Chronik 424 BC: Unterschied zwischen den Versionen

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== <CENTER> '''Der Peloponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta geht in das 7. Jahr''' </center> ==
 
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* Die Athener nehmen Nisaia ein. Die Einnahme von Megara scheitert an der Anwesenheit des spartanischen Feldherrn Brasidas.  
 
* Die Athener nehmen Nisaia ein. Die Einnahme von Megara scheitert an der Anwesenheit des spartanischen Feldherrn Brasidas.  
 
* Der Spartaner Brasidas bringt mit einem Zug nach Thrakien die meisten Städte der Chalkidike zum Abfall von ihren Bündnissen von Athen.  
 
* Der Spartaner Brasidas bringt mit einem Zug nach Thrakien die meisten Städte der Chalkidike zum Abfall von ihren Bündnissen von Athen.  
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* Die Schlacht von Delion findet während des Peloponnesischen Krieges statt. In ihr stehen sich die Athener und die mit Sparta verbündeten Boiotier gegenüber. Die athenischen Feldherren Demosthenes und Hippokrates wollen mit einem Zangenangriff von See und von Land in Boiotien einfallen. Demosthenes, der Führer der Expeditionsflotte, ist allerdings zu früh losgesegelt. Er landet bei Siphai, an der Boiotischen Küste des Golfs von Korinth. Da die Boiotier von seiner Ankunft erfahren, bevor auch Hippokrates mit seinem Hoplitenheer eintreffen kann, muss der Plan aufgegeben werden und Demosthenes sich zurückziehen. Schließlich gelangt auch Hippokrates mit seinem Heer nach Boiotien und errichtet eine befestigte Stellung am Tempel von Delion, im Osten Boiotiens, nicht weit von Tanagra. Nach fünf Tagen sind die Befestigungsarbeiten abgeschlossen und Hippokrates verlegt eine Garnison nach Delion, während er das übrige Heer, etwa 10.000 Leichtbewaffnete, wieder heimschickt. Unterdessen trifft auch das Boiotische Heer vor Delion ein. Pagondas von Theben, der Heerführer, drängt auf einen Angriff, da er davon überzeugt ist, dass die Athener ansonsten zurückkehren und in Delion einen starken Stützpunkt errichten würden. Er bezieht deshalb auf einem Hügel mit seinem Heer Stellung. Den vermutlich an ein natürliches Hindernis (Gebüsch, Geröll o.ä.) angelehnten rechten Flügel bilden die Thebaner. Pagondas stellt sie entgegen der üblichen Phalanx-Gliederung von acht Mann Tiefe mit einer Tiefe von 25 Mann auf. Im Zentrum folgen Truppen aus Haliartos, Koroneia und Kopai, während der linke Flügel mit Truppen aus Thespiai, Tanagra und Orchomenos besetzt wird. Ihnen schließen sich später noch die Lokrer an. Während die Reiterei die verwundbare tiefe Flanke des rechten Flügels zu decken hat, wird vermutet, dass aufgrund der beengten Raumverhältnisse die Leichtbewaffneten hinter der Front stehen. Die Athener verfügen etwa über dieselbe Anzahl an Hopliten, jedoch nur über etwa 300 Reiter, und haben auch nur wenige Leichtbewaffnete, die überwiegend von den Verbündeten gestellt werden und größtenteils bereits vor der Schlacht entlassen worden sind. Da sie ihre Phalanx nach dem gewöhnlichen Muster bilden, haben sie eine deutlich größere Frontbreite von etwa 880 Metern als die Boiotier mit etwa 700 Metern ohne die Reiterei. Über die Verwendung der geringen athenischen Reiterei sind die Angaben widersprüchlich (es werden die Deckung des Lagers in Delion oder eine Aufstellung an den beiden Flügeln der Phalanx vermutet), sie greift jedoch nicht in das Gefecht ein. Die Athener greifen das Boiotische Heer an und schaffen es trotz des Anlaufs bergauf mit ihrem traditionell stärkeren rechten Flügel den linken Flügel der Boiotier zurückzudrängen. Die wehrfähige Bevölkerung Thespiais wird dabei beinahe vollständig vernichtet. Dem Bericht des Thukydides zufolge steht der linke Flügel der Boiotier bereits kurz vor einer Niederlage, doch als die Athener den Gegner schon umfasst haben, bringen sie sich selbst Verluste bei. Die äußeren Ränder zweier