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Wichtige Ereignisse des Quartals im Deutschen Reich
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frühere Chroniken Deutschlands
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Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres ... |
1908 - 1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916
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Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate |
Januar 1917 - Februar 1917 - März 1917 - April 1917 - Mai 1917 - Juni 1917 - Juli 1917 - August 1917 - September 1917 - Oktober 1917 - November 1917 - Dezember 1917
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Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate |
Januar 1918 - Februar 1918 - März 1918 - April 1918 - Mai 1918 - Juni 1918 - Juli 1918 - August 1918 - September 1918 - Oktober 1918 - November 1918
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Chronik des Deutschen Reiches der Monate |
November 1918 - Dezember 1918
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fortlaufende Ereignisse |
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01.11.1918 |
Deutsches Kaiserreich
Der deutsche Kaiser und sein Kabinett
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Funktion |
Name (Partei) |
seit |
Dauer
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Kaiser |
Wilhelm II. (* 1859 Berlin, Preußen) |
15.06.1888 |
30,4 Jahre
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Reichskanzler |
Prinz Max von Baden (* 1867, Baden-Baden) parteilos |
04.10.1918 |
29 Tage
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Vizekanzler |
Friedrich von Payer (* 1847 Tübingen, Württemberg) Fortschrittliche Volkspartei (FVP) |
09.11.1917 |
358 Tage
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Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und des Reichskolonialamtes |
Wilhelm Solf (* 05.10.1862 Berlin, Preußen) parteiloser Liberaler |
20.12.1911 |
5,95 Jahre
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Staatssekretär im Reichsamt des Innern |
Karl Trimborn (* 1854 Köln, Preußen) Deutsche Zentrumspartei (Z) |
06.10.1918 |
27 Tage
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Staatssekretär im Reichsjustizamt |
Paul von Krause (* 1852 Karbowo, Westpreußen) Nationalliberale Partei (NLP) |
07.08.1917 |
1,24 Jahre
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Staatssekretär im Reichsmarineamt |
Vizeadmiral Ernst Ritter von Mann Edler von Tiechler (* 1864 Burghausen/Oberbayern) parteilos |
07.10.1918 |
26 Tage
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Staatssekretär im Reichswirtschaftsamt |
Hans Karl von Stein zu Nord- und Ostheim (* 1867 Würzburg, Bayern) parteilos |
20.11.1917 |
347 Tage
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Staatssekretär des Kriegsernährungsamtes |
Wilhelm von Waldow (* 1856 Berlin, Preußen) parteiloser Konservativer |
06.08.1917 |
1,24 Tage
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Staatssekretär des Reichsarbeitsamtes |
Gustav Bauer (* 1870, Darkehmen, Ostpreußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
04.10.1918 |
29 Tage
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Staatssekretär des Reichspostamtes |
Otto Rüdlin (* 1861 Woldenberg-Neumark, Preußen) parteilos |
08.08.1917 |
1,24 Jahre
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Staatssekretär im Reichsschatzamt |
Siegfried Graf von Roedern (* 1870 Marburg, Hessen) parteilos |
22.05.1916 |
2,45 Jahre
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Staatssekretär ohne Geschäftsbereich |
Philipp Scheidemann (* 1865 Kassel, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
03.10.1918 |
30 Tage
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Staatssekretär ohne Geschäftsbereich |
Matthias Erzberger (* 1875 Buttenhausen, Württemberg) Deutsche Zentrumspartei (Z) |
04.10.1918 |
29 Tage
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Staatssekretär ohne Geschäftsbereich |
Adolf Gröber (* 1854 Riedlingen, Württemberg) Deutsche Zentrumspartei (Z) |
04.10.1918 |
29 Tage
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Staatssekretär ohne Geschäftsbereich |
Conrad Haußmann (* 1857 Stuttgart, Württemberg) Fortschrittliche Volkspartei (FVP) |
14.10.1918 |
19 Tage
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05.11.1918 |
Deutsches Kaiserreich
In Kiel bildet sich ein Soldaten- und Arbeiterrat unter dem Vorsitz von Gustav Noske (SPD). Die Kriegsschiffe hissen die Roten Fahnen. Die Arbeiter treten in den Generalstreik.
