Norddeutscher Bund 1870: Unterschied zwischen den Versionen
K |
|||
Zeile 31: | Zeile 31: | ||
| <center>''''' '''''</center> || '''''Chronik des Norddeutschen Bundes des Jahres ...''''' '''[[Norddeutscher Bund 1866|1866]] - [[Norddeutscher Bund 1867|1867]] - [[Norddeutscher Bund 1868|1868]] - [[Norddeutscher Bund 1869|1869]]''' <br> | | <center>''''' '''''</center> || '''''Chronik des Norddeutschen Bundes des Jahres ...''''' '''[[Norddeutscher Bund 1866|1866]] - [[Norddeutscher Bund 1867|1867]] - [[Norddeutscher Bund 1868|1868]] - [[Norddeutscher Bund 1869|1869]]''' <br> | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 1870|01.01.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] [[Datei:Hamburg.gif|50px]] [[Datei:Bremen.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]] / [[Hansestadt Hamburg]] / [[Hansestadt Bremen]]''' <br> |
Die Eisenbahnstrecke Wanne - Münster wird eröffnet; sie ist Teil eines durch eine französische Initiative entstandenen Projektes zum Bau einer direkten Bahnverbindung von Paris nach Hamburg mit Möglichkeit einer Fortsetzung bis nach Skandinavien. Gleichzeitig ist es Bedingung des preußischen Staates, diese Strecke aus strategischen Gründen nördlich am Ruhrgebiet vorbei zu führen. Konkretisieren ließen sich die Pläne erst, als nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen 1866 die Strecke zwischen Venlo und Hamburg in ganzer Länge auf preußischem Gebiet geführt werden kann. Den Auftrag zum Bau und Betrieb der Hamburg-Venloer Bahn erhielt die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft. Sie begann den Bau des östlichen Streckenteils im Bahnhof Wanne an ihrer Stammstrecke (Köln–)Deutz–Minden, der dann im Bahnhof Haltern auf die projektierte Trasse stieß, und baut nun von dort aus zunächst nordwärts weiter. Mit dem Streckenbau westlich von Haltern lässt man sich Zeit, weil der Bau der Eisenbahnbrücke in Wesel erhebliche Zeit in Anspruch nehmen wird. Mit dem Bau der Elbbrücken bei Hamburg wird in Kürze begonnen werden. <br> | Die Eisenbahnstrecke Wanne - Münster wird eröffnet; sie ist Teil eines durch eine französische Initiative entstandenen Projektes zum Bau einer direkten Bahnverbindung von Paris nach Hamburg mit Möglichkeit einer Fortsetzung bis nach Skandinavien. Gleichzeitig ist es Bedingung des preußischen Staates, diese Strecke aus strategischen Gründen nördlich am Ruhrgebiet vorbei zu führen. Konkretisieren ließen sich die Pläne erst, als nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen 1866 die Strecke zwischen Venlo und Hamburg in ganzer Länge auf preußischem Gebiet geführt werden kann. Den Auftrag zum Bau und Betrieb der Hamburg-Venloer Bahn erhielt die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft. Sie begann den Bau des östlichen Streckenteils im Bahnhof Wanne an ihrer Stammstrecke (Köln–)Deutz–Minden, der dann im Bahnhof Haltern auf die projektierte Trasse stieß, und baut nun von dort aus zunächst nordwärts weiter. Mit dem Streckenbau westlich von Haltern lässt man sich Zeit, weil der Bau der Eisenbahnbrücke in Wesel erhebliche Zeit in Anspruch nehmen wird. Mit dem Bau der Elbbrücken bei Hamburg wird in Kürze begonnen werden. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:J.J.Baeyer.jpg|thumb|150px|left|''Johann Jacob Baeyer'']] [[Datei:Wilhelm Foerster.jpg|thumb|150px|''Wilhelm Foerster'']] In Berlin wird das Geodätische Institut gegründet. Eine Denkschrift hierzu wurde von Johann Jacob Baeyer und Wilhelm Foerster am 16. März 1867 verfasst und beim Preußischen Kultusministerium eingereicht. Mit der Gründung des Institutes wird Baeyer, der als Begründer der mitteleuropäischen Gradmessung gilt, zum Präsidenten berufen; es ist geplant, dass unter seiner Leitung jährlich ein „Generalbericht der europäischen Gradmessung“ veröffentlicht werden soll. J.J.Baeyer ist seit 1865 Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und seit 1868 Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er trägt außerdem die Ehrendoktorwürde der Universität wien und ist Mitglied der italienischen und russischen wissenschaftlichen Akademien. <br> | ||
+ | Das Schulgeld an den Berliner Gemeindeschulen wird aufgehoben. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 1870|05.01.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]'''<br> | ||
+ | [[Datei:Moritz Lazarus.jpg|thumb|150px|''Moritz Lazarus'']] Der deutsche Psychologe Moritz (eigentlich Moses) Lazarus ruft gemeinsam mit Israel Marcus Salomon in Berlin zur Gründung einer „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“ auf. Lazarus' Plan ist der Aufbau einer unabhängigen Lehranstalt zum Zwecke der Erhaltung, Fortbildung und Verbreitung der Wissenschaft des Judentums. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center>'''[[Chronik 1870|08.01.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]]</center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | Die Firma "Ludwig Loewe & Co KG a.A. für Fabrikation von Nähmaschinen" wird mit einem Kapital von einer Million Talern, von dem 25 Prozent eingezahlt sind, in das Berliner Handelsregister eingetragen. Loewe gründete seine Generalagentur für Maschinen bereits 1861, erst 1869/70 erfolgte die Umgründung zur Nähmaschinenfabrik. Loewe trifft auch Vorbereitungen zur Aufnahme der Produktion von Waffen und Munition <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center>'''[[Chronik 1870|22.01.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]'''<br> | ||
+ | [[Datei:Adelbert Delbrück.jpg|thumb|150px|''Der "Vater der Deutschen Bank" Adelbert Delbrück'']] In Berlin findet die Gründungsversammlung der Deutschen Bank als Aktiengesellschaft statt. Das Protokoll dieser Versammlung wird an den preußischen Handelsminister Heinrich Friedrich von Itzenplitz gesandt, der das Gründungsverfahren vorantreiben soll; dieser hat das Wohlwollen des preußischen Kanzlers Otto Graf von Bismarck. Dem Gründungskomitee des neuen Unternehmens gehören an: <br> | ||
+ | * Anton Adelssen (Bankhaus Adelssen & Co., Berlin) | ||
+ | * Ludwig Bamberger | ||
+ | * Adelbert Delbrück (Bankhaus Delbrück, Leo & Co., Berlin) | ||
+ | * Heinrich von Hardt (Hardt & Co., Berlin, New York) | ||
+ | * Gustav Kutter (Industrieller als Vertreter für das Bankhaus Gebrüder Sulzbach, Frankfurt) | ||
+ | * Victor Freiherr von Magnus (Bankhaus F. Mart Magnus) | ||
+ | * Gustav Müller (Württembergische Vereinsbank, Stuttgart) | ||
+ | * Adolph vom Rath (Bankhaus Deichmann & Co., Köln) | ||
+ | * Hermann Zwicker (Bankhaus Gebr. Schickler, Berlin) <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center> '''[[Chronik 02.1870|10.02.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]'''<br> | ||
+ | * Der preußische Handelsminister Heinrich Friedrich von Itzenplitz, der vor 19 Tagen den Antrag der gerade gegründeten Deutschen Bank auf Gründung einer Aktiengesellschaft erhielt und dieses Ansinnen gemeinsam mit dem Kanzler des Königreiches Preußen, Graf Otto von Bismarck wohlwollend vorantreiben will, schreibt an Bismarck: ''Verfolgt und erreicht die Gesellschaft ihren Zweck, so kann sie in der That von großer Bedeutung für die Entwicklung der Handelsverhältnisse werden. Von Wichtigkeit erscheint es uns, dass eine solche Gesellschaft in Berlin ihren Sitz hat.'' | ||
+ | * Der „Eisenbahnkönig“ Bethel Henry Strousberg richtet in der Berliner Dorotheenstraße und in seiner Markthalle am Schiffbauerdamm Volksküchen ein. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center> '''[[Chronik 02.1870|14.02.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]'''<br> | ||
+ | Der Baumeister, Lehrer und Gewerbepolitiker Adolph Ferdinand Wenceslaus Brix (* 20. Februar 1798 in Wesel) stirbt in Charlottenburg bei Berlin. Brix wurde 1827 Baucondukteur, 1834 Fabriken-Kommissionsrat, 1853 Regierungsrat, 1866, als er vom Staatsdienst zurücktrat, geheimer Oberregierungsrat. Er war Direktor der königlich-preußischen Normal-Eichungs-Kommission, Mitglied der Technischen Deputation für Gewerbe im Handelsministerium und der technischen Baudeputation, Lehrer der angewandten Mathematik an dem Gewerbeinstitut zu Berlin (1828-1850), so wie der "Höheren Analysis und angewandten Mathematik" an der Bauakademie Berlin. Neben der Ausführung mehrerer öffentlicher Bauten in Berlin und Potsdam verfasste er literarischer Arbeiten, namentlich viele Abhandlungen in Zeitschriften, ferner ein "Lehrbuch der Statik und Mechanik" (1831), Schriften "Über Festigkeit und Elastizität der Eisendrähte" (1847), "Über den Widerstand der Fuhrwerke" (1850) und "Über Alkoholometrie" (Lehre von der Bestimmung des Alkoholgehaltes in Flüssigkeiten; 1850, 1851 und 1856). <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 02.1870|17.02.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Sachsen 1815-1935.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Sachsen]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Samuel Erdmann Tzschirner.jpg|thumb|150px|''Samuel Erdmann Tzschirner'']] Samuel Erdmann Tzschirner (* 1812 in Bautzen) stirbt in Leipzig. Er war ein deutscher Jurist und Revolutionsführer des Dresdner Maiaufstandes 1849. Sein Vater war ein einfacher Stricker. Tzschirner studierte aber Rechtswissenschaften und eröffnete 1840 eine Kanzlei in Bautzen. Später war er als Advokat in Dresden tätig. Im 19. städtischen Wahlkreis wurde Tzschirner 1848 in einer Nachwahl für die Demokraten in die II. Kammer des Sächsischen Landtags gewählt, wo er die demokratische Minderheit als Oppositionsführer organisierte. Ebenfalls 1848 war er tonangebender Mitbegründer des demokratischen Vaterlandsvereins. Auch dem im Dezember 1848 nach dem liberalisierten Wahlrecht vom 15. November 1848 gewählten Landtag gehörte er an und übernahm das Amt des Vizepräsidenten der II. Kammer. Tzschirner war führend am Dresdner Maiaufstand vom 3. bis 9. Mai 1849 beteiligt. Dieser war der Versuch, König Friedrich August II. zu stürzen und eine Republik zu etablieren. Tzschirner gehörte der provisorischen Regierung an. Nach der Niederschlagung der sächsischen Revolution durch preußische Truppen ging Tzschirner nach Karlsruhe. Dort nahm er an der Reichsverfassungskampanie Baden teil. Außerdem war er am 5. Juni 1849 an der Gründung des „Clubs des entschiedenen Fortschritts“ beteiligt. Nach dem Ende der Revolution ging Tzschirner ins Exil nach Zürich. 1854 emigrierte er in die USA, wo er politisch auf Seiten der Republikaner aktiv war. Nachdem ihm 1865 Amnestie gewährt wurde, kehrte er nach Deutschland zurück. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center> '''[[Chronik 02.1870|20.02.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | Der Maler Karl (auch Carl) Wilhelm Gropius (* 4. April 1793 in Braunschweig) stirbt in Berlin. Gropius bildete sich in Berlin unter Karl Friedrich Schinkels Leitung zum Landschaftsmaler aus. In Paris lernte er das von Louis Daguerre und Charles Marie Bouton erfundene Diorama kennen. Er bereiste auch Italien und Griechenland und brachte eine Anzahl Ansichten mit, die er in seinem 1827 eröffneten Diorama verwendete. Später wandte er sich der Dekorationsmalerei zu und arbeitete seit 1819 als Hoftheatermaler für Berliner Bühnen. Die Früchte seiner Reisen, eine Sammlung von Ansichten aus verschiedenen Gegenden, gab er 1846 in zwölf Heften heraus. Eine Sammlung seíner Ornamente in verschiedenen Baustilen erschien 1846. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center> '''[[Chronik 02.1870|26.02.1870]]''' <br> [[Datei:Großbritannien.gif|50px]] [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || [[Datei:Friedrich Max Müller.jpg|thumb|150px|''Der deutsche Religionswissenschaftler Friedrich Max Müller'']] '''[[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]] / [[Norddeutscher Bund]]''' <br> | ||
+ | Der in Dessau gebürtige Religionswissenschaftler Friedrich Max Müller definiert in einer Vorlesung in London aus europäischer Sicht acht Glaubensgemeinschaften als Buchreligion: Drei semitische (Judentum, Christentum, Islam), drei "arische“ (Hinduismus, Buddhismus, Zoroastrismus) und zwei chinesische (Konfuzianismus und Daoismus). Für Müller stellen diese acht Religionen „eine Art von Aristokratie gegenüber dem gemeinen Pöbel von buchlosen, unliterarischen Religionen“ dar. Den Begriff „Buchreligion“ verstehe Müller als Versuch einer klaren Abgrenzung zu Religionen schriftloser Völker (Naturreligionen). <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | In Hamburg gründen vorwiegend hanseatische Kaufleute, Merchant Banker und Privatbankiers die Commerz- und Disconto-Bank. Im Gründungskonsortium sind folgende Personen vertreten: <br> | ||
+ | * Ludwig Erdwin Amsink (von der Firma L.E. Amsink & Co., New York) | ||
+ | * Conrad Hinrich Donner (Conrad Hinrich Donner, Altona) | ||
+ | * Carl Georg Heise (Carl Geo. Heise, Hamburg) | ||
+ | * Georg Hesse (Hesse, Newman & Co., Altona) | ||
+ | * Leopold Lieben (Lieben Königswarter, Hamburg) | ||
+ | * Jacques Emile Louis Alexander Nölting (Emile Nölting & Co., Hamburg) | ||
+ | * Albrecht Percy O'Swald (Wm. O'Swald & Co., Hamburg) | ||
+ | * Ernst Friedrich Sieveking (von B.H. Goldschmidt, Frankfurt am Main, und Mendelssohn & Co., Berlin) | ||
+ | * Siegmund Warburg (M. M. Warburg & Co., Hamburg) | ||
+ | * Theodor Wille (Theodor Wille, Hamburg) | ||
+ | * Carl Woermann (C. Woermann, Hamburg) <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center>'''[[Chronik 03.1870|10.03.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]'''<br> | ||
+ | Nach der Gründung der '''Deutschen Bank''' am 22. Januar wird nun das Grundkapital in Höhe von fünf Millionen Talern gezeichnet und zur ersten Generalversammlung eingeladen, nachdem durch „allerhöchsten Erlass Sr. Majestät des Königs von Preußen“ das Gründungsstatut der Bank genehmigt wurde. Somit gilt offiziell dieses Datum als das Gründungsdatum des Geldinstitutes als Aktiengesellschaft. Fünf Millionen Taler entsprechen im Jahre 2017 dem Gegenwert von etwa einer Milliarde Euro. Geschäftszweck der Bank ist ''der Betrieb von Bankgeschäften aller Art, ins Besondere Förderung und Erleichterung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den übrigen Europäischen Ländern sowie überseeischen Märkten.'' Vom Grundkapital werden 2 Millionen Taler dem Markt zu pari (mit identischem Nennwert) zum Kauf angeboten. Die Öffentlichkeit sieht die Neugründung zunächst sehr kritisch. So bezweifelt die Frankfurter Wirtschaftszeitung "Der Aktionär" in bissigen Kommentaren die Fähigkeit der Gründer, „ein derartiges Institut den modernen Anforderungen entsprechend zu leiten, ''selbst wenn es wahr sein sollte, dass die Bank bei den Riffpiraten, den Kaffern und bei den Schwarzfuß-Indianern Kommanditen errichten will.'' <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 03.1870|19.03.1870]]''' <br> [[Datei:Afrika.gif|50px]] [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Königreich Kongo]] / [[Norddeutscher Bund]] / [[Russisches Kaiserreich]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Georg August Schweinfurth.jpg|thumb|150px|left|''Der deutsche Afrikaforscher Georg August Schweinfurth'']] Der deutsche Afrikaforscher Georg August Schweinfurth entdeckt den Fluss Ouélé, der heute der Grenzfluss zwischen der Demokratischen Republik Kongo und im Unterlauf Grenzfluss zur Zentralafrikanischen Republik ist. Schweinfurth ist im Auftrag der Humboldt-Stiftung in Berlin unterwegs. Seine Vorfahren stammen aus Wiesloch, er selbst wurde in Riga geboren und wuchs streng pietistisch auf. Schweinfurth studierte von 1856 bis 1862 in Heidelberg, München und Berlin unter anderem Botanik und Paläontologie. Er bereiste 1863 bis 1866 Ägypten und den Südsudan sowie die Gebiete der Azande, Mangbetu, Bongo, Schilluk, Nuer und der Dinka im Kongo als Begleiter arabisch-nubischer Elfenbeinhändler (Abgrenzung des Nilgebiets im Südwesten). Bei einem Schiffbruch auf dem Kongo bei Kisangani büßte er ein Auge ein. 1867 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Seit 1882 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Am 15. August 1868 trat Schweinfurth in Suez seine dritte Afrika-Reise an. Im Auftrag der Humboldt-Stiftung in Berlin reiste er 1869 von Khartum aus nilaufwärts nach Faschoda und nach dem Gebiet der Dschur. Mit Sklavenjägern immer weiter vordringend, durchzog er die Länder der Bongo, Schilluk, Nuer und der Dinka, unternahm eine Reise zu den seiner Ansicht nach kannibalischen Niam-Niam, besuchte das Land der Mittu und Madi und entdeckte 1870 im Lande der bis dahin noch unbekannten (ebenfalls anthropophagen) Monbutto (Mangbetu) den Uellefluss (Uelle-Makua (Ubangi)). Ebenso gewann er sichere Kunde von dem Zwergvolk der Akka. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center>'''[[Chronik 03.1870|20.03.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]'''<br> | ||
