Deutsches Reich 1919-II: Unterschied zwischen den Versionen
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Seit 01.04.1919 befindet sich das Ruhrgebiet im Generalstreik. <br> | Seit 01.04.1919 befindet sich das Ruhrgebiet im Generalstreik. <br> | ||
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Die französische Besetzung der Stadt Kehl, die am 30. Januar begann, dauert an. Inzwischen wird Kehl von den Franzosen als Inland behandelt. Die Oberpostdirektion von Kehl, die ebenfalls unter französischer Verwaltung steht, wurde offenbar angewiesen, eingehende Pakete aus dem Reich zurückzuweisen, dass jedes eingehende Paket eine Warensendung in das Ausland, nämlich nach Kehl, darstelle und hierfür eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich sei. Das badische Außenministerium protestiert bei der Oberpostdirektion mit einer Beschwerde. Außerdem bittet die badische Regierung die Räte in Berlin, dass sie einen eigenen Vertreter zu den Friedensverhandlungen nach Paris entsenden dürfe, was jedoch von Berlin abgelehnt wird. <br> | Die französische Besetzung der Stadt Kehl, die am 30. Januar begann, dauert an. Inzwischen wird Kehl von den Franzosen als Inland behandelt. Die Oberpostdirektion von Kehl, die ebenfalls unter französischer Verwaltung steht, wurde offenbar angewiesen, eingehende Pakete aus dem Reich zurückzuweisen, dass jedes eingehende Paket eine Warensendung in das Ausland, nämlich nach Kehl, darstelle und hierfür eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich sei. Das badische Außenministerium protestiert bei der Oberpostdirektion mit einer Beschwerde. Außerdem bittet die badische Regierung die Räte in Berlin, dass sie einen eigenen Vertreter zu den Friedensverhandlungen nach Paris entsenden dürfe, was jedoch von Berlin abgelehnt wird. <br> | ||
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− | Die "Junkers-Fokker-Werke AG" werden in "Junkers Flugzeugwerke AG" umfirmiert. Schon 1915 entwickelte der deutsche Unternehmer, Erfinder, Konstrukteur und Pionier des Flugzeugbaues Hugo Junkers mit der Junkers J 1 das erste Ganzmetallflugzeug, das in seinem 1895 gegründeten Unternehmen Junkers & Co., Fabrik für Warmwasser- und Heizapparate hergestellt wurde. Da dieses Flugzeug allerdings ziemlich schwer war und es daher als Jagdflugzeug kein großer Erfolg wurde, wurde als Infanterieflugzeug der Ganzmetall-Anderthalbdecker Junkers J 4 dann auch in größerer Stückzahl gebaut. Im Oktober 1917 wurde unter dem Druck der Militärbehörden die Flugzeugsparte von | + | Die "Junkers-Fokker-Werke AG" werden in "Junkers Flugzeugwerke AG" umfirmiert. Schon 1915 entwickelte der deutsche Unternehmer, Erfinder, Konstrukteur und Pionier des Flugzeugbaues Hugo Junkers mit der Junkers J 1 das erste Ganzmetallflugzeug, das in seinem 1895 gegründeten Unternehmen Junkers & Co., Fabrik für Warmwasser- und Heizapparate hergestellt wurde. Da dieses Flugzeug allerdings ziemlich schwer war und es daher als Jagdflugzeug kein großer Erfolg wurde, wurde als Infanterieflugzeug der Ganzmetall-Anderthalbdecker Junkers J 4 dann auch in größerer Stückzahl gebaut. Im Oktober 1917 wurde unter dem Druck der Militärbehörden die Flugzeugsparte von Junkers & Co. zwangsweise mit dem Fokker Aeroplanbau in Schwerin zur Junkers-Fokker Werke AG (Jfa) mit Sitz Dessau fusioniert. Die Firma "Junkers Flugzeugwerke AG" ist gegenwärtig dabei, das erste Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der Welt zu bauen. <br> |
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
[[Datei:Adolf Köster.jpg|thumb|150px|''Adolf Köster (SPD), preußischer Staatskommissar für Schleswig-Holstein'']] Der 36 Jahre alte Publizist Dr. Adolf Köster aus Verden an der Aller von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) wird zum preußischen Staatskommissar für Schleswig-Holstein ernannt. Köster studierte Philosophie und Theologie in Heidelberg, Halle, Marburg und Zürich. 1905 legte er das erste theologische Examen in Marburg ab. Er promovierte 1907 an der Universität Erlangen und lehrte bis 1912 an der TH München Literaturgeschichte. Ab 1913 war er für die Schwäbische Tagwacht tätig, zunächst als freier Journalist, im Ersten Weltkrieg als Berichterstatter an der Westfront. 1913 kauften er und seine Frau in Hamburg-Blankenese ein Haus in der „Rutsch 1“. Bis Kriegsende berichtete er so in Hunderten von Artikeln nicht nur für die sozialdemokratische, sondern auch zunehmend für die bürgerliche Presse von nahezu allen Kriegsschauplätzen. Dazu kamen später noch Propagandavorträge im Auftrag des Kriegspresseamtes. Nach der Novemberrevolution 1918 übernahm er eine Funktion in der Preußischen Staatskanzlei bei Curt Baake, seit Jahresbeginn 1919 in der Reichskanzlei. <br> | [[Datei:Adolf Köster.jpg|thumb|150px|''Adolf Köster (SPD), preußischer Staatskommissar für Schleswig-Holstein'']] Der 36 Jahre alte Publizist Dr. Adolf Köster aus Verden an der Aller von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) wird zum preußischen Staatskommissar für Schleswig-Holstein ernannt. Köster studierte Philosophie und Theologie in Heidelberg, Halle, Marburg und Zürich. 1905 legte er das erste theologische Examen in Marburg ab. Er promovierte 1907 an der Universität Erlangen und lehrte bis 1912 an der TH München Literaturgeschichte. Ab 1913 war er für die Schwäbische Tagwacht tätig, zunächst als freier Journalist, im Ersten Weltkrieg als Berichterstatter an der Westfront. 1913 kauften er und seine Frau in Hamburg-Blankenese ein Haus in der „Rutsch 1“. Bis Kriegsende berichtete er so in Hunderten von Artikeln nicht nur für die sozialdemokratische, sondern auch zunehmend für die bürgerliche Presse von nahezu allen Kriegsschauplätzen. Dazu kamen später noch Propagandavorträge im Auftrag des Kriegspresseamtes. Nach der Novemberrevolution 1918 übernahm er eine Funktion in der Preußischen Staatskanzlei bei Curt Baake, seit Jahresbeginn 1919 in der Reichskanzlei. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Hamburg.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie und Hansestadt Hamburg 1919|Freie und Hansestadt Hamburg]]''' <br> |
In Hamburg ereignen sich im April einwöchige Straßenkämpfe, die durch eine Teuerungswelle ausgelöst wird. <br> | In Hamburg ereignen sich im April einwöchige Straßenkämpfe, die durch eine Teuerungswelle ausgelöst wird. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Frankreich. | + | | <center> [[Datei:Frankreich.png|70px]] [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </center> || '''[[Französische Republik 1919|Französische Republik]] / [[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]] / [[Saargebiet 1915|Saargebiet]]''' <br> |
Wegen der Fortsetzung von Grubenstreiks im von Frankreich besetzten Saarland zur Durchsetzung des Acht-Stunden-Arbeitstages werden über 400 Bergarbeiter von der französischen Militärverwaltung in das Deutsche Reich ausgewiesen. <br> | Wegen der Fortsetzung von Grubenstreiks im von Frankreich besetzten Saarland zur Durchsetzung des Acht-Stunden-Arbeitstages werden über 400 Bergarbeiter von der französischen Militärverwaltung in das Deutsche Reich ausgewiesen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|01.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|01.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
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| colspan="9" align="center" | <center>'''Die Regierung des Deutschen Reiches zu Beginn des Quartals''' </center> | | colspan="9" align="center" | <center>'''Die Regierung des Deutschen Reiches zu Beginn des Quartals''' </center> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
* Das Freikorps "Brigade Reinhard" wird neben anderen Freikorps und der Marine-Division dem Garde-Kavallerie-Schützen-Korps unterstellt. Ihr Führer ist Generalleutnant Heinrich von Hofmann. | * Das Freikorps "Brigade Reinhard" wird neben anderen Freikorps und der Marine-Division dem Garde-Kavallerie-Schützen-Korps unterstellt. Ihr Führer ist Generalleutnant Heinrich von Hofmann. | ||
