Fränkisches Reich 540: Unterschied zwischen den Versionen
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− | | style="color:blue;background-color:#f6f610;" | + | | style="color:blue;background-color:#f6f610;"<center> '''Chronik des Fränkischen Reiches der vorigen Dekaden''' </center> || style="color:blue;background-color:#f6f610;"| '''[[Fränkisches Reich 510|511-519]] / [[Fränkisches Reich 520|520-529]] / [[Fränkisches Reich 530|530-539]]''' <br> |
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− | + | * Der Teilkönig von Soissons, Clothar I., trennt sich von seiner Frau Arnegunde (auch Aregunde genannt) und heiratet Radegunde, eine Tochter des Thüringer Königs Berthacher, den er vor neun Jahren besiegte; seither war Radegunde seine Gefangene. Mit Arnegunde hat Clothar I. einen Sohn, Chilperich I. | |
− | + | * Theudebald, der Sohn des fränkischen Teilkönigs Thibert (Theudebert), wird im Alter von drei Jahren mit Walderada (Waldrada, Vuldetrada) verlobt, einer Tochter des Langobarden-Königs Wacho, die zugleich eine Schwester seiner Stiefmutter Wisigarde ist, welche sein Vater nach der Verstoßung seiner Mutter Deoteria, heiratete. | |
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− | | colspan="9" align="center" | <center>'''Die | + | | colspan="9" align="center" | <center>'''Die Herrscher des [[Fränkisches Reich|Fränkischen Reiches]] zu Beginn der Dekade''' </center> |
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Die fränkischen Könige Childebert und Clothar greifen gemeinsam das Westgotenreich an. Die beiden fränkischen Heere überschreiten die Pyrenäen, können jedoch Saragossa nicht einnehmen; der Feldzug wird ein Misserfolg. <br> | Die fränkischen Könige Childebert und Clothar greifen gemeinsam das Westgotenreich an. Die beiden fränkischen Heere überschreiten die Pyrenäen, können jedoch Saragossa nicht einnehmen; der Feldzug wird ein Misserfolg. <br> | ||
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Große Teile Venetiens werden unter Ausnutzung der heftigen Kämpfe zwischen den Ostgoten und dem oströmischen Kaiser Justinian zeitweilig besetzt und geplündert, die Konfrontation mit den Oströmern aber weitgehend vermieden; nur ein einziges größeres Gefecht ist bezeugt. <br> | Große Teile Venetiens werden unter Ausnutzung der heftigen Kämpfe zwischen den Ostgoten und dem oströmischen Kaiser Justinian zeitweilig besetzt und geplündert, die Konfrontation mit den Oströmern aber weitgehend vermieden; nur ein einziges größeres Gefecht ist bezeugt. <br> | ||
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− | [[Datei: | + | [[Datei:Thibert I.jpg|thumb|''Thibert I. (Theudebert I.)]] Der König des Teilkönigreiches Metz, Thibert I., stirbt. Seine Mutter war König Theuderichs erste Gemahlin Suavegotta, die wohl gotischer Herkunft war. Thiberts erste überlieferte Taten waren militärische Aktionen, die er im Auftrag seines Vaters durchführte. Dabei ging es um die Abwehr eines „dänischen“ Flottenangriffs, um Beteiligung an einem Feldzug gegen den Kriegerverband der Thüringer, wobei Thibert schon eine eigene Streitmacht befehligte, und dann 532 und 533 um die Zurückeroberung von Civitates – in der Spätantike waren dies in Gallien teils einfache Siedlungskammern mit einer zentralen Festungsanlage und zugehörigen Siedlungen sowie kleinere Befestigungen, teils aber auch noch römisch geprägte Städte – im Süden Aquitaniens. Diese Siedlungen und ihr Umland hatten die Westgoten nach dem Tod von Thiberts Großvater Chlodwig I. im Jahre 511 wieder in ihren Besitz gebracht. An den erfolgreichen Kämpfen gegen die Westgoten war zeitweilig auch Gunthar, ein Sohn von Theuderichs Halbbruder Chlothar I. beteiligt. Thibert machte bedeutende Eroberungen und brachte damit die fränkische