Norddeutscher Bund / Königreich Preußen
In einem zweigeschossigen Miethaus in der Französischen Straße 21 in Berlin-Mitte eröffnet die am 22. Januar von 21 Privatbankiers als erste nationale Aktienbank gegründete Deutsche Bank AG ihren Betrieb. Die Gesellschaft hat ihrer Satzung zufolge die Geschäfte des „nach Maßgabe der ihr vom Verwaltungsrat erteilten Instruktionen“ zu führen. Der aus 24 Personen bestehende Verwaltungsrat ist deutlich mächtiger als ein moderner Aufsichtsrat des 21. Jahrhunderts und nimmt seine operative Verantwortung durch einen wöchentlich tagenden Fünferausschuss wahr. Die neue Bank soll den Gesellschaftern, die meist einer eigenen, kleineren Privatbank vorstehen, keine Konkurrenz machen. Die ersten Direktoren sind Wilhelm Platenius, Georg von Siemens und Hermann Wallich.
11. April 1870
Argentinische Republik
Der Gouverneur der Provinz Entre Rios und frühere Präsident von Argentinien, Justo José de Urquiza y Garcia, wird möglicherweise auf Betreiben seines Schwiegersohnes Lopez Jordan auf seinem Landsitz im Palast San José ermordet. Dieses Attentat bedeutet den Niedergang der Opposition in Argentinien und den Beginn großer Unruhen. Justo José de Urquiza war Mitglied der argentinischen Oligarchie und vom 5. März 1854 bis 5. März 1860 Präsident von Argentinien. Nach der Präsidentschaft wurde er zum Oberbefehlshaber der Armee und der Flotte ernannt. Er zog sich jedoch, von Bartolomé Mitre 1861 geschlagen, in die Provinz Entre Rios zurück, die er als Gouverneur fast unumschränkt regierte.
12. April 1870
Österreich-Ungarische Monarchie
Der zurückgetretene Ministerpräsident Leopold Hasner von Artha Der neue Ministerpräsident Alfred Józef Graf Potocki Der am 15. Januar 1870 wegen Meinungsverschiedenheiten zum Föderalismus in Österreich-Ungarn von seinem Amt als Ackerbauminister zurück getretene polnische Adlige und österreichisch-ungarische Politiker Alfred Józef Graf Potocki wird von Kaiser Franz Joseph I. zum „Kaiserlichen und Königlichen Ministerpräsidenten“ von Österreich-Ungarn ernannt. Der galizische Graf Potocki entstammt einer Magnatendynastie und ist bereits seit 1848 Abgeordneter des Wiener Parlaments. Er ist seit 1861 erbliches Mitglied im Herrenhaus und war von 1863 bis 1869 Abgeordneter im Landtag von Galizien. Potocki löst Leopold Hasner Ritter von Artha ab, der am 4. April nach nur zweimonatiger Amtszeit zurück getreten ist und nun vom Kaiser offiziell seines Amtes enthoben wird.
Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland / Britisch-Indien
Die Städte London und Kalkutta werden durch ein Telegrafenkabel miteinander verbunden.
13. April 1870
Norddeutscher Bund (Königreich Preußen)
In einem Allerhöchsten Erlaß des Königs von Preußen wird die Errichtung der Kaiserpassage in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte verfügt. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 1871 beginnen.
Vereinigte Staaten von Amerika (New York)
Das Metropolitan Museum of Art wird gegründet. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll in New York ein Universalmuseum mit dem Anspruch auf Vollständigkeit seiner Kunstsammlungsgebiete und –epochen entstehen. Die Idee zur Gründung des Museums kam nach einem Bankett in einem Pariser Restaurant anlässlich des US-amerikanischen Nationalfeiertages am 4. Juli 1866 auf, als der gleichnamige Großneffe des berühmten Verfassungsjuristen John Jay (1745-1829) vor einer Gruppe amerikanischer Geschäftsleute eine Rede hielt und die Anwesenden dazu aufforderte, ein Museum zu schaffen, das der amerikanischen Bevölkerung sowohl die Kunst als auch die Kunsterziehung in einer „nationalen Institution“ nahe bringen soll.
16. April 1870
Norddeutscher Bund (Königreich Preußen)
Wilhelm Foerster unterbreitet den kommunalen Behörden in Berlin den Vorschlag, in Berlin ein Netz von elektrisch regulierten Uhren aufzustellen. Die Aufstellung einer solchen Uhr vor dem Kammergericht habe sich bereits bewährt.