+ | [[Datei:Emil Warburg.jpg|thumb|150px|''Dr. Emil Warburg'']] Der 24jährige Altonaer Physiker Dr. Emil Gabriel Warburg habilitiert sich in Berlin. In seiner Habilitationsarbeit beschäftigte er sich mit dem Ausfluss des Quecksilbers aus gläsernen Kapillaren. Die Vorfahren Warburgs stammen ursprünglich aus Bologna. Über das westfälische Warburg hatten sie sich schließlich in Altona niedergelassen, da dort Glaubensfreiheit herrschte und auch Juden Handel und Schiffbau betreiben durften. Emil Warburg konvertierte später zur evangelischen Konfession. 1863 nahm Warburg zunächst das Studium der Chemie an der Universität Heidelberg auf und hörte Vorlesungen bei Robert Wilhelm Bunsen, Hermann von Helmholtz und Gustav Robert Kirchhoff. Nicht zuletzt unter dem Eindruck der klaren und durchdachten Vorlesungen Kirchhoffs wechselte Warburg zur Physik, da dieses Fach seinen mathematischen Interessen mehr entsprach. 1865 setzte er sein Studium in Berlin fort. Das dort ansässige Laboratorium von Heinrich Gustav Magnus gehörte zu jener Zeit zu den wenigen in Deutschland, die den Studierenden die Möglichkeit zum selbstständigen Experimentieren boten. Unter Anleitung des Laboratoriumsassistenten August Kundt befasste er sich zunächst mit akustischen Fragestellungen. 1867 promovierte Warburg mit der damals noch in lateinisch abzufassenden Dissertation ''De systematis corporum vibrantium''. Diese behandelt ein spezielles Schwingungssystem mit einer Differentialgleichung vierter Ordnung. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 03.1870|21.03.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]'''<br> | ||
+ | Die Zeichner des ersten Grundkapitals in Höhe von fünf Millionen Talern treffen sich zur ersten Generalversammlung der Deutschen Bank, die am 10. März gegründet wurde. Auf der ersten Generalversammlung der Deutschen Bank wird die Verwaltung eingesetzt. Dr. Georg Siemens und Herrmann Wallich aus dem Gründerkonsortium werden die ersten Direktoren der Bank. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center>'''[[Chronik 03.1870|Ende März 1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]'''<br> | ||
+ | Weniger als drei Wochen, nachdem die Deutsche Bank als Aktiengesellschaft ihre Arbeit aufgenommen und Aktion mit einem Nennwert von insgesamt zwei Millionen Taler zum Kauf angeboten hat, sind die Aktien bereits fast 150mal überzeichnet, was bedeutet, dass das Interesse an der Aktie 150mal höher ist als überhaupt Papiere gezeichnet werden können. Dies spricht dafür, dass in der Geldwirtschaft bereits jetzt ein großes Vertrauen zu der neuen Bank vorhanden ist. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Türkei.gif|50px]] [[Datei:Russland 1858-1914.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Osmanisches Reich]] / [[Russisches Kaiserreich]]''' <br> | ||
+ | Beginn der Ausgrabungen von Troja durch den Kaufmann, Archäologen und Pionier der Feldarchäologie Heinrich Schliemann. Als erster Forscher führt er Ausgrabungen im kleinasiatischen Hisarlik durch und findet die von ihm und zuvor schon anderen Forschern hier vermuteten Ruinen des bronzezeitlichen Troja. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1870|01.04.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | * Der 1869 in Berlin gegründete Verband deutscher Frauenbildungs- und Erwerbsvereine gibt seit heute ein eigenes Verbandsorgan unter dem Namen „Der Frauenanwalt“ heraus. Es wird von Jenny Hirsch redigiert. | ||
+ | * In Berlin erscheint die erste Nummer des Wochenblattes „Agitator“. Es ist nach dem „Social-Demokrat“ die zweite Arbeiterzeitung Berlins. | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1870|03.04.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Philipp Jaffé.jpg|thumb|150px|''Der Historiker Philipp Jaffé'']] Der Historiker und herausragende Wissenschaftler mittelalterlicher Philologie Philipp Jaffé (* 17.02.1819 in Schwersenz, Posen) stirbt. Jaffé ist der erste Mensch jüdischen Glaubens in Preußen, der zum außerordentlichen Professor für Geschichte an der Berliner Universität ernannt wurde. 1845 veröffentlichte er sein umfassendes Werk Regesta Pontificum Romanorum ab condita Ecclesia ad annum p. Chr. n. 1198, das über 11.000 päpstliche Dokumente enthielt. Diese Arbeit machte ihn unter Geschichtswissenschaftlern bekannt. Er fand jedoch keine Anstellung als Historiker und musste sich so auf andere Weise seinen Lebensunterhalt verdienen. Er begann erneut ein Studium, diesmal der Medizin, in Berlin und später an der Universität Wien. Er graduierte 1853 in Berlin und praktizierte dort für ein Jahr als Arzt, bis er eine Stelle als Mitherausgeber der Monumenta Germaniae Historica fand. 1863 trat er von diesem Posten zurück, nachdem er an zahlreichen Bänden der „Scriptores“ (erzählende Quellen) mitgearbeitet hatte. Am 9. Mai 1862 wurde Jaffé als erster Jude in Preußen a.o. Professor an der Universität Berlin, wo er lateinische Paläographie sowie römische und mittelalterliche Chronologie lehrte. 1868 konvertierte Jaffé zum christlichen Glauben. Er vollendete 1869 die Tabulae Ordinis Theutonici von Ernst Strehlke. Im letzten Jahr seines Lebens litt er unter paranoiden Wahnvorstellungen. Heute nahm er sich in Wittenberge das Leben. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center> '''[[Chronik 04.1870|04.04.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || [[Datei:Heinrich Gustav Magnus.jpg|thumb|150px|''Professor Heinrich Gustav Magnus stirbt'']] '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | Der Physiker, Chemiker und Technologe Professor Heinrich Gustav Magnus stirbt in Berlin. Er war Gründer der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Gustav Magnus wurde als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Seidenhändlers geboren; er war der jüngere Bruder des Malers Eduard Magnus. Magnus studierte in Berlin und lebte nach seiner Promotion ein Jahr in Stockholm, um bei Johann Jakob Berzelius zu arbeiten. 1831 habilitierte er sich in Berlin und erhielt 1834 eine außerordentliche und 1845 eine ordentliche Professur für Physik und Technologie. Er arbeitete auf vielen Gebieten der Physik und Chemie, darunter über Selen, Platin und viele Minerale, bestimmte die Ausdehnungskoeffizienten von Gasen und erforschte aerodynamische Phänomene. Er beschrieb 1828 das Magnus-Salz, baute 1831 ein Geothermometer, entdeckte 1833 die Perjodsäure, analysierte 1837 die Blutgase Sauerstoff und Kohlendioxid, führte 1844 Messungen zum Wasserdampfdruck (Magnus-Formel) durch und beschrieb 1852 den nach ihm benannten Magnus-Effekt. Magnus beendete seine Lehrtätigkeit 1869. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1870|09.04.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | In einem zweigeschossigen Miethaus in der Französischen Straße 21 in Berlin-Mitte eröffnet die am 22. Januar von 21 Privatbankiers als erste nationale Aktienbank gegründete Deutsche Bank AG ihren Betrieb. Die Gesellschaft hat ihrer Satzung zufolge die Geschäfte des „nach Maßgabe der ihr vom Verwaltungsrat erteilten Instruktionen“ zu führen. Der aus 24 Personen bestehende Verwaltungsrat ist deutlich mächtiger als ein moderner Aufsichtsrat des 21. Jahrhunderts und nimmt seine operative Verantwortung durch einen wöchentlich tagenden Fünferausschuss wahr. Die neue Bank soll den Gesellschaftern, die meist einer eigenen, kleineren Privatbank vorstehen, keine Konkurrenz machen. Die ersten Direktoren sind Wilhelm Platenius, Georg von Siemens und Hermann Wallich. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1870|13.04.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | In einem "Allerhöchsten Erlass" des Königs von Preußen wird die Errichtung der Kaiserpassage in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte verfügt. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 1871 beginnen. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center> '''[[Chronik 04.1870|16.04.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Wilhelm Foerster.jpg|thumb|150px|''Wilhelm Foerster'']] Der schlesische Astronom Wilhelm Foerster unterbreitet den kommunalen Behörden in Berlin den Vorschlag, in Berlin ein Netz von elektrisch regulierten Uhren aufzustellen. Die Aufstellung einer solchen Uhr vor dem Kammergericht habe sich bereits bewährt. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center> '''[[Chronik 04.1870|18.04.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | In Berlin stirbt der Wirkliche Geheime Rat und Steuerdirektor Johann Friedrich von Pommer Esche (* 10.02.1803 in Stralsund), der in seinen Funktionen an der Spitze des Finanzministeriums und im Staatsrat wesentlich zur Vereinheitlichung der Zollbestimmungen in Deutschland beigetragen hat. Sein Vater war schwedischer Regierungsrat. Dieser wurde 1813 in den schwedischen Adelsstand erhoben. Einer seiner Brüder war Adolph von Pommer Esche. Er studierte zwischen 1822 und 1826 Rechtswissenschaften in Göttingen und Berlin. Danach trat er als Auskulator in den preußischen Justizdienst ein und absolvierte den üblichen Vorbereitungsdienst. Auf Betreiben von Christian Peter Wilhelm Beuth wechselte er 1831 in den Verwaltungsdienst. Anfangs bei der Regierung in Frankfurt an der Oder beschäftigt wechselte er schon bald zur Provinzialsteuerdirektion der Provinz Schlesien nach Breslau. Im Jahr 1832 wurde er zum Regierungsassessor und 1833 zum Regierungsrat ernannt. Ein Jahr später wurde er Justiziar der Regierung in Stettin. 1834 wechselte er als Hilfsarbeiter ins Finanzministerium. Bereits 1836 erfolgte die Ernennung zum geheimen Finanz- und vortragenden Rat. Dem folgte 1839 die Ernennung zum geheimen Oberfinanzrat. Pommer Esche war 1842 Bevollmächtigter bei der Rheinschifffahrts-Centralkommission. Im Jahr 1847 war er Ministerialbevollmächtigter beim Vereinigten Landtag. Im Jahr 1849 wurde er Generalsteuerdirektor. In diesem Amt spielte er eine bedeutende Rolle auch bei der Fortentwicklung des Deutschen Zollvereins. Er war stark am Zustandekommen der der Verträge Preußens mit dem Königreich Hannover (1851), dem Großherzogtum Oldenburg (1852), Österreich (1853) sowie in Nachfolge des Cobden-Vertrages mit Frankreich (1862), Belgien (1865) und Großbritannien (1865) beteiligt. Bereits 1854 wurde Pommer Esche für seine Verdienste um die internationalen Zollverträge zum wirklichen geheimen Oberfinanzrat und Mitglied des Staatsrates ernannt. Im Jahr 1857 wurde er zum Mitglied einer Kommission des Staatsrates ernannt, die grundsätzliche Entscheidungen der Finanzverwaltung für die Entscheidung des Königs vorbereitete. Im Jahr 1865 wurde Pommer-Esche zum wirklichen geheimen Rat ernannt. Nach der Annexion neuer Provinzen 1866 war er mit der Angleichung der dortigen Steuerverwaltung beschäftigt. Gleichzeitig war er Bevollmächtigter beim Bundesrat des Norddeutschen Bundes. Auch im Bundesrat des Zollvereins war er tätig. Von ihm stammt der Entwurf des Vereinszollgesetzes von 1869. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1870|29.04.1870]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | Der Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes und preußische Ministerpräsident Otto Graf von Bismarck ernennt Heinrich Stephan zum Generalpostmeister der Norddeutschen Bundespostverwaltung. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 05.1870|31.05.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | Das Strafgesetzbuch des Norddeutschen Bundes wird aufgrund der energischen Schaffenskraft ihres Verfassers Heinrich von Friedberg in Kraft gesetzt. Von Friedberg nimmt auch an Beratungen über das Militärstrafgesetzbuch teil, da er Mitglied der hierfür eingerichteten Kommission und Bundeskommissar ist. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1870|05.06.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Friedrich Wilhelm Gubitz.jpg|thumb|150px|''Der deutsche Kunstprofessor Friedrich Wilhelm Gubitz stirbt'']] Der deutsche Grafiker (Holzstecher), Schriftsteller , Theaterkritiker, Herausgeber und Kunstprofessor (* 27. Februar 1786 in Leipzig), der künstlerische Wiedererwecker des Holzschnittes in Deutschland, für dessen weite Verbreitung er selbst durch seinen »Deutschen Volkskalender« wirkte, stirbt 84jährig in Berlin. Gubitz besuchte ab 1795 das Gymnasium in Wittenberg, im Alter von elf Jahren war er nach Berlin gezogen. 1801 nimmt er ein Studium in Jena auf, um sich einem Studium der Theologie zu widmen. Während dieser Zeit entstanden erste Holzschnittarbeiten, die er in Berlin ausstellte und eine längst vergessene Technik wieder bekannt machte. 1805 wurde er an die Berliner Kunstakademie berufen. Als Professor an dieser Einrichtung lehrte er die Technik des Holzschnittes. Um den Farbholzschnitt machte er sich verdient und wirkte mit dieser Kunstmethode in Deutschland in einer Zeit wachsenden Nationalbewusstseins. Er beförderte so grafische Technik für Bildauflagen (Druck von Porträts), Illustrationen von Büchern und Zeitschriften. In seiner Position hatte er bedeutende Schüler, darunter Franz Theodor Kugler, Heinrich Rudolf Genée und Friedrich Unzelmann. In Berlin war er auch Verleger und Publizist, zusätzlich war sein Haus der Zeit entsprechend eine gesellschaftliche Institution und Treffpunkt für Schüler und Künstler. Im Eigenverlag war er Herausgeber der "Gaben der Milde", in denen Beiträge namhafter Autoren (Brentano, Goethe) veröffentlicht wurden. Der Vertrieb erfolgte durch Verlosung, der Erlös ging zu Gunsten der Kriegsverletzten aus dem Freiheitskrieg. Er schrieb für die Vossische Zeitung. In seiner Zeitschrift Der Gesellschafter veröffentlicht er Gedichte von Heinrich Heine(1821) und anderen Autoren. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | In einem Erlass des Handelsministeriums wird angeordnet, dass die vom Maschinenmeister August Wöhler in Frankfurt (Oder) ausgeführten Festigkeitsversuche in der Gewerbeakademie, Versuchsstation zur Prüfung von Stahl und Eisen, in Berlin durchzuführen sind. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1870|19.06.1870]]''' <br> [[Datei:Spanien 1785-1873.gif|50px]] [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Königreich Spanien]] / [[Norddeutscher Bund]] / [[Französisches Kaiserreich]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Leopold von Hohenzollern.jpg|thumb|150px|left|''Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen kandidiert für das Königsamt in Spanien'']] [[Datei:Kaiser Napoleon III.jpg|thumb|150px|''...Kaiser Napoleón III. von Frankreich ist gegen die Kandidatur Leopolds'']] Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, der Fürst von Hohenzollern und ein entfernter Verwandter des preußischen Königs Wilhelm I., kandidiert für den spanischen Thron, der aufgrund der Spanischen Revolution frei geworden ist. Wilhelm I. ist gegen die Kandidatur, aber der Kanzler des Norddeutschen Bundes, Graf Otto von Bismarck, überredet Leopold dazu, die Kandidatur aufrechtzuerhalten. Frankreich sieht in der Übernahme des Thrones durch ein Mitglied des Hauses Hohenzollern und einem möglichen spanisch-preußischen Bündnis eine Störung des europäischen Kräftegleichgewichts und eine Gefährdung der Interessen Frankreichs. Frankreich droht Preußen mit Krieg für den Fall, dass Leopold seine Kandidatur nicht zurückziehe. Leopold ist der älteste Sohn des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern (* 1811) aus dessen Ehe mit Josephine von Baden (* 1813), Tochter des Großherzogs Karl von Baden (1786–1818). Leopold heiratete am 12. September 1861 in Lissabon Antonia Maria von Portugal (* 1845), Tochter des portugiesischen Königspaares Maria II. da Gloria und Ferdinand II.; 1868 hatten Militärs in der Revolution in Spanien Königin Isabel II. abgesetzt. Seitdem suchten die Spanier in den europäischen Fürstenhäusern nach einem Anwärter, den das Parlament zum König wählen könnte. Der portugiesischen Titularkönig Ferdinand II., der selbst ablehnte, verwies auf seinen Schwiegersohn. Zunächst lehnte Leopold ab, doch ersuchte die spanische Regierung Preußen entsprechend auf Leopold einzuwirken. Dieses Angebot wurde nun vom preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck unterstützt, der es vorher als Familienangelegenheit abgetan hatte. Vom französischen Kaiser Napoléon III. wird die Kandidatur Leopolds jedoch abgelehnt. Leopold, der über seine Großmutter Stéphanie de Beauharnais indirekt enger mit den Bonapartes verwandt ist als mit den preußischen Hohenzollern, schreibt an König Wilhelm I.: „Ich bin bis in die innerste Faser meines Herzens Preuße und Deutscher.“ <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center>'''[[Chronik 06.1870|20.06.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | In seiner Privatklinik in der Karlstraße hält der an Tuberkulose erkrankte Augenarzt Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe (* 22.05.1828 in Berlin) seine letzten Sprechstunden. Er verlässt die Klinik in der Gewissheit seines nahen Todes. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1870|25.06.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | Der erste Verkaufstag der Postkarten (Korrespondenzkarten) bringt in Berlin einen Absatz von 45.000 Stück dieser neuen „Postkarten“. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 07.1870|01.07.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]]''' <br> | ||
+ | Der Hofgärtner Johann Heinrich Gustav Meyer wird zum ersten Gartendirektor Berlins berufen. Damit beginnt die eigentliche Geschichte der Berliner Gartenverwaltung. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center>'''[[Chronik 07.1870|06.07.1870]]''' <br> [[Datei:Spanien 1785-1873.gif|50px]] [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || '''[[Königreich Spanien]] / [[Norddeutscher Bund]] / [[Französisches Kaiserreich]]''' <br> | ||
+ | Frankreich teilt den europäischen Hauptstädten die französische Sicht zur Kandidatur des Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen auf den spanischen Thron mit. Außenminister Antoine Alfred Graf Agénor de Gramont verliest eine von Kaiser Napoléon III. gutgeheißene und von der Regierung einstimmig gebilligte scharfe Erklärung vor der „Chambre législative“, wonach Frankreich eine solche Entwicklung nicht hinnehmen und sollte es doch dazu kommen ohne Zögern seine Pflicht tun werde, was als eine kaum verschleierte Kriegsdrohung angesehen wird: „Frankreich würde nicht dulden, dass der Prinz von Hohenzollern oder sonst irgendein preußischer Prinz den spanischen Thron besteigt. Um diesen möglichen Fall zu verhindern, zählt die Regierung zugleich auf die Klugheit des deutschen Volkes und auf die Freundschaft des spanischen Volkes. Sollte es jedoch anders kommen, so wüssten wir kraft Ihrer (der Abgeordneten) Unterstützung und derjenigen der Nation ohne Zögern und ohne Schwäche unsere Pflicht zu tun.“ <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center>'''[[Chronik 07.1870|12.07.1870]]''' <br> [[Datei:Spanien 1785-1873.gif|50px]] [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || '''[[Königreich Spanien]] / [[Norddeutscher Bund]] / [[Französisches Kaiserreich]]''' <br> | ||
+ | Der französische Botschafter am preußischen Hof, Vincent Graf Benedetti, wird nach Bad Ems entsandt, wo sich König Wilhelm I. von Preußen gerade aufhält, um den preußischen König aufzufordern, Prinz Leopold von Hohenzollern und Sigmaringen, zum Verzicht auf die spanische Thronkandidatur zu bewegen. Es entsteht so viel Druck auf die Familie Hohenzollern, dass Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, Leopolds Vater, angesichts des Aufziehens einer europäischen Krise im Namen seines Sohnes den Verzicht auf die spanische Königswürde erklärt. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 07.1870|13.07.1870]]''' <br> [[Datei:Spanien 1785-1873.gif|50px]] [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Königreich Spanien]] / [[Norddeutscher Bund]] / [[Französisches Kaiserreich]]''' <br> | ||
+ | [[Datei:Graf Otto von Bismarck.jpg|thumb|150px|left|''Graf Otto von Bismarck kürzt ein Telegramm und beschwört damit einen Krieg herauf'']] [[Datei:Helmuth Karl von Moltke.jpg|thumb|150px|''Helmuth Graf von Moltkes letzter Wunsch ist ein Krieg gegen Frankreich'']] In Folge von Ressentiments, welche durch die napoleonische Niederlage gegenüber Preußen noch immer in Frankreich herrscht, wird der preußische König Wilhelm I. aufgefordert, öffentlich erklären, dass auch in Zukunft niemals ein Mitglied der Hohenzollern den spanischen Thron besteigen wird. Der französische Außenminister Antoine Alfred Herzog von Gramont fordert von Wilhelm ein persönliches Entschuldigungsschreiben an Napoléon III.; unterdessen sendet Wilhelm ein Telegramm an Graf Otto von Bismarck ab, in dem er diesen über seine Unterredung mit Benedetti informiert. Dieser Brief, die später „Emser Depesche“ genannt werden wird, wird von Bismarcks engstem Mitarbeiter Heinrich Abeken, der den König nach Bad Ems begleitet, an Bismarck telegrafiert und hat folgenden Wortlaut: ''Seine Majestät der König schreibt mir: ‚Graf Benedetti fing mich auf der Promenade ab, um auf zuletzt sehr zudringliche Art von mir zu verlangen, ich sollte ihn autorisiren, sofort zu telegraphiren, dass ich für alle Zukunft mich verpflichtete, niemals wieder meine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Candidatur zurückkämen. Ich wies ihn, zuletzt etwas ernst, zurück, da man à tout jamais dergleichen Engagements nicht nehmen dürfe noch könne. Natürlich sagte ich ihm, dass ich noch nichts erhalten hätte und, da er über Paris und Madrid früher benachrichtigt sei als ich, er wohl einsähe, dass mein Gouvernement wiederum außer Spiel sei.‘ Seine Majestät hat seitdem ein Schreiben des Fürsten bekommen. Da Seine Majestät dem Grafen Benedetti gesagt, dass er Nachricht vom Fürsten erwarte, hat Allerhöchstderselbe, mit Rücksicht auf die obige Zumuthung, auf des Grafen Eulenburg und meinen Vortrag, beschlossen, den Grafen Benedetti nicht mehr zu empfangen, sondern ihm nur durch einen Adjutanten sagen zu lassen, daß Seine Majestät jetzt vom Fürsten die Bestätigung der Nachricht erhalten, die Benedetti aus Paris schon gehabt, und dem Botschafter nichts weiter zu sagen habe. Seine Majestät stellt Eurer Excellenz anheim, ob nicht die neue Forderung Benedettis und ihre Zurückweisung sogleich, sowohl unsern Gesandten, als in der Presse mitgetheilt werden sollte.'' Bismarck überarbeitet das Telegramm, so dass die französischen Forderungen schließlich den Charakter eines Ultimatums bekommen. Während eines Essens, zu dem er Roon und Generalfeldmarschall Moltke geladen hat, liest Bismarck seinen beiden Gästen das Telegramm vor, ''deren Niedergeschlagenheit so tief wurde, dass sie Speise und Trank verschmähten''. Daraufhin redigiert und kürzt Bismarck das Telegramm stark und liest diese gekürzte Fassung ebenfalls seinen Gästen vor. Sie lautet wie folgt: ''Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der Kaiserlich Französischen Regierung von der Königlich Spanischen amtlich mitgeteilt worden sind, hat der Französische Botschafter in Ems an S. Maj. den König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, dass er nach Paris telegraphiere, dass S. Maj. der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder zurückkommen sollten. Seine Maj. der König hat es darauf abgelehnt, den Franz. Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, dass S. Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe.'' Aus dieser neuen Fassung geht nicht mehr hervor, dass König Wilhelm I. von Preußen eine Unterredung mit dem französischen Botschafter gehabt und ihm seine Ablehnung erläutert habe; lediglich die französische Forderung und die Verweigerung einer weiteren Audienz werden in knappen Worten berichtet. Durch diese Kürzungen kann die Meldung leicht den Eindruck erwecken, Benedetti sei in Bad Ems in ungebührlicher Weise aufgetreten, und weitere diplomatische Kontakte seien vom König abgelehnt worden. Sofort schlägt die Stimmung Roons und Moltkes von Niedergeschlagenheit in lebhafte Freude um. Bismarck erläutert seinen Gästen, dass die sofortige Veröffentlichung seiner Version „den Eindruck des roten Tuches auf den gallischen Stier machen“ wird, der nun schlagen müsse, und dann als Angreifer dastehe. Moltke sagt wörtlich: ''Wenn ich das noch erlebe, in solchem Kriege unsere Heere zu führen, so mag gleich nachher die alte Karkasse der Teufel holen.'' Vor der Freigabe des Textes an die Presse erkundigt sich Bismarck noch bei General Moltke nach dem Stand der Rüstung. Er will wissen, wie viel Zeit zur Vorbereitung eines erfolgreichen Krieges notwendig sei. Moltke hält den schnellen Ausbruch eines Krieges im Ganzen für vorteilhafter als eine Verschleppung. Bismarck gibt der Presse diese gekürzte Fassung zur Veröffentlichung frei, die noch am selben Abend von der regierungsnahen „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung” in einer Sondernummer veröffentlicht wird. Von Bismarck ist sich dessen sicher, dass eine etwaige französische Kriegserklärung die süddeutschen Staaten dazu bringen wird, für die Sache Preußens einzutreten und eine spätere Einigung Deutschlands herbeizuführen. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 07.1870|15.07.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Bayern 1388-1918.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Bayern]] / [[Französisches Königreich]]'''<br> | ||
+ | Bayern ist beunruhigt wegen der Gebietsforderungen Frankreichs auf die Pfalz und ordnet die Mobilisierung der Armee an. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 07.1870|15.07.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Baden 1862-1871.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Großherzogtum Baden]] / [[Französisches Königreich]]'''<br> | ||
+ | Der Bundesrat tritt zusammen und erklärt sich mit den Erklärungen und der Ablehnung des Kanzlers Otto Graf von Bismarck zu den Forderungen Frankreichs, dass niemals ein Angehöriger des Hauses Hohenzollern ohne die Erlaubnis des französischen Königshauses König in einem anderen Land werden darf, einverstanden. Die Mobilisierung Preußens wird angeordnet, ebenso mobilisiert der Großherzog von Baden seine Armee für einen eventuellen Krieg gegen Frankreich. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]] / [[Französisches Königreich]]'''<br> | ||
+ | Die französische Legislative bewilligt bei nur sechs Gegenstimmen die Finanzmittel für einen Krieg gegen Preußen. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 07.1870|17.07.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Württemberg 1816-1945.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Württemberg]] / [[Französisches Königreich]]'''<br> | ||
+ | Angesichts der Möglichkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung der Länder des Norddeutschen Bundes oder der Nachbarn Bayern und Badens gegen Frankreich wird in Württemberg die Mobilisierung der Armee angeordnet. <br> | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 07.1870|19.07.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Baden 1862-1871.gif|50px]] [[Datei:Bayern 1388-1918.gif|50px]] [[Datei:Württemberg 1816-1945.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] [[Datei:Österreich-Ungarn.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Großherzogtum Baden]] / [[Königreich Bayern]] / [[Königreich Württemberg]] / [[Französisches Königreich]] / [[Österreichisch-Ungarische Monarchie]]'''<br> | ||
