und Neider gegenüber nicht für ihn herauszuholen. Oberstlieutenant Lecoq, der Generalquartiermeister des Herzogs von Braunschweig, verliert indessen den Gedanken. Scharnhorst für Preußen zu gewinnen, nicht aus den Augen.

01.05.1801 - König Friedrich Wilhelm III. von Preußen erlässt eine Kabinettsorder, nach der der Oberstleutnant der Artillerie des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg Gerhard Scharnhorst sofort nach seinem Übertritt nach Preußen zum Oberstleutnant "beim Feldartilleriecorps" ernannt und dem in Berlin garnisonierenden 3. Artillerieregiment zugeordnet werden soll.

08.05.1801 - Der sind im Übertritt vom Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg zum Königreich Preußen befindliche Oberstleutnant Gerhard Scharnhorst wird erstmals vom preußischen König empfangen. Das Äußere von Gerhard Scharnhorst hat wenig Bestechendes, sein Auftreten nichts typisch Militärisches; man betrachtet ihn als einen Gelehrten und sieht ihn über die Achsel an; doch war ihm der König von vornherein gewogen und auch Prinz Louis Ferdinand würdigt ihn seines Vertrauens. Außerhalb seines Wirkungskreises bei der Truppe wird er Gutachten über Heereseinrichtungen abgeben, die Aufsicht der in Berlin bestehenden höheren militärischen Bildungsanstalten führen und an der Akademie junge Offiziere zu lehren. Auf den letzteren Gebieten wird er bald eine große und reformatorische Thätigkeit entfalten. Daneben arbeitet er an einem Handbuch der Artillerie und gibt, außer seinem Militärischen Journal, mit dem ihm befreundeten Professor Stützer einen "Militärischen Kalender" heraus. In den von ihm gehaltenen Vorlesungen entwickelt er eine Lehrthätigkeit, deren Bedeutung durch die Persönlichkeiten seiner Schüler gekennzeichnet wird; der größte darunter wird von Clausewitz; auch wird er der Begründer der noch gegenwärtig bestehenden "militärischen Gesellschaft".

19.05.1801 - Oberstleutnant Gerhard Scharnhorst erhält vom König-Kurfürsten in dürren Worten "die nachgesuchte Demission". Weil seine Reformvorschläge in Hannover unbeachtet blieben, tritt Gerhard Scharnhorst als Oberstleutnant der Artillerie in den preußischen Dienst und wird zum Direktor der Lehranstalt für junge Infanterie- und Kavallerieoffiziere ernannt, auf die sein Unterricht großen Einfluss ausüben wird. Der Übertritt geschieht unter den von ihm gestellten Bedingungen: Beibehalt seiner Anciennetät, eine Pension von 1000 Thaler, wovon im Falle seines Todes die Hälfte seiner Familie verbleiben solle, bis das jüngste Kind 25 Jahre alt sein würde, und Verleihung des erblichen Adels. Einige Schüler werden später seine Freunde und Mitarbeiter bei der Heeresreform werden, so wie Carl von Clausewitz, Hermann von Boyen, Karl von Grolman und Karl von Müffling.

1802 - Oberstleutnant Gerhard Scharnhorst stiftet die Militärische Gesellschaft in Berlin, der General Ernst von Rüchel als Präses vorsteht. Die Gesellschaft gilt als Keimzelle der Heeresreform.

14.12.1802 - Oberstleutnant Gerhard Scharnhorst wird in den Adelsstand erhoben und zum Obersten befördert.

12.01.1803 - Die Ehefrau des Oberst Gerhard Scharnhorst stirbt und wird von ihrem Mann, ihrer Tochter und zwei Söhnen betrauert.

26.03.1804 - Oberst Gerhard von Scharnhorst wird bei der Neugestaltung des Generalstabes zum Generalquartiermeisterlieutenant ernannt und an die Spitze der dritten Brigade gestellt, welche den westlichen Kriegsschauplatz zu bearbeiten hätte.