Heeresabteilungen kommen durch die Schwenkungsbewegung bei der Umfassung vermutlich in eine Stellung, die es jeweils naheliegend erscheinen lässt, einer Frontverlängerung des Gegners gegenüber zu stehen. Die Kämpfer einer Partei tragen zu dieser Zeit noch keine einheitlichen Schilde. Während die Athener ihren eigenen linken Flügel eindrücken und umfassen, greift Pagondas mit seinem besonders stoßkräftigen, tiefgegliederten rechten Flügel den linken Flügel der Athener bergab an, drängt ihn mühelos immer weiter zurück und droht ihn zu durchbrechen. Da sein linker Flügel aber bereits umfasst ist und ihm dadurch ein Angriff gegen den Rücken des Zentrums seiner Front droht, steht er kurz vor einer Niederlage. Seine Reiterei hat bislang als Reserve jedoch nur den Auftrag, die rechte Flanke seiner tiefen thebanischen Phalanx zu decken und ist durch den Gefechtserfolg auf diesem Flügel somit ungebunden. Pagondas erkennt seine Chance und setzt Teile dieser beweglichen Reserve zur Unterstützung des linken Flügels ein. Als die Hopliten des rechten athenischen Flügels, die sich bereits siegreich sahen, die frische feindliche Reiterei anreiten und ins Gefecht eingreifen sehen, verlässt sie der Mut. Die Anstrengungen des Sturms bergauf, des anschließenden Kampfes und die Hoffnungen auf den greifbaren Sieg und das Ende der Schlacht lassen keine erneute Belastung zu. Gleichzeitig drängt Pagondas auf dem anderen Flügel, keine 800 Meter entfernt, die Athener immer weiter zurück und steht kurz vor dem Durchbruch in den Rücken des athenischen Heeres. Den Athenern bleibt in dieser Lage nur die Flucht. In der Schlacht kommen rund 500 Boiotier und 1000 Athener, darunter auch der athenische Feldherr Hippokrates, ums Leben. Die Boiotier verfolgen die Athener bis Sonnenuntergang. Den Fliehenden gelingt es, sich in ihr befestigtes Lager in Delion zu retten, doch teilen ihnen die Boiotier mit, dass sie das Tempelgelände als heiligen Ort betrachteten, den die Athener zu verlassen hätten. Die Athener antworten, sie hätten den Platz mit dem Recht des Eroberers gewonnen, nun sei er ihnen selbst heilig und man handele im Übrigen auch nur zur Selbstverteidigung. Zwei Wochen lang steht man sich so gegenüber, doch erhalten die Boiotier unterdessen Verstärkung durch 2000 korinthische Hopliten. Die Korinther setzen dann, Thukydides zufolge, mit einer Art Flammenwerfer die Stellung der Athener in Brand; dabei kommen etwa 200 Athener ums Leben; den Übrigen gewährt man freien Abzug. Nun trifft auch Demosthenes, der unglückliche Führer der Seeexpedition, ein, aber da sich die Lage inzwischen grundlegend zum Nachteil der Athener gewandelt hat, kann er nichts mehr ausrichten und wird schnell von den Boiotiern vertrieben. Der Boiotisch-thebanische Sieg in der Schlacht von Delion hat keine strategischen Auswirkungen. Athen kann die relativ geringen Verluste leichter verwinden als den moralischen Schock der Niederlage. Sparta, der eigentliche Gegenspieler Athens im peloponnesischen Krieg, hat keine spürbaren Vorteile. Die Bedeutung der Schlacht liegt im taktischen Bereich. Pagondas, als verantwortlicher Feldherr, hat einige Neuerungen eingeführt, die Vorbereitung für bahnbrechende Weiterentwicklungen sind. Zum Teil liegt die Bedeutung der Schlacht auch darin, dass aus ihrem gut dokumentierten Verlauf erstmals taktische Entwicklungen nachgewiesen werden können, die vielleicht schon zu früherem Zeitpunkt vorhanden waren, jedoch nicht aufgezeichnet wurden. Pagondas' asymmetrische Aufstellung wird Vorbild für den thebanischen Feldherren Epaminondas, der ihr eine entscheidende Abwandlung gibt (Verstärkung des linken statt des rechten Flügels). Es ist der erste nachgewiesene schlachtentscheidende Einsatz einer Reserve. Durch den Einsatz von Reiterei zur Abwehr einer Hoplitenformation wird die Rolle der Reiterei nachhaltig aufgewertet und die spätere Entwicklung der Kavallerie durch die Makedonen vorbereitet.
 