+ | Der Reichstag des Norddeutschen Bundes wird einberufen und von König Wilhelm, dem Bundespräsidenten, mit einer verhältnismäßig gemäßigten Thronrede eröffnet. Unmittelbar nach der Feierlichkeit empfängt Bismarck die französische Kriegserklärung; die Mitteilung darüber wird in der sogleich anschließenden Reichstagsitzung mit Jubel aufgenommen. Die süddeutschen Fürsten befehlen aufgrund dieser Kriegserklärung ebenfalls die Mobilmachung ihrer Truppen. Damit erfüllt die Emser Depesche vom 13. Juli den von Bismarck beabsichtigten Zweck: Frankreich betätigt sich als Aggressor, denn auch in den Augen der Weltöffentlichkeit ist der Anlass nichtig, die Franzosen haben sich durch überhöhte Forderungen selbst in Zugzwang gebracht. Bismarck hat diese französische Antwort auf seine Veröffentlichung der geänderten Depesche richtig einkalkuliert, denn nur bei einem Angriff von außen kann er die bestehenden militärischen Beistandsbündnisse der einzelnen süddeutschen Staaten einfordern und damit sein politisches Ziel erreichen: ein '''[[Deutsches Kaiserreich|Kleindeutsches Reich]]''' unter Preußens Führung. Durch geschickte Diplomatie seitens Bismarcks und ebenso ungeschickte seitens Napoléons III. wird Frankreich isoliert und gilt als der Aggressor. Das 1866 geschlagene Österreich zieht es unter anderem wegen mangelnder Vorbereitung, drückender Schulden und Maßnahmen von Seiten des propreußischen Russlands vor, neutral zu bleiben – es fordert keine „Rache für Sadowa“ (für die französische Aussprache ist Königgrätz zu schwierig, dass statt dessen französische Militärhistoriker die österreichische Niederlage 1866 dem nahe Königgrätz gelegenen Ort Sadowa zuordnen). Dafür, dass Preußen seine früher Frankreich gegenüber gemachten Versprechungen nicht eingehalten hat, wolle man nun Rache nehmen, so die öffentlich manipulierte Meinung in der französischen Presse. Belgien und die Niederlande hält Bismarck aus dem Krieg, indem er ein Papier hervorholt, in welchem Frankreich im Vorfeld des Krieges 1866 Pläne zur Annexion des frankophonen Teils Belgiens niederlegte. Russland war Frankreichs Gegner im Krimkrieg gewesen, der noch nicht vergessen ist, und nimmt nun eine drohende Haltung gegen Österreich ein, um dieses von einer Unterstützung für Frankreich abzuhalten. Die jüngst teilweise geeinten Italiener haben zwar erduldet, dass Savoyen von Frankreich annektiert wurde, beanspruchen aber den Kirchenstaat um Rom herum. Frankreich tritt allerdings als Schutzmacht des Papstes auf. Großbritannien ist in der Frage gespalten, ob es trotz des Konfliktes mit Preußen um die Welfen-Enteignung und den Welfenfonds nicht doch Königin Victorias Sympathie für die deutsche Seite nachgeben soll; trotzdem tritt die britische Regierung für Frankreich, den ehemaligen Verbündeten im Krimkrieg und im Mexiko-Abenteuer, ein. So bleibt Großbritannien neutral und löst die profranzösische Welfenlegion auf, aber eben diese britische Neutralität hält nun auch Dänemark davon ab, mit Frankreich eine zweite Front zu eröffnen. Ursprüngliche französische Pläne einer Landung in Norddeutschland werden daher aufgegeben. Die französische Flotte blockiert dann statt dessen zunächst die deutsche Nordseeküste. Frankreich, die gegenwärtig wohl stärkste Großmacht auf dem europäischen Kontinent mit einer sich massiv überschätzenden Berufsarmee, hält sich in dem drohenden Krieg auch ohne Verbündete für überlegen. Die militärische Kraft des Norddeutschen Bundes wird unterschätzt. Einer kompletten Fehleinschätzung erliegt man auch hinsichtlich der Tatsache, dass die süddeutschen Staaten '''mit''' Preußen (und nicht '''gegen''' Preußen) auftreten. Zumindest hat Paris wohl auf eine Neutralität Bayerns, Badens und Württembergs gesetzt und von deren geheimen Militärabkommen mit Preußen zu wenig erfahren. Zudem ist Bayern durch die ultimativ verkündeten französische Gebietsforderungen auf die Pfalz (einschließlich Rheinhessen mit Mainz) verärgert. Baden wiederum muss durch französische Pläne auch zur Neuordnung Süddeutschlands beunruhigt sein. Französische Minimalforderung aber sind (die zwischen 1797 und 1815 schon einmal französisch besetzten) Teile des preußischen Saarlandes, deren Eroberung Napoléons Sohn militärischen Ruhm einbringen und dessen zukünftige Position als Thronfolger festigen soll. Ohne diesen Krieg wird Ihr Sohn nie herrschen, soll der französische Marschall Mac-Mahon den Kaiser und die Kaiserin gedrängt haben. Auch der Zeitvorteil der französischen stehenden Berufsarmee gegenüber den Wehrpflichtigenarmeen in Deutschland ist geringer als erhofft. Trotzdem lässt man sich planmäßig Zeit, Reserven und weitere Pferde auszuheben, so dass alle Truppenteile auf volle Kriegsstärke gebracht werden können. Erst danach marschieren die Truppen an der französischen Grenze auf. An Streitkräften der verbündeten deutschen Staaten sind vorhanden: In erster Aufstellung zu den Operationen 447.000 Mann, als erste Reserve zum Nachrücken bereit 188.000 Mann, als zweite Reserve 160.000 Mann Landwehr und 226.000 Ersatztruppen, im Ganzen also 1.021.000 Mann. Frankreich verfügt dagegen nur über 200.000 Soldaten. Die deutschen Truppen stehen unter dem Oberkommando König Wilhelms I. von Preußen und seines Generalstabschefs Helmuth Karl Graf von Moltke. <br> | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 09.1870|01.09.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] [[Datei:Bayern 1388-1918.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]] / [[Königreich Bayern]] / [[Französisches Kaiserreich]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 09.1870|01.09.1870]]''' <br> [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] [[Datei:Bayern 1388-1918.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Norddeutscher Bund]] / [[Königreich Preußen]] / [[Königreich Bayern]] / [[Französisches Kaiserreich]]''' <br> | ||
Zeile 174: | Zeile 317: | ||
* Großherzogtum Baden | * Großherzogtum Baden | ||
* Großherzogtum Hessen | * Großherzogtum Hessen | ||
+ | |- valign="top" | ||
+ | | <center>'''[[Chronik 1870|1870 <br>ohne genaue Datumsangabe]]''' <br> [[Datei:Iran 1848-1896.gif|50px]] [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|50px]] [[Datei:Russland 1858-1883.gif|50px]] </center> || '''[[Kaiserreich Persien]] / [[Norddeutscher Bund]] / [[Russisches Kaiserreich]]'''<br> | ||
+ | Die Gebrüder Siemens richten im Rahmen der Arbeit der Indo-Europäischen Telegrafen-Gesellschaft eine Telegrafenverbindung zwischen Odessa und Teheran über Tiflis und Täbris ein. Die Entwicklung der Kommunikationsmittel sollen dem Schah von Persien ermöglichen, sein Reich effektiver zu regieren; allerdings strebt der Schah danach, Persien zu „europäisieren“. <br> | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
| <center> </center> || '''''Chronik des Deutschen Bundes ...''''' '''[[Deutscher Bund 1870|vom 15.11. bis zum 10.12.1870]]''' <br> | | <center> </center> || '''''Chronik des Deutschen Bundes ...''''' '''[[Deutscher Bund 1870|vom 15.11. bis zum 10.12.1870]]''' <br> |
Version vom 12. Mai 2017, 06:07 Uhr
NORDDEUTSCHER BUND
Chronik des Jahres vom 1. Januar bis zum 15. November 1870
Frankreich erklärt Preußen den Krieg
Hauptseite | ||||||
Home | ![]() |
(nach Geburtsjahr geordnet) | ||||
Jahres-Chroniken | ||||||
Länderchroniken |
frühere Chroniken Deutschlands | ||||
Chronik des Deutschen Bundes des Jahres ... 1860 - 1861 - 1862 - 1863 - 1864 - 1865 - 1866 | ||||
Chronik des Norddeutschen Bundes des Jahres ... 1866 - 1867 - 1868 - 1869 | ||||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Hansestadt Hamburg / Hansestadt Bremen Die Eisenbahnstrecke Wanne - Münster wird eröffnet; sie ist Teil eines durch eine französische Initiative entstandenen Projektes zum Bau einer direkten Bahnverbindung von Paris nach Hamburg mit Möglichkeit einer Fortsetzung bis nach Skandinavien. Gleichzeitig ist es Bedingung des preußischen Staates, diese Strecke aus strategischen Gründen nördlich am Ruhrgebiet vorbei zu führen. Konkretisieren ließen sich die Pläne erst, als nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen 1866 die Strecke zwischen Venlo und Hamburg in ganzer Länge auf preußischem Gebiet geführt werden kann. Den Auftrag zum Bau und Betrieb der Hamburg-Venloer Bahn erhielt die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft. Sie begann den Bau des östlichen Streckenteils im Bahnhof Wanne an ihrer Stammstrecke (Köln–)Deutz–Minden, der dann im Bahnhof Haltern auf die projektierte Trasse stieß, und baut nun von dort aus zunächst nordwärts weiter. Mit dem Streckenbau westlich von Haltern lässt man sich Zeit, weil der Bau der Eisenbahnbrücke in Wesel erhebliche Zeit in Anspruch nehmen wird. Mit dem Bau der Elbbrücken bei Hamburg wird in Kürze begonnen werden. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In Berlin wird das Geodätische Institut gegründet. Eine Denkschrift hierzu wurde von Johann Jacob Baeyer und Wilhelm Foerster am 16. März 1867 verfasst und beim Preußischen Kultusministerium eingereicht. Mit der Gründung des Institutes wird Baeyer, der als Begründer der mitteleuropäischen Gradmessung gilt, zum Präsidenten berufen; es ist geplant, dass unter seiner Leitung jährlich ein „Generalbericht der europäischen Gradmessung“ veröffentlicht werden soll. J.J.Baeyer ist seit 1865 Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und seit 1868 Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er trägt außerdem die Ehrendoktorwürde der Universität wien und ist Mitglied der italienischen und russischen wissenschaftlichen Akademien. Das Schulgeld an den Berliner Gemeindeschulen wird aufgehoben. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der deutsche Psychologe Moritz (eigentlich Moses) Lazarus ruft gemeinsam mit Israel Marcus Salomon in Berlin zur Gründung einer „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“ auf. Lazarus' Plan ist der Aufbau einer unabhängigen Lehranstalt zum Zwecke der Erhaltung, Fortbildung und Verbreitung der Wissenschaft des Judentums. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Die Firma "Ludwig Loewe & Co KG a.A. für Fabrikation von Nähmaschinen" wird mit einem Kapital von einer Million Talern, von dem 25 Prozent eingezahlt sind, in das Berliner Handelsregister eingetragen. Loewe gründete seine Generalagentur für Maschinen bereits 1861, erst 1869/70 erfolgte die Umgründung zur Nähmaschinenfabrik. Loewe trifft auch Vorbereitungen zur Aufnahme der Produktion von Waffen und Munition | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In Berlin findet die Gründungsversammlung der Deutschen Bank als Aktiengesellschaft statt. Das Protokoll dieser Versammlung wird an den preußischen Handelsminister Heinrich Friedrich von Itzenplitz gesandt, der das Gründungsverfahren vorantreiben soll; dieser hat das Wohlwollen des preußischen Kanzlers Otto Graf von Bismarck. Dem Gründungskomitee des neuen Unternehmens gehören an:
| |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen
| |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der Baumeister, Lehrer und Gewerbepolitiker Adolph Ferdinand Wenceslaus Brix (* 20. Februar 1798 in Wesel) stirbt in Charlottenburg bei Berlin. Brix wurde 1827 Baucondukteur, 1834 Fabriken-Kommissionsrat, 1853 Regierungsrat, 1866, als er vom Staatsdienst zurücktrat, geheimer Oberregierungsrat. Er war Direktor der königlich-preußischen Normal-Eichungs-Kommission, Mitglied der Technischen Deputation für Gewerbe im Handelsministerium und der technischen Baudeputation, Lehrer der angewandten Mathematik an dem Gewerbeinstitut zu Berlin (1828-1850), so wie der "Höheren Analysis und angewandten Mathematik" an der Bauakademie Berlin. Neben der Ausführung mehrerer öffentlicher Bauten in Berlin und Potsdam verfasste er literarischer Arbeiten, namentlich viele Abhandlungen in Zeitschriften, ferner ein "Lehrbuch der Statik und Mechanik" (1831), Schriften "Über Festigkeit und Elastizität der Eisendrähte" (1847), "Über den Widerstand der Fuhrwerke" (1850) und "Über Alkoholometrie" (Lehre von der Bestimmung des Alkoholgehaltes in Flüssigkeiten; 1850, 1851 und 1856). | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Sachsen Samuel Erdmann Tzschirner (* 1812 in Bautzen) stirbt in Leipzig. Er war ein deutscher Jurist und Revolutionsführer des Dresdner Maiaufstandes 1849. Sein Vater war ein einfacher Stricker. Tzschirner studierte aber Rechtswissenschaften und eröffnete 1840 eine Kanzlei in Bautzen. Später war er als Advokat in Dresden tätig. Im 19. städtischen Wahlkreis wurde Tzschirner 1848 in einer Nachwahl für die Demokraten in die II. Kammer des Sächsischen Landtags gewählt, wo er die demokratische Minderheit als Oppositionsführer organisierte. Ebenfalls 1848 war er tonangebender Mitbegründer des demokratischen Vaterlandsvereins. Auch dem im Dezember 1848 nach dem liberalisierten Wahlrecht vom 15. November 1848 gewählten Landtag gehörte er an und übernahm das Amt des Vizepräsidenten der II. Kammer. Tzschirner war führend am Dresdner Maiaufstand vom 3. bis 9. Mai 1849 beteiligt. Dieser war der Versuch, König Friedrich August II. zu stürzen und eine Republik zu etablieren. Tzschirner gehörte der provisorischen Regierung an. Nach der Niederschlagung der sächsischen Revolution durch preußische Truppen ging Tzschirner nach Karlsruhe. Dort nahm er an der Reichsverfassungskampanie Baden teil. Außerdem war er am 5. Juni 1849 an der Gründung des „Clubs des entschiedenen Fortschritts“ beteiligt. Nach dem Ende der Revolution ging Tzschirner ins Exil nach Zürich. 1854 emigrierte er in die USA, wo er politisch auf Seiten der Republikaner aktiv war. Nachdem ihm 1865 Amnestie gewährt wurde, kehrte er nach Deutschland zurück. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der Maler Karl (auch Carl) Wilhelm Gropius (* 4. April 1793 in Braunschweig) stirbt in Berlin. Gropius bildete sich in Berlin unter Karl Friedrich Schinkels Leitung zum Landschaftsmaler aus. In Paris lernte er das von Louis Daguerre und Charles Marie Bouton erfundene Diorama kennen. Er bereiste auch Italien und Griechenland und brachte eine Anzahl Ansichten mit, die er in seinem 1827 eröffneten Diorama verwendete. Später wandte er sich der Dekorationsmalerei zu und arbeitete seit 1819 als Hoftheatermaler für Berliner Bühnen. Die Früchte seiner Reisen, eine Sammlung von Ansichten aus verschiedenen Gegenden, gab er 1846 in zwölf Heften heraus. Eine Sammlung seíner Ornamente in verschiedenen Baustilen erschien 1846. | |||
50px ![]() |
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Norddeutscher Bund Der in Dessau gebürtige Religionswissenschaftler Friedrich Max Müller definiert in einer Vorlesung in London aus europäischer Sicht acht Glaubensgemeinschaften als Buchreligion: Drei semitische (Judentum, Christentum, Islam), drei "arische“ (Hinduismus, Buddhismus, Zoroastrismus) und zwei chinesische (Konfuzianismus und Daoismus). Für Müller stellen diese acht Religionen „eine Art von Aristokratie gegenüber dem gemeinen Pöbel von buchlosen, unliterarischen Religionen“ dar. Den Begriff „Buchreligion“ verstehe Müller als Versuch einer klaren Abgrenzung zu Religionen schriftloser Völker (Naturreligionen). | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In Hamburg gründen vorwiegend hanseatische Kaufleute, Merchant Banker und Privatbankiers die Commerz- und Disconto-Bank. Im Gründungskonsortium sind folgende Personen vertreten:
| |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Nach der Gründung der Deutschen Bank am 22. Januar wird nun das Grundkapital in Höhe von fünf Millionen Talern gezeichnet und zur ersten Generalversammlung eingeladen, nachdem durch „allerhöchsten Erlass Sr. Majestät des Königs von Preußen“ das Gründungsstatut der Bank genehmigt wurde. Somit gilt offiziell dieses Datum als das Gründungsdatum des Geldinstitutes als Aktiengesellschaft. Fünf Millionen Taler entsprechen im Jahre 2017 dem Gegenwert von etwa einer Milliarde Euro. Geschäftszweck der Bank ist der Betrieb von Bankgeschäften aller Art, ins Besondere Förderung und Erleichterung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den übrigen Europäischen Ländern sowie überseeischen Märkten. Vom Grundkapital werden 2 Millionen Taler dem Markt zu pari (mit identischem Nennwert) zum Kauf angeboten. Die Öffentlichkeit sieht die Neugründung zunächst sehr kritisch. So bezweifelt die Frankfurter Wirtschaftszeitung "Der Aktionär" in bissigen Kommentaren die Fähigkeit der Gründer, „ein derartiges Institut den modernen Anforderungen entsprechend zu leiten, selbst wenn es wahr sein sollte, dass die Bank bei den Riffpiraten, den Kaffern und bei den Schwarzfuß-Indianern Kommanditen errichten will. | |||
