Freistaat Preußen 1919

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FREISTAAT PREUSSEN

Hauptstadt: Berlin

Chronik des Jahres 1919



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1909 / 1910 / 1911 / 1912 / 1913 / 1914 / 1915 / 1916 / 1917 / 1918
01.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Die provisorische Regierung des Rates der Volksbeauftragten von Preußen am Jahresbeginn
Revolutionskabinett
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Paul Hirsch.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten und
Co-Minister des Innern
Paul Hirsch
(* 1868 Prenzlau, Uckermark, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 49 Tage
Mann.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten und
Co-Minister des Innern
Heinrich Ströbel
(* 1869 Bad Nauheim, Hessen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 49 Tage
Heinrich Schëuch.jpg Kriegsminister Generalleutnant Heinrich Schëuch
(* 1864 Schlettstadt, Elsaß)
parteilos
14.11.1918 49 Tage
Albert Südekum.jpg Co-Finanzminister Dr. Albert Südekum
(* 1871 Wolfenbüttel, Braunschweig)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 49 Tage
Mann.jpg Co-Finanzminister Hugo Simon
(* 1880 Usch, Posen, Preußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 49 Tage
Rudolf Breitscheid.jpg Co-Innenminister Dr. Rudolf Breitscheid
(* 1874 Köln, Preußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
16.11.1918 47 Tage
Kurt Rosenfeld.jpg Co-Justizminister Dr. Kurt Rosenfeld
(* 1877 Marienwerder, Westpreußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 49 Tage
Wolfgang Heine.jpg Co-Justizminister 'Dr. Wolfgang Heine
(* 1861 Posen, Westpreußen)'
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
27.11.1918 36 Tage
Otto Braun.jpg Co-Landwirtschaftsminister Dr. Otto Braun
(* 1872 Königsberg, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 49 Tage
Mann.jpg Co-Landwirtschaftsminister Adolf Hofer
(* 1868 Pleinlauken, Ostpreußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 49 Tage
Adolf Hoffmann.jpg Co-Wissenschaftsminister Adolph Hoffmann
(* 1858 Berlin)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 49 Tage
Konrad Haenisch.jpg Co-Wissenschaftsminister Dr. Konrad Haenisch
(* 1876 Greifswald)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 49 Tage
Otto Fischbeck.jpg Handelsminister Otto Fischbeck
(* 1865 Güntershagen bei Dramburg, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
05.10.1918 89 Tage
Wilhelm Hoff.jpg Minister für öffentliche Arbeiten Wilhelm Hoff
(* 1851 Hirschberg in Westfalen, Preußen)
parteilos
14.11.1918 49 Tage
Emil Eichhorn.jpg Großberliner Polizeipräsident Emil Eichhorn
(* 1863 Röhrsdorf, Sachsen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
09.11.1918 54 Tage
Eugen Ernst.jpg Minister ohne Geschäftsbereich Eugen Ernst
(* 1864 Murowana-Goslin, Posen, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 49 Tage
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Flagge der Kommunistischen Partei Deutschlands
Karl Liebknecht (KPD)
Rosa Luxemburg (KPD)
Durch den Rätekongress und die Weihnachtskämpfe verschärften sich auch die Spannungen zwischen den verschiedenen Flügeln der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). So gründet der "Spartakusbund" zusammen mit Hamburger und Bremer Linksradikalen die "Kommunistische Partei Deutschlands" (KPD), die von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht geführt wird. Die strikt rätedemokratisch denkende Rosa Luxemburg versucht die KPD von Lenins Parteidiktatur in Russland abzugrenzen: "Der Sozialismus wird nicht gemacht und kann nicht gemacht werden durch Dekrete [...]. Der Sozialismus muss durch die Massen, durch jeden Proletarier gemacht werden. [...] Wir wollen innerhalb der Nationalversammlung ein siegreiches Zeichen aufpflanzen, gestützt auf die Aktion von außen." Dennoch beschließt der vom "Geist eines fanatischen Utopismus" (Arthur Rosenberg) beherrschte Gründungsparteitag, die Wahl der Nationalversammlung zu boykottieren, weil diese ein "Organ der Bourgeoisie" (das heißt des kapitalbesitzenden Bürgertums) sei. Mit dieser Entscheidung gegen den Willen der beiden frisch gewählten Vorsitzenden begibt sich die KPD gleich am ersten Tag ihrer Existenz sogleich ins politische Abseits.

Karl Liebknecht, 1871 in Leipzig geboren, war schon im Kaiserreich ein prominenter Marxist und Antimilitarist. Seit 1900 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), war er von 1912 bis 1916 einer ihrer Abgeordneten im Reichstag, wo er den linksrevolutionären Flügel der SPD vertrat. Ab 1915 bestimmte er zusammen mit Rosa Luxemburg wesentlich die Linie der Gruppe Internationale. 1916 wurde er aufgrund seiner Ablehnung der Burgfriedenspolitik aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen und wenig später wegen „Kriegsverrat“ zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach etwa zwei Jahren Haft wurde er knapp drei Wochen vor dem Ende des Ersten Weltkrieges freigelassen. Während der Novemberrevolution rief Liebknecht am 9. November 1918 vor dem Berliner Schloss eine „freie sozialistische Republik“ aus. Am 11. November gründete er gemeinsam mit Rosa Luxemburg, Leo Jogiches, Ernst Meyer, Wilhelm Pieck, Hugo Eberlein und anderen die Gruppe Internationale neu als Spartakusbund. Im Dezember wurde sein Konzept einer Räterepublik von der Mehrheit im Reichsrätekongress abgelehnt. Zum Jahreswechsel 1918/19 war Liebknecht einer der Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands.
Rosa Luxemburg, 1871 in Zamosc im Königreich Polen als Rozalia Luksenburg in Zamosc geboren, ist eine einflussreiche Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung, des Marxismus, Antimilitarismus und „proletarischen Internationalismus“. Ab 1887 wirkte sie in der polnischen, ab 1898 auch in der deutschen Sozialdemokratie. Dort bekämpfte sie von Beginn an Nationalismus, Opportunismus und Revisionismus. Sie trat für Massenstreiks als Mittel sozialpolitischer Veränderungen und zur Kriegsverhinderung ein. Sofort nach Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 gründete sie die „Gruppe Internationale“, aus der der Spartakusbund hervorging. Diesen leitete sie als politische Gefangene zusammen mit Karl Liebknecht durch politische Schriften, in denen sie die Burgfriedenspolitik der SPD analysierte und verurteilte. Sie bejahte die Oktoberrevolution, kritisierte aber zugleich die Parteidiktatur Lenins und der Bolschewiki. In der Novemberrevolution versuchte sie als Chefredakteurin der Zeitung "Die Rote Fahne" in Berlin auf das Zeitgeschehen Einfluss zu nehmen. Als Autorin des Spartakusbund-Programms forderte sie am 14. Dezember 1918 eine Räterepublik und die Entmachtung des Militärs.

02.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Generalmajor Heinrich Scheuch
Generalmajor Heinrich Scheuch, einer der wenigen Elsässer, die im Deutschen Kaiserreich einen höheren militärischen Dienstgrad erlangen konnten, tritt nach kurzer Amtszeit als preußischer Kriegsminister von seinem Amt zurück. Er war am 9. November 1918 in den preußischen "Rat der Volksbeauftragten" berufen worden. Seinem Entlassungsgesuch vom 15. Dezember 1918 wurde erst heute entsprochen. Scheuch (gesprochen Sché-uch) wurde 1864 in Schlettstadt geboren. Er wurde als Hauptmann Mitte November 1897 zum Kriegsministerium nach Berlin abkommendiert. Mit seiner Ernennung zum Adjutant des Direktors des Militär-Ökonomie-Departements versah Scheuch bis 15. Juni 1900 hier seinen Dienst. Am 7. Juli 1913 beauftragte man ihn - bereits als Major - mit der Wahrnehmung der Geschäfte als Direktor des Zentral-Departments im Kriegsministerium. Ab 21. Juli 1913 war Scheuch auch gleichzeitig stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Scheuch am 2. August 1914 zum Chef des mobilen Stabes des Kriegsministers Erich von Falkenhayn ernannt und übte auch die Funktion des Direktors des Allgemeinen Kriegsdepartements aus. Nachdem Schëuch am 27. Januar 1916 zum Generalmajor befördert worden war, übernahm er am 11. Mai 1916 das Kommando über die 29. Infanterie-Brigade und führte diese unter anderem in der Schlacht an der Somme. Das Kommando über die Brigade gab er am 12. Januar 1917 ab und wurde zum Kommandeur der 33. Division ernannt. In dieser Funktion nahm er auch an den Kämpfen in den Argonnen sowie der Doppelschlacht Aisne-Champagne teil. Nach Querelen über die Kriegsgewinne und deren Abschöpfung musste der Leiter des Kriegsamtes Generalleutnant Wilhelm Groener seinen Posten am 15. August 1917 räumen und wurde durch Scheuch ersetzt. Schëuch musste erhebliche Einbußen in den Kompetenzen des Kriegsamtes hinnehmen und unter den Bedingungen einer immer weiter verschlechterten Kriegslage sein Amt ausüben. Für seine Verdienste verlieh ihm Kaiser Wilhelm II. am 8. April 1918 den Orden Pour le Mérite. Der Höhepunkt seiner militärischen Karriere war die Ernennung am 9. Oktober 1918 zum preußischen Kriegsminister, in dem Amt er im Grunde genommen nur noch als Nachlassverwalter eines verlorenen Krieges fungieren konnte. Zusätzlich war er ab dem 13. Oktober 1917 in Personalunion auch gleichzeitig der Bevollmächtigte Preußens im Bundesrat. Am 9. November 1918 brach die Revolution in Deutschland aus und der Waffenstillstand wurde am 11. November im Eisenbahnwagen im Wald von Compiègne geschlossen. Scheuch reichte sein Entlassungsgesuch als preußischer Kriegsminister zum 15. Dezember 1918 ein. Am 2. Januar 1919 wurde seinem Entlassungsersuchen stattgegeben, unter Belassung der gesetzlichen Pension.
03.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) scheidet aus der preußischen Regierung aus. Der parteilose Stuttgarter Generalmajor Walther Reinhardt wird anstelle des gestern zurückgetretenen Generals Heinrich Scheüch neuer preußischer Kriegsminister. Bisher war er für die Demobilisierung der heimkehrenden Truppen verantwortlich gewesen.

