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* Hartmann von Aue dichtet die ersten mittelhochdeutschen Artusromane "Erec" und "Iwein", die als Verserzählung in Mittelhochdeutsch geschrieben sind. | * Hartmann von Aue dichtet die ersten mittelhochdeutschen Artusromane "Erec" und "Iwein", die als Verserzählung in Mittelhochdeutsch geschrieben sind. | ||
− | * Der mittelhochdeutsche Dichter und Minnesänger Wolfram von Eschenbach verfasst lyrische Dichtungen; sein berühmtestes Werk, der Versroman "Parzival" entsteht. Der Minnegesang hat besonders im Hochadel Einzug gefunden; selbst Könige und Kaiser versuchen sich an der neuen Art, literarische Werke zu schaffen. | + | * Der mittelhochdeutsche Dichter und Minnesänger Wolfram von Eschenbach verfasst lyrische Dichtungen; sein berühmtestes Werk, der Versroman "Parzival" entsteht. Der Minnegesang hat besonders im Hochadel Einzug gefunden; selbst Könige und Kaiser versuchen sich an der neuen Art, literarische Werke zu schaffen. |
+ | * Walther von der Vogelweide lebt und dichtet am Hofe Philipps von Schwaben unter anderem ein "Klagelied" auf Papst Innocentius III. | ||
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| <center> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Spoleto]] / [[Kirchenstaat]]''' <br> | | <center> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Spoleto]] / [[Kirchenstaat]]''' <br> | ||
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'''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Steiermark]]''' <br> | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Steiermark]]''' <br> | ||
[[Datei:Burg Lockenhaus.jpg|thumb|150px|left|''Burg Leuca bei Lockenhaus im Jahre 2017'']] Im Günser Gebirge entsteht auf einem Felsriegel bei Günsbach eine Höhenburg unter dem vorläufigen Namen "Burg Leuca" (heute Burg Lockenhaus), zunächst lediglich der Bergfried und die Ringmauer der Kernburg. Es ist unter späteren Geschichtsforschern eine Kontroverse entstanden, ob es sich bei dieser Burg um eine Ordensburg des Templerordens handelt. Der Buchautor Gerhard Volfing sammelt später Indizien für die Theorie der Templerburg, als sich an der Decke des sogenannten "Kultraums" Steinmetzzeichen finden, die in dieser Art auch in Templerburgen in Spanien und in Portugal zu finden sind. Den Schlussstein im Kultraum findet man auch in einer Kapelle in England. Volfing meint zudem, in den Fresken der Burgkapelle einen Patriarchen samt einem Tempelritter zu erkennen. Entgegen der Darstellung Volfings deuten andere Burgenforscher den Kultraum unter dem Burghof als die ehemalige Zisterne der Anlage. Sie ist eine der aufwendigsten, welche die romanischen Baukunst in Mitteleuropa hervorgebracht hat. Möglicherweise dient eine kleine Halle auch als Unterkirche, Schatzkammer oder als Gefängnis. <br> | [[Datei:Burg Lockenhaus.jpg|thumb|150px|left|''Burg Leuca bei Lockenhaus im Jahre 2017'']] Im Günser Gebirge entsteht auf einem Felsriegel bei Günsbach eine Höhenburg unter dem vorläufigen Namen "Burg Leuca" (heute Burg Lockenhaus), zunächst lediglich der Bergfried und die Ringmauer der Kernburg. Es ist unter späteren Geschichtsforschern eine Kontroverse entstanden, ob es sich bei dieser Burg um eine Ordensburg des Templerordens handelt. Der Buchautor Gerhard Volfing sammelt später Indizien für die Theorie der Templerburg, als sich an der Decke des sogenannten "Kultraums" Steinmetzzeichen finden, die in dieser Art auch in Templerburgen in Spanien und in Portugal zu finden sind. Den Schlussstein im Kultraum findet man auch in einer Kapelle in England. Volfing meint zudem, in den Fresken der Burgkapelle einen Patriarchen samt einem Tempelritter zu erkennen. Entgegen der Darstellung Volfings deuten andere Burgenforscher den Kultraum unter dem Burghof als die ehemalige Zisterne der Anlage. Sie ist eine der aufwendigsten, welche die romanischen Baukunst in Mitteleuropa hervorgebracht hat. Möglicherweise dient eine kleine Halle auch als Unterkirche, Schatzkammer oder als Gefängnis. <br> | ||
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+ | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Kärnten]]''' <br> | ||
+ | Graf Hermann von Ortenburg, Gegenbischof von Gurk in Kärnten, stirbt im Alter von 53 Jahren. Hermann von Ortenburg war Archidiakon von Aquileia. Nach dem Tod von Bischof Roman II. von Leibnitz wählten die Gurker widerrechtlich Hermann von Ortenburg zum neuen Bischof. Der Erzbischof von Salzburg Konrad III. beantwortete, tief verletzt, diese dreiste Herausforderung mit der Ernennung Dietrichs von Albeck, des Dompropstes von Gurk. Hermann von Ortenburg nahm die Straßburger Festung ein, doch Konrad III. eilte zu dessen Belagerung herbei. Hermanns Anhänger wurden schrecklich verwüstet und am 29. November 1179 wurde die Belagerung aufgegeben. <br> | ||
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'''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Landgrafschaft Thurgau]]''' <br> | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Landgrafschaft Thurgau]]''' <br> | ||
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'''Nürnberg''' wird das Stadtrecht verliehen. <br> | '''Nürnberg''' wird das Stadtrecht verliehen. <br> | ||
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+ | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Baiern]]''' <br> | ||
+ | Der bairische Geistliche und Priester Alber von Windberg stirbt um 1200. In den 1190er Jahren brachte er die lateinische Visionserzählung von der Jenseitsreise des Ritters Tundalus (lat. Visio Tnugdali) heraus, die er in 2200 mittelhochdeutsche Verse brachte. Das Werk über den Ritter Tundalus, der Hölle und Himmel erlebte, sollte erzieherisch auf den deutschen Adel einwirken. Über die Umstände dieser Bearbeitung ist verhältnismäßig viel bekannt. Alber stand in enger Verbindung zu dem Prämonstratenserkloster Windberg (bei Straubing). Er nennt einen Herrn beziehungsweise Bruder Konrad von Windberg, der ihn zur Versifizierung angeregt habe (möglicherweise derselbe Konrad, der seit 1191 der zweite Abt des Klosters war). Bemerkenswert ist dieses Beispiel frühmittelhochdeutscher Klosterliteratur auch deswegen, weil das lateinische Textexemplar aus Windberger Besitz, nach dem Alber arbeitete, erhalten geblieben ist. Die dadurch möglichen genauen Vergleiche geben Aufschluss über die Arbeitsweise und inhaltlichen Interessen Albers und seines mutmaßlichen Publikums. <br> | ||
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'''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Datei:Wappen Pfalz.gif|50px]] [[Pfalzgrafschaft bei Rhein]]''' <br> | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Datei:Wappen Pfalz.gif|50px]] [[Pfalzgrafschaft bei Rhein]]''' <br> | ||
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'''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Königreich Böhmen]]''' <br> | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Königreich Böhmen]]''' <br> | ||
In der Gegend des heutigen Görlitz entsteht eine planmäßige Stadtanlage um den heutigen Untermarkt im Bereich der heutigen Altstadt an der Via Regia. Dieser Ort ist bereits seit Jahrzehnten eine Ansiedlung von Kaufleuten. Die Burg Yzcorelik, zwischen 1126 und 1131 zusammen mit anderen Burgen durch Herzog Sobeslav I. von Böhmen gebaut, steht als Schutz für die neue Handelsstadt bereit. <br> | In der Gegend des heutigen Görlitz entsteht eine planmäßige Stadtanlage um den heutigen Untermarkt im Bereich der heutigen Altstadt an der Via Regia. Dieser Ort ist bereits seit Jahrzehnten eine Ansiedlung von Kaufleuten. Die Burg Yzcorelik, zwischen 1126 und 1131 zusammen mit anderen Burgen durch Herzog Sobeslav I. von Böhmen gebaut, steht als Schutz für die neue Handelsstadt bereit. <br> | ||
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+ | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Erzbistum Köln]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Bruno III. von Berg.jpg|thumb|150px|''Bruno III. von Berg'']] Bruno III. von Berg (* 1140) stirbt im Alter von 60 Jahren. Der Sohn des Grafen Adolf II. von Berg (* 1095; † 1170) war ein Bruder von Erzbischof Friedrich II. von Berg, ein Neffe des Erzbischofs Bruno II. von Berg und ein Onkel von Erzbischof Engelbert I. von Berg. Er war Propst des Georgsstift in Köln. Außerdem gehörte er dem Kölner Domkapitel an und wurde 1168 Dompropst. 1191 wurde er der dritte Kölner Erzbischof aus dem Haus der Grafen von Berg. Der Wissenschaftler Wilhelm Janssen schreibt über ihn in seinem 1995 erschienenen Buch "Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter": ''Dem Zusammenwirken von bergischer Adelsfraktion und Domkapitelspartei innerhalb der hohen Kölner Geistlichkeit verdankte Bruno seine Erhebung, die von der Kölner Bischofschronik als intrusio charakterisiert wurde. Er war damals schon ein alter Mann, der seinem Amt nicht gewachsen war und deshalb schon nach zwei Jahren wegen Altersgebrechlichkeit und Körper- wie Geistesschwäche darauf verzichtete, indem er in Gegenwart von Prioren und Edelleuten den Bischofsstab auf dem Hochaltar des Domes niederlegte. Die Unzulänglichkeit des Kandidaten und die Kürze seines Pontifikates legen den Verdacht nahe, dass er von vornherein lediglich als Platzhalter für seinen Neffen Adolf von Altena gewählt worden ist, der ihm bereits 1192 als Dompropst gefolgt war und sich damit eine günstige Ausgangsposition für die nächste Wahl geschaffen hatte.'' Im Jahr 1193 dankte Bruno als Erzbischof von Köln ab und zog sich als Mönch nach Altenberg zurück. Nach seinem Tod wird er in Altenberg beigesetzt. <br> | ||
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+ | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Grafschaft Wied]]''' <br> | ||
+ | Dietrich I. von Wied, auch Theoderich von Wied genannt, von 1162 bis 1197 Graf zu Wied, stirbt in Heisterbach. Dietrich war ein Sohn Siegfrieds von Wied. Sein Bruder Rudolf wurde 1183 in einer strittigen Wahl zum Erzbischof von Trier gewählt, jedoch vom Papst nicht bestätigt. Dietrich erhielt eine Ritterausbildung am Hofe des rheinischen Pfalzgrafen Konrad. Im Jahre 1162 übernahm Dietrich nach dem Tode seines Vaters die Regentschaft in der Grafschaft Wied. Um 1171, sicher aber von 1173 an, war Dietrich erblicher Vogt des Königsgutes zu Andernach. Dietrich nahm 1189 im Gefolge Kaiser Barbarossas am Dritten Kreuzzug teil. 1190 hatten seine Krieger Städte in Thrazien erobert. Dietrich kehrte im selben Jahr nach dem Tod Barbarossas zurück. In diese Zeit fällt auch die lehnsmäßige Auftragung seiner Grafschaft an die rheinischen Pfalzgrafen. Um 1197 übergab er die Grafschaft seinem Sohn Georg von Wied und wurde Mönch in der Zisterzienserabtei Heisterbach. <br> | ||
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'''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Freie Reichsstadt Duisburg]]''' <br> | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Freie Reichsstadt Duisburg]]''' <br> | ||
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'''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Markgrafschaft Brandenburg]] / [[Datei:Templerorden.gif|50px]] [[Templerorden]]''' <br> | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Markgrafschaft Brandenburg]] / [[Datei:Templerorden.gif|50px]] [[Templerorden]]''' <br> | ||
Nach dem Jahre 1200 siedeln sich im Gebiet des Teltow die Templerritter an. Der Templerorden gründet einen befestigten Ordenshof namens Tempelhof und die Ortsteile Mariendorf, Marienfelde und Richardsdorf (Rixdorf). Die Askanier und die Wettiner erobern Siedlungsräume entlang der Flüsse Nuthe, Dahme, Panke und Wuhle. Es werden aber auch schön Pläne gemacht, die Hochflächen Teltow und Barnim „planmäßig aufgesiedelt und unter den Pflug“ zu nehmen. Beide Seiten sichern ihre Gebiete mit Burgen, befestigten Anlagen, Aufsiedlungen und Handelswegen. Gezielt bauen die Askanier die bereits bestehenden Marktflecken der späteren Doppelstadt Berlin-Cölln als Handelsplatz und als Furt durch die Spree und Zentrum neuer Handelsrouten gegen das wettinische Köpenick aus. Die massive Förderung Berlins geschieht im Zusammenhang mit dem Entscheidungskampf um den Barnim. Berlin-Cölln nimmt ständig an Bedeutung zu, und das bisherige Machtzentrum der Region, die Burg und Residenz Spandau, verliert an strategischem Gewicht. Den nordwestlichen Teltow sichern die Markgrafen, unterstützt durch den Templerorden im Komturhof Tempelhof und Dörfer wie Marienfelde, dem später eine Dörferkette mit Mariendorf, Rixdorf und Tempelhof folgt. Wer ihre Ansiedlung veranlasst (Askanier, Wettiner, Erzbischöfe von Magdeburg oder Herzöge von Schlesien), ist heute noch unbekannt. <br> | Nach dem Jahre 1200 siedeln sich im Gebiet des Teltow die Templerritter an. Der Templerorden gründet einen befestigten Ordenshof namens Tempelhof und die Ortsteile Mariendorf, Marienfelde und Richardsdorf (Rixdorf). Die Askanier und die Wettiner erobern Siedlungsräume entlang der Flüsse Nuthe, Dahme, Panke und Wuhle. Es werden aber auch schön Pläne gemacht, die Hochflächen Teltow und Barnim „planmäßig aufgesiedelt und unter den Pflug“ zu nehmen. Beide Seiten sichern ihre Gebiete mit Burgen, befestigten Anlagen, Aufsiedlungen und Handelswegen. Gezielt bauen die Askanier die bereits bestehenden Marktflecken der späteren Doppelstadt Berlin-Cölln als Handelsplatz und als Furt durch die Spree und Zentrum neuer Handelsrouten gegen das wettinische Köpenick aus. Die massive Förderung Berlins geschieht im Zusammenhang mit dem Entscheidungskampf um den Barnim. Berlin-Cölln nimmt ständig an Bedeutung zu, und das bisherige Machtzentrum der Region, die Burg und Residenz Spandau, verliert an strategischem Gewicht. Den nordwestlichen Teltow sichern die Markgrafen, unterstützt durch den Templerorden im Komturhof Tempelhof und Dörfer wie Marienfelde, dem später eine Dörferkette mit Mariendorf, Rixdorf und Tempelhof folgt. Wer ihre Ansiedlung veranlasst (Askanier, Wettiner, Erzbischöfe von Magdeburg oder Herzöge von Schlesien), ist heute noch unbekannt. <br> | ||
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+ | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Grafschaft Weimer-Orlamünde]]''' <br> | ||
+ | Die Grafschaft Weimar-Orlamünde begründet in Orlamünde eine Münzstätte. <br> | ||
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'''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Erzbistum Bremen]] / [[Grafschaft Holstein]] / [[Bistum Lübeck]]''' <br> | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Erzbistum Bremen]] / [[Grafschaft Holstein]] / [[Bistum Lübeck]]''' <br> | ||
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| <center> [[Datei:Bernhard III. von Sachsen.jpg|70px]] </center> || <center> '''Herzog von Sachsen''' </center> || <center> '''Bernhard III. von Sachsen''' <br> ''(* 1140)'' </center> || <center>'''13.04.1180''' </center>|| <center>'''19,7''' </center> | | <center> [[Datei:Bernhard III. von Sachsen.jpg|70px]] </center> || <center> '''Herzog von Sachsen''' </center> || <center> '''Bernhard III. von Sachsen''' <br> ''(* 1140)'' </center> || <center>'''13.04.1180''' </center>|| <center>'''19,7''' </center> | ||
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| <center> [[Datei:Adalbert III. von Böhmen.jpg|70px]] </center> || <center> '''Erzbischof von Salzburg''' </center> || <center> '''Adalbert III. von Böhmen''' <br> ''(* 1145)'' </center> || <center>'''1168-1177<br>seit 1183''' </center>|| <center>'''16''' </center> | | <center> [[Datei:Adalbert III. von Böhmen.jpg|70px]] </center> || <center> '''Erzbischof von Salzburg''' </center> || <center> '''Adalbert III. von Böhmen''' <br> ''(* 1145)'' </center> || <center>'''1168-1177<br>seit 1183''' </center>|| <center>'''16''' </center> | ||
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| <center> [[Datei:Ottokar I. Přemysl.jpg|70px]] </center> || <center> '''König von Böhmen''' </center> || <center> '''Ottokar I. Přemysl''' <br> ''(* um 1155 Königstädtel)'' </center> || <center>'''08.09.1198''' </center>|| <center>'''1,3''' </center> | | <center> [[Datei:Ottokar I. Přemysl.jpg|70px]] </center> || <center> '''König von Böhmen''' </center> || <center> '''Ottokar I. Přemysl''' <br> ''(* um 1155 Königstädtel)'' </center> || <center>'''08.09.1198''' </center>|| <center>'''1,3''' </center> | ||
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+ | | <center>'''[[Chronik 1200|13.01.1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Pfalzgrafschaft Burgund]]''' <br> | ||
+ | Otto I., Pfalzgraf von Burgund (* Juni/Juli 1170), stirbt im Alter von 29 Jahren in Besançon. Otto I., auch Otto von Hohenstaufen genannt, war der vierte Sohn Kaiser Friedrich I. Barbarossas und seiner zweiten Ehefrau Beatrix von Burgund. Im Jahre 1189 bekam Otto von seinem Vater die Güter seiner Mutter, das Gebiet der Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté) als Pfalzgrafschaft übertragen. Er war jedoch nicht in der Lage, die geschickte und ausgleichende Politik seines Vaters in Burgund weiterzuführen. Seine Politik provozierte Konflikte mit den Zähringern, mit dem Herzog von Burgund und den Grafen von Savoyen. Die Abspaltungstendenzen Burgunds vom Reich verstärkte sich, die Grafen von Savoyen und die Grafen von Provence traten in offene Gegnerschaft zu den Staufern. Des Weiteren verstrickte sich Otto in Kämpfe mit dem Bischof von Straßburg, Konrad II. von Hünenburg, und den Grafen von Mömpelgard, da er seinen Machtbereich auf das Elsass ausbreiten wollte. Otto gelang es, einige Gegner zu besiegen, einen davon, Amadeus von Mömpelgard, tötete er sogar eigenhändig beim Verhandeln. Trotzdem konnte er sich in den komplizierten Machtverhältnissen Burgunds nicht behaupten. Pfalzgraf Otto I. von Burgund wird in Besançon in der Kirche St. Etienne beigesetzt werden. Seit zehn Jahren war er mit der gleichaltrigen Marguerite de Blois, Tochter des Grafen Thiébaut V. de Blois et Chartres und seiner Gemahlin Alix de France, der Tochter des französischen Königs Louis VII, Witwe des Hugues III. d’Oisy, Kastellan von Cambrai(sie wurde mit 13 Jahren seine Ehefrau), verheiratet. Ihre beiden Erbtöchter aus der Ehe mit Otto I. sind Jeanne Ire (Johanna, * 1191) und Béatrice (* 1193). <br> | ||
