Chronik 02.1871: Unterschied zwischen den Versionen

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Auf ausdrücklichen Befehl der provisorischen französischen Regierung unter Adolphe Thiers erfolgt nach 108 Tagen deutscher Belagerung von 18.000 Mann unter General Udo von Tresckow die Übergabe der ostfranzösischen Festung Belfort, da die Übergabe zur Bedingung für die Verlängerung des Waffenstillstandes gemacht wurde. Die Garnison von Belfort erhält unter ihrem Kommandanten Oberst Pierre Marie Philippe Aristide Denfert-Rochereau freien Abzug unter Mitnahme ihrer Waffen und Feldgeschütze. Die Mitnahme der Festungsarchive wird ebenfalls bewilligt. In der Konvention wird die tapfere Verteidigung ausdrücklich anerkannt. Den abziehenden Franzosen werden sogar militärische Ehren erwiesen. Von den 17.000 französischen Soldaten sind 4.750 gefallen, während die Deutschen hier 2100 Mann zu beklagen haben. 336 Tote sind unter der Zivilbevölkerung sowie erhebliche Zerstörungen der Stadt durch die Beschießungen zu beklagen. Durch den Widerstand der Belagerten wird es Thiers in den Friedensverhandlungen gelingen, den Verbleib von Belfort in Frankreich zu erreichen, obwohl die Stadt ein Teil des Oberelsass' und damit des Sundgaus ist. <br>
 
Auf ausdrücklichen Befehl der provisorischen französischen Regierung unter Adolphe Thiers erfolgt nach 108 Tagen deutscher Belagerung von 18.000 Mann unter General Udo von Tresckow die Übergabe der ostfranzösischen Festung Belfort, da die Übergabe zur Bedingung für die Verlängerung des Waffenstillstandes gemacht wurde. Die Garnison von Belfort erhält unter ihrem Kommandanten Oberst Pierre Marie Philippe Aristide Denfert-Rochereau freien Abzug unter Mitnahme ihrer Waffen und Feldgeschütze. Die Mitnahme der Festungsarchive wird ebenfalls bewilligt. In der Konvention wird die tapfere Verteidigung ausdrücklich anerkannt. Den abziehenden Franzosen werden sogar militärische Ehren erwiesen. Von den 17.000 französischen Soldaten sind 4.750 gefallen, während die Deutschen hier 2100 Mann zu beklagen haben. 336 Tote sind unter der Zivilbevölkerung sowie erhebliche Zerstörungen der Stadt durch die Beschießungen zu beklagen. Durch den Widerstand der Belagerten wird es Thiers in den Friedensverhandlungen gelingen, den Verbleib von Belfort in Frankreich zu erreichen, obwohl die Stadt ein Teil des Oberelsass' und damit des Sundgaus ist. <br>
 
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Die französische Nationalversammlung wählt den gemäßigten Republikaner Adolphe Thiers zum Chef der provisorischen Regierung. <br>
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Der evangelische Prediger Karl Wilhelm Moritz Snethlage stirbt in Berlin. Snethlage war von 1844 Hof- und Domprediger, von 1863 Oberhofprediger und unter anderem Mitglied im Kuratoriium des Diakonissen-Krankenhauses Bethanien in Berlin. <br>
 
Der evangelische Prediger Karl Wilhelm Moritz Snethlage stirbt in Berlin. Snethlage war von 1844 Hof- und Domprediger, von 1863 Oberhofprediger und unter anderem Mitglied im Kuratoriium des Diakonissen-Krankenhauses Bethanien in Berlin. <br>
 
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Version vom 27. April 2017, 02:13 Uhr

Pixabay-Globus.jpg

DIE EREIGNISSE IM FEBRUAR 1871



DIE SCHLAGZEILEN DES MONATS


Deutschland und Frankreich schließen "Vorfrieden"

Frankreich tritt Elsass und Lothringen an Deutschland ab, allerdings ohne Belfort

Frankreich soll 5 Mrd. Francs Reparation bezahlen; bis dahin bleiben deutsche Truppen in Ostfrankreich

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1855-1881
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Deutsches Kaiserreich
Kaiser Wilhelm I.
Kanzler Otto Graf von Bismarck
(1861)1871-1888
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Präsident Ulysses S. Grant
1869-1877
Frankreich.gif
Französische Republik
Provisorischer Präsident Adolphe Thiers
Ratspräsident Jules Dufaure
1871-1873
1871-1873
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Chronik Januar 1871 / Februar 1871 / März 1871 / April 1871 / Mai 1871 / Juni 1871 / Juli 1871 / August 1871 / September 1871 / Oktober 1871 / November 1871 / Dezember 1871
Ereignis
Fortlaufende Ereignisse

* Besetzung Paraguays durch Brasilien (seit März 1870) * Deutsch-Französischer Krieg (seit 19. Juli 1870)
* Deutsche Belagerung von Paris (seit 19. September 1870)
* Deutsche Belagerung von Belfort im Elsass (seit 3. November 1870)
* Deutsche Belagerung von Maizières (25.-31. Dezember 1870) * Deutsche Belagerung von Péronne in der Picardie (ab 26. Dezember 1870)

