Chronik 1605
DIE EREIGNISSE IM JAHRE 1605
DIE SCHLAGZEILEN DES JAHRES
Der Kirchenstaat erlebt ein Drei-Päpste-Jahr
'
'
Home | 800px |
(nach Geburtsjahr geordnet) | ||||
Jahres-Chroniken | ||||||
Länderchroniken |
Nation | Name | Regierungszeit | ||
---|---|---|---|---|
(754-1870) |
Dekan Tolomeo Cardinal Gallio Papst Leo XI. Dekan Tolomeo Cardinal Gallio Papst Paulus V. |
03.03.1605-01.04.1605 01.04.1605-27.04.1605 27.04.1605-16.05.1605 16.05.1605-28.01.1621 | ||
(962-1806) |
||||
(987-1792) |
||||
(1326-1921) |
||||
(1523-1814) |
Reichskanzler Svante Bjelke til Kråkerum |
27.05.1602-02.06.1609 | ||
(1580-1640) |
Primero Ministro Francisco Gómez de Sándoval y Borja |
13.09.1598-04.10.1618 | ||
(1581-1795) |
||||
(1603-1649) |
Lordschatzmeister Thomas Sackville |
15.05.1599-19.04.1608 |
1595 / 1596 / 1597 / 1598 / 1599 / 1600 / 1601 / 1602 / 1603 / 1604 | |||||
Vereinigte Königreiche England, Irland und Schottland / Englisch-Amerika Sir Thomas Gates und Sir Edwin Sandys gelten als die treibenden Kräfte der "London Virginia Company", die gemeinsam mit Edward Maria Wingfield Sammlungen organisieren, um die erste englische Kolonie auf amerikanischem Boden in die Tat umzusetzen. Leider ist die Hilfe, die ihnen bei ihren Plänen zuteil wird, nur spärlich. | |||||
Kirchenstaat Ippolito Aldobrandini, seit 1592 unter dem Namen Clemens VIII. Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, stirbt in Rom; er wurde am 24. Februar 1536 in Fano geboren und entstammte der in Florenz angesehenen Kaufmannsfamilie Aldobrandini, deren mehrere Linien in der Politik ihrer Heimatstadt seit dem späten Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt und sich durch häufige Bekleidung kommunaler Oberämter hervorgetan hatten. Als Gegner der Medici, die sich 1530 endgültig als Stadtherren etablieren konnten und von Kaiser Karl V. mit dem Titel der Herzöge von Florenz ausgestattet wurden, zog der Aldobrandini del Nero genannte Familienzweig nach Rom. Silvestro Aldobrandini, ein Anhänger der aus Florenz verbannten Gegner der Medici, war ein bekannter Jurist und nach 1538 Konsistorialadvokat an der päpstlichen Kurie, der sich unter Papst Paul IV. dessen antispanischer Politik verschrieb; nach deren Scheitern fiel er 1559 aber in Ungnade und schied aus dem päpstlichen Dienst aus. Silvestros ältester Sohn Giovanni wurde 1570 Kardinal und brachte im folgenden Jahre das Militärbündnis von Spanien, Venedig und Papst Pius V. zustande, das die Türken in der Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571 schlagen konnte. Da Giovanni jedoch schon 1573 verstarb, konnte er in der kirchlichen Hierarchie nicht weiter aufsteigen. Dies gelang dagegen seinem jüngeren Bruder Ippolito, der nach einem Studium des Kirchenrechts in Padua und Perugia und der Promotion zum Doktor der Rechte in Bologna sich als Kirchenjurist profilierte und wie sein Vater Konsistorialadvokat und seit 1570 Auditor der Römischen Rota wurde. Nach der Ernennung zum Datar, dem Leiter der Apostolischen Datarie, wurde er am 18. Dezember 1585 von Papst Sixtus V. zum Kardinal mit der Titelkirche San Pancrazio ernannt. Später amtierte er 1587 als päpstlicher Legat in Polen und bewirkte die Wahl von Sigismund III. Wasa zum König von Polen und Großfürst von Litauen. Außerdem wurde er Großpönitentiar, der Vorsteher eines geistlichen Gerichtes im Kirchenstaat, das unter anderem für das Gnaden- und Ablasswesen zuständig ist. Ippolito war sehr fromm und persönlich bescheiden. Diese Vorzüge empfahlen ihn als Kandidaten für die Papstwahl im Konklave vom 10. bis 30. Januar 1592 nach dem Tode von Innocentius IX., an dem 54 Kardinäle teilnahmen. Nach 19 Wahlgängen wurde er schließlich einstimmig mit Unterstützung der beiden Parteien Spaniens und der Toskana zum neuen Papst gewählt. In Erinnerung an den florentinischen Vorgänger Clemens VII. nahm er den Namen Clemens VIII. an. Zu seinen Beichtvätern