![]() ![]() |
Königreich Kongo / Norddeutscher Bund / Russisches Kaiserreich Der deutsche Afrikaforscher Georg August Schweinfurth entdeckt den Fluss Ouélé, der heute der Grenzfluss zwischen der Demokratischen Republik Kongo und im Unterlauf Grenzfluss zur Zentralafrikanischen Republik ist. Schweinfurth ist im Auftrag der Humboldt-Stiftung in Berlin unterwegs. Seine Vorfahren stammen aus Wiesloch, er selbst wurde in Riga geboren und wuchs streng pietistisch auf. Schweinfurth studierte von 1856 bis 1862 in Heidelberg, München und Berlin unter anderem Botanik und Paläontologie. Er bereiste 1863 bis 1866 Ägypten und den Südsudan sowie die Gebiete der Azande, Mangbetu, Bongo, Schilluk, Nuer und der Dinka im Kongo als Begleiter arabisch-nubischer Elfenbeinhändler (Abgrenzung des Nilgebiets im Südwesten). Bei einem Schiffbruch auf dem Kongo bei Kisangani büßte er ein Auge ein. 1867 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Seit 1882 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Am 15. August 1868 trat Schweinfurth in Suez seine dritte Afrika-Reise an. Im Auftrag der Humboldt-Stiftung in Berlin reiste er 1869 von Khartum aus nilaufwärts nach Faschoda und nach dem Gebiet der Dschur. Mit Sklavenjägern immer weiter vordringend, durchzog er die Länder der Bongo, Schilluk, Nuer und der Dinka, unternahm eine Reise zu den seiner Ansicht nach kannibalischen Niam-Niam, besuchte das Land der Mittu und Madi und entdeckte 1870 im Lande der bis dahin noch unbekannten (ebenfalls anthropophagen) Monbutto (Mangbetu) den Uellefluss (Uelle-Makua (Ubangi)). Ebenso gewann er sichere Kunde von dem Zwergvolk der Akka. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der 24jährige Altonaer Physiker Dr. Emil Gabriel Warburg habilitiert sich in Berlin. In seiner Habilitationsarbeit beschäftigte er sich mit dem Ausfluss des Quecksilbers aus gläsernen Kapillaren. Die Vorfahren Warburgs stammen ursprünglich aus Bologna. Über das westfälische Warburg hatten sie sich schließlich in Altona niedergelassen, da dort Glaubensfreiheit herrschte und auch Juden Handel und Schiffbau betreiben durften. Emil Warburg konvertierte später zur evangelischen Konfession. 1863 nahm Warburg zunächst das Studium der Chemie an der Universität Heidelberg auf und hörte Vorlesungen bei Robert Wilhelm Bunsen, Hermann von Helmholtz und Gustav Robert Kirchhoff. Nicht zuletzt unter dem Eindruck der klaren und durchdachten Vorlesungen Kirchhoffs wechselte Warburg zur Physik, da dieses Fach seinen mathematischen Interessen mehr entsprach. 1865 setzte er sein Studium in Berlin fort. Das dort ansässige Laboratorium von Heinrich Gustav Magnus gehörte zu jener Zeit zu den wenigen in Deutschland, die den Studierenden die Möglichkeit zum selbstständigen Experimentieren boten. Unter Anleitung des Laboratoriumsassistenten August Kundt befasste er sich zunächst mit akustischen Fragestellungen. 1867 promovierte Warburg mit der damals noch in lateinisch abzufassenden Dissertation De systematis corporum vibrantium. Diese behandelt ein spezielles Schwingungssystem mit einer Differentialgleichung vierter Ordnung. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Die Zeichner des ersten Grundkapitals in Höhe von fünf Millionen Talern treffen sich zur ersten Generalversammlung der Deutschen Bank, die am 10. März gegründet wurde. Auf der ersten Generalversammlung der Deutschen Bank wird die Verwaltung eingesetzt. Dr. Georg Siemens und Herrmann Wallich aus dem Gründerkonsortium werden die ersten Direktoren der Bank. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Weniger als drei Wochen, nachdem die Deutsche Bank als Aktiengesellschaft ihre Arbeit aufgenommen und Aktion mit einem Nennwert von insgesamt zwei Millionen Taler zum Kauf angeboten hat, sind die Aktien bereits fast 150mal überzeichnet, was bedeutet, dass das Interesse an der Aktie 150mal höher ist als überhaupt Papiere gezeichnet werden können. Dies spricht dafür, dass in der Geldwirtschaft bereits jetzt ein großes Vertrauen zu der neuen Bank vorhanden ist. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Osmanisches Reich / Russisches Kaiserreich Beginn der Ausgrabungen von Troja durch den Kaufmann, Archäologen und Pionier der Feldarchäologie Heinrich Schliemann. Als erster Forscher führt er Ausgrabungen im kleinasiatischen Hisarlik durch und findet die von ihm und zuvor schon anderen Forschern hier vermuteten Ruinen des bronzezeitlichen Troja. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen
| |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der Historiker und herausragende Wissenschaftler mittelalterlicher Philologie Philipp Jaffé (* 17.02.1819 in Schwersenz, Posen) stirbt. Jaffé ist der erste Mensch jüdischen Glaubens in Preußen, der zum außerordentlichen Professor für Geschichte an der Berliner Universität ernannt wurde. 1845 veröffentlichte er sein umfassendes Werk Regesta Pontificum Romanorum ab condita Ecclesia ad annum p. Chr. n. 1198, das über 11.000 päpstliche Dokumente enthielt. Diese Arbeit machte ihn unter Geschichtswissenschaftlern bekannt. Er fand jedoch keine Anstellung als Historiker und musste sich so auf andere Weise seinen Lebensunterhalt verdienen. Er begann erneut ein Studium, diesmal der Medizin, in Berlin und später an der Universität Wien. Er graduierte 1853 in Berlin und praktizierte dort für ein Jahr als Arzt, bis er eine Stelle als Mitherausgeber der Monumenta Germaniae Historica fand. 1863 trat er von diesem Posten zurück, nachdem er an zahlreichen Bänden der „Scriptores“ (erzählende Quellen) mitgearbeitet hatte. Am 9. Mai 1862 wurde Jaffé als erster Jude in Preußen a.o. Professor an der Universität Berlin, wo er lateinische Paläographie sowie römische und mittelalterliche Chronologie lehrte. 1868 konvertierte Jaffé zum christlichen Glauben. Er vollendete 1869 die Tabulae Ordinis Theutonici von Ernst Strehlke. Im letzten Jahr seines Lebens litt er unter paranoiden Wahnvorstellungen. Heute nahm er sich in Wittenberge das Leben. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der Physiker, Chemiker und Technologe Professor Heinrich Gustav Magnus stirbt in Berlin. Er war Gründer der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Gustav Magnus wurde als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Seidenhändlers geboren; er war der jüngere Bruder des Malers Eduard Magnus. Magnus studierte in Berlin und lebte nach seiner Promotion ein Jahr in Stockholm, um bei Johann Jakob Berzelius zu arbeiten. 1831 habilitierte er sich in Berlin und erhielt 1834 eine außerordentliche und 1845 eine ordentliche Professur für Physik und Technologie. Er arbeitete auf vielen Gebieten der Physik und Chemie, darunter über Selen, Platin und viele Minerale, bestimmte die Ausdehnungskoeffizienten von Gasen und erforschte aerodynamische Phänomene. Er beschrieb 1828 das Magnus-Salz, baute 1831 ein Geothermometer, entdeckte 1833 die Perjodsäure, analysierte 1837 die Blutgase Sauerstoff und Kohlendioxid, führte 1844 Messungen zum Wasserdampfdruck (Magnus-Formel) durch und beschrieb 1852 den nach ihm benannten Magnus-Effekt. Magnus beendete seine Lehrtätigkeit 1869. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In einem zweigeschossigen Miethaus in der Französischen Straße 21 in Berlin-Mitte eröffnet die am 22. Januar von 21 Privatbankiers als erste nationale Aktienbank gegründete Deutsche Bank AG ihren Betrieb. Die Gesellschaft hat ihrer Satzung zufolge die Geschäfte des „nach Maßgabe der ihr vom Verwaltungsrat erteilten Instruktionen“ zu führen. Der aus 24 Personen bestehende Verwaltungsrat ist deutlich mächtiger als ein moderner Aufsichtsrat des 21. Jahrhunderts und nimmt seine operative Verantwortung durch einen wöchentlich tagenden Fünferausschuss wahr. Die neue Bank soll den Gesellschaftern, die meist einer eigenen, kleineren Privatbank vorstehen, keine Konkurrenz machen. Die ersten Direktoren sind Wilhelm Platenius, Georg von Siemens und Hermann Wallich. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In einem "Allerhöchsten Erlass" des Königs von Preußen wird die Errichtung der Kaiserpassage in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte verfügt. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 1871 beginnen. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der schlesische Astronom Wilhelm Foerster unterbreitet den kommunalen Behörden in Berlin den Vorschlag, in Berlin ein Netz von elektrisch regulierten Uhren aufzustellen. Die Aufstellung einer solchen Uhr vor dem Kammergericht habe sich bereits bewährt. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In Berlin stirbt der Wirkliche Geheime Rat und Steuerdirektor Johann Friedrich von Pommer Esche (* 10.02.1803 in Stralsund), der in seinen Funktionen an der Spitze des Finanzministeriums und im Staatsrat wesentlich zur Vereinheitlichung der Zollbestimmungen in Deutschland beigetragen hat. Sein Vater war schwedischer Regierungsrat. Dieser wurde 1813 in den schwedischen Adelsstand erhoben. Einer seiner Brüder war Adolph von Pommer Esche. Er studierte zwischen 1822 und 1826 Rechtswissenschaften in Göttingen und Berlin. Danach trat er als Auskulator in den preußischen Justizdienst ein und absolvierte den üblichen Vorbereitungsdienst. Auf Betreiben von Christian Peter Wilhelm Beuth wechselte er 1831 in den Verwaltungsdienst. Anfangs bei der Regierung in Frankfurt an der Oder beschäftigt wechselte er schon bald zur Provinzialsteuerdirektion der Provinz Schlesien nach Breslau. Im Jahr 1832 wurde er zum Regierungsassessor und 1833 zum Regierungsrat ernannt. Ein Jahr später wurde er Justiziar der Regierung in Stettin. 1834 wechselte er als Hilfsarbeiter ins Finanzministerium. Bereits 1836 erfolgte die Ernennung zum geheimen Finanz- und vortragenden Rat. Dem folgte 1839 die Ernennung zum geheimen Oberfinanzrat. Pommer Esche war 1842 Bevollmächtigter bei der Rheinschifffahrts-Centralkommission. Im Jahr 1847 war er Ministerialbevollmächtigter beim Vereinigten Landtag. Im Jahr 1849 wurde er Generalsteuerdirektor. In diesem Amt spielte er eine bedeutende Rolle auch bei der Fortentwicklung des Deutschen Zollvereins. Er war stark am Zustandekommen der der Verträge Preußens mit dem Königreich Hannover (1851), dem Großherzogtum Oldenburg (1852), Österreich (1853) sowie in Nachfolge des Cobden-Vertrages mit Frankreich (1862), Belgien (1865) und Großbritannien (1865) beteiligt. Bereits 1854 wurde Pommer Esche für seine Verdienste um die internationalen Zollverträge zum wirklichen geheimen Oberfinanzrat und Mitglied des Staatsrates ernannt. Im Jahr 1857 wurde er zum Mitglied einer Kommission des Staatsrates ernannt, die grundsätzliche Entscheidungen der Finanzverwaltung für die Entscheidung des Königs vorbereitete. Im Jahr 1865 wurde Pommer-Esche zum wirklichen geheimen Rat ernannt. Nach der Annexion neuer Provinzen 1866 war er mit der Angleichung der dortigen Steuerverwaltung beschäftigt. Gleichzeitig war er Bevollmächtigter beim Bundesrat des Norddeutschen Bundes. Auch im Bundesrat des Zollvereins war er tätig. Von ihm stammt der Entwurf des Vereinszollgesetzes von 1869. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes und preußische Ministerpräsident Otto Graf von Bismarck ernennt Heinrich Stephan zum Generalpostmeister der Norddeutschen Bundespostverwaltung. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Das Strafgesetzbuch des Norddeutschen Bundes wird aufgrund der energischen Schaffenskraft ihres Verfassers Heinrich von Friedberg in Kraft gesetzt. Von Friedberg nimmt auch an Beratungen über das Militärstrafgesetzbuch teil, da er Mitglied der hierfür eingerichteten Kommission und Bundeskommissar ist. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der deutsche Grafiker (Holzstecher), Schriftsteller , Theaterkritiker, Herausgeber und Kunstprofessor (* 27. Februar 1786 in Leipzig), der künstlerische Wiedererwecker des Holzschnittes in Deutschland, für dessen weite Verbreitung er selbst durch seinen »Deutschen Volkskalender« wirkte, stirbt 84jährig in Berlin. Gubitz besuchte ab 1795 das Gymnasium in Wittenberg, im Alter von elf Jahren war er nach Berlin gezogen. 1801 nimmt er ein Studium in Jena auf, um sich einem Studium der Theologie zu widmen. Während dieser Zeit entstanden erste Holzschnittarbeiten, die er in Berlin ausstellte und eine längst vergessene Technik wieder bekannt machte. 1805 wurde er an die Berliner Kunstakademie berufen. Als Professor an dieser Einrichtung lehrte er die Technik des Holzschnittes. Um den Farbholzschnitt machte er sich verdient und wirkte mit dieser Kunstmethode in Deutschland in einer Zeit wachsenden Nationalbewusstseins. Er beförderte so grafische Technik für Bildauflagen (Druck von Porträts), Illustrationen von Büchern und Zeitschriften. In seiner Position hatte er bedeutende Schüler, darunter Franz Theodor Kugler, Heinrich Rudolf Genée und Friedrich Unzelmann. In Berlin war er auch Verleger und Publizist, zusätzlich war sein Haus der Zeit entsprechend eine gesellschaftliche Institution und Treffpunkt für Schüler und Künstler. Im Eigenverlag war er Herausgeber der "Gaben der Milde", in denen Beiträge namhafter Autoren (Brentano, Goethe) veröffentlicht wurden. Der Vertrieb erfolgte durch Verlosung, der Erlös ging zu Gunsten der Kriegsverletzten aus dem Freiheitskrieg. Er schrieb für die Vossische Zeitung. In seiner Zeitschrift Der Gesellschafter veröffentlicht er Gedichte von Heinrich Heine(1821) und anderen Autoren. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In einem Erlass des Handelsministeriums wird angeordnet, dass die vom Maschinenmeister August Wöhler in Frankfurt (Oder) ausgeführten Festigkeitsversuche in der Gewerbeakademie, Versuchsstation zur Prüfung von Stahl und Eisen, in Berlin durchzuführen sind. | |||
![]() ![]() ![]() |