18. April 1870
Norddeutscher Bund (Königreich Preußen)
In Berlin stirbt der Wirkliche Geheime Rat und SteuerdirektorJohann Friedrich von Pommer-Esche (* 10. Februar 1803 in Stralsund), der in seinen Funktionen an der Spitze des Finanzministeriums und im Staatsrat wesentlich zur Vereinheitlichung der Zollbestimmungen in Deutschland beigetragen hat. Sein Vater war schwedischer Regierungsrat. Dieser wurde 1813 in den schwedischen Adelsstand erhoben. Einer seiner Brüder war Adolph von Pommer Esche. Er studierte zwischen 1822 und 1826 Rechtswissenschaften in Göttingen und Berlin. Danach trat er als Auskulator in den preußischen Justizdienst ein und absolvierte den üblichen Vorbereitungsdienst. Auf Betreiben von Christian Peter Wilhelm Beuth wechselte er 1831 in den Verwaltungsdienst. Anfangs bei der Regierung in Frankfurt an der Oder beschäftigt wechselte er schon bald zur Provinzialsteuerdirektion der Provinz Schlesien nach Breslau. Im Jahr 1832 wurde er zum Regierungsassessor und 1833 zum Regierungsrat ernannt. Ein Jahr später wurde er Justiziar der Regierung in Stettin. 1834 wechselte er als Hilfsarbeiter ins Finanzministerium. Bereits 1836 erfolgte die Ernennung zum geheimen Finanz- und vortragenden Rat. Dem folgte 1839 die Ernennung zum geheimen Oberfinanzrat. Pommer Esche war 1842 Bevollmächtigter bei der Rheinschifffahrts-Centralkommission. Im Jahr 1847 war er Ministerialbevollmächtigter beim Vereinigten Landtag. Im Jahr 1849 wurde er Generalsteuerdirektor. In diesem Amt spielte er eine bedeutende Rolle auch bei der Fortentwicklung des Deutschen Zollvereins. Er war stark am Zustandekommen der der Verträge Preußens mit dem Königreich Hannover (1851), dem Großherzogtum Oldenburg (1852), Österreich (1853) sowie in Nachfolge des Cobden-Vertrages mit Frankreich (1862), Belgien (1865) und Großbritannien (1865) beteiligt. Bereits 1854 wurde Pommer Esche für seine Verdienste um die internationalen Zollverträge zum wirklichen geheimen Oberfinanzrat und Mitglied des Staatsrates ernannt. Im Jahr 1857 wurde er zum Mitglied einer Kommission des Staatsrates ernannt, die grundsätzliche Entscheidungen der Finanzverwaltung für die Entscheidung des Königs vorbereitete. Im Jahr 1865 wurde Pommer-Esche zum wirklichen geheimen Rat ernannt. Nach der Annexion neuer Provinzen 1866 war er mit der Angleichung der dortigen Steuerverwaltung beschäftigt. Gleichzeitig war er Bevollmächtigter beim Bundesrat des Norddeutschen Bundes. Auch im Bundesrat des Zollvereins war er tätig. Von ihm stammt der Entwurf des Vereinszollgesetzes von 1869.
27. April 1870
Bundesrepublik Venezuela
Der venezolanische Journalist und Sohn des Gründers der Partido Liberal, Antonio Guzmán Blanco, wird neuer, provisorischer Präsident von Venezuela mit diktatorischen Vollmachten. Der Kongress verleiht ihm den Titel „Ilustre Americano, regenerador de Venezuela“.
Republik Costa Rica
Der Präsident von Costa Rica, Jesús Jiménez Zamora, wird von dem militärischen Befehlshaber von Alajuela, Tomás Guardia Gutiérrez, gestürzt. Bruno Carranza Ramírez wird neuer Präsident, der den Führer des Staatsstreiches, Guardia Gutiérrez, zum Divisionsgeneral befördert und zum Oberbefehlshaber über die Armee von Costa Rica ernennt.
29. April 1870
Norddeutscher Bund (Königreich Preußen)
Der Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes und preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck ernennt Heinrich Stephan zum Generalpostmeister der Norddeutschen Bundespostverwaltung.
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