Deutsches Reich 1849-II: Unterschied zwischen den Versionen
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* Eine Kaiserdeputation unter der Leitung des Präsidenten der Frankfurter Nationalversammlung Eduard Simson mit dem Reichsministerpräsidenten Heinrich von Gagern in seiner Begleitung teilt dem König von Preußen die Wahl zum Kaiser des Deutschen Reiches mit, jedoch lehnt König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Verfassung ab, da er eine Gefährdung der Monarchie und die Einführung einer Republik befürchtet. Vertrauten gegenüber äußert er, die ihm angetragene Kaiserkrone trage den "Ludergeruch der Revolution". Er macht den Delegierten gleichzeitig deutlich, dass das Werk der Deutschen Einigung nur von der Seite der Fürsten zu kommen habe. Als sich auch Österreich ablehnend verhält, ist die Arbeit der Nationalversammlung politisch gescheitert. Die Reichsverfassung bleibt jedoch politisches Programm. Auch der bayerische König Maximilian II. lehnt die beschlossene Reichsverfassung ab, was einen Aufstand in der Pfalz auslöst. König Maximilian II. ruft preußisches Militär zu Hilfe. Dessen ungeachtet verabschiedet die Frankfurter Nationalversammlung die "Verfassung des Deutschen Reiches." Sie wird in genau einem Monat im Reichsgesetzblatt verkündet werden. Bis dahin werden Eduard Simson und Heinrich von Gagern die Zeit nutzen, um zu versuchen, den preußischen König umzustimmen oder auf andere, legale Weise die Verfassung zur Wirksamkeit zu bringen. | * Eine Kaiserdeputation unter der Leitung des Präsidenten der Frankfurter Nationalversammlung Eduard Simson mit dem Reichsministerpräsidenten Heinrich von Gagern in seiner Begleitung teilt dem König von Preußen die Wahl zum Kaiser des Deutschen Reiches mit, jedoch lehnt König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Verfassung ab, da er eine Gefährdung der Monarchie und die Einführung einer Republik befürchtet. Vertrauten gegenüber äußert er, die ihm angetragene Kaiserkrone trage den "Ludergeruch der Revolution". Er macht den Delegierten gleichzeitig deutlich, dass das Werk der Deutschen Einigung nur von der Seite der Fürsten zu kommen habe. Als sich auch Österreich ablehnend verhält, ist die Arbeit der Nationalversammlung politisch gescheitert. Die Reichsverfassung bleibt jedoch politisches Programm. Auch der bayerische König Maximilian II. lehnt die beschlossene Reichsverfassung ab, was einen Aufstand in der Pfalz auslöst. König Maximilian II. ruft preußisches Militär zu Hilfe. Dessen ungeachtet verabschiedet die Frankfurter Nationalversammlung die "Verfassung des Deutschen Reiches." Sie wird in genau einem Monat im Reichsgesetzblatt verkündet werden. Bis dahin werden Eduard Simson und Heinrich von Gagern die Zeit nutzen, um zu versuchen, den preußischen König umzustimmen oder auf andere, legale Weise die Verfassung zur Wirksamkeit zu bringen. | ||
* Die Frankfurter Nationalversammlung hebt die Karlsbader Beschlüsse von 1819 gegen liberale Bestrebungen auf. | * Die Frankfurter Nationalversammlung hebt die Karlsbader Beschlüsse von 1819 gegen liberale Bestrebungen auf. | ||
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Das Königreich Württemberg trifft die Entscheidung zur Anerkennung der deutschen Reichsverfassung. <br> | Das Königreich Württemberg trifft die Entscheidung zur Anerkennung der deutschen Reichsverfassung. <br> | ||
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König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen lehnt das Angebot der Kaiserwürde erneut und endgültig ab, obwohl sich in Umfragen in allen deutschen Ländern abzeichnet, dass eine breite Volksbewegung die verabschiedete Verfassung befürwortet, die heute veröffentlicht und verkündet wird. ''(Der nachfolgende Wortlaut des Reichs-Gesetz-Blattes entspricht der deutschen Rechtschreibung des Jahres 1849)'' <br> | König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen lehnt das Angebot der Kaiserwürde erneut und endgültig ab, obwohl sich in Umfragen in allen deutschen Ländern abzeichnet, dass eine breite Volksbewegung die verabschiedete Verfassung befürwortet, die heute veröffentlicht und verkündet wird. ''(Der nachfolgende Wortlaut des Reichs-Gesetz-Blattes entspricht der deutschen Rechtschreibung des Jahres 1849)'' <br> | ||
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Die Regierung Preußens teilt der Frankfurter Nationalversammlung die endgültige Ablehnung der verabschiedeten Verfassung des Deutschen Reiches mit. <br> | Die Regierung Preußens teilt der Frankfurter Nationalversammlung die endgültige Ablehnung der verabschiedeten Verfassung des Deutschen Reiches mit. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1849|09.05.1849]]''' <br> [[Datei:Deutschland.gif|50px]] [[Datei:Preußen | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1849|09.05.1849]]''' <br> [[Datei:Deutschland.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1803-1892.jpg|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1849-II|Deutsches Reich]] / [[Königreich Preußen 1849|Königreich Preußen]]''' <br> |