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+ | | <center>'''[[Chronik 1200|02.02.1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Bistum Lüttich]]''' <br> | ||
+ | Albrecht II. von Cuyk (* 1134), Bischof von Lüttich, stirbt im Alter von 66 Jahren. Albrecht II. stammte aus dem Geschlecht von Cuyk und war Sohn von Hermann II. von Cuyk. Er trat in den geistlichen Stand ein und wurde Archidiakon und Propst von St. Paul in Lüttich. Nach der Ermordung von Albrecht I. von Löwen und der Bannung von Lothar von Hochstaden war die Nachfolgeregelung schwierig. Es gab im Domkapitel mehrere Parteien. Dabei wurden diese massiv durch den regionalen Adel beeinflusst. So bemühte sich der Herzog von Limburg um die Wahl seines damals erst 16jährigen Sohnes Simon von Limburg. Dem stellte sich der Herzog von Brabant entgegen, weil er eine Machterweiterung der Limburger befürchtete. Zunächst wurde aber dennoch Simon von Limburg gewählt. Dieser war ein Verwandter des ermordeten Albert. Um den Konflikt zu entschärfen, erhielt er von Kaiser Heinrich VI. auch die Belehnung mit den Regalien. Gegen die Wahl wandte sich die andere Partei an den Papst, weil die Unterstützer Lothar von Hochstadens von der Wahl ausgeschlossen worden seien. Unter diesen Kritikern war auch Albrecht. Dieser ging wie auch Vertreter der Gegenseite nach Rom, um ihre jeweilige Sache zu vertreten. Sein Kontrahent begann 1193 mit der Leitung von Bistum und Hochstift. Der Papst erklärte die Wahl Simons für nichtig und befahl, eine neue Wahl durchzuführen. Weil Lüttich von den Limburgern besetzt war, musste die Wahl in Namur stattfinden. Auf Vorschlag des vom Papst ernannten Administrators Balduin von Hennegau wurde Albrecht von Cuyk vorgeschlagen. Eine recht geringe Zahl Kanoniker wählte Albrecht. Wieder wurde der Papst als Schiedsrichter angerufen. Zwischen den Anhängern beider Seiten, insbesondere zwischen Graf Balduin V. von Hennegau und Heinrich von Brabant, kam es zu schweren Kämpfen, bis diese durch einen Vertrag beendet wurde. Simon hatte dadurch die militärische Unterstützung seines Vaters verloren und daher alle faktische Macht eingebüßt. Sowohl Albrecht wie auch Simon reisten nach Rom. Der Papst Coelestin III. entschied sich für Albrecht, soll aber Simon zum Kardinal ernannt haben. Dieser starb jedoch bald darauf. Die Angelegenheit wurde durch die Falschmeldung vom Tod Albrechts noch komplizierter, da die Domherren nun einen Otto von Falconis-Monte (Valkenburg) zum Bischof wählten. Sowohl Otto wie auch Albrecht erschienen beim Kaiser in Worms und baten um die Investitur. Der Kandidat Otto wurde ausgelacht und Albrecht belehnt. Im Jahr 1196 wurde er von Erzbischof Adolf I. von Altena in Köln zum Bischof geweiht. Die hohen Ausgaben durch den langen Nachfolgeprozess suchte er durch verschiedene Mittel, zu denen offenbar auch die Simonie (Kauf oder Verkauf von kirchlichen Ämtern, Pfründen, Sakramenten oder Reliquien) gehörte, wieder herein zu bringen. Von Bedeutung über seine Herrschaft hinaus, war 1196 (1198) die Verleihung von großen Privilegien zu Gunsten der Bürger von Lüttich. Danach waren die Bürger nicht mehr zur Heeresdienst sondern nur noch zur Stadtverteidigung verpflichtet. Sie sollten zuerst der städtischen Gerichtsbarkeit unterliegen. Erst wenn dieses Gericht sich weigerte, sollte das höhere bischöfliche Gericht tätig werden dürfen. Hinzu kamen zahlreiche weitere Rechte. Im Jahr 1196 unterstützte er den Herzog von Brabant bei seinem Krieg gegen Graf Dietrich VII. von Holland. Ein Jahr später belegte er wegen Verfehlungen gegen einen Priester und der Zurückhaltung von Kirchengut durch Herzogin Mathilde von Boulogne, die die Herrschaft in Brabant in Abwesenheit ihres Mannes ausübte, das Herzogtum mit dem Interdikt, was bedeutet, dass die Betroffenen nicht mehr die Sakramente verwalten durften, was ihre Mitglieder in große Seelennot bringen konnte. Durch die Vermittlung des Bischofs von Metz Bertram wurde der Konflikt, der zu kriegerischen Auseinandersetzungen zu eskalieren drohte, beigelegt. In seiner Zeit wurde die Stadt Lüttich durch den Kauf von anliegenden Wiesen vergrößert und Albrecht erlaubte 1198 den Ausbau der ummauerten Stadt. Nach dem Tod Heinrich VI. 1198 unterstützte Albrecht Philipp von Schwaben. Damit stand er im Gegensatz zu den meisten anderen Fürsten der Region, die Otto IV. von Braunschweig unterstützten. Otto kam zusammen mit dem Erzbischof von Köln selbst nach Lüttich. Albrecht zog sich auf die Burg Huy zurück. Er erklärte sich mit einem Schreiben zahlreicher Bischöfe und Fürsten einverstanden, die 1199 dem Papst die Wahl Philipps empfahlen. Im Inneren tat er wenig, um die Kirchenzucht unter den hohen Geistlichen des Bistums zu verbessern. Albrecht II. von Cuyk wurde nach seinem Tod im Domchor begraben. <br> | ||
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+ | | <center>'''[[Chronik 1200|April 1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Kirchenstaat]] / [[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Konrad I. von Wittelsbach.jpg|thumb|150px|''Konrad I. von Wittelsbach, Erzbischof von Mainz, bewirkt einen befristeten Waffenstillstand zwischen den beiden deutschen Königen'']] Der mit einer Vermittlerrolle von Papst Innocentius III. ausgestattete Erzbischof von Mainz, Konrad I. von Wittelsbach, Erzbischof von Mainz, bewirkt einen befristeten Waffenstillstand zwischen den beiden deutschen Königen. Der etwa 80 Jahre alte Geistliche, der auch Erzbischof von Salzburg und Kardinalbischof von Sabina ist, weilte während der Doppelkönigswahlen des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1198 auf dem Kreuzzug in Palästina und kehrte erst 1099 ins Reich zurück. <br> | ||
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| <center>'''[[Chronik 1200|03.04.1200]]''' <br> [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Kirchenstaat]] / [[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | | <center>'''[[Chronik 1200|03.04.1200]]''' <br> [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Kirchenstaat]] / [[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | ||
− | [[Datei:Innozenz III.jpg|thumb|150px|left|''Papst Innocentius III.''']] [[Datei:Kunigunde.jpg|thumb|150px|''Die heilig gesprochene Kaiserin Kunigunde'']] Nachdem Kaiser Heinrich II. 1146, mehr als hundert Jahre nach seinem Tod, heiliggesprochen worden war, soll er es einer Legende zufolge, nicht ertragen haben, dass nicht auch seine Frau verehrt wurde. Der Legende nach war Kunigunde, um in einem Gottesurteil ihre Unschuld bezüglich einer Anschuldigung wegen Ehebruchs zu beweisen, über glühende Pflugscharen (oder über glühende Kohlen) gelaufen und unverletzt geblieben. Dies wurde als Zeichen ihrer Keuschheit und Heiligkeit angesehen. Papst Innocentius III. verkündet ihre Heiligsprechung. Kunigunde/Cunégonde, Tochter des Grafen Siegfried I. von Luxemburg, deren väterlicher Großvater ebenso wie ihr väterlicher Urgroßvater unbekannt bleiben, hatte über ihre väterliche Großmutter karolingisches Blut: diese Cunégonde, Mutter von Graf Siegfried I. von Luxemburg, war die Tochter von Ermentrud und Enkelin des westfränkischen Königs Louis II "le Bégue". Sie heiratete kurz nach 995 Herzog Heinrich IV. von | + | [[Datei:Innozenz III.jpg|thumb|150px|left|''Papst Innocentius III.''']] [[Datei:Kunigunde.jpg|thumb|150px|''Die heilig gesprochene Kaiserin Kunigunde'']] Nachdem Kaiser Heinrich II. 1146, mehr als hundert Jahre nach seinem Tod, heiliggesprochen worden war, soll er es einer Legende zufolge, nicht ertragen haben, dass nicht auch seine Frau verehrt wurde. Der Legende nach war Kunigunde, um in einem Gottesurteil ihre Unschuld bezüglich einer Anschuldigung wegen Ehebruchs zu beweisen, über glühende Pflugscharen (oder über glühende Kohlen) gelaufen und unverletzt geblieben. Dies wurde als Zeichen ihrer Keuschheit und Heiligkeit angesehen. Papst Innocentius III. verkündet ihre Heiligsprechung. Kunigunde/Cunégonde, Tochter des Grafen Siegfried I. von Luxemburg, deren väterlicher Großvater ebenso wie ihr väterlicher Urgroßvater unbekannt bleiben, hatte über ihre väterliche Großmutter karolingisches Blut: diese Cunégonde, Mutter von Graf Siegfried I. von Luxemburg, war die Tochter von Ermentrud und Enkelin des westfränkischen Königs Louis II "le Bégue". Sie heiratete kurz nach 995 Herzog Heinrich IV. von Baiern (später Kaiser Heinrich II.) aus der bayerischen Linie der Liudolfinger. Die Ehe blieb kinderlos und wurde von der späteren Legendenbildung als Josephsehe verklärt. 1002 weihte Erzbischof Willigis von Mainz Kunigunde in Paderborn zur Königin; 1014 wurde sie in Rom an der Seite ihres Gemahls zur Kaiserin gekrönt. Salbung und Krönung, die ihr 1002 zuteilwurden, sind bei früheren römisch-deutschen Königinnen nicht nachweisbar. Die sakral-königliche Legitimation des Herrschers galt somit auch für sie. Für die Ausstattung des Bistums Bamberg musste Kunigunde 1007/1008 ihr sicheres Witwengut zur Verfügung stellen, denn die Stadt Bamberg war ihr eigentlich von ihrem Gemahl als Heiratsgut übertragen worden. Es gibt keinen Hinweis, dass Kunigunde diese fromme Stiftung nicht mitgetragen hätte. Die berühmte Prachthandschrift der Bamberger Apokalypse trug auf ihrem Einband die Inschrift: „Heinrich und Kunigunde bringen dir diese Geschenke dar“ (Henric et Kunigunt haec tibi munera promunt). Umfangreiche Verfügungen Kunigundes über Reichsgut wurden von Heinrichs Nachfolger Kaiser Konrad II. teilweise rückgängig gemacht. Hatte der Verzicht Kunigundes zugunsten Bambergs bereits zu Spannungen mit ihrer Familie geführt, so kam es durch die Weigerung Heinrichs, ihrem Bruder Adalbero, Propst von St. Paulin in Trier, das Amt des Trierer Erzbischofs zu übertragen, zu einem offenen Konflikt mit den Brüdern Dietrich II., dem Bischof von Metz, und dem bayerischen Herzog Heinrich V. von Baiern. Der Aufstand der Luxemburger wurde von Heinrich niedergeschlagen. Während der etwa zweimonatigen Thronvakanz nach dem Tod ihres Mannes 1024 führte Kunigunde mit Hilfe ihrer Brüder Dietrich und Heinrich unangefochten die Reichsgeschäfte. Ebenso behielt sie die Reichskleinodien in ihrer Gewalt. Als Zeichen der Legitimation übergab sie diese dem neuen König Konrad II. nach seiner Wahl. Anschließend trat sie in das von ihr gegründete Kloster Kaufungen ein und starb dort – den zuverlässigsten Zeugnissen zufolge – am 3. März 1033. Ihre erste Grablege fand sie wohl in der dortigen Klosterkirche. Kunigunde erscheint deutlicher als eigenständige Politikerin als ihre Vorgängerinnen. Mit Intervention (Nennung als Fürsprecherin in den Königsurkunden) und Vermittlung in politischen Konflikten ist ihre Teilhabe an der Königsherrschaft zu fassen. Etwa ein Drittel der Urkunden Heinrichs nennt Kunigunde als Intervenientin. Sie stand ihrem Gemahl mit Rat und Tat bei, etwa als Stellvertreterin des Königs bei der Grenzsicherung 1012 und 1016 in Sachsen. Mit Stiftungen, Schenkungen und Gebetsvereinigungen sorgte sie für die Memoria des Herrscherhauses. In einem längeren Prozess gründete sie das Benediktinerinnenkloster Kaufungen bei Kassel (nach Thietmar von Merseburg 1017 aufgrund eines Gelübdes). <br> |
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− | | <center>'''[[Chronik 1200|Mitte 1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Deutscher Orden.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[ | + | | <center>'''[[Chronik 1200|08.04.1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Erzbistum Salzburg]]''' <br> |
+ | [[Datei:Adalbert III. von Böhmen.jpg|thumb|150px|''Erzbischof Adalbert III. von Böhmen'']] Der Erzbischof von Salzburg, Adalbert III. von Böhmen, dessen Regentschaft wesentlich vom Streit mit Kaiser Friedrich Barbarossa geprägt war, stirbt in Salzburg. Adalbert war der Sohn des von Kaiser Friedrich I. zum König erhobenen Herzogs Wladislaw II. von Böhmen und dessen Frau Gertrud, der Tochter des Markgrafen Leopold von Österreich. Adalbert lebte als Diakon im böhmischen Kloster Strahov (lat. Mons Sion) bei Prag. Nach dem Tod Erzbischof Konrads II. von Salzburg (dem Onkel mütterlicherseits von Adalbert) am 28. September 1168 wurde Adalbert III. einstimmig zum Nachfolger gewählt, danach in Anbetracht der lauernden Gefahren heimlich nach Salzburg geholt und dort am 1. November 1168 inthronisiert. Am 15. März 1169 empfing Adalbert durch Udalrich, den Patriarchen von Aquileja, die Bischofsweihe, vom Papst Alexander III. erhielt er bald danach das Pallium. Ohne von Kaiser Friedrich I. die Regalien empfangen zu haben, übte Adalbert trotzdem alle weltlichen Herrschaftsrechte aus. Der erzürnte Kaiser ließ ihn daher, als er Pfingsten 1169 in Begleitung seines Vaters, dem König von Böhmen Vladislav II. (Ladislaus), vor ihm in Bamberg erschien, nicht einmal vor. Beim Erscheinen des Kaisers im Salzburgischen von seinen Ministerialen im Stich gelassen, musste Adalbert vorerst auf seine Würde verzichten und ging in die steirischen Klöster Admont und Vorau. Bald jedoch trat er, den Verzicht widerrufend, wieder als Erzbischof auf. Er suchte dabei vorerst vergebens sich durch unrechtmäßige Vergabe von Kirchengütern Verbündete zu gewinnen, während der Klerus, über sein Vorgehen entrüstet, mit dem Kaiser über eine Neuwahl verhandelte. Papst Alexander III. nahm seinen Parteigänger Adalbert aber in Schutz. Ein Versuch durch Vermittlung des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg im Jahre 1171 mit dem Kaiser Frieden zu schließen, blieb erfolglos. Als Friedrich Barbarossa in der Stadt Salzburg Anfang 1172 einen glänzenden Hoftag abhielt, an dem auch die Bischöfe von Regensburg, Brixen und Gurk teilnahmen, fehlte Adalbert zunächst und erschien erst stark verspätet. Adalbert erklärte sich in der Folge erst zur Anerkennung eines zusammengesetzten Gerichtes zur Klärung seiner Herrschaftsansprüche bereit, erbat sich darauf wieder Bedenkzeit, verließ aber in der folgenden Nacht heimlich die Stadt. Durch die Abdankung seines Vaters seiner Hauptstütze beraubt und vom Kardinallegaten Konrad I. von Wittelsbach in seiner Handlungsfähigkeit sehr gehindert, wusste Adalbert seine Sache doch noch bis zum Mai des Jahres 1174 hinzuschleppen, wo er durch Spruch des Fürstengerichtes zu Regensburg endlich doch förmlich abgesetzt wurde. Zuerst wurde von Seiten des Kaisers Propst Heinrich von Berchtesgaden zum Erzbischof von Salzburg erhoben, der jedoch vom Papst nicht anerkannt wurde. Alexander III. hielt weiterhin zu Adalbert und lud ihn 1177 nach Venedig vor, damit er sich dort gegen die von dem Salzburger Klerus gegen ihn erhobenen Anklagen verantworten könne. Doch musste auch der Papst zuletzt Adalbert dem Kaiser gegenüber aufgeben: Trotz aller Bemühungen Adalberts bestimmte der Venediger Friede die Absetzung sowohl des Salzburger Erzbischofs Adalbert als auch seines Gegenspielers Heinrich. Adalbert wurde jedoch eine spätere namhafte Entschädigung in Aussicht gestellt. Adalbert lebte nun zuerst bei Udalrich von Aquileja, dann als Propst zu Mělník in Böhmen, vom Papst durch die Legation geehrt, doch ohne Einfluss. Als aber der statt seiner zum Erzbischof von Salzburg erhobene Konrad (III.) von Wittelsbach den Mainzer Erzstuhl erhielt, wurde Adalbert am 19. September 1183 unter des Kaisers Zustimmung einstimmig wieder zum Erzbischof (Metropoliten) erwählt und bekleidete dieses Amt gewissenhaft bis zu seinem Tod. Sein Ansehen bezeugt die von ihm erwirkte Urkunde Papst Lucius' III. vom 3. Dezember 1184 über die Bestätigung der Privilegien der Salzburger Kirche und namentlich deren Hoheit über das nach Unabhängigkeit strebende Bistum Gurk. In die Reichsangelegenheiten griff Adalbert durch seine erfolgreiche Verwendung für König Richard Löwenherz im Dezember 1194 bei dem sterbenden Leopold von Österreich und durch die Beteiligung an der Wahl Philipps von Schwaben zum König im Jahre 1198 ein. 1186 half er seinem durch einen Aufstand aus Böhmen verjagten Bruder Herzog Friedrich wieder zur Herrschaft. Er griff vermutlich auch in die zwischen seinen Brüdern Friedrich, Wladislaw und Premysl in Böhmen entstandenen Wirren zu Gunsten des letzten ein. Seiner Diözese stand Adalbert zumindest nach seiner Wiedererhebung verdienstvoll vor, doch hatte er 1196 einen Aufstand der Stadt Reichenhall gewaltsam niederzuwerfen und 1198 mit aufsässigen Ministerialen zu kämpfen, die ihn angeblich vierzehn Tage in Werfen eingeschlossen hielten und zu einem Vergleich zwangen. Adalbert von Böhmen gehörte 16 Jahre lang zu den wichtigsten Politikern im Heiligen Römischen Reich; er wird im Salzburger Dom vor dem St. Andreas-Altar beigesetzt werden. <br> | ||