gehörten sein Lehrer, der Hl. Philipp Neri, sowie der berühmte Kirchenhistoriker und Kardinal Cesare Baronio. Der neue Papst ernannte 1593 seine beiden Neffen Pietro Aldobrandini und Cinzio Passeri Aldobrandini zu Kardinälen und zu gleichberechtigten Kardinalnepoten. Tatsächlich aber erlangte der erstgenannte Neffe männlicher Linie, der zudem Erzbischof von Ravenna wurde, den Vorrang, den er mit päpstlichen Finanzmitteln etwa dazu nutzte, den Dichter Torquato Tasso zu fördern. Das Pontifikat von Clemens VIII. gehört zu den bedeutenden der katholischen Reform, die den Maßgaben des Tridentinums folgte. Er gab das Pontificale Romanum (1595/96) und das Caeremoniale episcoporum (1600) sowie Neuausgaben des Breviarium Romanum (1602) und des Missale Romanum (1604) heraus. Im Jahr 1596 veranlasste er außerdem eine Neuauflage des Index Librorum Prohibitorum, des Verzeichnisses der von der Kirche ausdrücklich verbotenen Bücher. Als einer der außen- und kirchenpolitischen Höhepunkte seines Pontifikats gilt die in Rom 1595 vollzogene Brester Union, der Zusammenschluss der Orthodoxie von Kiew und Ruthenien mit der katholischen Kirche. Im Heiligen Jahr 1600 verkündete Clemens, wie es bereits Papst Bonifatius VIII. im Jahr 1300 getan hatte, einen Jubiläumsablass. In demselben Hl. Jahr gewann der Papst persönlich etwa 60 Ablässe durch den Besuch der vier Hauptbasiliken; die sieben Patriarchalbasiliken von Rom (Ziele der Pilger) besuchte er während des Pontifikats sogar rund 160 mal. Man konnte den Papst barfuß inmitten von Prozessionen antreffen. Er lud öfter zwölf arme Pilger an seinen Tisch und bediente sie und er ging ins Hospiz der Allerheiligsten Trinität, um den Pilgern die Füße zu waschen und Almosen zu spenden. Die Kardinalskongregation de auxiliis zum Gnadenstreit (1595–1603) beendete ihre Arbeit unter Vorsitz des Papstes. Die Entscheidung wird jedoch wegen seines plötzlichen Todes nicht publiziert werden. Die Nachfolger seit Paul V. halten die Frage seither offen. Mutmaßlich tendierte Clemens VIII. zu einer Verurteilung des Molinismus, die versucht, die göttliche Allwissenheit mit der Willensfreiheit zu vereinen. Da Gott angeblich vorher wisse, wie seine freigeschaffenen Geschöpfe sich unter den vorgegebenen Bedingungen entscheiden werden, könne Gott die Verhältnisse so schaffen, dass sich die Menschen frei nach seinem Ratschluss entschieden. Bekanntestes Opfer der innerkirchlichen Politik des Papstes wurde der Dominikanermönch Giordano Bruno, der in einem Gerichtsverfahren wegen Häresie verurteilt und am 17. Februar 1600 auf dem Scheiterhaufen am Campo de’ Fiori in Rom verbrannt wurde. Für die Wiedergewinnung an die Protestanten verlorener Gebiete setzte Clemens vornehmlich die Jesuiten ein. Im Jahre 1595 sprach Clemens VIII. die Anerkennung des französischen Königs Henri IV. aus, welche die Religionskriege beendete. Drei Jahre später ließ er durch seine Truppen das Herzogtum Ferrara, in dem mit Alfonso II. d’Este (1559–1597) der letzte Herzog der direkten Linie der Familie D’Este verstorben war, besetzen und zog es als erledigtes Lehen für den Kirchenstaat ein; der von Alfonso als Nachfolger vorgesehene Vetter Cesare wurde als Sohn eines nichtehelichen Onkels auf das Herzogtum Modena und Reggio beschränkt, das kaiserliches Lehen war, er konnte aber den mobilen Familienbesitz dorthin mitnehmen. Das im Kirchenstaat seit langer Zeit grassierende Banditenunwesen, gegen das zuvor Sixtus V. energisch vorgegangen war, vermochte Clemens’ Neffe Giovanni Francesco Aldobrandini als General der römischen Kirche nicht richtig in den Griff zu bekommen. Seinen Ruf der Strenge setzte Clemens VIII. auch in einem berühmt gewordenen Kriminalfalle um, der noch Hunderte Jahre später die Gemüter beschäftigen wird. Die römische Adelsfamilie Cenci hatte außerhalb der Hauptstadt im kleinen Orte Petrella Salto am heutigen Stausee Lago del Salto in der