Chronik 1945.10

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Weltchronik der ersten Dekade des Oktober 1945


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01.10.1945
Frankreich.png USA 1912-1959.png
Französische Republik / Vereinigte Staaten von Amerika


02.10.1945
USA 1912-1959.png Großbritannien.png
Vereinigte Staaten von Amerika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

Oktober 1945

Königreich Norwegen Bei den ersten Nachkriegswahlen gewinnt die Arbeiterpartei von Regierungschef Einar Gerhardsen die absolute Mehrheit. Während Gerhardsen innenpolitisch den bereits vor dem Krieg begonnenen sozialen Reformkurs weiterverfolgt, gibt er außenpolitisch mit dem Eintritt in die UNO seine strikte Neutralitätspolitik auf.


Montag, 1. Oktober 1945 Der Allierte Kontrollrat stellt die Pressefreiheit in Österreich wieder her. In einer Verlautbarung heißt es: "In Erkenntnis der großen Wichtigkeit der österreichischen Presse für den Wiederaufbau des Landes und in dem Bestreben, die österreichische Einheit zu fördern und ein freies, unabhängiges Österreich zu errichten, erklärt der Alliiertenrat wie folgt:

1.)Die demokratische Presse wird hiemit in vollem Umfang zugelassen und den nachfolgenden Bedingungen unterworfen: a.)Sie soll sich demokratischen Prinzipien befleißigen... b.)Sie soll in keinem Fall Material veröffentlichen, das geeignet ist, die militärische Sicherheit der Besatzungskräfte - weder aller noch einzelner - zu gefährden. c.)Sie soll sich der Veröffentlichung von Mitteilungen enthalten, die darauf gerichtet sind, eine Uneinigkeit unter den Alliierten oder Misstrauen und Feindschaft gegen die Besatzungsmächte in ihrer Gesamtheit oder gegen deren Besatzungstruppen in Österreich herbeizuführen. d.)Sie hat sich der Veröffentlichung von Mitteilungen zu enthalten, die geeignet wären, die öffentliche Ordnung zu stören. 2.)Die Herausgabe von Zeitungen und periodischen Druckschriften wird ... für ganz Österreich gestattet,.... 3.)Zeitungen und periodische Druckschriften unterliegen keiner Zensur. 4.)Übertretungen der in Punkt 1 gestellten Bedingungen werden mit zeitweiser oder dauernder Einstellung der Zeitung oder periodischen Druckschrift bestraft. 5.)Die Überwachung der Durchführung der gesamten Anordnung einschließlich der in Punkt 4 erwähnten Strafmaßnahmen erfolgt durch den Alliierten Rat." Die Post arbeitet wieder österreichweit. Autos und pferdebespannte Wagen dürfen über die Grenzen der Besatzungszonen fahren, werden allerdings an beiden Seiten dieser Grenzen genau kontrolliert. Das Burgenland, das in der Nazi-Zeit auf Niederösterreich und Steiermark aufgeteilt war, wird als eigenständiges Bundesland wiederhergestellt.

Dienstag, 2. Oktober 1945 Unter dem Titel "Verlängerung der Gemeinschaftsarbeit" wird in Wien verlautbart: "Für die nach dem Gesetz zur Arbeitspflicht herangezogenen Personen wird eine Dienstleistung von weiteren vier Wochen, das ist bis einschließlich 28. Oktober 1945, angeordnet." Die Stadt Wien bildet einen eigenen Fonds für die Kulturförderung.