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+ | | <center>'''[[Chronik 1200|23.04.1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Kärnten]]''' <br> | ||
+ | Ekkehard, der Bischof von Gurk, stirbt im Alter von 30 Jahren. Der frühere Propst in Maria Saal stammte vermutlich aus Kärnten. Er war Teilnehmer an der Provinzialsynode von 1187 in Leibnitz. Von ihm stammt die Urkunde, die das erste Spital in Kärnten und damit die spätere Stadt Spittal an der Drau begründete. 1195 wurde er vom Salzburger Erzbischof Adalbert III. ohne Einbindung des Domkapitels zum Bischof von Gurk gewählt. Im selben Jahr war er Zeuge des Friedensschlusses zwischen Papst Alexander III. und Kaiser Friedrich I. in Venedig. Bischof Ekkehard dürfte sich hauptsächlich in seiner Diözese aufgehalten haben, unterhielt ein gutes Verhältnis zu seinem Domkapitel und war um die Sicherung der wirtschaftlichen Grundlagen seines Bistums bemüht. Im Jahre 1200 stiftete er wohl in Vorahnung seines baldigen Todes den Hochaltar in seiner Gurker Kathedrale. <br> | ||
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+ | | <center>'''[[Chronik 1200|25.05.1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herrschaft Mecklenburg]] / [[Herrschaft Rostock]]''' <br> | ||
+ | Der Herr von Mecklenburg, Nikolaus I. (auch Niklot), stirbt bei Waschow, 25 Kilometer südwestlich von Schwerin. Nikolaus I. war ein Sohn des Obotritenfürsten Wertislaw, Herr von Rostock. Er kämpfte gemeinsam mit den Dänen und Friedrich I. gegen Heinrich den Löwen und führte, gestützt durch die Dänen, 1183–1185 Krieg gegen seinen Vetter Heinrich Borwin I. Dieser Familienkrieg in Mecklenburg und die fehlende Hilfe von außen verschafften dem dänischen König Knut VI. die Möglichkeit, seine Position an der Ostsee auszubauen. So musste sich Nikolaus I. und sein Vetter den Dänen 1185 als Vasall unterwerfen. Er bekam aber die Herrschaft Rostock als Lehen. Bei Waschow findet heute eine Schlacht zwischen den Grafen Adolf I. von Dassel und Adolf III. von Schauenburg und Holstein einerseits und der mecklenburgischen Fürsten und dänischen Vasallen Heinrich Borwin I. und Nikolaus I. sowie den Grafen von Schwerin andererseits statt. In dieser Schlacht geht es um den Bestand der seit kurzem von Adolf von Dassel regierten Grafschaft Ratzeburg. Sie endet mit dem Sieg der mecklenburgischen Fürsten, die sich damit die Vogteien Boitin, Gadebusch, Wittenburg und Boizenburg sichern. Für den kinderlosen Fürsten Nikolaus I. endet diese Schlacht tödlich. Neuer Herr zu Mecklenburg wird der Sohn des Abodritenfürsten und Herren von Mecklenburg Pribislaw, Heinrich Borwin I. <br> | ||
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+ | | <center>'''[[Chronik 1200|Mai/Juni 1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Erzbistum Salzburg]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Eberhard von Regensberg.jpg|thumb|150px|left|''Der neue Erzbischof von Salzburg Eberhard von Regensberg'']] Zum Nachfolger des im April verstorbenen Erzbischofs von Salzburg wird der 30 Jahre alte bisherige Bischof von Brixen, Eberhard von Regensberg gewählt. Eberhard wurde als Sohn des Luitold II. von Regensberg aus dem Geschlecht der Freiherren von Regensberg geboren. Seine Mutter stammte aus dem Geschlecht der Freiherren von Vaz. Sein Onkel Diethelm von Krenkingen, Bischof von Konstanz, berief ihn in das Konstanzer Domkapitel und hat wohl auch die Wahl von Eberhard zum Bischof von Brixen gefördert. Seine Wahl zum Erzbischof von Salzburg erkennt Papst Innocentius III. zunächst nicht an, da er dem kritischen Mann misstraut. <br> | ||
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+ | | <center>'''[[Chronik 1200|Mitte 1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Deutscher Orden.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Bistum Merseburg]] / [[Deutscher Orden]]''' <br> | ||
Der Deutsche Orden gründet unter Hermann von Salza mit einem Spital in Halle seine erste Niederlassung auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches nördlich der Alpen. Auf einem durch Schenkung übereigneten Gelände westlich der Stadt gründen Ordensbrüder St. Kunigunden. Das Spital benennt sich nach der heilig gesprochenen Kaiserin Kunigunde, der Gemahlin Heinrichs II. <br> | Der Deutsche Orden gründet unter Hermann von Salza mit einem Spital in Halle seine erste Niederlassung auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches nördlich der Alpen. Auf einem durch Schenkung übereigneten Gelände westlich der Stadt gründen Ordensbrüder St. Kunigunden. Das Spital benennt sich nach der heilig gesprochenen Kaiserin Kunigunde, der Gemahlin Heinrichs II. <br> | ||
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+ | | <center>'''[[Chronik 1200|04.06.1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Grafschaft Arnsberg]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Heinrich I. von Arnsberg.jpg|thumb|150px|left|''Graf Heinrich I. von Arnsberg'']] Der 72 Jahre alte ehemalige Regent der Grafschaft Arnsberg, Heinrich I. von Arnsberg, stirbt daselbst. Heinrich war der Sohn des Grafen Gottfried I. von Cuyk und der Ida von Werl-Arnsberg, der Erbtochter von Graf Friedrich I. Mit seiner Frau Ermengard hatte er vier Kinder. Die Tochter Adelheid ist Äbtissin des Damenstifts Meschede. Eine zweite Tochter mit unbekanntem Namen heiratete Thiemo II. Graf von Soest-Hoenrode (anderswo wird ein Otto von Bentheim genannt). Hinzu kommt der erstgeborene Sohn Heinrich II., der auch als Graf von Arnsberg bezeichnet. Das eigentliche Erbe als regierender Graf trat allerdings der zweite Sohn, der spätere Gottfried II., an. Noch zu Lebzeiten seines Vaters führte Heinrich 1145 eine Fehde mit dem Grafen Volkwin von Schwalenberg-Waldeck. Der Hintergrund war, dass sich die Ansässigen um das Kloster Obermarsberg gegen den dortigen Abt aufgelehnt hatten. Während dieser mit dem Waldecker ein Bündnis abschloss, wurden die Einwohner von Heinrich unterstützt, dem und seinen Truppen sie die Tore öffneten. Ziel Heinrichs war es, die strategisch wichtige Siedlung an der Stelle der alten Eresburg in seinen Besitz zu bringen. Die Pläne zerschlugen sich, nachdem die Gegner die Befestigungen gestürmt hatten und Heinrich zum Abzug zwangen. In den nächsten Jahren weilte Heinrich wie schon sein Vater an der Seite der Kaiser. Als im April 1152 Friedrich Barbarossa in Soest war, befand sich in seiner Umgebung Henricus comes de Arnesberg, im selben Jahr war sein Bruder Friedrich im kaiserlichen Hoflager in Köln. Daneben war der Graf auch in der Umgebung von Erzbischof Rainald von Dassel und seines Verwandten Heinrich des Löwen anzutreffen. Bei den Fürsten fiel er jedoch durch den Mord an seinem Bruder in Ungnade. Der Bruder, ebenfalls mit Namen Heinrich, hatte möglicherweise Erbansprüche auf die Grafschaft Rietberg als einer selbstständigen Herrschaft erhoben. Sein Bruder ließ ihn gefangen nehmen und bis zu dessen Tod im Jahr 1165 einkerkern. Der Erzbischof von Köln und Heinrich der Löwe (in seiner Eigenschaft als Herzog von Sachsen) traten als Rächer auf. Ihnen schlossen sich weitere Bischöfe Westfalens an. Zusammen belagerten sie 1166 die Burg Arnsberg. Diese wurde erobert und zerstört. Der Graf konnte entkommen und schaffte es, seine Herrschaft durch Selbstdemütigung vor dem Kölner Erzbischof zu behaupten. Graf Heinrich musste dem Erzbischof erhebliche Zugeständnisse machen und war, wenn auch nicht de jure, so doch de facto ein Vasall des Kirchenfürsten. Eine für die Region positive Folge des Mordes war um 1170 das zur Sühne gegründete Prämonstratenserstift Wedinghausen. An der gewalttätigen Politik Heinrichs änderte dies zunächst wenig. Im Jahr 1172 ließ er seinen Schwiegersohn gefangen nehmen, der ebenfalls gewisse Ansprüche stellte. Erst nachdem dieser versprochen hatte, außer der Mitgift nichts mehr zu fordern, wurde er freigelassen. Für den übersteigerten Machtanspruch spricht auch, dass sich Heinrich in einer Urkunde von 1175 als „von Gottes Gnaden Graf zu Arnsberg“ bezeichnete. Allerdings fielen in die Zeit Heinrichs für die zukünftige Entwicklung der Grafschaft nachteilige Entwicklungen. Als Folge des Konflikts mit Friedrich I. verlor Heinrich der Löwe das Herzogtum Sachsen. Als Herzogtum Westfalen fielen Teile davon an den Kurfürsten von Köln. Anders als die Sachsenherzöge, die sich in die Herrschaft der Grafen und anderen Adeligen kaum eingemischt hatten, begannen die Erzbischöfe in Westfalen eine eigene Territorialherrschaft zu etablieren. Damit nahm mittelfristig der Druck des Erzbistums auf die Grafschaft Arnsberg weiter zu, zumal die Bischöfe an den Grenzen befestigte Burgen und Städte errichten ließen. Auch wenn die Grafschaft Arnsberg sich behaupten konnte, gab der Herzogstitel den Kölner Bischöfen doch erhebliche Rechte auch innerhalb des Arnsberger Territoriums. So konnten sie zur Wahrung des Landfriedens die Neuanlage von Burgen und Stadtgründungen untersagen. Die Gelnhäuser Urkunde, in dem Heinrich der Löwe seine herzoglichen Rechte verlor, wurde auch von Graf Heinrich besiegelt. Er hat sogar in der Folgezeit den Kölner Erzbischof unterstützt, als sich Heinrich der Löwe weigerte, die Bedingungen anzuerkennen. Im Jahr 1185 schenkte Graf Heinrich dem Stift Wedinghausen beträchtlichen Besitz wie das Eichholz, das unmittelbar an das Kloster angrenzte, den Hof Evenho, den Hof Rumbeck und andere Ländereien. Gleichzeitig übertrug er die Herrschaft an seinen Sohn Gottfried. Im Jahr 1187 war Heinrich bei dem Reichstag in Worms anwesend und diente Kaiser Friedrich I. als Zeuge bei der Ausstellung von Urkunden. Später trat Heinrich als Laienbruder in das von ihm gestiftete Kloster ein und starb dort. <br> | ||
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+ | | <center>'''[[Chronik 1200|25.10.1200]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Bayern 1200-1399.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Erzbistum Mainz]] / [[Herzogtum Baiern]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Konrad I. von Wittelsbach.jpg|thumb|150px|''Konrad I. von Wittelsbach, Erzbischof von Mainz, stirbt auf der Rückreise vom Kreuzzug in Ungarn'']] Der Erzbischof von Mainz und Salzburg und Kardinalbischof von Sabina, Konrad I. von Wittelsbach, stirbt etwa 80jährig in Riedfeld bei Neustadt an der Aisch. Der Sohn des Pfalzgrafen Otto V. von Scheyern-Wittelsbach studierte in Salzburg und Paris. Auf dem Konzil von Lodi 1161 ernannte ihn Friedrich I. Barbarossa zum Erzbischof von Mainz und zum Erzkanzler des Reiches. Zuvor hatte der Kaiser bei Papst Viktor IV. die Absetzung der 1160 gewählten Erzbischöfe Christian I. von Buch und Rudolf von Zähringen betrieben. Unter dem Kaiser hatte das Ringen zwischen Imperium und Priestertum wieder schärfere Züge angenommen. Auch die Amtszeiten Konrads wurden von diesem Konflikt geprägt. Denn Viktor IV. war keineswegs unumstrittener Inhaber des Papstamtes, sondern fungierte als Gegenpapst zu Alexander III. War dieses Schisma zu Lebzeiten Viktors noch erträglich, so verschärfte es sich nach dessen Tod. Gegen die Warnung Konrads betrieb der Erzbischof von Köln, Rainald von Dassel, die Wahl Paschalis' III. zum erneuten Gegenpapst gegenüber Alexander III. Dieser wurde wiederum von Erzbischof Konrad unterstützt. 1165 leistete er ihm den Treueid, brach mit Barbarossa und floh anschließend nach Frankreich, ein Schritt, der damals mit Verwirrung aufgenommen wurde. Barbarossa erklärte den Erzbischof daraufhin für abgesetzt und ließ erneut Christian vom Buch zum Erzbischof wählen. Dieser wurde von den Reichsfürsten auch anerkannt. Papst Alexander III. erkannte die Wahl jedoch nicht an und betrachtete weiterhin Konrad als rechtmäßigen Erzbischof von Mainz, weihte ihn zum Bischof und machte ihn anschließend zum Kardinalpriester mit der Titelkirche San Marcello und schließlich zum Kardinalbischof von Sabina. Später machte ihn der Papst außerdem noch zum Bischof von Sora im Latium. 1165 erreichten die kaiserlichen Truppen, unter denen sich auch Christian I. von Buch befand, die Stadt Rom und nahmen sie ein. Konrad war jedoch schon vorher aus der Stadt geflohen. 1176 erlitt Kaiser Barbarossa eine schwere Niederlage gegen das Heer Mailands und Alexanders III., worauf sich 1177 auf dem Frieden von Venedig die Parteien versöhnten. Alexander III. erkannte Christian von Buch daraufhin als rechtmäßigen Erzbischof von Mainz an. Konrad wurde mit dem Erzbistum Salzburg abgefunden. Allerdings betrachtete er sich selbst weiterhin auch als Erzbischof von Mainz. Konrad erhielt der Legende nach vom Papst 1179 auf Lebenszeit den an seine Nachfolger vererblichen Titel eines Legaten über ganz Deutschland. Die Würde eines „geborenen“, also ständigen päpstlichen Legaten (legatus natus) kommt seit dieser Zeit jedem Salzburger Erzbischof ohne gesonderte Verleihung zu. Seither tragen die Erzbischöfe bei besonderen feierlichen Anlässen in ihrer Diözese den Legatenpurpur, eine feierliche Purpurkleidung, die wesentlich älter ist als das Purpurgewand der Kardinäle. Die Salzburger Erzbischöfe sind die einzigen, die sogar an der römischen Kurie im Legatenpurpur auftreten dürfen. Nach dem Tod Christians von Buch trat Konrad, seit 1181 Kardinaldekan, 1183 seine zweite Amtsperiode als Erzbischof von Mainz an. Er erneuerte den Dom und die Stadtmauer, die Friedrich Barbarossa 1160 nach dem Mord der Bürger an Erzbischof Arnold von Selenhofen hatte schleifen lassen. In seine Ägide fiel auch das als „größtes des Mittelalters“ bezeichnete Fest 1184 auf der Maaraue, und der so genannte Hoftag Jesu Christi 1188 in Mainz, auf dem der Aufbruch zum Dritten Kreuzzug verkündet wurde. 1197 brach Konrad selbst an der Spitze der Vorhut des Kreuzzugs Heinrichs VI. auf. Im selben Jahr starb Kaiser Heinrich VI. Seinen zweijährigen Sohn Friedrich hatte Konrad mit den Fürsten 1196 noch zum König gewählt. Der frühe Tod des Kaisers machte eine direkte Amtsübernahme des Thronerben nicht möglich, weswegen in der Folge Kriege um die Thronfolge ausbrachen. Diese leiteten das Ende des universalen Kaisermacht und damit letztendlich auch des Imperiums ein. Statt einer erblichen Zentralmacht wie in Frankreich und England bildete sich die Vorherrschaft der Fürsten heraus. In dem Streit um die Thronfolge in Antiochien stellte sich Konrad, wie auch die lateinischen Patriarchen der Stadt, auf die Seite von Raimund Ruben gegen Bohemund den Einäugigen und brachte die Barone dazu, Raimund Ruben feierlich als Nachfolger Bohemunds II. anzuerkennen. Während Konrad in Palästina weilte, kam es 1198 im Heiligen Römischen Reich zur verhängnisvollen Doppelkönigswahl Philipps von Schwaben und Ottos IV. von Braunschweig. Erst 1199 kehrte der von Papst Innozenz III. mit einer Vermittlerrolle ausgestattete Erzbischof ins Reich zurück. In dieser Funktion bewirkte er im April 1200 einen befristeten Waffenstillstand. Nun stirbt der Erzbischof auf der Rückreise vom Kreuzzug und wird im Mainzer Dom begraben werden. <br> | ||
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| <center>'''[[Chronik 1200|Jahreswende 1200/1201]]''' <br> [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Kirchenstaat]] / [[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | | <center>'''[[Chronik 1200|Jahreswende 1200/1201]]''' <br> [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Kirchenstaat]] / [[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | ||