* Sozialistische und kommunistische Arbeiterführer proklamieren im Ruhrgebiet einen Generalstreik für eine radikale Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse. Sie plädieren außerdem für eine starke Stellung der Räte. Knapp 350.000 Bergarbeiter folgen dem Streikaufruf. Carl Severing von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) soll als Reichs- und Staatskommissar die Lage beruhigen. | * Sozialistische und kommunistische Arbeiterführer proklamieren im Ruhrgebiet einen Generalstreik für eine radikale Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse. Sie plädieren außerdem für eine starke Stellung der Räte. Knapp 350.000 Bergarbeiter folgen dem Streikaufruf. Carl Severing von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) soll als Reichs- und Staatskommissar die Lage beruhigen. | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Baden.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Baden 1919|Freistaat Baden]]''' <br> |
[[Datei:Anton Geiß.jpg|thumb|150px|''Der badische Staatspräsident Anton Geiß'']] Zehn Wochen nach der Wahl zur Badischen Nationalversammlung wird eine Regierung der "Weimarer Koalition" gewählt: <br> | [[Datei:Anton Geiß.jpg|thumb|150px|''Der badische Staatspräsident Anton Geiß'']] Zehn Wochen nach der Wahl zur Badischen Nationalversammlung wird eine Regierung der "Weimarer Koalition" gewählt: <br> | ||
* '''Staatspräsident:''' Anton Geiß (SPD), im Amt seit 10.11.1918 | * '''Staatspräsident:''' Anton Geiß (SPD), im Amt seit 10.11.1918 | ||
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* '''Staatsrat:''' Dr. Friedrich Schön (DDP), neu im Amt | * '''Staatsrat:''' Dr. Friedrich Schön (DDP), neu im Amt | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Schwarzburg-Sondershausen.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Sozialer Volksstaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen]]''' <br> |
Der Landtag von Schwarzburg-Sondershausen verabschiedet ein "Landgrundgesetz". Aus dem Sozialen Volksstaat wird der Freistaat Schwarzburg-Sondershausen. <br> | Der Landtag von Schwarzburg-Sondershausen verabschiedet ein "Landgrundgesetz". Aus dem Sozialen Volksstaat wird der Freistaat Schwarzburg-Sondershausen. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 04.1919|02.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 04.1919|02.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] [[Datei:Deutschland.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]] / [[Freistaat Waldeck 1919|Freistaat Waldeck]]''' <br> |
Der Arbeiter- und Soldatenrat des ehemaligen Fürstentums Waldeck erklärt die offizielle Auflösung des vor-revolutionären Landtags. <br> | Der Arbeiter- und Soldatenrat des ehemaligen Fürstentums Waldeck erklärt die offizielle Auflösung des vor-revolutionären Landtags. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1919|03.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1919|03.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Albin Undeutsch von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der in Braunschweig die Ämter des Volkskommissars für Verteidigung und für Volksbildung innehatte und am 19. März das Ressort Volksbildung abgab, wird nun von Albert Schelz ersetzt, der ebenfalls der SPD angehört. Undeutsch bleibt im Amt als Kommissar für Verteidigung. <br> | Albin Undeutsch von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der in Braunschweig die Ämter des Volkskommissars für Verteidigung und für Volksbildung innehatte und am 19. März das Ressort Volksbildung abgab, wird nun von Albert Schelz ersetzt, der ebenfalls der SPD angehört. Undeutsch bleibt im Amt als Kommissar für Verteidigung. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 04.1919|04.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 04.1919|04.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Volksstaat Reuß.png|70px]] [[Datei:Deutschland.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Volksstaat Reuß]]''' <br> |
Der vereinigte reußische Landtag beschließt das "Gesetz über die Vereinigung der beiden reußischen Freistaaten zu einem Volksstaat Reuß, sowie über die vorläufige Verfassung und Verwaltung". <br> | Der vereinigte reußische Landtag beschließt das "Gesetz über die Vereinigung der beiden reußischen Freistaaten zu einem Volksstaat Reuß, sowie über die vorläufige Verfassung und Verwaltung". <br> | ||
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− | | <center>''' [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>''' [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bremen.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie Hansestadt Bremen 1919|Freie Hansestadt Bremen]]''' <br> |
In der Bremer Börse konstituiert sich die Bremer Nationalversammlung. <br> | In der Bremer Börse konstituiert sich die Bremer Nationalversammlung. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|07.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|07.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
Revolutionäre des "Zentralrates der bayerischen Republik" und des "Revolutionären Arbeiterrates" putschen sich an die Macht in Bayern, rufen die "Räterepublik Baiern" und die "Dritte Revolution" aus und verhindern das Zusammentreten des Landtages. Beteiligt sind die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) und Anarchisten, jedoch nicht die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Es beginnt die "Erste Revolution" in Bayern. Der Landtag und die Regierung weichen nach Bamberg aus. Die Minister der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Bayern (USPD) treten aus der Koalition aus. Die Münchner Räteregierung besteht aus folgenden Personen: <br> | Revolutionäre des "Zentralrates der bayerischen Republik" und des "Revolutionären Arbeiterrates" putschen sich an die Macht in Bayern, rufen die "Räterepublik Baiern" und die "Dritte Revolution" aus und verhindern das Zusammentreten des Landtages. Beteiligt sind die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) und Anarchisten, jedoch nicht die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Es beginnt die "Erste Revolution" in Bayern. Der Landtag und die Regierung weichen nach Bamberg aus. Die Minister der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Bayern (USPD) treten aus der Koalition aus. Die Münchner Räteregierung besteht aus folgenden Personen: <br> | ||
* '''Kommissar für Äußeres:''' Dr. Franz Lipp | * '''Kommissar für Äußeres:''' Dr. Franz Lipp | ||
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* '''Kommandeur der Roten Garden:''' Rudolf Egelhofer | * '''Kommandeur der Roten Garden:''' Rudolf Egelhofer | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
In Braunschweig beschließt eine konzertierte Aktion von Aktionsausschuss, Betriebsausschüssen sowie Vertrauensmännern für den 9. April den Beginn eines Generalstreiks zur Errichtung einer Braunschweiger Räterepublik. Die Auffassung der Reichsregierung in Berlin ist: „Braunschweig war seit Ende 1918 politisch der ‚Mittelpunkt der kommunistischen Bewegung und der Herd aller Schwierigkeiten für die Durchführung der laufenden Arbeiten der Reichsregierung’.“ <br> | In Braunschweig beschließt eine konzertierte Aktion von Aktionsausschuss, Betriebsausschüssen sowie Vertrauensmännern für den 9. April den Beginn eines Generalstreiks zur Errichtung einer Braunschweiger Räterepublik. Die Auffassung der Reichsregierung in Berlin ist: „Braunschweig war seit Ende 1918 politisch der ‚Mittelpunkt der kommunistischen Bewegung und der Herd aller Schwierigkeiten für die Durchführung der laufenden Arbeiten der Reichsregierung’.“ <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 04.1919|08.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 04.1919|08.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
Im Kabinett des Bayerischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann (SPD) erfolgen folgende Änderungen: <br> | Im Kabinett des Bayerischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann (SPD) erfolgen folgende Änderungen: <br> | ||
* Der Minister für soziale Fürsorge, Hans Unterleitner (USPD) wird durch Hans Gasteiger (SPD) geschäftsführend ersetzt. | * Der Minister für soziale Fürsorge, Hans Unterleitner (USPD) wird durch Hans Gasteiger (SPD) geschäftsführend ersetzt. | ||
* Der Minister für Handel, Industrie und Gewerbe, Josef Simon (USPD), wird durch Siegmund Freiherr von Haller (SPD) ersetzt. | * Der Minister für Handel, Industrie und Gewerbe, Josef Simon (USPD), wird durch Siegmund Freiherr von Haller (SPD) ersetzt. | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] [[Datei:Deutschland.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]] / [[Freistaat Waldeck 1919|Freistaat Waldeck]]''' <br> |