* Der Historiker Thukydides kommandiert eine kleine Flotte bei Thasos; da er nur Eion retten kann, wird er verbannt.  
 
* Der Historiker Thukydides kommandiert eine kleine Flotte bei Thasos; da er nur Eion retten kann, wird er verbannt.  
* Truppen Athens fallen in Boiotien ein. Demostenes kommt mit seinen Kämpfern vom Golf von Korinth her, Hippokrates, der in diesem Kampf fällt, vom Otropos her. Da die zeitliche Koordination unzureichend ist, erleiden die Athener bei Delion eine schwere Niederlage, von der auch Sokrates und Alkibiades Zeuge werden, die am Kampf bei Delion ebenfalls beteiligt sind.
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* Im Peloponnesischen Krieg gegen Sparta steht Athen auf dem bisherigen Höhepunkt der Auseinandersetzung, hingegen sieht sich Sparta vor einer Niederlage.
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Bei der 89. Olympiade gewinnt der vormalige Sieger Symmachus von Messenia den Stationlauf und wird zum zweiten Mal in Folge Olympionike. <br>
 
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* [https://www.gottwein.de/grep/his_0431.php#423 Griechische Geschichte bei Gottwein]
 
* [https://www.gottwein.de/grep/his_0431.php#423 Griechische Geschichte bei Gottwein]
 
* [https://en.wikipedia.org/wiki/423_BC Jahreschronik bei wiki (engl.)]
 
* [https://en.wikipedia.org/wiki/423_BC Jahreschronik bei wiki (engl.)]
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Delion Schlacht von Delion]
 
 
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Aktuelle Version vom 16. August 2019, 13:34 Uhr

Pixabay-Globus.jpg

DIE EREIGNISSE IM JAHRE 424 BC

CCCXXX (330) ab urbe condita

Beginn der 89. Olympiade

Das Jahr 3337/38 nach dem jüdischen Kalender


Der Peloponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta geht in das 7. Jahr

Im Krieg gegen Sparta steht Athen auf dem bisherigen Höhepunkt der Auseinandersetzung

Athen erleidet eine schwere Niederlage gegen die Boiotier in der Schlacht von Delion


Hauptseite Map Peloponnesischer Krieg 431 BC.jpg
Jahres-Chroniken
Länderchroniken
Die wichtigsten Herrscher und Regierenden des Jahres
Nation Name Regierungszeit
Achämeniden.png
Altpersisches Reich
(550-330 BC)
Schah Artaxerxes I.
Schah Chschayarscha (Xerxes II.)
465 - 424 BC
424 - 423 BC
Dido.jpg
Phönizisches Reich Karthago
(814-308 BC)
General Hannibal
440 - 406 BC
Kaiserreich China.png
Königreich Zhou
(1046-249 BC)
König Weilie von Zhou
425 - 402 BC
SPQR.jpg
Römische Republik
(509-27 BC)
Militärtribun Appius Claudius Crassus
Militärtribun Spurius Nautius Rutilus
Militärtribun Lucius Sergius Fidenas
Militärtribun Sextus Iulius Iullus
424 BC
424 BC
424 BC
424 BC
Ereignis
Hier geht es zu früheren Ereignissen
Chronik 434 BC / 433 BC / 432 BC / 431 BC / 430 BC / 429 BC / 428 BC / 427 BC / 426 BC / 425 BC
Fortlaufende Ereignisse
  • Erster Peloponnesischer Krieg zwischen Athen und Sparta (431-404 BC)
Anfang 424 BC
SPQR.png
Römische Republik