In der Nationalversammlung wird das weitere Vorgehen überlegt, wobei Teile der Linken die Anwendung von Gewalt befürworten. Der österreichische Reichsverweser Johann von Österreich zeigt kein Interesse, sich energisch hinter die Verfassung zu stellen, und der lange schwelende Konflikt zwischen ihm und Reichsministerpräsidenten Heinrich von Gagern bricht offen aus. Noch am Abend legt von Gagern dem Kabinett und den anwesenden Bevollmächtigten der Landesregierungen folgenden Plan vor: Die nach links neigende Nationalversammlung sollte aufgelöst, der nach rechts neigende Reichsverweser abgesetzt und die Zentralgewalt Preußen übertragen werden, um Preußen doch noch seine Rolle im Einigungsprozess zu geben. Dieser verblüffende Vorschlag wird von Vielen als nicht durchsetzbar angesehen. <br> | In der Nationalversammlung wird das weitere Vorgehen überlegt, wobei Teile der Linken die Anwendung von Gewalt befürworten. Der österreichische Reichsverweser Johann von Österreich zeigt kein Interesse, sich energisch hinter die Verfassung zu stellen, und der lange schwelende Konflikt zwischen ihm und Reichsministerpräsidenten Heinrich von Gagern bricht offen aus. Noch am Abend legt von Gagern dem Kabinett und den anwesenden Bevollmächtigten der Landesregierungen folgenden Plan vor: Die nach links neigende Nationalversammlung sollte aufgelöst, der nach rechts neigende Reichsverweser abgesetzt und die Zentralgewalt Preußen übertragen werden, um Preußen doch noch seine Rolle im Einigungsprozess zu geben. Dieser verblüffende Vorschlag wird von Vielen als nicht durchsetzbar angesehen. <br> | ||
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Die preußische Regierung beruft alle preußischen Abgeordneten aus der Frankfurter Nationalversammlung ab. <br> | Die preußische Regierung beruft alle preußischen Abgeordneten aus der Frankfurter Nationalversammlung ab. <br> | ||
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Fünf Tage nach der Einsetzung des Kabinetts Karl Friedrich Wilhelm Grävell wird August Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg zum Kriegsminister ernannt und vervollständigt damit das Kabinett. Sayn-Wittgenstein wurde am 06.03.1788 Sohn des Reichsfürsten Christian Heinrich Graf von Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Charlotte Friederike Franziska von Leiningen-Westerburg-Grünstadt in Berleburg im Siegen-Wittgensteiner Land geboren und schlug zunächst eine militärische Karriere ein und wurde 1803 großherzoglich hessischer Premierleutnant. Er nahm an den Napoleonischen Kriegen teil. 1814 erfolgte die Beförderung zum Oberstleutnant und 1835 zum Generalmajor. Er war Kommandeur des Garderegiments „Chevauxlegers“. Im Jahr 1840 wurde er Generalleutnant und Generaladjutant und 1842 zum Divisionskommandeur ernannt. 1848 schied er aus dem Militärdienst aus. <br> | Fünf Tage nach der Einsetzung des Kabinetts Karl Friedrich Wilhelm Grävell wird August Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg zum Kriegsminister ernannt und vervollständigt damit das Kabinett. Sayn-Wittgenstein wurde am 06.03.1788 Sohn des Reichsfürsten Christian Heinrich Graf von Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Charlotte Friederike Franziska von Leiningen-Westerburg-Grünstadt in Berleburg im Siegen-Wittgensteiner Land geboren und schlug zunächst eine militärische Karriere ein und wurde 1803 großherzoglich hessischer Premierleutnant. Er nahm an den Napoleonischen Kriegen teil. 1814 erfolgte die Beförderung zum Oberstleutnant und 1835 zum Generalmajor. Er war Kommandeur des Garderegiments „Chevauxlegers“. Im Jahr 1840 wurde er Generalleutnant und Generaladjutant und 1842 zum Divisionskommandeur ernannt. 1848 schied er aus dem Militärdienst aus. <br> | ||
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Aufgrund der dauerhaft geringen Präsenz senkt die Frankfurter Nationalversammlung ihre Beschlussfähigkeitsgrenze auf 100 Abgeordnete ab. In der Paulskirche in Frankfurt verbleiben hauptsächlich linke und dazu einige konservative Abgeordnete. Dies wiederum führt dazu, dass die Stadt Frankfurt auf preußischen Druck die Ausweisung der restlichen Abgeordneten aus der Stadt vorbereitet. <br> | Aufgrund der dauerhaft geringen Präsenz senkt die Frankfurter Nationalversammlung ihre Beschlussfähigkeitsgrenze auf 100 Abgeordnete ab. In der Paulskirche in Frankfurt verbleiben hauptsächlich linke und dazu einige konservative Abgeordnete. Dies wiederum führt dazu, dass die Stadt Frankfurt auf preußischen Druck die Ausweisung der restlichen Abgeordneten aus der Stadt vorbereitet. <br> | ||