Die neue Landesversammlung des Freistaats Waldeck konstituiert sich. <br> | Die neue Landesversammlung des Freistaats Waldeck konstituiert sich. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Der Reichs- und Staatskommissar Carl Severing lässt in Essen verlauten, dass er als „Arbeitervertreter zu den Arbeitern reden und als Arbeiter für die Arbeiter handeln" will. Die von ihm getroffenen Entscheidungen zielten nach Severing nicht in erster Linie auf gewaltsamer Unterdrückung ab. Sie sollten stattdessen eine Verständigung mit den streikenden Arbeitern erreichen und vorhandene Härten und Missstände abstellen. „Gewalt solle nur dort angewandt werden, wo diese von unverantwortlichen Elementen provoziert würden.“ Mit Zugeständnissen, aber auch mit hartem Druck, mit Verhaftungen von Streikführern und der Gewährung von Sonderrationen für Arbeitswillige versucht Severing gegen den Ausstand vorzugehen. <br> | Der Reichs- und Staatskommissar Carl Severing lässt in Essen verlauten, dass er als „Arbeitervertreter zu den Arbeitern reden und als Arbeiter für die Arbeiter handeln" will. Die von ihm getroffenen Entscheidungen zielten nach Severing nicht in erster Linie auf gewaltsamer Unterdrückung ab. Sie sollten stattdessen eine Verständigung mit den streikenden Arbeitern erreichen und vorhandene Härten und Missstände abstellen. „Gewalt solle nur dort angewandt werden, wo diese von unverantwortlichen Elementen provoziert würden.“ Mit Zugeständnissen, aber auch mit hartem Druck, mit Verhaftungen von Streikführern und der Gewährung von Sonderrationen für Arbeitswillige versucht Severing gegen den Ausstand vorzugehen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1919|09.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1919|09.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Die Braunschweiger Spartakisten rufen auf dem Schlossplatz den Generalstreik aus. Ziel des Streiks sollt zum einen der Sturz der Koalitionsregierung in Braunschweig sein, zum anderen der Beginn der Errichtung einer Räteherrschaft in ganz Deutschland. Zu diesem Zweck werden folgende Forderungen erhoben: <br> | Die Braunschweiger Spartakisten rufen auf dem Schlossplatz den Generalstreik aus. Ziel des Streiks sollt zum einen der Sturz der Koalitionsregierung in Braunschweig sein, zum anderen der Beginn der Errichtung einer Räteherrschaft in ganz Deutschland. Zu diesem Zweck werden folgende Forderungen erhoben: <br> | ||
* Alle Macht den Arbeiterräten! | * Alle Macht den Arbeiterräten! | ||
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Aufgrund des Generalstreiks werden alle öffentlichen Lokale mit sofortiger Wirkung geschlossen; Speisen dürfen nur noch zwischen 12 und 14 Uhr sowie zwischen 17 und 19 Uhr verkauft werden. Alle Geschäfte, mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften, müssen schließen. Ab 20 Uhr tritt eine Ausgangssperre in Kraft. Der „Volksfreund“ schreibt, die „Entscheidungsschlacht um die Republik“ habe begonnen. Der Streik hat unter anderem zur Folge, dass durchfahrende Züge nicht mehr abgefertigt werden, wodurch vor allem der wichtige Ost-West-Verkehr und damit die Versorgung großer Teile Deutschlands mit Lebensmitteln und Kohle blockiert wird. Der dadurch verursachte Rückstau löst ein deutschlandweites Verkehrschaos aus. Braunschweiger Beamte und Freiberufler gehen aus Protest darüber ebenfalls in einen Gegenstreik. <br> | Aufgrund des Generalstreiks werden alle öffentlichen Lokale mit sofortiger Wirkung geschlossen; Speisen dürfen nur noch zwischen 12 und 14 Uhr sowie zwischen 17 und 19 Uhr verkauft werden. Alle Geschäfte, mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften, müssen schließen. Ab 20 Uhr tritt eine Ausgangssperre in Kraft. Der „Volksfreund“ schreibt, die „Entscheidungsschlacht um die Republik“ habe begonnen. Der Streik hat unter anderem zur Folge, dass durchfahrende Züge nicht mehr abgefertigt werden, wodurch vor allem der wichtige Ost-West-Verkehr und damit die Versorgung großer Teile Deutschlands mit Lebensmitteln und Kohle blockiert wird. Der dadurch verursachte Rückstau löst ein deutschlandweites Verkehrschaos aus. Braunschweiger Beamte und Freiberufler gehen aus Protest darüber ebenfalls in einen Gegenstreik. <br> | ||
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Die Bremer Nationalversammlung beschließt einstimmig das "Gesetz betreffend die vorläufige Ordnung der Staatsgewalt". <br> | Die Bremer Nationalversammlung beschließt einstimmig das "Gesetz betreffend die vorläufige Ordnung der Staatsgewalt". <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 04.1919|10.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 04.1919|10.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Im Ruhrgebiet tritt der Generalstreik in den zehnten Tag. Inzwischen streiken nicht mehr, wie anfangs, 160.000 Bergarbeiter, sondern 307.000, was drei Viertel der Belegschaft entspricht. Am Streik beteiligen sich damit deutlich mehr Personen als nur die Syndikalisten und Anhänger der radikaleren Linksparteien. Am Ausstand nehmen nunmehr auch viele SPD-Anhänger aktiv teil. Die Behörden reagieren mit der Verhängung des Belagerungszustandes und kündigen zur Durchsetzung des Streikendes im volkswirtschaftlich zentralen Kohlebergbau den Einsatz von Militär an. General Oskar von Watter, dem militärischen Befehlshaber, wird der Bielefelder SPD-Politiker Carl Severing als Reichs- und Staatskommissar an die Seite gestellt. Dadurch soll die militärische Gewalt auf ein Mindestmaß beschränkt werden. <br> | Im Ruhrgebiet tritt der Generalstreik in den zehnten Tag. Inzwischen streiken nicht mehr, wie anfangs, 160.000 Bergarbeiter, sondern 307.000, was drei Viertel der Belegschaft entspricht. Am Streik beteiligen sich damit deutlich mehr Personen als nur die Syndikalisten und Anhänger der radikaleren Linksparteien. Am Ausstand nehmen nunmehr auch viele SPD-Anhänger aktiv teil. Die Behörden reagieren mit der Verhängung des Belagerungszustandes und kündigen zur Durchsetzung des Streikendes im volkswirtschaftlich zentralen Kohlebergbau den Einsatz von Militär an. General Oskar von Watter, dem militärischen Befehlshaber, wird der Bielefelder SPD-Politiker Carl Severing als Reichs- und Staatskommissar an die Seite gestellt. Dadurch soll die militärische Gewalt auf ein Mindestmaß beschränkt werden. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] [[Datei:Anhalt.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]] / [[Freistaat Anhalt 1919|Freistaat Anhalt]]''' <br> |
[[Datei:Georg Maercker.jpg|thumb|150px|''Der Freikorps-General Georg Ludwig Maercker erhält den Befehl, in Braunschweig "Ruhe und Ordnung" herzustellen'']] Zwei Tage nach Beginn des Generalstreiks in Braunschweig kommt das öffentliche Leben der Stadt zum Erliegen. Der Ton aus Berlin wird schärfer, woraufhin der Volksbeauftragte Eckardt, dem die „Roten Truppen“ in Braunschweig unterstehen, erklärt, Truppen der Reichsregierung, die versuchen, Braunschweig zu besetzen, werden mit Waffengewalt daran gehindert – dem Land Braunschweig droht ein Bürgerkrieg. Da die Reichsregierung diese Situation wirtschaftlich wie politisch als unhaltbaren Zustand empfindet, beauftragt Reichswehrminister Gustav Noske den Generalmajor der Freikorps-Truppen Georg Ludwig Rudolf Maercker, Recht und Ordnung in Stadt und Land Braunschweig wiederherzustellen. In den Jahren 1904 bis 1907 nahm Maercker an den damals so genannten "Herero- und Hottentottenfeldzügen" teil. Im Rahmen des Nama-Aufstandes führte er die Schutztruppen-Einheiten im Gefecht bei Nubib gegen die unter dem Oberbefehl des Hereroführers Andreas vereinigten Truppen der Herero und Nama; dabei wurde er an der Schulter schwer verwundet. Im Jahre 1910 verließ er die Schutztruppe und wurde Bataillonskommandeur im Infanterie-Regiment „König Ludwig III. von Bayern“ (2. Niederschlesisches) Nr. 47. 1912 wurde Maercker zum Oberstleutnant befördert, und 1913 wurde er Kommandant auf der Insel Borkum. 