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09.11.1918 |
Deutsches Kaiserreich / Französische Republik / Königreich Belgien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland
Der Erste Generalquartiermeister Wilhelm Gröner meldet von der Obersten Heeresleitung die Rückverlegung der deutschen Linien zwischen Schelde und Oise: "Der auf dem Westufer der Schelde gelegene Teil von Tournai wurde von uns geräumt und vom Engländer besetzt. Zwischen der Schelde und Oise und westlich der Maas haben wir unsere Linien plangemäß zurückverlegt. An einzelnen Stellen haben sich hierbei Nachhutkämpfe entwickelt. Der Feind hat in diesen Abschnitten die Linie Peruwelz - westlich von St. Ghislain - westlich von Maubeuge östlich und südöstlich von Avesnes erreicht und ist westlich der Maas bis in die Linie Liart-Warby und an die Maas westlich von Sedan gefolgt. Auf den östlichen Maashöhen fanden Teilkämpfe statt."
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Deutsches Kaiserreich
Am Morgen findet im Reichstag eine sozialdemokratische Fraktionssitzung statt, an der auch die Delegierten der Vertreter der großen Betriebe teilnehmen. Da der Kaiser zu den Forderungen seiner Abdankung bisher schweigt, herrscht rasch eine Übereinstimmung darüber, dass man nicht länger warten möchte. Die Berliner Zeitung schreibt: "Die Arbeiterschaft drängt auf eine Lösung, die gründlich, ruhig und ohne Blutvergießen erfolgen soll. Von verschiedenen Seiten wird der Wunsch nach Verständigung mit den Unabhängigen betont, es soll ein gemeinsamer Ausschuß gebildet werden. Die Vertreter der Betriebe teilen mit, dass in einzelnen Werken die Arbeit schon niedergelegt sei. Einmütig wird darauf der Austritt der Sozialdemokraten aus der Regierung beschlossen. Ebert, Braun, Wels und Eugen Ernst werden dazu bestimmt, mit zwölf Vertrauensleuten der Fabriken einen engeren Ausschuß zu bilden, der sich gegebenenfalls mit einem von anderer Seite zu bildenden Arbeiter- und Soldatenrat verständigen soll. Unmittelbar danach tritt der große Ausschuß der Vertrauensleute der Partei in den Betrieben zusammen und beschließt den allgemeinen Ausstand. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) setzt mit den Fabrikvertrauensleuten einen engeren Ausschuß ein, der mit der Regierung über die Übernahme der Geschäfte verhandeln soll. Es gehören ihm an Ebert, Scheidemann, Braun, Wuschick und Hölder. Mit den Unabhängigen ist eine Verständigung nicht möglich, da sie keinen bestimmten Standpunkt einnehmen. Nachdem sich Jägerbataillone schon am Morgen der Bewegung zur Verfügung stellten, spricht mittags der Reichstagsabgeordnete Otto Wels in der Kaserne der Gardejäger und des Alexanderregiments. Die Regimenter beschließen den Übergang zur Republik, und die versammelte Mannschaft stimmt in ein Hoch auf den freien deutschen Volksstaat ein. Die Wilhelmshavener Matrosen schicken eine Abordnung im Luftschiff nach Berlin. Der Flugplatz Johannisthal ist von den Arbeitern besetzt, damit das Luftschiff ohne Schwierigkeiten landen kann. 3000 Kieler Matrosen befinden sich im Marsch auf Berlin. Da die Schienen teilweise aufgerissen sind, werden sie zu Fuß erst gegen 15 Uhr in Berlin eintreffen. Ein sozialdemokratischer Abgeordneter ist ihnen entgegengefahren, um sich an ihre Spitze zu stellen."