Königreich Spanien / Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, der Fürst von Hohenzollern und ein entfernter Verwandter des preußischen Königs Wilhelm I., kandidiert für den spanischen Thron, der aufgrund der Spanischen Revolution frei geworden ist. Wilhelm I. ist gegen die Kandidatur, aber der Kanzler des Norddeutschen Bundes, Graf Otto von Bismarck, überredet Leopold dazu, die Kandidatur aufrechtzuerhalten. Frankreich sieht in der Übernahme des Thrones durch ein Mitglied des Hauses Hohenzollern und einem möglichen spanisch-preußischen Bündnis eine Störung des europäischen Kräftegleichgewichts und eine Gefährdung der Interessen Frankreichs. Frankreich droht Preußen mit Krieg für den Fall, dass Leopold seine Kandidatur nicht zurückziehe. Leopold ist der älteste Sohn des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern (* 1811) aus dessen Ehe mit Josephine von Baden (* 1813), Tochter des Großherzogs Karl von Baden (1786–1818). Leopold heiratete am 12. September 1861 in Lissabon Antonia Maria von Portugal (* 1845), Tochter des portugiesischen Königspaares Maria II. da Gloria und Ferdinand II.; 1868 hatten Militärs in der Revolution in Spanien Königin Isabel II. abgesetzt. Seitdem suchten die Spanier in den europäischen Fürstenhäusern nach einem Anwärter, den das Parlament zum König wählen könnte. Der portugiesischen Titularkönig Ferdinand II., der selbst ablehnte, verwies auf seinen Schwiegersohn. Zunächst lehnte Leopold ab, doch ersuchte die spanische Regierung Preußen entsprechend auf Leopold einzuwirken. Dieses Angebot wurde nun vom preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck unterstützt, der es vorher als Familienangelegenheit abgetan hatte. Vom französischen Kaiser Napoléon III. wird die Kandidatur Leopolds jedoch abgelehnt. Leopold, der über seine Großmutter Stéphanie de Beauharnais indirekt enger mit den Bonapartes verwandt ist als mit den preußischen Hohenzollern, schreibt an König Wilhelm I.: „Ich bin bis in die innerste Faser meines Herzens Preuße und Deutscher.“ | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In seiner Privatklinik in der Karlstraße hält der an Tuberkulose erkrankte Augenarzt Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe (* 22.05.1828 in Berlin) seine letzten Sprechstunden. Er verlässt die Klinik in der Gewissheit seines nahen Todes. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der erste Verkaufstag der Postkarten (Korrespondenzkarten) bringt in Berlin einen Absatz von 45.000 Stück dieser neuen „Postkarten“. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der Hofgärtner Johann Heinrich Gustav Meyer wird zum ersten Gartendirektor Berlins berufen. Damit beginnt die eigentliche Geschichte der Berliner Gartenverwaltung. | |||
![]() ![]() ![]() |
Königreich Spanien / Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich Frankreich teilt den europäischen Hauptstädten die französische Sicht zur Kandidatur des Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen auf den spanischen Thron mit. Außenminister Antoine Alfred Graf Agénor de Gramont verliest eine von Kaiser Napoléon III. gutgeheißene und von der Regierung einstimmig gebilligte scharfe Erklärung vor der „Chambre législative“, wonach Frankreich eine solche Entwicklung nicht hinnehmen und sollte es doch dazu kommen ohne Zögern seine Pflicht tun werde, was als eine kaum verschleierte Kriegsdrohung angesehen wird: „Frankreich würde nicht dulden, dass der Prinz von Hohenzollern oder sonst irgendein preußischer Prinz den spanischen Thron besteigt. Um diesen möglichen Fall zu verhindern, zählt die Regierung zugleich auf die Klugheit des deutschen Volkes und auf die Freundschaft des spanischen Volkes. Sollte es jedoch anders kommen, so wüssten wir kraft Ihrer (der Abgeordneten) Unterstützung und derjenigen der Nation ohne Zögern und ohne Schwäche unsere Pflicht zu tun.“ | |||
![]() ![]() ![]() |
Königreich Spanien / Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich Der französische Botschafter am preußischen Hof, Vincent Graf Benedetti, wird nach Bad Ems entsandt, wo sich König Wilhelm I. von Preußen gerade aufhält, um den preußischen König aufzufordern, Prinz Leopold von Hohenzollern und Sigmaringen, zum Verzicht auf die spanische Thronkandidatur zu bewegen. Es entsteht so viel Druck auf die Familie Hohenzollern, dass Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, Leopolds Vater, angesichts des Aufziehens einer europäischen Krise im Namen seines Sohnes den Verzicht auf die spanische Königswürde erklärt. | |||
![]() ![]() ![]() |
Königreich Spanien / Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich In Folge von Ressentiments, welche durch die napoleonische Niederlage gegenüber Preußen noch immer in Frankreich herrscht, wird der preußische König Wilhelm I. aufgefordert, öffentlich erklären, dass auch in Zukunft niemals ein Mitglied der Hohenzollern den spanischen Thron besteigen wird. Der französische Außenminister Antoine Alfred Herzog von Gramont fordert von Wilhelm ein persönliches Entschuldigungsschreiben an Napoléon III.; unterdessen sendet Wilhelm ein Telegramm an Graf Otto von Bismarck ab, in dem er diesen über seine Unterredung mit Benedetti informiert. Dieser Brief, die später „Emser Depesche“ genannt werden wird, wird von Bismarcks engstem Mitarbeiter Heinrich Abeken, der den König nach Bad Ems begleitet, an Bismarck telegrafiert und hat folgenden Wortlaut: Seine Majestät der König schreibt mir: ‚Graf Benedetti fing mich auf der Promenade ab, um auf zuletzt sehr zudringliche Art von mir zu verlangen, ich sollte ihn autorisiren, sofort zu telegraphiren, dass ich für alle Zukunft mich verpflichtete, niemals wieder meine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Candidatur zurückkämen. Ich wies ihn, zuletzt etwas ernst, zurück, da man à tout jamais dergleichen Engagements nicht nehmen dürfe noch könne. Natürlich sagte ich ihm, dass ich noch nichts erhalten hätte und, da er über Paris und Madrid früher benachrichtigt sei als ich, er wohl einsähe, dass mein Gouvernement wiederum außer Spiel sei.‘ Seine Majestät hat seitdem ein Schreiben des Fürsten bekommen. Da Seine Majestät dem Grafen Benedetti gesagt, dass er Nachricht vom Fürsten erwarte, hat Allerhöchstderselbe, mit Rücksicht auf die obige Zumuthung, auf des Grafen Eulenburg und meinen Vortrag, beschlossen, den Grafen Benedetti nicht mehr zu empfangen, sondern ihm nur durch einen Adjutanten sagen zu lassen, daß Seine Majestät jetzt vom Fürsten die Bestätigung der Nachricht erhalten, die Benedetti aus Paris schon gehabt, und dem Botschafter nichts weiter zu sagen habe. Seine Majestät stellt Eurer Excellenz anheim, ob nicht die neue Forderung Benedettis und ihre Zurückweisung sogleich, sowohl unsern Gesandten, als in der Presse mitgetheilt werden sollte. Bismarck überarbeitet das Telegramm, so dass die französischen Forderungen schließlich den Charakter eines Ultimatums bekommen. Während eines Essens, zu dem er Roon und Generalfeldmarschall Moltke geladen hat, liest Bismarck seinen beiden Gästen das Telegramm vor, deren Niedergeschlagenheit so tief wurde, dass sie Speise und Trank verschmähten. Daraufhin redigiert und kürzt Bismarck das Telegramm stark und liest diese gekürzte Fassung ebenfalls seinen Gästen vor. Sie lautet wie folgt: Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der Kaiserlich Französischen Regierung von der Königlich Spanischen amtlich mitgeteilt worden sind, hat der Französische Botschafter in Ems an S. Maj. den König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, dass er nach Paris telegraphiere, dass S. Maj. der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder zurückkommen sollten. Seine Maj. der König hat es darauf abgelehnt, den Franz. Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, dass S. Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe. Aus dieser neuen Fassung geht nicht mehr hervor, dass König Wilhelm I. von Preußen eine Unterredung mit dem französischen Botschafter gehabt und ihm seine Ablehnung erläutert habe; lediglich die französische Forderung und die Verweigerung einer weiteren Audienz werden in knappen Worten berichtet. Durch diese Kürzungen kann die Meldung leicht den Eindruck erwecken, Benedetti sei in Bad Ems in ungebührlicher Weise aufgetreten, und weitere diplomatische Kontakte seien vom König abgelehnt worden. Sofort schlägt die Stimmung Roons und Moltkes von Niedergeschlagenheit in lebhafte Freude um. Bismarck erläutert seinen Gästen, dass die sofortige Veröffentlichung seiner Version „den Eindruck des roten Tuches auf den gallischen Stier machen“ wird, der nun schlagen müsse, und dann als Angreifer dastehe. Moltke sagt wörtlich: Wenn ich das noch erlebe, in solchem Kriege unsere Heere zu führen, so mag gleich nachher die alte Karkasse der Teufel holen. Vor der Freigabe des Textes an die Presse erkundigt sich Bismarck noch bei General Moltke nach dem Stand der Rüstung. Er will wissen, wie viel Zeit zur Vorbereitung eines erfolgreichen Krieges notwendig sei. Moltke hält den schnellen Ausbruch eines Krieges im Ganzen für vorteilhafter als eine Verschleppung. Bismarck gibt der Presse diese gekürzte Fassung zur Veröffentlichung frei, die noch am selben Abend von der regierungsnahen „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung” in einer Sondernummer veröffentlicht wird. Von Bismarck ist sich dessen sicher, dass eine etwaige französische Kriegserklärung die süddeutschen Staaten dazu bringen wird, für die Sache Preußens einzutreten und eine spätere Einigung Deutschlands herbeizuführen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Bayern / Französisches Königreich Bayern ist beunruhigt wegen der Gebietsforderungen Frankreichs auf die Pfalz und ordnet die Mobilisierung der Armee an. | |||
![]() ![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Großherzogtum Baden / Französisches Königreich Der Bundesrat tritt zusammen und erklärt sich mit den Erklärungen und der Ablehnung des Kanzlers Otto Graf von Bismarck zu den Forderungen Frankreichs, dass niemals ein Angehöriger des Hauses Hohenzollern ohne die Erlaubnis des französischen Königshauses König in einem anderen Land werden darf, einverstanden. Die Mobilisierung Preußens wird angeordnet, ebenso mobilisiert der Großherzog von Baden seine Armee für einen eventuellen Krieg gegen Frankreich. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Königreich Die französische Legislative bewilligt bei nur sechs Gegenstimmen die Finanzmittel für einen Krieg gegen Preußen. | |||
![]() ![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Württemberg / Französisches Königreich Angesichts der Möglichkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung der Länder des Norddeutschen Bundes oder der Nachbarn Bayern und Badens gegen Frankreich wird in Württemberg die Mobilisierung der Armee angeordnet. | |||
![]() ![]() ![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Großherzogtum Baden / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Französisches Königreich / Österreichisch-Ungarische Monarchie Der Reichstag des Norddeutschen Bundes wird einberufen und von König Wilhelm, dem Bundespräsidenten, mit einer verhältnismäßig gemäßigten Thronrede eröffnet. Unmittelbar nach der Feierlichkeit empfängt Bismarck die französische Kriegserklärung; die Mitteilung darüber wird in der sogleich anschließenden Reichstagsitzung mit Jubel aufgenommen. Die süddeutschen Fürsten befehlen aufgrund dieser Kriegserklärung ebenfalls die Mobilmachung ihrer Truppen. Damit erfüllt die Emser Depesche vom 13. Juli den von Bismarck beabsichtigten Zweck: Frankreich betätigt sich als Aggressor, denn auch in den Augen der Weltöffentlichkeit ist der Anlass nichtig, die Franzosen haben sich durch überhöhte Forderungen selbst in Zugzwang gebracht. Bismarck hat diese französische Antwort auf seine Veröffentlichung der geänderten Depesche richtig einkalkuliert, denn nur bei einem Angriff von außen kann er die bestehenden militärischen Beistandsbündnisse der einzelnen süddeutschen Staaten einfordern und damit sein politisches Ziel erreichen: ein Kleindeutsches Reich unter Preußens Führung. Durch geschickte Diplomatie seitens Bismarcks und ebenso ungeschickte seitens Napoléons III. wird Frankreich isoliert und gilt als der Aggressor. Das 1866 geschlagene Österreich zieht es unter anderem wegen mangelnder Vorbereitung, drückender Schulden und Maßnahmen von Seiten des propreußischen Russlands vor, neutral zu bleiben – es fordert keine „Rache für Sadowa“ (für die französische Aussprache ist Königgrätz zu schwierig, dass statt dessen französische Militärhistoriker die österreichische Niederlage 1866 dem nahe Königgrätz gelegenen Ort Sadowa zuordnen). Dafür, dass Preußen seine früher Frankreich gegenüber gemachten Versprechungen nicht eingehalten hat, wolle man nun Rache nehmen, so die öffentlich manipulierte Meinung in der französischen Presse. Belgien und die Niederlande hält Bismarck aus dem Krieg, indem er ein Papier hervorholt, in welchem Frankreich im Vorfeld des Krieges 1866 Pläne zur Annexion des frankophonen Teils Belgiens niederlegte. Russland war Frankreichs Gegner im Krimkrieg gewesen, der noch nicht vergessen ist, und nimmt nun eine drohende Haltung gegen Österreich ein, um dieses von einer Unterstützung für Frankreich abzuhalten. Die jüngst teilweise geeinten Italiener haben zwar erduldet, dass Savoyen von Frankreich annektiert wurde, beanspruchen aber den Kirchenstaat um Rom herum. Frankreich tritt allerdings als Schutzmacht des Papstes auf. Großbritannien ist in der Frage gespalten, ob es trotz des Konfliktes mit Preußen um die Welfen-Enteignung und den Welfenfonds nicht doch Königin Victorias Sympathie für die deutsche Seite nachgeben soll; trotzdem tritt die britische Regierung für Frankreich, den ehemaligen Verbündeten im Krimkrieg und im Mexiko-Abenteuer, ein. So bleibt Großbritannien neutral und löst die profranzösische Welfenlegion auf, aber eben diese britische Neutralität hält nun auch Dänemark davon ab, mit Frankreich eine zweite Front zu eröffnen. Ursprüngliche französische Pläne einer Landung in Norddeutschland werden daher aufgegeben. Die französische Flotte blockiert dann statt dessen zunächst die deutsche Nordseeküste. Frankreich, die gegenwärtig wohl stärkste Großmacht auf dem europäischen Kontinent mit einer sich massiv überschätzenden Berufsarmee, hält sich in dem drohenden Krieg auch ohne Verbündete für überlegen. Die militärische Kraft des Norddeutschen Bundes wird unterschätzt. Einer kompletten Fehleinschätzung erliegt man auch hinsichtlich der Tatsache, dass die süddeutschen Staaten mit Preußen (und nicht gegen Preußen) auftreten. Zumindest hat Paris wohl auf eine Neutralität Bayerns, Badens und Württembergs gesetzt und von deren geheimen Militärabkommen mit Preußen zu wenig erfahren. Zudem ist Bayern durch die ultimativ verkündeten französische Gebietsforderungen auf die Pfalz (einschließlich Rheinhessen mit Mainz) verärgert. Baden wiederum muss durch französische Pläne auch zur Neuordnung Süddeutschlands beunruhigt sein. Französische Minimalforderung aber sind (die zwischen 1797 und 1815 schon einmal französisch besetzten) Teile des preußischen Saarlandes, deren Eroberung Napoléons Sohn militärischen Ruhm einbringen und dessen zukünftige Position als Thronfolger festigen soll. Ohne diesen Krieg wird Ihr Sohn nie herrschen, soll der französische Marschall Mac-Mahon den Kaiser und die Kaiserin gedrängt haben. Auch der Zeitvorteil der französischen stehenden Berufsarmee gegenüber den Wehrpflichtigenarmeen in Deutschland ist geringer als erhofft. Trotzdem lässt man sich planmäßig Zeit, Reserven und weitere Pferde auszuheben, so dass alle Truppenteile auf volle Kriegsstärke gebracht werden können. Erst danach marschieren die Truppen an der französischen Grenze auf. An Streitkräften der verbündeten deutschen Staaten sind vorhanden: In erster Aufstellung zu den Operationen 447.000 Mann, als erste Reserve zum Nachrücken bereit 188.000 Mann, als zweite Reserve 160.000 Mann Landwehr und 226.000 Ersatztruppen, im Ganzen also 1.021.000 Mann. Frankreich verfügt dagegen nur über 200.000 Soldaten. Die deutschen Truppen stehen unter dem Oberkommando König Wilhelms I. von Preußen und seines Generalstabschefs Helmuth Karl Graf von Moltke.