1914 folgt die Beförderung zum Oberst. Im Weltkrieg nahm er 1915 und 1916 als Regimentskommandeur an den Stellungskämpfen am Kormyn und am Styr gegen das russische Heer teil, danach an den Stellungskämpfen im Westen, an der Yser, im Wytschaete-Bogen und bei St. Eloi. 1916 wurde er in der Schlacht an der Somme erneut verwundet, nahm aber bereits einen Monat später wieder an den Stellungskämpfen an der Aisne teil. Ende 1916 kam er wieder an die russische Front, wo er in der Schlacht an der Narajowka und Zlota Lipa beteiligt war. 1917 folgte die Teilnahme an den Stellungskämpfen an der Somme, im Wytschaete-Bogen, an der Yser sowie an der Frühjahrsschlacht bei Arras, dann Stellungskämpfe in der Champagne und die Schlacht in Flandern, in der er erneut verwundet wurde. Am 1. Oktober 1917 wurde er mit dem Pour le Mérite und am 3. Mai 1918 mit dem Eichenlaub zum Pour le Mérite ausgezeichnet. Am 18. August 1917 wurde er zum Generalmajor befördert und am 20. Januar 1918 zum Kommandeur der 214. Division ernannt. Wenige Wochen nach dem Ende des Krieges, am 6. Dezember 1918, beschloss Maercker, der sich in Salzkotten bei Paderborn aufhielt, auf Anregung der Obersten Heeresleitung, ein Freikorps zu bilden. Die Initiative zur Gründung ging wohl auf Friedrich Ebert und den späteren Reichswehrminister Gustav Noske zurück. Die Mehrzahl der Offiziere und Unteroffiziere sowie ein Großteil der Mannschaften seiner ehemaligen 214. Division folgten seinem Aufruf, sich dem Freikorps „Landesjäger“ anzuschließen. In seiner inneren Struktur ist es stark an die kaiserliche Armee angelehnt. Maercker achtet streng auf Disziplin und unterstellte das Freikorps der Reichsregierung unter Ebert. Am 5. Januar 1919 wurde Noske offiziell zum Oberbefehlshaber aller regierungstreuen Truppen ernannt, zu denen auch die „Landesjäger“ gehörten. Im Januar 1919 kam es in Berlin zum Spartakusaufstand, und bis Ende Januar 1919 sicherte Maercker mit seinem Freikorps auf Befehl Noskes Teile Berlins. Durch militärische Präsenz und Drohungen gelang es, die Lage zu stabilisieren. Anfang Februar 1919 ging das Landesjägerkorps nach Weimar, wo es den dortigen Arbeiter- und Soldatenrat entwaffnen sollte. Auch hier zeigte Maerckers Taktik aus massiver militärischer Präsenz und Drohungen Erfolg: Die bewaffneten Räte zogen ab, und die Stadt unterstellte sich wieder der Kontrolle der Reichsregierung. Maerckers Freikorps sicherte nunmehr die in Weimar tagende Nationalversammlung und die Wahl Eberts zum Reichspräsidenten ab. Mitte Februar wurde das Freikorps zunächst nach Gotha, dann nach Eisenach und in andere thüringische Städte beordert, um dort die außer Kontrolle geratene Situation zu befrieden. Auch hier hatte Maercker zumeist Erfolg, wobei es häufig zu chaotischen Verhandlungen zwischen ihm und den Vertretern der Arbeiter- und Soldatenräte kam. In Erfurt wurde er überfallen und durch einen Messerstich am Kopf verletzt. Im März erhielt er den Befehl, in Halle einzurücken. Wegen eines Zugunfalls misslang die beabsichtigte Überrumpelung der revolutionären Räte. Bei den folgenden Straßenkämpfen mit bewaffneten Arbeitern und Matrosen gab es auf beiden Seiten erhebliches Blutvergießen. Unter den Todesopfern war auch Oberstleutnant Robert von Klüber, der in Zivil einen Erkundungsgang durch die Stadt unternommen hatte, aber als Freikorpsmann erkannt wurde; er wurde von einer Brücke in die Saale geworfen und schließlich erschossen. Maercker verhängte den Belagerungszustand über die Stadt und befahl militärisches Durchgreifen. Nach sieben Stunden Kampf errang das Freikorps die Kontrolle über die Stadt. Auf Seiten der Räte waren 29 Tote zu beklagen, beim Freikorps 7 Mann. Ende März zog das Freikorps aus Halle ab, und der Belagerungszustand wurde aufgehoben. Im April 1919 beschloss der Zentrale Soldatenrat des IV., XVI. und XXI. Armee-Korps in Magdeburg, die Offiziere abzusetzen, die Reichsregierung zu stürzen und in Deutschland eine Räterepublik zu errichten. Es kam zum Generalstreik der Arbeiter und zu Verhaftungen von Politikern und Militärs. Waffenlager in der Zitadelle wurden geplündert, und es kam zu Straßenkämpfen zwischen revolutionären Arbeitern und Soldaten und regierungstreuen Truppen. Die Reichsregierung forderte den Soldatenrat ultimativ auf, seine Gefangenen freizulassen, und befahl Maercker, die Ordnung in der Stadt wiederherzustellen. Am Morgen des heutigen Tages treffen Maerckers Landesjäger, aus Halle kommend, in Magdeburg ein, wo es sofort zu vereinzelten Scharmützeln kommt. <br> | [[Datei:Georg Maercker.jpg|thumb|150px|''Der Freikorps-General Georg Ludwig Maercker erhält den Befehl, in Braunschweig "Ruhe und Ordnung" herzustellen'']] Zwei Tage nach Beginn des Generalstreiks in Braunschweig kommt das öffentliche Leben der Stadt zum Erliegen. Der Ton aus Berlin wird schärfer, woraufhin der Volksbeauftragte Eckardt, dem die „Roten Truppen“ in Braunschweig unterstehen, erklärt, Truppen der Reichsregierung, die versuchen, Braunschweig zu besetzen, werden mit Waffengewalt daran gehindert – dem Land Braunschweig droht ein Bürgerkrieg. Da die Reichsregierung diese Situation wirtschaftlich wie politisch als unhaltbaren Zustand empfindet, beauftragt Reichswehrminister Gustav Noske den Generalmajor der Freikorps-Truppen Georg Ludwig Rudolf Maercker, Recht und Ordnung in Stadt und Land Braunschweig wiederherzustellen. In den Jahren 1904 bis 1907 nahm Maercker an den damals so genannten "Herero- und Hottentottenfeldzügen" teil. Im Rahmen des Nama-Aufstandes führte er die Schutztruppen-Einheiten im Gefecht bei Nubib gegen die unter dem Oberbefehl des Hereroführers Andreas vereinigten Truppen der Herero und Nama; dabei wurde er an der Schulter schwer verwundet. Im Jahre 1910 verließ er die Schutztruppe und wurde Bataillonskommandeur im Infanterie-Regiment „König Ludwig III. von Bayern“ (2. Niederschlesisches) Nr. 47. 1912 wurde Maercker zum Oberstleutnant befördert, und 1913 wurde er Kommandant auf der Insel Borkum. 1914 folgt die Beförderung zum Oberst. Im Weltkrieg nahm er 1915 und 1916 als Regimentskommandeur an den Stellungskämpfen am Kormyn und am Styr gegen das russische Heer teil, danach an den Stellungskämpfen im Westen, an der Yser, im Wytschaete-Bogen und bei St. Eloi. 1916 wurde er in der Schlacht an der Somme erneut verwundet, nahm aber bereits einen Monat später wieder an den Stellungskämpfen an der Aisne teil. Ende 1916 kam er wieder an die russische Front, wo er in der Schlacht an der Narajowka und Zlota Lipa beteiligt war. 1917 folgte die Teilnahme an den Stellungskämpfen an der Somme, im Wytschaete-Bogen, an der Yser sowie an der Frühjahrsschlacht bei Arras, dann Stellungskämpfe in der Champagne und die Schlacht in Flandern, in der er erneut verwundet wurde. Am 1. Oktober 1917 wurde er mit dem Pour le Mérite und am 3. Mai 1918 mit dem Eichenlaub zum Pour le Mérite ausgezeichnet. Am 18. August 1917 wurde er zum Generalmajor befördert und am 20. Januar 1918 zum Kommandeur der 214. Division ernannt. Wenige Wochen nach dem Ende des Krieges, am 6. Dezember 1918, beschloss Maercker, der sich in Salzkotten bei Paderborn aufhielt, auf Anregung der Obersten Heeresleitung, ein Freikorps zu bilden. Die Initiative zur Gründung ging wohl auf Friedrich Ebert und den späteren Reichswehrminister Gustav Noske zurück. Die Mehrzahl der Offiziere und Unteroffiziere sowie ein Großteil der Mannschaften seiner ehemaligen 214. Division folgten seinem Aufruf, sich dem Freikorps „Landesjäger“ anzuschließen. In seiner inneren Struktur ist es stark an die kaiserliche Armee angelehnt. Maercker achtet streng auf Disziplin und unterstellte das Freikorps der Reichsregierung unter Ebert. Am 5. Januar 1919 wurde Noske offiziell zum Oberbefehlshaber aller regierungstreuen Truppen ernannt, zu denen auch die „Landesjäger“ gehörten. Im Januar 1919 kam es in Berlin zum Spartakusaufstand, und bis Ende Januar 1919 sicherte Maercker mit seinem Freikorps auf Befehl Noskes Teile Berlins. Durch militärische Präsenz und Drohungen gelang es, die Lage zu stabilisieren. Anfang Februar 1919 ging das Landesjägerkorps nach Weimar, wo es den dortigen Arbeiter- und Soldatenrat entwaffnen sollte. Auch hier zeigte Maerckers Taktik aus massiver militärischer Präsenz und Drohungen Erfolg: Die bewaffneten Räte zogen ab, und die Stadt unterstellte sich wieder der Kontrolle der Reichsregierung. Maerckers Freikorps sicherte nunmehr die in Weimar tagende Nationalversammlung und die Wahl Eberts zum Reichspräsidenten ab. Mitte Februar wurde das Freikorps zunächst nach Gotha, dann nach Eisenach und in andere thüringische Städte beordert, um dort die außer Kontrolle geratene Situation zu befrieden. Auch hier hatte Maercker zumeist Erfolg, wobei es