Reichskanzler Max von Baden Friedrich Ebert wird der neue Regierungschef im Deutschen Reich Am Vormittag veröffentlicht Reichskanzler Max von Baden eine Bekanntmachung zur Abdankung des Kaisers sowie der nun folgenden Ereignisse:
Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Throne zu entsagen. Der Reichskanzler bleibt noch so lange im Amte, bis die mit der Abdankung des Kaisers, dem Thronverzicht des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen und der Einsetzung der Regentschaft verbundenen Fragen geregelt sind. Er beabsichtigt, dem Regenten die Ernennung des Abgeordneten Ebert zum Reichskanzler und die Vorlage eines Gesetzentwurfes wegen der sofortigen Ausschreibung allgemeiner Wahlen für eine verfassunggebende deutsche Nationalversammlung vorzuschlagen, der es obliegen würde, die künftige Staatsform des deutschen Volkes einschließlich der Volksteile, die ihren Eintritt in die Reichsgrenzen wünschen sollten, endgültig festzustellen.
Der Reichskanzler:
Max, Prinz von Baden.
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Prinz Max von Baden benennt nun Friedrich Ebert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zu seinem Nachfolger im Amt des Reichskanzlers und ordnet seinen eigenen Ruhestand an. Philipp Scheidemann (SPD) ruft um 14 Uhr, ohne Wissen des alten und des neuen Reichskanzlers, die Republik aus, wenig später tut dies Karl Liebknecht von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) noch einmal, indem er die "Freie Sozialistische Räterepublik" ausruft. Die Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann geschieht ohne Autorisierung durch den Reichskanzler Max von Baden, da dieser die Entscheidung über die Staatsform der noch zu wählenden Nationalversammlung überlassen wollte. Nach einer eigenen späteren Darstellung wird Scheidemann von zahlreichen Arbeitern und Soldaten im Reichstag zu seiner Rede gedrängt:
Da stürmte ein Haufen von Arbeitern und Soldaten in den Saal. Gerade auf unseren Tisch zu. Fünfzig Menschen schrien zugleich "Scheidemann kommen Sie mit uns. Philipp Du musst hier raus und reden." Ich wehrte ab. Ach wie viel hatte ich schon reden müssen. "Du musst, Du musst, wenn Unheil verhütet werden soll. Draußen stehen Tausende, die verlangen dass Sie reden. Scheidemann komm schnell, vom Schlossbalkon aus redet Liebknecht." – "Na wenn schon". "Nein, nein kommen Sie mit, Du musst reden". Für Scheidemann ist klar, dass die Legitimierung der neuen Führung allein durch die Erklärung Max von Badens nicht ausreichend sein kann. Vor allem die demonstrierenden Arbeiter und Soldaten erwarten einen demonstrativen Bruch mit dem bisherigen System. Für die zukünftige Entwicklung ist es von großer Bedeutung wer zuerst das Ende der Monarchie ausruft und den zukünftigen Weg skizzierte. 'Liebknecht will die Sowjetrepublik ausrufen. Was, nun sah ich die Situation klar vor Augen. Deutschland eine russische Provinz? Eine Sowjetfiliale? Nein! Tausendmal nein! Kein Zweifel, wer jetzt die Massen vom Schloss her bolschewistisch oder vom Reichstag zum Schloss hin sozialdemokratisch in Bewegung bringt, der hat gesiegt.' Scheidemann tritt also gegen 14 Uhr auf den Balkon des Reichstages. Seine Worte Das alte Morsche ist zusammengebrochen; der Militarismus ist erledigt, sowie das alte und morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen! Es lebe das Neue; es lebe die deutsche Republik! treffen die Stimmung der Zuhörer und entfalten die gewünschte Symbolwirkung. Dagegen kommt Karl Liebknecht zwei Stunden später nicht mehr an, als er zum „Kampf für die freie sozialistische Republik Deutschland und die Weltrevolution“ aufruft. Philipp Scheidemanns Rede am Fenster des Reichstagsgebäudes lautet wie folgt: Arbeiter und Soldaten! Furchtbar waren die vier Kriegsjahre. Grauenhaft waren die Opfer, die das Volk an Gut und Blut hat bringen müssen. Der unglückselige Krieg ist zu Ende; das Morden ist vorbei. Die Folgen des Kriegs, Not und Elend, werden noch viele