Der römische Senat bestimmt für dieses Jahr vier Militärtribunen als höchste Autoritäten des Landes, die alle mit konsularischer Gewalt ausgestattet werden:

  • Appius Claudius Crassus (erstmals im höchsten Staatsamt)
  • Spurius Nautius Rutilus (erstmals im höchsten Staatsamt)
  • Lucius Sergius Fidenas; nach einem Consulat im Jahre 437 BC, wo er einen Sieg über Fidenae und Veii errang, und einer Berufung zum Militärtribun im Jahre 433 BC besetzt er zum dritten Mal ein höchstes Staatsamt in Rom
  • Sextus Iulius Iullus (erstmals im höchsten Staatsamt)
30.04.424 BC
Akropolis.png Sparta.png
Hellas

In Griechenland wird eine teilweise Sonnenfinsternis beobachtet.

Mai 424 BC
Sparta.png
Hellas

Auf der Halbinsel Peloponnes ereignet sich ein Erdbeben.

28./29.09.424 BC
Europa.jpg
Europa

In Europa wird eine Mondfinsternis beobachtet.

28./Dezember 424 BC
Achämeniden.png
Altpersisches Reich

Nach 21 Jahren auf dem Thron stirbt der Schah des Achämenidenreiches Artaxerxes I. Sein Sohn Xerxes II. wird neuer Schah des Reiches.

