Chronik 1945.09-III

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Weltchronik der dritten Dekade des September 1945


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01.09.1945
Frankreich.png USA 1912-1959.png
Französische Republik / Vereinigte Staaten von Amerika
02.09.1945
USA 1912-1959.png Großbritannien.png
Vereinigte Staaten von Amerika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

Freitag, 21. September 1945 Die amtliche "Wiener Zeitung" erscheint wieder, Nummer 1 des 238. Jahrgangs. In Prag wurde in Verhandlungen zwischen Regierungsvertretern vereinbart, dass Österreich für den Export von 15.000 Tonnen Rohöl aus der Tschechoslowakei 43.200 Tonnen Hüttenkoks erhält. Dadurch werden die Wiener Gaswerke in die Lage versetzt, die Gaserzeugung wieder aufzunehmen und ganz Wien eingeschränkt mit Gas zu versorgen. Laut Rathaus-Korrespondenz wurden neue Tagesrationen für die nächste Versorgungsperiode festgelegt. Sie betragen beispielsweise bei Brot für Schwerarbeiter 700 g, Arbeiter 500 g, Angestellte sowie Normalverbraucher 400 g, Kinder bis 3 Jahre 100 g, Kinder bis 6 Jahre 150 und Kinder bis 12 Jahre 250 g, bei Fleisch Schwerarbeiter 100 g, Arbeiter 80 g, Angestellte 70 g, Normalverbraucher 60 g, Kinder bis 3 Jahre 25 g, Kinder bis 6 Jahre 30 g und Kinder bis 12 Jahre 50 g, bei Fett Schwerarbeiter 40 g, Arbeiter sowie Angestellte 30 g, Normalverbraucher sowie Kinder von 3 bis 12 Jahren 20 g und Kinder bis 3 Jahre 15 g, bei Hülsenfrüchten Schwerarbeiter 135 g, Arbeiter 100 g, Angestellte 50 g, Normalverbraucher 30 g, Kinder bis 3 Jahre 30 g, Kinder 12 Jahre 40 g oder bei Zucker für Schwerarbeiter 25 g, Arbeiter 20 g, Angestellte sowie Normalverbraucher 15 g und alle drei Kinderkategorien 20 g. Die Generaldirektion der Staatsbahnen teilt mit, dass wegen der stockenden Kohlenzufuhr bis auf weiteres auf den meisten Strecken pro Tag nur ein Zugpaar geführt werden kann.

Samstag, 22. September 1945 Am Westbahnhof kommt der erste Transport rückgeführter Österreicher aus Berlin an. Gegenüber einer Nachrichtenagentur erklärt Staatskanzler Renner, es sei der einhellige Wunsch aller Parteien die ersten Wahlen im freien Österreich sobald wie möglich durchzuführen. Zunächst sollen nur Landtags- und Nationalratswahlen nach den Bestimmungen der österreichischen Verfassung aus dem Jahr 1929 durchgeführt werden. Gemeinderatswahlen werden zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Nach einer Erklärung von Stadtrat Speiser ist es unter Umständen möglich, "in der zweiten Hälfte Oktober die Gasversorgung Wiens zu erweitern". Die Ausdehnung der Versorgung soll schrittweise erfolgen und hängt von der Wiederherstellung des Leitungssystems ab. Statt Fleisch gibt es fallweise Erbsen in der doppelten Menge (meist mit Würmern und Käfern), statt Fett die gleiche Menge Trockenei.

Sonntag, 23. September 1945 Das "Neue Österreich" meldet, dass die Regierung demnächst die Frage der staatlichen Leitung der Energiewirtschaft erörtern wird. In diesem Zusammenhang sei der bereits gefasste Beschluss zu sehen, das Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug als staatliches Projekt zu betreiben. Unter anderem erscheinen folgende Lebensmittelaufrufe: "In der kommenden Woche wird in der amerikanischen Zone auf die neuen Lebensmittelkarten aufgerufen:

a.)Auf Abschnitt 51 - 150 Gramm Hülsenfrüchte, auf Abschnitt 52 30 Gramm Schweinefett für alle Altersstufen. b.)Hülsenfrüchte auf Abschnitt 1 - 60 Gramm für Kinder bis 3 Jahre und alle anderen Personen über 12 Jahre, 30 Gramm für Kinder bis 6 Jahre und 200 Gramm für Kinder bis 12 Jahre. Schweinefett auf Abschnitt 2 - 75 Gramm für Kinder bis 3 Jahre und 110 Gramm für alle übrigen Altersstufen". Wegen der Verlängerung der Ausgehzeiten (bis 24 Uhr) werden die Betriebszeiten der Stadtbahn und der wichtigsten Straßenbahnlinien verlängert. Probeweise werden zunächst Intervalle von 15 Minuten bis 21.30 und von 30 Minuten bis 22.30 Uhr eingeführt. Die Generaldirektion der Staatsbahnen gibt bekannt, wer Eisenbahn fahren darf:

1.)Arbeiter, Angestellte und Schüler mit Zeitkarten, 2.)Bedienstete von Behörden mit Dienstaufträgen sowie Angehörige von Firmen nach Prüfung des Reisezwecks durch den Bahnhofsvorstand. 3.)Erntearbeiter mit entsprechenden Papieren. 4.)Heimkehrende Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. 5.)Personen in Krankenbehandlung bei auswärtigen Fachärzten oder Spitälern. Montag, 24. September 1945 Im historischen Sitzungssaal des Niederösterreichischen Landhauses, "vor dessen Front", wie das "Neue Österreich" schreibt, "rot-weiß-rote und blau-gelbe Fahnen wehen", kommen um 18 Uhr die Vertreter der österreichischen Bundesländer gemeinsam mit den Mitgliedern der provisorischen Regierung zur ersten Länderkonferenz zusammen. Die Teilnehmer werden von Landeshauptmann Figl begrüßt. Staatskanzler Renner sagt in seiner Eröffnungsrede zur Aufgabe der Konferenz: "Zugleich mit dem ersten Schritt zur eigenen Staatlichkeit die Einheit der Bundesländer wiederherzustellen, war uns leider nicht vergönnt; dieses abschließende Werk soll mit dieser Länderkonferenz begonnen werden, diese Einheit anzubahnen und möglichst voranzutreiben, ist die große Aufgabe, die Ihnen gestellt ist." Über den Charakter der provisorischen Regierung sagt Renner: "Unser Kabinett stellt eine Regierungsform dar, welche wir unter uns als Vereinbarungsregierung zu bezeichnen pflegen. Das Wort besagt: Keine Maßregel kann gegen den ernsten Einspruch eines der Partner ergriffen werden... da wir uns ferner als bloße Übergangsregierung bezeichnen und betätigen, haben wir selbst jede grundsätzliche Maßregel ausgeschlossen und weitreichende Entschließungen der kommenden Volksvertretung vorbehalten." Zur Frage von Wahlen sagt Renner: "...auch über die Aufrufung des Volkes zu demokratischen Wahlen zum Nationalrat und zu den Landtagen wird die Länderkonferenz ihr Gutachten zu erstatten haben.....Wenn alle Termine eingehalten werden, können die Neuwahlen in der zweiten Novemberhälfte und spätestens Anfang Dezember abgehalten werden."

Dienstag, 25. September 1945 Reuter berichtet aus London, dass "britische Ernährungsfachleute Vorbereitungen getroffen haben, um die Auswirkungen einer größeren Hungersnot zu vermindern, von der Europa während der kommenden Monate bedroht sein wird. Trotzdem werden nach ihrer Meinung noch etwa drei Millionen Menschen sterben und Millionen andere an schwerer Unterernährung leiden". Im Niederösterreichischen Landhaus tritt die Länderkonferenz um 9 Uhr erneut zusammen. Nun auch unter der Beteiligung der Vertreter aus den westlichsten Bundesländern, die erst nach einer durch Schlechtwetter erschwerten Reise in der vergangenen Nacht Wien erreicht haben. Bevor die Arbeit in drei Kommissionen - einer politischen, einer juristischen und einer ökonomischen Arbeitsgruppe - aufgenommen wird, erklärt Staatskanzler Renner: "In den Kommissionen soll niemand mit seinen Auffassungen hinter dem Berge halten, aber jedermann soll bedenken, dass die Einheit unseres Staates immer wieder gewonnen werden muss und dies umso mehr, da wir in der schwierigsten Epoche unserer vaterländischen Geschichte leben. In dieser Epoche müssen wir beweisen, dass über allen Sondermeinungen die Einheit des Ganzen steht." Erstmals sind wieder österreichische Postkarten erhältlich.

Mittwoch, 26. September 1945 Am Nachmittag nimmt das Plenum der österreichischen Länderkonferenz die Resolutionen einstimmig an, die gestern und heute vormittag von den getrennt tagenden Kommissionen erarbeitet wurden. Beschlossen wird unter anderem die Erweiterung der Regierung durch Mitglieder aus westlichen Bundesländern, wobei Vertreter der ÖVP (u.a. Dr. Karl Gruber aus Tirol und Ing. Vinzenz Schumy aus Kärnten) dominieren, und die Festsetzung von Nationalrats-und Landtagswahlen für 25. November. Mit der Vorbereitung des Urnenganges wird eine Kommission im Staatsamt für Inneres betraut, der zwei ÖVP-, zwei SPÖ- und ein KPÖ-Vertreter angehören. In einer Entschließung wird die Bedeutung des bundesstaatlichen Aufbau des Landes unterstrichen. Wien wird als Bundeshauptstadt bestätigt. Die Länderkonferenz richtet einen Appell an die alliierten Mächte, die provisorische Regierung anzuerkennen. Als Termin für eine weitere Länderkonferenz wird der 9. Oktober in Aussicht genommen. Auf dem Franz-Josef-Bahnhof werden unter den Lagerarbeitern rund 20 Personen festgenommen, die beim Diebstahl von Lebensmitteln aus Beständen der amerikanischen Besatzungsmacht ertappt wurden. In New York stirbt der Wiener Dichter Richard Beer-Hofmann, der 1938 emigrieren musste.