− | [[Datei:Innozenz III.jpg|thumb|150px|''Papst Innocentius III.'']] Im Heiligen Römischen Reich suchen immer noch zwei gewählte Könige, Otto IV. von Braunschweig und Philipp von Schwaben, nach der Mehrheit der Großen im Lande; beide erwarten in absehbarer Zeit von Papst Innocentius III. (Innozenz III.) die Kaiserkrönung und damit die Anerkennung ihrer Herrschaft. Die staufische Mehrheit im Reich, die sich für Philipp von Schwaben entschieden hat, beansprucht selbstbewusst in ihrer Speyerer Fürstenerklärung vom 28. Mai 1199 das Recht, den deutschen König zu wählen, für sich. Nicht erwähnt wird die Bestätigung der Wahl durch den Papst und dessen Recht, die Kaiserkrönung vorzunehmen. Die Wahl des Königs begründet nach Sicht der Anhänger des Staufers zugleich dessen Anspruch auf die Kaiserherrschaft. Demnach kommt dem Papst für das Kaisertum nur die Rolle eines bloßen Coronators (Krönungsvollziehers) zu. Die welfische Seite hingegen bittet um Bestätigung der Wahl Ottos IV. und um die päpstliche Zustimmung zur Kaiserkrönung. Dem päpstlichen Urteil kommt damit erhebliche Bedeutung zu. Papst Innocentius unterzieht alle drei Kandidaten für die künftige Kaiserkrönung einer sorgfältigen Prüfung. Der Staufer Friedrich II. scheidet wegen seiner Jugend aus - er ist erst sechs Jahre alt. Der Staufer Philipp entstammt mit Blick auf seine salischen Vorfahren Heinrich IV. und Heinrich V. einem Geschlecht der Verfolger der Kirche (genus persecutorum) und will die Politik seines Vaters Friedrich Barbarossa gegen das Papsttum fortführen. Heinrich der Löwe und Lothar von Süpplingenburg als Vorfahren Ottos IV. waren hingegen immer treue Anhänger der Kirche gewesen. So entscheidet sich der Papst für Otto und holt von ihm verbindliche Zusagen für eine Politik ein, die mit den Zielen des Papsttums vereinbar ist. Mit dem Tod Heinrichs VI. im September 1197 ist die staufische Herrschaft in Italien zusammengebrochen. Innocentius will die von Heinrich VI. durch dessen Heirat mit Konstanze von Sizilien geschaffene Personalunion von Imperium Romanum (Römischem Reich) und Regnum Siciliae (Sizilien) auflösen. Die Lehnsoberhoheit über Sizilien will der Papst selbst behalten. In Mittelitalien soll außerdem der Kirchenstaat, das Patrimonium Petri, erweitert werden. <br> | + | [[Datei:Innozenz III.jpg|thumb|150px|left|''Papst Innocentius III.'']] Im Heiligen Römischen Reich suchen immer noch zwei gewählte Könige, Otto IV. von Braunschweig und Philipp von Schwaben, nach der Mehrheit der Großen im Lande; beide erwarten in absehbarer Zeit von Papst Innocentius III. (Innozenz III.) die Kaiserkrönung und damit die Anerkennung ihrer Herrschaft. Die staufische Mehrheit im Reich, die sich für Philipp von Schwaben entschieden hat, beansprucht selbstbewusst in ihrer Speyerer Fürstenerklärung vom 28. Mai 1199 das Recht, den deutschen König zu wählen, für sich. Nicht erwähnt wird die Bestätigung der Wahl durch den Papst und dessen Recht, die Kaiserkrönung vorzunehmen. Die Wahl des Königs begründet nach Sicht der Anhänger des Staufers zugleich dessen Anspruch auf die Kaiserherrschaft. Demnach kommt dem Papst für das Kaisertum nur die Rolle eines bloßen Coronators (Krönungsvollziehers) zu. Die welfische Seite hingegen bittet um Bestätigung der Wahl Ottos IV. und um die päpstliche Zustimmung zur Kaiserkrönung. Dem päpstlichen Urteil kommt damit erhebliche Bedeutung zu. Papst Innocentius unterzieht alle drei Kandidaten für die künftige Kaiserkrönung einer sorgfältigen Prüfung. Der Staufer Friedrich II. scheidet wegen seiner Jugend aus - er ist erst sechs Jahre alt. Der Staufer Philipp entstammt mit Blick auf seine salischen Vorfahren Heinrich IV. und Heinrich V. einem Geschlecht der Verfolger der Kirche (genus persecutorum) und will die Politik seines Vaters Friedrich Barbarossa gegen das Papsttum fortführen. Heinrich der Löwe und Lothar von Süpplingenburg als Vorfahren Ottos IV. waren hingegen immer treue Anhänger der Kirche gewesen. So entscheidet sich der Papst für Otto und holt von ihm verbindliche Zusagen für eine Politik ein, die mit den Zielen des Papsttums vereinbar ist. Mit dem Tod Heinrichs VI. im September 1197 ist die staufische Herrschaft in Italien zusammengebrochen. Innocentius will die von Heinrich VI. durch dessen Heirat mit Konstanze von Sizilien geschaffene Personalunion von Imperium Romanum (Römischem Reich) und Regnum Siciliae (Sizilien) auflösen. Die Lehnsoberhoheit über Sizilien will der Papst selbst behalten. In Mittelitalien soll außerdem der Kirchenstaat, das Patrimonium Petri, erweitert werden. <br> |
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+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1201|22.03.1201]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Schlesien]] (Teilherzogtum Oppeln)''' <br> | ||
+ | Jaroslaw, Herzog von Oppeln, stirbt. Dadurch fällt das Herzogtum wieder an seinen Vater Boleslaw I. von Schlesien. <br> | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1201|08.06.1201]]''' <br> [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Kirchenstaat]] / [[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1201|08.06.1201]]''' <br> [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Kirchenstaat]] / [[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1201|03.07.1201]]''' <br> [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Kirchenstaat]] / [[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1201|03.07.1201]]''' <br> [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Kirchenstaat]] / [[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | ||
− | Der päpstliche Legat Guido von Palestrina gibt als Antwort auf den von König Otto IV. von Braunschweig im Vormonat geleisteten Schwur in Köln die Anerkennung Ottos als alleinigen König des Heiligen Römischen Reiches bekannt; seine Widersacher verfallen dem Kirchenbann. Das päpstliche Votum für Otto findet im Reich jedoch kaum Widerhall. <br> | + | Der päpstliche Legat Guido von Palestrina gibt als Antwort auf den von König Otto IV. von Braunschweig im Vormonat geleisteten Schwur in Köln die Anerkennung Ottos als alleinigen König des Heiligen Römischen Reiches bekannt; seine Widersacher, insbesondere die Verfasser der "Speyerer Fürstenerklärung" vom 28.05.1199, verfallen dem Kirchenbann. Die Erklärung spricht dem Papst im Allgemeinen und hier im Speziellen Papst Innocentius III. das Recht ab, an der deutschen Königswahl mitzuwirken, geschweige denn diese für rechtmäßig zu erklären und fordert den Papst auf, nicht weiter die Rechte des Reiches in Italien zu verletzen. Außerdem drohen die Fürsten Innocentius III. damit, mit aller Macht nach Rom zu kommen, um die Kaiserkrönung Philipps durchzusetzen. Das päpstliche Votum für Otto IV. von Braunschweig findet im Reich jedoch kaum Widerhall. <br> |
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+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1201|09.09.1201]]''' <br> [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Kirchenstaat]] / [[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | ||
+ | Philipp von Schwaben nimmt an der feierlichen Erhebung der Gebeine der von Papst Innocentius III. im Vorjahr heiliggesprochenen Kaiserin Kunigunde von Luxemburg teil. <br> | ||
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+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1201|18.12.1201]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Schlesien]] (Teilherzogtum Oppeln)''' <br> | ||
+ | Herzog Boleslaw I. von Schlesien stirbt. Damit fällt das gesamte Herzogtum an seinen Sohn Heinrich den Bärtigen. Doch auch Heinrichs Onkel Mieszko I. von Ratibor erhebt Anspruch auf das (Teil-)Herzogtum von Oppeln. <br> | ||
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| <center>'''[[Chronik 1202|1202]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | | <center>'''[[Chronik 1202|1202]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]]''' <br> | ||
− | In Deutschland herrscht unter den beiden, von verschiedenen Landesfürsten gewählten Königen, auch nach dem Votum des Papstes für Otto IV. weiterhin eine Pattsituation, da die päpstliche Entscheidung von nur wenigen deutschen Fürsten anerkannt wird. Die Folge ist, dass Otto und Philipp Feldzüge gegeneinander führen, wobei sie offene Feldschlachten mit unkalkulierbarem Ausgang möglichst meiden. Vielmehr versucht man den Gegner durch Plünderung und Verwüstung zu schädigen oder durch einen Feldzug eine Burg oder Stadt einzunehmen. Otto IV. gerät im Reich zunehmend in die Isolation. Sein Einfluss bleibt auf Norddeutschland und die Region am Niederrhein begrenzt. | + | In Deutschland herrscht unter den beiden, von verschiedenen Landesfürsten gewählten Königen, auch nach dem Votum des Papstes für Otto IV. weiterhin eine Pattsituation, da die päpstliche Entscheidung von nur wenigen deutschen Fürsten anerkannt wird. Die Folge ist, dass Otto und Philipp Feldzüge gegeneinander führen, wobei sie offene Feldschlachten mit unkalkulierbarem Ausgang möglichst meiden. Vielmehr versucht man den Gegner durch Plünderung und Verwüstung zu schädigen oder durch einen Feldzug eine Burg oder Stadt einzunehmen. Otto IV. gerät im Reich zunehmend in die Isolation. Sein Einfluss bleibt auf Norddeutschland und die Region am Niederrhein begrenzt. Baiern, Österreich, Kärnten und die Steiermark sind traditionell staufernahe Regionen. <br> |
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| <center>'''[[Chronik 1204|Frühjahr 1204]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Pfalz.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Pfalzgrafschaft bei Rhein]]''' <br> | | <center>'''[[Chronik 1204|Frühjahr 1204]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Pfalz.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Pfalzgrafschaft bei Rhein]]''' <br> | ||
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Bischof Bruni IV. zu Sayn, der im Januar das Amt des abgesetzten Erzbischofs von Köln, Adolf I. von Altena, übernahm, wird zum Erzbischof von Köln gewählt, woraufhin Dompropst Engelbert von Berg und verschiedene Domherren protestieren und die Stadt verlassen. <br> | Bischof Bruni IV. zu Sayn, der im Januar das Amt des abgesetzten Erzbischofs von Köln, Adolf I. von Altena, übernahm, wird zum Erzbischof von Köln gewählt, woraufhin Dompropst Engelbert von Berg und verschiedene Domherren protestieren und die Stadt verlassen. <br> | ||
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Der auf Seiten König Ottos IV. von Braunschweig kämpfende Gunzelin von Wolfenbüttel gelingt die Einnahme Goslars. Otto entscheidet, diese staufisch orientierte Stadt durch Bauwerke aufzuwerten und lässt die Pfarrkirchen St. Martini und St. Katharinen ausbauen. <br> | Der auf Seiten König Ottos IV. von Braunschweig kämpfende Gunzelin von Wolfenbüttel gelingt die Einnahme Goslars. Otto entscheidet, diese staufisch orientierte Stadt durch Bauwerke aufzuwerten und lässt die Pfarrkirchen St. Martini und St. Katharinen ausbauen. <br> | ||
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Der seit Juli 1206 von König Philipp von Schwaben gefangene Erzbischof von Köln, Bruno IV. zu Sayn, wird in Richtung Rom freigelassen. Dort begegnet er Adolf I. von Altena, seinen abgesetzten Vorgänger, der sich bei Papst Innocentius IIi. um Rehabilitierung bemüht. Innocentius III. bestätigt jedoch Bruno IV. zu Sayn als rechtmäßigen Erzbischof von Köln und somit die Absetzung von Adolf I. von Altena. <br> | Der seit Juli 1206 von König Philipp von Schwaben gefangene Erzbischof von Köln, Bruno IV. zu Sayn, wird in Richtung Rom freigelassen. Dort begegnet er Adolf I. von Altena, seinen abgesetzten Vorgänger, der sich bei Papst Innocentius IIi. um Rehabilitierung bemüht. Innocentius III. bestätigt jedoch Bruno IV. zu Sayn als rechtmäßigen Erzbischof von Köln und somit die Absetzung von Adolf I. von Altena. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 1208|21.06.1208]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Bayern 1200-1399.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum | + | | <center>'''[[Chronik 1208|21.06.1208]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Bayern 1200-1399.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Baiern]]''' <br> |
[[Datei:Philipp von Schwaben.jpg|thumb|150px|''König Philipp von Schwaben fällt einem Attentat zum Opfer'']] Die Stellung König Philipps von Schwaben im Reich und zum Papst verbessert sich erheblich, so dass Papst Innocentius III. mit ihm Verhandlungen über dessen Kaiserkrönung aufnimmt, als Philipp während der Hochzeit zwischen seiner Nichte Beatrix (der Erbtochter von Otto I. von Burgund) und Herzog Otto VII. von Andechs-Meranien in der Bamberger Bischofspfalz vom bayerischen Pfalzgraf Otto von Wittelsbach erschlagen wird, während er seine Mittagsruhe hält. Otto VIII. von von Wittelsbach sucht unangemeldet um eine Audienz beim König nach, die ihm gewährt wird, woraufhin Otto sein Schwert zieht und Philipps Halsschagader aufschlitzt. Nach dem Mord flüchtet Otto VIII. von Wittelsbach. Der Kontrahent des Verstorbenen, König Otto IV. von Braunschweig, scheint an dem Mord nicht beteiligt zu sein. Selbst die staufertreue Historiographie stellt keine Verbindung zum Mordanschlag her. Die Annalen des sächsischen Klosters Pegau machen immerhin Parteigänger Ottos IV. für den Mord verantwortlich. Die Hintergründe der Tat bleiben ungeklärt, jedoch liegt die Vermutung nahe, dass der Pfalzgraf Vergeltung für eine Beleidung suchte zu bekommen. 1203 hatte Philipp seine Tochter Kunigunde mit Otto VIII. von Wittelsbach verlobt. Philipp hielt sich jedoch nicht an diese Vereinbarung und einigte sich 1207 mit dem böhmischen König Ottokar I. über die Verlobung der inzwischen fünfjährigen Prinzessin mit dessen zweijährigem Sohn und Nachfolger Wenzel I. Es wird angenommen, dass Otto als Vergeltung den König ermordete. Vielleicht erwartete der Wittelsbacher am Tag der Hochzeit von Philipps Nichte Beatrix ein Einlenken oder die Zustimmung zu einer Verlobung mit einer der anderen drei Töchter des Königs Beatrix der Älteren, Maria oder Beatrix der Jüngeren. Der Historiker Knut Görich deutet das königliche Handeln des Königs als ehrverletzende Handlung, die seinen sozialen Rang minderte; um sein Ansehen und damit seine soziale Akzeptanz zurückzugewinnen, habe er handeln müssen. Bereits Zeitgenossen verdächtigen auch die Andechser Brüder Bischof Ekbert von Bamberg und Markgraf Heinrich IV. von Istrien. Bernd Ulrich Hucker versteht daher den Bamberger Königsmord nicht als Privatrache, sondern als Werk einer weit gespannten Verschwörung. Der Wittelsbacher habe im Auftrag einer Fürstengruppe, zu der er zählte, gehandelt. Diese Gruppe um den Pfalzgrafen von Wittelsbach, die Andechser Brüder und ihre Verwandten und den Landgrafen Hermann von Thüringen wollen in einem regelrechten „Staatsstreich“ versuchen, den Herzog Heinrich von Brabant als neuen König durchzusetzen. Für die Anhänger des Welfenkönigs Otto gilt der Mordanschlag als göttlicher Eingriff zur Beendigung der Auseinandersetzungen. Die schwangere Witwe Philipps, die etwa 30 Jahre alte Königin Irene, die Tochter des oströmischen Kaisers Isaak II. Angelos ist, flüchtet nach der Tat auf die Burg Hohenstaufen. <br> | [[Datei:Philipp von Schwaben.jpg|thumb|150px|''König Philipp von Schwaben fällt einem Attentat zum Opfer'']] Die Stellung König Philipps von Schwaben im Reich und zum Papst verbessert sich erheblich, so dass Papst Innocentius III. mit ihm Verhandlungen über dessen Kaiserkrönung aufnimmt, als Philipp während der Hochzeit zwischen seiner Nichte Beatrix (der Erbtochter von Otto I. von Burgund) und Herzog Otto VII. von Andechs-Meranien in der Bamberger Bischofspfalz vom bayerischen Pfalzgraf Otto von Wittelsbach erschlagen wird, während er seine Mittagsruhe hält. Otto VIII. von von Wittelsbach sucht unangemeldet um eine Audienz beim König nach, die ihm gewährt wird, woraufhin Otto sein Schwert zieht und Philipps Halsschagader aufschlitzt. Nach dem Mord flüchtet Otto VIII. von Wittelsbach. Der Kontrahent des Verstorbenen, König Otto IV. von Braunschweig, scheint an dem Mord nicht beteiligt zu sein. Selbst die staufertreue Historiographie stellt keine Verbindung zum Mordanschlag her. Die Annalen des sächsischen Klosters Pegau machen immerhin Parteigänger Ottos IV. für den Mord verantwortlich. Die Hintergründe der Tat bleiben ungeklärt, jedoch liegt die Vermutung nahe, dass der Pfalzgraf Vergeltung für eine Beleidung suchte zu bekommen. 1203 hatte Philipp seine Tochter Kunigunde mit Otto VIII. von Wittelsbach verlobt. Philipp hielt sich jedoch nicht an diese Vereinbarung und einigte sich 1207 mit dem böhmischen König Ottokar I. über die Verlobung der inzwischen fünfjährigen Prinzessin mit dessen zweijährigem Sohn und Nachfolger Wenzel I. Es wird angenommen, dass Otto als Vergeltung den König ermordete. Vielleicht erwartete der Wittelsbacher am Tag der Hochzeit von Philipps Nichte Beatrix ein Einlenken oder die Zustimmung zu einer Verlobung mit einer der anderen drei Töchter des Königs Beatrix der Älteren, Maria oder Beatrix der Jüngeren. Der Historiker Knut Görich deutet das königliche Handeln des Königs als ehrverletzende Handlung, die seinen sozialen Rang minderte; um sein Ansehen und damit seine soziale Akzeptanz zurückzugewinnen, habe er handeln müssen. Bereits Zeitgenossen verdächtigen auch die Andechser Brüder Bischof Ekbert von Bamberg und Markgraf Heinrich IV. von Istrien. Bernd Ulrich Hucker versteht daher den Bamberger Königsmord nicht als Privatrache, sondern als Werk einer weit gespannten Verschwörung. Der Wittelsbacher habe im Auftrag einer Fürstengruppe, zu der er zählte, gehandelt. Diese Gruppe um den Pfalzgrafen von Wittelsbach, die Andechser Brüder und ihre Verwandten und den Landgrafen Hermann von Thüringen wollen in einem regelrechten „Staatsstreich“ versuchen, den Herzog Heinrich von Brabant als neuen König durchzusetzen. Für die Anhänger des Welfenkönigs Otto gilt der Mordanschlag als göttlicher Eingriff zur Beendigung der Auseinandersetzungen. Die schwangere Witwe Philipps, die etwa 30 Jahre alte Königin Irene, die Tochter des oströmischen Kaisers Isaak II. Angelos ist, flüchtet nach der Tat auf die Burg Hohenstaufen. <br> | ||
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Wenige Wochen nach seiner Rückkehr nach Köln stirbt der Erzbischof Bruno IV. von Sayn auf Burg Blankenberg an der Sieg. Seine letzte Ruhe soll er im Kölner Dom finden. Bruno IV. von Sayn war dreieinhalb Jahre im Amt des Erzbischofs; er wurde 43 Jahre alt. Im Priorenkolleg ist man sich nicht darüber einig, ob es eine neue Bischofswahl geben soll, da man sich nicht über die Rechte des abgesetzten Erzbischof Adolf I. von Altena einig wird. <br> | Wenige Wochen nach seiner Rückkehr nach Köln stirbt der Erzbischof Bruno IV. von Sayn auf Burg Blankenberg an der Sieg. Seine letzte Ruhe soll er im Kölner Dom finden. Bruno IV. von Sayn war dreieinhalb Jahre im Amt des Erzbischofs; er wurde 43 Jahre alt. Im Priorenkolleg ist man sich nicht darüber einig, ob es eine neue Bischofswahl geben soll, da man sich nicht über die Rechte des abgesetzten Erzbischof Adolf I. von Altena einig wird. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 1208|11.11.1208]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Bayern 1200-1399.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Sachsen]] / [[Herzogtum | + | | <center>'''[[Chronik 1208|11.11.1208]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Bayern 1200-1399.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Sachsen]] / [[Herzogtum Baiern]]''' <br> |