Jahre lang auf uns lasten. Die Niederlage, die wir unter allen Umständen verhüten wollten, ist uns nicht erspart geblieben. Unsere Verständigungsvorschläge wurden sabotiert, wir selbst wurden verhöhnt und verleumdet. Die Feinde des werktätigen Volkes, die wirklichen inneren Feinde, die Deutschlands Zusammenbruch verschuldet haben, sind still und unsichtbar geworden. Das waren die Daheimkrieger, die ihre Eroberungsforderungen bis zum gestrigen Tage ebenso aufrechterhielten, wie sie den verbissensten Kampf gegen jede Reform der Verfassung und besonders des schändlichen preußischen Wahlsystems geführt haben. Diese Volksfeinde sind hoffentlich für immer erledigt. Der Kaiser hat abgedankt; er und seine Freunde sind verschwunden. Über sie alle hat das Volk auf der ganzen Linie gesiegt! Prinz Max von Baden hat sein Reichskanzleramt dem Abgeordneten Ebert übergeben. Unser Freund wird eine Arbeiterregierung bilden, der alle sozialistischen Parteien angehören werden. Die neue Regierung darf nicht gestört werden in ihrer Arbeit für den Frieden und der Sorge um Arbeit und Brot. Arbeiter und Soldaten! Seid euch der geschichtlichen Bedeutung dieses Tages bewusst. Unerhörtes ist geschehen! Große und unübersehbare Arbeit steht uns bevor. Alles für das Volk, alles durch das Volk! Nichts darf geschehen, was der Arbeiterbewegung zur Unehre gereicht. Seid einig, treu und pflichtbewusst. Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen! Es lebe das Neue; es lebe die deutsche Republik!
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- In Berlin beginnt ein Generalstreik. Schließlich erhält die SPD mehr Zustimmung durch die Bildung eines Rates der Volksbeauftragten und erteilt damit der Parole der USPD "Alle Macht den Räten" de facto eine Absage. Allerdings setzt sich die USPD bei der Bildung der vorläufigen Regierung mit der Formulierung durch: "Die politische Gewalt liegt in den Händen der Arbeiter- und Soldatenräte, die zur Vollversammlung aus dem ganzen Reich alsbald zusammengerufen sind."
- Zwei führende "Revolutionäre Obleute", Emil Barth und Richard Müller, setzen während einer recht ungeordneten Versammlung der Soldatenräte im Reichstag den Beschluss durch, dass von morgen an in den Fabriken und Kasernen der Hauptstadt neue Räte gewählt werden sollen, die am Abend zu einer Vollversammlung zusammenkommen sollen. Diese sollen dann eine provisorische Regierung wählen. Auf 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen soll ein Delegierter kommen, entsprechendes soll für die militärischen Einheiten gelten. Dem Politker der Mehrheits-Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD, später SPD) Otto Wels gelingt es, die Vertreter der Soldaten auf die Linie seiner Partei zu bringen. Um die Arbeitervertreter wirbt die Partei mit der Parole „Kein Bruderkampf.“ Umgekehrt fordern Spartakus und Revolutionäre Obleute dazu auf, keine Vertreter der "MSPD" zu wählen.
- Im Zeichen der Niederlage nimmt die völkische Bewegung in Deutschland die Farben "Schwarz-Rot-Gold" an und nutzt sie im Sinne der alten großdeutschen Idee. In der Ausgabe der konservativ-nationalistischen „Alldeutschen Blätter“ vom heutigen Tag deklarieren die Alldeutschen diese Farbreihenfolge als „gesamtdeutsche Farben“: Schwarz-Rot-Gold: Die Geburtsstunde Großdeutschlands naht! (…) Jubelt den alten schwarz-rot-goldenen Farben zu! Schmückt wie Wien eure Häuser mit den schwarz-rot-goldenen Fahnen, tragt Schleifen und Bänder Schwarz-Rot-Gold und zeigt aller Welt von Aachen und Königsberg bis Bozen, Klagenfurt und Laibach, dass wir sind ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennend und Gefahr.
- In den frühen Abendstunden scheitert der neue Vorsitzende des Rates der Volksbeauftragten Friedrich Ebert an dem Versuch, den zurückgetretenen Reichskanzler Prinz Max von Baden als "Reichsverweser" zu gewinnen. Max hält es nicht mehr für realistisch, dass es irgend einen Sinn ergäbe, die Monarchie für Deutschland am Leben zu erhalten.