Februar 1871
Deutsches Reich.gif
Deutsches Kaiserreich

Im Zuge der Reichsgründung befürchtet man in Ostfriesland einen endgültigen Verlust der althergebrachten Selbstverwaltung, was zu einem Aufstand führt. Den Anführern des „Friesenaufstandes“ gelingt es dabei auch, interfriesische Bande nach Nordfriesland zu spinnen. Ziel des Aufstandes ist es, im Zuge der Reichsgründung mehr Rechte für das Volk der Friesen zu gewinnen. Dabei kommt es sowohl in Ost- als auch in Nordfriesland zu kleineren Ausschreitungen, vor allem aber in der dortigen Provinz. So wird in Greetsiel in Ostfriesland angeblich der dortige Vertreter des preußischen Königs, ein Hafen- und Zollwart, von Bauern mit Forken aus der Stadt gejagt. Ähnliche Ausschreitungen gegen preußische Beamte gibt es dem Vernehmen nach auch in Esens, Groothusen und Aurich, wo die preußischen Polizeibeamten allerdings angesichts der wenigen Demonstranten die Situation schnell beruhigen können.

01.02.1871
Frankreich.gif Französische Republik / Deutsches Reich.gif Deutsches Kaiserreich

Zwischen deutschen und französischen Streitkräften findet bei Montréal-la-Cluse im Département Ain in der Region Rhône-Alpes ein Gefecht statt. Vermutlich handelt es sich hier um den weitesten Vorstoß deutscher Truppen nach Süden seit Beginn des Krieges.