Herbst 1805 - Die Mobilmachung in Preußen unterbricht die Friedensbeschäftigungen; Oberst Gerhard von Scharnhorst wird dem Herzog von Braunschweig zugeteilt und hat an der preußischen Besitzergreifung seines Heimatlandes Hannover teilzunehmen; schweren Herzens stößt er das zum Kampf gegen die Franzosen mit Freuden halbgezückte Schwert in die Scheide zurück. Die Zeit bis zum Ausbruch des Krieges verlebt er meist in Hannover, mit der Nutzbarmachung der Kräfte des Landes für die eigenen Zwecke und mit Sorge für allgemeine Verbesserung der Heereseinrichtungen beschäftigt, deren Schäden das Vorjahr gezeigt hat.

22.09.1806 - Bei Beginn des Feldzuges gegen Napoléon wird Oberst Gerhard von Scharnhorst dem Hauptquartier des Oberbefehlshabers, des Herzogs von Braunschweig, zugeteilt; er trifft in Naumburg ein, um an die Spitze des Generalstabes desselben zu treten. Es geling ihm nicht, den schwachen und schwankenden Herzog zu entschlossenem und zielbewußtem Handeln zu bewegen. Seine Ratschläge werden nur teilweise befolgt, seine Pläne nur zur Hälfte ausgeführt.

1806 - Oberst Gerhard von Scharnhorst wird als Chef des Stabes zunächst dem General von Rüchel, später dem Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig zugeteilt. Ununterbrochen schreibt er auch jetzt Denkschriften über Reformen wie zum Beispiel die Einführung einer Nationalmiliz und die Mobilmachung.

14.10.1806 - Am Tage der Schlacht bei Auerstädt wird Oberst Gerhard von Scharnhorst auf den linken Flügel der Schlachtlinie entsandt, um den Gang der Ereignisse zu verfolgen; als der hier befehligende General Graf Schmettau bald darauf tödlich verwundet wird, fällt ihm die Leitung des Gefechtes zu. Die Kavallerie hat einen Erfolg zu verzeichnen; Oberst von Scharnhorst möchte denselben weiter verfolgen, aber die dazu nötigen Reiter stehen nicht zur Verfügung. Darüber geht die Schlacht verloren. Oberst Gerhard von Scharnhorst führt seine Truppen in der Schlacht bei Auerstedt vortrefflich und wird an der linken Seite verwundet. Er verlässt den Kriegsschauplatz als einer der letzten.

17.10.1806 - Auf dem Rückzug der preußischen Truppen trifft Oberst Gerhard von Scharnhorst in Nordhausen mit General von Blücher zusammen, den er bestimmt, mit seiner Heeresabteilung die Deckung des Artillerietrosses zu übernehmen. Glücklich bringen sie denselben, westlich um den Harz herum, in vorläufige Sicherheit. Anschließend macht von Scharnhorst den Rückzug General von Blüchers nach Lübeck mit.

24.10.1806 - General von Blücher und Oberst von Scharnhorst überschreiten bei Sandau mit ihren Truppen die Elbe, da ihnen die Verbindung mit Magdeburg abgeschnitten ist. Am Abend hat von Blücher, begleitet von von Scharnhorst, zu Neustadt an der Dosse eine Zusammenkunft mit dem neuen Oberbefehlshaber, Fürst Hohenlohe. Von Blücher übernimmt die Aufgabe, mit der Nachhut des geschlagenen Heeres den Abzug desselben an die Oder zu decken.

28.10.1806 - Die Kapitulation des Fürsten von Hohenlohe bei Prenzlau macht es Oberst Gerhard von Scharnhorst unmöglich, gemeinsam mit seinen Truppen das Marschziel Oder zu erreichen. General von Blücher muss mit seinen Truppen kämpfend nach Norden bewegen.

05.11.1806 - General von Blücher und Oberst Gerhard von Scharnhorst erreichen mit ihren Truppen fechtend unter Aufbietung aller Kräfte Lübeck; hier hoffen sie auf die Möglichkeit, seewärts zu entkommen.