Deutsches Reich.png 70px Flaschenhals.png
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Flaschenhals

Nach Kriegsende wurde im Waffenstillstand von Compiègne die Besetzung des linksrheinischen Gebietes durch die Alliierten und zusätzlicher Brückenköpfe bei Köln (britisch), Koblenz (US-amerikanisch) und Mainz (französisch) angeordnet. Zwischen dem US-amerikanischen Brückenkopf von Koblenz und dem französischen Brückenkopf bei Mainz, die jeweils einen Radius von 30 km hatten, blieb ein schmaler Streifen zwischen dem Rheintal und Limburg an der Lahn unbesetzt. Das Gebiet unterstand bis zu diesem Zeitpunkt den Kreisverwaltungen des Rheingaukreises, des Untertaunuskreises und des Landkreises St. Goarshausen, deren Hoheitsgewalt nunmehr an den Grenzen der besetzten Brückenköpfe endete, so dass im dazwischen liegenden „Flaschenhals“ auf dieser Verwaltungsebene ein Notstand eintrat. Mit Erlass des Oberpräsidiums Kassel wird nun die kommunale Verwaltung auf den Landrat des Kreises Limburg übertragen. Limburg an der Lahn ist die nächstgelegene nicht besetzte Kreis- und Gerichtsstadt. Die Region beherbergt 17.363 Einwohner in den Orten Lorch, Kaub, Lorchhausen, Sauerthal, Ransel, Wollmerschied, Welterod, Zorn, Strüth, Egenroth und Laufenselden. Der Bürgermeister von Lorch, Edmund Anton Pnischeck, wird als Vertreter des Landrats Büchting mit der Verwaltung vor Ort beauftragt.

04.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Der Vorsitzende des Rates der Volksdeputierten, Friedrich Ebert, und der Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, nehmen in Berlin eine Parade der 1. Garde-Infanterie-Division ab, die am 12. Dezember 1918 demobilisiert wurde; die meisten Angehörigen des Regiments wurden ins Zivilleben entlassen, ein Teil jedoch geht nun in das Baltenland, um den Krieg gegen die Bolschewiki weiter zu führen. Dieses „Grenzschutz Ost“ oder „Grenzschutz Kurland“ genannte Freikorps, bzw. dessen I. Bataillon steht unter dem Befehl von Hauptmann von Schauroth und entstand am 27. Dezember 1918. Die Truppen im Baltikum stehen unter dem Befehl des Generalmajors Rüdiger von der Goltz und nennen sich „1. Garde-Reserve-Division“. Ein anderer Teil der Angehörigen des Ersten Garderegiments zu Fuß trat zum „Freikorps Potsdam“ über und steht zur Verfügung der Regierung in Berlin.
  • Der Volksbeauftragte Gustav Noske verlässt Berlin mit dem Ziel, eigene Freikorps aufzustellen.
  • Der entlassene Polizeipräsident von Berlin, Emil Eichhorn (USPD)
    Der Berliner Polizeipräsident Emil Eichhorn (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, USPD) wird vom Rat der Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert entlassen, weil er die Politik der Spartakisten begünstige. Eichhorn war rechtmäßig vom ersten Rat der Volksbeauftragten ernannt worden und gehört Kraft seines Amtes der vorläufigen Regierung Preußens an. Der "Rat der Volksbeauftragten" war am 9. November 1918 aus je drei Vertretern der SPD und USPD als provisorische Reichsregierung gebildet und von der Obersten Heeresleitung (OHL) im geheimen Ebert-Groener-Pakt akzeptiert worden. Bei den Weihnachtskämpfen hatte die Volksmarinedivision, die zum Schutz der Übergangsregierung beauftragt war, Otto Wels (SPD) am 23. Dezember 1918 als Geisel festgenommen, um ihrer Forderung nach Auszahlung des ausstehenden Solds Nachdruck zu verleihen. Eichhorn hatte sich am 24. Dezember gegen den Befehl der drei SPD-Volksbeauftragten Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Otto Landsberg geweigert, die ihm unterstehende Sicherheitswehr gegen die im Berliner Schloss einquartierte Volksmarinedivision einzusetzen, um Wels zu befreien. Seitdem hatte Ebert ihn als unzuverlässig angesehen. Die drei USPD-Vertreter Hugo Haase, Wilhelm Dittmann und Emil Barth hatten den Rat der Volksbeauftragten am 29. Dezember 1918 aus Protest gegen Eberts Schießbefehl und die Todesopfer bei den Weihnachtsunruhen verlassen. Die SPD-Vertreter beriefen daraufhin ohne Rechtsgrundlage die SPD-Mitglieder Gustav Noske und Rudolf Wissell als Ersatz in den restlichen Rat. Die USPD betrachtete diesen nicht mehr als rechtmäßige Übergangsregierung. SPD-Mehrheiten im Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte Großberlin und im Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik stimmten Eberts Wunsch, Eichhorn abzusetzen und auch den preußischen Ministerpräsidenten Paul Hirsch (SPD) zu entlassen, jedoch zu. Eine große Mehrheit des Reichsrätekongresses hatte am 16. Dezember 1918 die baldige Durchführung freier Wahlen für eine Nationalversammlung und die Selbstauflösung der aus der Revolution hervorgegangenen Arbeiter- und Soldatenräte beschlossen, um die politischen Errungenschaften der Revolution durch eine parlamentarische Demokratie zu legitimieren. Zugleich hatte der Kongress die sofortige Sozialisierung einiger kriegswichtiger Industriezweige und Kontrolle des Militärs beschlossen. Die USPD und die Spartakisten wollten letztere Beschlüsse vor den Wahlen umsetzen. Weil die SPD diese Umsetzung verhindern wollte und auch die Mehrheit der USPD-Mitglieder eine Fortsetzung der Revolution zur Umsetzung der Sozialisierungsbeschlüsse ablehnte, hatten der Spartakusbund und weitere linkssozialistische Gruppen am 1. Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gegründet. Diese strebte eine Räterepublik an, die sie als Produkt der Revolution, also Ausdruck eines Mehrheitswillens der Bevölkerung ansah, und lehnte die Auflösung der Räte und Teilnahme an den bevorstehenden Wahlen zur Nationalversammlung ab. Seit Anfang Dezember 1918 wurden in und um Berlin Freikorps aus ehemaligen Frontsoldaten und Freiwilligen gebildet. Seit Jahresbeginn ließ Ebert sie zusammen mit republiktreuen Verbänden wie der republikanischen Soldatenwehr und kaiserlichen, teils loyalen, meist aber republikfeindlichen Regimentern um Berlin zusammenziehen. Die Entlassung Eichhorns wird von der radikalen Linken als Provokation angesehen. Noch am gleichen Tage beschließen der Vorstand der Berliner USPD zusammen mit den Revolutionären Obleuten für den folgenden Tag eine Demonstration durchzuführen. Die Obleute waren frei gewählte, von den Gewerkschaften unabhängige Betriebsräte. Sie hatten sich im Verlauf des Ersten Weltkriegs vor allem in den Berliner Rüstungsbetrieben gebildet und unter anderem den Januarstreik 1918 durchgeführt. Als Kriegsgegner haben sie sich überwiegend der USPD angeschlossen und lehnen die Mitgliedschaft in der am 1. Januar 1919 neu gegründeten KPD ab. Die meisten von ihnen unterstützen die Besetzung des Berliner Zeitungsviertels, aber zwei ihrer Sprecher, Richard Müller und Ernst Däumig, lehnen diese ab. Beide befürworteten eine zweite Revolution gegen den Rat der Volksbeauftragten zwar grundsätzlich, halten aber den Zeitpunkt für verfrüht und taktisch unklug. Alle Ministerien bis auf das Handelsministerium, das von Otto Fischbeck von der DDP geleitet wurde, wurde bislang von je einem "Rat der Volksbeauftragten" von der SPD und einem von der USPD geführt. Da die USPD-Mitglieder aus der vorläufigen preußischen Regierung ausgetreten sind, ist der preußische "Rat der Volksbeauftragten" merklich verkleinert worden:
  • Präsident der Regierung (Vorsitz) und Innenminister: Paul Hirsch (SPD)
    Der Präsident der Regierung Preußens, Paul Hirsch (SPD)
  • Justizminister: Dr. Wolfgang Heine (SPD)
  • Finanzminister: Dr. Albert Südekum (SPD)
  • Handelsminister: Otto Fischbeck (DDP)
  • Landwirtschaftsminister: Dr. Otto Braun (SPD)
  • Kriegsminister: Generalmajor Walter Reinhardt
  • Wissenschaftsminister: Dr. Konrad Haenisch (SPD)
  • Großberliner Polizeipräsident: Eugen Ernst (SPD)

Der alte und neue Vorsitzende der preußischen Regierung Paul Hirsch wurde 1868 in Prenzlau in der Uckermark geboren. Er besuchte von 1879 bis 1888 in Berlin das Gymnasium zum Grauen Kloster. Dann studierte er Medizin, Sozialwissenschaften und Nationalökonomie an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Seit 1892 arbeitete Hirsch als freier Schriftsteller und Journalist. Er war unter anderem Parlamentsberichterstatter und Mitherausgeber einer Parlamentskorrespondenz. In den 1890er Jahren wurde er Mitglied der SPD. Von 1899 bis 1920 war er Charlottenburger und Berliner Stadtverordneter. 1908 wurde er als einer der ersten Sozialdemokraten ins preußische Abgeordnetenhaus gewählt, dem er bis November 1918 als Fraktionsvorsitzender der SPD angehörte. Am 12. November 1918 übernahm er im Auftrag des Vollzugsrates der Arbeiter- und Soldatenräte gemeinsam mit dem USPD-Vertreter Heinrich Ströbel den Vorsitz der preußischen Staatsregierung („Rat der Volksbeauftragten“). Zugleich ist Hirsch aktueller preußischer Innenminister. In dieser Eigenschaft enthob er den der USPD angehörenden Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn seines Amtes, worauf die USPD-Mitglieder die Regierung verließen.