häufig zu chaotischen Verhandlungen zwischen ihm und den Vertretern der Arbeiter- und Soldatenräte kam. In Erfurt wurde er überfallen und durch einen Messerstich am Kopf verletzt. Im März erhielt er den Befehl, in Halle einzurücken. Wegen eines Zugunfalls misslang die beabsichtigte Überrumpelung der revolutionären Räte. Bei den folgenden Straßenkämpfen mit bewaffneten Arbeitern und Matrosen gab es auf beiden Seiten erhebliches Blutvergießen. Unter den Todesopfern war auch Oberstleutnant Robert von Klüber, der in Zivil einen Erkundungsgang durch die Stadt unternommen hatte, aber als Freikorpsmann erkannt wurde; er wurde von einer Brücke in die Saale geworfen und schließlich erschossen. Maercker verhängte den Belagerungszustand über die Stadt und befahl militärisches Durchgreifen. Nach sieben Stunden Kampf errang das Freikorps die Kontrolle über die Stadt. Auf Seiten der Räte waren 29 Tote zu beklagen, beim Freikorps 7 Mann. Ende März zog das Freikorps aus Halle ab, und der Belagerungszustand wurde aufgehoben. Im April 1919 beschloss der Zentrale Soldatenrat des IV., XVI. und XXI. Armee-Korps in Magdeburg, die Offiziere abzusetzen, die Reichsregierung zu stürzen und in Deutschland eine Räterepublik zu errichten. Es kam zum Generalstreik der Arbeiter und zu Verhaftungen von Politikern und Militärs. Waffenlager in der Zitadelle wurden geplündert, und es kam zu Straßenkämpfen zwischen revolutionären Arbeitern und Soldaten und regierungstreuen Truppen. Die Reichsregierung forderte den Soldatenrat ultimativ auf, seine Gefangenen freizulassen, und befahl Maercker, die Ordnung in der Stadt wiederherzustellen. Am Morgen des heutigen Tages treffen Maerckers Landesjäger, aus Halle kommend, in Magdeburg ein, wo es sofort zu vereinzelten Scharmützeln kommt. <br> | ||
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− | | <center>''' [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>''' [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bremen.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie Hansestadt Bremen 1919|Freie Hansestadt Bremen]]''' <br> |
In der Bremer Nationalversammlung einigen sich die Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der Deutschen Volkspartei (DVP) auf eine ""Vorläufige Regierung", die am 15. April durch den Senat bestätigt werden soll. <br> | In der Bremer Nationalversammlung einigen sich die Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der Deutschen Volkspartei (DVP) auf eine ""Vorläufige Regierung", die am 15. April durch den Senat bestätigt werden soll. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 04.1919|12.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 04.1919|12.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Offizielle Gründung des Reichsverbands der Deutschen Industrie als Spitzenverband (RDI) der Unternehmerverbände. Der Spitzenverband entstand bereits am 4. Februar aus dem Zusammenschluss des Bundes der Industriellen, des Centralverbandes deutscher Industrieller und des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands. Erster Präsident des RDI wird der 64 Jahre alte Zwickauer Kurt Sorge, der Mitglied des Aufsichtsrates der Friedrich Krupp AG. <br> | Offizielle Gründung des Reichsverbands der Deutschen Industrie als Spitzenverband (RDI) der Unternehmerverbände. Der Spitzenverband entstand bereits am 4. Februar aus dem Zusammenschluss des Bundes der Industriellen, des Centralverbandes deutscher Industrieller und des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands. Erster Präsident des RDI wird der 64 Jahre alte Zwickauer Kurt Sorge, der Mitglied des Aufsichtsrates der Friedrich Krupp AG. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freistaat Coburg]]''' <br> |
Der gemeinsame Landtag von Coburg und Gotha verabschiedet den "Staatsvertrag über die Verwaltung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten der Freistaaten", der die endgültige Trennung regelt. <br> | Der gemeinsame Landtag von Coburg und Gotha verabschiedet den "Staatsvertrag über die Verwaltung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten der Freistaaten", der die endgültige Trennung regelt. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Sachsen 1919|Freistaat Sachsen]]''' <br> |
* [[Datei:Gustav Neuring.jpg|thumb|150px|''Der sächsische Kriegsminister Gustav Neuring'']] Gegen 10 Uhr halten auf dem Dresdner Theaterplatz etwa 500 bis 600 Kriegsbeschädigte, Lazarett-Insassen und Lazarett-Gehilfen, eine Versammlung ab. Sie fordern die sofortige Wiedererhöhung ihrer kürzlich herabgesetzten Löhne und ziehen dann gegen Mittag vor das Gebäude des Kriegsministeriums. Eine Abordnung verlangt den sächsischen Kriegsminister Gustav Neuring zu sprechen. Dieser will die Abordnung nicht empfangen und droht damit, sie wegen Hausfriedensbruches verhaften lassen zu wollen. Die Demonstranten nehmen nun eine drohende Haltung an und stürmen gegen das Tor des Gebäudes. Die im Hause untergebrachten Regierungstruppen machen darauf von der Waffe Gebrauch. Es heißt, dass zuerst von einem Regierungssoldaten, einem jungen Ordonnanzoffizier, mehrere Handgranaten geworfen wurden, die allerdings bloße Übungsgranaten waren und niemanden verletzten. Darauf setzt die das Gebäude umringende Menge, die sich kontinuierlich vergrößert, die Wache fest. Man zerschlägt deren Gewehre und wirft die Munition in die Elbe. In der Menge geht das Gerücht um, dass der Kriegsminister den Befehl zum Werfen der Handgranaten gegeben habe. Herbeigerufene Regierungstruppen erklären, nicht eingreifen zu wollen, geben ihre Waffen ab und entfernen sich wieder. Die aufgebrachte Menge hält den Platz vor dem Kriegsministerium besetzt. An verschiedenen Stellen sind Maschinengewehre aufgestellt, die das Ministerium unter Feuer nehmen. Um 16 Uhr gelingt es den Demonstranten, in das Gebäude einzudringen und den Kriegsminister, der sich in das obere Stockwerk geflüchtet hat, zu ergreifen. Sie schleppen ihn auf die Straße, misshandeln ihn schwer und stürzen ihn von der Brücke in die Elbe hinab. Anscheinend ist der Kriegsminister ein guter Schwimmer, denn er kann sich längere Zeit über Wasser halten. Die Demonstranten aber eröffnen aus zahlreichen Gewehren das Feuer, bis schließlich der mit dem Tode in den Fluten kämpfende Kriegsminister vor den Augen vieler Tausender erregter Zuschauer in den Fluten verschwindet. Gustav Neuring gehörte der SPD an und war 15 Jahre lang Gewerkschaftsmitglied. Nach der Novemberrevolution von 1918 wurde er zuerst Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates, dann Volksbeauftragter und schließlich Minister für Militärwesen. Er war damit beauftragt, ein Volksheer zu organisieren. Im März 1919 stellte er in Zusammenarbeit mit dem Bund aktiver Unteroffiziere der alten Armee das „Regiment Ordnung“ auf, das in Pirna bei der gewaltsamen Auflösung der Arbeiter- und Soldatenräte eingesetzt wurde. | * [[Datei:Gustav Neuring.jpg|thumb|150px|''Der sächsische Kriegsminister Gustav Neuring'']] Gegen 10 Uhr halten auf dem Dresdner Theaterplatz etwa 500 bis 600 Kriegsbeschädigte, Lazarett-Insassen und Lazarett-Gehilfen, eine Versammlung ab. Sie fordern die sofortige Wiedererhöhung ihrer kürzlich herabgesetzten Löhne und ziehen dann gegen Mittag vor das Gebäude des Kriegsministeriums. Eine Abordnung verlangt den sächsischen Kriegsminister Gustav Neuring zu sprechen. Dieser will die Abordnung nicht empfangen und droht damit, sie wegen Hausfriedensbruches verhaften lassen zu wollen. Die Demonstranten nehmen nun eine drohende Haltung an und stürmen gegen das Tor des Gebäudes. Die im Hause untergebrachten Regierungstruppen machen darauf von der Waffe Gebrauch. Es heißt, dass zuerst von einem Regierungssoldaten, einem jungen Ordonnanzoffizier, mehrere Handgranaten geworfen wurden, die allerdings bloße Übungsgranaten waren und niemanden verletzten. Darauf setzt die das Gebäude umringende Menge, die sich kontinuierlich vergrößert, die Wache fest. Man zerschlägt deren Gewehre und wirft die Munition in die Elbe. In der Menge geht das Gerücht um, dass der Kriegsminister den Befehl zum Werfen der Handgranaten gegeben habe. Herbeigerufene Regierungstruppen erklären, nicht eingreifen zu wollen, geben ihre Waffen ab und entfernen sich wieder. Die aufgebrachte Menge hält den Platz vor dem Kriegsministerium besetzt. An verschiedenen Stellen sind Maschinengewehre aufgestellt, die das Ministerium unter Feuer nehmen. Um 16 Uhr gelingt es den Demonstranten, in das Gebäude einzudringen und den Kriegsminister, der sich in das obere Stockwerk geflüchtet hat, zu ergreifen. Sie schleppen ihn auf die Straße, misshandeln ihn schwer und stürzen ihn von der Brücke in die Elbe hinab. Anscheinend ist der Kriegsminister ein guter Schwimmer, denn er kann sich längere Zeit über Wasser halten. Die Demonstranten aber eröffnen aus zahlreichen Gewehren das Feuer, bis schließlich der mit dem Tode in den Fluten kämpfende Kriegsminister vor den Augen vieler Tausender erregter Zuschauer in den Fluten verschwindet. Gustav Neuring gehörte der SPD an und war 15 Jahre lang Gewerkschaftsmitglied. Nach der Novemberrevolution von 1918 wurde er zuerst Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates, dann Volksbeauftragter und schließlich Minister für Militärwesen. Er war damit beauftragt, ein Volksheer zu organisieren. Im März 1919 stellte er in Zusammenarbeit mit dem Bund aktiver Unteroffiziere der alten Armee das „Regiment Ordnung“ auf, das in Pirna bei der gewaltsamen Auflösung der Arbeiter- und Soldatenräte eingesetzt wurde. | ||