06.11.1806 - Lübeck wird von französischen Truppen eingenommen, General von Blücher und Oberst von Scharnhorst werden gefangengenommen.

07.11.1806 - Oberst Gerhard von Scharnhorst kapituliert mit seinen Truppen in Ratkau vor den Franzosen.

09.11.1806 - General von Blücher und Oberst Gerhard von Scharnhorst nehmen teil an einem Gefangenenaustausch mit den Franzosen. Beide treffen sich in Hamburg und wollen von hier nach Ostpreußen, wo, mit Hilfe der Russen, der Kampf von neuem aufgenommen werden.

22.11.1806 - Oberst Gerhard von Scharnhorst befindet sich in Rostock und schreibt an seine Tochter Julie einen Brief mit folgendem Inhalt: Wenn Schmit [sein Diener] bei mir im Wagen schläft, so habe ich die traurige Freiheit, mich ganz dem Ausbruch des Schmerzes zu überlassen. Mich trifft es doppelt, da ich all die Fehler, die Dummheit, die Feigheit kenne, die uns in die jetzige Lage gebracht haben. Der einzige Trost, der innere, ist, daß ich Vorschläge von Anfang an getan habe, wie man unserm Unglück zuvorkommen konnte, die Einrichtung einer Nationalmiliz, der allgemeinen Bewaffnung des Landes im Vorigen Sommer, die Verstärkung der Regimenter, eine engere politische Verbindung. Ebenso habe ich in den Operationen immer den richtigen Gesichtspunkt gezeigt; in der Schlacht selbst habe ich den Teil, bei dem ich war, zum Siege geführt; kurz, ich habe für meine Person tausend mal mehr getan als ich zu tun brauchte.

08.02.1807 - Oberst Gerhard von Scharnhorst wohnt als Generalquartiermeister in Anton von L'Estocqs Korps mit 15.000 Mann der Schlacht von Preußisch Eylau bei. Dass sie nicht verloren geht, ist von Scharnhorst persönlich zu danken, welcher an der Spitze von 5000 Preußen herbeieilt und gerade rechtzeitig ankommt, um Davout die Siegespalme, welche dieser schon in Händen zu haben vermeint, zu entreißen. Noch in der Nacht aber tritt Bennigsen den Rückzug von der standhaft behaupteten Walstatt an und die Preußen müssen ihm folgen. Seine Ansichten über Kriegführung hatten neue Klärung und Läuterung erfahren; immer deutlicher erkannte er, daß der Sieg in der Feldschlacht das Wesentliche in derselben, die Vernichtung des feindlichen Heeresorganismus das Entscheidende sei und daher das Endziel jeglichen Strebens, den Kernpunkt aller Anordnungen, bilden müsse. Es ist eine schwierige Stellung, denn L'Estocq ist ein altersschwacher Mann, welcher von unfähigen und anmaßenden Adjutanten beherrscht wird. Von Scharnhorst traut sich nicht die Kraft zu, durch kräftiges Dringen auf die Beseitigung des seiner Aufgabe nicht mehr gewachsenen Führers die Leitung in geeignetere Hände zu bringen, und so nehmen die Dinge häufig einen anderen Verlauf, als er gewünscht. Wegen seines tapferen und klugen Einsatzes in der Schlacht wurd Oberst von Scharnhorst mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet.

07.06.1807 - Oberst Gerhard von Scharnhorsts Ansichten über Kriegführung erfahren neue Klärung und Läuterung; immer deutlicher erkennt er, dass der Sieg in der Feldschlacht das Wesentliche in derselben, die Vernichtung des feindlichen Heeresorganismus das Entscheidende sei und daher das Endziel jeglichen Strebens, den Kernpunkt aller Anordnungen, bilden müsse. Im Innern des Hauptquartiers spitzen sich die Gegensätze derart zu, dass von Scharnhorst endlich in Heiligenbeil dem König Friedrich Wilhelm III. über General L'Estocqs Unfähigkeit reinen Wein einzuschenken; der Gang der Ereignisse wird jedoch verhindern, dass daraus eine Einwirkung auf das Ergebnis des Feldzuges hervorgehen würde.