Frankreich.gif 50px
Französische Republik / Schweizerische Eidgenossenschaft
Der französische General Justin Clinchant
Der Schweizer General Hans Herzog
Der französische General Justin Clinchant, der am 26. Januar den Oberbefehl über die Ostarmee übernommen hat, nachdem sein Vorgänger General Charles Denis Bourbaki einen Selbstmordversuch unternommen hatte, unterzeichnet gegen 3 Uhr morgens beim Oberbefehlshaber der Schweizer Grenztruppen General Hans Herzog den Vertrag von Les Verrières zum Übergang seiner Soldaten in die Schweiz.
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
  • Ein Gerät für die Eisenbahn-Sicherheitstechnik, der „Elektromagnetische Eisenbahn-Streckenblock“, entwickelt von der Firma Siemens & Halske, wird vorgestellt und zur Einführung auf der Strecke Berlin-Potsdam empfohlen.
  • Die Strecke Spandau-Wustermark-Stendal-Gardelegen der Berlin-Lehrter Eisenbahn wird eröffnet.
04.02.1871
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau
Schloss Muskau bei Cottbus
Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau (* 30. Oktober 1785 auf Schloss Muskau) stirbt auf Schloss Branitz bei Cottbus. Er war ein deutscher Standesherr, Landschaftsarchitekt, Schriftsteller und Weltreisender und ein bekanntes Mitglied der „gehobenen Gesellschaft“. Hermann von Pückler-Muskau war der Sohn des Grafen Ludwig Carl Hans Erdmann von Pückler und der 15-jährigen Reichsgräfin Clementine von Callenberg. Durch seine Mutter war er Erbe der Standesherrschaft Muskau, der größten deutschen Standesherrschaft. Er wuchs zunächst in schwierigen familiären Verhältnissen auf. Seine Mutter, so formulierte er es als 16-Jähriger in einem Brief an den Vater, behandelte ihn wie ein Spielzeug „ohne selbst zu wissen, warum sie mich bald schlug, bald liebkoste“. Der Vater Erdmann Graf Pückler galt als mürrisch und tatenarm. In demselben Brief beschrieb Pückler seine Erziehung wie folgt: „In den frühen Jahren meiner Kindheit finde ich mich in den Händen theils dummer, theils roher Bedienten, die mich ziemlich nach Gefallen behandelten.“ Einzig sein Großvater Graf von Callenberg und sein Hauslehrer Andreas Tamm mochten den jungen Grafen, letzterer wurde jedoch früh zum Gehen gezwungen. Nach dem Tod des Großvaters wurde der Siebenjährige 1792 für vier Jahre zu den Herrnhutern nach Uhyst, dann aufs „Pädagogium“ nach Halle und schließlich auf das Philanthropinum in Dessau geschickt. Die streng pietistische Erziehung an der „herrenhutischen Heuchelanstalt“ (Zitat von Pückler) in Uhyst begründete seine spätere Abneigung gegen den Protestantismus. Wo er sich religiös äußerte, trat ein Mensch hervor, der Gott allenfalls in der Natur suchte. Im hohen Alter konvertierte er zur römisch-katholischen Kirche. 1801 immatrikulierte er sich 16-jährig zum Studium der Rechte an der Universität Leipzig, brach dies jedoch frühzeitig ab und begann eine militärische Laufbahn, (1802–1806 Offizier im sächsischen Garde du Corps in Dresden), um schließlich ausgedehnte Reisen – oft zu Fuß – in die Provence und nach Italien zu unternehmen. 1811 wurde er Standesherr, übergab bald die Verwaltung seinem Freunde, dem Dichter Leopold Schefer, nahm dann in russischen und sachsen-weimarischen Diensten als Kavallerieoffizier im Feldzug gegen Napoleon teil (kurzzeitig Militärgouverneur von Brügge). 1812 bereiste er zusammen mit Leopold Schefer das erste Mal England, wo er angesichts der dortigen Parks seine Berufung zum Gartenkünstler entdeckte. Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel Pücklers Teil der Lausitz von Sachsen an Preußen. Nach Schätzungen von Historikern war Pückler einer der fünfzehn größten Landbesitzer im Königreich Preußen. Am 9. Oktober 1817 erfolgte die Heirat mit der neun Jahre älteren Lucie von Hardenberg (1776?1854), geschiedene von Pappenheim, Tochter des preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg. 1822 wurde Pückler gefürstet. 1826 kam es pro forma zur Scheidung von Lucie, mit der er dessen ungeachtet lebenslang freundschaftlich zusammen blieb. Der verschuldete Park- und Gartengestalter wollte nach England reisen, um erneut reich zu heiraten. Auf der Suche nach einer vermögenden Erbin verbrachte Pückler zwischen 1825 und 1829 viele Monate dort. Er bewunderte den Lebensstil des englischen Landadels, den er als das beste Element in der englischen Gesellschaft betrachtete. Dennoch kritisierte er in den Briefen an Lucie mit scharfen Worten die rücksichtslose Vertreibung der Landbevölkerung in Irland durch englische Adelige, die in Irland die Schafzucht intensivierten. Er fand keine Braut, dafür wurden seine Reiseberichte ein literarischer und finanzieller Erfolg in Deutschland, dann auch in England und den USA. Der Fürst beschloss nun, nach Nordamerika zu reisen, doch wegen eines Duells verpasste er die Schiffsabfahrt. Pückler erreichte im Mai 1837 Meroe im Sudan und ließ seinen Namen an den dortigen Pyramiden eingravieren, ebenso wie an den Tempeln des nahe gelegenen Musawwarat. Stattdessen unternahm er eine Reise über Algier nach Ägypten, wo er vom Khediven Muhammad Ali Pascha als Staatsgast empfangen wurde und für seinen Aufenthalt einen Palast mit Personal erhielt, und weiter in den Sudan, bis er 1838 südlich von Khartum entkräftet den Rückweg antrat. Ferner reiste er in den Nahen Osten – nach Konstantinopel – er versuchte später erfolglos, dort preußischer Botschafter zu werden – und nach Griechenland. Politisch vertrat er liberale Positionen und stand den preußischen Reformern um den Freiherrn vom Stein nahe. So plädierte er für eine politische Selbstverwaltung auf kommunaler Ebene. Dies, dazu sein erklärter Pantheismus und sein extravaganter Lebensstil machten ihn im illiberalen Preußen der Biedermeier-Ära suspekt. Auf der anderen Seite beteiligte Pückler sich jedoch, ganz der offiziellen deutschnationalen Linie folgend, aktiv an der Germanisierung seiner überwiegend sorbischen Untertanen und vernachlässigte die Volksbildung in seiner Herrschaft. Da er sich mit der Anlage seines ersten Parks in Muskau finanziell übernommen hatte, verkaufte er 1845 die Standesherrschaft Muskau. Er zog auf sein Erbschloss Branitz bei Cottbus. Den Erlös aus dem Verkauf von Muskau verwendete er, um das Schloss Branitz (unter starkem Einfluss von Gottfried Semper) umbauen zu lassen und um erneut einen Landschaftspark nach englischem Vorbild, den späteren Fürst-Pückler-Park, anzulegen. Fürst Pückler war als tollkühn und rastlos bekannt ? 1815 sein Aufstieg mit einem Freiballon, 1837 seine Reise zu den Nilkatarakten. Noch als 81-jähriger nahm er 1866 als Titular-General am preußischen Feldzug gegen Österreich-Ungarn teil und bewarb sich ? jedoch erfolglos ? vier Jahre später um eine Teilnahme am Feldzug gegen Frankreich. Bis zu seinem Tod im Jahr 1871 widmete er sich der Schriftstellerei (er war der erste deutsche Schriftsteller, der Kohlepapier für Durchschläge benutzte). Da eine Einäscherung Verstorbener damals aus religiösen Gründen verboten war, griff er zu einer provokanten List und verfügte, dass sein Herz in Schwefelsäure aufzulösen sei und der Körper in Ätznatron, Ätzkali und Ätzkalk gebettet werden solle. So wird er am 9. Februar 1871 im Tumulus ? einer Seepyramide im Parksee des Branitzer Schlossparks – beigesetzt werden. Da er kinderlos war, fallen sein Schloss und sein Park nun an den Majoratsnachfolger, seinen Vetter, den Reichsgraf Heinrich von Pückler, Barvermögen und Inventar an seine Nichte Marie von Pachelbl-Gehag, geb. von Seydewitz. Den literarischen Nachlass des Fürsten erbt die Schriftstellerin Ludmilla Assing mit der Auflage, die Biographie des Autors zu schreiben und seine ungedruckten Briefwechsel und Tagebücher zu veröffentlichen.
13.02.1871
Frankreich.gif Deutsches Reich.gif
Französische Republik / Deutsches Kaiserreich

Ende der seit 8. November 1870 andauernden Belagerung von Belfort in der Franche-Comté durch deutsche Truppen.

