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Heiliges Römisches Reich
- Im Heiligen Römischen Reich leben im Teilgebiet nördlich der Alpen etwa 10 Millionen Menschen. Es gibt etwa 1000 Dörfer mit je 200 bis 250 Einwohnern.
- Im Heiligen Römischen Reich kommt das Nibelungenlied, ein mittelalterliches Heldenepos, auf, das auf Mittelhochdeutsch geschrieben ist. An das Nibelungenlied angehängt ist in den mittelalterlichen Handschriften die Nibelungenklage, eine formal eigenständige Erzählung, die das Geschehen interpretiert und bewertet, teilweise fortsetzt und eine vermutlich fiktive Entstehungsgeschichte des Liedes berichtet. Das Nibelungenlied ist die wichtigste hochmittelalterliche deutschsprachige Ausformung der Nibelungensage. Deren Ursprünge reichen bis in die Zeit der germanischen Völkerwanderung zurück. Ein historischer Kern oder Anknüpfungspunkt der Sage wird oft in der Zerschlagung des Burgunderreiches im Raum von Worms in der Spätantike (um 436) durch den römischen Heermeister Aëtius mit Hilfe hunnischer Hilfstruppen gesehen. Weitere historische Ereignisse, die möglicherweise verarbeitet wurden, sind die Hochzeit zwischen Attila und der wahrscheinlich germanischen Fürstentochter Ildico (453) sowie nach Meinung mancher auch der Streit im Hause der Merowinger zwischen Brunichild und Fredegunde. Da die mündliche Überlieferung derartiger historischer Ereignisse häufig Abwandlungen und Ausschmückungen erfährt und der Stoff umfassend dichterisch ausgestaltet wurde, bewahrt die Nibelungensage vermutlich aber kaum authentische historische Erinnerungen. Am ehesten für historisch gehalten werden die Namen bestimmter Protagonisten. Der in der anschließenden „Klage“ zum wichtigsten Überlieferer stilisierte Bischof Pilgrim von Passau ist dagegen eine Person, die wirklich existiert hat, obgleich seine Verbindung zu dem Stoff erfunden sein kann. Seine väterlichen Vorfahren lassen sich über die Sieghardinger bis in den Wormser Raum zurückverfolgen. Der Verfasser des Nibelungenliedes nennt sich im Text nicht.
Die bekannte Eingangsstrophe ist ein wohl erst später eingefügter einleitender Zusatz. Hier die in normiertes Mittelhochdeutsch gebrachte Version der "Donaueschinger Nibelungenhandschrift C".
Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren, von grôzer arebeit,
von freude un hôchgezîten, von weinen un klagen,
von küener recken strîten muget ir nû wunder hœren sagen.
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Uns wird in alten Erzählungen viel Wunderbares berichtet,
von rühmenswerten Helden, großer Kampfesmühe,
von Freuden und Festen, von Weinen und Klagen;
von den Kämpfen kühner Helden könnt ihr nun Wunderbares erzählt hören.
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Vermutet wird, dass ältere Versionen, wie die Handschrift B, mit der Vorstellung Kriemhilds begannen:
Ez wuohs in Burgonden ein vil edel magedîn,
daz in allen landen niht schoeners möhte sîn,
Kriemhild geheizen. Si wart ein schoene wîp.
dar umbe muosen degene vil verliesen den lîp.
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Es wuchs im Burgundenland eine Prinzessin auf,
so schön, dass man auf der ganzen Welt nichts Schöneres hätte finden können,
Kriemhild genannt. Sie wurde eine schöne junge Frau.
Ihretwegen mussten viele Helden ihr Leben verlieren.
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- Hartmann von Aue dichtet die ersten mittelhochdeutschen Artusromane "Erec" und "Iwein", die als Verserzählung in Mittelhochdeutsch geschrieben sind.
- Der mittelhochdeutsche Dichter und Minnesänger Wolfram von Eschenbach verfasst lyrische Dichtungen; sein berühmtestes Werk, der Versroman "Parzival" entsteht. Der Minnegesang hat besonders im Hochadel Einzug gefunden; selbst Könige und Kaiser versuchen sich an der neuen Art, literarische Werke zu schaffen.
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