Mitte Juni 1807 - Oberst Gerhard von Scharnhorst gehört inzwischen einer "Militärreorganisationskommission" an. Von den Mitgliedern der Kommission sind Massenbach (nicht der Kapitulant von Prenzlau), Lottum und Bronikowski unbedeutende Leute, welche mehr oder weniger dem Alten anhängen; ihnen steht an von Scharnhorsts Seite zunächst nur von Gneisenau gegenüber, bis ihnen der dreißigjährige Major Grolman zugesellt wird; jene anderen drei erhalten dagegen eine Vermehrung ihres Einflusses durch den Zugang Borstells, welche um so bedeutender ist, als er seine Gesinnungsgenossen an Geist weit überragt; doch muss er bald von Scharnhorst weichen, welcher austreten zu wollen erklärt, wenn Borstells Vorschläge angenommen würden. An des letzteren Stelle tritt Graf Götzen, der Schlesien standhaft verteidigte und wie ein Herrscher dort gewaltet hatte, und Bronikowski wird durch von Boyen ersetzt; beide gehen mit von Scharnhorst Hand in Hand. Ein noch gewichtigerer Bundesgenosse aber erwächst ihm in Freiherr vom und zum Stein, welcher erneut die Leitung der Staatsgeschäfte übernahm. Vom und zum Stein tritt ebenfalls als Mitglied in die Kommission ein.

17.07.1807 - Oberst Gerhard von Scharnhorst wird zum Generalmajor befördert.

17.08.1808 - König Friedrich Wilhelm III. verleiht seinem Obersten Gerhard von Scharnhorst die Amtshauptmannschaft Rügenwalde, was ihm jährlich 500 Thaler eintragen wird.

25.12.1808 - Bei der Neugestaltung des Kriegsministeriums wird Oberst Gerhard von Scharnhorst an die Spitze der wichtigsten unter den Abtheilungen desselben, des allgemeinen Kriegsdepartements, gesetzt; zum Chef des Generalstabes und zum Vorsitzenden der Militär-Reorganisationskommission ernannt, zu deren wichtigsten Mitgliedern von Gneisenau, von Grolman, von Boyen und von Clausewitz gehören. In dieser Stellung reorganisiert er das Heer von Grund auf, indem er Qualifikationsvoraussetzungen für den Offizierstand einführt, das Werbesystem beseitigt und durch möglichst rasche Ausbildung der Rekruten (dem Krümpersystem) eine starke Reserve schafft sowie dem Soldatenstand zu besserem Ansehen verhilft: Durch die Abschaffung der entwürdigenden Prügelstrafe und Verbesserung der Bildung, insbesondere für Offiziere. Er wandelt das Söldnerheer in ein stehendes Volksheer um und bereitet so die Organisation der Landwehr und die Befreiung Deutschlands vor.

07.06.1810 - Kriegsminister Gerhard von Scharnhorst erbittet aufgrund französischen Drucks „der Form nach“ die Entbindung vom Amt des preußischen Kriegsministers, die ihm auch gewährt wird; er wird offiziell und nach außen hin neuer Chef des militärischen Ingenieurkorps, der dessen Aufbau leiten soll. Außerdem bleibt die königliche Kabinettsorder vom Vortag in Kraft, dass von Scharnhorst, soweit es im Geheimen geschehen kann, auch ferner die Leitung aller wichtigen Geschäfte seines Dienstbereiches überwachen soll. Nur von Hardenberg, von Boyen und von Scharnhorsts offizieller Nachfolger, Oberst von Hake, werden in diese Order eingeweiht.

26.09.1810 - Die Verfügung Kaiser Napoléons, dass alle Ausländer in preußischen Diensten diese verlassen müssen, wird auf den ehemaligen Kriegsminister Gerhard von Scharnhorst, einen Braunschweig-Lüneburger, nicht angewendet.