Mittwoch, 3. Oktober 1945 In den Sälen des Wiener Konzerthauses findet eine Großkundgebung für die Wiedervereinigung Südtirols mit Österreich statt. Renner, Figl, Körner und Honner, als Redner aller drei Parteien, ergreifen das Wort. Sie unterstützen durchwegs die Forderung nach Rückkehr Südtirols zu Österreich. In einer per Akklamation beschlossenen Resolution heißt es: "Die Wiener Bevölkerung appelliert an die alliierten Mächte, bei den Friedensverhandlungen das Unrecht wiedergutzumachen, das durch die Abtrennung Südtirols an Österreich begangen wurde, und dem Selbstbestimmungsrecht der Völker auch in diesem Falle durch eine Volksabstimmung Geltung zu verschaffen." Der Bürgermeister von Wien ordnet drastische Stromsparmaßnahmen an, die am 8. Oktober wirksam werden. Ab diesem Zeitpunkt dürfen Haushalte mit 1 bis 2 Personen maximal zwei, mit 3 bis 4 Personen 2,5 und mit 5 und mehr Personen 3 Kilowattstunden Strom pro Tag verbrauchen. Pro Raum darf nur eine 25 bis 40 Watt starke Lampe verwendet, pro Wohnung dürfen maximal zwei Räume beleuchtet werden. Haushaltsgeräte sollen ab Einbruch der Dunkelheit nicht mehr verwendet werden. Heizgeräte sind in der Zeit von 6 bis 22 Uhr verboten. In jedem Haus darf lediglich ein Drittel der Haushalte gleichzeitig Strom für Kochzwecke verwenden. Ähnliche Einschränkungen müssen Ämter, Gewerbe und Industrie hinnehmen. Wörtlich heißt es: "Stromverbraucher, welche die zulässigen Strommengen überschreiten, werden solange vom Strombezug abgeschaltet, bis der Mehrverbrauch hereingebracht ist." Sowjetische Pionieren haben die Aspernbrücke wiederhergestellt, sie wird an Bürgermeister Körner übergeben.

Donnerstag, 4. Oktober 1945 In Wien herrscht eine Krise bei der Versorgung mit Erdäpfel. Sie werden lediglich im Verantwortungsbereich der sowjetischen Besatzungsmacht abgegeben. Das "Neue Österreich" schreibt: "Gasthausverpflegung vorläufig fleischlos". Das Blatt unterstreicht, dass von einer Normalisierung in diesem Bereich erst dann gesprochen werden kann, wenn die "Kartoffelkrise" überwunden wird. Bei einem Großfeuer in den Ankerbrotwerken werden die Mehlvorräte gerettet; der Betrieb wird nicht empfindlich gestört. Der Polizeipräsident richtet ein "Mahnwort" an die Wiener und empfiehlt, die Straßen im rechten Winkel zu überqueren, Kinder vom Spielen auf der Fahrbahn abzuhalten und bei Verkehrsunfällen Erste Hilfe zu leisten.

Freitag, 5. Oktober 1945 Die sowjetische Regierungszeitung "Iswestija" berichtet über das Scheitern der Londoner Außenministerkonferenz und schreibt: "Der wahre Grund für den Misserfolg der Konferenz liegt in der divergierenden Haltung begründet, die die Minister hinsichtlich des Berliner Übereinkommens (= Potsdamer Abkommen) einnahmen." Nachdem die Hofburg von den Kommandostellen der Roten Armee geräumt wurde, wird hier wie während des Krieges ein orthopädisches Spital (Leitung: Professor Erlacher) eingerichtet. Bei 200 Wiener Häusern besteht nach dem Bericht einer Expertenkommission akute Einsturzgefahr. Wegen der Konzentration des Schleichhandels auf den Bereich des Naschmarktes wird den amerikanischen Soldaten vom US-Kommando das Betreten dieses Gebietes verboten. Während der Monate Dezember und Jänner werden die Schulen wegen Kohlemangels gesperrt. Das "Neue Österreich" meldet: "Drei Todesopfer durch Blindgänger". Im Text heißt es: "Dienstag stürzte bei Aufräumungsarbeiten in der Hauptallee im Prater nächst dem Ostbahnviadukt eine Person auf einen dort liegenden Blindgänger, der explodierte. Hiebei wurden drei Frauen getötet und vier Personen schwer verletzt."