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Reichskanzler a.D. Georg Graf von Hertling (Z)
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Bayern

Der ehemalige Reichskanzler Georg von Hertling (* 31.08.1843 in Darmstadt, seit 1914 Graf) stirbt in Ruhpolding (Bayern). Außerdem war er Vorsitzender im Ministerrat des Königreiches Bayern, Ministerpräsident von Preußen und Preußischer Außenminister. Während des Ersten Weltkrieges war Hertling vom 1. November 1917 bis zum 30. September 1918 Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs. Obwohl er selbst gegen eine Parlamentarisierung des Reiches war, war sein Kabinett doch in Abstimmung mit den Mehrheitsparteien aus dem Interfraktionellen Ausschuss zustande gekommen. Während des Ersten Weltkriegs unterstützte Hertling die Positionen des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg und lehnte nach dessen Sturz 1917 die Übernahme der Reichskanzlerschaft zunächst ab. Erst nach dem Scheitern von Bethmanns Nachfolger Georg Michaelis übernahm der körperlich bereits hinfällige Hertling doch noch die Ämter des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten. Die Tatsache, dass mit Hertling der erste Nicht-Preuße und der erste Katholik in dieses Amt gelangte, sorgte bei den Zeitgenossen für Aufsehen.

05.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Beginn des „Spartakusaufstandes“ in Berlin. Tausende von Arbeiter fordern in einer Massendemonstration die Rücknahme der von Friedrich Ebert ausgesprochenen Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorn, der der USPD angehört. Die Entlassung war ausgesprochen worden, weil Eichhorn sich am 24. Dezember 1918 geweigert hatte, gegen die im Berliner Schloss einquartierte Volksmarinedivision vorzugehen und die ihm unterstehende Sicherheitswehr gegen diese einzusetzen. Seitdem betrachtet Ebert ihn als unzuverlässig. Die drei USPD-Vertreter hatten am 29. Dezember 1918 die provisorische Regierung verlassen, damit die drei verbliebenen SPD-Politiker keine rechtmäßige Entscheidungskompetenzen mehr hätten. Während der Demonstration besetzen bewaffnete Demonstranten die Druckereien des sozialdemokratischen Vorwärts und des Berliner Tageblatts sowie die Verlagsgebäude von Scherl, Ullstein, Mosse, die Druckerei Büxenstein und das Wolffsche Telegraphenbüro. Die Führungen von USPD und KPD beschließen, die begonnenen Besetzungen zu unterstützen. Besetzer und Parteienvertreter bilden am Abend einen etwa 50-köpfigen „Revolutionsausschuss“.
Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Der Arbeiter- und Soldatenrat von Kiel, Karl Artelt, tritt von seinem Amt zurück. Nachfolger wird Hartig.
  • Die Universität von Köln, die 1798 von den Franzosen während der Napoleonischen Kriege geschlossen wurde, soll zum Sommersemester dieses Jahres wieder eröffnet werden; dies geht auf eine Initiative des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer zurück.
06.01.1919
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Der Militärbeauftragte des Rates der Volksbeauftragten, Gustav Noske (SPD)
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am Vortag begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem Tausende von Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. Bewaffnete Gruppen halten weiterhin verschiedene Verlagsgebäude und Druckereien besetzt. Der Aufruhr entwickelt sich zum "Januaraufstand". Ein von Vertretern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), der KPD und "Revolutionären Vertrauensleuten" gebildeter Revolutionsausschuss erklärt unter Leitung des USPD-Politikers Georg Ledebour und des Spartakisten Karl Liebknecht die Absetzung des Rates der Volksbeauftragten und die Übernahme der Regierungsgeschäfte. Die Regierung ruft zu einer Gegendemonstration auf. Gustav Noske (SPD), der Leiter des Militärressorts im Rat der Volksbeauftragten, wird mit der militärischen Niederschlagung des Aufstands beauftragt. Die Führungen von USPD und KPD beschließen hingegen, die Berliner Bevölkerung zu einem Generalstreik am morgigen Tag aufzurufen, der das Ziel hat, die Restregierung Friedrich Eberts zu stürzen.
Gustav Noske ist seit 1884 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und wurde 1892, zwei Jahre nach Ende des Sozialistengesetzes, zum Vorsitzenden des sozialdemokratischen Vereins seiner Heimatstadt Brandenburg an der Havel gewählt. Als Redakteur der Chemnitzer Volksstimme erlangte Noske eine große Anhängerschaft, sodass er Anfang 1906 mit 37 Jahren als Abgeordneter des Wahlkreises Chemnitz in den Deutschen Reichstag einzog. Als neu gewählter Abgeordneter war er im Reichstag mit einer großen Debatte um die deutschen Kolonien konfrontiert. Mit dem Zentrum opponierten die Sozialdemokraten gegen die Kolonien. Noske stimmte seinen Genossen zu, wenn sie vortrugen, dass Geldausgaben zur Lösung sozialer Probleme in Deutschland Vorrang haben müssten vor den Investitionen in den Kolonien. Nicht folgen konnte er ihnen bei ihren Polemiken gegen die deutsche Kolonialpolitik. Der Durchbruch in die Spitzengruppe der SPD-Fraktion und überhaupt des ganzen Reichstages gelang Noske im Jahre 1907, als er gegenüber den Vorwürfen des Kriegsministers Karl von Einem, der „die Begründung des Heeresetats mit heftigen Angriffen gegen die SPD gewürzt und den Sozialdemokraten dabei die nationale Gesinnung abgesprochen hatte“, eine sachkundige Rede hielt, die „jeden ideologischen Seitenhieb vermied.“ Damit distanzierte er sich von August Bebel und wurde zugleich zur Zielscheibe des linken Flügels in der SPD. Während des Kieler Matrosenaufstandes Anfang November 1918 schickte Reichskanzler Prinz Max von Baden ihn in die Ostseestadt, um dort die Lage zu beruhigen. Noske wurde zwar umgehend zum Vorsitzenden des örtlichen Arbeiter- und Soldatenrates gewählt, vermochte aber nicht das Übergreifen der Revolution auf das gesamte Reichsgebiet zu verhindern. Bereits am 9. November 1918 erfolgte während der Novemberrevolution die Ausrufung der Republik, was die unmittelbare Flucht des Kaisers Wilhelm II. in die Niederlande zur Folge hatte. Nachdem die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) aufgrund des harten militärischen Vorgehens um die Jahreswende 1918/19 (Weihnachtskämpfe) aus dem Rat der Volksbeauftragten ausgeschieden war, wurde Noske Volksbeauftragter für Heer und Marine.

07.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am 5. Januar begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem zahllose Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. In Berlin besetzen die Aufständischen die Eisenbahndirektion, das Polizeipräsidium am Alexanderplatz und weitere zentrale Punkte. Dem gestrigen Aufruf zum Generalstreik folgen etwa 500.000 Menschen, die in die Berliner Innenstadt strömen. Eine große Menschenmenge sammelt sich auf einem der Berliner Plätze. Sie wird zunächst weder an Kämpfen teilnehmen noch wird sie von den Streikführern beteiligt, obwohl sie wie schon am 9. November 1918 zum Entwaffnen der Soldaten bereit war. Auf ihren Plakaten und Spruchbändern stehen zum Teil dieselben Parolen wie zu Beginn der Novemberrevolution: „Frieden und Einigkeit“. Die Verhandlungen zwischen den Vertretern der SPD und der USPD scheitern an der beiderseitigen Kompromissunfähigkeit, die Chance zur gewaltfreien Beilegung des Konflikts wird vertan. Am selben Tag übergibt Ebert den Oberbefehl über die Truppen in und um Berlin an Gustav Noske und es ergehen Aufrufe zur Aufstellung weiterer Freikorps in Berlin. Noske befiehlt unverzüglich nach seiner Ernennung, alle Mitglieder des Revolutionsausschusses telefonisch überwachen zu lassen, um sie später festzunehmen. Dazu werden 50 ausgesuchte Offiziere in allen Berliner Postämtern eingesetzt.

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Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig / Freistaat Preußen

In Braunschweig findet eine Massendemonstration zur Unterstützung des Spartakus-Aufstandes in Berlin statt. Die Braunschweiger Spartakisten besetzen die Gebäude bürgerlicher Zeitungen und sprengen Versammlungen der bürgerlichen Parteien. Der Arbeiter- und Soldatenrat erklärte, dass sämtliche preußischen Truppentransporte, die das Land Braunschweig durchqueren, entwaffnet werden sollen.