- Der neue "Reichskanzler" Friedrich Ebert macht in folgendem Flugblatt der Bevölkerung von seinem Amtsantritt Mitteilung:
Der bisherige Reichskanzler Prinz Max von Baden hat mir unter Zustimmung der sämtlichen Staatssekretäre die Wahrnehmung der Geschäfte des Reichskanzlers übertragen. Ich bin im Begriff, die neue Regierung im Einvernehmen mit den Parteien zu bilden, und werde über das Ergebnis der Öffentlichkeit in Kürze berichten. Die neue Regierung wird eine Volksregierung sein. Ihr Bestreben wird sein müssen, dem deutschen Volke den Frieden schnellstens zu bringen und die Freiheit, die es errungen hat, zu befestigen. Mitbürger. Ich bitte Euch alle um Eure Unterstützung bei der schweren Arbeit, die unser harrt. Ihr wißt, wie schwer der Krieg die Ernährung des Volkes, die erste Voraussetzung des politischen Lebens, bedroht. Die politische Umwälzung darf die Ernährung der Bevölkerung nicht stören. Es muß die erste Pflicht aller in Stadt und Land bleiben, die Produktion von Nahrungsmitteln und ihre Zufuhr in die Städte nicht zu hindern, sondern zu fördern. Nahrungsmittelnot bedeutet Plünderungen und Raub mit Elend für alle. Die Ärmsten würden am schwersten leiden, die Industriearbeiter am bittersten betroffen werden. Wer sich an Nahrungsmitteln oder sonstigen Bedarfsgegenständen oder an den für ihre Verteilung benötigten Verkehrsmitteln vergreift, versündigt sich aufs schwerste an der Gesamtheit. Mitbürger! Ich bitte Euch alle dringend: Verlaßt die Straßen. Sorgt für Ruhe und Ordnung.
Der Reichskanzler.
gez. Ebert.
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- Der bisherige Reichskanzler, Prinz Max von Baden, verlässt Berlin.
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Französische Republik / Deutsches Kaiserreich
- Der mit der Überbringung der Waffenstillstandsbedingungen beauftragte deutsche Kurier funkt heute Nacht durch den Eiffelturm in Paris, dass er die Linien zum Deutschen Reich nicht passieren konnte, da die Deutschen das Feuer noch nicht eingestellt hätten. Zu dieser Annahme wird er anscheinend durch den Umstand veranlaßt, dass auf deutscher Seite ein Munitionsdepot in Brand geraten ist und mit fortgesetzten Detonationen in die Luft fliegt. Der Kurier wird durch Funkspruch hierüber aufgeklärt und erhält die Weisung, die Linien sofort zu überschreiten. Das Eintreffen der Waffenstillstandsbedingungen in Berlin kann nun stündlich erwartet werden. Der deutsche Heeresbericht bemerkt am heutigen Abend ganz kurz: "An der Westfront ruhiger Tag."
- Der Kurier, der die Waffenstillstandsbedingungen aus dem Hauptquartier des Marschalls Foch in das deutsche Hauptquartier befördern sollte, hat seinen Bestimmungsort Stunden nach dem Funkspruch vom Eiffelturm immer noch nicht erreicht. Über die Gründe seines Ausbleibens, das anscheinend aus einen Unglücksfall zurückzuführen ist, besteht noch keine Klarheit. Von deutscher Seite wird daher durch Funkspruch bei der deutschen Delegation im französischen Hauptquartier um Aufklärung gebeten. Marschall Foch entscheidet, die Bedingungen nach einem inzwischen eingetroffenen Funkspruch durch einen französischen Flieger in das deutsche Hauptquartier zu senden.
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Deutsches Kaiserreich / Freistaat Preußen
- Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, erklärt in Berlin seine Abdankung als deutscher Kaiser, nicht aber als König von Preußen.