Landschaft Sabina die Burg als Wohnsitz von der Fürstenfamilie Colonna gepachtet. Das Familienoberhaupt Francesco Cenci wurde dort wegen seiner brutalen Haltung gegenüber Kindern und zweiter Frau ermordet. Die Tochter Beatrice Cenci und ihr jüngerer Bruder Giacomo standen hinter dieser Tat, die rasch aufgeklärt wurde und zum Gerichtsverfahren mit Folter führte. Am 11. September 1599 wurden daraufhin Beatrice und ihre Stiefmutter nahe der Engelsburg enthauptet und der Bruder gevierteilt, nachdem der Papst seine Gnade versagt hatte. Beatrice Cenci ging anschließend als jugendliche Märtyrerin in Literatur, Musik, Malerei und Film ein. In Rom ließ Clemens VIII. einen großen Familienpalast an der Piazza Colonna, der als Palazzo Chigi heute Amtssitz des italienischen Ministerpräsidenten ist, und eine Stadtvilla wenig oberhalb im Osten der Piazza Venezia erbauen. In der Kirche S. Maria sopra Minerva schuf der Hausarchitekt des Papstes Carlo Maderno die Cappella Aldobrandini, in der sich u.a. die Grabdenkmäler von Vater und Mutter Clemens VIII. befinden. Als bekanntestes Bauwerk, das mit dem Familiennamen des Papstes verbunden ist, kann die Villa Aldobrandini in Frascati gelten. Er machte sie seinem Neffen Pietro Aldobrandini zum Geschenk. Die Villa wurde zwischen 1598 und 1604 von den Architekten Giacomo della Porta, Giovanni Fontana und Carlo Maderno auf dem Abhang des Hügels erbaut, der über dem Hauptplatz der Stadt liegt. Die Innenausstattung mit Fresken oblag verschiedenen Malern, so Giuseppe Cesari, genannt Cavaliere d’Arpino, den Brüdern Taddeo und Federico Zuccari und Schülern von Domenico Zampieri, genannt Domenichino. Hinter dem Gebäude zieht sich ein weiter Park den Hügel hinauf, der mit Wasserspielen, darunter einer Wassertreppe, versehen ist. Den Namen Aldobrandini trägt auch ein antikes Fresko, das 1605 im Park der stadtrömischen Villa des Kardinal Cinzio Passeri Aldobrandini gefunden wurde. Es ist als „Aldobrandinische Hochzeit“ bekannt und zeigt in duftiger Malweise die Vorbereitung einer Braut auf ihre Hochzeit durch ihre Dienerinnen. Auch unter Clemens VIII. beschäftigte die katholische Kirche weiterhin Kastraten im Sixtinischen Chor. Vor seinem Tod hat Clemens VIII. seine Familie fest in der römischen Aristokratie verankert. Daher wird sein monumentales Grab in der Cappella Paolina der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom errichtet werden können. Tolomeo Cardinal Gallio, seit 1603 Dekan des Kardinalskollegiums, beruft das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes ein. | |||||
Kirchenstaat Der am 2. Juni 1535 in Florenz geborene Alessandro Ottaviano de Medici wird als Leo XI. vom Konklave zum neuen Papst der römisch-katholischen Kirche als Nachfolger von Clemens VIII. gewählt. Er wählt diesen Namen nach dem Namen seines Onkels Leo X.; Unterstützung kam von den französischen, nicht aber von den spanischen Kardinälen. Alessandro Ottaviano de’ Medici entstammte einer Seitenlinie der bekannten florentinischen Familie Medici. Er war der Sohn von Ottaviano de’ Medici (* 14. Juli 1484; † 28. Mai 1546) und dessen Ehefrau Francesca Salviati, die eine Tochter der Lucrezia de’ Medicis war. Lucrezia de’ Medici war wiederum die Tochter Lorenzo des Prächtigen und Schwester des Papstes Leo X. (1475–1521). Francesca Salviati (* 1501/07), die Mutter des späteren Papstes Leo XI., war bereits in erster Ehe mit Piero Gualterotti verheiratet, ehe sie als Witwe im Jahr 1533 ihre zweite Ehe mit Ottaviano de’ Medici schloss. Obwohl sie die Schwester der beiden Kardinäle Giovanni (1490–1553) und Bernardo Salviati (1508–1568) war, versuchte sie ihren Sohn zeitlebens vom Priesterberuf abzuhalten. Francescas ältere Schwester war Maria Salviati (1499–1543), die mit dem Condottiere Giovanni dalle Bande Nere (1498–1526) verheiratet war. Beide waren die Eltern von Cosimo I. (1519–1574), dem ersten Großherzog der Toskana.