08.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am 5. Januar begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem nunmehr Hunderttausende Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. Die von der USPD initiierten Verhandlungen mit der Regierung scheitern. Es kommt zum offenen Kampf zwischen den Aufständischen und den Regierungstruppen, die vor allem aus neugebildeten Freikorps und sozialdemokratischen Kampftruppen bestehen. Einige Vertreter fordern den bewaffneten Aufstand, andere plädierten für Verhandlungen mit dem Ratsvorsitzenden Ebert. Die Hausbesetzer erhalten Waffen. Der KPD-Führer Karl Liebknecht befürwortet gegen den Rat von Rosa Luxemburg den Versuch, den Rat der Volksbeauftragten mit Waffengewalt zu stürzen und damit die für den 19. Januar angesetzten ersten freien Wahlen zur Nationalversammlung zu verhindern. Er fürchtet, die KPD könnte sich andernfalls zu sehr von den Arbeitern isolieren, die den Sturz der Regierung anstreben. Zugleich versuchen die KPD-Vertreter, einige der in Berlin stationierten Regimenter, vor allem die Volksmarinedivision, auf ihre Seite zu ziehen. Dies gelingt jedoch nicht, weil die meisten der Soldaten bereits zu Hause sind und ihre Loyalität dem bisherigen Rat der Volksbeauftragten gilt. Ebenso stellt sich ein Teil der Berliner Bevölkerung hinter die Regierung Ebert, folgt einem Streikaufruf und sichert Regierungsgebäude seit dem 6. Januar als lebende Schutzschilde. Seit vorgestern verhandelt der Revolutionsausschuss auf Vermittlung der USPD-Leitung mit Ebert. Der Rat der Volksbeauftragten ruft die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Aufständischen und deren beabsichtigte Regierungsübernahme auf und veröffentlicht ein Flugblatt mit dem Titel: „Die Stunde der Abrechnung naht!“ Darin wird den Aufständischen mit physischer Vernichtung gedroht.

09.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am 5. Januar in Berlin begonnene „Spartakusaufstand“ wird fortgesetzt. Die Aufständischen rufen den Generalstreik aus. In zahlreichen Städten gibt es Solidaritätsbekundungen. Die Revolutionären Obleute, der Zentralvorstand der Berliner USPD und der KPD wenden sich in einem gemeinsamen Aufruf zum Kampf gegen „die Judasse in der Regierung. […] Sie gehören ins Zuchthaus, aufs Schafott. […] Gebraucht die Waffen gegen eure Todfeinde!“

10.01.1919
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Oberst Wilhelm Reinhard, Chef der Brigade Reinhard
Rekrutierungsplakat Brigade Reinhard in Berlin
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Der sogenannte „Spartakusaufstand“ in Berlin dauert an. Das "Freiwilligen-Regiment Reinhard" (auch Freikorps Reinhard), ein am 24. Dezember 1918 gebildeter paramilitärischer deutscher Freikorps-Verband, der den Namen seines Kommandeurs, des Obersten Wilhelm Reinhard führt, überfällt das spartakistische Hauptquartier in Spandau bei Berlin. Zu Beginn des Spartakusaufstands war Reinhards Regiment die einzige kampfkräftige Truppe, über die die Regierung im Zentrum der Stadt verfügte. Der Rest der Berliner Garnison ging zwar nicht zu den Revolutionären über, war aber auch nicht bereit, sich für die Ebert-Regierung zu schlagen. Die noch unter Otto Wels aufgestellte Republikanische Soldatenwehr, in die auch zahlreiche Anhänger der USPD eingetreten waren, sah der zum Oberbefehlshaber der regierungstreuen Truppen in und bei Berlin ernannte Gustav Noske im Grunde als Gegner an. Die organisatorische Zusammenfassung bewaffneter SPD-Anhänger unter dem Kommando ehemaliger Offiziere und Unteroffiziere (in Gestalt der Regimenter Liebe und Reichstag) begann erst nach dem 6. Januar. Das Regiment Reinhard sorgte bis zum Einmarsch der Noske-Truppen in das Zentrum Berlins, der am Abend beginnt, insbesondere dafür, dass die Regierungsgebäude im Bereich der Wilhelmstraße nicht an die Aufständischen fielen (die allerdings bis auf einen unorganisierten Vorstoß am 6. Januar, der 25 Menschenleben kostete, keinen ernsthaften Versuch unternahmen, sich derselben zu bemächtigen). Auf dem Balkon des Prinz-Friedrich-Leopold-Palais' postierte Maschinengewehrschützen des Regiments schossen am 6. Januar in die auf dem Wilhelmplatz versammelte Menge, wodurch 60 Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Seit heute nun beteiligt sich das Regiment am Angriff auf das Zeitungsviertel und unternimmt Vorstöße in die Arbeiterbezirke im Norden und Osten Berlins.
  • Die "Eiserne Brigade", ein von Gustav Noske im Dezember zusammengestelltes Freicorps von ursprünglich 1600 Mann, das aufgefüllt wurde, bestehend aus ehemaligen Deckoffizieren, Unteroffizieren und Mannschaften der Marine, wird von Noske nach Berlin befohlen.
  • Der deutsche Publizist Eduard Stadtler hält während des sogenannten „Spartakusaufstandes“ in Berlin vor einer Versammlung der deutschen Großindustriellen und Verbandsvertreter einen Vortrag über den „Bolschewismus als Weltgefahr“. Diese finanzieren daraufhin mit nominal 500 Millionen Reichsmark den „Antibolschewistenfonds“, mit dessen Geldern für Armee und Freikorps die deutschen Räterepubliken militärisch zerschlagen werden sollen. In der Folge werden zudem nationalistische republikfeindliche Gruppen erstarken.
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Flaschenhals

Durch einen Vermessungsfehler entsteht auf dem Gebiet der preußischen Provinz Hessen-Nassau zwischen den nach dem Ersten Weltkrieg von Frankreich und den USA besetzten Gebieten die Mikronation Freistaat Flaschenhals. Die Region beherbergt 17.363 Einwohner in den Orten Lorch, Kaub, Lorchhausen, Sauerthal, Ransel, Wollmerschied, Welterod, Zorn, Strüth, Egenroth und Laufenselden. Ein großes Problem ist die Versorgung der Region, da sämtliche Verkehrswege infolge der engen Grenzziehung durch einen der Brückenköpfe führen und damit blockiert sind, was bei der Ziehung der 30-km-Radien nicht bedacht wurde. Es gibt keine nennenswerten direkten Verkehrswege zwischen dem übrigen unbesetzten Deutschland und dem „Flaschenhals“. Eisenbahnzüge fahren ohne Halt durch. Auch eine Versorgung auf dem Wasser- oder Luftweg ist politisch nicht möglich. Handelsgüter können daher nur durch Schmuggel in die Region hinein- und aus der Region herausgebracht werden. Der Bürgermeister von Lorch, Edmund Anton Pnischeck, wird als Vertreter des Landrats Büchting mit der Verwaltung vor Ort beauftragt. Wegen der schwierigen Verbindung zum unbesetzten Deutschland droht das Wirtschaftsleben zusammenzubrechen; deswegen veranlasst Pnischeck den Druck eines eigenen Notgeldes.

11.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • In Berlin gibt der Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, den Einsatzbefehl gegen die Besetzer der Redaktion des SPD-Organs "Vorwärts". Die Angreifer sind mit Kriegsausrüstung bewaffnet und ihren Gegnern daher weit überlegen. Das Freikorps Potsdam stürmt das Gebäude mit Flammenwerfern, Maschinengewehren, Mörsern und Artillerie. Die Erstürmung des "Vorwärts"-Verlagsgebäudes kostet Dutzende von Menschenleben.
  • Der Essener Arbeiter- und Soldatenrat besetzt die Büros von Kohlensyndikat und Bergbaulichem Verein.
12.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Weitere besetzte Gebäude und Straßen im Berliner Zeitungsviertel werden von Freikorps, die auf Seiten der Regierung operieren, zurückerobert. Nach der Einnahme des Berliner Polizeipräsidiums, der insgesamt 165 Opfer fordert, bricht der "Januaraufstand" zusammen; zu organisierten Schlachten kommt es nicht mehr, da die Aufständischen nicht darauf vorbereitet sind; vielfach ergeben sie sich freiwillig. Dennoch erschießt das Militär über hundert Aufständische und eine unbekannte Zahl von unbeteiligten Zivilisten vor Ort, darunter den Arbeiterdichter Werner Möller. Die Militärs zählen in ihren Reihen dreizehn Gefallene und zwanzig Verwundete.