* Der Rektor der Universität von Leipzig, Kittel, stimmt einem Beschluss der Allgemeinen Studentenversammlung zu, das Semester an der Universität zu beenden und die Universität zu schließen, damit sich die Studenten den bestehenden Reichswehrformationen im Bedarfsfall zur Verfügung stellen könnten. | * Der Rektor der Universität von Leipzig, Kittel, stimmt einem Beschluss der Allgemeinen Studentenversammlung zu, das Semester an der Universität zu beenden und die Universität zu schließen, damit sich die Studenten den bestehenden Reichswehrformationen im Bedarfsfall zur Verfügung stellen könnten. | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Weimar-Eisenach.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach]]''' <br> |
Walter Gropius wird Direktor der Hochschule für Bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule in Weimar. <br> | Walter Gropius wird Direktor der Hochschule für Bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule in Weimar. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|13.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|13.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Baden.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Baden 1919|Freistaat Baden]]''' <br> |
Die am 21. März im Landtag einstimmig beschlossene badische Verfassung wird in einer Volksabstimmung – der ersten in der deutschen Geschichte – mit großer Mehrheit angenommen; die Wahlbeteiligung beträgt 35 %. Sie wird die einzige durch Volksabstimmung beschlossene Verfassung der Weimarer Republik. <br> | Die am 21. März im Landtag einstimmig beschlossene badische Verfassung wird in einer Volksabstimmung – der ersten in der deutschen Geschichte – mit großer Mehrheit angenommen; die Wahlbeteiligung beträgt 35 %. Sie wird die einzige durch Volksabstimmung beschlossene Verfassung der Weimarer Republik. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Sachsen 1919|Freistaat Sachsen]]''' <br> |
Nach dem Mord an dem sächsischen Minister für Militärwesen Gustav Neuring (SPD) wird der Belagerungszustand in Dresden ausgerufen. Die Reichswehr beginnt ihren Einmarsch in Dresden. <br> | Nach dem Mord an dem sächsischen Minister für Militärwesen Gustav Neuring (SPD) wird der Belagerungszustand in Dresden ausgerufen. Die Reichswehr beginnt ihren Einmarsch in Dresden. <br> | ||
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In München beginnt die "Vierte Revolution". Nachdem der Versuch eines Militärputsches gegen die Räterepublik scheitert, wird die kommunistische Räterepublik ausgerufen. Die Berufsrevolutionäre Levien und Leviné aus Russland übernehmen alsbald die Macht und stellen sogar eine "Rote Armee" unter Kriegskommissar Egelhofer und dem Oberkommandierendem Toller auf. Die gesetzgebende Gewalt erhält ein vierköpfiger Vollzugsrat unter der Leitung von Eugen Leviné. Die von der rechtmäßigen sozialdemokratischen Regierung zu Hilfe gerufenen Reichstruppen und Freikorps rücken auf München vor. <br> | In München beginnt die "Vierte Revolution". Nachdem der Versuch eines Militärputsches gegen die Räterepublik scheitert, wird die kommunistische Räterepublik ausgerufen. Die Berufsrevolutionäre Levien und Leviné aus Russland übernehmen alsbald die Macht und stellen sogar eine "Rote Armee" unter Kriegskommissar Egelhofer und dem Oberkommandierendem Toller auf. Die gesetzgebende Gewalt erhält ein vierköpfiger Vollzugsrat unter der Leitung von Eugen Leviné. Die von der rechtmäßigen sozialdemokratischen Regierung zu Hilfe gerufenen Reichstruppen und Freikorps rücken auf München vor. <br> | ||
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Die Reichsregierung verhängt über die Stadt Braunschweig den Belagerungszustand. <br> | Die Reichsregierung verhängt über die Stadt Braunschweig den Belagerungszustand. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 04.1919|14.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 04.1919|14.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Am 14. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet geht die Zahl der Streikenden zurück. <br> | Am 14. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet geht die Zahl der Streikenden zurück. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Der Belagerungszustand um Braunschweig dauert an. Am Abend wirft ein Flugzeug über der Stadt Flugblätter mit einem Aufruf des Freikorps-Generalmajors Georg Ludwig Maercker ab, in dem dieser den Bürgern der Stadt den Ernst der Lage darlegt und entsprechende Konsequenzen bei Widerstand androht. <br> | Der Belagerungszustand um Braunschweig dauert an. Am Abend wirft ein Flugzeug über der Stadt Flugblätter mit einem Aufruf des Freikorps-Generalmajors Georg Ludwig Maercker ab, in dem dieser den Bürgern der Stadt den Ernst der Lage darlegt und entsprechende Konsequenzen bei Widerstand androht. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freistaat Sachsen-Coburg-Gotha / Freistaat Sachsen-Gotha]] / [[Freistaat Bayern|Freistaat Sachsen-Coburg]]''' <br> |
Das Land Sachsen-Coburg-Gotha wird in die beiden Länder Freistaat Sachsen-Gotha und Freistaat Sachsen-Coburg aufgeteilt. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der deutschen Staaten von 24 auf 25. <br> | Das Land Sachsen-Coburg-Gotha wird in die beiden Länder Freistaat Sachsen-Gotha und Freistaat Sachsen-Coburg aufgeteilt. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der deutschen Staaten von 24 auf 25. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|15.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|15.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Die Weimarer Nationalversammlung verabschiedet ein provisorisches Gesetz, das den 1. Mai für das Jahr 1919 zum allgemeinen Feiertag für einen "gerechten Frieden" erklärt. <br> | Die Weimarer Nationalversammlung verabschiedet ein provisorisches Gesetz, das den 1. Mai für das Jahr 1919 zum allgemeinen Feiertag für einen "gerechten Frieden" erklärt. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Am 15. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet bringt ein Übergriff durch Soldaten des Freikorps Lichtschlag einen Rückschlag in der Verbesserung des Verhältnisses zwischen Arbeitern und den Betreibern der Zechen, als ein Soldat im Kreis Mettmann in eine Versammlung Streikender schießt. <br> | Am 15. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet bringt ein Übergriff durch Soldaten des Freikorps Lichtschlag einen Rückschlag in der Verbesserung des Verhältnisses zwischen Arbeitern und den Betreibern der Zechen, als ein Soldat im Kreis Mettmann in eine Versammlung Streikender schießt. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