Samstag, 6. Oktober 1945 US-Außenminister Brynes nimmt zum Abbruch der Londoner Konferenz Stellung und meint, das Scheitern sei auf die Forderung der Sowjetunion zurückzuführen, "dass lediglich Großbritannien, die Vereinigten Staaten und Rußland die Friedensverträge mit Italien, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Finnland vorbereiten sollen". Die USA seien nicht bereit, "ihren Verbündeten Vorschriften zu machen". Unter dem Titel "Weinlese beendet" berichtet das "Neue Österreich": "Leider waren auch noch andere Leute am Werk, die vom frühesten Morgen bis in die dunkle Nacht hinein Rucksäcke mit 40 und mehr Kilogramm Weintrauben vollpfropften und die es auf ihre Karte buchen können, dass mit der Lese um ganze vier Wochen früher begonnen werden musste, da sonst wohl keine Trauben an den Stöcken vorhanden gewesen wären. Ein krasses Beispiel bildet ein Weingarten an der Kahlenberger Straße, der mit rund 10.000 Stöcken bei einer normalen Mittelernte ungefähr 5.000 Kilogramm Weintrauben liefert. In diesem Jahr erntete der Besitzer sage und schreibe 475 Kilogramm. Dabei war die Ernte diesmal nach Menge und Güte weit über dem Durchschnitt". In einem Artikel über "Unbedingt notwendige Stromsparmaßnahmen" wird die Funktionsweise der Stromzähler erläutert. Auf die Frage "Wieviel Strom verbraucht eine Kochplatte?" heißt es: "Der Verbrauch einer nicht regulierbaren Kochplatte beträgt in ungefähr 1 Stunde 0,6 kWh, in 2 Stunden 1,2 kWh, in 3 Stunden 1,8 kWh, in 4 Stunden 2,4 kWh. Das Stromkontingent begrenzt also das Kochen auf ungefähr 3 bis 4 Stunden. "Fidelio", die Eröffnungsvorstellung der Staatsoper im Theater an der Wien, wird um 18 Uhr von der Ravag übertragen und von allen österreichischen Sendern und einer Reihe von ausländischen Sendern übernommen.

Sonntag, 7. Oktober 1945 Nach offiziellen Berichten erwarten 64.000 Österreicher in der britischen und amerikanischen Zone Deutschlands und Österreichs sowie in Norwegen ihre Heimkehr. Um dem Ansturm von Wohnungssuchenden zu bewältigen, eröffnet das Wohnungsamt der Gemeinde Wien am 15. Oktober Außenstellen in allen Bezirken. Zur Bewältigung der organisatorischen Vorarbeiten bleibt die Zentrale zwischen 8. und 13. Oktober geschlossen. Wörtlich heißt es ferner: "In den Bezirksexposituren werden nur solche Ansuchen behandelt, die auf dem vorgedruckten Wohnungswerberblatt eingebracht worden sind. Andere Gesuche werden nicht mehr behandelt. Mit solchen Gesuchen eingereichte Originaldokumente werden den Wohnungswerbern zurückgesendet." In einem Bericht über eine Großrazzia auf den Naschmarkt schreibt das "Neue Österreich": "Die zutage geförderten Lebensmittel und Mangelwaren waren wohl der größte Erfolg der ganzen Aktion. Portugiesische Sardinen, Sherry, alter Whisky und neben erstklassigen Stoffen alle üblichen Herrlichkeiten des Friedens". In der amerikanischen Zone werden statt 1400 Gramm Erdäpfel 300 Gramm Keks (auf Abschnitt 21 der Lebensmittelkarte) ausgegeben. Und in den Alpen ist der Winter ausgebrochen: "Im Glocknergebiet hat bei orkanartigem Schneetreiben der Neuschnee eine Höhe von drei Metern erreicht". In Wien sinkt die Temperatur unter den Gefrierpunkt.