1811 - Die Verhandlungen wegen der Wehreinrichtungen in Preußen werden fortgesetzt. Der ehemalige Kriegsminister Gerhard von Scharnhorst wünscht eine allgemeine Verpflichtung aller Untertanen zum Heeresdienst, ohne die Möglichkeit einer Stellvertretung; er will dadurch eine Einrichtung schaffen, die ständig eine ausgebildete Reserve zur Verfügung stellen kann. Von Scharnhorst dringt jedoch nicht durch, obwohl ein Krieg zwischen Frankreich und Russland sich mit Sicherheit anbahnt. Von Scharnhorst ist für einen engen Anschluss an Rußland, jedoch wiegt von Hardenbergs Rat bei König Friedrich Wilhelm III. schwerer; der Staatskanzler glaubt nicht an Napoléons feindliche Gesinnung gegen Preußen.

August 1811 - Gerhard von Scharnhorst erhält den Auftrag, eine Verständigung mit dem Zaren über gemeinsame Schritte gegen Frankreich herbeizuführen.

Anfang September 1811 - Gerhard von Scharnhorst beginnt sich nach Russland, um über ein etwaiges Bündnis Preußens mit Russland gegen Frankreich zu verhandeln. Er reist über Dollstädt, ein kürzlich von ihm erworbenes Gut, das bei Elbing liegt.

24.09.1811 - Gerhard von Scharnhorst trifft in St. Petersburg ein und nimmt alsbald Bündnisverhandlungen mit Russland auf.

Anfang November 1811 - Gerhard von Scharnhorst kehrt mit einem Entwurf zu einem Bündnis mit Russland aus Petersburg nach Berlin zurück. Von Hardenberg ist inzwischen dafür, dieses Bündnis einzugehen, jedoch König Friedrich Wilhelm III., der von der französisch gesinnten Seite seiner Umgebung beeinflusst ist, entscheidet sich für das Zusammengehen mit Frankreich, welches Preußen gegenüber in letzter Zeit etwas mehr Entgegenkommen zeigte. Sollte allerdings Österreich in eine Koalition mit Russland gegen Frankreich eintreten, wolle er Preußen an der Seite Österreichs wissen. Um Österreichs Sicht aus erster Hand zu erfahren, wird von Scharnhorst zu Fürst Metternich nach Wien entsandt.

24.01.1812 - Gerhard von Scharnhorst kehrt nach seiner diplomatischen Reise nach Wien wieder nach Berlin zurück.

1813 - Gerhard von Scharnhorst verfasste eine Schrift "Über die Wirkung des Feuergewehrs", das in Berlin gedruckt wird, und hält Vorlesungen über diese Waffe.

28.02.1813 - Als russische Truppen an der Grenze Schlesiens erscheinen, betreibt der Chef des preußischen Generalstabes Gerhard von Scharnhorst mit Eifer die Erhebung Preußens und den Abschluss des Traktats von Kalisch mit Russland. Mit Sicherheit befürwortet von Scharnhorst das Militärbündnis von Kalisch und die Stiftung des Eisernen Kreuzes; ihn jedoch als Initiator zu sehen, wäre eine Überschätzung. Entscheidender für den Abschluss des Vertrages von Kalisch wird der Kanzler Karl August von Hardenberg.

11.03.1813 - Gerhard von Scharnhorst wird zum Generalquartiermeister des preußischen Heeres berufen und am selben Tag zum Generallieutenant ernannt.

28.03.1813 - Generallieutenant Gerhard von Scharnhorst folgt dem vorangehenden Schlesischen Heer nach Dresden.

Anfang April 1813 - Generallieutenant Gerhard von Scharnhorst trifft mit dem Führer des russischen Armeekorps, dem Grafen Wittgenstein, die Verabredung, den Rest des Monats in Sachsen im Blücherschen Hauptquartier zu verbringen. In dieser Zeit kommt in ihm der Gedanke eines kühnen Angriffsplanes, der jedoch aufgrund russischer Bedenken nicht zur Ausführung kommen wird.