Deutsches Reich.gif 50px
Hermann Helmholtz, der "Reichskanzler der Physik"
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Der Potsdamer Physiologe und Physiker Hermann Helmholtz wird zum Professor für experimentelle Physik an die Berliner Universität berufen und wird Direktor des Physikalischen Institutes. Als Universalgelehrter ist er derzeit einer der vielseitigsten Naturwissenschaftler und wird auch „Reichskanzler der Physik“ genannt. Er ist der Nachfolger des im Vorjahr verstorbenen Ordinarius der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, Heinrich Gustav Magnus. Der 50 Jahre alte Helmholtz gilt als einer der größten, vielseitigsten Denker und Forscher in Deutschland. Mit großem Aufwand soll er von der gebildeten Bevölkerung Heidelbergs verabschiedet werden. Im Vorjahr wurde Helmholtz Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

15.02.1871
Deutsches Reich.gif 50px 50px
Der Klavierbauer Henry E. Steinway, früher Heinrich Steinweg
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen / Vereinigte Staaten von Amerika (New York)

Der deutsche Klavierbauer Henry E. Steinway (* 15. Februar 1797 in Wolfshagen im Harz als Heinrich Engelhard Steinweg) stirbt in New York. Aufgrund der unruhigen politischen Lage übergab Steinweg 1850 das Braunschweiger Geschäft seinem Sohn Theodor. Am 28. Mai 1850 emigrierte er mit vier anderen Söhnen nach New York, wo sie zunächst in mehreren Klavierfabriken arbeiteten. 1853 machten sie sich selbstständig. Heinrich Steinweg anglisierte 1854 seinen Namen. Die Firma hieß seitdem Steinway and Sons. Das Geschäft nahm schnell einen enormen Aufschwung, nachdem es 1855 auf der New Yorker Industrieausstellung den ersten Preis für seine kreuzsaitigen Pianofortes, einer Entwicklung von Henry Steinway jr., erhalten hatte. 1856 wurde der erste Flügel gebaut. 1866 errichtete die Firma einen eigenen Konzertsaal in New York, die Steinway Hall, damals einer ihrer größten Konzertsäle. Theodor Steinweg verkaufte 1865 die Braunschweiger Firma an Wilhelm Grotrian (sie existiert noch 150 Jahre später unter dem Namen Grotrian-Steinweg) und trat in das New Yorker Geschäft ein, nachdem seine Brüder Heinrich am 11. März 1865 in New York und Karl am 31. März 1865 in Braunschweig gestorben waren.

16.02.1871
Deutsches Reich.gif Frankreich.gif
Der Verteidiger von Belfort, Oberst Pierre Marie Denfert-Rochereau
Der deutsche General Udo von Tresckow
Deutsches Kaiserreich / Französische Republik

Nach der verlorenen Schlacht an der Lisaine vom 15. bis 17. Januar und dem Ausschalten der Ostarmee gibt es für Frankreich keine Hoffnung mehr auf einen Entsatz der belagerten Festung von Belfort, die zwar noch weiter Widerstand leistete, aber nun vor den Deutschen kapitulieren musste. Die koordinierten Versuche französischer Verbände im Winter 1870/1871, die Initiative zurückzugewinnen, waren gescheitert. Die Ausfälle von Paris (Schlacht bei Buzenval) hatten ebenso wenig Erfolg gebracht, wie die Angriffe aus dem Norden (Schlacht bei Saint-Quentin) und Westen (Schlacht bei Le Mans). Diese Serie von Fehlschlägen hatte neben der militärischen auch eine erhebliche moralische Wirkung auf die französische Bevölkerung. Nach der Schlacht an der Lisaine war ein Waffenstillstand ausgehandelt worden, der aber die Gebiete in Ostfrankreich ausdrücklich ausnahm, so dass die Verfolgung und anschließende Ausschaltung der Ostarmee durch die deutschen Verbände rechtlich zulässig blieb.
Auf ausdrücklichen Befehl der provisorischen französischen Regierung unter Adolphe Thiers erfolgt nach 108 Tagen deutscher Belagerung von 18.000 Mann unter General Udo von Tresckow die Übergabe der ostfranzösischen Festung Belfort, da die Übergabe zur Bedingung für die Verlängerung des Waffenstillstandes gemacht wurde. Die Garnison von Belfort erhält unter ihrem Kommandanten Oberst Pierre Marie Philippe Aristide Denfert-Rochereau freien Abzug unter Mitnahme ihrer Waffen und Feldgeschütze. Die Mitnahme der Festungsarchive wird ebenfalls bewilligt. In der Konvention wird die tapfere Verteidigung ausdrücklich anerkannt. Den abziehenden Franzosen werden sogar militärische Ehren erwiesen. Von den 17.000 französischen Soldaten sind 4.750 gefallen, während die Deutschen hier 2100 Mann zu beklagen haben. 336 Tote sind unter der Zivilbevölkerung sowie erhebliche Zerstörungen der Stadt durch die Beschießungen zu beklagen. Durch den Widerstand der Belagerten wird es Thiers in den Friedensverhandlungen gelingen, den Verbleib von Belfort in Frankreich zu erreichen, obwohl die Stadt ein Teil des Oberelsass' und damit des Sundgaus ist.

17.02.1871
Frankreich.gif
Französische Republik

Die französische Nationalversammlung wählt den gemäßigten Republikaner Adolphe Thiers zum Chef der provisorischen Regierung.

Deutsches Reich.gif
Deutsches Kaiserreich

Der evangelische Prediger Karl Wilhelm Moritz Snethlage stirbt in Berlin. Snethlage war von 1844 Hof- und Domprediger, von 1863 Oberhofprediger und unter anderem Mitglied im Kuratoriium des Diakonissen-Krankenhauses Bethanien in Berlin.