| |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Französisches Kaiserreich Die gestern begonnene Schlacht von Noisseville wird fortsetzt. Der deutsche General Edwin Karl von Manteuffel, am frühen Morgen durch die 18. und 25. Division verstärkt, versucht mit insgesamt 70.000 Mann und 300 Geschützen, Noisseville zurückzuerobern, was aber nicht gelingt. Dagegen wird ein Vorstoß französischer Streitkräfte, bestehend aus 120.000 Mann mit 600 Geschützen, auf Failly und Rupigny nicht nur abgewiesen, sondern von den durch das X. Korps verstärkten Preußen sogar über den Bach von Chieulles zurückgeworfen. Da inzwischen durch das Eingreifen der 20. Brigade vom VII. preußischen Korps der Division Fauvart-Bastoul die Dörfer Flanville und Coincy entrissen wurden und Marschall Edmond Lebœuf seine rechte Flanke gefährdet glaubt, gibt er um 10 Uhr den Befehl zum Rückzug, dem sich nun auch die übrigen Korps anschließen müssen. Um 11 Uhr besetzen preußische Streitkräfte ohne Widerstand Noisseville erneut und in der Mittagsstunde befindet sich die gesamte französische Armee in völlig geordnetem Rückzug unter die Kanonen von Metz. 2850 deutsche Soldaten, darunter 128 Offiziere, gehen verloren. Frankreich verliert 3401 Mann, darunter 146 Offiziere. In Sedan findet die wichtigste Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg statt. In den ersten Wochen dieses Krieges ist es den drei deutschen Armeen gelungen, die französischen Truppen in den Schlachten von Spicher, Weißenburg und Wörth einzeln zu schlagen und dabei weit nach Frankreich einzudringen. Der dritten Armee des Kronprinzen gelang es hierbei, das verstärkte I. Korps unter Marschall Patrice de Mac-Mahon aus dem Elsass zu vertreiben und zum weiten Rückzug von Wörth über Nancy nach Châlons-en-Champagne zu zwingen. Seit zwei Wochen steht der Kampf gegen die Hauptgruppe der Rheinarmee und die Einschließung von Metz im Blickpunkt, die mit den Schlachten von Mars-la-Tour und Gravelotte gelang. Ohne die unmittelbare Bedrohung durch diese über 180.000 Mann starke Armee kann sich die deutsche Kriegsleitung unter Helmuth Bernhard Graf von Moltke dann auf den Kampf mit der Châlon-Armee konzentrieren. Diese besteht aus dem Rest des I. Korps, dem V. Korps, Teilen des VII. Korps und den im Lager von Châlon zusammengezogenen Einheiten des XII. Korps und damit zu einem großen Teil aus Reservetruppen, Freiwilligen und weiteren sehr hastig zusammengezogenen Verbänden. Die Veteranen des I. Korps selbst haben in den Kämpfen Anfang August hohe Verluste erlitten und einen großen Teil ihres Materials verloren; sie sind durch den langen Rückzug erschöpft und demotiviert. Die Mobilgarden sind selbst in der französischen Armee für ihre mangelnde Disziplin bekannt. Die für die Landungsoperation an der deutschen Küste vorgesehenen Marinetruppen wurden ab Mitte August von Cherbourg nach Châlons-en-Champagne verlegt, um sich hier mit den restlichen Einheiten zu vereinen. In Châlons entstand so eine Armee mit insgesamt 130.000 Soldaten und 420 Kanonen, wobei die personelle und materielle Anzahl nicht über die mangelnde Erfahrung und damit Kampfstärke hinwegtäuschen kann. Es herrscht erheblicher Mangel an Offizieren und Unteroffizieren. Ziel der Châlon-Armee war ursprünglich die Verstärkung von Paris. Mac-Mahon ist sich darüber im Klaren, dass Paris nur dann erfolgreich verteidigt werden kann, wenn ausreichend kampfstarke Truppen zur Verfügung stünden. Statt eines Rückzugs ergeht an ihn jedoch der Befehl durch die Kaiserin und Eugène Rouher, dass er die Belagerung von Metz zu entsetzen habe. Am 21. August kam Mac-Mahon in Reims an und begann den Marsch in Richtung Sedan. Zu diesem Zeitpunkt lagen jedoch weder in Paris noch bei der Châlon-Armee genaue Informationen über die Lage vor Metz noch über die Position der dritten Armee vor. Aus Metz lag lediglich ein Gerücht vor, dass François-Achille Bazaine einen Ausbruch in Richtung Sedan plane und die deutsche Armee auf dem Marsch auf Châlon vermutete. Der ursprüngliche Plan von Moltke hatte vorgesehen, die französische Rheinarmee in einer Art von Kesselschlacht im Raum Metz oder im Elsass zu besiegen. Entsprechend wurden die deutschen Armeen so aufgestellt, dass eine der beiden großen Armeen den Gegner frontal binden, während die Andere ihm in die Flanke fallen sollte. Die kleinere, erste Armee soll dabei die Einschließung vervollständigen sowie den Rückzugsweg abschneiden. Zwei der drei deutschen Armeen waren zu diesem Zeitpunkt durch die Belagerung von Metz gebunden. Die deutsche dritte Armee bestand aus Verbänden aus Preußen und den Verbündeten Süddeutschen Staaten, darunter die beiden Bayerischen Korps. Diese Armee war mit etwa 180.000 Mann zu diesem Zeitpunkt der größte Verband in Frankreich. In der zweiten Augusthälfte 1870 erfolgte eine grundlegende Umorganisation der deutschen Armeen vor Metz. Der Befehlshaber der ersten Armee, General von Steinmetz wurde als Generalgouverneur nach Posen versetzt. Aus seiner Armee und Teilen der zweiten Armee des Prinzen Friedrich Karl wurden zwei neue Armeen gebildet. Die neue erste Armee stand unter dem Kommando des bisherigen Kommandeurs des I. Korps GeneralEdwin von Manteuffel; er sicherte die östliche Seite der Belagerung von Metz. Als neue Maasarmee wurde ein Verband bestehend aus dem Gardekorps, den IV. und XII (Königl. Sächsisches) Korps und den 5. und 6. Kavalleriedivision mit zusammen 70.028 Mann, 16.247 Pferden und 288 Geschützen unter dem Kommando von Prinz Albert von Sachsen aus der Belagerungsarmee vor Metz herausgelöst. Neben dem militärischen Ziel der Aufhebung der Belagerung von Metz gab es auch politische Gründe für den Marsch in Richtung Reims. Der Einmarsch einer im Feld geschlagenen Armee in Paris, die dazu noch einen langen Rückzug hinter sich hatte, hätte die schwierige innenpolitische Lage in Frankreich weiter destabilisiert. Gerade auch weil die Châlon-Armee aus so vielen Reserveeinheiten bestand, auf die der Kaiser sich nicht verlassen konnte, sollten diese Truppen nicht nach Paris zurückgeführt werden. Für den Schutz von Paris wurde somit nur das XIII. Korps abgezogen und bildete den Kern der bald darauf auf etwa 100.000 Mann angewachsenen Besatzungsarmee von Paris. Die Änderung der Marschrichtung nach Norden stellt für die französische Armee ein großes logistisches Problem dar. Auf dem Weg von Reims über Mézières nach Sedan stehen nur wenige und dazu schlechte Straßen und eine einzige bald völlig verstopfte Bahnlinie zur Verfügung. Die notwendige Versorgung der Armee mit Lebensmitteln, Ausrüstung und Munition erweist sich als schwierig bis unmöglich. Am Morgen überschreiten zunächst Teile des 1. Bayerischen Korps um 4 Uhr die besagte Brücke und sickern in den Ort Bazeilles ein. Starker französischer Widerstand zwingt die Bayern, ihr gesamtes 1. Korps zur Verstärkung nach Bazeilles hineinzuschicken. Im Ort entwickele sich ein heftiger Häuserkampf um einige, von den französischen Verteidigern hartnäckig verteidigte Gebäude. Auch französische Einwohner beteiligen sich an den Kämpfen. Durch die Kampfhandlungen, darunter gezielte Brandstiftungen der Bayern, wird nahezu das gesamte Dorf zerstört. Erst gegen 11 Uhr gelingt es, mit Unterstützung eines Bataillons des IV. Korps bis zum Ort Balan vorzudringen und so die Verteidiger von Bazeilles von den französischen Linien abzuschneiden. Unter diesen Bedingungen ist es den bayerischen Truppen möglich, den letzten Stützpunkt im völlig zerstörten Ort zu stürmen, nachdem dessen Verteidigern, unter denen sich Marineinfanteristen der „Blauen Division“ befinden, die Munition ausgeht. Während noch die Kämpfe in Bazeilles toben, eroberte das XII. Korps nach anfänglichen Schwierigkeiten die Orte Daigny und Moncelle in der Givonne-Schlucht. Auch die Verluste der hier kämpfenden sächsischen und preußischen Truppen sind schwer, da die französischen Streitkräfte die Orte immer wieder mit starken Entsatzangriffen zurückzuerobern versuchen. Erst jetzt wird den Preußen und ihren Verbündeten die Unschlüssigkeit der französischen Führung klar. Sie erkennen, dass die Franzosen nicht nach Mézières abmarschieren, um der Umschließung zu entgehen. Das angeschlagene XI. und das V. Korps schließen nun von Norden her den Kessel um Sedan. Das XI. Korps erreicht den Ort Floing, etwa 4 Kilometer nördlich von Sedan, und setzt sich dort, trotz schwerer Gegenangriffe französischer Infanterie und Kavallerie fest. Das V. Armeekorps riegelt die Straße, die aus Illy herausführt, ab und beginnt mit dem Angriff auf den strategisch wichtigen Kalvarienberg. Als der Berg erobert ist, ist die Einkesselung Sedans komplett. General Auguste-Alexandre Ducrot kommentiert die Lage mit dem Ausspruch: „Nous sommes dans un pot de chambre et nous y serons emmerdés.“ („Wir sitzen in einem Nachttopf und wir werden darin zugeschissen werden“). Auf französischer Seite fördert der Führungs- und der damit verbundene Strategiewechsel nun aktiv die eigene Vernichtung. Der französische General deutscher Abstammung Emanuel Félix de Wimpffen entzieht dem im Norden um Floing und Illy kämpfenden General Douay Teile seiner Truppen, um damit die Südflanke bei Givonne zu verstärken. Trotz dieser Schwächung wirft Douay nun alles in die Schlacht, um Floing und den entscheidenden Kalvarienberg zurückzuerobern. Die Reste seiner Infanterie und die komplette Kavalleriereserve stürmen gegen die deutschen Linien. Bis in die Stellungen der deutschen Artillerie zwischen Floing und Illy brechen sie durch, bevor der Angriff von Reserven des V. Korps aufgehalten wird. Allein drei französische Generäle fallen gemeinsam mit ihren Reitern, dazu ist eine unbekannte Zahl an Toten und Verwundeten zu beklagen. Zwei frische Regimenter der deutschen Reserve dringen nun bis zum Dorf Cazal vor und erobern es unter teils schweren Verlusten. Damit ist die Basis der französischen Verteidigungsstellung auf die Festungsanlagen um Sedan zwischen Cazal und Balan reduziert. Von Daigny aus greifen derweil Truppen der Maas-Armee in Richtung des Ortes Fond de Givonne an. In Auflösung befindliche Teile verschiedener französischen Korps werden aus dem Norden und aus dem Süden abgedrängt, flüchten in das Wäldchen Garenne nördlich des Ortes und werden dort im Kreuzfeuer deutscher Artillerie fast vollständig vernichtet. Nur kompanie- und gruppenweise wird dort noch Widerstand geleistet, als Teile der preußischen Garde den Wald einnehmen und mehrere Tausend Gefangene machen. Die Erstürmung von Fond de Givonne bringt die französischen Linien zum Zusammenbruch und die Truppen ziehen sich ungeordnet und ständig unter Artilleriefeuer liegend in die alte Festung Sedan zurück. Dem französischen General de Wimpffen wird es jetzt möglich, mit den noch einsatzfähigen Resten seiner Truppen aus der Festung heraus einen letzten konzentrierten Angriff gegen Balan zu starten und die preußischen und die bayerischen Truppen hier zurückzudrängen. Das zusammengefasste Feuer der deutschen Artillerie erstickt jedoch den französischen Angriff, bevor er über Balan hinaus erfolgreich werden kann. Mit einem Gegenangriff der Bayern und des IV. Korps gelingt es, Balan zurückzuerobern. Da sich die französischen Offiziere nun weigern, ihm weiter zu folgen, ordnet de Wimpffen widerwillig, aber ohne Optionen, auf Weisung von Napoleon III. den Rückzug in die Festung an. Nachdem eine weiße Flagge gehisst wurde, schweigen die Waffen. Zwei deutsche Parlamentäre werden von König Wilhelm zur Festung geschickt, um die Übergabe zu fordern. Sie werden direkt zu Kaiser Napoléon III. geführt, von dessen Anwesenheit die Deutschen bisher nichts wussten. Gegen 19 Uhr reitet dann der kaiserliche Generaladjutant Graf Reille auf die Höhen von Frénois und übergibt das französische Kapitulationsangebot an König Wilhelm von Preußen. Die Antwort des Königs bestimmt Moltke zum Verhandlungsführer, denn Napoléon hatte sich zwar als Person ergeben, rein formal muss aber der französische Oberkommandierende noch mit der Armee kapitulieren. Napoléon wird bis zur Kapitulation der Armee von den Deutschen in einem nahe gelegenen Schloss untergebracht. General Emanuel Félix de Wimpffen fordert bei den abendlichen Verhandlungen gegenüber Moltke und Bismarck, seine Armee auf Ehrenwort in die Heimat oder nach Algerien zu entlassen. Moltke lehnt dies ab. Er und Bismarck fordern die Kriegsgefangenschaft für das gegnerische Heer. Als de Wimpffen sich weigert, gibt Moltke die Anweisung, am nächsten Morgen um 9 Uhr mit dem Beschuss der Festung von Sedan zu beginnen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Kaiserreich Das am Vorabend von dem preußischen Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke auf 9 Uhr gestellte Ultimatum zur Aufgabe der Festung Sedan wird auf 10 Uhr verlängert. Daraufhin willigt der französische General Emanuel Félix de Wimpffen ein, die deutschen Bedingungen für eine Kapitulation zu akzeptieren. Es gehen 39 Generäle, 2830 Offiziere und 83.000 Soldaten in die Kriegsgefangenschaft. Zusätzlich waren schon während der Kampfhandlungen 21.000 Mann von deutschen Streitkräften gefangen worden. Weil Bazaine mit seinen 180.000 Mann nach wie vor in Metz eingeschlossen ist, hat Frankreich nach der Niederlage von Sedan keine handlungsfähige Armee mehr im Felde. Der französische Marschall François-Achille Bazaine und die französische Rheinarmee, die sich am 20. August nach Metz in den Schutz des starken Festungsgürtels geflüchtet hatte, ist immer noch von der zweiten preußischen Armee unter Führung von Prinz Friedrich Karl von Preußen (linkes Moselufer) und der ersten Armee, anfangs unter Steinmetz, später unter Manteuffel (rechtes Moselufer) eingeschlossen. Obwohl von Bazaine kein Hilfeersuchen kommt, wird der zweite große Teil der französischen Armee unter dem Kommando von Marschall Patrice de Mac-Mahon aus der Gegend von Châlons zur Verstärkung nach Metz beordert. Auf dem Marsch dorthin wird sie jedoch in der Schlacht von Sedan vernichtet. Frankreich hat hier 3000 Tote und 14.000 Verwundete zu beklagen. 86.000 Mann kommen in Folge der Kapitulation in deutsche Kriegsgefangenschaft, 3000 von ihnen werden in Belgien interniert. Die Deutschen verlieren in der Schlacht 3022 Mann, darunter 190 Offiziere, und haben 5909 Verwundete, darunte 282 Offiziere. Von den insgesamt 9000 Toten oder Verwundeten gehören 4000 dem Bayerischen Korps an. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Kaiserreich In Berlin wird am frühen Morgen die Depesche veröffentlicht, in der der preußische König Wilhelm I. seiner Gemahlin Königin Augusta die Nachricht von der Kapitulation des französischen Heeres nach der Schlacht bei Sedan am Vortag übermittelte. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Großherzogtum Baden Großherzog Friedrich I. von Baden und sein Ministerpräsident Julius Jolly teilen dem Präsidenten des Norddeutschen Bundes, König Wilhelm I. von Preußen, mit, dass Baden wünscht, dem Norddeutschen Bund beizutreten. Sie hatten bereits 1867 und wiederholt im Frühjahr 1870 den Eintritt in den Norddeutschen Bund beantragt, den der Norddeutsche Reichstag auf Bismarcks Betreiben wegen außenpolitischer Rücksichtnahme ablehnte. | |||
![]() |
Französisches Kaiserreich Am Abend erreicht die Kunde von der Niederlage und der Gefangennahme des Kaisers die Hauptstadt Paris. Napoléon III. wird im Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel interniert. | |||
![]() |
Französische Republik Die französische Deputiertenkammer wird von Volksmassen gestürmt. Kurz danach verkündet General Louis Trochu die Absetzung des seit vier Tagen von den Deutschen in Kriegsgefangenschaft gehaltenen Kaisers und ruft die (vorläufige) III. Republik aus. Noch in der gleichen Nacht verlässt die Kaiserin Paris und flieht nach England. Trochu bildet eine Regierung der nationalen Verteidigung, die sich aus Abgeordneten der Republikaner zusammensetzt, unter anderem Jules Favre als Außenminister und Léon Gambetta als Innenminister. Aus Furcht vor einer Radikalisierung der republikanisch geprägten Pariser Bevölkerung wird von dem konservativen Lager nunmehr ein baldiger Friedensvertrag mit Deutschland angestrebt. Die republikanischen Kräfte in der Hauptstadt, die auch die Macht in den Händen halten, betrachten allerdings den Krieg unter diesen neuen Vorzeichen nicht länger als Ausprägung monarchistischer Aggression, sondern als legitimen Kampf für die republikanische Freiheit gegen die Konservativen und die deutschen Invasoren. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Deutsche Truppen beginnen mit der Belagerung von Verdun (deutsch Verden) an der Maas im Département Meuse in Lothringen im Nordosten Frankreichs. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Deutsche Kanonen beschießen erneut die Stadt Toul (deutsch Tull, lat. Tullum Leucorum) im Département Meurthe-et-Moselle westlich von Nancy. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Fortsetzung des gestern begonnenen Beschusses der Stadt Toul (deutsch Tull, lat. Tullum Leucorum) im Département Meurthe-et-Moselle westlich von Nancy durch deutsche Kanonen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik / Schweizerische Eidgenossenschaft Eine Schweizer Delegation trifft in Straßburg ein, um Kinder, Frauen, Alte und Kranke zu evakuieren. Diese Delegation bringt auch die Nachricht von der französischen Niederlage in der Schlacht bei Sedan in die Stadt, was die Hoffnung auf Entsatz zerschlägt. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Württemberg Das von König Karl I. geführte großdeutsch-österreichisch gesinnte Kabinett des Königreiches Württemberg sendet unter dem Einfluss der württembergischen Deutschen Partei einen Gesandten in das deutsche Hauptquartier nach Frankreich, um hier Verhandlungen mit dem Norddeutschen Bund über eine Vereinigung zu führen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Die Bombardierung der seit 16. August von Bayerischen Einheiten belagerten Stadt Toul beginnt. Die Festung ist nach dem derzeitigen Stand der Technik bereits veraltet, die Beschießung beginnt jedoch nicht sofort, da zu diesem Zeitpunkt noch Friedensverhandlungen zwischen Otto von Bismarck und Jules Favre durchgeführt werden, bei denen die Übergabe der belagerten Festungen von Straßburg, Toul und Verdun eine wesentliche Rolle spielen. Strittig ist unter anderem, ob die Besatzungen freien Abzug erhalten oder in Kriegsgefangenschaft gehen müssen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik
| |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Ein französisches Armeekorps unter General Joseph Vinoy greift die Truppen des preußischen Kronprinzen Friedrich nahe Villeneuve Saint Georges an, um das dortige Versorgungslager zu schützen, wird allerdings durch das feindliche Artilleriefeuer zurückgedrängt. Auch am Mont Mesly wird ein Gefecht geführt. Die ersten deutschen Truppen stehen vor Paris. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik
| |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Französische Republik Die in der belagerten Stadt Straßburg verbliebenen Zivilisten ersuchen General Jean-Jacques Alexis Uhrich, die Stadt den Deutschen zu übergeben, doch dieser weigert sich, da er noch immer daran glaubt, dass eine Verteidigung möglich sei. Am selben Tag jedoch besetzt General August von Werder eine der Stadtbefestigungen, was dazu führt, dass der französische Kommandant seine Verteidigungsmöglichkeiten erneut überdenken muss. Paris ist vollständig von deutschen Truppen umzingelt und wird von den deutschen Verbänden belagert. Die Verteidigungsarmee besteht zwischenzeitlich aus bis zu 120.000 regulären Soldaten und 330.000 Mann der Nationalgarde. General Carrey de Bellemare ist Kommandant des Forts von Saint Denis im Norden von Paris. Dieses ist eine der größten und am stärksten besetzten Festungen von Paris. Da das Dorf Le Bourget von den Geschützen der Forts erreicht werden kann, ist im Dorf selbst nur eine Kompanie stationiert. Diese Kompanie gehört zum Regiment Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 des Gardekorps. Insgesamt hält die Garde die Front zwischen den Orten Montmagny und Aulnay-sous-Bois. Der preußische Ministerpräsident Bismarck schlägt vor, Paris mit Artillerie zu beschießen, um eine schnelle Aufgabe der Stadt zu erzwingen und alle französischen Versuche, die Stadt zu befreien, abzuwehren. Aber das deutsche Oberkommando, angeführt vom König von Preußen, lehnt einen Artillerieangriff ab, da ein solcher die Zivilbevölkerung betreffen, die Regeln des Kampfes verletzen und Drittstaaten wie Großbritannien gegen Preußen aufhetzen würde. Es wird auch befürchtet, dass eine schnelle französische Kapitulation die frischen französischen Truppen unbesiegt zurückließe, was den Franzosen die Möglichkeit gäbe, schon bald einen neuen Krieg anzuzetteln. Die französischen Truppen müssten zuerst vernichtet und Paris ausgehungert werden.