13.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Weitere umliegende Freikorps rücken in die Stadt Berlin ein. Das größte von ihnen ist die so genannte Garde-Kavallerie-Schützen-Division unter dem Offizier Waldemar Pabst, der im Krieg General Hans von Seeckt unterstand. Die Berliner Zeitungen begrüßten den Einzug nach Ende der Kämpfe als Wiederherstellung von „Ruhe und Ordnung“. Der militärischen Besetzung folgten erhebliche Gewaltexzesse der rechtsgerichteten Truppen, die weit über vorherige Gewalttaten einiger Linken hinausgehen.
  • Im Ruhrgebiet kommt es bei den Bergarbeitern zu einer Politisierung der Ausstände. Einer der Auslöser dafür ist der Aufstand in Berlin. 80.000 Menschen, die Mehrheit von ihnen Bergarbeiter, beteiligen sich an der Streikbewegung. Während es in Berlin um den Sturz der Regierung geht, kämpfen die Streikenden im Ruhrgebiet für die Umsetzung des Beschluss des Reichsrätekongresses. Viele der Streikenden stehen teilweise dem Syndikalismus nahe, der um Hamborn eine Hochburg hat. In dieser Situation übernimmt der Arbeiter- und Soldatenrat der Stadt Essen die Koordination und Leitung. Aus Vertretern von KPD, USPD und SPD wird dazu die so genannte „Neunerkommission“ gebildet. Vorsitzender wird der Landrichter Ernst Reuben (SPD). Neben der Durchsetzung der Sozialisierung geht es der Neunerkommission auch darum, die Kontrolle über die spontan entstandene Bewegung zurückzugewinnen und die befürchtete wirtschaftliche Katastrophe zu verhindern. In gewisser Weise versteht sich die Gruppe als Stellvertreter für die Reichsleitung, die die Stimmung der Arbeiter nicht kennt und im Revier wegen der Berliner Januarkämpfe nicht handlungsfähig ist. Die Neunerkommission ordnet die Besetzung der Büros des Kohlesyndikats an und beschließt eine Preis- und Lohnkontrolle. Außerdem wird ein Volkskommissar für die Sozialisierung eingesetzt. Die Neunerkommission fordert die Streikenden allerdings auch auf, die Arbeit wieder aufzunehmen. Das Sozialisierungsmodell der Neunerkommission stammt nicht von Anhängern des Syndikalismus. Es weist aber starke syndikalistische Elemente auf, staatssozialistische Vorstellungen sind in diesem Modell nachrangig. Die Bergarbeiter wählen Steigerrevierräte, diese wiederum wählen Zechenräte. Letztere bestehen aus einem technischen und einem kaufmännischen Angestellten sowie drei Belegschaftsmitgliedern. Die nächsthöhere Stufe sind Bergrevierräte. An der Spitze steht der Zentralzechenrat. Zur Wahl der Räte rufen nicht nur der freigewerkschaftliche "Alte Verband", sondern auch die liberalen, christlichen und polnischen Bergarbeiterverbände im Revier auf. Bislang lehnten die Gewerkschaften eine Sozialisierung ab. An eine unmittelbare Verstaatlichung der Zechen ist nicht gedacht, es geht um die Erlangung wirtschaftlicher Kontrollrechte. Julian Marchlewski (KPD), auch als Karski bekannt, formuliert als volkswirtschaftlicher Berater der Neunerkommission: „Die Bergarbeiter sind denn auch bereit, das Joch des Privatkapitals noch eine Zeitlang zu dulden, aber sie bestehen darauf, daß das Recht der Kontrolle, das in ihrem Interesse wie im Interesse der Allgemeinheit absolut notwendig ist, sofort eingeführt werden muss. Dieser Kontrolle und nur dieser Kontrolle sollen die Räte dienen.“ Nach der Einsetzung der Neunerkommission zur Sozialisierung des Bergbaus zur Sozialisierung des Bergbaus gehen die Streiks im Ruhrgebiet unverzüglich zurück.
  • Die Delegierten sämlichter Arbeiter- und Soldatenräte tagen aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Auch Abgesandte der Reichsregierung und Gewerkschaftsvertreter sind an den Verhandlungen beteiligt. Zudem sind Otto Hue, der Vorsitzende des Alten Verbandes, sowie der Unterstaatssekretär des Reichsarbeitsministeriums, Johannes Giesberts (Zentrum), anwesend. Die Delegierten beschließen einstimmig, mit der Sozialisierung des Bergbaus sofort zu beginnen. Daraufhin kehren die meisten Streikenden an die Arbeit zurück.
  • Seit Anfang Dezember 1918 hatte die Antibolschewistische Liga Plakate und Aufrufe an die Berliner Bevölkerung drucken lassen, die dazu aufforderten, die „Rädelsführer“ ausfindig zu machen und den Militärs zu übergeben. Dafür hatte sie eine hohe Belohnung ausgesetzt. Ein in hoher Auflage verbreitetes Flugblatt fordert:

Das Vaterland ist dem Untergang nahe. Rettet es!
Es wird nicht von außen bedroht, sondern von innen: Von der Spartakusgruppe.
Schlagt ihre Führer tot! Tötet Liebknecht!
Dann werdet ihr Frieden, Arbeit und Brot haben. Die Frontsoldaten.

Nach der Niederschlagung des Aufstands müssen die Führer der Spartakisten um ihr Leben fürchten und untertauchen. Nun sucht auch die reguläre Regierung sie als vermeintliche Putschisten, um sie wegen des Umsturzversuchs kurz vor den freien Wahlen zu belangen. Im Berliner Vorwärts erscheint ein Gedicht von Artur Zickler, das mit den Zeilen endet:

„Viel Hundert Tote in einer Reih’ –
Proletarier!
Karl, Rosa, Radek und Kumpanei –
es ist keiner dabei, es ist keiner dabei!
Proletarier!“

14.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der Redakteur der kürzlich gegründeten "Volkswehr-Zeitung für die Soldaten der deutschen Republik" und Schwiegersohn Philipp Scheidemanns, Fritz Henck, versichert öffentlich in Berlin, die Anführer des Aufstands werden „nicht ungeschoren davonkommen“. Schon in wenigen Tagen werde sich zeigen, „dass auch mit ihnen Ernst gemacht wird.“ Henck ist Mitdlied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Er wurde 1868 in Rostock geboren. Nach dem Volksschulabschluss absolvierte er ein Zimmererlehre, arbeitete bis 1900 in diesem Beruf und war seit 1895 Vorsitzender der Filiale des Zimmererverbandes in Rostock. Von 1900 bis 1903 war er zunächst als Expedient, von 1903 bis 1905 dann als Redakteur bei der Mecklenburgischen Volkszeitung tätig. Von Oktober 1905 bis 1918 wirkte er als Arbeitersekretär in Rostock.

15.01.1919
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Der Vorsitzende der KPD, Karl Liebknecht, wird ermordet
Die Vorsitzende der KPD, Rosa Luxemburg, wird ermordet
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Am Abend werden beiden bekanntesten Führer der Spartakisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in der Wohnung eines Freundes, Dr. Markussohn, in Berlin-Wilmersdorf von der Wilmersdorfer Bürgerwehr entdeckt, verhaftet und in das Eden-Hotel gebracht. Ihr Aufenthaltsort ist wahrscheinlich durch die von dem Oberbefehlshaber der regierungstreuen Truppen Gustav Noske befohlenen Telefonüberwachung bekannt geworden. Der Chef der Brigade der Garde-Schützen-Kavallerie-Division, Offizier Waldemar Pabst, lässt die Gefangenen stundenlang verhören und misshandeln. Ein weiterer verhafteter KPD-Führer, Wilhelm Pieck, wird Zeuge dieser Misshandlungen sowie von Telefonaten; eines davon führt Pabst wahrscheinlich mit der Reichskanzlei. Die geplante Ermordung der Politiker soll wie ein Attentat aussehen. Der Soldat Otto Runge (* 1875) versetzt aus der Menge heraus Rosa Luxemburg beim Abtransport vom Hotel einen schweren Kolbenschlag. Bereits bewusstlos, wird sie dann unterwegs im Wagen von Leutnant zur See Hermann Souchon mit einem aufgesetzten Schläfenschuss erschossen. Die Tote wird in den Berliner Landwehrkanal geworfen. Liebknecht wird kurz nach Rosa Luxemburg ebenfalls vom Hotel abtransportiert und fast bewusstlos geschlagen; er wird gezwungen, unterwegs auszusteigen und wird dann als „Flüchtender“ von hinten erschossen. Der Tote wird einer Berliner Polizeistation als „unbekannte Leiche“ übergeben. Wilhelm Pieck erreicht, dass er in ein Gefängnis verlegt werden soll; auf dem Weg dorthin gelingt ihm die Flucht. Nach der Ermordung von Liebknecht und Luxemburg schreibt der USPD-Vorsitzende Hugo Haase an seine Cousine: "Über die Zustände in Berlin kannst Du Dir keine Vorstellung machen. Der weiße Terror wütet wie nur je unter dem zaristischen Regime... Die Landsberg, Ebert, Scheidemann, die sich als Hüter der Gesetzlichkeit aufspielen, lassen die Soldateska, die sie aus den alten Offiziers- und Unteroffizierselementen und Bourgeois-Söhnchen zusammengesetzt und verhetzt haben, schalten." Die Morde des 15. Januar lösen im ganzen Deutschen Reich schwere Unruhen und Aufstände aus. Dagegen und gegen die Räterepubliken in einigen deutschen Großstädten setzt Gustav Noske die Freikorps und Reichswehrverbände ein, die alle derartigen Umsturzversuche gewaltsam niederschlagen sollen.

Mitte Januar 1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Republik Polen

Die gesamte preußische Provinz Posen ist von nationalpolnischen Kräften der geheimen „Polnischen Militärorganisation“ (Polska Organizacja Wojskowa – POW) besetzt. Inzwischen hat sich die deutsche Seite teilweise reorganisiert. Einzelne Heeresverbände und behelfsartig aufgestellte Freikorps (unter anderem das Grenzschutz-Bataillon III), die unter der Sammelbezeichnung „Grenzschutz Ost“ operieren, übernehmen die Verteidigung der umkämpften Gebiete und der östlichen Reichsgrenze bis zu einer Friedensregelung. Der deutsche Grenzschutz geht zu Gegenangriffen über und es kommt zur Fortsetzung der Kämpfe. Es droht eine Eskalation und die Gefahr bewaffneter Auseinandersetzungen auch in anderen zwischen Deutschland und Polen umstrittenen Gebieten.