26.02.1871
Deutsches Reich.gif Frankreich.gif
Der provisorische französische Präsident Adolphe Thiers
Der deutsche Reichskanzler Graf Otto von Bismarck
Deutsches Kaiserreich / Französische Republik

In Versailles handeln der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck und der provisorische französische Staatspräsident Adolphe Thiers einen sogenannten "Präliminarfrieden" ("Vorfrieden") aus und beenden damit die Kampfhandlungen im Deutsch-Französischen Krieg. Die Bedingungen dieses Vorfriedens sind:

  • Frankreich tritt Elsass und Lothringen, allerdings ohne Belfort, an Deutschland ab.
  • Frankreich leistet 5 Milliarden Francs Reparationskosten; bis zur Ableistung der Summe besetzt Deutschland ganz Ostfrankreich.
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Weblinks



März 1871
Deutsches Reich.gif Frankreich.gif
Deutsches Kaiserreich / Französische Republik

Auf französischem Boden stehen folgende deutsche Soldatengruppen: 464.221 Mann Infanterie, 55.562 Reiter und 1.674 Geschütze an Feldtruppen sowie 105.072 Mann Infanterie, 5.681 Reiter und 68 Geschütze an Besatzungstruppen. Insgesamt wurden auf deutscher Seite im Kriegsverlauf etwa 1,4 Millionen Mann mobilisiert, von denen 1,1 Millionen in Frankreich zum Einsatz kamen.

Deutsche Feldtruppen in Frankreich, gegen Ende des Krieges, ohne Besatzungs- und Ersatztruppen
Land Infanterie Kavallerie Geschütze
Norddeutscher Bund
385.600 Mann
48.000 Mann
1284 Geschütze
Königreich Bayern
50.000 Mann
5500 Mann
192 Geschütze
Königreich Württemberg
15.000 Mann
1500 Mann
54 Geschütze
Großherzogtum Baden
11.700 Mann
1800 Mann
54 Geschütze
SUMME
462.000 Mann
56.800 Mann
1584 Geschütze
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Die Königliche Prüfungsstation für Baumaterialien wird in Berlin gegründet.

Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Freie Hansestadt Bremen

Die Freie Hansestadt Bremen tritt als Bundesstaat dem Deutschen Kaiserreich bei. Der Erste Bürgermeister Johann Daniel Meier gibt eine entsprechende Erklärung ab.

03.03.1871
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Deutsches Kaiserreich

Die ersten Reichstagswahlen nach Gründung des Deutschen Reiches mit Parlamentssitz in der Leipziger Straße in Berlin finden statt. Es werden 382 Abgeordnete gewählt. In jedem der insgesamt 382 Wahlkreise wird nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Aus der ersten Reichstagswahl gehen die Nationalliberalen mit 31 Prozent der Stimmen als mit Abstand stärkste Partei hervor. In Berlin erringt die Fortschrittspartei alle sechs Mandate. Wahlberechtigt sind 7,65 Millionen männliche Reichsbürger, die mindestens 25 Jahre alt sind, das entspricht etwa 19,4 % der Bevölkerung. Militärangehörige und andere Gruppen sind ausgeschlossen. Die Wahlbeteiligung liegt bei etwa 51 Prozent. Die Bürger des späteren Reichslands Elsaß-Lothringen nehmen an der Wahl nicht teil und werden somit im ersten Reichstag nicht repräsentiert, da der Friede von Frankfurt mit dem Kriegsgegner Frankreich noch nicht geschlossen wurde. Die stärkste politische Bewegung im Reichstag wird der Liberalismus, dem 202 der 382 Abgeordneten zuzurechnen waren. Er ist allerdings auf verschiedene Fraktionen verteilt. Vor allem die Nationalliberalen unterstützen im Reichstag die Politik von Reichskanzler Otto von Bismarck. Das Ergebnis:

Ergebnis der ersten Wahlen zum Deutschen Reichstag
Rang Partei Stimmen (ca.) in % Sitze Veränderung
1 Nationalliberale Partei (NLP) 1.171.000 31,1 % 119 + 38
2 Zentrum (Z) (mehrheitl. katholisch) 724.000 18,6 % 60 + 60
3 Deutsch-Konservative Partei (DtKP) 549.000 14,1 % 53 - 13
4 Deutsche Reichspartei (DRP) (freikonservative) 346.000 8,9 % 39 + 5
5 Deutsche Fortschrittspartei (DFP) 342.000 8,8 % 45 + 16
6 Liberale Reichspartei (LRP) 281.000 7,2 % 30 + 30
7 Polnische Abgeordnete 176.000 4,5 % 14 + 3
8 Deutsch-Hannoversche Partei (DHP) (Welfenpartei) 52.000 1,4 % 7 + 7
9 Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) / Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (ADAV) 124.000 3,2 % 2 - 4
10 Deutsche Volkspartei (DtVP) 19.000 0,5 % 1 + 1
11 Dänische Abgeordnete 25.000 0,7 % 1 0
12 Sonstige 79.000 2,0 % 11 - 88
ungültige Stimmen 19.016 0,5 %
gültige Stimmen 3.888.000 99,5 % 382 297
Wahlbeteiligung 51,0 %

Die Veränderung bezieht sich auf die letzte Wahl zum Norddeutschen Bund, dem ganz Süddeutschland nicht angehörte!

