Chronik 1700.03
DIE EREIGNISSE DES MÄRZ 1700
Der Große Nordische Krieg beginnt mit Angriffen auf Schweden
Der König von Dänemark-Norwegen beabsichtigt, ganz Schleswig-Holstein in sein Reich einzugliedern und damit auch Schweden zu treffen
In Berlin und Wien beginnen Gespräche über die "Kronenfrage Brandenburgs"
Home | Die gelb markierten Gebiete gehören zum mit Schweden verbündeten Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf, dessen Herzog jedoch der König von Dänemark-Norwegen ist. | |||
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Heiliges Römisches Reich / Königreich Dänemark-Norwegen In den protestantischen Teilen des Heiligen Römischen Reiches und in Dänemark wird der Gregorianische Kalender eingeführt. Der vorige Tag war der 18. Februar (im julianischen Kalender). | |
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wenn nicht anders angegeben, beziehen sich alle Daten von hier ab auf den gregorianischen Kalender |
Königreich England / Heiliges Römisches Reich / Königreich Spanien Da der vom spanischen König Carlos II. festgelegte Thronfolger Joseph Ferdinand von Bayern im Vorjahr im Alter von sechs Jahren gestorben ist, treffen sich König Willem III. von England und König Louis XIV. von Frankreich, um einen neuen Teilungsvertrag für den Fall des Todes des spanischen Königs zu vereinbaren. Nach diesem Vertrag soll Erzherzog Karl, der zweite Sohn von Kaiser Leopold I., die spanische Krone, und der Enkel Louis‘ XIV., Charles d’Anjou die spanischen Länder Neapel, Sizilien, Guipuzcoa und Mailand erhalten. Damit würde der langgehegte Wunsch der französischen Könige nach der Hegemonie über Italien Wirklichkeit werden. Kaiser Leopold I. verweigert jedoch seine Zustimmung, und so fühlt sich Louis XIV. ebenfalls nicht an die Vereinbarung gebunden. Leopold I. schickt seinen kaiserlichen Gesandten Graf Harrach an den spanischen Hof in Madrid, um gemeinsam mit der Ehefrau des Königs, einer Prinzessin von Pfalz-Neuburg, für den Erzherzog Karl zu werben. Auch Louis XIV. sendet seinen Gesandten Marquis d’Harcourt nach Madrid, um die Ansprüche Philippe d’Anjous zu unterstützen. | |
Heiliges Römisches Reich / Kurfürstentum Brandenburg Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Leopold I., empfängt einen brandenburgischen Gesandten zu einer Audienz über die Kronenfrage Brandenburgs. Die weiteren Verhandlungen zwischen Berlin und Wien werden sich das ganze Jahr über hinziehen. Brandenburg ist es wichtig, dass ein etwaiger Königstitel für Brandenburg von einem katholischen Reichsoberhaupt nicht verliehen (creirt), sondern nur anerkannt (agnosziert) werden darf, dass er also ausschließlich von Gott und nicht vom Kaiser stammt. Andere brandenburgische Diplomaten bereisen verschiedene europäische Länder, um deren Haltung zu einem brandenburgischen Königreich zu ergründen. | |
Heiliges Römisches Reich / Kurfürstentum Brandenburg Die Spandauer Apotheker Daniel Erasmus und Joachim Ernst Zander werden vom Rat aufgefordert, sich innerhalb von vier Wochen nach Berlin zu begeben, um ihren Apotheker-Eid zu leisten. Der Eid ist in Brandenburg im Januar eingeführt worden. | |
Zarentum Russland / Königreich Dänemark-Norwegen / Herzogtum Schleswig und Holstein / Königreich Schweden / Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf / Königreich Frankreich Eine Dreierallianz, bestehend aus dem Russischen Zarenreich sowie den Personalunionen Sachsen-Polen und Dänemark-Norwegen, erklärt Schweden den Krieg, das von dem 18jährigen, als jung und unerfahren geltenden König Karl XII. regiert wird. Dieser ändert abrupt sein bisher leichtfertiges, draufgängerisches und verschwenderisches Leben grundlegend und lebt von nun an spartanisch und ganz auf die Verteidung Schwedens konzentriert. Dänemark marschiert zunächst an der Trave mit 14.000 Mann unter dem Befehl des Herzogs Ferdinand Wilhelm von Württemberg in das mit Schweden verbündete Teilherzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf ein. Daraufhin ordnet der schwedische König Karl XII. die Mobilmachung an. Die schwedische Armee ist kein Söldnerheer wie in anderen Ländern