16.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die Berliner Presse stellte die Morde an die kommunistischen Politiker Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg folgenderweise dar: Liebknecht sei auf der Flucht erschossen, Luxemburg von einer aufgebrachten Menge gelyncht worden. Basis dieser Darstellung ist ein Schriftstück, das der Leiter der Garde-Schützen-Kavallerie-Division Pabst am Abend der Morde verfasste und als amtlichen Bericht seiner Division herausgeben ließ. Nach dem Bekanntwerden beruft die Restregierung eine Sondersitzung ein; dort zeigt sich der Vorsitzende des Rates der Volksbeauftragten Friedrich Ebert betroffen über die Morde an seinen jahrzehntelangen Parteigenossen. Verantwortliche der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) fürchten eine Ausweitung der Aufstände im Reich als Folge der Morde.

17.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Damit die Beschlüsse der "Neunerkommission" des Ruhrgebietes vom 13. Januar von der Reichsregierung anerkannt werden können, reist eine Delegation zu Verhandlungen nach Berlin. Der Rat der Volksbeauftragten erfüllt die konkreten Forderungen des Arbeiterrates nicht. Stattdessen bekennt er sich in einer abstrakten Form zur „gesetzlichen Regelung einer umfassenden Beeinflussung des gesamten Kohlebergbaus durch das Reich“ und zur „Festlegung der Beteiligung der Volksgesamtheit an den Erträgen – Sozialisierung.“ Des Weiteren ernennt die Reichsregierung neben der bestehenden Sozialisierungskommission drei Sozialisierungskommissare für das Revier: Bergrat Röhrig, den Generaldirektor der Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG Albert Vögler sowie Otto Hue. Zugestanden wird zwar auch die Wahl von Räten, allerdings ohne die von der Neunerkommission vorgesehenen weitreichenden Kontrollrechte. Die Neunerkommission akzeptiert nur Teile der Regierungsmaßnahmen. So verzichtet sie auf die Ernennung eines Volkskommissars, gleichzeitig besteht sie auf ihrer eigenen Anerkennung und fordert die Anerkennung des wirtschaftlichen Rätesystems bis zum 15. Februar.

19.01.1919
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Deutsches Reich

Die bürgerkriegsähnlichen Zusammenstöße belasten die junge "Weimarer Republik" von ihrer Gründung an schwer. Die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung ist die erste reichsweite Wahl nach der Novemberrevolution von 1918 und hat die Bildung einer verfassunggebenden Nationalversammlung zum Ziel. Auch soll der Rat der Volksbeauftragten durch eine demokratisch legitimierte Regierung abgelöst werden. Sie ist die erste reichsweite Wahl nach dem Verhältniswahlrecht und die erste, in der Frauen das Wahlrecht haben. Da auch das Wahlalter von 25 auf 20 Jahre gesenkt wurde, steigt die Zahl der Wahlberechtigten um etwa 20 Millionen Menschen an. Im Vorfeld bildeten sich vor allem im bürgerlichen Lager aus den alten Parteien neue politische Gruppierungen, ohne dass sich am Parteienspektrum selbst etwas Gravierendes änderte. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) geht zwar als stärkste Kraft aus den Wahlen hervor, ohne absolute Mehrheit ist sie jedoch auf Koalitionspartner angewiesen. Zusammen mit der Zentrumspartei und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) wird sie die in der Folge so genannte Weimarer Koalition bilden. Die Linke verfehlt insgesamt die absolute Mehrheit. In Koalitionsverhandlungen treten nun die Parteivorsitzenden Hermann Müller (SPD), Adolf Gröber (Z) und Friedrich von Payer (DDP). Diese drei Parteien stellen mit 329 gewonnenen Mandaten gemeinsam drei Viertel der Abgeordneten. Insgesamt ist das schlechte Abschneiden der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) eine Überraschung. Beispielsweise im Freistaat Oldenburg, wo es unter den rund 100.000 stationierten Marinesoldaten sehr viele USPD-Anhänger gibt, stimmen weite Teile der Bevölkerung für die gemäßigteren Mehrheits-Sozialdemokraten von der SPD.

Ergebnis der Wahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung 1919
Rang Partei Stimmen in % Änderung Sitze Änderung
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 11.509.048 37,9 % + 3,1 % 163 + 53
2 Zentrum / Christliche Volkspartei (Z) 5.980.216 19,7 % + 3,3 % 91 0
3 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 5.641.825 18,6 % + 18,6 % 75 + 75
4 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 3.121.479 10,3 % - 15,6 % 44 - 43
5 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 2.317.290 7,6 % + 7,6 % 22 + 22
6 Deutsche Volkspartei (DVP) 1.345.638 4,4 % - 7,9 % 19 - 23
7 Bayerischer Bauernbund 275.125 0,9 % - 1,0 % 4 - 3
8 Deutsch-Hannoversche Partei 77.226 0,3 % - 0,4 % 1 - 4
9 Schleswig-Holsteinische Bauern- und Landarbeiter-Demokratie 57.913 0,2 % + 0,2 % 1 + 1
10 Braunschweigischer Landeswahlverband 56.858 0,2 % + 0,2 % 1 + 1
11 Mecklenburgischer Dorfbund 10.891 0,0 % - 0 0
12 Deutsche Beamten-, Angestellten- und Mittelstandspartei 3.503 0,0 % - 0 0
13 Christlich-Soziale Partei 664 0,0 % - 0 0
14 Mittelstandspartei 640 0,0 % - 0 0
15 Deutsche Sozialaristokratie (Bund der Freien Deutschlands) 279 0,0 % - 0 0
16 Demokratische Mittelstandspartei 208 0,0 % - 0 0
17 Soziale Reformpartei 45 0,0 % - 0 0
ungültige Stimmen 124.562 0,4 % 0
gültige Stimmen 30.400.286 421 + 24
Wahlberechtigte 36.766.500
Wahlbeteiligung 83,02 % - 1,5 %
Bemerkungen:
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Gemäß eines Erlasses der Reichsregierung erhalten die Soldatenräte Funktionen in Fürsorge-, Beschwerde- und Disziplinarfragen, während die Befehlsgewalt bei den militärischen Führern verbleibt. Das Oberkommando erhält der Rat der Volksbeauftragten, der die Ausübung an den preußischen Kriegsminister und General der Infanterie Walther Reinhardt überträgt. Die Oberste Heeresleitung existiert weiter und wird dem preußischen Kriegsministerium unterstellt. Reinhardt ist Träger des Eisernen Kreuzes II. und I. Klasse.
  • Spitzen der deutschen Industrie-, Handels- und Bankwelt, auch von der Ruhr, gründen den Antibolschewistenfonds der deutschen Unternehmerschaft in Berlin.
22.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Der Reichs- und Staatskommissar für Ost- und Westpreußen, August Winnig (SPD)
Die Regierung des Freistaats Preußen beruft den Blankenburger August Winnig von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zum Reichs- und Staatskommissar für Ost- und Westpreußen, also zum höchsten Beamten in dieser Region mit weitgehenden Vollmachten. Winnig ist deutscher Gewerkschaftler, Politiker und Schriftsteller. 1904 wurde er Mitarbeiter, später dann Chefredakteur, der Gewerkschaftszeitschrift Grundstein. Es folgte 1913 die Wahl in die Hamburgische Bürgerschaft für die SPD. Als Funktionär des Bauarbeiterverbandes organisierte er 1910 einen großen Bauarbeiterstreik mit, der mit der Annahme geringfügiger Lohnerhöhungen und dreijährigem Streikverzicht der Gewerkschaft endete. 1912 wurde er Vorsitzender des Bauarbeiterverbandes. Während des Ersten Weltkrieges gehörte Winnig zum intellektuellen Umfeld der Lensch-Cunow-Haenisch-Gruppe, die, ausgehend vom „Augusterlebnis“ 1914 und dem Zusammenbruch der „Internationale“, die Idee des „nationalen Sozialismus“ und der „Volksgemeinschaft“ vertrat. Allerdings war die Lensch-Cunow-Haenisch-Gruppe nicht antisemitisch, wie es Männer wie Winnig und Gustav Noske in späteren Jahren wurden, ihrem Umfeld gehörten jüdische Sozialdemokraten und Sozialisten wie Alexander Parvus und Ernst Heilmann an. Seit Oktober 1918 war Winnig Reichsgesandter und nach dem Ausbruch der Revolution in Deutschland Generalbevollmächtigter für die besetzten baltischen Länder. Winnig unterzeichnete die Anerkennungen der Republiken Estland und Lettland. Um auf die lettische Regierung politischen Druck auszuüben, wollte er die Räumung des Baltikums verzögern und strebte dazu die Schaffung von freiwilligen Kampfverbänden an. Winnig forderte für die deutsch-baltische Minderheit ein Viertel der Sitze im lettischen Volksrat, um das „Deutschtum im Osten“ zu erhalten. Wegen solcher Maßnahmen verringerte sich seine Popularität in der SPD.
23.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Auf einer gemeinsamen Sitzung von Zentralrat und preußischer Regierung wenden sich der preußische Finanzminister Albert Südekum (SPD), Landwirtschaftsminister Otto Braun (SPD) und Wissenschaftsminister Konrad Haenisch (SPD) gegen eine Zerschlagung Preußens.