Expansion in Südwestgallien zum Abschluss; fortan blieb die Grenze zum Westgotenreich weitgehend stabil. Als König Theuderich I. im Jahr 533 im Sterben lag, ließ er Thibert laut Gregor von Tours eilig kommen und warnte ihn, er werde, falls er den Vater nicht mehr lebend antreffe, von seinen Onkeln vom Erbe ausgeschlossen werden. Die Warnung war berechtigt, denn erst neun Jahre zuvor hatten Theuderichs Halbbrüder Childebert I. und Chlothar I. nach dem Tod ihres Bruders Chlodomer dessen unmündige Söhne in ihre Gewalt gebracht und getötet, um die Erbansprüche der Kinder des Verstorbenen auszuschließen. Um diesmal einen solchen Ausgang zu verhindern, wollte Theuderich seinen Sohn zum Nachfolger designieren. Er starb jedoch, bevor Thibert eintraf. Wie erwartet versuchten Childebert und Chlothar, Thibert von der Nachfolge auszuschließen. Diesmal scheiterten sie jedoch, weil Thibert bereits erwachsen war und bei seinen „Leuten“ (fränkisch leodes) Unterstützung fand (a leodibus suis defensatus est). Diese „Leute“, die Thiberts regnum sicherten und gegen seine Onkel verteidigten, waren freie fränkische Krieger. Das Frankenreich am Ende der Regierung Thiberts, er herrschte allerdings nur über einen Teil des Reiches. Da es König Childebert nicht gelungen war, Thibert auszuschalten, arrangierte er sich mit ihm. Er soll ihn wie einen Sohn behandelt haben, was vielleicht im Sinne einer förmlichen Adoption nach römischem Muster zu verstehen ist. Childebert hatte nämlich keine Söhne und wollte so seine Nachfolge regeln. Das Bündnis der beiden richtete sich gegen Chlothar. Childebert beteiligte Thibert an der Aufteilung der im Burgundenkrieg eroberten Gebiete. Gemeinsam gingen die merowingischen Könige dann gegen die Ostgoten vor; diese befanden sich seit 535 im Krieg mit Ostrom und überließen den Merowingern daher freiwillig einige südgallische Gebiete, um nicht an zwei Fronten kämpfen zu müssen. Durch die Annexion der heutigen Provence gewannen die Merowinger erstmals einen direkten Zugang zum Mittelmeer. Doch Thibert hielt sich nicht an die Vereinbarungen: Im Bündnis mit dem Verband der Langobarden – dazu hatte er Wisigarda geheiratet, die Tochter ihres Anführers – und den Gepiden gewann Thibert die norischen Provinzen sowie Raetien. Große Teile Venetiens wurden 545 unter Ausnutzung der heftigen Kämpfe zwischen den Ostgoten und dem oströmischen Kaiser Justinian zeitweilig besetzt und geplündert, die Konfrontation mit den Oströmern aber weitgehend vermieden; nur ein einziges größeres Gefecht ist bezeugt. Der oströmische Historiker Prokopios von Caesarea berichtet, dass die fränkischen Truppen zudem bereits 539 barbarisch in Italien gehaust und sogar Menschen dem Flussgott des Po geopfert haben sollen Die Ostgoten, mit denen die Franken eigentlich verbündet waren, sind mit dem Einfall der Franken in das von ihnen beanspruchte Gebiet in Italien nicht einverstanden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Franken die Oberhoheit des Kaisers akzeptiert und waren formal sogar möglicherweise noch foederati gewesen. Doch nun, als kaiserlicher und fränkischer Machtbereich direkt aneinandergrenzten, änderte sich dies. Thibert unterstrich sein imperiales Auftreten durch die Annahme kaiserlicher Titel, die Prägung von Goldmünzen mit eigenem Bild – ein Privileg, das bislang dem oströmischen Kaiser als dem nominellen Oberherren auch des westlichen Mittelmeerraumes vorbehalten gewesen war – und durch die Ausrichtung von Circusspielen im von ihm eroberten Arles. Auch die Bezeichnung dominus noster („Unser Herr“), die er in der Beischrift der Münzen beanspruchte, war eigentlich dem Kaiser vorbehalten. Ebenso erklärte er in einem prahlerischen Brief an Justinian, dass er ein Reich beherrsche, welches sich