07.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Französische Republik

Kaiser Wilhelm I. besucht das Schlachtfeld von Villiers, auf dem am 30. November und am 2. Dezember eine wichtige Schlacht im Französisch-Deutschen Krieg stattfand hat und nimmt hier eine Parade des I. Königlich-Bayerischen Korps unter Ludwig von der Tann und etwa 20.000 Mann des Sächsischen Korps unter Prinz Georg von Sachsen ab.

09.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Der Berliner Magistrat beantragt für Otto von Bismarck und Helmuth von Moltke die Ernennung zu „Ehrenbürgern der Städte des deutschen Reiches“. Die Berliner Stadtverordnetenversammlung lehnt diesen Antrag ab. Trotzdem ist die Ablehnung für den Magistrat nicht bindend.

12.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
Der schlesische Astronom Karl Luther entdeckt Amalthea
Der schlesische 49 Jahre alte Philosoph, Mathematiker, Astronom und Direktor der Sternwarte Düsseldorf, Karl Theodor Robert Luther, entdeckt "(113) Amalthea", einen Asteroiden des Hauptgürtels (113 bedeutet, dass es der 113. Asteroid ist, der bis jetzt entdeckt wurde). Es ist seine 18. Entdeckung dieser Art. Der Asteroid, der sich zwischen 2,167 und 2,585 Astronomischen Einheiten (1 = Entfernung Erde-Sonne) in unserem Sonnensystem bewegt, hat einen Durchmesser von 46 Kilometern. Er dreht sich einmal um seine eigene Achse in 9 Stunden und 56 Minuten. Seine absolute Helligkeit ist 8,74mag. Er umkreist die Sonne einmal in 3 Jahren und 242 Tagen und hat eine mittlere Orbitalgeschwindigkeit von 19,3 km/Sekunde. Luther benennt ihn nach einer Nymphe, die nach der griechischen Mythologie Zeug mit der Milch einer Ziege aufzog.
13.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Österreich-Ungarische Monarchie / Französische Republik / Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland / Königreich Italien / Russisches Kaiserreich / Osmanisches Reich

Abschluss der Pontuskonferenz in London, die den Status des Schwarzen Meeres (lat. Pontus Euxinus) unter dem Hintergrund des russischen Expansionsdruckes gegen das Osmanische Reich neu definiert. Die Neutralität und Entmilitarisierung des Schwarzen Meeres wird aufgehoben. Mit deutscher Unterstützung erhält Russland das nach dem Krimkrieg untersagte Recht zurück, im Schwarzen Meer eine Schlachtflotte zu unterhalten, wird allerdings verpflichtet, vor der Durchfahrt durch die Meerengen die Zustimmung des Osmanischen Reiches einzuholen. Russland beginnt unverzüglich mit dem Bau einer neuen Schwarzmeerflotte.

16.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Die Stadtverordnetenversammlung von Berlin beschließt, dass aus dem Krieg gegen Frankreich zurückkehrende Soldaten je einen Taler, Unteroffiziere je zwei Taler, Kriegerwitwen je 20 Taler, Waisen je fünf Taler erhalten. Außerdem ernennt die Stadtverordnetenversammlung auf Geheiß des Berliner Magistrates hin Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck und Helmuth Graf von Moltke zu Ehrenbürgern von Berlin.

17.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Der nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg am 18. Januar 1871 in Versailles zum Kaiser ausgerufene Wilhelm I. wird in Begleitung von Kronprinz Friedrich Wilhelm in Berlin empfangen.

18.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Französische Republik

Gemäß den vom Deutschen Reich diktierten Bedingungen des Versailler Friedensvertrages muss Frankreich eine deutsche Garnison in Paris dulden. Gegenüber der französischen Regierung wächst zusehends der Unmut der Pariser Bevölkerung, der sich nun zu einem offenen Aufstand in der Stadt entwickelt. Die erste sozialistische Revolution in Frankreich beginnt. Die Mitglieder des revolutionären Pariser Stadtrates werden „Kommunarden“ (frz. communards) genannt.