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Die Mehrheit der Frankfurter Nationalversammlung beschließt, der Einladung des württembergischen Justizministers Friedrich Römer zu folgen und von der Paulskirche in die Hauptstadt Württembergs umzuziehen. Diese Lösung erscheint den Abgeordneten vorteilhaft, da Württemberg aufgrund innerer Spannungen und auf Betreiben Römers als erstes Königreich bereits am 28. April 1849 die Reichsverfassung anerkannte und außerhalb des Einflussbereichs Preußens, aber nahe an den süddeutschen Hochburgen der demokratischen Bewegungen liegt. <br> | Die Mehrheit der Frankfurter Nationalversammlung beschließt, der Einladung des württembergischen Justizministers Friedrich Römer zu folgen und von der Paulskirche in die Hauptstadt Württembergs umzuziehen. Diese Lösung erscheint den Abgeordneten vorteilhaft, da Württemberg aufgrund innerer Spannungen und auf Betreiben Römers als erstes Königreich bereits am 28. April 1849 die Reichsverfassung anerkannte und außerhalb des Einflussbereichs Preußens, aber nahe an den süddeutschen Hochburgen der demokratischen Bewegungen liegt. <br> | ||
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Im Königreich Preußen wird das "Dreiklassenwahlrecht" eingeführt, was in der Frankfurter Nationalversammlung als einen Affront gegen die Ideen der von ihr verabschiedeten Verfassung für das Deutsche Reich verstanden werden muss. <br> | Im Königreich Preußen wird das "Dreiklassenwahlrecht" eingeführt, was in der Frankfurter Nationalversammlung als einen Affront gegen die Ideen der von ihr verabschiedeten Verfassung für das Deutsche Reich verstanden werden muss. <br> | ||
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* Reichsregent '''Friedrich Schüler''' wurde am 19.08.1791 in Bergzabern in der Pfalz geboren und studierte Jura in Straßburg und in Göttingen. 1831 wurde er als Landstand in die Zweite Kammer der Bayerischen Ständeversammlung gewählt. Hier war er im Budgetausschuss tätig. Schüler entwickelte sich hier zu einem Republikaner und radikal Liberalen mit Sinn für demonstrative Akte. Sich gegen den absolutistischen Regierungsstil in München wendend, stellte Schüler sich gegen die Zivilliste und den Kunstetat. Damit wollte er den Bau der Alten und der Neuen Pinakothek in München einstellen lassen, die ihm wahrscheinlich als selbstherrliche Verwendung und Verschwendung von Mitteln durch den Monarchen galt. Ein weiteres Feld seines politischen Engagement war die Fürsprache zur Zollunion zwischen Baden und Bayern und darüber hinausgehend mit dem Königreich Preußen, um die im Zusammenhang stehende Mautpolitik zu vereinheitlichen. Man überreichte Schüler eine „Bürgerkrone“; der Deutschen Tribüne und dem patriotischen Westboten und zuletzt der Volkssouveränität ein Lebhoch gebracht. Nach Ende der Sitzungsperiode des 5. Bayrischen Landtags am 29. Dezember 1831 kehrten die Vertreter in ihre Wahlkreise zurück. Die Anhänger Schülers aus Zweibrücken-Bubenhausens richteten für den Rückkehrer am 29. Januar 1832 das sogenannte „Erste Schülerfest“ aus. Diese Form von Oppositionsveranstaltung als Ehrbezeugung hatte, seit 1830 aus Frankreich kommend, Anklang in den deutschen Ländern gefunden. Zudem war das Bankett die Möglichkeit um das Verbot von Zusammenkünften von mehr als zwanzig Menschen zu umgehen. Zum Gruß des „einziehenden“ Friedrich Schülers schoss man 102 Salutschüsse mit Mörser ab. Die Zahl der Salven überbot damit die 101 üblichen Schüsse zur Geburt eines Thronerben beziehungsweise des Grußes der britischen Monarchen. Das "Schüler-Bankett" fand mit 350 Gedecken statt. Die beim Festessen zusammengekommenen Oppositionellen sahen sich selbst als Patrioten. Ihre Forderung war, dass sich jegliche Legitimation aus Volkssouveränität erschließen müsse. Würde dieser Wechsel vollzogen, so wäre es der Grundstein für „Deutschlands Wiedergeburt“. Schüler nahm in seiner Rede Anstoß an der geringen Macht des Landtags. Die öffentliche Meinung müsse mehr Einfluss auf die Regierungspolitik ausüben. Dies jedoch könne nur die freie Presse bewirken. Damit machte er sich die Oppositionsvorstellung zu eigen, die besagte, dass die freie Presse das wichtigste Instrument wäre, um eine durchgreifende politische Reform zu erreichen – mit oder ohne Fürsten. Schülers Rede gab damit den Anstoß, des in Weiterführung der von Wirth vorgebrachten Idee einen Deutschen Vaterlandsverein zur Unterstützung der freien Presse zu gründen. Den vorläufigen Vorsitz nahmen am 21. Februar die beiden Advokaten Joseph Savoye und Ferdinand Geib zusammen mit Schüler ein. Die Tätigkeiten des Deutschen Preß- und Vaterlandsvereins bestanden in der Hauptsache im Sammeln von Geld, der Organisation von Zusammenkünfte, Verschicken von Protestnoten und der Unterstützung von Schriftsteller als auch Zeitschriften. In der Folgezeit bildeten sich in vielen deutschen Städten Lokalkomitees. Der Verein hätte seit dem 1. März wegen eines