vom Westgotenreich und der Nordsee bis nach Pannonien erstrecke. Inwieweit dies der Realität entsprach, ist strittig. Möglicherweise sollte diese Beschreibung nur die Machtambitionen Thiberts verdeutlichen, möglicherweise aber ist es ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die Sachsen bereits zu dieser Zeit in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Frankenreich befanden. Eine direkte militärische Konfrontation mit Kaiser Justinian vermied Thibert allerdings bis zum Ende. Thibert wurde um 531 von seinem Vater mit Wisigarde, einer Tochter des Langobarden Wacho, verlobt. Als er sich jedoch 532 auf dem Feldzug gegen die Westgoten befand, begegnete er Deoteria, einer verheirateten Römerin, die aus einem senatorischen Geschlecht stammte; ihr war die Festung Cabrières anvertraut, die sie Thibert übergab, nachdem ihr Ehemann nach Béziers geflohen war. Sie wurde Thiberts Konkubine und Mutter seines einzigen Sohnes Theudebald (Theudowald). Die Verbindung mit Deoteria stieß jedoch auf den Widerstand der Franken, die Thibert um 537/538 zwangen, Deoteria zu verstoßen und seine Verlobte Wisigard zu heiraten. Bei den Franken, die dem König diese Entscheidung aufzwangen, handelte es sich anscheinend um Krieger, die einen Aufruhr veranstalteten. Unklar ist das Motiv der Franken; möglicherweise handelte es sich um eine ethnisch bedingte Abneigung gegen die Galloromanin. Deoteria hatte aus ihrer ersten Ehe eine erwachsene Tochter, die sie, wie Gregor von Tours berichtet, angeblich ertränkte, weil sie befürchtete, die Tochter könne ihre Rolle als Konkubine Thiberts übernehmen. Wisigard starb nach kurzer Ehe, und Thibert schloss eine neue Ehe mit einer unbekannten Frau. Entweder von ihr oder von Wisigard hatte er eine Tochter namens Berthoara. Nachfolger als König des Teilkönigreiches Metz wird Theudebald. <br> |
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+ | Das Bündnis der Franken mit den Langobarden zerbricht. Der neue Langobardenkönig Audoin verbündet sich mit den Oströmern. Bald nach Theudebalds Regierungsantritt kommt es in Oberitalien zu Zusammenstößen zwischen den Franken, die sich unter Thibert I. dort festgesetzt hatten, und den Oströmern. Der oströmische Kaiser Justinian I. entsendet eine Gesandtschaft an Theudebald. <br> | ||
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| colspan="9" align="center" | <center>'''Die bisherigen Oberhäupter der Franken mit der längsten Herrschaftszeit''' </center> | | colspan="9" align="center" | <center>'''Die bisherigen Oberhäupter der Franken mit der längsten Herrschaftszeit''' </center> | ||
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− | | <center> | + | | <center> [[Datei:Hilderic.jpg|70px]] </center> || <center> '''König der Sugambrer'''<br>'''213-253'''</center> || <center> '''Hilderic'''<br> ''(Childerich)'' </center> || <center>'''40''' </center> |
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| <center> [[Datei:Childebert I.jpg|70px]] </center> || <center> '''König von Paris und Burgund'''<br>'''seit 511'''</center> || <center> '''Childebert I.'''</center> || <center>'''38'''</center> | | <center> [[Datei:Childebert I.jpg|70px]] </center> || <center> '''König von Paris und Burgund'''<br>'''seit 511'''</center> || <center> '''Childebert I.'''</center> || <center>'''38'''</center> | ||
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FRÄNKISCHES REICH
Dekade 540 - 549
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Chronik des Stammesverbandes der Franken (Übersicht) | |||||||||||||||||||||||||||||
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511-519 / 520-529 / 530-539 | |||||||||||||||||||||||||||||
Fränkisches Reich