üblich. Die Truppenstärke der Karoliner, wie die schwedischen Soldaten nach ihrem Gründer Karl XI. heißen, beträgt 76.000 Soldaten. Die Soldaten der einzelnen Einheiten leben in Friedenszeiten als Bauern in ihren Dörfern. Da sie einander gut kennen, halten sie im Kampf eng zusammen. Fahnenflucht ist bei der schwedischen Armee so gut wie unbekannt. Frankreich unter König Louis XIV. unterstützt Schweden finanziell, welches mit Schwedisch-Pommern, Holstein-Gottorf, Finnland, Karelien, Ingermanland und Livland nur etwa 3 Millionen Einwohner hat, jedes Jahr mit über einer Million Livres. In diesem Krieg geht es im wesentlichen um die Vorherrschaft im Ostseeraum. | |
Königreich Dänemark-Norwegen / Königreich Schweden / Königreich England / Republik der Sieben Vereinigten Provinzen William III. von England und Orange, zugleich König von Schottland und Irland sowie Statthalter der Vereinigten Provinzen, wünscht die Erhaltung des Friedens in Skandinavien. Da Dänemark jedoch als der Angreifer gilt und England und die Vereinigten Provinzen Garantiemächte des Altonaer Vertrages sind, stellt er sich auf die Seite Schwedens und schickt unter Admiral George Rooke ein englisch-holländisches Geschwader mit 25 Linienschiffen zur Unterstützung Schwedens nach Göteborg. Schweden verfügt nur über eine Flotte von 38 Linienschiffen und 12 Fregatten, Dänemark hat nur 33 Linienschiffe und 7 Fregatten. In einem kühnen Manöver gelingt der schwedischen Flotte die Durchfahrt durch die kleinere der beiden Fahrrinnen im Öresund, außerhalb der Reichweite der Kanonen der dänischen Sundfestungen. Die schwedische Flotte vereinigt sich mit dem englisch-holländischen Geschwader, so dass der dänische Admiral gegen nunmehr 60 Schiffen keine Seeschlacht wagen wird. | |
Königreich Dänemark-Norwegen / Herzogtum Schleswig und Holstein / Königreich Schweden / Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf An der Eider bei Rendsburg wurde ein dänisches Korps von 14.000 Mann unter dem Befehl des Herzogs Ferdinand Wilhelm von Württemberg zusammengezogen, das sich heute in Bewegung setzt und Friedrichstadt, Husum und einige Schanzen an der Untereider besetzt und sich nach Reinbek, Trittau, Tremsbüttel und Steinhorst begeben werden. | |
Heiliges Römisches Reich / Kurfürstentum Brandenburg Kurfürst Friedrich III. stimmt endgültig der Gründung einer "Societät der Wissenschaften" in Berlin zu. Ihren Platz soll sie in der Dorotheenstadt finden. Der Hofprediger Daniel Ernst Jablonski wird vom Entschluss des Kurfürsten unterrichtet, "ein Observatorium und eine Académie des Sciences" in Berlin zu etablieren«. Damit beginnt die beurkundete Geschichte der "Kurfürstlich-Brandenburgische Societät der Wissenschaften", die offiziell am 11. Juli gegründet werden soll. | |
Königreich Dänemark-Norwegen / Herzogtum Schleswig und Holstein / Königreich Schweden / Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf Der dänische König und Herzog von Schleswig und Holstein Frederik IV. beginnt mit der Belagerung von Tönning, deren Festung im Besitz des Hauses Schleswig-Holstein-Gottorf ist, das in verwandtschaftlicher Beziehung zum schwedischen Königshauses steht, da Herzog Friedrich IV. von Schleswig-Holstein-Gottorf mit einer schwedischen Prinzessin verheiratet ist. Auf der Festung befinden sich bereits schwedische Verbündete. Dänemark steht mit 14.000 Mann rings um die Festung, die in den folgenden Wochen von mehreren Tausend Artilleriegeschossen getroffen werden wird. | |
Heiliges Römisches Reich / Erzgerzogtum Österreich / Königreich Ungarn / Königreich Frankreich Fürst Ferenc Rákóczi II., der 24 Jahre alte Sohn von Ferenc Rákóczi I., der einer alten Adelsfamilie entstammt und einer der reichsten Grundbesitzer im Königreich Ungarn und Graf der Comitat Sáros ist, beschließt, sich für die Unabhängigkeit Ungarns von Österreich einzusetzen. Der Vater des Fürsten starb, als er noch ein Baby war, und seine Mutter heiratete 1682 Imre Thököly. Im Vertrag von Karlowitz wurden seine Mutter und sein Stiefvater gezwungen, sich ins Exil zu begeben; ihr Sohn Ferenc blieb unter habsburgischer Aufsicht