− | In Frankfurt am Main wird Otto IV. zum zweiten Mal nach 1198 (in Köln) zum deutschen König gewählt. Der staufertreue Chronist Burchard von Ursberg lässt erst mit dieser Wahl Ottos Königsherrschaft beginnen. Als wichtigste Aufgabe gilt es die Ordnung wiederherzustellen. Zu diesem Zweck wird ein Landfrieden verkündet. König Otto tritt als Rächer König Philipps auf, um sich nicht dem Vorwurf der Vorteilsnahme auszusetzen und zugleich seine Unschuld zu dokumentieren. Über Philipps Mörder verhängt er die Reichsacht. Die Andechser Brüder Bischof Ekbert von Bamberg und Markgraf Heinrich IV. von Istrien verlieren sowohl ihre Ämter als auch ihre Lehen und Einkünfte. Als Symbol der Aussöhnung wird Philipps zehnjährige Tochter Beatrix von Schwaben mit Otto verlobt. Die Eheschließung muss aufgrund des Alters der Braut verschoben werden. Die staufischen Güter fallen Otto zu. Auch Philipps Kanzlei und die Reichsministerialen treten auf seine Seite. Vom Speyrer Bischof erhält Otto die auf dem Trifels verwahrten Herrschaftszeichen. Auch in | + | In Frankfurt am Main wird Otto IV. zum zweiten Mal nach 1198 (in Köln) zum deutschen König gewählt. Der staufertreue Chronist Burchard von Ursberg lässt erst mit dieser Wahl Ottos Königsherrschaft beginnen. Als wichtigste Aufgabe gilt es die Ordnung wiederherzustellen. Zu diesem Zweck wird ein Landfrieden verkündet. König Otto tritt als Rächer König Philipps auf, um sich nicht dem Vorwurf der Vorteilsnahme auszusetzen und zugleich seine Unschuld zu dokumentieren. Über Philipps Mörder verhängt er die Reichsacht. Die Andechser Brüder Bischof Ekbert von Bamberg und Markgraf Heinrich IV. von Istrien verlieren sowohl ihre Ämter als auch ihre Lehen und Einkünfte. Als Symbol der Aussöhnung wird Philipps zehnjährige Tochter Beatrix von Schwaben mit Otto verlobt. Die Eheschließung muss aufgrund des Alters der Braut verschoben werden. Die staufischen Güter fallen Otto zu. Auch Philipps Kanzlei und die Reichsministerialen treten auf seine Seite. Vom Speyrer Bischof erhält Otto die auf dem Trifels verwahrten Herrschaftszeichen. Auch in Baiern, Österreich, Kärnten und der Steiermark findet Otto allgemeine Anerkennung. Besonders sticht Herzog Ludwig I. der Kelheimer hervor. Bereits bei der Frankfurter Königswahl verleiht Otto als erster König überhaupt seinem „geliebten Getreuen“ Ludwig (fidelis … dilectus noster) und dessen Nachkommen das Herzogtum Baiern mit allem Grund und Leuten dauerhaft. Damit verzichtet Otto zugleich auf mögliche Ansprüche auf das Herzogtum Baiern, das seinem Vater Heinrich 1180 durch Fürstenspruch aberkannt wurde. Ludwig profitiert am meisten von der Ächtung und vom Lehnsentzug der Andechs-Meraner. Ihm verleiht Otto mehrere Grafschaften wie Istrien, Krain, Schärding, Neuburg/Inn im Unterinntal, Innsbruck, zahlreiche Burgen wie Oberwittelsbach und Andechs, Landgüter und Ministeriale. Kein anderer weltlicher Großer wird sich künftig so häufig bei Otto IV. aufhalten wie Herzog Ludwig I. der Kelheimer. <br> |
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| <center>'''[[Chronik 1208|22.12.1208]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Kirchenstaat]]''' <br> | | <center>'''[[Chronik 1208|22.12.1208]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Kirchenstaat 754-1601.gif|50px]] </center> || '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Kirchenstaat]]''' <br> | ||
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Durch Münzprägung, Reliquienstiftungen und das Schneiden von Siegelstempeln blüht das Kunsthandwerk im Heiligen Römischen Reich auf. Bedeutende Werke der Goldschmiedekunst verdanken Otto IV. von Braunschweig ihre Entstehung. Zu seiner Regierungszeit erhält der Dreikönigenschrein seine endgültige Gestalt; er gilt „als das bedeutendste Werk der rhein-maasländischen Schatzkunst des 12. und 13. Jahrhunderts“. An der Frontseite ist Otto mit etwas Abstand neben den Heiligen Drei Königen und der Gottesmutter mit ihrem Kind abgebildet. Die Figur des Welfen wurde mit der Beischrift „Otto rex“ während seiner Königszeit – zwischen 1198 und 1209 – am Schrein angebracht. Die Forschung ist sich einig, dass es sich dabei um ein Stifterbild handelt. Die Stiftung für den Schrein geschah vielleicht beim Hoftag Ottos in Köln Ende Juni/Anfang Juli 1201. Seit diesem Jahr werden die Zisterzienserbauten von Walkenried und Riddagshausen durch Ottos Bau- und Stiftungstätigkeit gezielt gefördert. Mit der klösterlichen Stiftungspolitik soll der Zisterzienserorden, der sich gerade auf einem Höhepunkt seiner Macht befindet, gezielt in Ottos Herrschaft eingebunden werden. <br> | Durch Münzprägung, Reliquienstiftungen und das Schneiden von Siegelstempeln blüht das Kunsthandwerk im Heiligen Römischen Reich auf. Bedeutende Werke der Goldschmiedekunst verdanken Otto IV. von Braunschweig ihre Entstehung. Zu seiner Regierungszeit erhält der Dreikönigenschrein seine endgültige Gestalt; er gilt „als das bedeutendste Werk der rhein-maasländischen Schatzkunst des 12. und 13. Jahrhunderts“. An der Frontseite ist Otto mit etwas Abstand neben den Heiligen Drei Königen und der Gottesmutter mit ihrem Kind abgebildet. Die Figur des Welfen wurde mit der Beischrift „Otto rex“ während seiner Königszeit – zwischen 1198 und 1209 – am Schrein angebracht. Die Forschung ist sich einig, dass es sich dabei um ein Stifterbild handelt. Die Stiftung für den Schrein geschah vielleicht beim Hoftag Ottos in Köln Ende Juni/Anfang Juli 1201. Seit diesem Jahr werden die Zisterzienserbauten von Walkenried und Riddagshausen durch Ottos Bau- und Stiftungstätigkeit gezielt gefördert. Mit der klösterlichen Stiftungspolitik soll der Zisterzienserorden, der sich gerade auf einem Höhepunkt seiner Macht befindet, gezielt in Ottos Herrschaft eingebunden werden. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1209|1209]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Bayern 1200-1399.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1209|1209]]''' <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Bayern 1200-1399.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Baiern]] / [[Königreich Arelat]]''' <br> |
− | Die Königsherrschaft wird im Reich weiterhin ohne feste Residenz durch ambulante Herrschaftspraxis ausgeübt. Otto muss also in bestimmten zeitlichen Abständen durch das Reich ziehen und dadurch seiner Herrschaft Geltung und Autorität verschaffen. In diesem Jahr besucht er Augsburg und Ulm in Schwaben, | + | Die Königsherrschaft wird im Reich weiterhin ohne feste Residenz durch ambulante Herrschaftspraxis ausgeübt. Otto muss also in bestimmten zeitlichen Abständen durch das Reich ziehen und dadurch seiner Herrschaft Geltung und Autorität verschaffen. In diesem Jahr besucht er Augsburg und Ulm in Schwaben, Baiern und den Südosten jedoch nicht. Hoftage oder andere wichtige Versammlungen werden nicht abgehalten. Der südöstliche Teil des Reiches hat in Ottos Besuchsreisen allenfalls den Charakter eines Durchzugsgebietes. Die Akzeptanz seiner Herrschaft in diesem Raum ist weniger durch seine persönliche Anwesenheit dokumentiert als durch das Urteil dortiger Chronisten, Hofbesuche geistlicher und weltlicher Großer sowie durch erbetene und erteilte Privilegien. Neben Ludwig von Baiern ragen unter den Großen des Südostens Graf Meinhard II. von Görz und Bischof Manegold von Passau durch Häufigkeit und Dauer ihrer Aufenthalte am Hof hervor. Nach Ottos Regierungsjahren datieren seit diesem Jahr zahlreiche Kloster- und Stiftskirchen im südöstlichen Reichsteil ihre Urkunden, was seine dortige Anerkennung in diesem Zeitraum deutlich macht. Der Hof Ottos übt große Anziehungskraft auf gebildete Autoren und volkssprachliche Sänger aus und wird so zur Schnittstelle zwischen der noch nicht von der Schriftlichkeit erfassten adligen Laienkultur und der Kultur gebildeter Kleriker. Zu Ottos Hof gehören die Literaten Eilhart von Oberge, Heinrich von Avranches und Gervasius von Tilbury. Otto verleiht Gervasius die Marschallswürde des Arelats. <br> |
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Polen 1000-1386.gif|50px]] [[Datei:Ungarn 0997-1307.gif|50px]]</center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Polen]] / [[Königreich Ungarn]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> <br> [[Datei:HRR 962-1402.gif|50px]] [[Datei:Wappen Polen 1000-1386.gif|50px]] [[Datei:Ungarn 0997-1307.gif|50px]]</center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Heiliges Römisches Reich]] / [[Herzogtum Polen]] / [[Königreich Ungarn]]''' <br> | ||
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| <center> [[Datei:Bernhard III. von Sachsen.jpg|70px]] </center> || <center> '''Herzog von Sachsen''' </center> || <center> '''Bernhard III. von Sachsen''' <br> ''(* 1140)'' </center> || <center>'''13.04.1180''' </center>|| <center>'''29,7''' </center> | | <center> [[Datei:Bernhard III. von Sachsen.jpg|70px]] </center> || <center> '''Herzog von Sachsen''' </center> || <center> '''Bernhard III. von Sachsen''' <br> ''(* 1140)'' </center> || <center>'''13.04.1180''' </center>|| <center>'''29,7''' </center> | ||
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| <center> [[Datei:Berthold V. von Zähringen.jpg|70px]] </center> || <center> '''Herzog von Zähringen''' </center> || <center> '''Berthold V. von Zähringen''' <br> ''(* 1160)'' </center> || <center>'''08.12.1186''' </center>|| <center>'''23,1''' </center> | | <center> [[Datei:Berthold V. von Zähringen.jpg|70px]] </center> || <center> '''Herzog von Zähringen''' </center> || <center> '''Berthold V. von Zähringen''' <br> ''(* 1160)'' </center> || <center>'''08.12.1186''' </center>|| <center>'''23,1''' </center> | ||
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| <center> [[Datei:Dietrich I. von Hengebach.jpg|70px]] </center> || <center> '''Erzbischof von Köln''' </center> || <center> '''Dietrich I. von Hengebach''' <br>''(* 1150)''</center> || <center>'''24.05.1209''' </center>|| <center>'''0,6''' </center> | | <center> [[Datei:Dietrich I. von Hengebach.jpg|70px]] </center> || <center> '''Erzbischof von Köln''' </center> || <center> '''Dietrich I. von Hengebach''' <br>''(* 1150)''</center> || <center>'''24.05.1209''' </center>|| <center>'''0,6''' </center> |
Version vom 16. April 2017, 20:28 Uhr
HEILIGES RÖMISCHES REICH DEUTSCHER NATION (HRR)
Dekade 1200
Hauptseite | |||
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Länderchroniken |
Übersicht über das Heilige Römische Reich | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiligen Römischen Reiches der Dekaden ... |
1100 / 1110 / 1120 / 1130 / 1140 / 1150 / 1160 / 1170 / 1180 / 1190 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich
Die bekannte Eingangsstrophe ist ein wohl erst später eingefügter einleitender Zusatz. Hier die in normiertes Mittelhochdeutsch gebrachte Version der "Donaueschinger Nibelungenhandschrift C".
Vermutet wird, dass ältere Versionen, wie die Handschrift B, mit der Vorstellung Kriemhilds begannen:
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Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Spoleto / Kirchenstaat Die umbrische Stadt Perugia löst sich offiziell vom Heiligen Römischen Reich, um sich dem Schutz des Papstes Innocentius III. zu unterstellen. * Die Universität von Perugia wird gegründet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Bistum Trient Nördlich der vor etwa 30 Jahren von dem Bischof von Trient gegründeten Stadt Bozen entsteht die Burg Ried am Eingang des Sarntals. Hinter dem berühmten Schloss Runkelstein verbreitert sich das Tal zu einem kleinen Kessel, worauf es sich wieder verjüngt. Diesen strategisch wichtige Kessel macht sich die ehemalige Wasserburg Ried zunutze, deren Mauern vom Talferwasser umspült werden (800 Jahre später wird es keine zwanzig Meter am Schloss vorbei fließen).
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Heiliges Römisches Reich Der mit überraschenden Tod Kaiser Heinrichs VI. im September 1197 begonnene Streit um den deutschen Thron hält an; seit 1198 regieren zwei Könige in Deutschland, die auf unterschiedlichen Königswahlen "rechtmäßig" gewählt wurden. Die Herrschaft über das HRR ist zwischen Staufern und Welfen weiterhin umstritten.
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Heiliges Römisches Reich / Pfalzgrafschaft Burgund Otto I., Pfalzgraf von Burgund (* Juni/Juli 1170), stirbt im Alter von 29 Jahren in Besançon. Otto I., auch Otto von Hohenstaufen genannt, war der vierte Sohn Kaiser Friedrich I. Barbarossas und seiner zweiten Ehefrau Beatrix von Burgund. Im Jahre 1189 bekam Otto von seinem Vater die Güter seiner Mutter, das Gebiet der Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté) als Pfalzgrafschaft übertragen. Er war jedoch nicht in der Lage, die geschickte und ausgleichende Politik seines Vaters in Burgund weiterzuführen. Seine Politik provozierte Konflikte mit den Zähringern, mit dem Herzog von Burgund und den Grafen von Savoyen. Die Abspaltungstendenzen Burgunds vom Reich verstärkte sich, die Grafen von Savoyen und die Grafen von Provence traten in offene Gegnerschaft zu den Staufern. Des Weiteren verstrickte sich Otto in Kämpfe mit dem Bischof von Straßburg, Konrad II. von Hünenburg, und den Grafen von Mömpelgard, da er seinen Machtbereich auf das Elsass ausbreiten wollte. Otto gelang es, einige Gegner zu besiegen, einen davon, Amadeus von Mömpelgard, tötete er sogar eigenhändig beim Verhandeln. Trotzdem konnte er sich in den komplizierten Machtverhältnissen Burgunds nicht behaupten. Pfalzgraf Otto I. von Burgund wird in Besançon in der Kirche St. Etienne beigesetzt werden. Seit zehn Jahren war er mit der gleichaltrigen Marguerite de Blois, Tochter des Grafen Thiébaut V. de Blois et Chartres und seiner Gemahlin Alix de France, der Tochter des französischen Königs Louis VII, Witwe des Hugues III. d’Oisy, Kastellan von Cambrai(sie wurde mit 13 Jahren seine Ehefrau), verheiratet. Ihre beiden Erbtöchter aus der Ehe mit Otto I. sind Jeanne Ire (Johanna, * 1191) und Béatrice (* 1193). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Bistum Lüttich Albrecht II. von Cuyk (* 1134), Bischof von Lüttich, stirbt im Alter von 66 Jahren. Albrecht II. stammte aus dem Geschlecht von Cuyk und war Sohn von Hermann II. von Cuyk. Er trat in den geistlichen Stand ein und wurde Archidiakon und Propst von St. Paul in Lüttich. Nach der Ermordung von Albrecht I. von Löwen und der Bannung von Lothar von Hochstaden war die Nachfolgeregelung schwierig. Es gab im Domkapitel mehrere Parteien. Dabei wurden diese massiv durch den regionalen Adel beeinflusst. So bemühte sich der Herzog von Limburg um die Wahl seines damals erst 16jährigen Sohnes Simon von Limburg. Dem stellte sich der Herzog von Brabant entgegen, weil er eine Machterweiterung der Limburger befürchtete. Zunächst wurde aber dennoch Simon von Limburg gewählt. Dieser war ein Verwandter des ermordeten Albert. Um den Konflikt zu entschärfen, erhielt er von Kaiser Heinrich VI. auch die Belehnung mit den Regalien. Gegen die Wahl wandte sich die andere Partei an den Papst, weil die Unterstützer Lothar von Hochstadens von der Wahl ausgeschlossen worden seien. Unter diesen Kritikern war auch Albrecht. Dieser ging wie auch Vertreter der Gegenseite nach Rom, um ihre jeweilige Sache zu vertreten. Sein Kontrahent begann 1193 mit der Leitung von Bistum und Hochstift. Der Papst erklärte die Wahl Simons für nichtig und befahl, eine neue Wahl durchzuführen. Weil Lüttich von den Limburgern besetzt war, musste die Wahl in Namur stattfinden. Auf Vorschlag des vom Papst ernannten Administrators Balduin von Hennegau wurde Albrecht von Cuyk vorgeschlagen. Eine recht geringe Zahl Kanoniker wählte Albrecht. Wieder wurde der Papst als Schiedsrichter angerufen. Zwischen den Anhängern beider Seiten, insbesondere zwischen Graf Balduin V. von Hennegau und Heinrich von Brabant, kam es zu schweren Kämpfen, bis diese durch einen Vertrag beendet wurde. Simon hatte dadurch die militärische Unterstützung seines Vaters verloren und daher alle faktische Macht eingebüßt. Sowohl Albrecht wie auch Simon reisten nach Rom. Der Papst Coelestin III. entschied sich für Albrecht, soll aber Simon zum Kardinal ernannt haben. Dieser starb jedoch bald darauf. Die Angelegenheit wurde durch die Falschmeldung vom Tod Albrechts noch komplizierter, da die Domherren nun einen Otto von Falconis-Monte (Valkenburg) zum Bischof wählten. Sowohl Otto wie auch Albrecht erschienen beim Kaiser in Worms und baten um die Investitur. Der Kandidat Otto wurde ausgelacht und Albrecht belehnt. Im Jahr 1196 wurde er von Erzbischof Adolf I. von Altena in Köln zum Bischof geweiht. Die hohen Ausgaben durch den langen Nachfolgeprozess suchte er durch verschiedene Mittel, zu denen offenbar auch die Simonie (Kauf oder Verkauf von kirchlichen Ämtern, Pfründen, Sakramenten oder Reliquien) gehörte, wieder herein zu bringen. Von Bedeutung über seine Herrschaft hinaus, war 1196 (1198) die Verleihung von großen Privilegien zu Gunsten der Bürger von Lüttich. Danach waren die Bürger nicht mehr zur Heeresdienst sondern nur noch zur Stadtverteidigung verpflichtet. Sie sollten zuerst der städtischen Gerichtsbarkeit unterliegen. Erst wenn dieses Gericht sich weigerte, sollte das höhere bischöfliche Gericht tätig werden dürfen. Hinzu kamen zahlreiche weitere Rechte. Im Jahr 1196 unterstützte er den Herzog von Brabant bei seinem Krieg gegen Graf Dietrich VII. von Holland. Ein Jahr später belegte er wegen Verfehlungen gegen einen Priester und der Zurückhaltung von Kirchengut durch Herzogin Mathilde von Boulogne, die die Herrschaft in Brabant in Abwesenheit ihres Mannes ausübte, das Herzogtum mit dem Interdikt, was bedeutet, dass die Betroffenen nicht mehr die Sakramente verwalten durften, was ihre Mitglieder in große Seelennot bringen konnte. Durch die Vermittlung des Bischofs von Metz Bertram wurde der Konflikt, der zu kriegerischen Auseinandersetzungen zu eskalieren drohte, beigelegt. In seiner Zeit wurde die Stadt Lüttich durch den Kauf von anliegenden Wiesen vergrößert und Albrecht erlaubte 1198 den Ausbau der ummauerten Stadt. Nach dem Tod Heinrich VI. 1198 unterstützte Albrecht Philipp von Schwaben. Damit stand er im Gegensatz zu den meisten anderen Fürsten der Region, die Otto IV. von Braunschweig unterstützten. Otto kam zusammen mit dem Erzbischof von Köln selbst nach Lüttich. Albrecht zog sich auf die Burg Huy zurück. Er erklärte sich mit einem Schreiben zahlreicher Bischöfe und Fürsten einverstanden, die 1199 dem Papst die Wahl Philipps empfahlen. Im Inneren tat er wenig, um die Kirchenzucht unter den hohen Geistlichen des Bistums zu verbessern. Albrecht II. von Cuyk wurde nach seinem Tod im Domchor begraben. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kirchenstaat / Heiliges Römisches Reich Der mit einer Vermittlerrolle von Papst Innocentius III. ausgestattete Erzbischof von Mainz, Konrad I. von Wittelsbach, Erzbischof von Mainz, bewirkt einen befristeten Waffenstillstand zwischen den beiden deutschen Königen. Der etwa 80 Jahre alte Geistliche, der auch Erzbischof von Salzburg und Kardinalbischof von Sabina ist, weilte während der Doppelkönigswahlen des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1198 auf dem Kreuzzug in Palästina und kehrte erst 1099 ins Reich zurück. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kirchenstaat / Heiliges Römisches Reich Nachdem Kaiser Heinrich II. 1146, mehr als hundert Jahre nach seinem Tod, heiliggesprochen worden war, soll er es einer Legende zufolge, nicht ertragen haben, dass nicht auch seine Frau verehrt wurde. Der Legende nach war Kunigunde, um in einem Gottesurteil ihre Unschuld bezüglich einer Anschuldigung wegen Ehebruchs zu beweisen, über glühende Pflugscharen (oder über glühende Kohlen) gelaufen und unverletzt geblieben. Dies wurde als Zeichen ihrer Keuschheit und Heiligkeit angesehen. Papst Innocentius III. verkündet ihre Heiligsprechung. Kunigunde/Cunégonde, Tochter des Grafen Siegfried I. von Luxemburg, deren väterlicher Großvater ebenso wie ihr väterlicher Urgroßvater unbekannt bleiben, hatte über ihre väterliche Großmutter karolingisches Blut: diese Cunégonde, Mutter von Graf Siegfried I. von Luxemburg, war die Tochter von Ermentrud und Enkelin des westfränkischen Königs Louis II "le Bégue". Sie heiratete kurz nach 995 Herzog Heinrich IV. von Baiern (später Kaiser Heinrich II.) aus der bayerischen Linie der Liudolfinger. Die Ehe blieb kinderlos und wurde von der späteren Legendenbildung als Josephsehe verklärt. 1002 weihte Erzbischof Willigis von Mainz Kunigunde in Paderborn zur Königin; 1014 wurde sie in Rom an der Seite ihres Gemahls zur Kaiserin gekrönt. Salbung und Krönung, die ihr 1002 zuteilwurden, sind bei früheren römisch-deutschen Königinnen nicht nachweisbar. Die sakral-königliche Legitimation des Herrschers galt somit auch für sie. Für die Ausstattung des Bistums Bamberg musste Kunigunde 1007/1008 ihr sicheres Witwengut zur Verfügung stellen, denn die Stadt Bamberg war ihr eigentlich von ihrem Gemahl als Heiratsgut übertragen worden. Es gibt keinen Hinweis, dass Kunigunde diese fromme Stiftung nicht mitgetragen hätte. Die berühmte Prachthandschrift der Bamberger Apokalypse trug auf ihrem Einband die Inschrift: „Heinrich und Kunigunde bringen dir diese Geschenke dar“ (Henric et Kunigunt haec tibi munera promunt). Umfangreiche Verfügungen Kunigundes über Reichsgut wurden von Heinrichs Nachfolger Kaiser Konrad II. teilweise rückgängig gemacht. Hatte der Verzicht Kunigundes zugunsten Bambergs bereits zu Spannungen mit ihrer Familie geführt, so kam es durch die Weigerung Heinrichs, ihrem Bruder Adalbero, Propst von St. Paulin in Trier, das Amt des Trierer Erzbischofs zu übertragen, zu einem offenen Konflikt mit den Brüdern Dietrich II., dem Bischof von Metz, und dem bayerischen Herzog Heinrich V. von Baiern. Der Aufstand der Luxemburger wurde von Heinrich niedergeschlagen. Während der etwa zweimonatigen Thronvakanz nach dem Tod ihres Mannes 1024 führte Kunigunde mit Hilfe ihrer Brüder Dietrich und Heinrich unangefochten die Reichsgeschäfte. Ebenso behielt sie die Reichskleinodien in ihrer Gewalt. Als Zeichen der Legitimation übergab sie diese dem neuen König Konrad II. nach seiner Wahl. Anschließend trat sie in das von ihr gegründete Kloster Kaufungen ein und starb dort – den zuverlässigsten Zeugnissen zufolge – am 3. März 1033. Ihre erste Grablege fand sie wohl in der dortigen Klosterkirche. Kunigunde erscheint deutlicher als eigenständige Politikerin als ihre Vorgängerinnen. Mit Intervention (Nennung als Fürsprecherin in den Königsurkunden) und Vermittlung in politischen Konflikten ist ihre Teilhabe an der Königsherrschaft zu fassen. Etwa ein Drittel der Urkunden Heinrichs nennt Kunigunde als Intervenientin. Sie stand ihrem Gemahl mit Rat und Tat bei, etwa als Stellvertreterin des Königs bei der Grenzsicherung 1012 und 1016 in Sachsen. Mit Stiftungen, Schenkungen und Gebetsvereinigungen sorgte sie für die Memoria des Herrscherhauses. In einem längeren Prozess gründete sie das Benediktinerinnenkloster Kaufungen bei Kassel (nach Thietmar von Merseburg 1017 aufgrund eines Gelübdes). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Erzbistum Salzburg Der Erzbischof von Salzburg, Adalbert III. von Böhmen, dessen Regentschaft wesentlich vom Streit mit Kaiser Friedrich Barbarossa geprägt war, stirbt in Salzburg. Adalbert war der Sohn des von Kaiser Friedrich I. zum König erhobenen Herzogs Wladislaw II. von Böhmen und dessen Frau Gertrud, der Tochter des Markgrafen Leopold von Österreich. Adalbert lebte als Diakon im böhmischen Kloster Strahov (lat. Mons Sion) bei Prag. Nach dem Tod Erzbischof Konrads II. von Salzburg (dem Onkel mütterlicherseits von Adalbert) am 28. September 1168 wurde Adalbert III. einstimmig zum Nachfolger gewählt, danach in Anbetracht der lauernden Gefahren heimlich nach Salzburg geholt und dort am 1. November 1168 inthronisiert. Am 15. März 1169 empfing Adalbert durch Udalrich, den Patriarchen von Aquileja, die Bischofsweihe, vom Papst Alexander III. erhielt er bald danach das Pallium. Ohne von Kaiser Friedrich I. die Regalien empfangen zu haben, übte Adalbert trotzdem alle weltlichen Herrschaftsrechte aus. Der erzürnte Kaiser ließ ihn daher, als er Pfingsten 1169 in Begleitung seines Vaters, dem König von Böhmen Vladislav II. (Ladislaus), vor ihm in Bamberg erschien, nicht einmal vor. Beim Erscheinen des Kaisers im Salzburgischen von seinen Ministerialen im Stich gelassen, musste Adalbert vorerst auf seine Würde verzichten und ging in die steirischen Klöster Admont und Vorau. Bald jedoch trat er, den Verzicht widerrufend, wieder als Erzbischof auf. Er suchte dabei vorerst vergebens sich durch unrechtmäßige Vergabe von Kirchengütern Verbündete zu gewinnen, während der Klerus, über sein Vorgehen entrüstet, mit dem Kaiser über eine Neuwahl verhandelte. Papst Alexander III. nahm seinen Parteigänger Adalbert aber in Schutz. Ein Versuch durch Vermittlung des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg im Jahre 1171 mit dem Kaiser Frieden zu schließen, blieb erfolglos. Als Friedrich Barbarossa in der Stadt Salzburg Anfang 1172 einen glänzenden Hoftag abhielt, an dem auch die Bischöfe von Regensburg, Brixen und Gurk teilnahmen, fehlte Adalbert zunächst und erschien erst stark verspätet. Adalbert erklärte sich in der Folge erst zur Anerkennung eines zusammengesetzten Gerichtes zur Klärung seiner Herrschaftsansprüche bereit, erbat sich darauf wieder Bedenkzeit, verließ aber in der folgenden Nacht heimlich die Stadt. Durch die Abdankung seines Vaters seiner Hauptstütze beraubt und vom Kardinallegaten Konrad I. von Wittelsbach in seiner Handlungsfähigkeit sehr gehindert, wusste Adalbert seine Sache doch noch bis zum Mai des Jahres 1174 hinzuschleppen, wo er durch Spruch des Fürstengerichtes zu Regensburg endlich doch förmlich abgesetzt wurde. Zuerst wurde von Seiten des Kaisers Propst Heinrich von Berchtesgaden zum Erzbischof von Salzburg erhoben, der jedoch vom Papst nicht anerkannt wurde. Alexander III. hielt weiterhin zu Adalbert und lud ihn 1177 nach Venedig vor, damit er sich dort gegen die von dem Salzburger Klerus gegen ihn erhobenen Anklagen verantworten könne. Doch musste auch der Papst zuletzt Adalbert dem Kaiser gegenüber aufgeben: Trotz aller Bemühungen Adalberts bestimmte der Venediger Friede die Absetzung sowohl des Salzburger Erzbischofs Adalbert als auch seines Gegenspielers Heinrich. Adalbert wurde jedoch eine spätere namhafte Entschädigung in Aussicht gestellt. Adalbert lebte nun zuerst bei Udalrich von Aquileja, dann als Propst zu Mělník in Böhmen, vom Papst durch die Legation geehrt, doch ohne Einfluss. Als aber der statt seiner zum Erzbischof von Salzburg erhobene Konrad (III.) von Wittelsbach den Mainzer Erzstuhl erhielt, wurde Adalbert am 19. September 1183 unter des Kaisers Zustimmung einstimmig wieder zum Erzbischof (Metropoliten) erwählt und bekleidete dieses Amt gewissenhaft bis zu seinem Tod. Sein Ansehen bezeugt die von ihm erwirkte Urkunde Papst Lucius' III. vom 3. Dezember 1184 über die Bestätigung der Privilegien der Salzburger Kirche und namentlich deren Hoheit über das nach Unabhängigkeit strebende Bistum Gurk. In die Reichsangelegenheiten griff Adalbert durch seine erfolgreiche Verwendung für König Richard Löwenherz im Dezember 1194 bei dem sterbenden Leopold von Österreich und durch die Beteiligung an der Wahl Philipps von Schwaben zum König im Jahre 1198 ein. 1186 half er seinem durch einen Aufstand aus Böhmen verjagten Bruder Herzog Friedrich wieder zur Herrschaft. Er griff vermutlich auch in die zwischen seinen Brüdern Friedrich, Wladislaw und Premysl in Böhmen entstandenen Wirren zu Gunsten des letzten ein. Seiner Diözese stand Adalbert zumindest nach seiner Wiedererhebung verdienstvoll vor, doch hatte er 1196 einen Aufstand der Stadt Reichenhall gewaltsam niederzuwerfen und 1198 mit aufsässigen Ministerialen zu kämpfen, die ihn angeblich vierzehn Tage in Werfen eingeschlossen hielten und zu einem Vergleich zwangen. Adalbert von Böhmen gehörte 16 Jahre lang zu den wichtigsten Politikern im Heiligen Römischen Reich; er wird im Salzburger Dom vor dem St. Andreas-Altar beigesetzt werden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Kärnten Ekkehard, der Bischof von Gurk, stirbt im Alter von 30 Jahren. Der frühere Propst in Maria Saal stammte vermutlich aus Kärnten. Er war Teilnehmer an der Provinzialsynode von 1187 in Leibnitz. Von ihm stammt die Urkunde, die das erste Spital in Kärnten und damit die spätere Stadt Spittal an der Drau begründete. 1195 wurde er vom Salzburger Erzbischof Adalbert III. ohne Einbindung des Domkapitels zum Bischof von Gurk gewählt. Im selben Jahr war er Zeuge des Friedensschlusses zwischen Papst Alexander III. und Kaiser Friedrich I. in Venedig. Bischof Ekkehard dürfte sich hauptsächlich in seiner Diözese aufgehalten haben, unterhielt ein gutes Verhältnis zu seinem Domkapitel und war um die Sicherung der wirtschaftlichen Grundlagen seines Bistums bemüht. Im Jahre 1200 stiftete er wohl in Vorahnung seines baldigen Todes den Hochaltar in seiner Gurker Kathedrale. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herrschaft Mecklenburg / Herrschaft Rostock Der Herr von Mecklenburg, Nikolaus I. (auch Niklot), stirbt bei Waschow, 25 Kilometer südwestlich von Schwerin. Nikolaus I. war ein Sohn des Obotritenfürsten Wertislaw, Herr von Rostock. Er kämpfte gemeinsam mit den Dänen und Friedrich I. gegen Heinrich den Löwen und führte, gestützt durch die Dänen, 1183–1185 Krieg gegen seinen Vetter Heinrich Borwin I. Dieser Familienkrieg in Mecklenburg und die fehlende Hilfe von außen verschafften dem dänischen König Knut VI. die Möglichkeit, seine Position an der Ostsee auszubauen. So musste sich Nikolaus I. und sein Vetter den Dänen 1185 als Vasall unterwerfen. Er bekam aber die Herrschaft Rostock als Lehen. Bei Waschow findet heute eine Schlacht zwischen den Grafen Adolf I. von Dassel und Adolf III. von Schauenburg und Holstein einerseits und der mecklenburgischen Fürsten und dänischen Vasallen Heinrich Borwin I. und Nikolaus I. sowie den Grafen von Schwerin andererseits statt. In dieser Schlacht geht es um den Bestand der seit kurzem von Adolf von Dassel regierten Grafschaft Ratzeburg. Sie endet mit dem Sieg der mecklenburgischen Fürsten, die sich damit die Vogteien Boitin, Gadebusch, Wittenburg und Boizenburg sichern. Für den kinderlosen Fürsten Nikolaus I. endet diese Schlacht tödlich. Neuer Herr zu Mecklenburg wird der Sohn des Abodritenfürsten und Herren von Mecklenburg Pribislaw, Heinrich Borwin I. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Erzbistum Salzburg Zum Nachfolger des im April verstorbenen Erzbischofs von Salzburg wird der 30 Jahre alte bisherige Bischof von Brixen, Eberhard von Regensberg gewählt. Eberhard wurde als Sohn des Luitold II. von Regensberg aus dem Geschlecht der Freiherren von Regensberg geboren. Seine Mutter stammte aus dem Geschlecht der Freiherren von Vaz. Sein Onkel Diethelm von Krenkingen, Bischof von Konstanz, berief ihn in das Konstanzer Domkapitel und hat wohl auch die Wahl von Eberhard zum Bischof von Brixen gefördert. Seine Wahl zum Erzbischof von Salzburg erkennt Papst Innocentius III. zunächst nicht an, da er dem kritischen Mann misstraut. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Heiliges Römisches Reich / Bistum Merseburg / Deutscher Orden Der Deutsche Orden gründet unter Hermann von Salza mit einem Spital in Halle seine erste Niederlassung auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches nördlich der Alpen. Auf einem durch Schenkung übereigneten Gelände westlich der Stadt gründen Ordensbrüder St. Kunigunden. Das Spital benennt sich nach der heilig gesprochenen Kaiserin Kunigunde, der Gemahlin Heinrichs II. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Grafschaft Arnsberg Der 72 Jahre alte ehemalige Regent der Grafschaft Arnsberg, Heinrich I. von Arnsberg, stirbt daselbst. Heinrich war der Sohn des Grafen Gottfried I. von Cuyk und der Ida von Werl-Arnsberg, der Erbtochter von Graf Friedrich I. Mit seiner Frau Ermengard hatte er vier Kinder. Die Tochter Adelheid ist Äbtissin des Damenstifts Meschede. Eine zweite Tochter mit unbekanntem Namen heiratete Thiemo II. Graf von Soest-Hoenrode (anderswo wird ein Otto von Bentheim genannt). Hinzu kommt der erstgeborene Sohn Heinrich II., der auch als Graf von Arnsberg bezeichnet. Das eigentliche Erbe als regierender Graf trat allerdings der zweite Sohn, der spätere Gottfried II., an. Noch zu Lebzeiten seines Vaters führte Heinrich 1145 eine Fehde mit dem Grafen Volkwin von Schwalenberg-Waldeck. Der Hintergrund war, dass sich die Ansässigen um das Kloster Obermarsberg gegen den dortigen Abt aufgelehnt hatten. Während dieser mit dem Waldecker ein Bündnis abschloss, wurden die Einwohner von Heinrich unterstützt, dem und seinen Truppen sie die Tore öffneten. Ziel Heinrichs war es, die strategisch wichtige Siedlung an der Stelle der alten Eresburg in seinen Besitz zu bringen. Die Pläne zerschlugen sich, nachdem die Gegner die Befestigungen gestürmt hatten und Heinrich zum Abzug zwangen. In den nächsten Jahren weilte Heinrich wie schon sein Vater an der Seite der Kaiser. Als im April 1152 Friedrich Barbarossa in Soest war, befand sich in seiner Umgebung Henricus comes de Arnesberg, im selben Jahr war sein Bruder Friedrich im kaiserlichen Hoflager in Köln. Daneben war der Graf auch in der Umgebung von Erzbischof Rainald von Dassel und seines Verwandten Heinrich des Löwen anzutreffen. Bei den Fürsten fiel er jedoch durch den Mord an seinem Bruder in Ungnade. Der Bruder, ebenfalls mit Namen Heinrich, hatte möglicherweise Erbansprüche auf die Grafschaft Rietberg als einer selbstständigen Herrschaft erhoben. Sein Bruder ließ ihn gefangen nehmen und bis zu dessen Tod im Jahr 1165 einkerkern. Der Erzbischof von Köln und Heinrich der Löwe (in seiner Eigenschaft als Herzog von Sachsen) traten als Rächer auf. Ihnen schlossen sich weitere Bischöfe Westfalens an. Zusammen belagerten sie 1166 die Burg Arnsberg. Diese wurde erobert und zerstört. Der Graf konnte entkommen und schaffte es, seine Herrschaft durch Selbstdemütigung vor dem Kölner Erzbischof zu behaupten. Graf Heinrich musste dem Erzbischof erhebliche Zugeständnisse machen und war, wenn auch nicht de jure, so doch de facto ein Vasall des Kirchenfürsten. Eine für die Region positive Folge des Mordes war um 1170 das zur Sühne gegründete Prämonstratenserstift Wedinghausen. An der gewalttätigen Politik Heinrichs änderte dies zunächst wenig. Im Jahr 1172 ließ er seinen Schwiegersohn gefangen nehmen, der ebenfalls gewisse Ansprüche stellte. Erst nachdem dieser versprochen hatte, außer der Mitgift nichts mehr zu fordern, wurde er freigelassen. Für den übersteigerten Machtanspruch spricht auch, dass sich Heinrich in einer Urkunde von 1175 als „von Gottes Gnaden Graf zu Arnsberg“ bezeichnete. Allerdings fielen in die Zeit Heinrichs für die zukünftige Entwicklung der Grafschaft nachteilige Entwicklungen. Als Folge des Konflikts mit Friedrich I. verlor Heinrich der Löwe das Herzogtum Sachsen. Als Herzogtum Westfalen fielen Teile davon an den Kurfürsten von Köln. Anders als die Sachsenherzöge, die sich in die Herrschaft der Grafen und anderen Adeligen kaum eingemischt hatten, begannen die Erzbischöfe in Westfalen eine eigene Territorialherrschaft zu etablieren. Damit nahm mittelfristig der Druck des Erzbistums auf die Grafschaft Arnsberg weiter zu, zumal die Bischöfe an den Grenzen befestigte Burgen und Städte errichten ließen. Auch wenn die Grafschaft Arnsberg sich behaupten konnte, gab der Herzogstitel den Kölner Bischöfen doch erhebliche Rechte auch innerhalb des Arnsberger Territoriums. So konnten sie zur Wahrung des Landfriedens die Neuanlage von Burgen und Stadtgründungen untersagen. Die Gelnhäuser Urkunde, in dem Heinrich der Löwe seine herzoglichen Rechte verlor, wurde auch von Graf Heinrich besiegelt. Er hat sogar in der Folgezeit den Kölner Erzbischof unterstützt, als sich Heinrich der Löwe weigerte, die Bedingungen anzuerkennen. Im Jahr 1185 schenkte Graf Heinrich dem Stift Wedinghausen beträchtlichen Besitz wie das Eichholz, das unmittelbar an das Kloster angrenzte, den Hof Evenho, den Hof Rumbeck und andere Ländereien. Gleichzeitig übertrug er die Herrschaft an seinen Sohn Gottfried. Im Jahr 1187 war Heinrich bei dem Reichstag in Worms anwesend und diente Kaiser Friedrich I. als Zeuge bei der Ausstellung von Urkunden. Später trat Heinrich als Laienbruder in das von ihm gestiftete Kloster ein und starb dort. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Erzbistum Mainz / Herzogtum Baiern Der Erzbischof von Mainz und Salzburg und Kardinalbischof von Sabina, Konrad I. von Wittelsbach, stirbt etwa 80jährig in Riedfeld bei Neustadt an der Aisch. Der Sohn des Pfalzgrafen Otto V. von Scheyern-Wittelsbach studierte in Salzburg und Paris. Auf dem Konzil von Lodi 1161 ernannte ihn Friedrich I. Barbarossa zum Erzbischof von Mainz und zum Erzkanzler des Reiches. Zuvor hatte der Kaiser bei Papst Viktor IV. die Absetzung der 1160 gewählten Erzbischöfe Christian I. von Buch und Rudolf von Zähringen betrieben. Unter dem Kaiser hatte das Ringen zwischen Imperium und Priestertum wieder schärfere Züge angenommen. Auch die Amtszeiten Konrads wurden von diesem Konflikt geprägt. Denn Viktor IV. war keineswegs unumstrittener Inhaber des Papstamtes, sondern fungierte als Gegenpapst zu Alexander III. War dieses Schisma zu Lebzeiten Viktors noch erträglich, so verschärfte es sich nach dessen Tod. Gegen die Warnung Konrads betrieb der Erzbischof von Köln, Rainald von Dassel, die Wahl Paschalis' III. zum erneuten Gegenpapst gegenüber Alexander III. Dieser wurde wiederum von Erzbischof Konrad unterstützt. 1165 leistete er ihm den Treueid, brach mit Barbarossa und floh anschließend nach Frankreich, ein Schritt, der damals mit Verwirrung aufgenommen wurde. Barbarossa erklärte den Erzbischof daraufhin für abgesetzt und ließ erneut Christian vom Buch zum Erzbischof wählen. Dieser wurde von den Reichsfürsten auch anerkannt. Papst Alexander III. erkannte die Wahl jedoch nicht an und betrachtete weiterhin Konrad als rechtmäßigen Erzbischof von Mainz, weihte ihn zum Bischof und machte ihn anschließend zum Kardinalpriester mit der Titelkirche San Marcello und schließlich zum Kardinalbischof von Sabina. Später machte ihn der Papst außerdem noch zum Bischof von Sora im Latium. 1165 erreichten die kaiserlichen Truppen, unter denen sich auch Christian I. von Buch befand, die Stadt Rom und nahmen sie ein. Konrad war jedoch schon vorher aus der Stadt geflohen. 1176 erlitt Kaiser Barbarossa eine schwere Niederlage gegen das Heer Mailands und Alexanders III., worauf sich 1177 auf dem Frieden von Venedig die Parteien versöhnten. Alexander III. erkannte Christian von Buch daraufhin als rechtmäßigen Erzbischof von Mainz an. Konrad wurde mit dem Erzbistum Salzburg abgefunden. Allerdings betrachtete er sich selbst weiterhin auch als Erzbischof von Mainz. Konrad erhielt der Legende nach vom Papst 1179 auf Lebenszeit den an seine Nachfolger vererblichen Titel eines Legaten über ganz Deutschland. Die Würde eines „geborenen“, also ständigen päpstlichen Legaten (legatus natus) kommt seit dieser Zeit jedem Salzburger Erzbischof ohne gesonderte Verleihung zu. Seither tragen die Erzbischöfe bei besonderen feierlichen Anlässen in ihrer Diözese den Legatenpurpur, eine feierliche Purpurkleidung, die wesentlich älter ist als das Purpurgewand der Kardinäle. Die Salzburger Erzbischöfe sind die einzigen, die sogar an der römischen Kurie im Legatenpurpur auftreten dürfen. Nach dem Tod Christians von Buch trat Konrad, seit 1181 Kardinaldekan, 1183 seine zweite Amtsperiode als Erzbischof von Mainz an. Er erneuerte den Dom und die Stadtmauer, die Friedrich Barbarossa 1160 nach dem Mord der Bürger an Erzbischof Arnold von Selenhofen hatte schleifen lassen. In seine Ägide fiel auch das als „größtes des Mittelalters“ bezeichnete Fest 1184 auf der Maaraue, und der so genannte Hoftag Jesu Christi 1188 in Mainz, auf dem der Aufbruch zum Dritten Kreuzzug verkündet wurde. 1197 brach Konrad selbst an der Spitze der Vorhut des Kreuzzugs Heinrichs VI. auf. Im selben Jahr starb Kaiser Heinrich VI. Seinen zweijährigen Sohn Friedrich hatte Konrad mit den Fürsten 1196 noch zum König gewählt. Der frühe Tod des Kaisers machte eine direkte Amtsübernahme des Thronerben nicht möglich, weswegen in der Folge Kriege um die Thronfolge ausbrachen. Diese leiteten das Ende des universalen Kaisermacht und damit letztendlich auch des Imperiums ein. Statt einer erblichen Zentralmacht wie in Frankreich und England bildete sich die Vorherrschaft der Fürsten heraus. In dem Streit um die Thronfolge in Antiochien stellte sich Konrad, wie auch die lateinischen Patriarchen der Stadt, auf die Seite von Raimund Ruben gegen Bohemund den Einäugigen und brachte die Barone dazu, Raimund Ruben feierlich als Nachfolger Bohemunds II. anzuerkennen. Während Konrad in Palästina weilte, kam es 1198 im Heiligen Römischen Reich zur verhängnisvollen Doppelkönigswahl Philipps von Schwaben und Ottos IV. von Braunschweig. Erst 1199 kehrte der von Papst Innozenz III. mit einer Vermittlerrolle ausgestattete Erzbischof ins Reich zurück. In dieser Funktion bewirkte er im April 1200 einen befristeten Waffenstillstand. Nun stirbt der Erzbischof auf der Rückreise vom Kreuzzug und wird im Mainzer Dom begraben werden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kirchenstaat / Heiliges Römisches Reich Im Heiligen Römischen Reich suchen immer noch zwei gewählte Könige, Otto IV. von Braunschweig und Philipp von Schwaben, nach der Mehrheit der Großen im Lande; beide erwarten in absehbarer Zeit von Papst Innocentius III. (Innozenz III.) die Kaiserkrönung und damit die Anerkennung ihrer Herrschaft. Die staufische Mehrheit im Reich, die sich für Philipp von Schwaben entschieden hat, beansprucht selbstbewusst in ihrer Speyerer Fürstenerklärung vom 28. Mai 1199 das Recht, den deutschen König zu wählen, für sich. Nicht erwähnt wird die Bestätigung der Wahl durch den Papst und dessen Recht, die Kaiserkrönung vorzunehmen. Die Wahl des Königs begründet nach Sicht der Anhänger des Staufers zugleich dessen Anspruch auf die Kaiserherrschaft. Demnach kommt dem Papst für das Kaisertum nur die Rolle eines bloßen Coronators (Krönungsvollziehers) zu. Die welfische Seite hingegen bittet um Bestätigung der Wahl Ottos IV. und um die päpstliche Zustimmung zur Kaiserkrönung. Dem päpstlichen Urteil kommt damit erhebliche Bedeutung zu. Papst Innocentius unterzieht alle drei Kandidaten für die künftige Kaiserkrönung einer sorgfältigen Prüfung. Der Staufer Friedrich II. scheidet wegen seiner Jugend aus - er ist erst sechs Jahre alt. Der Staufer Philipp entstammt mit Blick auf seine salischen Vorfahren Heinrich IV. und Heinrich V. einem Geschlecht der Verfolger der Kirche (genus persecutorum) und will die Politik seines Vaters Friedrich Barbarossa gegen das Papsttum fortführen. Heinrich der Löwe und Lothar von Süpplingenburg als Vorfahren Ottos IV. waren hingegen immer treue Anhänger der Kirche gewesen. So entscheidet sich der Papst für Otto und holt von ihm verbindliche Zusagen für eine Politik ein, die mit den Zielen des Papsttums vereinbar ist. Mit dem Tod Heinrichs VI. im September 1197 ist die staufische Herrschaft in Italien zusammengebrochen. Innocentius will die von Heinrich VI. durch dessen Heirat mit Konstanze von Sizilien geschaffene Personalunion von Imperium Romanum (Römischem Reich) und Regnum Siciliae (Sizilien) auflösen. Die Lehnsoberhoheit über Sizilien will der Papst selbst behalten. In Mittelitalien soll außerdem der Kirchenstaat, das Patrimonium Petri, erweitert werden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Schlesien (Teilherzogtum Oppeln) Jaroslaw, Herzog von Oppeln, stirbt. Dadurch fällt das Herzogtum wieder an seinen Vater Boleslaw I. von Schlesien. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kirchenstaat / Heiliges Römisches Reich König Otto IV. von Braunschweig, von einer Reihe von Adligen zum König von Deutschland gewählt, der gegen den anderen gewählten König Philipp von Schwaben um die alleinige Macht in Deutschland kämpft, schwört in Neuss den Eid, dass er die päpstlichen Rechte in Mittel- und Unteritalien wahren werde. Dies bedeutet für Otto einen Verzicht auf eine eigenständige Italienpolitik und auf umfangreiche Gebiet in Reichsitalien. In seinen Briefen an Papst Innocentius III. nennt er sich fortan "Otto, Dei gratia et sua Romanorum rex (Von Gottes und des Papstes Gnaden König der Römer). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kirchenstaat / Heiliges Römisches Reich Der päpstliche Legat Guido von Palestrina gibt als Antwort auf den von König Otto IV. von Braunschweig im Vormonat geleisteten Schwur in Köln die Anerkennung Ottos als alleinigen König des Heiligen Römischen Reiches bekannt; seine Widersacher, insbesondere die Verfasser der "Speyerer Fürstenerklärung" vom 28.05.1199, verfallen dem Kirchenbann. Die Erklärung spricht dem Papst im Allgemeinen und hier im Speziellen Papst Innocentius III. das Recht ab, an der deutschen Königswahl mitzuwirken, geschweige denn diese für rechtmäßig zu erklären und fordert den Papst auf, nicht weiter die Rechte des Reiches in Italien zu verletzen. Außerdem drohen die Fürsten Innocentius III. damit, mit aller Macht nach Rom zu kommen, um die Kaiserkrönung Philipps durchzusetzen. Das päpstliche Votum für Otto IV. von Braunschweig findet im Reich jedoch kaum Widerhall. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kirchenstaat / Heiliges Römisches Reich Philipp von Schwaben nimmt an der feierlichen Erhebung der Gebeine der von Papst Innocentius III. im Vorjahr heiliggesprochenen Kaiserin Kunigunde von Luxemburg teil. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Schlesien (Teilherzogtum Oppeln) Herzog Boleslaw I. von Schlesien stirbt. Damit fällt das gesamte Herzogtum an seinen Sohn Heinrich den Bärtigen. Doch auch Heinrichs Onkel Mieszko I. von Ratibor erhebt Anspruch auf das (Teil-)Herzogtum von Oppeln. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich In Deutschland herrscht unter den beiden, von verschiedenen Landesfürsten gewählten Königen, auch nach dem Votum des Papstes für Otto IV. weiterhin eine Pattsituation, da die päpstliche Entscheidung von nur wenigen deutschen Fürsten anerkannt wird. Die Folge ist, dass Otto und Philipp Feldzüge gegeneinander führen, wobei sie offene Feldschlachten mit unkalkulierbarem Ausgang möglichst meiden. Vielmehr versucht man den Gegner durch Plünderung und Verwüstung zu schädigen oder durch einen Feldzug eine Burg oder Stadt einzunehmen. Otto IV. gerät im Reich zunehmend in die Isolation. Sein Einfluss bleibt auf Norddeutschland und die Region am Niederrhein begrenzt. Baiern, Österreich, Kärnten und die Steiermark sind traditionell staufernahe Regionen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Pfalzgrafschaft bei Rhein Dem Bruder des deutschen Königs Otto IV. von Braunschweig, Heinrich, wird von dem konkurrierenden deutschen König Philipp von Schwaben die Pfalzgrafenwürde streitig gemacht, weshalb Heinrich für die weitere Treue zu Otto von diesem die Stadt Braunschweig und die Burg Lichtenberg fordert. Dies lehnt Otto ab. Heinrich wechselt daraufhin in Philipps Lager. Otto missachtet damit die Ehrung und Belohnung von Helfern und Getreuen, die zu den wichtigsten Herrscherpflichten gehört. Ganz anders verhält sich Philipp gegenüber seinen Getreuen. Er belohnt den Grafen Wilhelm von Jülich mit reichen Geschenken für dessen bekundeten Willen, alle bedeutenden Anhänger Ottos für den Staufer zu gewinnen. Heinrich wird für seinen Wechsel auf die staufische Seite von Philipp die Pfalzgrafschaft restituiert, er wird außerdem mit der Vogtei über Goslar belehnt und mit Geldzahlungen belohnt. Auch der Vater von Ottos Verlobter Maria von Brabant wechselt in das Lager der Staufer. Im selben Jahr gelingt es dem französischen König Philipp II., mit der Normandie das Herkunftsland der anglonormannischen Könige zu erobern. Dadurch ist mit dem englischen König John "Lackland" (Johann Ohneland) einer der wichtigsten Verbündeten Ottos erheblich geschwächt. Auch der Kölner Erzbischof Adolf I. von Altena und zahlreiche welfische Anhänger am Niederrhein und aus Westfalen gehen in das Lager Phillips über, sodass er mittlerweile eine große Zahl an Unterstützern im Reich hinter sich vereinen kann. Grundlage für Philipps Erfolg gegen Ottos Anhänger ist dem Geschichtsforscher Steffen Krieb zufolge „ein Gemisch aus Drohungen, Versprechungen und Geschenken“. Durch seinen Parteiwechsel darf der Kölner Erzbischof Adolf seinen Anspruch auf Teilnahme an der Königswahl behalten. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Landgrafschaft Thüringen Während der Belagerung von Weißensee unterwirft sich Landgraf Hermann von Thüringen demütig dem Stauferkönig Philipp von Schwaben. Es ist der einzige Fall einer Unterwerfung (deditio), über den die Quellen detaillierte Informationen über die Unterwerfungshandlung selbst überliefern. Nach Arnold von Lübeck hält Philipp dem Landgrafen „während er so lange auf dem Boden lag“ seine „Treulosigkeit und Dummheit“ vor. Erst auf Fürsprache der Anwesenden wird er vom Boden aufgehoben und erhält vom Staufer den Friedenskuss. Hermann hatte zunächst Otto unterstützt, war 1199 zu Philipp gewechselt und 1203/04 wiederum zu Otto übergetreten. Der Landgraf kann nach seiner Unterwerfung Amt und Besitz bewahren und bleibt vorerst im staufischen Lager. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich Für die ihm erwiesene Treue überträgt König Otto IV. als Dank die Braunschweiger Marktkirche St. Martine an die Stadt, wobei er ihr das Recht der Pfarrerwahl gewährt. Nachdem König Philipp von Schwaben Braunschweig 1200 beinahe eingenommen hatte, wurde die Stadt mit einer geschlossenen Stadtmauer umgeben. Mit den von Hucker im Mauerring ermittelten zwölf Toren knüpfte Otto an die Vorstellungen des himmlischen Jerusalem an. Auch das fünfte Weichbild Braunschweigs, der sogenannte Sack, wird von Otto gegründet. Außerdem wird die Gründung der Braunschweiger Neustadt Otto zugerechnet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich In Koblenz wechseln der Kölner Erzbischof Adolf I. von Altena und Heinrich I. von Brabant auf die Seite Philipps von Schwaben. Heinrich von Brabant erhält dafür Maastricht und Duisburg. Der Kölner Erzbischof kann seine Funktion bei der Königswahl und -weihe beibehalten und wird für seinen Übertritt zu Philipp mit 5000 Mark belohnt. Der wachsende Geldverkehr im Hochmittelalter beeinflusst die Fürsten in ihren Entscheidungen für militärischen Beistand oder in der Frage ihrer Parteinahme. Mit dem Übertritt des Kölner Erzbischofs nimmt auch die Urkundenproduktion Philipps erheblich zu. Die Mehrheit der Kölner Bürgerschaft bleibt jedoch auf der Seite König Ottos IV. von Braunschweig. Die Unterstützungszusagen Adolfs I. von Altena und Heinrichs I. von Brabant werden erstmals seit der staufisch-zähringischen Übereinkunft aus dem Jahr 1152 urkundlich verbrieft. Die Doppelwahl wird deshalb auch als Zäsur angesehen, da sie den Auftakt schriftlich fixierter Bündnisse im nordalpinen Reich bildet. Auch steigt während des Thronstreits die Zahl der Vertragsabschlüsse an. Diese schriftlichen Vereinbarungen werden aber regelmäßig aus politischen Erwägungen gebrochen. Die Großen versuchen die politische Situation zum Ausbau ihrer Landesfürstentümer zu nutzen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat König Philipp von Schwaben zieht nach Aachen und legt dort demonstrativ die Krone nieder, um sie am traditionellen Krönungsort vom richtigen Coronator ("Königskröner"), dem Kölner Erzbischof Adolf I. von Altena, der noch bis vor kurzen dem politischen Lager König Ottos IV. von Braunschweig zugeordnet war, erneut gekrönt zu werden. In der Folge wird Adolf wegen seines Seitenwechsels vom Papst abgesetzt und durch Bischof Bruno IV. von Sayn ersetzt werden. Dagegen steht die Stadt Köln weiterhin loyal zu Otto IV.