Im Auftrag seines Cousins, des Großherzogs der Toskana, Cosimo I. de’ Medici, wurde Alessandro Ottaviano Botschafter am Hof des Papstes Pius V. (1504–1572), wo er unter anderem Schüler des heiligen Philipp Neri (1515–1595) war. Papst Gregor XIII. (1502–1585) ernannte ihn im Jahr 1573 zum Bischof von Pistoia und ein Jahr später zum Erzbischof von Florenz. Am 12. Dezember 1583 nahm ihn der Papst als Kardinalpriester in das Kardinalskollegium auf und verlieh ihm die Titelkirche Santi Giovanni e Paolo. De’ Medici, ein sehr religiöser Mensch, der zu den Dominikanern von San Marco gute Beziehungen hatte, war in seinen Diözesen für die Umsetzung jener Reformen verantwortlich, die 1563 im Konzil von Trient beschlossen worden waren. Auch ließ er viel Geld in die Restaurierung römischer Kirchen fließen. Im April 1596 ernannte ihn Papst Clemens VIII. (1536–1605) zum päpstlichen Legaten in Frankreich, eine Funktion, die er zwei Jahre ausübte. Als Legat zeichnete De’ Medici für die Wiederherstellung der durch die Religionskriege zusammengebrochenen Kirchendisziplin verantwortlich, allerdings gelang es ihm nicht, König Henri IV. zur Umsetzung der Tridentinischen Beschlüsse in Frankreich zu überreden. Eine weitere Aufgabe, mit der er als Legat betraut wurde, waren die diplomatischen Gespräche zwischen Frankreich und Spanien, die am 2. Mai 1598 zum Friedensvertrag von Vervins führten. 1600 erfolgte De’ Medicis letzte Beförderung zum Kardinalbischof des Bistums Palestrina und gleichzeitig zum Bischof des Bistums Albano. | |||||
Kirchenstaat Kurz nach seiner Wahl, als er den Lateran gerade feierlich beziehen will, erkrankt der erst seit 27 Tagen im Amt befindliche 69 Jahre alte Papst Leo XI., vermutlich an einer Lungenentzündung und stirbt. Sein Grabmal trägt die Inschrift „Magis ostensus quam datus“ (mehr gezeigt als gegeben), was auf die Kürze des Pontifikats Bezug nehmen soll. Obwohl Leo keine eigene Politik begründen konnte, sind einige Anweisungen bekannt, die er von seinem Krankenbett aus erteilte. So sagte er Kaiser Rudolf II. Unterstützung im Krieg gegen das Osmanische Reich zu. Außerdem befreite er das römische Volk von einer Reihe von Steuern. Auf theologischem Gebiet veranlasste er die Gründung einer Kommission, um die Konklaveregelung zu überarbeiten. Tolomeo Cardinal Gallio, seit 1603 Dekan des Kardinalskollegiums, beruft zum zweiten Mal in diesem Jahr das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes ein. | |||||
Kirchenstaat Der am 17. September 1552 in Rom geborene Camillo Borghese wird als Paulus V. vom Konklave zum neuen Papst der römisch-katholischen Kirche nach Nachfolger von Leo XI. gewählt, dessen Pontifikat nur 27 Tage dauerte. Er wählt den Papstnamen in Erinnerung an Paulus III., den Förderer seiner Familie. Camillo Borghese war der Sohn des Grafen Marcantonio Borghese aus Siena, der 1541 mit seiner Familie nach Rom umsiedelte und Jurist in der päpstlichen Kurie wurde. Camillo war das älteste von sieben Kindern, wovon aber drei vor seiner Wahl zum Papst verstarben. Sein Bruder Francesco (* 1556) war Graf von Rignano und General der Päpstlichen