Chronik 07.1894
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DIE EREIGNISSE IM JULI 1894
DIE SCHLAGZEILEN DES MONATS
Zwischen Rouen und Paris findet das erste Autorennen der Welt statt
Im Königreich Hawaii wird die Republik unter Sanford Dole ausgerufen
Zwischen Japan und China findet ein Seegefecht statt; es bleibt unklar, wer wen zuerst angriff
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* Ereignis (seit ...) | |||||
Königreich Hawaii /Republik Hawaii Ein halbes Jahr nach der offiziellen Rücknahme der Vereinigten Staaten von Amerika, das Königreich Hawaii als ihr Protektorat anzusehen, wird die letzte hawaiianische Königin Liliuokalani formell abgesetzt; ihre Aufgaben übernimmt der bisherige Präsident der provisorischen Regierung, Sanford Ballard Dole, der nunmehr der erste Präsident des Landes wird. Königin Liliuokalani (auch Liliʻu Loloku Walania Kamakaʻeha, Liliʻu Kamakaʻeha oder Lydia Pākī genannt), wurde am 2. September 1838 in Honolulu geboren. Entsprechend der hawaiianischen Tradition wuchs Liliuokalani bei Adoptiveltern auf und wurde anschließend an einer von amerikanischen Missionaren geführten königlichen Schule erzogen. Sie lernte Englisch und konvertierte zur kongregationalistischen Kirche. Sie lebte bei König Kamehameha IV. und dessen Frau Emma. Erst sollte sie deren Sohn, Prinz Lunalilo heiraten, entschied sich jedoch 1862 für den kroatischstämmigen Amerikaner John Owen Dominis, den Sohn eines Kapitäns aus Boston. Liliuokalanis Bruder David Kalakaua folgte Lunalilo auf den Thron, blieb aber kinderlos. Liliuokalani wurde am 10. April 1877 zur Thronfolgerin bestimmt, nachdem ihr Bruder Leleiohoku verstorben war. Bei diesem Anlass erhielt sie auch den offiziellen Namen Liliuokalani von ihrem Bruder. Sie gründete mehrere Schulen mit dem Ziel, insbesondere jungen Frauen hawaiischer Abstammung eine ordentliche Erziehung zu verschaffen. 1887 reiste sie erst nach Europa, wo sie die britische Königin Victoria traf und besuchte anschließnend Präsident Cleveland in den USA. Nach dem Tod von Liliuokalanis Bruder wurde sie am 29. Januar 1891 zur Königin proklamiert. Ihre Versuche, der hawaiischen Krone zu mehr Macht zu verhelfen, scheiterten an der Interessenpolitik der USA. Die Aufhebung des Zollvorteils bei der Einfuhr von hawaiischem Zucker in die USA im Jahr 1890 stürzte das Land in eine schwere Wirtschaftskrise. 1893 versuchte Liliʻuokalani eine neue Verfassung durchzusetzen, scheiterte jedoch wiederum. Amerikanische Staatsbürger, die als wohlhabende Besitzer von Zuckerrohrplantagen in Hawaiʻi lebten, gründeten im Gegenzug ein „Komitee für öffentliche Sicherheit“ und setzten sich für die Abschaffung der Monarchie ein. Federführend hier war der „Bananen-Baron“ Sanford Dole. Auf sein Mitwirken hin landeten 1893 US-Marines auf Hawaii und stellten die Königin unter Hausarrest. Liliuokalani ist musikalisch und komponierte weit über 100 Lieder, unter anderem das weltbekannte Aloha ʻOe. Der Jurist Sanford Ballard Dole, der erste Präsident Hawaiis, wurde 1844 in Honolulu geboren und entstammt einer Familie weißer protestantischer Missionare die aus Neuengland eingewandert war. Sein Vetter ist der Ananas-Magnat James Dole. Sanford Dole gehörte daher der wohlhabenden wie elitären Gemeinschaft der Einwanderer