allgemeinen Vereinsverbots eigentlich nicht mehr bestehen dürfen. Schüler, Geib und Savoye legten gegen das Verbot Rechtsmittel ein. Gegen die Aufforderung der Regierung in diesem Zusammenhang eine Erklärung über die Nichtzugehörigkeit zu "geheimen Verbindungen" zu unterschreiben, wie dies bereits bei Staatsdienern verlangt wurde, verwahrte sich Schüler in einem Artikel in der "Deutschen Tribüne". Da Schüler die Erklärung nicht unterschrieb, wurde er im Dezember 1832 aus der bayrischen Anwaltsliste entfernt. Am 6. Mai 1832 fand in Zweibrücken das Zweite "Schülerfest" statt; ein weiteres Mal in derselben Art wie das erste nun sogar mit 560 Gedecken. Bereits auf dem „1. Schülerfest“ im Januar hatte Siebenpfeiffer den Plan eines großen Nationalfestes vorgestellt. Mittlerweile lag der Aufruf Siebenpfeiffers „Der Deutschen Mai“ für ein „Volks-und Nationalfest“ am 27. Mai vor. Zwei Tage nach dem Zweibrücker Treffen wurde das geplante Fest durch den neuen bayrischen Generalkommissar Freiherr von Andrian-Werburg verboten und für Neustadt und Umgebung ein Aufenthaltsverbot angeordnet. Gemeinsam mit Savoye und Geib erstellte Schüler am 11. Mai ein Rechtsgutachten, in dem das Verbot des Hambacher Festes durch die Regierung als ungesetzlich nachgewiesen wurde. Am 17. Mai sah sich der Generalkommissar gezwungen, sein Verbot zu widerrufen. Nach diesem Erfolg erneuerten die Demokraten ihre Einladung. Schüler nahm am Fest teil und hielt seine Rede am Nachmittag des 2. Festtages. Am 15. Juni wurde der Generalkommissar durch die Regierung angewiesen, die Redner des Festes als Hochverräter verhaften zu lassen. Der drohenden Verhaftung entzog sich Schüler dadurch, dass er sich nach Sainte-Ruffine, einem kleinen Ort in der Nähe von Metz, auf das Landgut seiner in Frankreich begüterten Ehefrau Anatholie Salmon begab. Seit 18. Mai 1848 ist Schüler als Abgeordneter für Lauterecken Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. | * Reichsregent '''Friedrich Schüler''' wurde am 19.08.1791 in Bergzabern in der Pfalz geboren und studierte Jura in Straßburg und in Göttingen. 1831 wurde er als Landstand in die Zweite Kammer der Bayerischen Ständeversammlung gewählt. Hier war er im Budgetausschuss tätig. Schüler entwickelte sich hier zu einem Republikaner und radikal Liberalen mit Sinn für demonstrative Akte. Sich gegen den absolutistischen Regierungsstil in München wendend, stellte Schüler sich gegen die Zivilliste und den Kunstetat. Damit wollte er den Bau der Alten und der Neuen Pinakothek in München einstellen lassen, die ihm wahrscheinlich als selbstherrliche Verwendung und Verschwendung von Mitteln durch den Monarchen galt. Ein weiteres Feld seines politischen Engagement war die Fürsprache zur Zollunion zwischen Baden und Bayern und darüber hinausgehend mit dem Königreich Preußen, um die im Zusammenhang stehende Mautpolitik zu vereinheitlichen. Man überreichte Schüler eine „Bürgerkrone“; der Deutschen Tribüne und dem patriotischen Westboten und zuletzt der Volkssouveränität ein Lebhoch gebracht. Nach Ende der Sitzungsperiode des 5. Bayrischen Landtags am 29. Dezember 1831 kehrten die Vertreter in ihre Wahlkreise zurück. Die Anhänger Schülers aus Zweibrücken-Bubenhausens richteten für den Rückkehrer am 29. Januar 1832 das sogenannte „Erste Schülerfest“ aus. Diese Form von Oppositionsveranstaltung als Ehrbezeugung hatte, seit 1830 aus Frankreich kommend, Anklang in den deutschen Ländern gefunden. Zudem war das Bankett die Möglichkeit um das Verbot von Zusammenkünften von mehr als zwanzig Menschen zu umgehen. Zum Gruß des „einziehenden“ Friedrich Schülers schoss man 102 Salutschüsse mit Mörser ab. Die Zahl der Salven überbot damit die 101 üblichen Schüsse zur Geburt eines Thronerben beziehungsweise des Grußes der britischen Monarchen. Das "Schüler-Bankett" fand mit 350 Gedecken statt. Die beim Festessen zusammengekommenen Oppositionellen sahen sich selbst als Patrioten. Ihre Forderung war, dass sich jegliche Legitimation aus Volkssouveränität erschließen müsse. Würde dieser Wechsel vollzogen, so wäre es der Grundstein für „Deutschlands Wiedergeburt“. Schüler nahm in seiner Rede Anstoß an der geringen Macht des Landtags. Die öffentliche Meinung müsse mehr Einfluss auf die Regierungspolitik ausüben. Dies jedoch könne nur die freie Presse bewirken. Damit machte er sich die Oppositionsvorstellung zu eigen, die besagte, dass die freie Presse das wichtigste Instrument wäre, um eine durchgreifende politische Reform zu erreichen – mit oder ohne Fürsten. Schülers Rede gab damit den Anstoß, des in Weiterführung der von Wirth vorgebrachten Idee einen Deutschen Vaterlandsverein zur Unterstützung der freien Presse zu gründen. Den vorläufigen Vorsitz nahmen am 21. Februar die beiden Advokaten Joseph Savoye und Ferdinand Geib zusammen mit Schüler ein. Die Tätigkeiten des Deutschen Preß- und Vaterlandsvereins bestanden in der Hauptsache im Sammeln von Geld, der Organisation von Zusammenkünfte, Verschicken von Protestnoten und der Unterstützung von Schriftsteller als auch Zeitschriften. In der Folgezeit bildeten sich in vielen deutschen Städten Lokalkomitees. Der Verein hätte seit dem 1. März wegen eines allgemeinen Vereinsverbots eigentlich nicht mehr bestehen dürfen. Schüler, Geib und Savoye legten gegen das Verbot Rechtsmittel ein. Gegen die Aufforderung der Regierung in diesem Zusammenhang eine Erklärung über die Nichtzugehörigkeit zu "geheimen Verbindungen" zu unterschreiben, wie dies bereits bei Staatsdienern verlangt wurde, verwahrte sich Schüler in einem Artikel in der "Deutschen Tribüne". Da Schüler die Erklärung nicht unterschrieb, wurde er im Dezember 1832 aus der bayrischen Anwaltsliste entfernt. Am 6. Mai 1832 fand in Zweibrücken das Zweite "Schülerfest" statt; ein weiteres Mal in derselben Art wie das erste nun sogar mit 560 Gedecken. Bereits auf dem „1. Schülerfest“ im Januar hatte Siebenpfeiffer den Plan eines großen Nationalfestes vorgestellt. Mittlerweile lag der Aufruf Siebenpfeiffers „Der Deutschen Mai“ für ein „Volks-und Nationalfest“ am 27. Mai vor. Zwei Tage nach dem Zweibrücker Treffen wurde das geplante Fest durch den neuen bayrischen Generalkommissar Freiherr von Andrian-Werburg verboten und für Neustadt und Umgebung ein Aufenthaltsverbot angeordnet. Gemeinsam mit Savoye und Geib erstellte Schüler am 11. Mai ein Rechtsgutachten, in dem das Verbot des Hambacher Festes durch die Regierung als ungesetzlich nachgewiesen wurde. Am 17. Mai sah sich der Generalkommissar gezwungen, sein Verbot zu widerrufen. Nach diesem Erfolg erneuerten die Demokraten ihre Einladung. Schüler nahm am Fest teil und hielt seine Rede am Nachmittag des 2. Festtages. Am 15. Juni wurde der Generalkommissar durch die Regierung angewiesen, die Redner des Festes als Hochverräter verhaften zu lassen. Der drohenden Verhaftung entzog sich Schüler dadurch, dass er sich nach Sainte-Ruffine, einem kleinen Ort in der Nähe von Metz, auf das Landgut seiner in Frankreich begüterten Ehefrau Anatholie Salmon begab. Seit 18. Mai 1848 ist Schüler als Abgeordneter für Lauterecken Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. | ||
* Reichsregent '''Heinrich August Becher''' wurde am 21.02.1816 in Stuttgart geboren, studierte zunächst Philosophie, später Rechtswissenschaften in Tübingen und war dann als Rechtsanwalt tätig. Becher war mehrfach Mitglied der Zweiten Kammer der Württembergischen Landstände. Von 1845 bis 1849 war er Abgeordneter für das Oberamt Blaubeuren. | * Reichsregent '''Heinrich August Becher''' wurde am 21.02.1816 in Stuttgart geboren, studierte zunächst Philosophie, später Rechtswissenschaften in Tübingen und war dann als Rechtsanwalt tätig. Becher war mehrfach Mitglied der Zweiten Kammer der Württembergischen Landstände. Von 1845 bis 1849 war er Abgeordneter für das Oberamt Blaubeuren. | ||
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Aktuelle Version vom 18. Juni 2018, 20:51 Uhr
DEUTSCHES REICH
Hauptstadt: Frankfurt am Main
Chronik des Deutschen Reiches 1849
II. Quartal 1849
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Chronik des Deutschen Bundes des Jahres ... 1839 - 1840 - 1841 - 1842 - 1843 - 1844 - 1845 - 1846 - 1847 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
III. Quartal - IV. Quartal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich
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Deutsches Reich / Königreich Preußen / Königreich Bayern
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Deutsches Reich Die am 28. März von der Frankfurter Nationalversammlung verabschiedete Reichsverfassung wird inzwischen von 28 Staaten anerkannt; Preußen und Württemberg sind nicht unter ihnen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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[[Datei:Karl Rudolf Bromme.jpg|thumb|150px|Der neue Reichsmarineminister Deutsches Reich Der Minister für Auswärtige Angelegenheiten des Deutschen Reiches August Giacomo Jochmus, der gleichzeitig Marineminister des Reiches ist, gibt letzteres Amt ab an den Seezeugmeister Karl Rudolf Bromme, genannt Brommy. Reichsminister Bromme wurde am 10.09.1804 in Anger bei Leipzig geboren. Bereits im Alter von 14 Jahren erhielt er von seinem Vormund, da seine Eltern früh verstorben waren, die Einwilligung, Seemann zu werden und ging zur Navigationsschule im Hamburg; anschließend trat er auf der Brigg HEINRICH seine erste Seereise an. Über die frühen Seefahrtsjahre Brommes nach Verlassen der Navigationsschule in Hamburg im Sommer 1820 gibt es nur lückenhafte Aufzeichnungen. Mit der Brigg HEINRICH machte er offenbar einige Reisen nach Mittelamerika. Nach eigenen Angaben heuerte er ab 1822 auf verschiedenen US-amerikanischen Segelschiffen an und wurde 1826 zum Captain befördert. In dieser Zeit änderte er auch die Schreibweise seines Namens nach der englischen Aussprache in Brommy. Für seine angebliche Beteiligung am chilenischen und später am brasilianischen Befreiungskampf gibt es keine Belege. 1827 wurde er ein Mitglied im Bund der Freimaurer, seine Loge Apollo ist in Leipzig ansässig. Angeregt durch Berichte über Thomas Cochrane, den an diesen Freiheitskriegen beteiligten britischen Admiral, schloss sich Brommy 1827 den Griechen in deren Unabhängigkeitskrieg an. Von 1827 bis 1828 führte Cochrane die Griechische Marine im Kampf gegen die Türken und Ägypter. Brommy war, nunmehr im Rang eines Korvettenkapitäns, in ihre Dienste getreten. Zunächst war er ab dem 27. April 1827 Erster Offizier der 64-Kanonen-Segelfregatte HELLAS (die ehemals US-amerikanische HOPE), anschließend in gleicher Funktion auf der 26-Kanonen-Segelkorvette Hydra, mit der er an der Bekämpfung der Piraterie im Archipel und an der Ausräucherung der Piratenhochburg Grabusa beteiligt war. Am 11. Juni 1828 wurde Brommy zum Fregattenkapitän befördert und Kommandant der 8x64-Pfünder-Raddampf-Korvette ENTERPRISE (grch. EPICHEIRESIS), einem Schwesterschiff der von Fregattenkapitän Frank Hastings kommandierten und durch ihn berühmt gewordenen Radkorvette KARTERIA. Im Geschwader des griechischen Admirals Miaoulis nahm Brommy an Kämpfen vor Preveza (Golf von Arta) teil und war an der Eroberung von Messolongi beteiligt. 1831 verließ Brommy das Land und unternahm wissenschaftliche Reisen durch Frankreich, England und Deutschland. Anschließend kehrte er nach Sachsen zurück. In Meißen veröffentlichte er unter dem Pseudonym R. Termo einen autobiographischen Roman. 1832 wurde der bayrische Prinz Otto von Wittelsbach als Otto I. König von Griechenland. Der griechischen Delegation unter Admiral Miaoulis, die den König von München in sein neues Reich begleiten sollte, schloss sich auch Brommy an. Er wurde am 16. November 1832 wieder in seinem alten Dienstgrad Offizier der griechischen Marine. Gleichzeitig wurde er Kommandant eines alten Raddampfers, der HERMES und ein halbes Jahr später auf dessen Schwesterschiff Mercur. Zugleich war Brommy Mitglied einer Marinekommission, Hafenkapitän und später Präfekt der von König Otto I. eingerichteten Seepräfektur in POROS. Diesen Dienstposten musste er 1835 wieder verlassen, nachdem er durch ein Kriegsgerichtsverfahren zu vier Monaten Arrest und 60 Drachmen Geldstrafe verurteilt wurde. Er hatte in Notwehr einen Unteroffizier geohrfeigt. Während der folgenden Dienstzeit im Marineministerium erstellte Brommy einen neuen Organisationsplan für die griechische Marine. Später wurde er stellvertretender Kommandeur der Militärschule, zunächst in Ägina, dann in Piräus. Sein Wunsch nach Einrichtung einer eigenen Marineschule ging für ihn während seiner Dienstzeit in Griechenland nicht in Erfüllung. Nach seinen Vorstellungen sollte eine Marineschule auf einem Schiff eingerichtet werden, um der Praxis auf See so nahe wie möglich zu sein. In mehreren Vorträgen vor König Otto I. warb Brommy für seinen Gedanken, jedoch ohne Erfolg. Selbst als 1848 der griechische Korvettenkapitän Leonid Palaskas die gleiche Idee hatte und sogar auf der Fregatte Ludovicos probeweise eine schwimmende Marineschule einrichtete, scheiterte er am Widerstand der griechischen Marineführung. Nach einem erneuten Aufruhr im Jahre 1843 für eine neue Verfassung mussten alle Fremden das Land verlassen, doch Brommy durfte wegen seiner Verdienste bleiben. Er wurde zwar zur Disposition gestellt, zugleich aber zum Mitglied des Marinegerichts ernannt, das er zeitweise als Erster Vorsitzender führte. Angeblich sollte sich Brommy dennoch von da an vorwiegend in Berlin aufhalten. 1845 bewarb sich Brommy mit einem Gesuch an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. um die Übernahme in die preußische Marine, das jedoch abgelehnt wurde. Die Veröffentlichung seines Lehrbuches "Die Marine - eine gemeinverständliche Darstellung des gesamten Seewesens für Gebildete aller Stände" erfolgte in diesem Jahr in Berlin. Infolge der revolutionären Ereignisse von 1848 wurde in den deutschen Staaten der Ruf nach einer eigenen Flotte laut. In einem Schreiben an den Präsidenten der Frankfurter Nationalversammlung, Heinrich von Gagern, vom 23. Juli 1848 bot Brommy seine Hilfe beim Aufbau der deutschen Reichsflotte an. Er wurde im Antwortschreiben vom 4. November 1848 von Handelsminister Arnold Duckwitz aufgefordert, nach Frankfurt zu kommen, wo Brommy Anfang des Jahres 1849 eintraf. Brommy hatte von seinem griechischen König einen sechsmonatigen Urlaub erhalten, während dessen er sich entscheiden konnte, ob er in Deutschland bliebe oder nach Griechenland zurückkehren wolle. Brommy entschied sich zu bleiben und reichte am 19. April 1849 sein Abschiedsgesuch beim griechischen König ein.
Zunächst wird Kapitän Brommy in der technischen Marinekommission der Marineabteilung verwendet werden. Nachdem deren Leiter, Prinz Adalbert von Preußen, vom preußischen König aus dieser Position abberufen wird, übernimmt er dieses Amt. Heute wird er zum Oberbefehlshaber der Nordseeflottille mit seinem Flaggschiff SMS BARBAROSSA in Brake ernannt. Die Seehafenstadt Brake ist gegenwärtig eine provisorischen Marinestation der ersten deutschen Flotte. Militärische Verstärkung wird Brommy zudem durch die Hamburger Flottille erhalten. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutscher Bund / Kaisertum Österreich Proklamation der Unabhängigkeit des Königreichs Ungarn von Österreich durch den ungarischen Reichstag. Parallel dazu ruft der ungarische Rechtsanwalt und Freiheitskämpfer Lajos Kossuth in der Großen Reformierten Kirche in Debrecen die Unabhängigkeit Ungarns vom Kaisertum Österreich und ruft die Republik aus. Dies führt zum ungarischen Unabhängigkeitskrieg. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Königreich Württemberg Das Königreich Württemberg trifft die Entscheidung zur Anerkennung der deutschen Reichsverfassung. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Königreich Preußen König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen lehnt das Angebot der Kaiserwürde erneut und endgültig ab, obwohl sich in Umfragen in allen deutschen Ländern abzeichnet, dass eine breite Volksbewegung die verabschiedete Verfassung befürwortet, die heute veröffentlicht und verkündet wird. (Der nachfolgende Wortlaut des Reichs-Gesetz-Blattes entspricht der deutschen Rechtschreibung des Jahres 1849)
Unter diesen Unterschriften werden die Namen aller Abgeordneten und deren Wahlkreise aufgeführt. Die Liste beginnt mit dem Reichsministerpräsidenten: 4.5.
Aufruf der Frankfurter Nationalversammlung zur Durchsetzung der Reichsverfassung, Reichsverfassungskampagne
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Deutsches Reich / Königreich Preußen Die Regierung Preußens teilt der Frankfurter Nationalversammlung die endgültige Ablehnung der verabschiedeten Verfassung des Deutschen Reiches mit. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Königreich Preußen In der Nationalversammlung wird das weitere Vorgehen überlegt, wobei Teile der Linken die Anwendung von Gewalt befürworten. Der österreichische Reichsverweser Johann von Österreich zeigt kein Interesse, sich energisch hinter die Verfassung zu stellen, und der lange schwelende Konflikt zwischen ihm und Reichsministerpräsidenten Heinrich von Gagern bricht offen aus. Noch am Abend legt von Gagern dem Kabinett und den anwesenden Bevollmächtigten der Landesregierungen folgenden Plan vor: Die nach links neigende Nationalversammlung sollte aufgelöst, der nach rechts neigende Reichsverweser abgesetzt und die Zentralgewalt Preußen übertragen werden, um Preußen doch noch seine Rolle im Einigungsprozess zu geben. Dieser verblüffende Vorschlag wird von Vielen als nicht durchsetzbar angesehen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich Da der österreichische Reichsverweser nicht, wie von Gagern am Vorabend forderte, zurücktritt, muss das Kabinett Heinrich von Gagerns um Entlassung bitten. Der Chef der Liberalen in der Nationalversammlung ist am Ende seiner Möglichkeiten angelangt. Gagern leidet seit einiger Zeit an "nervösen Kopfschmerzen", meint aber, dass die "Casino-Fraktion" weiterhin in der Nationalversammlung für die deutsche Angelegenheit eintreten solle. Obwohl er von nun an nicht mehr Ministerpräsident ist, führt er bis auf weiteres die Geschäfte des Innen- und des Außenministers; auch sein Kabinett bis auf Reichsfinanzminister Hermann von Beckerath, der am 4. Mai zurücktrat und dessen Amt von Unterstaatssekretär Karl Mathy wahrgenommen wird, bleibt im Amt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Großherzogtum Baden / Königreich Bayern In der bayerischen Pfalz und in Baden greifen Aufstände der Bevölkerung um sich. Die Landesversammlung in Offenburg fordert die unverzügliche Durchführung der Reichsverfassung. Der Großherzog von Baden verlässt seinen Sitz in Karlsruhe. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Großherzogtum Baden / Königreich Bayern Nachdem der Großherzog von Baden Karlsruhe am Vortag verlassen hat, übernimmt nun der Landesausschuss von der Hauptstadt aus die Führung der Revolution. Die badischen Truppen laufen zu den Aufständischen über. Die Offenburger Versammlung setzt eine neue Landesregierung ein, die Landesausschuss genannt wird.
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Deutsches Reich / Königreich Preußen Die preußische Regierung beruft alle preußischen Abgeordneten aus der Frankfurter Nationalversammlung ab. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich Das Kabinett Heinrich von Gagern wird verabschiedet und durch ein neues Kabinett mit Maximilian Grävell als Reichsministerpräsident wird ins Amt berufen. Bis auf Marineminister August Giacomo Jochmus werden alle Posten neu besetzt. Hier die Liste der scheidenden Minister:
Peucker, Duckwitz und von Mohl sind derzeit die Minister mit den längsten Amtszeiten im Deutschen Reich.
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Deutsches Reich / Königreich Bayern In der bayerischen Pfalz wird eine provisorische Revolutionsregierung gebildet.
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Deutsches Reich Am Abend stimmt eine Mehrheit der "Casino-Fraktion" für den Austritt aus der Nationalversammlung, weil sie einen Bürgerkrieg fürchtet und Reichsministerpräsident Heinrich von Gagern fügt sich der Mehrheit, als er vom Krankenbett aus die Erklärung mitunterschreibt. 19.5.
Beginn der badischen Reichsverfassungskampagne | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich Reichsministerpräsident Heinrich von Gagern und die Mehrheit der "Casino-Fraktion" in der Nationalversammlung legen ihr Abgeordnetenmandat nieder. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich Fünf Tage nach der Einsetzung des Kabinetts Karl Friedrich Wilhelm Grävell wird August Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg zum Kriegsminister ernannt und vervollständigt damit das Kabinett. Sayn-Wittgenstein wurde am 06.03.1788 Sohn des Reichsfürsten Christian Heinrich Graf von Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Charlotte Friederike Franziska von Leiningen-Westerburg-Grünstadt in Berleburg im Siegen-Wittgensteiner Land geboren und schlug zunächst eine militärische Karriere ein und wurde 1803 großherzoglich hessischer Premierleutnant. Er nahm an den Napoleonischen Kriegen teil. 1814 erfolgte die Beförderung zum Oberstleutnant und 1835 zum Generalmajor. Er war Kommandeur des Garderegiments „Chevauxlegers“. Im Jahr 1840 wurde er Generalleutnant und Generaladjutant und 1842 zum Divisionskommandeur ernannt. 1848 schied er aus dem Militärdienst aus. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Königreich Preußen Aufgrund der dauerhaft geringen Präsenz senkt die Frankfurter Nationalversammlung ihre Beschlussfähigkeitsgrenze auf 100 Abgeordnete ab. In der Paulskirche in Frankfurt verbleiben hauptsächlich linke und dazu einige konservative Abgeordnete. Dies wiederum führt dazu, dass die Stadt Frankfurt auf preußischen Druck die Ausweisung der restlichen Abgeordneten aus der Stadt vorbereitet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Königreich Württemberg Die Mehrheit der Frankfurter Nationalversammlung beschließt, der Einladung des württembergischen Justizministers Friedrich Römer zu folgen und von der Paulskirche in die Hauptstadt Württembergs umzuziehen. Diese Lösung erscheint den Abgeordneten vorteilhaft, da Württemberg aufgrund innerer Spannungen und auf Betreiben Römers als erstes Königreich bereits am 28. April 1849 die Reichsverfassung anerkannte und außerhalb des Einflussbereichs Preußens, aber nahe an den süddeutschen Hochburgen der demokratischen Bewegungen liegt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Königreich Preußen Im Königreich Preußen wird das "Dreiklassenwahlrecht" eingeführt, was in der Frankfurter Nationalversammlung als einen Affront gegen die Ideen der von ihr verabschiedeten Verfassung für das Deutsche Reich verstanden werden muss. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Königreich Württemberg Die Frankfurter Nationalversammlung, die jetzt wegen der vielen Austritte als "Rumpfparlament" bezeichnet wird, verlegt ihren Sitz nach Stuttgart. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich Nach dem Rücktritt des Reichsministerpräsidenten Maximilian Grävell nach nur 19 Tagen im Amt beauftragt Reichsverweser Johann von Österreich den bisherigen Kriegsminister August Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg zusätzlich mit dem Amt des Regierungschefs. Das Amt des Innenministers, das der scheidende Ministerpräsident ebenfalls innehatte, übernimmt Justizminister Johann Hermann Detmold.
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Deutsches Reich / Königreich Württemberg Das Rumpfparlament des Deutschen Reiches, das seit drei Tagen in Stuttgart seinen Sitz hat, tagt mit den verbliebenen 154 Abgeordneten im Halbmondsaal der württembergischen Ständekammer. Zum neuen Parlamentspräsidenten wird Wilhelm Loewe aus Calbe gewählt, da der bisherige Präsident Theodor Reh sein Abgeordnetenmandat niederlegte. Als Reichsverweser Johann von Österreich mitteilt, dass er das Stuttgarter Rumpfparlament nicht anerkannt, wird die gesamte Provisorische Zentralgewalt von den Abgeordneten für abgesetzt erklärt. Stattdessen proklamiert das Rumpfparlament eine provisorische Reichsregentschaft, die sowohl Reichsoberhaupt als auch Reichsregierung sein soll, und der die Abgeordneten Raveaux, Vogt, Simon und Schüler sowie August Becher angehören. Wichtigster Ausschuss ist der nach der Anzahl der Delegierten benannte Fünfzehnerausschuss, der den Ausschuss zur Durchsetzung der Reichsverfassung ersetzt. Der neue Tagungsort und die Reichsregentschaft können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Rumpfparlament nicht nur ohne reale Macht ist, sondern auch die tatsächliche Legitimation sowie die Verankerung mit dem politischen Geschehen in Deutschland kaum mehr vorhanden ist. Angesichts der revolutionären Unruhen im Rahmen der Reichsverfassungskampagne mit den nahen Brandherden in Baden und in der Pfalz bereut die württembergische Regierung die nicht mit ihr abgestimmte Einladung an das Nationalparlament schon nach wenigen Tagen, insbesondere da sich das Rumpfparlament und die Reichsregentschaft immer mehr radikalisieren und inzwischen zur Steuerverweigerung sowie zum militärischen Widerstand gegen die Nichtanerkennung der Verfassung durch die Bildung eines Reichsheeres aufrufen. Gleichzeitig fürchtet die württembergische Regierung ein Eingreifen der nach Baden vorrückenden preußischen Truppen aufgrund der Anwesenheit des Rumpfparlaments in Stuttgart. Der württembergische Justizminister Römer legt sein Abgeordnetenmandat im Rumpfparlament bereits in der heutigen ersten Sitzung nieder, nachdem die neue provisorische Reichsregentschaft dem eigenen Verständnis als Reichsregierung folgend, aber ohne politischen Realitätssinn, die Hoheit über alle Bundesstaaten des Deutschen Bundes beansprucht und so auch die württembergische Autonomie beeinträchtigt.
1848 nahm Vogt am Vorparlament teil und war anschließend Delegierter im Fünfzigerausschuss. Seit dem 20. Mai 1848 ist er Abgeordneter für Gießen in der Frankfurter Nationalversammlung. Dort zählt er zur radikaldemokratischen Fraktion Deutscher Hof und vertrittt eine entschieden "Großdeutsche Position".
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