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Deutsches Kaiserreich / Großherzogtum Hessen
Der deutsche Historiker und nationalliberale Politiker Georg Gottfried Gervinus
Der deutsche Historiker und nationalliberale Politiker Georg Gottfried Gervinus (* 20. Mai 1805 in Darmstadt) stirbt in Heidelberg. Gervinus studierte nach Buchhändlerlehre in Bonn und kaufmännischer Ausbildung in Darmstadt von 1825 bis 1827 an der Universität Gießen, anschließend bis 1829 an der Universität Heidelberg Geschichte, Philologie und Philosophie. 1835 wurde er in Heidelberg zum Professor für Geschichte und Literatur berufen. 1836 wechselte er nach Göttingen. Dort wurde er jedoch bereits 1837 abgesetzt und des Landes verwiesen, da er als einer der Göttinger Sieben - neben ihm waren dies noch Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Friedrich Christoph Dahlmann, Wilhelm Eduard Albrecht, Heinrich Ewald und Wilhelm Eduard Weber - gegen die Aufhebung des hannoverschen Staatsgrundgesetzes durch den König, Ernst August, protestiert hatte. Diese Tat erregte in der deutschen Öffentlichkeit großes Aufsehen. Zwischen 1835 und 1842 publizierte Gervinus sein Hauptwerk, die Geschichte der deutschen Nationalliteratur. 1844 nahm er in Heidelberg seine akademische Tätigkeit wieder als Honorarprofessor auf. Ab 1847 war er Herausgeber der von Karl Mathy und Friedrich Daniel Bassermann begründeten Deutschen Zeitung, zu dieser Zeit das Blatt der liberalen Intellektuellen. Gervinus war Mitglied des Vorparlaments und des von diesem gebildeten Siebzehnerausschusses. Vom 18. Mai bis zum 31. Juli 1848 war er Abgeordneter für Wanzleben in der Frankfurter Nationalversammlung. 1853 wurde er wegen demokratischer Publikationen (Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts) vom Mannheimer Hofgericht wegen Hochverrats zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt und erneut aus dem Universitätsdienst entlassen. Dieses Urteil wurde jedoch kurz darauf vom Oberhofgericht in Mannheim für nichtig erklärt, weil die auf Hochverrat lautende Anklage nicht hätte vom Hofgericht angenommen werden dürfen. Die Anklage wurde daraufhin aus nicht genannten Gründen gänzlich zurückgezogen und fallen gelassen. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften nahm ihn 1863 als auswärtiges Mitglied in ihre Reihen auf.
19.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
Der Berliner Pharmakologe Carl Gustav Mitscherlich
Der Pharmakologe Carl Gustav Mitscherlich (* 09.11.1805 in Jever)stirbt in Berlin. Mitscherlich war seit 1844 Professor für Arzneimittellehre an der Berliner Universität. Carl Gustav, Bruder des bekannten Chemikers Eilhard Mitscherlich, untersuchte schon als Student in dem Laboratorium seines Bruders verschiedene Antimon- und Quecksilberpräparate und promovierte 1829. Im Jahre 1858 wurde er zum Geheimen Medizinalrat ernannt und wurde zu dieser Zeit zum ersten deutschen Pharmakologen, der die Bedeutung der Kenntnis des chemischen Verhaltens der Arzneimittel gegen die Bestandteile des Organismus und die der Tierversuche überhaupt für die Entwicklung der Pharmakologie erkannte und durch eine Reihe von Experimentalarbeiten wesentlich förderte. Gleichzeitig arbeitete er mit Erfolg an seinem außerordentlich wertvollen „Lehrbuch der Arzneimittellehre“. Der zweite der dreibändigen Ausgabe wurde erst nach 14 Jahren Arbeit vollendet.
21.03.1871
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Deutsches Kaiserreich

Nach einem Gottesdienst in der Schlosskapelle wird im Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses der erste deutsche Reichstag eröffnet. Kaiser Wilhelm I. verliest die von Reichskanzler Graf Otto von Bismarck vorbereitete Thronrede und thront dabei auf dem aus Goslar besorgten Kaiserstuhl Heinrichs III. Anschließend tritt der Reichstag im Preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin, dem früheren Hardenberg‘schen Palais in der Leipziger Straße 75, zu seiner ersten, konstituierenden Sitzung zusammen. Der bisherige Kanzler des Norddeutschen Bundes und preußische Ministerpräsident Graf Otto von Bismarck wird vom neuen Kaiser gefürstet zum ersten Reichskanzler des Deutschen Reichs ernannt. Dieser wiederum ernennt seinen Staatssekretär (Minister), den Diplomaten Hermann von Thile, der das Auswärtig Amt leiten soll. Der 59jährige von Thile, ein Neffe des preußischen Generals und Staatsministers Ludwig Gustav von Thile (1781-1852), steht seit 1837 im diplomatischen Dienst für Preußen und befand sich bereits ein Jahr später auf seinem ersten Auslandsposten in Rom. Es folgten Bern, Wien (1842) und London. Als Nachfolger von Christian Karl Freiherr von Bunsen wurde er von 1854 bis 1859 Gesandter des Königreiches Preußen in Rom. Seit 1862 diente er als Unterstaatssekretär im preußischen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten in der Berliner Wilhelmstraße. Andere Ministerien sind im Entstehen, die Suche nach geeigneten Leitern gestaltet sich schwierig.