an, die auf Hawaii eine hervorgehobene politische Rolle spielte. Als erfolgreicher Rechtsanwalt und Freund sowohl von König Kalakaua wie auch Königin Liliuokalani verfolgte und förderte er allerdings das Ziel einer Verwestlichung der hawaiischen Kultur und Gesellschaft. Sanford Dole beteiligte sich im Jahr 1887 an einem Umsturz von Geschäftsleuten und Plantagenbesitzern, der König Kalakaua zwang die von Lorrin Thurston verfasste Bayonet Constitution als neue Verfassung Hawaiis anzuerkennen. Sie führte zum Verlust des Wahlrechts aller asiatischen Bewohner. Bei den Ureinwohnern Hawaiis war das Wahlrecht nun an ein bestimmtes Einkommen und Vermögen geknüpft, was den Kreis dieser Wähler einschränkte. Faktisch verlagerte sich hierdurch der politische Einfluss auf die eingewanderten Europäer. Außerdem beschränkte diese Verfassung die Macht des Monarchen und übertrug sie dem Kronrat, dem königlichen Kabinett. Sanford Dole selbst wurde in der Folge von König Kalakaua zu einem der drei Richter am Höchsten Gericht des Königreichs Hawaii ernannt. Nachdem Königin Liliuokalani vergeblich versuchte, die durch die Verfassung von 1887 eingeführten Änderungen zu revidieren, übernahm am 17. Januar 1893 ein sogenanntes Committee of Safety (deutsch "Sicherheitskomitee") die Macht im Königreich. Am folgenden 17. Juli 1893 wurde der von US-Präsident Grover Cleveland in Auftrag gegebene Blount Report veröffentlicht, der die Ereignisse vom Januar des Jahres bewertete. Dieser kam zu dem Schluss, dass die Machtübernahme des Committee of Safety unrechtmäßig war. Noch am selben Tag wurde daher die Provisorische Regierung von Hawaii gebildet, welche die Regierungsgewalt über das Land übernahm. Die Präsidentschaft dieser Provisorischen Regierung, der auch viele Mitglieder des alten Committee of Safety angehörten, übernahm Sanford Dole widerstrebend. Faktisch beendete dies die Existenz des Königreichs Hawaii. Die Mitglieder der Provisorischen Regierung hofften ursprünglich auf einen schnellen Anschluss Hawaiis an die Vereinigten Staaten. Grover Cleveland indes forderte die Wiedereinsetzung von Königin Liliuokalani im Gegenzug für eine Amnestierung aller am Umsturz vom Januar 1893 Beteiligten. Da die Königin die Amnestie nicht gewähren wollte, lehnte die Provisorische Regierung unter Sanford Dole seinerseits auch ihre Wiedereinsetzung ab. Daraufhin wurde eine weitere Untersuchung der Ereignisse vom Januar 1893 in Auftrag gegeben. Der am 26. Februar 1894 veröffentlichte Morgan Report kam nunmehr zu dem Ergebnis, dass der Umsturz doch legitim war. Dies führte dazu, dass nun von der Provisorischen Regierung eine verfassunggebende Versammlung einberufen wurde. Als Präsident von Hawaii verfolgt Sanford Dole weiterhin das politische Ziel des Anschlusses von Hawaii an die Vereinigten Staaten von Amerika und wird entsprechende Vorbereitungen in die Wege leiten. | |||||