424 BC
EREIGNISSE DES JAHRES OHNE GENAUE DATUMSANGABE
Akropolis.png Sparta.png
Hellas
  • Der Peloponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta geht in das 7. Jahr. Der Athener Feldherr Nikias nimmt zusammen mit Nikostratos Kythera ein und gewinnt damit einen zweiten Stützpunkt zu Aktionen gegen die Küste der Peloponnes.
  • Die Athener nehmen Nisaia ein. Die Einnahme von Megara scheitert an der Anwesenheit des spartanischen Feldherrn Brasidas.
  • Der Spartaner Brasidas bringt mit einem Zug nach Thrakien die meisten Städte der Chalkidike zum Abfall von ihren Bündnissen von Athen.
  • Die Schlacht von Delion findet während des Peloponnesischen Krieges statt. In ihr stehen sich die Athener und die mit Sparta verbündeten Boiotier gegenüber. Die athenischen Feldherren Demosthenes und Hippokrates wollen mit einem Zangenangriff von See und von Land in Boiotien einfallen. Demosthenes, der Führer der Expeditionsflotte, ist allerdings zu früh losgesegelt. Er landet bei Siphai, an der Boiotischen Küste des Golfs von Korinth. Da die Boiotier von seiner Ankunft erfahren, bevor auch Hippokrates mit seinem Hoplitenheer eintreffen kann, muss der Plan aufgegeben werden und Demosthenes sich zurückziehen. Schließlich gelangt auch Hippokrates mit seinem Heer nach Boiotien und errichtet eine befestigte Stellung am Tempel von Delion, im Osten Boiotiens, nicht weit von Tanagra. Nach fünf Tagen sind die Befestigungsarbeiten abgeschlossen und Hippokrates verlegt eine Garnison nach Delion, während er das übrige Heer, etwa 10.000 Leichtbewaffnete, wieder heimschickt. Unterdessen trifft auch das Boiotische Heer vor Delion ein. Pagondas von Theben, der Heerführer, drängt auf einen Angriff, da er davon überzeugt ist, dass die Athener ansonsten zurückkehren und in Delion einen starken Stützpunkt errichten würden. Er bezieht deshalb auf einem Hügel mit seinem Heer Stellung. Den vermutlich an ein natürliches Hindernis (Gebüsch, Geröll o.ä.) angelehnten rechten Flügel bilden die Thebaner. Pagondas stellt sie entgegen der üblichen Phalanx-Gliederung von acht Mann Tiefe mit einer Tiefe von 25 Mann auf. Im Zentrum folgen Truppen aus Haliartos, Koroneia und Kopai, während der linke Flügel mit Truppen aus Thespiai, Tanagra und Orchomenos besetzt wird. Ihnen schließen sich später noch die Lokrer an. Während die Reiterei die verwundbare tiefe Flanke des rechten Flügels zu decken hat, wird vermutet, dass aufgrund der beengten Raumverhältnisse die Leichtbewaffneten hinter der Front stehen. Die Athener verfügen etwa über dieselbe Anzahl an Hopliten, jedoch nur über etwa 300 Reiter, und haben auch nur wenige Leichtbewaffnete, die überwiegend von den Verbündeten gestellt werden und größtenteils bereits vor der Schlacht entlassen worden sind. Da sie ihre Phalanx nach dem gewöhnlichen Muster bilden, haben sie eine deutlich größere Frontbreite von etwa 880 Metern als die Boiotier mit etwa 700 Metern ohne die Reiterei. Über die Verwendung der geringen athenischen Reiterei sind die Angaben widersprüchlich (es werden die Deckung des Lagers in Delion oder eine Aufstellung an den beiden Flügeln der Phalanx vermutet), sie greift jedoch nicht in das Gefecht ein. Die Athener greifen das Boiotische Heer an und schaffen es trotz des Anlaufs bergauf mit ihrem traditionell stärkeren rechten Flügel den linken Flügel der Boiotier zurückzudrängen. Die wehrfähige Bevölkerung Thespiais wird dabei beinahe vollständig vernichtet. Dem Bericht des Thukydides zufolge steht der linke Flügel der Boiotier bereits kurz vor einer Niederlage, doch als die Athener den Gegner schon umfasst haben, bringen sie sich selbst Verluste bei. Die äußeren Ränder zweier Heeresabteilungen kommen durch die Schwenkungsbewegung bei der Umfassung vermutlich in eine Stellung, die es jeweils naheliegend erscheinen lässt, einer Frontverlängerung des Gegners gegenüber zu stehen. Die Kämpfer einer Partei tragen zu dieser Zeit noch keine einheitlichen Schilde. Während die Athener ihren eigenen linken Flügel eindrücken und umfassen, greift Pagondas mit seinem besonders stoßkräftigen, tiefgegliederten rechten Flügel den linken Flügel der Athener bergab an, drängt ihn mühelos immer weiter zurück und droht ihn zu durchbrechen. Da sein linker Flügel aber bereits umfasst ist und ihm dadurch ein Angriff gegen den Rücken des Zentrums seiner Front droht, steht er kurz vor einer Niederlage. Seine Reiterei hat bislang als Reserve