Die erste Regierung des Deutschen Kaiserreiches nach der Reichsgründung
Deutsches Reich.gif Funktion Name seit Tage Jahre im Amt
Wilhelm I.jpg
Kaiser
Wilhelm I.
(* 1797 Berlin)
18.01.1871
64
0,2
Otto von Bismarck.jpg
Reichskanzler
Otto Fürst von Bismarck
(* 1815 Schönhausen)
(parteilos)
21.03.1871
-
-
Hermann von Thile.jpg
Erster Staatssekretär
im Auswärtigen Amt
(Außenminister)
Hermann von Thile
(* 1812 Berlin)
(parteilos)
21.03.1871
-
-
Albrecht von Roon.jpg
Militärischer Berater
des Reichskanzlers
General Albrecht von Roon
(* 1803 Pleushagen b. Kolberg)
(preußischer Kriegsminister)
21.03.1871
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-
Heinrich von Stephan.jpg
Generalpostdirektor
Heinrich Stephan
(* 1831 Stolp)
(parteilos)
21.03.1871
-
-
22.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
Der märkische Mediziner und Botaniker Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein
Der deutsche Mediziner und Botaniker Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein (* 8. Juli 1798 in Altruppin) stirbt in Berlin. Schultz legte Aufsehen erregende, aber auch umstrittene Untersuchungen über die Säftebewegung der Pflanzen vor und entwickelte außerdem eine Theorie, dass tierisches Leben kein chemischer Stoffwechsel, sondern ein fortdauernder innerer Wechsel von Erzeugen und Absterben verjüngter Formengebilde sei (Mausertheorie). Zur besseren Unterscheidung von dem gleichnamigen Botaniker legte sich Schulz 1848 den Beinamen "Schultzenstein" nach seinem Gut in der Nähe von Rheinsberg zu. In seinen botanischen Arbeiten zur Physiologie der Pflanzen entwickelte Schultz-Schultzenstein auf der Grundlage eines dynamischen Vitalismus die Ansicht, dass Pflanzen über einen dem Blut entsprechenden Nahrungssaft und einen Kreislauf verfügten. Diese Lehre wurde bereits in den 1840er Jahren widerlegt, was Schultz-Schultzenstein zu scharfer Polemik gegen seine Kritiker Julius Meyen und Hugo von Mohl veranlasste. Ein weiteres Arbeitsgebiet Schultz-Schultzensteins war die pflanzliche Morphologie und Entwicklungsgeschichte. Hier beschrieb er als „Anaphyton“ (Individuum) jeden aus Zellen, Gefäßen und Oberhaut bestehenden Pflanzenteil und postulierte, jedes Anaphyton sei fähig, eine neue Pflanze hervorzubringen. Eine Pflanze wachse auf Grund eines Verjüngungstriebs durch fortwährende Entwicklung und Wiederholung dieser Anaphyta, die allein durch Wechselwirkung mit der Umwelt in ihrer Form verschieden seien. Dieses Prinzip wandte Schultze-Schultzenstein auch auf das Tierreich, die Medizin, die Psychologie und schließlich auf die Gesellschaft an. Schultze-Schutzensteins Mausertheorie baute ebenfalls auf dem Prinzip der Verjüngung auf. Er ging von dem Gedanken aus, dass das Leben aus einer ständigen Erneuerung der organischen Elemente bestehe, die der Mauser ähnele. Gesundheit bestehe dementsprechend dann, wenn sich Regeneration und Mauser der organischen Elemente beständig wiederholen; Krankheit hingegen führte er auf abnorme Regeneration zurück, wenn die Mauser zu schwach, gehemmt oder gestört oder aber wenn sie zu stark, übermäßig oder beschleunigt sei. Solche Störungen ließen sich an den Ausscheidung der Mauserprodukte ablesen. Medikamente heilten dabei nicht von sich aus, sondern dadurch, dass sie die Naturheilkraft des Organismus befördern. Wie seine andere Theorie wurde auch diese schon von den Zeitgenossen heftig angegriffen. Gleichwohl war Schultze-Schutzenstein einflussreich. Seine Arbeiten zur Physiologie des Blutes belegten die „Bläschennatur“ der Blutkörperchen und wurden zu einem Bezugspunkt der Zellenlehre Theodor Schwanns. Georg Wilhelm Friedrich Hegels Naturphilosophie und der organische Atomismus entlehnten Konzepte wie das der Individualität der Teile eines Organismus.
29.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Im Reichstag findet eine Debatte über eine neue Tagungsstätte – einem Neubau eines monumentalen Gebäudes oder ein Um- und Ausbau des Gebäudes in der Wilhelmstraße statt. Für einen Neubau ist die Lobby des Architektenverbandes, für den Umbau der Wilhelmstraße der Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck.

31.03.1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Die Berliner Tageszeitung "Die Zukunft" stellt ihr Erscheinen ein.

1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Sehr spät im Vergleich zu anderen Städten entsteht in Greifswald eine unabhängige jüdische Gemeinde mit etwa 100 Mitgliedern, die von der Stralsunder Gemeinde abgetrennt wird.

  • Beginn einer wirtschaftlichen Blütezeit: Die Gründerjahre. Nach dem gewonnenen Krieg von 1870/1871, in dessen Gefolge massenhaft französisches Kapital vor allem aus Reparationen ins Land strömte, gipfelte der wirtschaftliche Aufschwung dieser Periode in einem vorher nicht gekannten Boom. Die Gründerzeit ist die Periode in Mitteleuropa, in der das Bürgertum die kulturelle Führung übernahm – daher ist sie auch die große Zeit des klassischen Liberalismus, auch wenn dessen politische Forderungen nur teilweise und relativ am Ende dieses Zeitraumes umgesetzt wurden.
  • In der Münchner Spaten-Brauerei wird versuchsweise eine Kältemaschine nach Carl von Lindes Ideen installiert. Die Vereinbarung dazu wird geschlossen (das Patent 1873 angemeldet).
  • Die erste deutsche Freiwillige Feuerwehr, das „Freiwillige Lösch- und Rettungs-Corps“ Meißen, wird gegründet.
  • Gründung des Unternehmens Schering AG in Berlin.
  • Gründung des Unternehmens Continental in Hannover unter dem Namen Continental-Caoutchouc- & Gutta-Percha Compagnie.
  • Gründung des Unternehmens Vesta-Nähmaschinen-Werke in Altenburg
  • Sehr spät im Vergleich zu anderen Städten entsteht in Greifswald eine unabhängige jüdische Gemeinde mit etwa 100 Mitgliedern, die von der Stralsunder Gemeinde abgetrennt wird.