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Fränkisches Reich / Westgotenreich Die fränkischen Könige Childebert und Clothar greifen gemeinsam das Westgotenreich an. Die beiden fränkischen Heere überschreiten die Pyrenäen, können jedoch Saragossa nicht einnehmen; der Feldzug wird ein Misserfolg. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Fränkisches Reich Große Teile Venetiens werden unter Ausnutzung der heftigen Kämpfe zwischen den Ostgoten und dem oströmischen Kaiser Justinian zeitweilig besetzt und geplündert, die Konfrontation mit den Oströmern aber weitgehend vermieden; nur ein einziges größeres Gefecht ist bezeugt. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Fränkisches Reich Der König des Teilkönigreiches Metz, Thibert I., stirbt. Seine Mutter war König Theuderichs erste Gemahlin Suavegotta, die wohl gotischer Herkunft war. Thiberts erste überlieferte Taten waren militärische Aktionen, die er im Auftrag seines Vaters durchführte. Dabei ging es um die Abwehr eines „dänischen“ Flottenangriffs, um Beteiligung an einem Feldzug gegen den Kriegerverband der Thüringer, wobei Thibert schon eine eigene Streitmacht befehligte, und dann 532 und 533 um die Zurückeroberung von Civitates – in der Spätantike waren dies in Gallien teils einfache Siedlungskammern mit einer zentralen Festungsanlage und zugehörigen Siedlungen sowie kleinere Befestigungen, teils aber auch noch römisch geprägte Städte – im Süden Aquitaniens. Diese Siedlungen und ihr Umland hatten die Westgoten nach dem Tod von Thiberts Großvater Chlodwig I. im Jahre 511 wieder in ihren Besitz gebracht. An den erfolgreichen Kämpfen gegen die Westgoten war zeitweilig auch Gunthar, ein Sohn von Theuderichs Halbbruder Chlothar I. beteiligt. Thibert machte bedeutende Eroberungen und brachte damit die fränkische Expansion in Südwestgallien zum Abschluss; fortan blieb die Grenze zum Westgotenreich weitgehend stabil. Als König Theuderich I. im Jahr 533 im Sterben lag, ließ er Thibert laut Gregor von Tours eilig kommen und warnte ihn, er werde, falls er den Vater nicht mehr lebend antreffe, von seinen Onkeln vom Erbe ausgeschlossen werden. Die Warnung war berechtigt, denn erst neun Jahre zuvor hatten Theuderichs Halbbrüder Childebert I. und Chlothar I. nach dem Tod ihres Bruders Chlodomer dessen unmündige Söhne in ihre Gewalt gebracht und getötet, um die Erbansprüche der Kinder des Verstorbenen auszuschließen. Um diesmal einen solchen Ausgang zu verhindern, wollte Theuderich seinen Sohn zum Nachfolger designieren. Er starb jedoch, bevor Thibert eintraf. Wie erwartet versuchten Childebert und Chlothar, Thibert von der Nachfolge auszuschließen. Diesmal scheiterten sie jedoch, weil Thibert bereits erwachsen war und bei seinen „Leuten“ (fränkisch leodes) Unterstützung fand (a leodibus suis defensatus est). Diese „Leute“, die Thiberts regnum sicherten und gegen seine Onkel verteidigten, waren freie fränkische Krieger. Das Frankenreich am Ende der Regierung Thiberts, er herrschte allerdings nur über einen Teil des Reiches. Da es König Childebert nicht gelungen war, Thibert auszuschalten, arrangierte er sich mit ihm. Er soll ihn wie einen Sohn behandelt haben, was vielleicht im Sinne einer förmlichen Adoption nach römischem Muster zu verstehen ist. Childebert hatte nämlich keine Söhne und wollte so seine Nachfolge regeln. Das Bündnis der beiden richtete sich gegen Chlothar. Childebert beteiligte Thibert an der Aufteilung der im Burgundenkrieg eroberten Gebiete. Gemeinsam gingen die merowingischen Könige dann gegen die Ostgoten vor; diese befanden sich seit 535 im Krieg mit Ostrom und überließen den Merowingern daher freiwillig einige südgallische Gebiete, um nicht an zwei Fronten kämpfen zu müssen. Durch die Annexion der heutigen Provence gewannen die Merowinger erstmals einen direkten