| |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Bayern In München beginnt eine fünftägige, vorbereitende Konferenz von Vertretern des Norddeutschen Bundes und des bayerischen Königshauses, um die Möglichkeiten eines Zusammenschlusses des Norddeutschen Bundes mit dem Königreich Bayern zu erörtern. | |||
![]() ![]() ![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin / Französische Republik Um die Festung von Toul einzunehmen, wurde in den letzten Tagen von den Preußen und ihren Verbündeten unter Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin schwere Artillerie herangeführt, darunter auch neue gezogene 24-pfünder Kanonen. Der Beschuss durch die Truppen der deutschen Koalition, die aus 13.000 Mann besteht, beginnt. Die Festung hält dem Beschuss für etwa acht Stunden stand, bevor sie noch am gleichen Tage kapituliert, um einem Sturmangriff der Deutschen zuvorzukommen. Über die Verluste liegen keine genauen Zahlen vor. Insgesamt gehen über 2300 französische Soldaten in Kriegsgefangenschaft und die Ausrüstung der Festung, unter anderem 71 schwere Geschütze, werden von den Truppen des Norddeutschen Bundes und seiner Alliierten erbeutet. Für die Versorgung der deutschen Truppen vor Paris ist die möglichst ungestörte Nutzung der Bahnlinie über Toul kriegswichtig. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Beginn der Belagerung der Stadt Soissons durch preußische Truppen und ihren Verbündeten. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund Königreich Bayern In der fünftägigen vorbereitenden Münchner Konferenz von Vertretern des Norddeutschen Bundes und des bayerischen Königshauses, um die Möglichkeiten eines Zusammenschlusses des Norddeutschen Bundes mit dem Königreich Bayern zu erörtern, schwindet der Widerstand Bayerns. Eine Einigung des Bundes mit dem Königreich ist in Sicht. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Der Kommandant der belagerten Stadt Straßburg General Jean-Jacques Alexis Uhrich willigt in Friedensverhandlungen ein, auch da an der "Porte de Pierre" eine große Bresche geschlagen wurde und der General blutige Straßenkämpfe vermeiden will. Straßburg wurde seit 12. August belagert. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Die seit dem 15. August belagerte Stadt Straßburg kapituliert vor den Truppen des Norddeutschen Bundes und ihrer Verbündeten. Opfer der Belagerung sind das Museum der Schönen Künste, das am 24. August 1870 durch ein Feuer zerstört wurde, und die Stadtbibliothek, deren einzigartige Sammlung mittelalterlicher Manuskripte (am bekanntesten der Hortus Deliciarum), seltener Renaissance-Bücher und römischer Artefakte diese Episode ebenfalls nicht überlebte. Weitere 500 Häuser wurden vollständig zerstört. Das berühmte Münster von Straßburg wurde beschädigt, als eines der kunstvollen Fenster zerstört wurde. Zusammen mit dem Fall von Straßburg wird jetzt ein großer Teil des für die Belagerung von Paris benötigten Materials, insbesondere schwere Geschütze, verfügbar. Die deutschen Belagerungstruppen von insgesamt 63.000 Mann werden nunmehr für andere Aufgaben eingesetzt. Der Großherzog von Mecklenburg Friedrich Wilhelm II. erhält das Kommando über die Armeegruppe, die in den nächsten Monaten gegen die französische Loirearmee kämpfen soll. Die französischen Besatzungstruppen von 17.000 Mann gehen in deutsche Gefangenschaft, es sind 200 Tote und 3000 Verwundete zu beklagen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Bei L’Isle Adam im Département Val d’Oise in der Region Île-de-France nordwestlich von Paris findet ein Gefecht zwischen deutschen und französischen Truppen statt. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Bei Chevilly findet ein weiteres Gefecht im Deutsch-Französischen Krieg zwischen dem 6. Korps des preußischen Heeres unter dem Kommando von General Wilhelm von Tümpling und dem französischen 13. Korps unter General Joseph Vinoy, welches aus regulären Truppen der französischen Armee besteht, statt. Die französische Besatzung von Paris macht einen großen Ausfall gegen die deutschen Besatzungstruppen, die vor wenigen Tagen die Belagerung von Paris begonnen haben. Der Angriff richtet sich gegen das 6. Korps, das seinen Standort in Schlesien hat. Gleichzeitig werden die flankierenden Einheiten, das 5. Korps und eine Brigade vom 11. Korps, die westlich bzw. südwestlich stehen, von kleineren Einheiten angegriffen. Das Kampfgebiet erstreckt sich über mehrere Kilometer von Chevilly-Larue bis nach Choisy-le-Roi. Die Ablenkungsangriffe werden ohne große Verluste abgewiesen. Das 6. Korps kann seine Stellungen behaupten und die französischen Streitkräfte müssen sich in die Stadt zurückziehen. Bei den Kämpfen wird der Ort schwer beschädigt. Das 13. französische Korps hat eine Stärke von 20.000 Mann, die Stärke der deutschen Korps ist unbekannt. Unter den Preußen werden 413 Soldaten und 28 Offiziere getötet oder verwundet, bei den Franzosen belaufen sich die Verluste auf 2046 Soldaten und 74 Offizieren, die fallen, verwundet oder gefangen genommen werden. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Der französische Marschall François-Achille Bazaine und die französische Rheinarmee, die sich am 20. August nach Metz in den Schutz des starken Festungsgürtels geflüchtet hat, ist immer noch von der zweiten preußischen Armee unter Führung von Prinz Friedrich Karl von Preußen (linkes Moselufer) und der ersten Armee, anfangs unter Generalfeldmarschall Karl Friedrich von Steinmetz, später unter General Edwin von Manteuffel (rechtes Moselufer) eingeschlossen. In der Nacht vom 1. zum 2. Oktober lässt Bazaine Infanterie unter Marschall Canrobert und in deren Schutz 400 Wagen von Woippy aus nordwärts in die Felder zwischen den Linien vorrücken. Der Ausfall richtet sich gegen Ladonchamps, Ste. Agathe, St. Remy und Bellevue. Das Ziel, zwei Bauernhöfe mit großen Vorräten an Heu und Lebensmitteln, wird nicht erreicht. Die Deutschen (Teile des III. Armeekorps unter Generalleutnant Prinz Friedrich Karl von Preußen) müssen sich aus der äußersten Linie, den Orten Ladonchamps und Ste. Agathe, zurückziehen, können aber die befestigte zweite Linie behaupten. Im weiteren Verlauf des Kampfes gelingt es den Preußen, die Franzosen in ihre Ausgangsstellungen zurückzudrängen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Bei Etival-Clairefontaine im Département Vosges in Lothringen findet ein Gefecht zwischen deutschen und französischen Truppen statt. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik
| |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Beginn der Belagerung von Schlettstadt (Sélestat) im Arrondissement Sélestat-Erstein im Département Bas-Rhin im Elsass durch deutsche Truppen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik In Orléans im Département Loiret in der Zentralregion und in Bruyeres im Département Vosges in Lothringen finden Kämpfe zwischen deutschen und französischen Einheiten statt. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Französische Republik Zwischen der französischen Besatzung von Paris (XIV.Korps) unter General Auguste-Alexandre Ducrot und dem II. Bayerischen Korps sowie Teilen des V. Korps findet unter der Führung des bayerischen Generals Jakob Ritter von Hartmann bei Châtillon ein Gefecht statt, das in einigen Quellen auch als Gefecht von Bagneux bezeichnet wird. Der Ort Châtillon-sous-Bagneux (heute Châtillon (Hauts-de-Seine) liegt im Südwesten von Paris, etwa sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Gegenwärtig verläuft hier die Frontlinie. Der Ort liegt auf einer Anhöhe mit einer Höhe von bis zu 152 Metern. Damit lässt sich die umliegende Landschaft einschließlich der Forts Montrouge, Banves und Issy-les-Moulineaux von der Artillerie beherrschen. Sogar ein Beschuss des Stadtzentrums mit schwerer Artillerie ist von der Anhöhe aus möglich. Die Pariser Besatzungsarmee unternahm bereits mehrfach Ausfälle unterschiedlicher Stärke. Das Angriffsziel heute ist die Anhöhe bei Châtillon, um diese beherrschende Position einzunehmen und die dort stationierten deutschen Batterien zu erobern oder zumindest zum Rückzug zu zwingen. Die Schlacht beginnt um 0800 morgens, als die Forts Bicêtre, Montrouge, Banves und Issy das Feuer eröffnen, das sich besonders auf das 5. Königlich-Bayerische Infanterieregiment zu konzentrieren scheint. Insgesamt sind 18 französische Bataillone an dem Angriff beteiligt. Es gelingt den Franzosen, die Bayern aus dem Ort zu vertreiben. Es gibt zwar große Reserven an Infanterie auf französischer Seite und damit auch eine zahlenmäßige Überlegenheit, jedoch herrscht ein Mangel an Feldartillerie. Der Erfolg kann somit gegen die überlegene preußische und bayerische Artillerie nicht ausgebaut werden. Auch das Halten der Ortschaft ist nicht möglich und so werden die Franzosen im Gegenangriff unter dem Kommando von General Jakob Ritter von Hartmann wieder zurückgeworfen. Die Bayern erleiden 366 gefallene Kameraden, über die Verluste Frankreichs ist nichts bekannt. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Französische Republik Infolge der Belagerung der französischen Hauptstadt Paris, die seit dem 19. September andauert, wird von jetzt an das Fleisch rationiert. Jeder Bürger muss sich auf der Bürgermeisterei eine auf seinen Namen lautende Karte holen, auf welcher die Zahl der ihm zustehenden Portionen vermerkt ist. Mit dieser Karte wird eine andere, fünfzehn abtrennbare Coupons in fortlaufender Nummer enthaltende Karte ausgegeben, von der bei jedem Einkauf ein Coupon von der Fleischerei abgelöst wird. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Soissons im Département Aisne in der Picardie im Norden Frankreichs wird nach mehr als dreiwöchiger Belagerung von deutschen Truppen eingenommen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Die Pariser Zeitung "La Vérité" (Die Wahrheit) meldet, dass ihr eine Zeitung der "Le Nouvelliste de Rouen" vom 12. Oktober zugespielt wurde, in der (die Falschmeldung) steht, dass die Armee des französischen Generals Bazaine nach Angaben gefangener preußischer Offiziere bereits 150.000 Preußen in Metz neutralisiert habe. Dagegen melden englische Zeitungen, dass Bazaines Lage beginnt, verzweifelt zu werden, da bislang alle Ausfallversuche aus Paris vergeblich waren. Die letzte Nachricht wird in Paris nicht verbreitet. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik
| |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Cussay im Département Indre-et-Loir wird von preußischen Truppen eingenommen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Schlettstadt (frz. Sélestat) im Département Bas-Rhin in der Region Elsass wird nach 14 Tagen Belagerung von Truppen des Norddeutschen Bundes eingenommen. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Der französische Marschall François-Achille Bazaine und die 134.000 Mann starke französische Rheinarmee, die sich am 20. August nach Metz in den Schutz des starken Festungsgürtels geflüchtet hat, ist immer noch von der zweiten preußischen Armee unter Führung von Generalleutnant Prinz Friedrich Karl von Preußen (linkes Moselufer) und der ersten Armee unter General Edwin von Manteuffel (rechtes Moselufer), insgesamt 180.000 Mann, eingeschlossen. Durch das Ausbleiben von Verstärkung und Versorgung sieht sich Bazaine gezwungen, zu kapitulieren. Die Kapitulation markiert einen Wendepunkt im Deutsch-Französischen Krieg. In zahlreichen französischen Städten kommt es zu Volkserhebungen. Die freigewordenen preußischen Armeen können nun gegen die französischen Truppen im Loiretal und als Verstärkung für die Belagerung von Paris eingesetzt werden. 173.000 französische Soldaten gehen in Gefangenschaft der Truppen des Norddeutschen Bundes und ihrer Verbündeten. | |||
![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In Berlin fällt eine überdurchschnittliche Regenmenge von 39,5 Liter/Quadratmeter. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Bei Le Bourget beginnt eine Schlacht zwischen Preußen und Frankreich zwischen der 2. Garde-Infanteriedivision des preußischen Heeres unter dem Kommando des Generalleutnants Rudolph Otto von Budritzki und einem französischen Verband aus Freischärlern der Franctireur, Marineverbänden und regulären Truppen der Pariser Verteidigungsarmee unter General Adrien Carrey de Bellemare. Am frühen Morgen beginnt, ohne dass jemand hierfür einen Befehl gab, ein Angriff der Franzosen. Dabei wird die deutsche Kompanie aus dem Dorf hinausgedrängt. Die Garde selbst hat anfangs kein Interesse daran, die Stellung zurückzuerobern, aber der sächsische Kronprinz Albert befiehlt den Gegenangriff. Von Le Bourget aus werden die weiteren Stellungen der Preußen in der Reichweite schwerer französischer Artillerie liegen. Um seinen Erfolg auszubauen, bittet de General Adrien Carrey de Bellemare beim Oberbefehlshaber von Paris, General Louis Jules Trochu um Verstärkungen, was dieser jedoch ablehnt. | |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik
| |||
![]() ![]() |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Die deutschen Verbände stoßen nach dem Fall von Metz nach kurzen Kämpfen bis nach Dijon vor und erobern die Stadt. Das Hauptziel der deutschen Truppen bleibt jedoch die Belagerung der Festung von Belfort; die Einnahme der Festung ist jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich. | |||
Norddeutscher Bund / Deutscher Bund Unter dem Eindruck des Deutsch-Französischen Krieges schließen sich zwei weitere Länder dem Norddeutschen Bund an, der nach offizieller Lesart wieder zum Deutschen Bund avanciert:
| ||||
ohne genaue Datumsangabe ![]() ![]() |
Kaiserreich Persien / Norddeutscher Bund / Russisches Kaiserreich Die Gebrüder Siemens richten im Rahmen der Arbeit der Indo-Europäischen Telegrafen-Gesellschaft eine Telegrafenverbindung zwischen Odessa und Teheran über Tiflis und Täbris ein. Die Entwicklung der Kommunikationsmittel sollen dem Schah von Persien ermöglichen, sein Reich effektiver zu regieren; allerdings strebt der Schah danach, Persien zu „europäisieren“. | |||
Chronik des Deutschen Bundes ... vom 15.11. bis zum 10.12.1870 | ||||
Chronik des Deutschen Reiches ... zwischen 10.12.1870 und 17.01.1871 | ||||
Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres ... 1871 - 1872 - 1873 - 1874 - 1875 - 1876 - 1877 - 1878 - 1879 | ||||
spätere Chroniken Deutschlands | ||||
| ||||
|