Armee. Ein weiterer Bruder Giovanni Battista (Giambattista Borghese, * 1554) war Gouverneur von Borgo und Kastellan der Engelsburg. Der Sohn aus der Ehe seiner Schwester Ortensia mit Francesco Caffarelli, der spätere einflussreiche Kardinal Scipione Caffarelli-Borghese, wurde von ihm adoptiert, damit dieser den Stamm-Familiennamen Borghese tragen durfte. Noch vor seiner Kardinalserhebung fungierte er als Taufpate des späteren Jesuitengenerals Alessandro Luigi Gottifredi (* 1595). Camillo Borghese studierte Jura und Philosophie, bevor er in den Dienst der Kurie eintrat. Am 5. Juni 1596 erhob ihn Papst Clemens VIII. zum Kardinalpriester mit der Titelkirche Sant’Eusebio. 1599 wechselte er zur Titelkirche Santi Giovanni e Paolo. 1597 wurde er residierender Bischof von Jesi. Im Jahr 1603 wurde er zudem Kardinalvikar von Rom und Inquisitor. Mit ihm wird das jüngste Mitglied des Kardinalskollegiums zum neuen Papst gewählt. Er hatte bereits Chancen auf die direkte Nachfolge Clemens’ VIII. gehabt, galt aber noch als zu jung. Nach dem raschen Tod des Medici-Vorgängers Leo XI. einigte man sich auf ihn als Hoffnungsträger.
Nach der Wahl ernennt er als sogenannten Kardinalnepoten seinen Neffen Scipione Caffarelli-Borghese zum Kardinal und Kardinalstaatssekretär. Durch die Erringung des Papstamtes schließt die Familie Borghese zu den alten römischen Adelsfamilien Colonna und Orsini auf und wird sie bald in Bezug auf das Familienvermögen übertreffen.
Während seines Pontifikats wurde die bekannte Villa Borghese angelegt, in der sich auch eine von Gian Lorenzo Bernini geschaffene Büste von Bernini befindet. Gleich zu Beginn seines Pontifikats kam es zu einem Konflikt mit der Republik Venedig. Venedig hatte ein Gesetz erlassen, das verbot, Immobilien an die Kirche zu veräußern, und das gleichzeitig den Klerus unter die Rechtsprechung der Republik stellte. Paul V. verhängte daraufhin den Kirchenbann über den Senat der Republik Venedig und das Interdikt über die ganze Republik. Im Jahr 1607 überlebte Paul V. ein Attentat. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges unterstützte er die katholische Liga unter der Führung von Herzog Maximilian von Bayern finanziell. Er förderte die Wirtschaft im Kirchenstaat und ließ in Rom eine neue Wasserleitung, die Acqua Paola, erbauen und gründete 1605 die päpstlichen Bank Banco di Santo Spirito, die erste Bank Roms überhaupt. Weiterhin gilt Papst Paul V. als geistiger Vater des bekannten vatikanischen Geheimarchivs. Ebenso wurde in seinem Auftrag die Fassade von St. Peter erbaut: Die dort angebrachten Lettern zeugen heute noch von ihm. Im übrigen folgte das Pontifikat im Wesentlichen den Vorgaben Clemens’ VIII. Wichtig wurde die Nichtentscheidung Pauls V. im Gnadenstreit (1607), an die sich bis heute alle Nachfolger hielten. Er ließ Ende des Jahres 1620 zur Feier der Schlacht am Weißen Berge eine Prozession abhalten, auf der er selbst zusammenbrach und sich nicht mehr erholte. Am 28. Januar 1621 starb er an den Folgen des Schlaganfalls, den er auf dem Platz vor dem Quirinal erlitt. Sein Nachfolger wurde Papst Gregor XV.
| |||||
| |||||