Zugang zum Mittelmeer. Doch Thibert hielt sich nicht an die Vereinbarungen: Im Bündnis mit dem Verband der Langobarden – dazu hatte er Wisigarda geheiratet, die Tochter ihres Anführers – und den Gepiden gewann Thibert die norischen Provinzen sowie Raetien. Große Teile Venetiens wurden 545 unter Ausnutzung der heftigen Kämpfe zwischen den Ostgoten und dem oströmischen Kaiser Justinian zeitweilig besetzt und geplündert, die Konfrontation mit den Oströmern aber weitgehend vermieden; nur ein einziges größeres Gefecht ist bezeugt. Der oströmische Historiker Prokopios von Caesarea berichtet, dass die fränkischen Truppen zudem bereits 539 barbarisch in Italien gehaust und sogar Menschen dem Flussgott des Po geopfert haben sollen Die Ostgoten, mit denen die Franken eigentlich verbündet waren, sind mit dem Einfall der Franken in das von ihnen beanspruchte Gebiet in Italien nicht einverstanden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Franken die Oberhoheit des Kaisers akzeptiert und waren formal sogar möglicherweise noch foederati gewesen. Doch nun, als kaiserlicher und fränkischer Machtbereich direkt aneinandergrenzten, änderte sich dies. Thibert unterstrich sein imperiales Auftreten durch die Annahme kaiserlicher Titel, die Prägung von Goldmünzen mit eigenem Bild – ein Privileg, das bislang dem oströmischen Kaiser als dem nominellen Oberherren auch des westlichen Mittelmeerraumes vorbehalten gewesen war – und durch die Ausrichtung von Circusspielen im von ihm eroberten Arles. Auch die Bezeichnung dominus noster („Unser Herr“), die er in der Beischrift der Münzen beanspruchte, war eigentlich dem Kaiser vorbehalten. Ebenso erklärte er in einem prahlerischen Brief an Justinian, dass er ein Reich beherrsche, welches sich vom Westgotenreich und der Nordsee bis nach Pannonien erstrecke. Inwieweit dies der Realität entsprach, ist strittig. Möglicherweise sollte diese Beschreibung nur die Machtambitionen Thiberts verdeutlichen, möglicherweise aber ist es ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die Sachsen bereits zu dieser Zeit in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Frankenreich befanden. Eine direkte militärische Konfrontation mit Kaiser Justinian vermied Thibert allerdings bis zum Ende. Thibert wurde um 531 von seinem Vater mit Wisigarde, einer Tochter des Langobarden Wacho, verlobt. Als er sich jedoch 532 auf dem Feldzug gegen die Westgoten befand, begegnete er Deoteria, einer verheirateten Römerin, die aus einem senatorischen Geschlecht stammte; ihr war die Festung Cabrières anvertraut, die sie Thibert übergab, nachdem ihr Ehemann nach Béziers geflohen war. Sie wurde Thiberts Konkubine und Mutter seines einzigen Sohnes Theudebald (Theudowald). Die Verbindung mit Deoteria stieß jedoch auf den Widerstand der Franken, die Thibert um 537/538 zwangen, Deoteria zu verstoßen und seine Verlobte Wisigard zu heiraten. Bei den Franken, die dem König diese Entscheidung aufzwangen, handelte es sich anscheinend um Krieger, die einen Aufruhr veranstalteten. Unklar ist das Motiv der Franken; möglicherweise handelte es sich um eine ethnisch bedingte Abneigung gegen die Galloromanin. Deoteria hatte aus ihrer ersten Ehe eine erwachsene Tochter, die sie, wie Gregor von Tours berichtet, angeblich ertränkte, weil sie befürchtete, die Tochter könne ihre Rolle als Konkubine Thiberts übernehmen. Wisigard starb nach kurzer Ehe, und Thibert schloss eine neue Ehe mit einer unbekannten Frau. Entweder von ihr oder von Wisigard hatte er eine Tochter namens Berthoara. Nachfolger als König des Teilkönigreiches Metz wird Theudebald.
Fränkisches Reich / Reich der Langobarden / Oströmisches Reich | ||||||||||||||||||||||||||||||
Fränkisches Reich
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