Donnerstag, 27. September 1945 Der Organisationsausschuss für die Reinigungsarbeiten in Wien beschließt unter Vorsitz von Bürgermeister Körner, die Gemeinschaftsarbeit auch im Oktober fortzusetzen. Unter Mitwirkung der Bezirksvorsteher wird vorher Bilanz gezogen. Demnach haben sechs Bezirke den Müll bereits zur Gänze entfernt. Der 5. Bezirk hat auch bereits den gesamten Schutt abtransportiert. Der Müll wurde in fünf weiteren Bezirken zu 90 Prozent, in drei Bezirken zu 80 Prozent und in vier Bezirken zu 70 Prozent entfernt. Der Abtransport der Schuttberge ist in drei Bezirken zur Hälfte, in fünf Bezirken zu zwei Drittel, in zwei Bezirken zu 80 Prozent und in zwei Bezirken zu 90 Prozent erfolgt. Die Stadt Wien betreut offiziell 24.000 Flüchtlinge, überwiegend Sudetendeutsche, die in Barackenlagern untergebracht sind. In ganz Österreich befinden sich etwa 500.000 Flüchtlinge, 1,5 Millionen Kriegsgefangene und 800.000 alliierte Soldaten.

Freitag, 28. September 1945 Der Kabinettsrat beschließt, die Wahlen zum Nationalrat und zu den Landtagen gemeinsam durchzuführen. Danach sollen National- und Bundesrat gemeinsam entscheiden, ob der Bundespräsident vom Bundesrat gewählt oder in einer Volkswahl ermittelt wird. Die Generaldirektion der Postverwaltung kündigt an, dass demnächst der Telegrammverkehr mit der ganzen Welt aufgenommen wird. In Wien stehen 30 Münzfernsprecher wieder in Betrieb, 300 weitere sollen bis Jahresende folgen. Justizstaatssekretär Gerö kündigt an, dass die formalrechtlichen Schritte zur Wiedererrichtung des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) eingeleitet worden sind.

Samstag, 29. September 1945 Das "Neue Österreich" meldet: "Hunderttausende kehren heim". Das trifft beispielsweise täglich auf 1.500 verschleppte Ungarn zu, die aus Salzburg und Oberösterreich in ihre Heimat zurückfahren. In Richtung Sowjetzone sind täglich rund 1.000 Österreicher unterwegs. Die Rückkehr erwartet auch eine große Zahl von Italienern; es handelt sich um 44.000 aus der amerikanischen Zone, um 25.000 aus der sowjetischen Zone und um 30.000 aus der Tschechoslowakei und Südpolen. Ebenfalls auf ihre Heimkehr warten unter anderen 14.000 Rumänen und 80.000 Österreicher, die momentan in Bayern festsitzen. Mit der Brücke Krems-Stein nach Mautern wird die einzige intakte Donauquerung Niederösterreichs eröffnet. Sie wurde unter Mithilfe von Pionieren der Roten Armee in der Rekordzeit von 70 Tagen errichtet. Zur Bekämpfung des Schleichhandels setzt die Polizeidirektion Wien "im Einvernehmen mit der alliierten Militärpolizei die Überwachung der Einfallstraßen nach Wien und der Bahnhöfe in Wien in verstärktem Maße fort und wird die Schwarzen Märkte durch eigene Beamtengruppen fortlaufend durchstreifen, um die Gefahr einer Schädigung der österreichischen Wirtschaft wirksam zu bannen." Die Gasversorgung wird auf den gesamten 3. Bezirk und den Stadtteil Schüttel im 2. Bezirk ausgedehnt. Das "Neue Österreich" erscheint erstmals mit einem Wetterbericht; zunächst wird er auf Seite 1, später auf Seite 3 plaziert.

Sonntag, 30. September 1945 Es gibt zwei wesentliche Schritte zur Wiederherstellung der Einheit Österreichs. Erstens wird der durchgehende Zugsverkehr von Wien nach Linz, Graz und Villach wieder aufgenommen. Für das Überschreiten der Zonengrenzen sind allerdings Genehmigungen der Besatzungsmächte erforderlich, die nur erteilt werden, wenn ein übergeordnetes Interesse an der Fahrt nachgewiesen werden kann. Zweitens kann der gesamtösterreichische Postverkehr wieder aufgenommen werden. Allerdings unterliegt die gesamte Post der Zensur der Besatzungsmächte. Poststücke, die in eine andere Besatzungszone gehen, unterliegen der Zensur aller beteiligten Besatzungsmächte, also ein Brief von Innsbruck nach Wien der französischen, amerikanischen (oder britischen) und sowjetischen Zensur. Das bedeutet, dass so ein Brief mindestens eine Woche, oft aber auch zwei oder sogar drei Wochen unterwegs ist.



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