- Die bereits gewählten Arbeiter- und Soldatenräte halten gegen 22 Uhr im großen Sitzungssaal des Reichstages eine Sitzung ab und beschließen Folgendes: Sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen versammeln sich am Sonntag, 10. November, vormittags 10 Uhr in den Fabriken und wählen Arbeiterräte. Frauen sind wählbar. Sämtliche Soldaten versammeln sich gleichfalls in den Kasernen bezw. Lazaretten vormittags 10 Uhr. Auf ein Bataillon beziehungsweise eine Formation entfällt ein Soldatenrat. Auf 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen entfällt ein Arbeiterrat. Kleinere Betriebe vereinigen sich zur Wahl eines Arbeiterrats. Um 17 Uhr versammeln sich die gewählten Arbeiter- und Soldatenräte im Zirkus Busch und wählen die provisorische Regierung. Reichskanzler Ebert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) beauftragt den Vorsitzenden der preußischen SPD, Paul Hirsch, sich mit den entsprechenden Behörden in Verbindung zu setzen und nötigenfalls selbst Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu ergreifen; das Vorgehen wird vom preußischen Innenminister Bill Drews bestätigt.
- Das III. Marinegeschwader kommt nach Kiel zurück und setzt beim Einlaufen wieder die rote Fahne. Der Großteil der Offiziere hat die Schiffe offenbar verlassen. Delegationen des Soldatenrates und der Offiziere einigen sich darauf, dass jene Offiziere, die schriftlich erklären, der neuen Volksbewegung nicht feindlich gegenüberstehen, wieder Vorgesetzte sein dürfen.
- Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg nennen in Berlin den "Berliner Lokalanzeiger" um in die Zeitung "Die Rote Fahne" als Zentralorgan des Spartakusbundes.
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Deutsches Kaiserreich / Freistaat Preußen / Saargebiet
In Saarbrücken wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet.
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Württemberg
Eine revolutionäre Menge mit zum Teil auswärtigen Anführern dringt in das Wilhelmspalais, dem Sitz des württembergischen Königs Wilhelm II. ein. Noch am selben Abend verlässt König Wilhelm II. schließlich Stuttgart in Richtung Bebenhausen. Dass ihm in dieser Situation niemand beisteht, wird er nie verwinden. Wilhelm II. galt seinen Bürgern als beliebter und volksnaher König. Noch später werden Geschichten erzählt, wie die Einwohner Stuttgarts ihren Monarchen beim Spaziergang mit seinen Hunden (zwei Spitzen) mit den Worten: „Grüß Gott, Herr König“, grüßten und Wilhelm II. als Erwiderung seinen Hut zog und den Kindern Süßigkeiten gab. So soll es auch keine Seltenheit gewesen sein, wenn Kinder ihrem König begegneten, er von ihnen gefragt worden sei: „Keenich, hoscht mer nex?“ – Was sagen soll: „König, hast Du nichts für mich?“.
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Deutsches Kaiserreich / Großherzogtum Hessen
In Mainz wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gegründet, zu dessen Vorsitzenden Bernhard Adelung von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bestimmt wird. Auch in Darmstadt wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gegründet. Vorsitzender ist Carl Ulrich von der SPD.
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Deutsches Kaiserreich / Großherzogtum Baden
In Mannheim und Karlsruhe bilden sich - wie schon am Vortag in Lahr und Offenburg - Arbeiter- und Soldatenräte, aber auch Wohlfahrtsausschüsse aus Stadtverwaltung Stadträten und Parteien. Das Staatsministerium unter dem Nationalliberalen Heinrich Freiherr von und zu Bodman tritt zurück.
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Deutsches Kaiserreich / Großherzogtum Oldenburg / Freistaat Oldenburg
Der "21er-Rat" in Wilhelmshaven fasst einen Beschluss zur Absetzung des Großherzoges Friedrich August von Oldenburg und ruft die Republik Oldenburg-Ostfriesland aus.
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Deutsches Kaiserreich / Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach
In Weimar, der Landeshauptstadt des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, wird der Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach ausgerufen. Staatskommissar und Staatsminister ist der am Vortag berufene August Baudert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), weiterer Staatsminister ist der vermutlich parteilos Julius Palen. Der alte, noch unter dem abgedankten Großherzog Wilhelm Ernst eröffnete Landtag, ist noch aktiv und tagt.
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Deutsches Kaiserreich / Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha
Wilhelm Bock, Mitglied des Reichstags in der Fraktion der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), erklärt auf einer Großkundgebung in Gotha den Herzog für abgesetzt und den Arbeiter- und Soldatenrat zum obersten Machtorgan der "Republik Gotha".