Der Mitarbeiter der Propagandaabteilung der bayerischen Staatsregierung Adolf Hitler lässt sich zum Ersatzbataillonsrat der Soldatenräte der Münchner Räterepublik wählen, die bereits vor einer Woche ausgerufen und infolge des vereitelten Palmsonntagsputsch am 13. April als "kommunistische Räterepublik" proklamiert worden war. <br> | Der Mitarbeiter der Propagandaabteilung der bayerischen Staatsregierung Adolf Hitler lässt sich zum Ersatzbataillonsrat der Soldatenräte der Münchner Räterepublik wählen, die bereits vor einer Woche ausgerufen und infolge des vereitelten Palmsonntagsputsch am 13. April als "kommunistische Räterepublik" proklamiert worden war. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Generalmajor Georg Ludwig Maercker, der den Belagerungszustand um Braunschweig befehligt, sich selbst aber noch in Magdeburg befindet, führt auf Wunsch des führenden Rates der Volksbeauftragten von Braunschweig, Sepp Oerter von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), ein Telefonat, in dem Oerter ihn ersucht, auf den Einmarsch in Braunschweig zu verzichten. Maercker erklärt jedoch, dass es jetzt für Verhandlungen zu spät sei. Am selben Tag gelingt es der amtierenden Braunschweigischen Landesregierung mit Verweis auf den Belagerungszustand, die Beendigung des Generalstreiks durchzusetzen. Sie wird jedoch trotz dieses Erfolges von der Reichsregierung am Folgetag für abgesetzt erklärt, bleibt jedoch geschäftsführend im Amt. Generalmajor Maercker ist von der Reichsregierung ermächtigt, eine neue Regierung zu bilden. <br> | Generalmajor Georg Ludwig Maercker, der den Belagerungszustand um Braunschweig befehligt, sich selbst aber noch in Magdeburg befindet, führt auf Wunsch des führenden Rates der Volksbeauftragten von Braunschweig, Sepp Oerter von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), ein Telefonat, in dem Oerter ihn ersucht, auf den Einmarsch in Braunschweig zu verzichten. Maercker erklärt jedoch, dass es jetzt für Verhandlungen zu spät sei. Am selben Tag gelingt es der amtierenden Braunschweigischen Landesregierung mit Verweis auf den Belagerungszustand, die Beendigung des Generalstreiks durchzusetzen. Sie wird jedoch trotz dieses Erfolges von der Reichsregierung am Folgetag für abgesetzt erklärt, bleibt jedoch geschäftsführend im Amt. Generalmajor Maercker ist von der Reichsregierung ermächtigt, eine neue Regierung zu bilden. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>''' [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>''' [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bremen.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie Hansestadt Bremen 1919|Freie Hansestadt Bremen]]''' <br> |
Die Vorläufige Regierung Bremens setzt sich aus folgenden Personen zusammen: <br> | Die Vorläufige Regierung Bremens setzt sich aus folgenden Personen zusammen: <br> | ||
* '''Präsident des Senats:''' Karl Deichmann, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | * '''Präsident des Senats:''' Karl Deichmann, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | ||
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Mit der Einführung des neuen Senats, der ohne Vertreter der Linksradikalen gebildet wurde, ruft der 21-er Ausschuss, der seit Beginn des Freistaates ein Zusammenschluss von Räten ist, zum Generalstreik in Bremen auf. <br> | Mit der Einführung des neuen Senats, der ohne Vertreter der Linksradikalen gebildet wurde, ruft der 21-er Ausschuss, der seit Beginn des Freistaates ein Zusammenschluss von Räten ist, zum Generalstreik in Bremen auf. <br> | ||
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Die von der rechtmäßigen sozialdemokratischen Regierung zu Hilfe gerufenen Reichstruppen und Freikorps werden in der "Schlacht bei Dachau" zurückgeschlagen. <br> | Die von der rechtmäßigen sozialdemokratischen Regierung zu Hilfe gerufenen Reichstruppen und Freikorps werden in der "Schlacht bei Dachau" zurückgeschlagen. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Angesichts der bedrohlichen Lage und des bevorstehenden Einmarsches von der Reichswehr in die Stadt erlässt die Landesregierung von Braunschweig folgenden Aufruf an die Bevölkerung: | Angesichts der bedrohlichen Lage und des bevorstehenden Einmarsches von der Reichswehr in die Stadt erlässt die Landesregierung von Braunschweig folgenden Aufruf an die Bevölkerung: | ||
„Wer mit der Waffe in der Hand den Regierungstruppen Widerstand leistet, versündigt sich an der Arbeiterschaft und an der Gesamtheit der Einwohnerschaft und am Wohle der Stadt und des Landes Braunschweig.“ Auch der Rat der Volksbeauftragten wendet sich mit einem Aufruf an die Bevölkerung: „Wenn auch nur ein Schuß beim Einmarsch der Regierungstruppen fällt, wird das zur Folge haben, daß großes Blutvergießen und unendliches Verderben über die Stadt Braunschweig hereinbricht.“ - „Arbeiter, Bürger und alle Personen müssen es als ihre heiligste Pflicht ansehen, den einrückenden Truppen keinen Widerstand entgegen zu setzen.“ ... und ... „liefert jede Waffe ab!“ Am selben Tag schließlich beschließt die Streikleitung, die Arbeit wieder aufnehmen zu lassen – aber es ist zu spät. Am Abend wird den Revolutionstruppen ein Ultimatum gestellt, sie sollen Schloss und Kasernen räumen, was diese auch umgehend tun. Hermann Wallbaum, Augenzeuge der Ereignisse, kommentiert die Situation später so: „Beim Ranrücken der Maercker-Truppen brach alles [= der propagierte Widerstand] zusammen.“ <br> | „Wer mit der Waffe in der Hand den Regierungstruppen Widerstand leistet, versündigt sich an der Arbeiterschaft und an der Gesamtheit der Einwohnerschaft und am Wohle der Stadt und des Landes Braunschweig.“ Auch der Rat der Volksbeauftragten wendet sich mit einem Aufruf an die Bevölkerung: „Wenn auch nur ein Schuß beim Einmarsch der Regierungstruppen fällt, wird das zur Folge haben, daß großes Blutvergießen und unendliches Verderben über die Stadt Braunschweig hereinbricht.“ - „Arbeiter, Bürger und alle Personen müssen es als ihre heiligste Pflicht ansehen, den einrückenden Truppen keinen Widerstand entgegen zu setzen.“ ... und ... „liefert jede Waffe ab!“ Am selben Tag schließlich beschließt die Streikleitung, die Arbeit wieder aufnehmen zu lassen – aber es ist zu spät. Am Abend wird den Revolutionstruppen ein Ultimatum gestellt, sie sollen Schloss und Kasernen räumen, was diese auch umgehend tun. Hermann Wallbaum, Augenzeuge der Ereignisse, kommentiert die Situation später so: „Beim Ranrücken der Maercker-Truppen brach alles [= der propagierte Widerstand] zusammen.“ <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1919|17.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1919|17.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
In den frühen Morgenstunden bewegen sich etwa 10.000 Mann in sechs Marschkolonnen, zum Teil mit Panzerwagen und Panzerzügen, konzentrisch auf Braunschweig zu. Es handelt sich unter anderem um Soldaten von vier Abteilungen Landesjägerkorps, Kavallerie-Schützen-Kommando 11 (Lehr-Infanterie-Regiment, Dragoner), 2. Marine-Brigade Ehrhardt, freiwillige Truppen des X. Armeekorps (Dragoner und Ulanen), sowie die in Münster und Hannover neu aufgestellte Freiwilligen-Abteilung Braunschweig. Obwohl sowohl Militär als auch Bevölkerung mit erheblichem Widerstand bei der Besetzung der Stadt rechnen, geschieht nichts – der Einmarsch vollzieht sich vollkommen friedlich und ohne jedes Blutvergießen. Die Soldaten werden von der Bevölkerung mit Jubel begrüßt und mit Blumen überschüttet. Binnen weniger Stunden sind sämtliche strategischen Punkte von Freikorps-Soldaten besetzt. Verbindungsstraßen und Bahnlinien werden durch die braunschweigischen Infanterie-Regimenter 92 und 17 gesichert. Gegen 10 Uhr trifft General Georg Ludwig Maercker im Hotel „Deutsches Haus“ am Ruhfäutchenplatz ein und richtet dort sein Hauptquartier ein. Der Belagerungszustand wird umgehend durchgesetzt: Volkswehr und Volksmarine werden aufgelöst und statt ihrer das Jägerbataillon Braunschweig und eine Einwohnerwehr aufgestellt. August Merges ist auf der Flucht nach Berlin, während Sepp Oerter in Braunschweig geblieben ist. Die Regierung Oerter wird mit sofortiger Wirkung abgesetzt und der Landesarbeiterrat aufgelöst. Oerter, Eckardt und zahlreiche andere Räte, die der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) angehören, werden in Schutzhaft genommen. Für Sepp Oerter bestand sie allerdings darin, dass er im „Deutschen Haus“ ein Zimmer erhält. Binnen kürzester Zeit ist die „öffentliche Ordnung“, so, wie sie die Reichsregierung versteht, wiederhergestellt. Mit der Absetzung Sepp Oerters ist der Posten des Rates für Innere Angelegenheiten vorerst vakant, während für dessen Aufgabe als Rat für Finanzen der parteilose Ernst Bartels eingesetzt wird. Auch der Rat für Arbeit ist zurzeit nicht besetzt, nachdem Karl Eckardt seinen Platz räumen musste. August Junke, der Rat für Recht, scheint