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Heiliges Römisches Reich König Philipp von Schwaben versucht Köln vergeblich zu erobern, dabei wird sein Gegenspieler Otto IV. von Braunschweig zweimal verwundet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat Bischof Bruni IV. zu Sayn, der im Januar das Amt des abgesetzten Erzbischofs von Köln, Adolf I. von Altena, übernahm, wird zum Erzbischof von Köln gewählt, woraufhin Dompropst Engelbert von Berg und verschiedene Domherren protestieren und die Stadt verlassen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Braunschweig Der auf Seiten König Ottos IV. von Braunschweig kämpfende Gunzelin von Wolfenbüttel gelingt die Einnahme Goslars. Otto entscheidet, diese staufisch orientierte Stadt durch Bauwerke aufzuwerten und lässt die Pfarrkirchen St. Martini und St. Katharinen ausbauen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich König Philipp von Schwaben besiegt bei Wassenberg ein vor allem aus Kölnern bestehendes Heer, das für seinen Gegenspieler, König Otto IV. von Braunschweig, kämpft. Der Kölner Erzbischof Bruno IV. von Sayn wird bei der Schlacht gefangengenommen und von Philipp von Schwaben und dem abgesetzten Vorgänger Adolf I. von Altena auf den Burgen Trifels und Alt-Ems (im heutigen Vorarlberg) festgehalten. Nach der Schlacht kommt es auch zum ersten Treffen der beiden Könige. Es findet in einer Atmosphäre der Vertraulichkeit (colloquium familiare) statt und bietet die notwendige Rücksicht auf die Ehre der beiden Könige. Direkte Verhandlungen in aller Öffentlichkeit sind eher unüblich. Die Verhandlungen scheitern aber. Otto selbst kann nur knapp entkommen und flieht nach Braunschweig. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich Es gelingt König Philipp von Schwaben, Köln einzunehmen. Nach den langwierigen Konflikten zwischen dem Kölner Erzbischof und Philipp muss die Ordnung in demonstrativer Form wiederhergestellt werden. Zum symbolträchtigen Palmsonntag zieht Philipp in Köln ein. Der "Adventus" (Herrschereinzug) hat „die Funktion einer Huldigung, einer feierlichen Anerkennung der Herrschaft des Königs“. Außerdem haben sich zahlreiche welfische Anhänger am Niederrhein und aus Westfalen dem Staufer angeschlossen. Philipp kann mittlerweile eine große Zahl an Unterstützern im Reich hinter sich vereinen. Grundlage für Philipps Erfolg gegen Ottos Anhänger ist „ein Gemisch aus Drohungen, Versprechungen und Geschenken“. Papst Innocentius III., der bereits seit Jahren unsicher ist, ob seine Entscheidung für Otto IV. in der Frage der Königswahl richtig war, beginnt damit, sich Philipp anzunähern. Als Verbündete verbleiben Otto IV. weiterhin der Dänenkönig Waldemar II. und der englische König John "Lackland" (Johann Ohneland). Ottos Isolation wird auch in seiner Urkundentätigkeit deutlich. Seit seiner Niederlage bei Wassenberg stellte Otto nur drei Urkunden aus. Im neunten Jahr der auch militärischen Auseinandersetzungen der Angehörigen der beiden gewählten Könige des Heiligen Römischen Reiches bietet Philipp von Schwaben seinen Kontrahenten Otto IV. von Braunschweig an, im Gegenzug für einen Thronverzicht ihm seine älteste Tochter Beatrix als Ehefrau zu geben sowie ihn mit dem Herzogtum Schwaben zu belehnen. Trotz seiner verzweifelten Lage lehnt Otto dieses Angebot ab und erklärt, dass er sein Königtum nur durch seinen Tod verlieren wolle. Mit einem Verzicht auf die Königswürde würde ihm außerdem die entehrende Unterordnung unter den lange bekämpften Rivalen drohen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat Der seit Juli 1206 von König Philipp von Schwaben gefangene Erzbischof von Köln, Bruno IV. zu Sayn, wird in Richtung Rom freigelassen. Dort begegnet er Adolf I. von Altena, seinen abgesetzten Vorgänger, der sich bei Papst Innocentius IIi. um Rehabilitierung bemüht. Innocentius III. bestätigt jedoch Bruno IV. zu Sayn als rechtmäßigen Erzbischof von Köln und somit die Absetzung von Adolf I. von Altena. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Baiern Die Stellung König Philipps von Schwaben im Reich und zum Papst verbessert sich erheblich, so dass Papst Innocentius III. mit ihm Verhandlungen über dessen Kaiserkrönung aufnimmt, als Philipp während der Hochzeit zwischen seiner Nichte Beatrix (der Erbtochter von Otto I. von Burgund) und Herzog Otto VII. von Andechs-Meranien in der Bamberger Bischofspfalz vom bayerischen Pfalzgraf Otto von Wittelsbach erschlagen wird, während er seine Mittagsruhe hält. Otto VIII. von von Wittelsbach sucht unangemeldet um eine Audienz beim König nach, die ihm gewährt wird, woraufhin Otto sein Schwert zieht und Philipps Halsschagader aufschlitzt. Nach dem Mord flüchtet Otto VIII. von Wittelsbach. Der Kontrahent des Verstorbenen, König Otto IV. von Braunschweig, scheint an dem Mord nicht beteiligt zu sein. Selbst die staufertreue Historiographie stellt keine Verbindung zum Mordanschlag her. Die Annalen des sächsischen Klosters Pegau machen immerhin Parteigänger Ottos IV. für den Mord verantwortlich. Die Hintergründe der Tat bleiben ungeklärt, jedoch liegt die Vermutung nahe, dass der Pfalzgraf Vergeltung für eine Beleidung suchte zu bekommen. 1203 hatte Philipp seine Tochter Kunigunde mit Otto VIII. von Wittelsbach verlobt. Philipp hielt sich jedoch nicht an diese Vereinbarung und einigte sich 1207 mit dem böhmischen König Ottokar I. über die Verlobung der inzwischen fünfjährigen Prinzessin mit dessen zweijährigem Sohn und Nachfolger Wenzel I. Es wird angenommen, dass Otto als Vergeltung den König ermordete. Vielleicht erwartete der Wittelsbacher am Tag der Hochzeit von Philipps Nichte Beatrix ein Einlenken oder die Zustimmung zu einer Verlobung mit einer der anderen drei Töchter des Königs Beatrix der Älteren, Maria oder Beatrix der Jüngeren. Der Historiker Knut Görich deutet das königliche Handeln des Königs als ehrverletzende Handlung, die seinen sozialen Rang minderte; um sein Ansehen und damit seine soziale Akzeptanz zurückzugewinnen, habe er handeln müssen. Bereits Zeitgenossen verdächtigen auch die Andechser Brüder Bischof Ekbert von Bamberg und Markgraf Heinrich IV. von Istrien. Bernd Ulrich Hucker versteht daher den Bamberger Königsmord nicht als Privatrache, sondern als Werk einer weit gespannten Verschwörung. Der Wittelsbacher habe im Auftrag einer Fürstengruppe, zu der er zählte, gehandelt. Diese Gruppe um den Pfalzgrafen von Wittelsbach, die Andechser Brüder und ihre Verwandten und den Landgrafen Hermann von Thüringen wollen in einem regelrechten „Staatsstreich“ versuchen, den Herzog Heinrich von Brabant als neuen König durchzusetzen. Für die Anhänger des Welfenkönigs Otto gilt der Mordanschlag als göttlicher Eingriff zur Beendigung der Auseinandersetzungen. Die schwangere Witwe Philipps, die etwa 30 Jahre alte Königin Irene, die Tochter des oströmischen Kaisers Isaak II. Angelos ist, flüchtet nach der Tat auf die Burg Hohenstaufen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Sachsen Nur kurze Zeit nach der Ermordung seines Widersachers Philipp von Schwaben beginnt König Otto IV. von Braunschweig seine Gegner in Sachsen militärisch unter Druck zu setzen. Bisherige Gegner des Welfen wie der Halberstädter Bischof Konrad oder der Magdeburger Erzbischof Albrecht II. treten zu Otto über. Otto IV. und der Magdeburger Erzbischof schließen einen Vertrag. Mit Haldensleben, Sommerschenburg und Lauenburg macht Otto große territoriale Zugeständnisse. Er verzichtet auch auf das königliche Münz- und Zollrecht auf dem Territorium des Erzbistums Magdeburg. Außerdem räumt er dem Magdeburger Erzbischof die Rolle seines ersten Ratgebers unter den Fürsten ein. Für den Magdeburger Kathedralbau sichert der Welfe dem Erzbischof 3000 Silbermark zu. Mit diesen Gunsterweisen gelingt es Otto, auch andere Anhänger der Gegenseite für sich zu gewinnen. Neben dem Magdeburger Erzbischof hat der Herzog Bernhard III. von Sachsen erheblichen Anteil an der Aussöhnung. Nach dem Tod Philipps von Schwaben übernimmt König Otto IV. dessen Kanzler und bindet damit bei der Urkundenausfertigung als wichtigen Bestandteil der Herrschaftsrepräsentation demonstrativ sein Königtum an den Staufer an. Weil die Kölner Bürger in den Jahren der Wirren stets treu zu Otto IV. hielten, gewährt er ihnen nun das Zollprivileg, wodurch sie von Steuer- und Zollzahlungen im ganzen Reich befreit werden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Sachsen / Landgrafschaft Thüringen Königin Irene, die Witwe des ermordeten Königs Philipp von Schwaben, stirbt auf der Burg Hohenstaufen bei der Geburt ihres siebten Kindes, eines Mädchens. Kurz nach dem Tod der Mutter stirbt auch das Kind. Irene hinterlässt vier Töchter im Alter von drei bis zehn Jahren; sie war die Tochter des oströmischen Kaisers Isaak II. Angelos. Irene wurde im staufischen Hauskloster Lorch begraben. Sie ist die letzte und als einzige Königin die ranghöchste dort beigesetzte Stauferin. Walther von der Vogelweide preist sie in einem zeitgenössischen Gedicht als „Rose ohne Dorn, die Taube sonder Gallen“ (Spruch zur Magdeburger Weihnacht). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Sachsen / Landgrafschaft Thüringen Am Tag des Heiligen Mauritius wählen die Fürsten Sachsens und Thüringens Otto IV. von Braunschweig in Halberstadt einhellig zum König. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat Erzbischof Bruno IV. von Sayn kehrt nach seiner zweijährigen Gefangenschaft bei Philipp von Schwaben und einer anschließenden Reise zum Papst nach Rom im Triumph nach Köln zurück, wo sich nun auch Adolf I. von Altena und seine Anhänger unterwerfen. Doch um sein Verhältnis zu seinem Vorgänger endgültig zu bereinigen, setzt er ihm eine Rente von 250 Mark aus. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat Wenige Wochen nach seiner Rückkehr nach Köln stirbt der Erzbischof Bruno IV. von Sayn auf Burg Blankenberg an der Sieg. Seine letzte Ruhe soll er im Kölner Dom finden. Bruno IV. von Sayn war dreieinhalb Jahre im Amt des Erzbischofs; er wurde 43 Jahre alt. Im Priorenkolleg ist man sich nicht darüber einig, ob es eine neue Bischofswahl geben soll, da man sich nicht über die Rechte des abgesetzten Erzbischof Adolf I. von Altena einig wird. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Sachsen / Herzogtum Baiern In Frankfurt am Main wird Otto IV. zum zweiten Mal nach 1198 (in Köln) zum deutschen König gewählt. Der staufertreue Chronist Burchard von Ursberg lässt erst mit dieser Wahl Ottos Königsherrschaft beginnen. Als wichtigste Aufgabe gilt es die Ordnung wiederherzustellen. Zu diesem Zweck wird ein Landfrieden verkündet. König Otto tritt als Rächer König Philipps auf, um sich nicht dem Vorwurf der Vorteilsnahme auszusetzen und zugleich seine Unschuld zu dokumentieren. Über Philipps Mörder verhängt er die Reichsacht. Die Andechser Brüder Bischof Ekbert von Bamberg und Markgraf Heinrich IV. von Istrien verlieren sowohl ihre Ämter als auch ihre Lehen und Einkünfte. Als Symbol der Aussöhnung wird Philipps zehnjährige Tochter Beatrix von Schwaben mit Otto verlobt. Die Eheschließung muss aufgrund des Alters der Braut verschoben werden. Die staufischen Güter fallen Otto zu. Auch Philipps Kanzlei und die Reichsministerialen treten auf seine Seite. Vom Speyrer Bischof erhält Otto die auf dem Trifels verwahrten Herrschaftszeichen. Auch in Baiern, Österreich, Kärnten und der Steiermark findet Otto allgemeine Anerkennung. Besonders sticht Herzog Ludwig I. der Kelheimer hervor. Bereits bei der Frankfurter Königswahl verleiht Otto als erster König überhaupt seinem „geliebten Getreuen“ Ludwig (fidelis … dilectus noster) und dessen Nachkommen das Herzogtum Baiern mit allem Grund und Leuten dauerhaft. Damit verzichtet Otto zugleich auf mögliche Ansprüche auf das Herzogtum Baiern, das seinem Vater Heinrich 1180 durch Fürstenspruch aberkannt wurde. Ludwig profitiert am meisten von der Ächtung und vom Lehnsentzug der Andechs-Meraner. Ihm verleiht Otto mehrere Grafschaften wie Istrien, Krain, Schärding, Neuburg/Inn im Unterinntal, Innsbruck, zahlreiche Burgen wie Oberwittelsbach und Andechs, Landgüter und Ministeriale. Kein anderer weltlicher Großer wird sich künftig so häufig bei Otto IV. aufhalten wie Herzog Ludwig I. der Kelheimer. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat Das Erzbistum in Köln hat immer noch keinen Erzbischof, da die Prioren sich nicht darüber einigen können, ob dem abgesetzten Erzbischof Adolf I. von Altena das Amt wieder zusteht oder nicht. Erst das energische Drängen Kaiser Ottos IV. von Braunschweig führt zu einer Wahlversammlung, die dann einmütig auf Dietrich von Hengebach fällt, der im kommenden Jahr geweiht werden soll. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich Durch Münzprägung, Reliquienstiftungen und das Schneiden von Siegelstempeln blüht das Kunsthandwerk im Heiligen Römischen Reich auf. Bedeutende Werke der Goldschmiedekunst verdanken Otto IV. von Braunschweig ihre Entstehung. Zu seiner Regierungszeit erhält der Dreikönigenschrein seine endgültige Gestalt; er gilt „als das bedeutendste Werk der rhein-maasländischen Schatzkunst des 12. und 13. Jahrhunderts“. An der Frontseite ist Otto mit etwas Abstand neben den Heiligen Drei Königen und der Gottesmutter mit ihrem Kind abgebildet. Die Figur des Welfen wurde mit der Beischrift „Otto rex“ während seiner Königszeit – zwischen 1198 und 1209 – am Schrein angebracht. Die Forschung ist sich einig, dass es sich dabei um ein Stifterbild handelt. Die Stiftung für den Schrein geschah vielleicht beim Hoftag Ottos in Köln Ende Juni/Anfang Juli 1201. Seit diesem Jahr werden die Zisterzienserbauten von Walkenried und Riddagshausen durch Ottos Bau- und Stiftungstätigkeit gezielt gefördert. Mit der klösterlichen Stiftungspolitik soll der Zisterzienserorden, der sich gerade auf einem Höhepunkt seiner Macht befindet, gezielt in Ottos Herrschaft eingebunden werden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Baiern / Königreich Arelat Die Königsherrschaft wird im Reich weiterhin ohne feste Residenz durch ambulante Herrschaftspraxis ausgeübt. Otto muss also in bestimmten zeitlichen Abständen durch das Reich ziehen und dadurch seiner Herrschaft Geltung und Autorität verschaffen. In diesem Jahr besucht er Augsburg und Ulm in Schwaben, Baiern und den Südosten jedoch nicht. Hoftage oder andere wichtige Versammlungen werden nicht abgehalten. Der südöstliche Teil des Reiches hat in Ottos Besuchsreisen allenfalls den Charakter eines Durchzugsgebietes. Die Akzeptanz seiner Herrschaft in diesem Raum ist weniger durch seine persönliche Anwesenheit dokumentiert als durch das Urteil dortiger Chronisten, Hofbesuche geistlicher und weltlicher Großer sowie durch erbetene und erteilte Privilegien. Neben Ludwig von Baiern ragen unter den Großen des Südostens Graf Meinhard II. von Görz und Bischof Manegold von Passau durch Häufigkeit und Dauer ihrer Aufenthalte am Hof hervor. Nach Ottos Regierungsjahren datieren seit diesem Jahr zahlreiche Kloster- und Stiftskirchen im südöstlichen Reichsteil ihre Urkunden, was seine dortige Anerkennung in diesem Zeitraum deutlich macht. Der Hof Ottos übt große Anziehungskraft auf gebildete Autoren und volkssprachliche Sänger aus und wird so zur Schnittstelle zwischen der noch nicht von der Schriftlichkeit erfassten adligen Laienkultur und der Kultur gebildeter Kleriker. Zu Ottos Hof gehören die Literaten Eilhart von Oberge, Heinrich von Avranches und Gervasius von Tilbury. Otto verleiht Gervasius die Marschallswürde des Arelats. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Polen / Königreich Ungarn Polen und Ungarn erkennen in Altenburg König Otto IV. von Braunschweig als ihren Lehnsherrn an. Die Tochter des polnischen Seniorherzogs Mieszko III. Stary (dem Alten), Judith, ist mit Herzog Bernhard III. von Sachsen verheiratet. König Imre von Ungarn war mit Agnes, einer Tochter des römisch-deutschen Kaisers Friedrich I. Barbarossa verheiratet; Agnes starb bereist 1184. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich Der Mörder des Königs Philipp von Schwaben, der bayerische Pfalzgraf Otto VIII. von Wittelsbach, der unmittelbar nach seiner Tat als "vogelfrei" erklärt wurde, wird in Oberndorf bei Kelheim durch den Reichsmarschall Heinrich von Kalden in einem Getreidespeicher an der Donau in der Nähe von Regensburg aufgefunden und enthauptet. Der Kopf des Toten wird in die Donau geworfen, der Leichnam soll jahrelang in einem Fass in der Nähe des Klosters Indersdorf anfbewahrt werden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Bistum Speyer In Speyer erneuert König Otto IV. von Braunschweig die Neußer Eide und erkennt damit die päpstlichen Gebietsansprüche in Mittel- und Unteritalien an. Außerdem verzichtet er auf eine Einflussnahme bei Bischofswahlen. Der Kaiserkrönung durch den Papst steht demnach nichts mehr im Wege. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Braunschweig Mit großem Prachtaufwand wird in Braunschweig der Hoftag ausgerichtet, was für eine Konsolidierung der Macht Ottos IV. spricht. Zu den Gästen gehören der Erzbischof von Magdeburg, die Bischöfe von Halberstadt, Hildesheim, Merseburg und Havelberg sowie der Landgraf von Thüringen und der Markgraf von Meißen. Anlässlich des Braunschweiger Pfingstfestes wird wohl das Quedlinburger Wappenkästchen mit 33 abgebildeten Wappen vom König und den Fürsten über Grafen bis zu Ministerialen angefertigt. Ottos Förderung wird entscheidend für die positive Entwicklung der Stadt im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. br> | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat Der am 22. Dezember des Vorjahres vom Priorenkollegium zum neuen Erzbischof gewählte Dietrich I. von Hengebach erhält die Priester- und Bischofsweihe. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat Der deutsche König Otto IV. von Braunschweig bricht von Augsburg aus mit einem großen Heer nach Italien auf. 6000 Reiter mit gepanzerten Pferden begleiten ihn auf seiner Reise nach Rom. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat Papst Innocentius III. krönt den deutschen König Otto IV. von Braunschweig zum Kaiser. Am selben Tag verspricht Otto einen Kreuzzug zu unternehmen. Zu diesem Zweck lässt er die topografischen Gegebenheiten des Heiligen Landes und seiner Befestigungsanlagen auskundschaften. Mit der Kaiserkrönung enden die Chroniken Arnolds von Lübeck und Ottos von St. Blasien. Bei Goldbullen und Siegeln wird nach der Kaiserkrönung eine bedeutsame Neuerung vorgenommen: Das Kaiserhaupt erscheint zwischen den Weltherrschaftssymbolen Sonne und Mond. Dies ist die Antwort auf den Anspruch des Papstes, er sei die Sonne und der Kaiser nur der Mond. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat / Erzbistum Magdeburg Noch im Oktober kommt es zum Zerwürfnis des neuen Kaisers Otto IV. von Braunschweig mit dem Erzbischof von Magdeburg. Die Gründe sind möglicherweise in Ottos Verweigerung weitgehender Zusagen an den Erzbischof oder in Meinungsverschiedenheiten über seine Münzpolitik zu sehen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiliges Römisches Reich
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Heiligen Römischen Reiches der Dekaden ... |
1210 / 1220 / 1230 / 1240 / 1250 / 1260 / 1270 / 1280 / 1290 / 1300 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Übersicht über das Heilige Römische Reich | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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