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Deutsches Kaiserreich / Herzogtum Anhalt
In Dessau wird unter dem Vorsitz des dortigen Bürgermeisters Fritz Hesse ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet.
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Deutsches Kaiserreich / Herzogtum Braunschweig
Der am Vortag zurückgetretene Herzog von Braunschweig verlässt sein Herzogtum zusammen mit seiner Familie nach Gmunden ins österreichische Exil, wo schon sein Vater das Schloss Cumberland hat errichten lassen.
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Deutsches Kaiserreich / Vereinigtes Baltisches Herzogtum
Bis zur Ankunft des vom Deutschen Kaiser Wilhelm II. bestimmten Monarchen des neuen „Vereinigten Baltischen Herzogtums“ wird eine Ritterschaft aus 10 „Regentschaftsraten“ unter Führung des livländischen Landmarschalls, Adolf Pilar von Pilchau als „Reichsverweser“, gegründet. Aufgrund der politischen Wirren in Deutschland ist es dem zukünftigen Herzog der Balten, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, derzeit unmöglich, nach Riga abzureisen.
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Deutsches Kaiserreich
Die Kaiser des Deutschen Kaiserreiches seit 1871
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Funktion |
Name |
Regierungszeit |
Dauer
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Kaiser, vorher Regent |
Wilhelm II. (von Preußen) (* 27.01.1859 Berlin, Preußen) |
09.03.1888-09.11.1918 |
30,69 Jahre
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Kaiser |
Wilhelm I. (* 22.03.1797 Berlin, Preußen) |
18.01.1871-09.03.1888 |
17,15 Jahre
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Kaiser, vorher Regent |
Friedrich III. (von Preußen) (* 18.10.1831 Potsdam, Preußen) |
04.06.1878-05.12.1878 09.03.1888-15.06.1888 |
284 Tage
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Die Reichskanzler des Deutschen Kaiserreiches mit der längsten Amtszeit
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Funktion |
Name |
seit |
Dauer
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Reichskanzler |
Otto Fürst von Bismarck-Schönhausen (* 1815 Schönhausen, Holstein) |
21.03.1871-20.03.1890 |
19,01 Jahre
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Reichskanzler |
Bernhard Fürst von Bülow (* 1849 Klein Flottbek, Hamburg) |
17.10.1900-14.07.1909 |
8,75 Jahre
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Reichskanzler |
Theobald von Bethmann Hollweg (* 1856 Hohenfinow, Brandenburg) |
14.07.1909-13.07.1917 |
8,00 Jahre
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Die Staatssekretäre des Deutschen Kaiserreiches mit der längsten Amtszeit
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Funktion |
Name (Partei) |
seit |
Dauer
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Staatssekretär |
Alfred von Tirpitz (* 1849 Küstrin, Pommern) parteilos |
18.06.1897-15.03.1916 |
18,75 Jahre
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Staatssekretär |
Heinrich von Stephan (* 1831 Stolp, Pommern) parteilos |
23.02.1880-08.04.1897 |
17,14 Jahre
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Vizekanzler und Staatssekretär |
Karl Heinrich von Boetticher (* 1833 Stettin, Pommern) (Freikonservative) Deutsche Reichspartei |
09.1880-01.07.1897 |
16,81 Jahre
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Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate |
Januar 1918 - Februar 1918 - März 1918 - April 1918 - Mai 1918 - Juni 1918 - Juli 1918 - August 1918 - September 1918 - Oktober 1918 - November 1918
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Chronik des Deutschen Reiches der Monate |
November 1918 - Dezember 1918
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Chronik des Deutschen Reiches der Monate |
Januar 1919 - Februar 1919 - März 1919 - April 1919 - Mai 1919 - Juni 1919 - Juli 1919 - August 1919 - September 1919 - Oktober 1919 - November 1919 - Dezember 1919
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Chronik des Deutschen Reiches des Jahres ... |
1920 - 1921 - 1922 - 1923 - 1924 - 1925 - 1926 - 1927 - 1928
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spätere Chroniken Deutschlands
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Weblinks |
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