02.05.1813 - Der Chef des preußischen Generalstabes Gerhard von Scharnhorst erleidet in der Schlacht bei Großgörschen zwischen 18 und 19 Uhr eine Schussverletzung am linken Knie; am selben Tag wurde ihm das Eiserne Kreuz verliehen. Die Wunde erscheint nicht als gefährlich, so macht sich von Scharnhorst mit der Truppe auf den Rückzug in Richtung Dresden.

20.05.1813 - Den Chef des preußischen Generalstabes Gerhard von Scharnhorst erreicht in Jetzelsdorf, seiner ersten Station auf einer Reise nach Wien, die dazu dienen soll, Österreich auf die Seite Preußens und Russlands zu ziehen, eine höfliche Weisung von Fürst Metternich, dass er nach Prag umkehren solle, um dort mit Schwarzenberg und Radetzky die Besprechung zu führen.

31.05.1813 - Der wegen seiner in der Schlacht von Großgörschen erlittenen Verletzung in großer geistiger und körperlicher Unruhe befindliche Chef des preußischen Generalstabes Gerhard von Scharnhorst trifft in Prag ein, um mit den österreichischen Militärführern Schwarzenberg und Radetzky zusammenzutreffen.

28.06.1813 - Der am 2. Mai am Knie verwundete Chef des preußischen Generalstabes Gerhard von Scharnhorst stirbt in Prag infolge unzureichender Behandlung der Verletzung. Von Scharnhorst, der bereits seit zehn Jahren verwittwet ist, wird von seiner Tochter Julie betrauert, die seit vier Jahren mit einem seiner Schüler, dem Grafen Friedrich Dohna, zuletzt kommandierender General des 1. Armeekorps, verheiratet ist, sowie von den beiden Söhnen Wilhelm und August, die beide Offiziere der englisch-deutschen Legion waren, die an dem Befreiungskriegen in den Reihen des preußischen Heeres teilnahmen und in diesem Jahr nach Deutschland zurückkehrten. Im "Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften" wird später M. Lehmann über von Scharnhorst schrieben: Scharnhorst war eine von jenen Naturen, deren Aeußeres die innewohnende Fülle des Geistes und Tiefe der Seele mehr verbirgt als kundgibt. Er hatte weiche, fast bequeme Formen; glänzte keineswegs durch Schlagfertigkeit und Witz; handhabte die Feder nur langsam und unbeholfen; er verrieth auf den ersten Blick keine außergewöhnlichen Gaben: aber ein durchdringender Verstand, ein eiserner Fleiß, eine seltene Fähigkeit Menschen zu erkennen, zu behandeln und zu bilden, eine unwiderstehliche Gabe Vertrauen zu erwecken, ein zäher Wille, ein von Menschenfurcht gänzlich freier Muth erhoben diesen Plebejer unter die Führer eines Staates, welcher nicht der seiner Geburt war, unter die Rathgeber eines schwer zu behandelnden Monarchen, unter die Bahnbrecher neuer Ideen, unter die Wohlthäter der Menschheit. Gerhard von Scharnhorst wird auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt werden, wo sein Grab ein von Karl Friedrich Schinkel gestaltetes Monument mit einem Relief von Friedrich Tieck schmücken wird. Die Grabstätte ist ein Ehrengrab der Stadt Berlin.

1822 - König Friedrich Wilhelm III. lässt seinem ehemaligen Kriegsminister und Chef des Generalstabes Gerhard von Scharnhorst, vor der Hauptwache in Berlin eine Bildsäule errichten. Von Scharnhorst erlag am 28. Juni 1813 seinen im Krieg erlittenen Verwundungen.

Gerhard von Scharnhorst
(Königreich Preußen)
Vorgänger Amt Nachfolger
Ernst von Rüchel
1806-1807
Kriegsminister Preußens
1808-1810
Karl Georg von Hake
1810-1814

Quellen: