Raketenflugplatz Berlin: Unterschied zwischen den Versionen
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Die beiden Raketenkonstrukteure und Mitbegründer des weltweit ersten Raketenflugplatzes in Berlin, Rudolf Nebel und Klaus Riedel, werden im Hotel "Excelsior" in Hamburg Gründungsmitglieder der von Albert Einstein und Friedrich Simon Archenhold initiierten Panterra-Gesellschaft, Klaus Riedel außerdem Mitglied im Bund Neues Vaterland (der späteren Deutschen Liga für Menschenrechte; obwohl er den Kriegsdienst ablehnt, arbeitet er weiter an der Konstruktion von Raketen, die bei Erfolg zwangsläufig zum militärischen Einsatz kommen werden). Im "Excelsior" wird auch folgendes Programm formuliert: | Die beiden Raketenkonstrukteure und Mitbegründer des weltweit ersten Raketenflugplatzes in Berlin, Rudolf Nebel und Klaus Riedel, werden im Hotel "Excelsior" in Hamburg Gründungsmitglieder der von Albert Einstein und Friedrich Simon Archenhold initiierten Panterra-Gesellschaft, Klaus Riedel außerdem Mitglied im Bund Neues Vaterland (der späteren Deutschen Liga für Menschenrechte; obwohl er den Kriegsdienst ablehnt, arbeitet er weiter an der Konstruktion von Raketen, die bei Erfolg zwangsläufig zum militärischen Einsatz kommen werden). Im "Excelsior" wird auch folgendes Programm formuliert: | ||
− | + | * Raketenflug mit dem Ziel, fremde Himmelskörper aufzusuchen. | |
− | + | * Atomenergie für friedliche Zwecke. | |
− | + | * Roboter, die dem Menschen die Handarbeit abnehmen sollen. | |
− | + | * Erdkraftwerke zur Ausnützung der Erdwärme. | |
− | + | * Weltkraftwerk "Gibraltar" - nach dem Plan des Münchner Baurats Sörgel - der damit Energieprobleme lösen und die Wüste Sahara fruchtbar machen will. | |
− | + | * Windkraftwerke. | |
− | + | * Ebbe- und Flutkraftwerke. | |
− | + | * Künstliche Trabanten mit Sonnenspiegel, um das Wetter zu beeinflussen. | |
− | + | * Erfinderzentrale. | |
− | + | * Lösung der sozialen Frage. | |
− | + | * Das kalte Licht. | |
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Version vom 19. Januar 2018, 07:03 Uhr
RAKETENFLUGPLATZ BERLIN
1930 - 1934
Hauptseite | Raketenflugplatz Berlin |
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Jahres-Chroniken | ||||
Länderchroniken |
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern / Königreich Rumänien Nachdem seine Heidelberger Dissertation "Die Rakete zu den Planetenräumen", in der sich der Physikstudent Hermann Oberth aus Siebenbürgen mit der Raumfahrt beschäftigt, im Vorjahr abgelehnt wurde, da es keinen ausgewiesenen Experten zu diesem Thema an der dortigen Universität gibt, reicht Oberth sein Manuskript als Diplomarbeit in Cluj (Klausenburg) in Rumänien ein und besteht das Staatsexamen. Gleichzeitig veröffentlicht der Münchner Wissenschaftsverlag Oldenbourg das Manuskript. Oberth muss zwar für die Druckkosten selbst aufkommen, jedoch wird sein Erstlingswerk ein Erfolg werden. In seiner Diplomarbeit stellt er folgende Thesen auf:
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Am Abend treffen sich elf junge Leute im Hinterzimmer eines Breslauer Restaurants, um den später weltberühmten "Verein für Raumschiffahrt" zu gründen. Teilnehmer an der Gründungsversammlung sind der Journalist Willy Ley und die Ingenieure Johannes Winkler und Max Valier, Walter Hohmann und Rudolf Nebel. Nachdem Valier den Vorsitz mit Hinweis auf seine europaweite Vortragstätigkeit ablehnt, übernimmt Johannes Winkler den Vorsitz des Vereins. Dieser Verein setzt sich das Ziel, durch Sammlung von Geldmitteln und die systematische Erforschung der technischen Grundlagen einen Raketenstart in den Weltraum zu ermöglichen. Um den Raumfahrtgedanken zu verbreiten, will der Verein eine wissenschaftliche Fachzeitschrift zum Thema Raketentechnik und Raumschiffahrt (Die Rakete) herausgeben. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Obwohl das Wort "Raumschiffahrt" geläufig ist, gibt es bei der Eintragung des neu gegründeten "Vereins für Raumschiffahrt" beim Amtsgericht in Breslau eine Schwierigkeit. Das Gericht lehnt die Eintragung ins Vereinsregister mit folgender Begründung ab: "Das Wort Raumschiffahrt ist in der deutschen Sprache unbekannt, deswegen kann das Publikum den Zweck des Vereins nicht erkennen." Später findet man eine Einigung: Der Name des Vereins wird beibehalten, jedoch wird er in der Satzung genauer definiert. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der im Sommer 1927 gegründete "Verein für Raumschiffahrt" hat bereits rund 500 Mitglieder. Alle, die im deutschsprachigen Raum in diesem Bereich einen Namen haben, haben sich bereits angeschlossen: Der Siebenbürger Hermann Oberth, Hohmann, von Hoefft sowie von Pirquet aus Wien, Professor Rynin aus Leningrad und der Franzose Robert Esnault-Pelterie. Der Vorsitzende des Vereins, Johannes Winkler, übernimmt nun auch die Redaktion der Monatszeitschrift "Die Rakete". Die dort veröffentlichten Artikel, die von führenden Fachleuten geschrieben werden, tragen mit dazu bei, die junge Wissenschaft aus dem Bereich der Utopie herauszuführen, obwohl dieser Verein mit seinen Ideen verdächtig nahe ist an den Autoren Jules Verne und Kurd Laßwitz. | ||||
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Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg / Republik Österreich Bei der Probefahrt eines von Fritz von Opel und Friedrich Wilhelm Sander entwickelten Gefährts ohne Motor, Kupplung und Getriebe, das durch seine Heckraketen hervorsticht, erreicht der österreichische Militärpilot und Ingenieur Max Valier in Rüsselsheim eine Geschwindigkeit von 90 km/h. Der norddeutsche Ingenieur Sander ist, wenn er keine Raketenautos für Opel baut, Hersteller von Seenotrettungsraketen. | ||||
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Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg / Republik Österreich Der österreichische Militärpilot und Ingenieur Max Valier unternimmt in Rüsselsheim einen weiteren Versuch mit dem Opel-Raketenwagen. Die mächtige Rauchwolke, das schrille Pfeifen der brennenden Raketen und der Eindruck der Beobachter, dass der Wagen Feuer gefangen habe, wird zur Sensation. Von den 12 auf dem Heck montierten Raketen zünden zwar nur sieben, doch reichen diese aus, das Fahrzeug auf über 110 km/h zu beschleunigen. Die Zeitungsreporter schreiben über ihr Erlebnis: "Deutsche Wissenschaft und Deutscher Geist haben nun endlich das erste Raketenfahrzeug der Weltgeschichte geschaffen." Auch Fritz von Opel ist begeistert und lässt durch seine Werbeabteilung ganzseitige Anzeigen veröffentlichen, in dem ein Herr im Frack und eine Dame im Abendkleid in einem Opel sitzen, während im Hintergrund ein großes Feuerwerk abgebrannt wird. Der Werbeslogan lautet prahlerisch: "Raketen waren nicht wichtig vor Opel - Automobile auch nicht." | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Fritz von Opel führt persönlich auf der Berliner Avus seinen Raketenwagen OPEL RAK-2 vor, eine lange, stromlinienförmige Konstruktion mit kurzen Tragflächen, die das Fahrzeug bei hohen Geschwindigkeiten auf die Straße drücken sollen. Für Max Valier, den bisherigen Testfahrer für Opel-Raketenfahrzeuge, ist dies der Grund für die Trennung von Opel, da der sportliche Ingenieur aus Österreich selbst hatte am Steuer sitzen wollen. Vor 2000 geladenen Zuschauern, Journalisten, Fotografen und Filmleuten erreicht von Opel eine Geschwindigkeit von 230 km/h und verspricht nach der erfolgreichen Fahrt den Bau eines noch weit erstaunlicheren Fahrzeuges, nämlich des RAK-3. Der prominente Testpilot sagt in einem Interview: "Ich trat auf das Zündpedal, hinter mir heulte es auf und warf mich vorwärts. Es war wie eine Erlösung, ich trat nochmals, nochmals und es packte mich wie eine Wut. Seitwärts verschwindet alles. Ich sehe nur noch das große Bank der Bahn vor mir, ich trete schnell noch viermal, fahre nun mit acht Raketen, die Beschleunigung ist wie ein Rausch, ich überlege nicht mehr, die Wirklichkeit verschwindet, ich handle nur noch im Unterbewusstsein, hinter mir das Rasen der ungebändigten Kraft, Das Avus-Tor kommt heran, ich lasse den Wagen auslaufen und biege scharf in die Gegengerade, noch in der Kurve gebe ich Gas, trete aufs Neue die Zündung durch, als ich das gerade Band wiedersehe. Die Geschwindigkeit muss sehr hoch sein, ich kann den Wagen kaum halten. Vor mir wird die Bahn enger und enger, ich sehe das Zielrichterhaus, rechts am Rand stehen Autos. Ich fühle, dass der Wagen vorne schwimmt. Die Flügel sind nicht genau auf Druck gestellt. ich werde nach rechts an ein Auto herangetragen, steuere gegen und schieße nach links, komme entsetzlich ins Schleudern, bin ich verloren? Es gelingt mir, den Wagen abzufangen. Nun erst recht - eine neue Zündung. Am Ersatzteillager will ich nochmals Gas geben, aber die 24 Raketen sind verbraucht. Ich freue mich gar nicht darüber." Erster Gratulant beim erfolgreichen Rekordjäger Fritz von Opel, der bei der gefährlichen Fahrt noch nicht mal eine Mütze auf dem Kopf trug, ist Max Valier. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Neuer Vorsitzender des "Vereins für Raumschiffahrt", der im Vorjahr in Breslau gegründet wurde, wird der siebenbürgische Gymnasiallehrer, Physiker und Raketenpionier Hermann Oberth, der seit etwa einem Jahr in Deutschland lebt, weil er den prominenten Regisseur Fritz Lang bei seinem Film "Frau im Mond" berät. Stellvertreter Oberths wird der Berliner Willy Ley. Der Berliner Patentanwalt Erich Wurm stellt dem VfR, wie der Verein nun auch offiziell abgekürzt wird, sein eigenes Büro als "Berliner Geschäftsstelle" zur Verfügung. Inzwischen lebt auch Rudolf Nebel, der sich als Ingenieur schon viele Jahre mit Raketentreibstoffen befasst und zurzeit ebenfalls als Berater für den Ufa-Film ist, in Berlin. Nebel, der beim Heereswaffenamt einen guten Ruf hat, da seine "Nebel-Werfer" im Ersten Weltkrieg erfolgreich eingesetzt werden konnten, betätigt sich hauptsächlich als "Bittgänger" sowohl in der politischen als auch in der wirtschaftlichen Szene Berlins. Der VfR ist auf der Suche nach Gebiet, das sich für Raketenversuche eignet. Bei einem Besuch des Reichsinnenministers Carl Severing (SPD) wird Nebel Zeuge, wie der Minister seinen Staatssekretär Dr. Abegg fragt, ob denn für ein Raketenforschungsvorhaben überhaupt Geld zur Verfügung stehe, worauf dieser zur Freude Nebels mitteilt, dass noch etwa 50.000 Reichsmark für solche Zwecke vorhanden sei. Aber diese Unterstützung sei an bestimmte Bedingungen gebunden. Vor allem müsse das Ministerium durch ein Gutachten eines anerkannten Wissenschaftlers Gewissheit darüber bekommen, ob die Idee auch ausführbar sei. Nebel schlägt vor, ein Gutachten von Professor Albert Einstein zu besorgen, da er mit dessen Schwiegersohn und Assistenten Dr. Marianoff in Kontakt stehe. Staatssekretär Abegg empfiehlt, außerdem eine Stellungnahme der Chemisch-Technischen Reichsanstalt zu beschaffen. Minister Severing, der den Leiter dieser Anstalt, Direktor Dr. Ritter, persönlich kennt, ruft diesen noch im Beisein Nebels an und bittet ihn, das Vorhaben des Vereins durch ein amtliches Gutachten zu unterstützen. Das Gelände der Anstalt liegt in Berlin-Plötzensee am Tegeler Weg. Dr. Ritter verspricht noch am selben Tag eine schnelle Prüfung des Anliegens, nach ein paar Tagen findet ein persönliches Treffen zwischen Nebel und Einstein statt. Einstein lehnt zwar ein schriftliches Gutachten ab, sagt aber zu, sich Minister Severing gegenüber mündlich gutachterlich zu äußern und die Förderung des Vereins zu empfehlen. Nach ein paar Tagen meldet sich auch Oberst Karlewski vom Heereswaffenamt mit der Mitteilung, dass man bereit sei, die Fertigstellung der Rakete, die gerade für den Ufa-Film "Frau im Mond" als Werberakete gebaut wird, mit 5000 Reichsmark zu unterstützen. Nebel schickt ein Telegramm zu Hermann Oberth und ersucht ihn, sofort nach Berlin zu kommen. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern Der südtiroler Raketenpionier Max Valier, der sich im Vorjahr von Fritz von Opel trennte und fortan mit anderen Partnern raketengetriebene Fahrzeuge konstruierte, wagt einen neuen Rekordversuch. Mit seinem Raketenschlitten RAK BOB II erreicht er auf dem zugefrorenen Starnberger See sensationelle 400 km/h Geschwindigkeit, kollidiert allerdings mit einem Bootssteg. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Im Ufa-Palast am Zoo in Berlin wird der letzte große deutsche Stummfilm, "Frau im Mond", uraufgeführt. Bei der Premiere des Films ist auch der Nobelpreisträger Professor Albert Einstein anwesend. Der Titel des Films, der den Mitflug einer Frau bei dem gewagten Unternehmen herausstreicht, beruht auf einem Roman von Thea von Harbou. Der Regisseur, Fritz Lang, legt größten Wert auf eine wissenschaftlich fundierte Darstellung der technischen Details von Start, Flug und Landung sowie der Mondlandschaft. Deshalb wurde als technischer Berater Professor Hermann Oberth, ein Pionier der Raketenforschung, engagiert. Ein weiterer Raketenpionier, Rudolf Nebel, wurde von Oberth als technischer Mitarbeiter eingestellt, und beide zusammen konstruierten eine zwei Meter lange Rakete, die zu Werbezwecken auf Anregung von Willy Ley bei der Premiere in den Himmel geschossen werden sollte, aber leider nicht funktionierte. Aus den technischen Elementen in Verbindung mit einer guten Tricktechnik entstanden die besten Szenen des Films. Getreu der Theorie des Astronomen Peter Andreas Hansen und damals noch verbreiteter wissenschaftlicher Annahmen kommen in dieser Geschichte auf der Rückseite des Mondes tatsächlich Sauerstoff, Wasser und Gold vor. Fritz Lang erfindet anlässlich dieses Films den Countdown, der den Start der Rakete wie bei den späteren wirklichen Raketenflügen einleitet: „Als ich das Abheben der Rakete drehte, sagte ich mir: Wenn ich eins, zwei, drei, vier, zehn, fünfzig, hundert zähle, weiß das Publikum nicht, wann die losgeht. Aber wenn ich rückwärts zähle, zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins, NULL! – dann verstehen sie.“ Der Film wurde von Oktober 1928 bis Juni 1929 von der Universum Film AG in den Ufa-Ateliers Neubabelsberg in Potsdam gedreht. Im Filmstudio wurde eine Mondlandschaft und eine imposante schwarz-weiße Mondrakete erbaut. Um die Mondlandschaft möglichst realistisch darzustellen wurde für die Dreharbeiten eine Güterzugladung von 40 Waggons mit Ostseesand in das Filmstudio geschafft. Den Darstellern wurden spezielle Schuhe mit Attrappen von Bleisohlen angepasst, die im Film den Ausgleich der geringeren Anziehungskraft des Mondes andeuten sollten. Das Aussehen der Filmrakete mit ihrem schwarz-weißen Anstrich (für eine Absorption oder Reflexion der Sonnenstrahlung, je nach Drehung) erinnert spätere echte Raketen. Das ist vermutlich dem Umstand zu verdanken, dass an diesem Film als technische Berater Hermann Oberth und Rudolf Nebel mitwirken, die davon überzeugt sind, dass ein Mondflug, wie er im Film gezeigt wird, schon in unmittelbarer Zukunft realisiert werden könnte: „Es ist nicht 'Kintopp', was hier gespielt wird“, schreibt der Journalist Willy Ley zur Uraufführung, „es ist eine, wenn auch praktisch noch nicht vollkommen erreichte Wahrheit.“ Im Film wird vom tatsächlichen Start der Rakete nur die Zündung gezeigt, denn bis jetzt ist es noch niemandem gelungen, eine gesteuerte Rakete zu starten. Theoretische Überlegungen von Hermann Oberth führten zu dem Schluss, dass eine größere bemannte Rakete aus einem Wasserbecken heraus gestartet werden müsse, weil sie zu leicht sei, um frei zu stehen. Das Schiff ist in mehreren Etagen mit Kabinen ausgerüstet, in denen Betten stehen, in denen sich die Besatzung zum Start festschnallt. An den Decken und auf den Böden befinden sich Schlaufen, damit sich die Besatzung in der Schwerelosigkeit halten kann. Wie bereits bei Jules Verne geht man davon aus, dass es Schwerelosigkeit nur kurzzeitig gebe, an einem Punkt, an dem sich die Gravitation der Erde und des Mondes gegenseitig aufheben würden. Die Besatzung wirft auch einen Blick auf die Erdkugel, die hier als Kreis mit klarem Blick auf die Kontinente gezeigt wird, umgeben von einer dünnen Aura der Atmosphäre. Weil man Sauerstoff auf der Rückseite des Mondes vermutet hat, muss das Schiff auf der erdabgewandten Seite landen. Die Erdkugel verschwindet aus dem Blickfeld. Das löst bei einem Besatzungsmitglied sofort Beklemmungen und Heimweh aus. Lang hat den Überflug über den Mond so realistisch wie möglich gefilmt, der Boden rollt sich unter der Kamera hinweg, und es wird dabei die im Vergleich zur Erde größere Krümmung der Mondkugel deutlich. Die Mondlandschaft selbst besteht aus Sand und Sanddünen und sehr steilem Gebirge. Die Besatzung trägt, um der geringeren Schwerkraft zu begegnen, so etwas wie Bleischuhe mit dicken Sohlen. Die zunächst verwendeten Raumanzüge, die wie altmodische Taucheranzüge aussehen, erweisen sich als überflüssig, da man auf Langs Mond atmen kann. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Königreich Italien Die Entwicklung der Raketentechnik fordert ihr erstes Todesopfer. Der Astronom, Schriftsteller und Raketenpionier Max Valier (* 09.02.1895 in Bozen) stirbt bei einer Explosion während des Probelaufs eines neuartigen Triebwerkes in Berlin, da er sich darauf einließ, für die Firma Shell Versuche auch mit Paraffin durchzuführen. Schon während seiner Schulzeit am Franziskanergymnasium Bozen begeisterte sich Max Valier für die Astronomie. 1913 begann er an der Universität Innsbruck das Studium der Astronomie, Meteorologie, Mathematik und Physik. Aufgrund des Ersten Weltkrieges wurde er 1915 zum österreichischen Militär eingezogen. Dort diente er anfangs als Wetterbeobachter, später in der Luftaufklärung mittels Fesselballons und ab 1917 in der Flugzeugerprobung. Nach dem Krieg nahm Valier sein Studium wieder auf und legte seine astronomische Staatsprüfung in Wien ab. Zudem arbeitete er als Wissenschafts- und Science-Fiction-Autor. Unter anderem veröffentlichte er die Erzählung „Spiridion Illuxt“, in der er die Atombombe vorhersah. 1923 wurde Valier durch Hermann Oberths Buch „Die Rakete zu den Planetenräumen“ inspiriert, eine allgemein verständliche Abhandlung zur Raumfahrt zu schreiben. Mit Oberths Unterstützung entstand „Der Vorstoß in den Weltenraum“ (erschienen 1924), in dem ein Programm zur Entwicklung der Raketentechnik beschrieben war. Dieses Werk wurde ein großer Erfolg, sechs Auflagen erschienen bis 1930. Einen Finanzier für die Verwirklichung seiner Raketenpläne zu finden, erwies sich als schwierig. Valier wandte sich an zahlreiche Unternehmen und Verbände, aber erst Ende 1927 konnte er nach vielen Enttäuschungen mit dem Autoindustriellen, Sportsmann und Rennfahrer Fritz von Opel einen finanzkräftigen Förderer gewinnen. In Zusammenarbeit mit dem „schnellen Fritz“, der in Valiers Projekt eines Raketenautos, das er als eine erste Vorstufe für die Weltraumrakete ansah, einen immensen Werbeeffekt für Opel witterte, entstand eine Reihe von Versuchsfahrzeugen, angetrieben von Pulverraketen, die Friedrich Wilhelm Sander lieferte, Inhaber einer Fabrik für Signal- und Rettungsraketen aus Wesermünde. Ab 1928 entwickelte Valier zusammen mit Fritz von Opel die ersten Raketenwagen, die mit Feststoffraketen betrieben wurden. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten (von Opel sah die Raketenversuche hauptsächlich als Werbeaktion) wurde die Zusammenarbeit bald wieder eingestellt. Valier entwickelte nun Raketenschienenwagen, Raketenschlitten und nahm mit der Firma Espenlaub Kontakt auf, um auf dem Düsseldorfer Flughafen ein erstes Raketenflugzeug zu konstruieren, das mit den Ideen Valiers gebaut wurde, ohne ihn jedoch am Flug zu beteiligen. Auf dem zugefrorenen Starnberger See gelang Valier 1929 mit dem Raketenschlitten RAK BOB ein Geschwindigkeitsrekord von über 400 km/h. Im Januar 1930 erhielt er ein Labor in den Berliner Heylandt-Werken, die auf die Produktion von flüssigem Sauerstoff spezialisiert waren. Dort führte er erfolgreiche Versuche mit Flüssigtreibstoffen durch, die – so sein Assistent Walter Riedel – grundlegend für die weitere Raketenentwicklung in Deutschland sein werden. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Auf dem Gelände der Chemisch-Technischen Reichsanstalt findet die entscheidende Vorführung des von Hermann Oberth und seinen Mitarbeitern des "Vereins für Raumschiffahrt" (VfR) konstruierten Raketentriebwerkes statt. An diesem Tag regnet es in Strömen, die Wolken hängen so niedrig, dass die Kronen der hohen märkischen Kiefernstämme verschleiert werden. Die Pressefotografen laufen barhäuptig mit nassen Haaren herum, weil ihre Hüte die Kameras vor Nässe schützen müssen. Der fast 200 Grad unter Null kalte flüssige Sauerstoff friert die Feuchtigkeit aus der Luft heraus, die sich als Rauhreif an alles ansetzt, was seine Wärme an den Sauerstoff abgibt. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass sich auf den Röhrenleitungen in kaum einer Minute zentimeterdicke Eisschichten bilden. Der Journalist Willy Ley schreibt: "Trotzdem gelang es, die Kegeldüse in Betrieb zu setzen. Der dünne, leuchtende Feuerstrahl schoss fauchend heraus. Trotz der kleinen Brennkammer waren die Rauchwolken und der Lärm so eindrucksvoll, dass die Fotografen das Wetter vergaßen und gute Bilder für ihre Zeitungen machten." Das Gutachten von Dr. Ritter entspricht dann auch den optimistischen Erwartungen Rudolf Nebels. Es bestätigt, dass während der Dauer von 50,8 Sekunden eine nahezu konstante Rückstoßkraft von 7 Kilogramm ausgeübt wurde, die dann infolge veränderlicher Zufuhr von Sauerstoff etwas absank und während weiterer 45,5 Sekunden bis zu 6 Kilogramm betrug. Dies bestätigt, dass es möglich ist, hohe Geschwindigkeiten so lange anzuhalten, dass es möglich erscheint, schon bald bis in die Stratosphäre vorzudringen. Am wichtigsten für die Zukunft ist folgender Satz des Gutachters: "Da ein möglichst weites Vordringen in die Stratosphäre mit dem Ziel ihrer weiteren Erforschung von wissenschaftlichem Interesse ist und nach vorliegendem Versuch Aussicht besteht, dieses Ziel mit einer Rakete, die flüssigen Brennstoff und flüssigen Sauerstoff als Treibmittel enthält, zu erreichen, kann die Aufgabe, derartige Raketen durchzubilden, als der Unterstützung des Innenministeriums würdig empfohlen werden." Rudolf Nebel spricht später von der "Stunde Null" der Weltraumfahrt! | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Mitarbeiter des "Vereins für Raumschiffahrt" (VfR) unter der Leitung des 23jährigen Klaus Erhard Riedel führen in Bernstadt an der Eigen in der Nähe von Görlitz über 100 Brennversuche mit Flüssigkeitsraketen durch. Die hauptsächlich von Riedel selbst konstruierte sogenannte MIRAK (Minimumsrakete) überzeugt das deutsche Militär von der Kriegstauglichkeit der Rakete als Waffe. Pikanterweise ist Riedel überhaupt nicht an militärischen Dingen interessiert, sondern interessiert sich für Friedens- und Menschenrechtsarbeiten. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Unter den Raketenkonstrukteuren des "Vereins für Raumschiffahrt" (VfR) formt sich unter der Leitung von Hermann Oberth und Willy Ley die "Raketen-Mannschaft", bestehend aus dem jungen Raketenspezialisten Klaus Riedel, dessen Freund Kurt Heinisch und dem 18jährigen Wernher von Braun, der - was sehr wichtig ist - bereits einen Führerschein besitzt. Ohne dass die Anderen etwas davon mitbekommen, erfolgt durch zwei Vertreter des Liegenschaftsamtes die Übergabe des für den Verein bestimmten Geländes in Reinickendorf an Rudolf Nebel. Die zu zahlende Pacht ist symbolisch. Nebel verpflichtet sich, jährlich 10 Reichsmark als Anerkennungsgebühr zu entrichten. Willy Ley beschreibt den Ort so: "Um den Platz zu erreichen, muss man zunächst eine von der Müllerstraße abzweigende Landstraße finden, der man bis zur Polizeikaserne zu folgen hat. Gegenüber der Polizeikaserne gibt es dann immerhin einen befahrbaren Schlackenweg, der in nicht ganz gerader Linie einige hundert Meter weit durch eine Mischung von kleinen Werkstätten, armseligen Einfamilienhäusern, Lastwagengaragen und Holzhütten unbestimmbaren Zwecks hindurchführt. Dann kommt man an einen Drahtzaun, und hinter dem Zaun liegt ein Gelände von vier Quadratkilometern. Etwa die Hälfte dieser vier Quadratkilometer ist hügelig und mit einem Birken- und Ahornwäldchen bewachsen, zumeist jungen Bäumen. Einige Stellen zwischen den Hügeln sind leicht sumpfig. Der Rest ist mit hohem Gras bewachsen. Es gibt einige Gebäude auf diesem Platz mit halbmeterdicken Wänden, und sie werden als Explosionsschutz mit dachhohen Erdwällen umgeben. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die "Raketen-Mannschaft" des "Vereins für Raumschiffahrt" (VfR) zieht in das Betongebäude des künftigen "Raketenflugplatzes Berlin" ein. Wenige Tage zuvor hat Rudolf Nebel bei der Reichsbahndirektion Berlin um alte Güterwagenbretter gebeten, die am selben Tage mit einem großen Lastwagen geliefert wurden. So konnten die nackten und feuchten Wände mit dem Holz verkleidet und die eiskalten Fußböden mit Holzrosten belegt werden. Der Journalist Willy Ley schreibt später: "Nebel und Riedel zogen in die beiden kleinen Zimmer ein. Der Mannschaftsraum diente als Speicher für die kommenden Wintermonate. Es stand da die Ufa-Rakete in einer Ecke und der Prüfstand der MIRAK ("Minimumsrakete") in der anderen Ecke. Eine inzwischen gebaute zweite MIRAK lag auf den frischen Brettern, aus denen Regale gezimmert werden sollten. Dazwischen Holzkisten mit all den Kleinigkeiten, die zu einer Werkstatt gehörten. Und in der Mitte eine kleine Drehbank, die von irgendwoher beschafft worden war." | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Da die Mannschaft des künftigen "Raketenflugplatzes Berlin", die Ende September in der Tegeler Einöde begonnen hat, ihre Station aufzubauen, befürchtet, nachts von Dieben heimgesucht zu werden, besorgen sich Rudolf Nebel und Klaus Riedel Waffenscheine. Nebel ist noch im Besitz seiner Armeepistole aus dem Weltkrieg, Riedel leiht sich von einem Bekannten eine Waffe. Wenn die Gruppe sich in der Nacht durch Einbrecher belästigt fühlt, gibt sie ein paar Schüsse in die Luft ab und die Kriminellen verziehen sich. Wichtigste Aufgabe des "Vereins für Raumschiffahrt" (VfR) ist nun die Akquirierung von Geld. Nebel beschreibt einen Briefbogen mit der Aufschrift "Raketenflugplatz Berlin" und versendet diesen an große Firmen. Er erklärt in diesem Brief die greifbaren Erfolge, die die Gruppe bisher vorweisen kann, dass jedoch zum Ausbau der Errungenschaften Geldmittel fehlen. Nebel vergisst auch nicht, darauf hinzuweisen, dass auch das Ausland Erfolge vorweisen kann und dass es jedem Deutschen am Herzen liegen sollte, zu verhindern, dass Deutschland nur eine Nebenrolle in der Erforschung des Alls spielt. Dieser enthusiastische Aufruf zeigt große Wirkung, jedoch bringt ein Artikel im "Berliner Tageblatt" noch viel größere Resonanz. Es scheint, dass die Berliner ihr Herz für Raketen entdecken. Viele Firmen spenden Maschinen, Werkzeuge und Materialien, Privatleute schicken Spenden und ein neunjähriger Berliner Junge trennt sich von seinem Lieblingsspielzeug, einem Werkzeugkasten, um den "Raketenonkels" zu helfen. Wernher von Braun, der jüngste Helfer in Reinickendorf, schildert später diese Zeit: "Wir begannen sofort mit unserer Arbeit. An einem der Blockhäuser brachten wir ein Schild an, auf dem hochtrabend zu lesen war: "Raketenflugplatz Berlin". Wir hatten kein Geld, aber unser Selbstvertrauen war grenzenlos. Nebel vollbrachte wahre Wunder. Er schwatzte einem Direktor von Siemens & Halske viel mehr Schweißdraht ab, als wir je würden gebrauchen können. Aber mit diesen Drähten hatten wir die Möglichkeit, anderes dringend benötigtes Material einzutauschen." | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Das "Berliner Tagblatt" berichtet auf der Titelseite unter der Überschrift "Raketenflugplatz Berlin! In Reinickendorf-West". Der Verfasser ist der inzwischen auf Raumfahrt und Raketentechnik spezialisierte Journalist und zweiter Vorsitzender des "Vereins für Raumschiffahrt" (VfR), Willy Ley. Sein Bericht: "Auf dem Wege seiner technischen Entwicklung hat Berlin wieder einen Schritt vorwärts getan: Wie wir hören, wurde dem Verein für Raumschiffahrt von behördlicher Seite ein eigener Raketenflugplatz von vier Quadratkilometern Größe und mit fünf betonierten Gebäuden in Reinickendorf-West am Tegeler Weg zur Verfügung gestellt. Der Raketenprüfstand ist bereits im Bau, die Maschinen für die Werkstatt werden jetzt montiert, die Startgestelle für die Raketen sind schon vor kurzem montiert worden. So hat man rührig in der Stille die Vorbereitungen getroffen, um endlich ans Werk gehen zu können, an jene Versuche, die heute die Öffentlichkeit des In- und Auslandes stark interessieren und die im Mittelpunkt der aktuellen technischen Probleme stehen, deren Lösung von weitragender Bedeutung sein wird. Was der Arbeit auf diesem Gebiet den besonderen Reiz gibt, ist die Verbindung von wissenschaftlicher Forschung, technischer Leistung und persönlichem Mut, drei Faktoren, die zum schließlichem Gelingen des Experiments zusammenwirken müssen. Geleitet wird der Raketenflugplatz von Dipl.-Ing. Rudolf Nebel und Maschineningenieur Klaus Riedel, die bereits im Sommer zusammen mit Professor Oberth die Raketenversuche in der Chemisch-Technischen Reichsanstalt vorgenommen haben. Die Finanzierung des Platzes und der Versuche erfolgt lediglich durch den "Verein für Raumschiffahrt", dessen Leiter Professor Obert und Willy Ley sind. Augenblicklich herrscht auf dem Platz noch große Unordnung, da manches umgebaut wird. Auch das Bureau des Vereins wird von der Bernburger Straße nach dem Raketenflugplatz verlegt. Von den Versuchsgeräten ist die MIRAK (Minimumsrakete) vollendet, die im Laufe des Sommers als Versuchsobjekt die Grundlage für technisch brauchbare Konstruktionen von Flüssigkeitsraketen geliefert hat. Sobald die Einrichtung des Raketenflugplatzes fertiggestellt sein wird, soll mit dem Bau von weiteren Apparaturen begonnen werden. Vor allem soll gründliche wissenschaftliche Arbeit geleistet werden, um verwendbare Hochleistungsraketen zu erhalten. "Die Zeit der Raketenautospielereien", meint einer der leitenden Herren, "an denen sich unser Verein übrigens nie beteiligt hat, ist jetzt vorüber". Vorläufig wird es sich bei den Versuchen weniger um die Erreichung von Höhenrekorden handeln, als um die Sicherheit!" Was Willy Ley nicht schreibt und vielleicht auch nicht weiß: Nicht der "Verein für Raumschiffahrt" ist Mieter der Anlage, sondern Rudolf Nebel hat diese auf seinen Namen gepachtet und unterschrieben sowie bereits offiziell am 27. September in Besitz genommen. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Dem Berliner Raketenkonstrukteur Klaus Riedel gelingt am Himmelfahrtstag unfreiwillig der erste Flug seiner Testrakete MIRAK 2 ("Minimumsrakete"). Die MIRAK besteht aus zwei nahtlosen Rohren mit einem Motor am oberen Ende. Der eine Tank ist mit Sauerstoff, der Andere mit Benzin befüllt. Eigentlich will Riedel nur einen Brennversuch machen und denkt überhaupt nicht an einen Flug der Rakete. Dann jedoch, ganz langsam, geht die Rakete auf eine Höhe von 20 Metern, um dann, als eine Brennstoffleitung bricht, wieder abzusacken. Später wird Riedel darüber berichten und mit dem Satz "Bei uns in Mediasch wäre das natürlich nicht passiert" enden, als eine Anspielung auf den längst in seine Heimat nach Rumänien abgereisten Hermann Oberth, der bei allen Pannen diesen Satz zu sagen pflegte und damit zum Slogan gemacht hatte. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die vor vier Tagen bei einem unfreiwilligen Start beschädigte Rakete MIRAK 2 ist wieder abflugbereit. Konstrukteur Klaus Riedel hat die schweren Ventile durch leichtere ersetzt und den Kühltopf verkleinert, um Gewicht zu sparen. Der Journalist Willy Ley schildert diesen Startversuch: "Trotz allem Improvisierens stieg der fliegende Prüfstand mit dem üblichen starken Getöse auf, allerdings nicht einwandfrei." Zuschauer behaupten, "dass er beim Aufstieg an das überhängende Dach (des Abschussgebäudes) anstieß. Dadurch fand der Aufstieg unter einem Winkel von etwa 70 Grad statt. Nach einigen Sekunden kegann die Rakete sich in der Luft zu überschlagen. Dadurch floss das Wasser aus dem offenen Kühltopf und der Motor brannte schnell auf einer Seite durch. Nunmehr mit zwei im rechten Winkel zueinanderstehenden Auspufföffnungen arbeitend, wurde das Ding ganz verrückt, es ging im Sturzflug nieder, besann sich plötzlich anders und stieg schräg auf. Das wiederholte sich dreimal. Zufällig war der Treibstoffvorrat gerade in dem Augenblick erschöpft, als abermals ein Abfangen aus dem Sturzflug nahe dem Boden stattzufinden schien. Es war deswegen beinahe eine Landung, und außer dem durchgebrannten Motor war alles in schönster Ordnung. Wir konnten es uns nicht sofort ansehen, denn wir waren hin- und hergerannt und etwas außer Atem und mussten uns erstmal still hinsetzen ... wir hatten also mit einem Male eine "fliegende Flüssigkeitsrakete". | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die vor fünf Tagen zum zweiten Mal erprobte Rakete MIRAK 2 wird an diesem schönen Sommertag ein drittes Mal in überarbeiteter Form gestartet. Der Journalist Willy Ley schildert später den Start: "Es war einer der schönsten Flüge, die ich bis jetzt gesehen habe. Ich lag etwa 100 Meter vom Startort entfernt im hohen, herrlich ungepflegtem Gras und teilte meine Aufmerksamkeit zwischen der Rakete und zwei Grillen, die ernsthaft dasaßen, als passten sie auch auf. Da kam der Ruf: "Fertig! - Zündung!". Dann der leise Anfangsknall, mit dem der Raketenmotor zu arbeiten begann, eine weiße Flamme schoss heraus, röhrte kurz auf, die MIRAK 2 erhob sich stetig wenige Augenblicke langsam, dann immer schneller, zunächst senkrecht, vielleicht 60 Meter hoch, legte sich dann auf die Seite und raste, während der Schein der eigenen Flamme und der der Seonne sich über ihren blanken Metallteilen spiegelte, mit gewaltiger Fahrt über den ganzen Raketenflugplatz. Nach einigen 100 Metern waen die Brennstoffe erschöpft, das Projektil flog schräg weiter, senkte sich langsam und krachte plötzlich in einen hohen Baum, von dem es dann jämmerlich zerschlagen und verbogen heruntergeholt wurde. Dieser Flug führte über 600 Meter." Allerdings müssen die Raketenkonstrukteure nun eine neue Rakete bauen, eine Rakete, bei der die Tanks näher beieinander liegen und an deren unterem Ende ein Fallschirmtopf angebracht wird, der außerdem Schwanzflossen trägt. Eine kaum zehn Gramm wiegende Pulverladung soll den Fallschirm herauswerfen und die Ladung mit einer Taschenlampenbatterie und einem Selbstauslöser elektrisch gezünget werden. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Eine Weiterentwicklung der am 23. Mai zerschellten Rakete MIRAK 2 wird auf dem Raketenflugplatz Berlin gestartet. Die Weiterentwicklung der MIRAK 2 steigt senkrecht etwa 500 Meter auf. Als der Fallschirm automatisch ausgeworfen wird, ist die Rakete noch viel zu schnell, so dass der Fallschirm reißt, bevor er sich entfalten kann. Die Rakete steigt ungehindert weiter, geht in einen weiten Bogen über und bohrt sich außerhalb des Platzes einen dreiviertel Meter tief in den Erdboden. Auch diese Rakete zerschellt und ist für weitere Versuche nicht mehr brauchbar. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Das Reichspatentamt patentiert den von Dipl.-Ing. Rudolf Nebel und Klaus Riedel gebauten "Rückstoßmotor für flüssige Treibstoffe" unter Nummer 633667. Immer mehr Raketen des Typs MIRAK 2 werden gebaut und locken immer mehr zahlende Zuschauer zum Raketenflugplatz Berlin nach Reinickendorf. Inzwischen bauen die Konstrukteure an einer MIRAK 3 ("Minimumsrakete"). MIRAK 3 ist eine "Achsenstabrakete", deren Tanks hintereinander liegen und mit dem obenliegenden Motor durch Leitungen verbunden sind. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der Diplomingenieur Wilhelm Dilthey aus Rheydt und dortige Vorsitzende des "Vereins für Weltraumfahrt" besucht den Raketenflugplatz Berlin. Nach der Führung durch Klaus Riedel erklärt er, dass er in den letzten Wochen sämtliche Raketenforscher in Deutschland besucht habe und vom Stand der Versuche des "Vereins für Raumschiffahrt" (VfR) den besten Eindruck bekommen habe. Aus diesem Grund wolle er fortan den Verein unterstützen und legt 2000 Reichsmark auf den Tisch. Außerdem verspricht er, jeden Monat dieselbe Summe an den VfR zu überweisen. | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der deutsche Raketenkonstrukteur Rudolf Nebel gibt eine Zeitschrift mit dem Namen "Raketenflug" heraus, die vom "Raketenflug-Verlag Berlin" gedruckt wird. Der Begriff vom "Raketenflugplatz Berlin" ist zwar seit zwei Jahren in aller Munde, aber manche Zeitungen greifen den "Verein für Raumschiffahrt" (VfR) mit dem Satz: "Noch haben sie keine Raketen, aber schon einen Raketenflugplatz" an, den Nebel mit folgenden Argumenten pariert: "Das Gelände am Tegeler Weg ist kein Flugplatz für Raketen, sondern ein Flugplatz zur Erforschung des Raketenfluges." | ||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die beiden Raketenkonstrukteure und Mitbegründer des weltweit ersten Raketenflugplatzes in Berlin, Rudolf Nebel und Klaus Riedel, werden im Hotel "Excelsior" in Hamburg Gründungsmitglieder der von Albert Einstein und Friedrich Simon Archenhold initiierten Panterra-Gesellschaft, Klaus Riedel außerdem Mitglied im Bund Neues Vaterland (der späteren Deutschen Liga für Menschenrechte; obwohl er den Kriegsdienst ablehnt, arbeitet er weiter an der Konstruktion von Raketen, die bei Erfolg zwangsläufig zum militärischen Einsatz kommen werden). Im "Excelsior" wird auch folgendes Programm formuliert:
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(siehe Fußnote) |
Deutsches Reich / Freistaat Preußen Drei Jahre nach dem spektakulären ersten Raketentest auf dem späteren Gelände des Raketenflugplatzes Berlin nimmt der Leiter der Chemisch-Technischen Reichsanstalt noch einmal an einem Brennversuch teil, bei dem ebenfalls Benzin mit flüssigem Sauerstoff verbrannt wird. Bei den Messungen ergibt sich eine Ausströmgeschwindigkeit der Verbrennungsgase von 757 m/s und eine Rückstoßkraft von 115 Kilogramm während 11,5 Sekunden. Insgesamt werden bei diesem Experiment 17 kg Benzin und Sauerstoff verbraucht. Dr. Ritter schreibt in einem neuen Gutachten: "Die Ausströmgeschwindigkeit ist, da sich an der Art des Betriebsstoffes und der Verbrennung grundsätzlich nichts geändert hat, die gleiche geblieben. Ein wesentlicher Fortschritt liegt aber darin, dass die Beherrschung der Verbrennung viel sicherer geworden ist und dass es gelungen ist, größere Mengen Betriebsstoff in der Zeiteinheit zu verarbeiten. Der Rückstoß reicht jetzt aus, eine Rakete mit bemerkenswerter Nutzlast gegen die Schwerkraft zum Steigen zu bringen und weiterhin zu beschleunigen. Im Vergleich zu dem nach unserem Gutachten von 1930 Erreichten ist auf dem Wege zu einem konstanten Raketenantrieb durch flüssigen Sauerstoff ein bemerkenswerter praktischer Erfolg erzielt worden und die Grundbedingung für das Studium des Fluges derartiger Raketen ist erfüllt." | ||||
(siehe Fußnote) |
Deutsches Reich / Freistaat Preußen Im "Verein für Raumschiffahrt" (VfR) in Berlin-Reinickendorf kommt es zu einem Eklat. Auf Wunsch Willy Leys wird eine Mitgliederversammlung einberufen, in der dieser dem Vorsitzenden Rudolf Nebel Selbstherrlichkeit vorwirft und behauptet, dass aus dem Vereinsvermögen dem Raketenflugplatz 3000 Reichsmark zur Verfügung gestellt wurden, die den Verein dazu berechtigen, Einfluss auf die Versuche zu nehmen. Außerdem gehe es nicht an, dass Nebel gleichzeitig Vorsitzender des Vereins und Leiter des Raketenflugplatzes sei. Daraufhin legt Nebel den Vorsitz des Vereins nieder, auch in der Hoffnung, von Bürokratie entlastet zu werden. Den Vorsitz übernimmt nun der pensionierte Major Hans-Wolf von Dichhutz-Harrach, Stellvertreter bleibt Willy Ley. | ||||
(siehe Fußnote) |
Deutsches Reich / Freistaat Preußen Wenige Tage nach der Wahl zum neuen Vorsitzenden des "Vereins für Raumschiffahrt" (VfR) erscheint Major a.D. Hans-Wolf von Dichhutz-Harrach mit seinem Opel P 4 auf dem Raketenflugplatz Berlin und bittet darum, dass die dortigen Techniker seinen Wagen in Stromlinienform umbauen. Der abgesetzte Vorsitzende Rudolf Nebel, der immer noch als Leiter des Raketenflugplatzes fungiert, lehnt dieses Ansinnen ab. Einige Zeit später erlaubt sich der neue Vorsitzende eines der vier Fahrzeuge des VfR, einen Ford in Anspruch nehmen zu können, in der Annahme, das alle Fahrzeuge aus Vereinsgeldern bezahlt wurden, was allerdings nicht richtig ist. Schließlich überzeugt von Dichhutz-Harrach seinen Vorstand, Rudolf Nebel wegen Unterschlagung von Vereinsgeldern anzuzeigen. Kriminalbeamte erscheinen am Tegeler Weg, beschlagnahmen Kassenbücher und stellen in Kürze fest, dass Nebel seine eigenen Gelder "unterschlagen" haben muss, da die Vereinszuschüsse und das Spendenaufkommen nur ein Bruchteil dessen deckt, was für die Betriebsführung benötigt wird. Es wird festgestellt, dass Nebel sein ganzes Vermögen in die Raketenversuche hineingesteckt hat. Nun lässt Nebel eine erneute Mitgliederversammlung einberufen, in der der Vorsitzende von Dichhutz-Harrach und der langjährige Stellvertreter Ley aus dem Verein ausgeschlossen werden. Rudolf Nebel wird erneut zum Vorsitzenden gewählt und Werner Dunst, der auf dem Raketenflugplatz die Buchführung macht, wird neuer stellvertretender Vorsitzender. | ||||
(siehe Fußnote) |
Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der Raketenflugplatz Berlin-Reinickendorf wird geschlossen, weil eine Wasserrechnung nicht bezahlt wurde. | ||||
(siehe Fußnote) |
Großdeutsches Reich Der deutsche Raketenkonstrukteur und Mitbegründer des weltweit ersten Raketenflugplatzes in Berlin, Klaus Erhard Riedel (* 02.08.1907 in Wilhelmshaven) stirbt bei einem Autounfall. Die hauptsächlich von ihm im Jahre 1930 konstruierte sogenannte MIRAK (Minimumsrakete) überzeugte das deutsche Militär von der Kriegstauglichkeit der Rakete als Waffe. Auf dem ehemaligen Artillerie-Schießplatzgelände Tegel in Berlin-Reinickendorf gründeten Rudolf Nebel und Klaus Riedel am 27. September 1930 den Raketenflugplatz Berlin, wo sie zusammen mit Hermann Oberth, Wernher von Braun und Kurt Heinisch forschten und experimentierten. Dort gelang im Mai 1931 der Start einer ersten Flüssigkeitsrakete und der Test von Flugkörpern bis 1000 Meter Höhe. Riedel war 1932 Gründungsmitglied in der von Albert Einstein und Friedrich Simon Archenhold initiierten Panterra-Gesellschaft. Ebenso im Bund Neues Vaterland - der späteren Deutsche Liga für Menschenrechte - war er bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten Mitglied: Klaus Riedel war in Peenemünde zuständig für die Einsatzvorbereitung der V2, die einen Monat nach seinem Tod zum Einsatz kam. Außerdem arbeitete er in der dortigen Heeresversuchsanstalt an der Entwicklung von Triebwerken für eine militärische Interkontinentalrakete, die A9, mit. | ||||
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Bundesrepublik Deutschland / Freistaat Bayern Der in Hermannstadt, heute Sibiu in Siebenbürgen, am 25.06.1894 geborene deutsche Physiker und Raketenpionier Hermann Julius Oberth stirbt in Nürnberg. Oberth gilt als einer der Begründer der wissenschaftlichen Raketentechnik und Astronautik sowie als prophetischer Initiator der Raumfahrt und der Weltraummedizin. Schon als Jugendlicher war er ein begeisterter Leser der futuristischen Romane von Jules Verne, die ihm sein Vater geschenkt hatte, und begann sich bereits während seiner Gymnasialzeit mit raketen- und raumfahrttheoretischen Problemen zu befassen. So konnte er durch physikalisch-mathematische Überlegungen nachweisen, dass eine „Reise zum Mond“ mit einer wie bei Jules Verne verwendeten Kanone, durch welche die Mondreisenden zum Mond geschossen würden, nicht möglich sein kann, da die Reisenden den gewaltigen Anpressdruck beim Abschuss nicht überleben würden. Stattdessen kam Oberth bald zu dem Schluss, dass eine solche Reise nur mit einer Rakete zu realisieren wäre (eine Rakete wird in einem anderen Roman von Jules Verne beschrieben). Da sein Vater, Julius Oberth, promovierter Arzt war, wurde auch in Hermann Oberth schon früh das Interesse an medizinischen Problemen geweckt. In seinen Erinnerungen beschreibt Oberth, wie er als Gymnasiast im öffentlichen Bad von Schäßburg (heute Sighişoara), wo er seit seinem zweiten Lebensjahr mit den Eltern lebte, Sprünge vom Sprungbrett unternahm, um dem Gefühl der Schwerelosigkeit nahezukommen. Im Anschluss an seine Reifeprüfung im Jahr 1912 begann er auf Wunsch seines Vaters, der Chirurg war, ein Studium der Medizin in München, zusätzlich belegte er auch Vorlesungen an der Technischen Hochschule. Ab 1914 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Nach einer Verwundung an der Ostfront stand er als Sanitätsfeldwebel im Lazarett in Schäßburg im Einsatz. Im Herbst des Jahres 1918 setzte er sein Medizinstudium an der Universität Budapest fort. Oberth musste nach einer schweren Krankheit feststellen, dass Medizin nicht seinen eigentlichen Interessen entsprach. Daher begann er 1919 ein Studium der Physik an der Technischen Universität Cluj (deutsch: Klausenburg), Rumänien, das er in München, Göttingen und Heidelberg fortsetzte. 1922 wurde seine Heidelberger Dissertation Die Rakete zu den Planetenräumen, in der er sich mit Raumfahrt beschäftigte, abgelehnt, da es keinen ausgewiesenen Experten zu diesem Thema gab. So reichte er sein Manuskript als Diplomarbeit in Klausenburg ein und bestand 1923 das Staatsexamen. Im selben Jahr veröffentlichte der Münchner Wissenschaftsverlag Oldenbourg das Manuskript. Zwar hatte Oberth selbst für die Druckkosten aufkommen müssen, aber sein Erstlingswerk wurde ein Erfolg. Von 1923 bis 1938 arbeitete Oberth mit Unterbrechungen als Gymnasiallehrer in seiner Heimat Siebenbürgen in Rumänien. 1917 entwarf er eine mit Ethanol und Sauerstoff betriebene Rakete. In seinem 1923 erschienenen Buch Die Rakete zu den Planetenräumen, das eine Kompilation seiner bis dato erarbeiteten Grundlagen und Theorien zur Raketentechnik und Weltraumfahrt darstellt, beschreibt Oberth nahezu alle wesentlichen Elemente zum Bau von mit Flüssigtreibstoff angetriebenen Groß- und Mehrstufenraketen. Seine bekanntesten Werke wurden Die Rakete zu den Planetenräumen (1923) und Wege zur Raumschiffahrt (1929). Darin stellte er auch das von ihm erfundene Ionentriebwerk vor. Oberth war Mitglied im 1927 gegründeten Verein für Raumschiffahrt (VfR) und knüpfte dort Kontakte zu anderen Vordenkern der Raketentechnik, wie etwa Rudolf Nebel und Walter Hohmann. 1929 und 1930 war Oberth der 1. Vorsitzende des VfR. Bei Fritz Langs visionärem Film Frau im Mond (1929) wirkte er zusammen mit Rudolf Nebel als wissenschaftlicher Berater mit. Der Start einer Rakete zur Premiere misslang jedoch. Oberths Arbeiten bildeten die Grundlage für die erste Generation von deutschen Raketentechnikern und Raumfahrtpionieren: Wernher von Braun, der ab 1929 mit Oberth zusammenarbeitete, Eugen Sänger, Ernst Stuhlinger, Helmut Gröttrup, Walter Thiel und viele andere mehr. Diese Spezialisten und die Ergebnisse aus dem deutschen V2-Programm wiederum begründeten nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA und UdSSR die dortige Großraketentechnik, die zur Weltraumfahrt führen konnte. 1938 erhielt Oberth einen Forschungsauftrag von der Technischen Universität Wien, wo auf seine Anregung hin 1940 ein Raketenversuchsplatz in Felixdorf entstand. Im selben Jahr wechselte er an die Technische Hochschule Dresden und erhielt im folgenden Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft. Von 1941 bis 1943 arbeitete Oberth unter dem Decknamen Fritz Hann an der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde, wo er auch in geringem Maße an der Entwicklung der V2 beteiligt war. Oberth kritisierte das V2-Programm, da dieses aus seiner Sicht bei enormem Produktionsaufwand die gewünschte militärische Wirkung nicht erzielen konnte. 1943 gelangte er nach Reinsdorf bei Wittenberg, wo er bis Kriegsende blieb und an einer ferngelenkten Feststoffrakete mitwirkte. Ab 1945 wohnte Hermann Oberth in Feucht bei Nürnberg, wohin seine Familie bereits während des Krieges geflüchtet war. 1948 begab sich Hermann Oberth in die Schweiz und arbeitete dort als wissenschaftlicher Gutachter. In den Jahren 1950 bis 1953 stand er in Diensten der italienischen Marine und entwickelte eine Feststoffrakete. 1955 arbeitete er auf Betreiben seines ehemaligen Schülers Wernher von Braun in den USA im Raketen-Entwicklungszentrum in Huntsville in Alabama. 1958 kehrte er nach Deutschland zurück, um 1961 noch einmal in die USA zu reisen, wo er als beratender Ingenieur der Firma Convair in San Diego in Kalifornien tätig war. Anschließend trat er in den Ruhestand. Oberth befasste sich auch mit der Möglichkeit außerirdischen Lebens und dem UFO-Phänomen und äußerte sich auch mehrfach darüber. Von 1965 bis 1967 war er Mitglied der neu gegründeten Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Aus einem Nachruf der Stillen Hilfe, die wegen ihrer Unterstützung von nationalsozialistischen Tätern in die Kritik geraten war, geht hervor, dass Oberth „ein getreuer Helfer und Spender zur Unterstützung unserer Hilfsbedürftigen“ war. Hermann Oberth war verheiratet mit Mathilde geb. Hummel. Das Paar hatte zwei Töchter und zwei Söhne. Der Sohn Julius Oberth (* 1919) wurde 1943 als vermisst gemeldet, die Tochter Ilse Oberth (1924–1944) war Raketentechnikerin. Sie kam am 28. August 1944 auf dem Raketenprüfstand „Schlier“ des KZ-Nebenlagers Redl-Zipf bei einer Explosion unmittelbar nach einem A4-Triebwerkstest ums Leben. An den Folgen der Explosion starben 27 Menschen. Der Sohn Adolf Oberth (* 1928) ist Chemiker und Erfinder; er unterstützte seinen Vater in den 1950er Jahren bei der Entwicklung von Treibstoffgemischen für Feststoffraketen und arbeitete später bei Aerojet in Sacramento, Kalifornien. Die Tochter Erna Roth-Oberth (* 1922) wird um die Pflege des Nachlasses ihres Vaters verdient machen. | ||||
Fußnote Hinweis zur Verwendbarkeit der Abbildung der Hakenkreuzfahne: |