26.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Das Ergebnis der Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung in Preußen wird veröffentlicht. Wie auch im gesamten Reich wurden hier die Sozialdemokraten stärkste Kraft vor dem Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP):

Ergebnis der Wahl zur verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung 1919
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 6.278.291 36,4 % 145
2 Zentrum / Christliche Volkspartei (Z) 3.834.953 22,2 % 93
3 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 2.796.359 16,2 % 65
4 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 1.936.939 11,2 % 48
5 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 1.280.803 7,4 % 24
6 Deutsche Volkspartei (DVP) 981.665 5,7 % 23
7 Deutsch-Hannoversche Partei 84.975 0,5 % 2
8 Schleswig-Holsteinische Bauern- und Landarbeiter-Demokratie 61.565 0,4 % 1
9 Christlich-Soziale Partei 1.211 0,0 % -
10 Evangelische Volkspartei 552 0,0 % -
11 Soziale Reformpartei 31 0,0 % -
ungültige Stimmen 0,4 %
gültige Stimmen 17.257.344 99,6 % 401
Wahlbeteiligung 74,8 %
Bemerkungen:
27.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Oldenburg

Nach der Wahlniederlage der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bei der Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung des Reiches versucht die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) in Oldenburg, durch einen Putsch die Macht in dem Freistaat an sich zu reißen und eine "Räterepublik Wilhelmshaven" auszurufen. Ihre Anhänger besetzen den Bahnhof, die Post, das Fernsprechamt, die Reichsbankstelle und die Rathäuser der Doppelstadt Wilhelmshaven-Rüstringen. In der Reichsbankstelle rauben die Putschisten über 7 Millionen Mark, darunter den gesamten Goldbestand der Zweigstelle. Noch am gleichen Tag können Deckoffiziere und Berufssoldaten der Marinegarnison unter dem Kommando von Korvettenkapitän Hermann Ehrhardt, der spontan etwa 300 Mann um sich sammelte und noch am selben Abend auf Wilhelmshaven vorrückte, die alten Machtverhältnisse wiederherstellen. Die Putschisten ziehen sich daraufhin in die Tausend-Mann-Kaserne in Wilhelmshaven, das eine preußische Exklave in Oldenburg ist, zurück und verschanzen sich dort. Da sie nicht aufgeben wollten, werden sie durch Artilleriebeschuss von Bootskanonen zur Kapitulation gezwungen. Acht Tote und 46 Verwundete sind zu beklagen. Im Zuge dieser Aktion muss der 21er-Rat die militärische Kontrolle über Oldenburg aufgeben. Nachträglich wird bekannt, dass die Mitglieder des 21er-Rates im Vorfeld des Putsches von dessen Planung in Kenntnis gesetzt waren, aber trotzdem nicht eingegriffen haben. Daraufhin wird der Präsident des Landesdirektoriums Bernhard Kuhnt von der USPD vom Verteidigungsministerium in Berlin von seinem Amt beurlaubt. Sein Amt übernimmt kommissarisch Paul Hug von der SPD. Korvettenkapitän Ehrhardt macht sich daran, die Gründungeiner Freiwilligen-Formation zur Verhinderung kommunistischer Putschversuche voranzutreiben.

29.01.1919
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Franz Mehring (KPD)
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Tod des Politikers und Historikers Franz Mehring in Berlin. Franz Mehring (* 27. Februar 1846 in Schlawe in Pommern; † 28. Januar 1919 in Berlin) war ein deutscher Publizist und Politiker. Er gilt zugleich als einer der führenden marxistischen Historiker. Franz Mehring war Sohn eines ehemaligen Offiziers und höheren Steuerbeamten. Er besuchte das Gymnasium in Greifenberg und studierte von 1866 bis 1870 Klassische Philologie in Leipzig und Berlin. In Leipzig gehörte er zeitweise der Leipziger Burschenschaft Dresdensia an. Politisch war er zunächst bürgerlicher Demokrat. Seit 1870 arbeitete er für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen und verfasste über mehrere Jahre Leitartikel für die Wochenzeitschrift Die Neue Zeit. 1868 wechselte er zum weiteren Studium nach Berlin und arbeitete in der Redaktion der bürgerlich-demokratischen Tageszeitung Die Zukunft. Im Jahr 1882 promovierte Mehring schließlich zum Dr. phil. in Leipzig. Bereits 1867 traf Mehring in Berlin auf August Bebel und Wilhelm Liebknecht, ohne dass dies zunächst Folgen für seinen politischen Standpunkt gehabt hätte. Vielmehr wandte er sich unter dem Eindruck des Krieges von 1870/71 vorübergehend von den Demokraten ab und dem nationalliberalen Lager zu. In den folgenden Jahren kehrte er jedoch zu seinen demokratischen Positionen zurück. 1871 bis 1874 berichtete er für das „Oldenberg’sche Korrespondenzbüro“ über Reichstags- und Landtagssitzungen und wurde zu einem bekannten Parlamentsreporter. Er arbeitet für die Frankfurter Zeitung und Die Waage, eine Zeitung des Demokraten Leopold Sonnemann, der für einen Ausgleich zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung eintrat. Außerdem arbeitete er für die Weser-Zeitung (1878-1884), sowie die Demokratischen Blätter (1883/84). In politischen Auseinandersetzungen fühlte er sich schnell persönlich angegriffen. Deshalb verließ er nach einem Streit mit Sonnemann Die Waage. Zeitweise trat Mehring bereits für die Ziele der Arbeiterbewegung ein, wobei er zunächst den Ansichten von Ferdinand Lassalle zuneigte. Kurzfristig distanzierte er sich um 1878 wieder von der Sozialdemokratie. Allerdings las er um 1880 intensiv die Schriften von Karl Marx und wurde davon stark beeinflusst. Die Kritik an den Sozialistengesetzen und die Überzeugung, dass Bismarcks Sozialgesetzgebung keine grundlegende Lösung der Sozialen Frage bringen würde, führten zu einer Wiederannäherung an die Sozialdemokratie. So wurde Mehring 1884 zunächst Mitarbeiter und ab 1889 Chefredakteur der liberalen Berliner Volks-Zeitung, einem Sprachrohr entschiedener Gegner der Sozialistengesetze im bürgerlichen Lager. In dieser Zeit entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis zu Bebel und Liebknecht. Aus persönlichen Gründen kommt es 1890 zum endgültigen Bruch mit der bürgerlichen Presse. Im Jahr 1891 trat Mehring der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei. In der Folgezeit arbeitete er für verschiedene sozialdemokratische Blätter. In den Jahren 1891 bis 1913 schrieb er für Die Neue Zeit, die damals wichtigste theoretische Zeitschrift der SPD. Von 1902 bis 1907 war Mehring Chefredakteur der sozialdemokratischen Leipziger Volkszeitung. Bis 1913 blieb er weiter Mitarbeiter des Blattes. Außerdem publizierte er im Vorwärts und anderen sozialdemokratischen Blättern. In den Jahren 1913/14 war er Mitherausgeber der Sozialdemokratischen Korrespondenz. Neben der publizistischen Tätigkeit lehrte Mehring von 1906 bis 1911 an der zentralen Parteischule der SPD. Daneben war er von 1892 bis 1895 Leiter des Vereins der Freien Volksbühne in Berlin. 1917/1918 war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. In den innerparteilichen Grundsatzdebatten vor dem ersten Weltkrieg, bei dem etwa Eduard Bernstein und der neue Parteivorsitzende Friedrich Ebert revisionistische reformorientierte Positionen vertraten, beharrte Mehring ähnlich wie Karl Liebknecht auf den traditionellen Vorstellung vom Klassenkampf. Obwohl er bürgerlicher Herkunft war und erst spät zur Arbeiterbewegung gestoßen war, wurde Mehring somit zu einem der entschiedensten Verteidiger der revolutionären Intentionen des Marxschen Werkes. Während des Ersten Weltkrieges distanzierte er sich aufgrund der Burgfriedenspolitik und der Zustimmung der Partei zum Weltkrieg weiter von der SPD. Dies führte letztlich zur Spaltung der Partei, Mehring gehörte zusammen mit Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu den führenden Mitgliedern des 1916 gegründeten Spartakusbundes. Im Jahr 1915 war Mehring Mitherausgeber der Zeitschrift "Die Internationale". Seit 1917 war der Spartakusbund als Fraktion in der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) organisiert, die für eine sofortige Beendigung des Krieges eintrat. Nach der Novemberrevolution differenzierte sich das politische Spektrum weiter aus, die USPD zerfiel. Mehring blieb dem Spartakus treu und war Ende 1918 entscheidend an der Vorbereitung des Gründungsparteitages der KPD beteiligt, welche die Arbeit des Spartakusbundes fortführte. Mehrings Bedeutung liegt weniger in seinem konkreten politischen Handeln, sondern in seinen zahlreichen Schriften insbesondere zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie. Dazu zählt etwa die zweibändige Geschichte der deutschen Sozialdemokratie (1898). Seine 1910/11 erschienene Deutsche Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bediente sich der von Marx und Engels begründeten Methode des historischen Materialismus. Mehring war einer der ersten Historiker, der die marxistische Theorie konsequent auf die Geschichtswissenschaft anwandte. Kurz vor seinem Tode veröffentlichte er im Jahr 1918 die erste und bis heute einflussreiche Biographie über Karl Marx.

01.02.1919
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Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer (Z)
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der 53 Jahre alte Kölner Oberbürgermeister und Jurist Konrad Adenauer, der der katholischen Zentrumspartei angehört, will die Gründung einer selbständigen "Westdeutschen Republik" vorantreiben und lädt führende Politiker zu einer Besprechung über eine Trennung des Rheinlands vom Reich ein. Adenauer wirde am 18. September 1917 zum jüngsten Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt gewählt; das Amt wurde ihm einen Monat später offiziell durch einen Erlass des Königs von Preußen übertragen. Im Februar 1918 wurde er auf Lebenszeit in das Preußische Herrenhaus berufen, welches allerdings infolge der Novemberrevolution im gleichen Jahr abgeschafft wurde. Im Weltkrieg zeigte Adenauer Weitblick dadurch, dass er – vor vielen anderen – den Krieg frühzeitig als verloren ansah und damit begann, Nahrungsmittel zu horten. Nach dem Krieg setzte er durch, dass aus dem alten preußischen Festungsring um die Stadt Köln herum ein Grüngürtel wurde – eine ungewöhnliche Neuerung.