jedoch nur den Auftrag, die rechte Flanke seiner tiefen thebanischen Phalanx zu decken und ist durch den Gefechtserfolg auf diesem Flügel somit ungebunden. Pagondas erkennt seine Chance und setzt Teile dieser beweglichen Reserve zur Unterstützung des linken Flügels ein. Als die Hopliten des rechten athenischen Flügels, die sich bereits siegreich sahen, die frische feindliche Reiterei anreiten und ins Gefecht eingreifen sehen, verlässt sie der Mut. Die Anstrengungen des Sturms bergauf, des anschließenden Kampfes und die Hoffnungen auf den greifbaren Sieg und das Ende der Schlacht lassen keine erneute Belastung zu. Gleichzeitig drängt Pagondas auf dem anderen Flügel, keine 800 Meter entfernt, die Athener immer weiter zurück und steht kurz vor dem Durchbruch in den Rücken des athenischen Heeres. Den Athenern bleibt in dieser Lage nur die Flucht. In der Schlacht kommen rund 500 Boiotier und 1000 Athener, darunter auch der athenische Feldherr Hippokrates, ums Leben. Die Boiotier verfolgen die Athener bis Sonnenuntergang. Den Fliehenden gelingt es, sich in ihr befestigtes Lager in Delion zu retten, doch teilen ihnen die Boiotier mit, dass sie das Tempelgelände als heiligen Ort betrachteten, den die Athener zu verlassen hätten. Die Athener antworten, sie hätten den Platz mit dem Recht des Eroberers gewonnen, nun sei er ihnen selbst heilig und man handele im Übrigen auch nur zur Selbstverteidigung. Zwei Wochen lang steht man sich so gegenüber, doch erhalten die Boiotier unterdessen Verstärkung durch 2000 korinthische Hopliten. Die Korinther setzen dann, Thukydides zufolge, mit einer Art Flammenwerfer die Stellung der Athener in Brand; dabei kommen etwa 200 Athener ums Leben; den Übrigen gewährt man freien Abzug. Nun trifft auch Demosthenes, der unglückliche Führer der Seeexpedition, ein, aber da sich die Lage inzwischen grundlegend zum Nachteil der Athener gewandelt hat, kann er nichts mehr ausrichten und wird schnell von den Boiotiern vertrieben. Der Boiotisch-thebanische Sieg in der Schlacht von Delion hat keine strategischen Auswirkungen. Athen kann die relativ geringen Verluste leichter verwinden als den moralischen Schock der Niederlage. Sparta, der eigentliche Gegenspieler Athens im peloponnesischen Krieg, hat keine spürbaren Vorteile. Die Bedeutung der Schlacht liegt im taktischen Bereich. Pagondas, als verantwortlicher Feldherr, hat einige Neuerungen eingeführt, die Vorbereitung für bahnbrechende Weiterentwicklungen sind. Zum Teil liegt die Bedeutung der Schlacht auch darin, dass aus ihrem gut dokumentierten Verlauf erstmals taktische Entwicklungen nachgewiesen werden können, die vielleicht schon zu früherem Zeitpunkt vorhanden waren, jedoch nicht aufgezeichnet wurden. Pagondas' asymmetrische Aufstellung wird Vorbild für den thebanischen Feldherren Epaminondas, der ihr eine entscheidende Abwandlung gibt (Verstärkung des linken statt des rechten Flügels). Es ist der erste nachgewiesene schlachtentscheidende Einsatz einer Reserve. Durch den Einsatz von Reiterei zur Abwehr einer Hoplitenformation wird die Rolle der Reiterei nachhaltig aufgewertet und die spätere Entwicklung der Kavallerie durch die Makedonen vorbereitet.
  • Der Historiker Thukydides kommandiert eine kleine Flotte bei Thasos; da er nur Eion retten kann, wird er verbannt.
Sparta.png
Hellas

Bei der 89. Olympiade gewinnt der vormalige Sieger Symmachus von Messenia den Stationlauf und wird zum zweiten Mal in Folge Olympionike.

Akropolis.png Pantheon.png
Hellas / Magna Graecia

Die sich seit 427 BC auf Sizilien befindliche Athener Streitmacht, die auf der Seite von Leontinoi gegen die Angreifer aus Syrakus kämpften, einigen sich durch die Vermittlung des Hermokrates aus Syrakus auf einen Frieden; die Athener kehren nach Hause zurück.

Thrakien.png
Königreich der Odrysen

Seuthes I. wird als Nachfolger seines Onkels Sitalkes neuer König der Odrysen in Thrakien. Seuthes I. ist der Sohn von Sparadokos, Enkel des Teres, vermutlich Vater von Maisades und Schwiegersohn des Atheners Xenophon, der später die Anabasis schreiben wird.

Italische Sprachen.png Tarquinia.png
Italische Volksstämme / Etruskisches Reich

Nachdem der Stamm der Samniten bei seiner Ausbreitung in die Küstenregion Kampaniens die mit ihm verwandten Osker unterwarf, nehmen sie nun die Städte Capua und Kyme ein. Der Etruskische Städtebund in Kampanien zerfällt.

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