Französische Republik / Deutsches Kaiserreich / Königreich Württemberg Unter dem Jubel einer vieltausendköpfigen Menschenmenge findet in Frankreich der erste Automobil-Wettkampf statt und markiert damit den Beginn des Motorsports überhaupt. Diese Wettfahrt ist als Zuverlässigkeitsfahrt und nicht als "Autorennen" konzipiert. Der Pariser Journalist Pierre Giffard rief mit Unterstützung der Zeitung "Le Petit Journal" zu einer Wettfahrt auf. Sämtliche „pferdelosen“ Wagen sind zur Fahrt von Paris nach Rouen auf einer Strecke von 126 Kilometer zugelassen. Als Qualifikation mussten alle eine 50 Kilometer lange Strecke binnen vier Stunden zurücklegen. Von über 100 angemeldeten Fahrern erscheinen 21 am Start. Beim offiziellen Rennen benötigt der Schnellste, der 28 Jahre alte adlige Unternehmer Albert Jules Graf de Dion, für die Strecke in seinem dampfgetriebenen "De Dion, Bouton & Trépardoux" sechs Stunden und 48 Minuten, was einem Schnitt von rund 18,7 km/h entspricht. 17 der 21 am Rennen teilnehmenden Fahrzeuge erreichen das Ziel. Da die Regeln allerdings "einen einfach zu handhabenden und billigen Zweisitzer" erfordern und nicht auf die Zeit Wert legen, wird de Dion der Siegespreis vorenthalten. Der dem Regelement zufolge unterlegene Graf de Dion behauptet zunächst, dass er "Autorennen" ohnehin grundsätzlich ablehne und es ihm lediglich um die Prüfung der Zuverlässigkeit seines Fahrzeuges gehe. Aus diesem Grunde habe er an seinen Wagen auch einen Anhänger angebracht, um seinen Vater, sowie den Baron Étienne van Zuylen van Nyevelt und den Offizier und Schriftsteller Émile Driant auf das "Rennen" mitzunehmen. Obwohl seine Fahrt eher einer "Landpartie" gleicht, fährt er dennoch dreieinhalb Minuten hinter dem Zweitplatzierten Peugeot-Benziner durch das Ziel. Obwohl de Dion durch sein Verhalten seine Disqualifizierung selbst heraufbeschworen hat, gibt er bekannt, dass er die Zurückstufung als einen gegen ihn persönlich gerichteten, feindseligen Akt ansehe. Wegen der allgemein bekannten Feindschaft zwischen ihm und dem Journalisten Giffard wird dies ein nicht unbeträchtlicher Teil der Öffentlichkeit ebenso sehen und de Dion als ihren Sieger feiern. Die Gebrüder Peugeot, deren Wagen, die als Zweiter und als Dritter die Ziellinie überqueren, werden gemeinsam zu "Siegern der ersten öffentlich ausgeschriebenen Zuverlässigkeitsfahrt für Wagen ohne Pferde" erklärt. Da beide Peugeot-Wagen mit einem Daimler-Zweizylinder-V-Motor ausgestattet sind, wird der Württemberger Gottlieb Daimler zum heimlichen Sieger des ersten Autorennens. Der mächtige und schwere Dampfwagen des Comte de Dion wird, obwohl er den Bedingungen der Ausschreibung nicht entsprach, "ehrenhalber" auf den zweiten Platz gesetzt. Die Brüder Peugeot erhalten das Preisgeld von 5000 Französischen Francs, obwohl sich ihre Wagen mit der erzielten Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h und der Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 17 km/h nicht schneller als ein Radfahrer bewegten. Der württembergische Konstrukteur Gottlieb Daimler erlebt gemeinsam mit seinem Sohn Paul Start und Ziel dieses Rennens. Paul bemerkt später den Kontrast zwischen den verschiedenen Wagentypen. Er erwähnt, wie bei dem schweren Dampfwagen der Heizer rußüberzogen und schwer arbeitend für das Aufschütten des Brennmaterials zuständig ist und wie im Gegensatz dazu die Fahrer der Benzin- und der Petroleumwagen ruhig und wie zum Vergnügen fahren. | |||||
Deutsches Kaiserreich / Reichsland Elsaß-Lothringen Die bislang dampfbetriebenen Straßenbahnen in Mülhausen werden durch elektrisch betriebene Straßenbahnen ersetzt. | |||||
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