02.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Bei den im Osten stehenden Truppenverbänden findet eine Nachwahl zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung statt. Zwei Sitze sind zu vergeben. Das Ergebnis:

Ergebnis der Nachwahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung 1919 (der im Osten stehenden Truppenverbände)
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 7.804 60,0 % 2
2 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 1.945 15,0 % -
3 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 1.681 12,9 % -
4 Parteilose Liste 1.389 10,7 % -
5 Deutsche Volkspartei (DVP) 74 0,6 % -
6 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 62 0,5 % -
7 Zentrum / Christliche Volkspartei (Z) 43 0,3 % -
ungültige Stimmen 390 2,9 %
gültige Stimmen 12.998 2
Wahlbeteiligung 97,1 %
Bemerkungen:
03.02.1919
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Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg
Generalquartiermeister Wilhelm Groener
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Republik Polen

Die Oberste Heeresleitung unter Paul von Hindenburg und Wilhelm Groener übernimmt den Schutz der deutschen Ostgrenze gegen vorrückende polnische Verbände, die Gebiete für Polen annektieren wollen.

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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freie und Hansestadt Hamburg / Freie Hansestadt Bremen

Die Hamburger Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) wendet sich in scharfer Form gegen die militärische Intervention in Bremen.

04.02.1919
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Gustav Noske (SPD)
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen / Freistaat Preußen
  • Die am 10. Januar in Bremen ausgerufene Räterepublik, auf der in einer von der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) organisierten Massendemonstration Vertreter der KPD, der USPD und der Soldatenräte Bremen zur selbständigen, sozialistischen Republik erklärt hatten, wird auf Befehl des Volksbeauftragten für Heer und Marine, Gustav Noske, durch Regierungstruppen niedergeschlagen, als der Einmarsch der "Division Gerstenberg" die Existenz der "Räterepublik Bremen" beendet; bei Gefechten kommen 81 Menschen ums Leben. Unverzüglich wird eine provisorische Regierung gebildet und der Belagerungszustand wird verhängt.
  • 500 bis 1000 Demonstranten in Kiel fordern Waffen vom Soldatenrat, um Bremen unterstützen zu können. Kieler Spartakisten stürmen Waffenläden und überrumpeln Posten in Suchsdorf und in Holtenau.
Karl Deichmann bildet eine Provisorische Regierung in Bremen
Karl Deichmann bildet eine neue, provisorische Regierung für Bremen:
  • Vorsitzender der Provisorischen Regierung: Karl Deichmann, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Mitglied der Provisorischen Regierung, Ressort Soziales: Hermann Rhein, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Mitglied der Provisorischen Regierung: Wilhelm Danner, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Mitglied der Provisorischen Regierung: Johann Wellmann, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Mitglied der Provisorischen Regierung, Ressort Polizeiwesen: Carl Winkelmann, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

Der neue Regierungschef Bremens, Karl Deichmann, wurde in Uslar geboren und wuchs als Halbwaise auf. Bereits im Alter von elf Jahren musste er in einer Zigarettenfabrik arbeiten und erlernte zwischen 1877 und 1880 das Handwerk eines Zigarrenmachers. Deichmann schloss sich der Sozialdemokratie an. Er wurde Mitglied des Unterstützerverein deutscher Tabakarbeiter (seit 1899 Deutscher Tabakarbeiterverband) und seit 1891 war er führender Organisator dieser Gewerkschaft. Deichmann war von 1900 bis 1928 Vorsitzender des Verbandes und kämpfte erfolgreich gegen die Missstände in der Tabakindustrie. In der SPD trat er gegen den in Bremen starken linken Flügel der Partei auf. Er war ein enger Vertrauter Friedrich Eberts. 1912 wurde Deichmann für den Wahlkreis in Hannover 11 (Einbeck - Northeim) in den Reichstag gewählt. Ab 1917 gehörte er zu den Mehrheitssozialisten der MSPD. Während und nach der Novemberrevolution sprach er sich für die Revolution aus. Nachdem die Linken Probleme hatten, geeignete Fachleute zur Besetzung von Ämtern zu finden, wurden auch gewerkschaftliche Vertreter der Mehrheitssozialisten wie Deichmann in den Arbeiter- und Soldatenrat aufgenommen. Er lehnte aber eine Räterepublik ab und bekämpfte die Bremer Räterepublik.

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Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen / Freistaat Preußen

Die Arbeiterschaft der Reichs-, der Germania- und der Howaldt-Werft in Kiel führen einen Sympathiestreik für Bremen durch. Spartakisten besetzen die Kaserne in der Annenstraße und die Marinestation in Kiel. Die Kaserne wird am selben Tag von einer Abteilung der Sicherheitswehr des Soldatenrats, die sich aus Deckoffizieren zusammensetzt und durch Studenten und Offiziere verstärkt wird, zurückerobert.

06.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

In Kiel rufen die Spartakisten und andere linke Gruppierungen zum Generalstreik auf, der von der Arbeiterschaft der Reichs-, der Germania- und der Howaldt-Werft sowie der Torpedowerkstatt befolgt wird.

08.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der Generalstreik in Kiel wird beendet. Der Gouverneur von Kiel, Gustav Garbe, verlangt die Abgabe der Waffen von den Studenten und lässt die spartakistischen Anführer frei.

09.02.1919
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Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen / Freistaat Preußen
11.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

In Münster kommt es zur Auflösung des als radikal geltenden Soldatenrates für das VII. Armeekorps.

12.02.1919
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Leo Jogiches (KPD)
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Leo Jogiches, Rosa Luxemburgs früherer Partner, übernimmt nach ihrem Tod die Führung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und versucht, die Morde aufzuklären. In einem heute erschienenen Artikel des Parteiblattes "Rote Fahne" gibt er nach eigenen Recherchen die Namen einiger der mutmaßlich Beteiligten bekannt.

14.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Nach blutigen Kämpfen besetzt das Freikorps Lichtschlag den Ort Hervest-Dorsten. Außerdem fordern Vertreter der Arbeiter- und Soldatenräte die Wiedereinsetzung des Soldatenrates in Münster und stellen der Regierung ein Ultimatum bis zum 17. Februar.

16.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Angehörige der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) fordern wegen Verdunkelungsgefahr vergeblich eine unabhängige Untersuchung der Attentate auf Karl Liebknecht und auf Rosa Luxemburg durch ein nichtmilitärisches Sondergericht.
  • Eine Konferenz von Arbeiterräten in Mülheim an der Ruhr beschließt den Generalstreik. Syndikalisten und Kommunisten beherrschen die Versammlung. Die eigentliche Entscheidung soll dabei übermorgen auf einer Gesamtkonferenz der Arbeiter- und Soldatenräte fallen. Die Mehrheitssozialdemokraten (SPD) haben zwar auch mit dem Generalstreik gedroht, wollen aber ein Bündnis mit Syndikalisten und Kommunisten nicht mittragen. Ihre Delegierten sprechen sich gegen den Generalstreik aus, verlassen die Konferenz und erklären den Austritt der SPD aus der Neunerkommission. Die Vertreter von USPD und KPD bekräftigen den Beschluss zum Generalstreik. An diesem Generalstreik beteiligen sich etwa 180.000 Arbeiter. Dies entspricht etwa der Hälfte der Belegschaft des Ruhrbergbaus. Freikorps und streikenden Arbeiter liefern sich teilweise blutige Auseinandersetzungen.
17.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Oldenburg

Korvettenkapitän Hermann Ehrhardt, der den kommunistischen Putsch in der preußischen Exklave Oldenburgs, Wilhelmshaven, am 27. Januar verhinderte, schließt die Aufstellung der republikfeindlichen 2. Marine-Brigade Wilhelmshaven ab.

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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Republik Polen

Das Deutsche Reich verkündet, dass es offiziell alle kriegerischen Handlungen an der Ostgrenze zu Polen eingestellt hat. Die Alliierten bestimmen einen Grenzverlauf, wonach die Provinz Posen an Polen fällt und Westpreußen größtenteils beim Deutschen Reich verbleiben soll. Der Großpolnische Aufstand endet damit offiziell. Die Armee der Aufständischen findet indirekt Anerkennung als alliierte Streitmacht. Faktisch bewirkt der alliierte Druck einen Abbruch der Kämpfe, und eine militärische Demarkationslinie wird festgelegt.

Ende Februar 1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Beginn eines Generalstreiks in Mitteldeutschland, dem sich mit Ausnahme der Nahrungsmittelbetriebe die Beschäftigten aller Industriezweige, der Verkehrsbetriebe, der Eisenbahn, der Elektrizitätswerke und die Landarbeiter der größten Güter vom Raum Halle-Merseburg über die Provinz Sachsen auf Anhalt, Thüringen, Leipzig und das Senftenberger Braunkohlegebiet anschließen. Sie fordern unter anderem das Mitbestimmungsrecht in den Betrieben, die Beibehaltung der Betriebsräte und die Sozialisierung der Großbetriebe.

Februar 1919
(ohne genaues Datum)

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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Seit Februar firmiert das Berliner Freikorps, das unter der Bezeichnung "Brigade Reinhard" bekannt wurde, offiziell als 2. Garde-Infanterie-Brigade oder auch als "Brigade Reinhard".


1919
(ohne genaues Datum)

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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Das im Jahre 1914 gekappte Überseekabel in Borkum wird wieder neu aufgebaut.
  • In Borkum sind 30 Kilometer der Gleise der Inselbahn wieder hergestellt.
  • Ein vom Meteorologischen Observatorium Lindenberg in Brandenburg gestarteter kabelgebundener Wetter-Drache erreicht eine Höhe von 9750 Metern.
Chronik des Freistaates Preußen des Jahres ...
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