Montag, 8. Oktober 1945 Der Alliierte Rat verfügt die Herstellung von viersprachigen Identitätskarten für alle Österreicher. Die Ausweise muss jeder ständig bei sich haben. Der Alliierte Rat beschließt außerdem Regeln für die Arbeitsbeziehungen in den Betrieben. Arbeiter und Angestellte haben das Recht, sich in Gewerkschaften zu organisieren. Die Tätigkeit der Arbeiterkammern wird gebilligt. Zur Regelung von Lohnfragen sowie der Arbeitszeit und der Arbeitsbedingungen ist der Abschluss von Kollektivverträgen zulässig. Zur Kontrolle der Einkommen wird ein Interalliiertes Lohnamt eingerichtet. Die Tätigkeit der Arbeitsämter wird begrüßt. Zivilarbeiter, die von Militäreinheiten der Besatzungsmächte beschäftigt werden, werden nach den ortsüblichen Tarifen bezahlt. In Zürich stirbt der Wiener Schriftsteller Felix Salten.

Dienstag, 9. Oktober 1945 In bezug auf die Anerkennung der provisorischen Regierung wird mit einem "Durchbruch" in London und Washington gerechnet. Im Niederösterreichischen Landhaus tritt um 9.30 Uhr die 2. Länderkonferenz zusammen. Im Mittelpunkt der Arbeitssitzung in den drei Kommissionen stehen die Vorbereitung für die Nationalrats- und Landtagswahlen am 25. November. Folgende Rahmenbedingungen stehen fest: Aktives Wahlrecht ab dem vollendeten 21. und passives Wahlrecht ab dem vollendeten 29. Lebensjahr. Insgesamt werden 165 Abgeordnete in 25 Wahlkreisen nach dem Proportionalsystem gewählt. Im "Neuen Österreich" erscheinen Diskussionsbeiträge zur Frage des Wahlrechts für Nazi. Das Blatt meldet, dass Damenschneider wegen Stoffmangels vorläufg nur Reparaturen ausführen. Die Erzdiözese Wien bildet ein "Kirchliches Bauamt für den Wiederaufbau zerstörter Gotteshäuser". Der sowjetische Hochkommissar Marschall Konjew übergibt der Stadt Wien zwei Millionen Reichsmark sowie Transportmittel und Baumaterial für den Wiederaufbau der Staatsoper, der damit beginnen kann.

Mittwoch, 10. Oktober 1945 Die 2. Länderkonferenz beschließt, die Nationalsozialisten vom Wahlrecht auszuschließen. Wörtlich heißt es dazu in einer Resolution: "Den ehemaligen Nationalsozialisten (Parteimitgliedern, Parteianwärtern, Angehörige der Wehrverbände) wird das Wahlrecht entzogen. Nur den Mitgliedern des NSKK und NSFK wird das Wahlrecht zugebilligt, wenn sie nicht Parteimitglieder waren. Die Begründung hiefür liegt in der Tatsache, dass die Beitritte zu diesen Formationen hauptsächlich erfolgten, um einem Beitritt zur NSDAP auszuweichen. Mitglieder oder Parteianwärter, die aus politischen Gründen durch staatliche Behörden des Dritten Reiches Verfolgungen zu erdulden hatten, erhalten ebenfalls das Wahlrecht". "Für die laufende Woche", schreibt das "Neue Österreich", "werden auf die Lebensmittelkarte für alle Zonen aufgerufen: a) Fett auf Abschnitt 19 = 75 Gramm für Kinder bis 3 Jahre und 110 Gramm für alle übrigen Personen, auf Abschnitt 68 = 30 Gramm für Verbraucher aller Altersstufen, auf Abschnitt 18 = 60 Gramm für Kinder bis 3 Jahre und für alle Konsumenten über 12 Jahre, 130 Gramm für Kinder bis 6 Jahre und 200 Gramm für Kinder bis 12 Jahre". Das Theater in der Josefstadt hat nach einem Bericht des "Neuen Österreich" bereits "200 mal' Hofrat Geiger" gegeben.

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