in Wien. Im Exil stellte Thököly in der Region Hegyalja im Nordosten des heutigen Ungarn eine Bauernarmee auf, die in Besitztümern der Rákóczis trainiert werden. Die Bauern eroberten die Burgen von Tokaj, Sárospatak und Sátoraljaújhely und baten Rájóczi, ihr Anführer zu werden. Ferenc Rákóczi jedoch lehnte ab und kehrte nach Wien zurück, wo er sich das Vertrauen der Österreicher durch seine Geschäfte erwerben wollte. Rákóczi freundete sich mit Graf Miklós Bercsényi an, dessen Besitz in Ungvár (heute Ushgorod) an den Besitz von Rákóczi angrenzt. Bercsényi ist ein hochgebildeter Mann, der drittreichste im Königreich (nach Rákóczi und Simon Forgách) und mit dem größten Teil der ungarischen Aristokratie verwandt. Als Rákóczi davon hört, dass Frankreich Verbündete im Kampf gegen die österreichische Hegemonie sucht, nimmt er Kontakt zu entsprechenden Stellen in Frankreich auf. Infolgedessen stellen französische Spione Kontakt zu Rákóczi her und versprechen ihm Unterstützung, wenn er sich für die ungarische Unabhängigkeit einsetzen wolle. Einem österreichischen Spion gelingt es, die Korrespondenz Rákóczis abzufangen und dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches davon zu berichten. | |
Heiliges Römisches Reich / Kurfürstentum Brandenburg Der Berliner Hofprediger Daniel Ernst Jablonski teilt mit, dass Kurfürst Friedrich III. der Gründung eines »Observatorii« und einer »Academiae Scienciarium« in der Chur-Brandenburgischen Residentz zugestimmt habe. | |
Kurfürstentum Sachsen / Königliche Republik der polnischen Krone und des Großfürstentums Litauen / Königreich Schweden / Herzogtum Kurland Da die geplante Besetzung Rigas durch die Sachsen aufgrund des exzellenten Verteidigungszustandes der Stadt gescheitert ist, beginnen die Sachsen unter Jacob Heinrich von Flemming zunächst das benachbarte Dünamünde zu belagern, das von dem schwedischen Kommandeur von Budberg mit seinen 500 Mann des Nylander Infanterie-Regimentes verteidigt wird. | |
Königreich Frankreich / Königreich England / Republik der Sieben Vereinigten Provinzen / Königreich Spanien / Heiliges Römisches Reich Zwischen den Seemächten England, Niederlande und Frankreich kommt es (nach 1698) zum zweiten Erbteilungsvertrag des bald zu erwartenden spanischen Erbes. Die dynastischen Ansprüche auf den spanischen Thron werden mit folgendem Recht gestellt: | |
Königreich Schweden / Herzogtum Livland / Kurfürstentum Sachsen / Königliche Republik der polnischen Krone und des Großfürstentums Litauen Zwei Tage nach Beginn der Belagerung der livländischen Stadt Dünamünde nehmen die Sachsen unter der Führung des Grafen Jacob Heinrich von Flemming und Johann Reinhold von Patkul die Kapitulation des schwedischen Kommandanten der Festung Dünamünde von Budberg entgegen. Die sächsischen Truppen beziehen ein Lager in Jungfernhof, Neuermühlen und in dem nur vier Meilen vor Riga gelegenen Kupferhammer. Die Verluste unter den Sachsen sind bisher hoch: 248 Tote und 435 Verwundete. Die Festung Dünamünde wird zu Ehren des Polenkönigs, obwohl dieser der Belagerung nicht beiwohnte, in Augustusburg (nach dem polnischen König und sächsischen Kurfürsten August II.) umbenannt. | |
Kurfürstentum Sachsen / Königliche Republik der polnischen Krone und des Großfürstentums Litauen / Königreich Schweden / Herzogtum Kurland Der Erfolg der Sachsen bei der Einnahme von Düneburg, das jetzt Augustusburg heißt, wird überall in Sachsen-Polen gefeiert. Die sächsischen Truppen unter Generalmajor von Carlowitz machen sich daran, eine Blockade um Riga einzurichten. Unterdessen ziehen sich die in Livland weit verstreuten schwedischen Truppen in der Nähe von Fellin zusammen. Der schwedische König Karl XII. hat, nachdem er von der Belagerung von Riga erfuhr, bereits 4000 Mann aus der Provinz Finnland in Richtung Livland beordert. |
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1700 | Chronik Januar 1700 / Februar 1700 / März 1700 / April 1700 / Mai 1700 / Juni 1700 / Juli 1700 / August 1700 / September 1700 / Oktober 1700 / November 1700 / Dezember 1700 |
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