als einziger der USPD angehörender Rat noch im Amt zu sein. Die Verhandlungen über den Einsatz einer neuen Regierung für Braunschweig werden von Generalmajor Georg Ludwig Maercker und Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) geführt. Da die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) durch die Vorgänge diskreditiert ist, wird der Bedeutungsschwund dieser Partei eingeleitet. <br> | In den frühen Morgenstunden bewegen sich etwa 10.000 Mann in sechs Marschkolonnen, zum Teil mit Panzerwagen und Panzerzügen, konzentrisch auf Braunschweig zu. Es handelt sich unter anderem um Soldaten von vier Abteilungen Landesjägerkorps, Kavallerie-Schützen-Kommando 11 (Lehr-Infanterie-Regiment, Dragoner), 2. Marine-Brigade Ehrhardt, freiwillige Truppen des X. Armeekorps (Dragoner und Ulanen), sowie die in Münster und Hannover neu aufgestellte Freiwilligen-Abteilung Braunschweig. Obwohl sowohl Militär als auch Bevölkerung mit erheblichem Widerstand bei der Besetzung der Stadt rechnen, geschieht nichts – der Einmarsch vollzieht sich vollkommen friedlich und ohne jedes Blutvergießen. Die Soldaten werden von der Bevölkerung mit Jubel begrüßt und mit Blumen überschüttet. Binnen weniger Stunden sind sämtliche strategischen Punkte von Freikorps-Soldaten besetzt. Verbindungsstraßen und Bahnlinien werden durch die braunschweigischen Infanterie-Regimenter 92 und 17 gesichert. Gegen 10 Uhr trifft General Georg Ludwig Maercker im Hotel „Deutsches Haus“ am Ruhfäutchenplatz ein und richtet dort sein Hauptquartier ein. Der Belagerungszustand wird umgehend durchgesetzt: Volkswehr und Volksmarine werden aufgelöst und statt ihrer das Jägerbataillon Braunschweig und eine Einwohnerwehr aufgestellt. August Merges ist auf der Flucht nach Berlin, während Sepp Oerter in Braunschweig geblieben ist. Die Regierung Oerter wird mit sofortiger Wirkung abgesetzt und der Landesarbeiterrat aufgelöst. Oerter, Eckardt und zahlreiche andere Räte, die der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) angehören, werden in Schutzhaft genommen. Für Sepp Oerter bestand sie allerdings darin, dass er im „Deutschen Haus“ ein Zimmer erhält. Binnen kürzester Zeit ist die „öffentliche Ordnung“, so, wie sie die Reichsregierung versteht, wiederhergestellt. Mit der Absetzung Sepp Oerters ist der Posten des Rates für Innere Angelegenheiten vorerst vakant, während für dessen Aufgabe als Rat für Finanzen der parteilose Ernst Bartels eingesetzt wird. Auch der Rat für Arbeit ist zurzeit nicht besetzt, nachdem Karl Eckardt seinen Platz räumen musste. August Junke, der Rat für Recht, scheint als einziger der USPD angehörender Rat noch im Amt zu sein. Die Verhandlungen über den Einsatz einer neuen Regierung für Braunschweig werden von Generalmajor Georg Ludwig Maercker und Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) geführt. Da die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) durch die Vorgänge diskreditiert ist, wird der Bedeutungsschwund dieser Partei eingeleitet. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Deutschland.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freistaat Reuß-Gera / Freistaat Reuß-Greiz / Volksstaat Reuß]]''' <br> |
Alle Stadträte werden von Mitgliedern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) gestellt. <br> | Alle Stadträte werden von Mitgliedern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) gestellt. <br> | ||
Die beiden Länder Reuß ältere Linie (Reuß-Greiz) und Reuß jüngere Linie (Reuß-Gera) schließen sich zusammen zum Volksstaat Reuß. Der bisherige Leitende Staatsminister in Greiz, William Oberländer, der der Fortschrittspartei angehörte, wechselt in die Deutsche Demokratische Partei (DDP) und wird neuer Co-Staatsminister im neuen Volksstaat. Der bisherige Leitende Staatsminister in Gera, Karl Eduard Emil Franz Moritz Freiherr von Brandenstein, der parteilos ist, wird ebenfalls neuer Co-Staatsminister im neuen Volksstaat Reuß. Bis zu ihrem Zusammenschluss hatten beide Linien die schwarz-rot-goldene deutsche Flagge als Erkennungsmerkmal. Durch den Zusammenschluss der beiden kleinen Länder verringert sich die Gesamtzahl der deutschen Staaten von 25 auf 24. <br> | Die beiden Länder Reuß ältere Linie (Reuß-Greiz) und Reuß jüngere Linie (Reuß-Gera) schließen sich zusammen zum Volksstaat Reuß. Der bisherige Leitende Staatsminister in Greiz, William Oberländer, der der Fortschrittspartei angehörte, wechselt in die Deutsche Demokratische Partei (DDP) und wird neuer Co-Staatsminister im neuen Volksstaat. Der bisherige Leitende Staatsminister in Gera, Karl Eduard Emil Franz Moritz Freiherr von Brandenstein, der parteilos ist, wird ebenfalls neuer Co-Staatsminister im neuen Volksstaat Reuß. Bis zu ihrem Zusammenschluss hatten beide Linien die schwarz-rot-goldene deutsche Flagge als Erkennungsmerkmal. Durch den Zusammenschluss der beiden kleinen Länder verringert sich die Gesamtzahl der deutschen Staaten von 25 auf 24. <br> | ||
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** '''Staatsminister:''' William Oberländer, Deutsche Demokratische Partei (DDP) | ** '''Staatsminister:''' William Oberländer, Deutsche Demokratische Partei (DDP) | ||
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− | | <center> '''[[Chronik 04.1919|18.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> '''[[Chronik 04.1919|18.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Weimar-Eisenach.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.png|70px]] [[Datei:Gotha.png|70px]] [[Datei:Schwarzburg-Sondershausen.png|70px]] [[Datei:Deutschland.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freier Volksstaat Sachsen-Weimer-Eisenach / Volksstaat Sachsen-Meiningen / Freistaat Sachsen-Altenburg / Freistaat Gotha / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt / Volksstaat Reuß]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
In Jena findet eine Beratung der Landtagspräsidenten der thüringischen Staaten statt. Diese befürworten die Gründung einer '''Thüringer Verwaltungsgemeinschaft''' nach reußischem Vorbild. <br> | In Jena findet eine Beratung der Landtagspräsidenten der thüringischen Staaten statt. Diese befürworten die Gründung einer '''Thüringer Verwaltungsgemeinschaft''' nach reußischem Vorbild. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|19.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|19.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
[[Datei:Eugen Schiffer.jpg|thumb|150px|left|''Der zurückgetretene "Vizekanzler" und Finanzminister Dr. Eugen Schiffer (DDP)'']] [[Datei:Bernhard Dernburg.jpg|thumb|150px|''Der neue Reichsfinanzminister Dr. Bernhard Dernburg (DDP))'']] Der Reichsfinanzminister und stellvertretende Regierungschef Eugen Schiffer von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) tritt von allen seinen Ämtern zurück. Während das Amt des stellvertretenden Regierungschefs vorerst vakant bleibt, wird Dr. Bernhard Dernburg (DDP) neuer Reichsfinanzminister. <br> | [[Datei:Eugen Schiffer.jpg|thumb|150px|left|''Der zurückgetretene "Vizekanzler" und Finanzminister Dr. Eugen Schiffer (DDP)'']] [[Datei:Bernhard Dernburg.jpg|thumb|150px|''Der neue Reichsfinanzminister Dr. Bernhard Dernburg (DDP))'']] Der Reichsfinanzminister und stellvertretende Regierungschef Eugen Schiffer von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) tritt von allen seinen Ämtern zurück. Während das Amt des stellvertretenden Regierungschefs vorerst vakant bleibt, wird Dr. Bernhard Dernburg (DDP) neuer Reichsfinanzminister. <br> | ||
Schiffer stammt aus einer zum Protestantismus konvertierten jüdischen Familie aus Breslau. Nach Referendarzeit und Promotion folgte 1885 die Große Juristische Staatsprüfung, die er mit der Note „gut“ bestand. Von 1888 bis 1899 war er als Amtsrichter in Zabrze/Oberschlesien tätig, anschließend bis 1906 als Amtsgerichtsrat und dann Landgerichtsrat in Magdeburg. 1906 wurde er an das Kammergericht in Berlin gerufen und 1910 zum Oberverwaltungsgerichtsrat ernannt. Parallel zu seiner juristischen Karriere verfolgte Eugen Schiffer eine politische. Er gehörte von 1912 bis 1917 dem Reichstag des Kaiserreichs an, wo er als Abgeordneter der Nationalliberalen Partei den Wahlkreis Wolmirstedt-Neuhaldensleben vertrat. Dort widmete er sich vorwiegend der Vereinheitlichung der Rechtspflege im Deutschen Reich, die trotz der Reichsjustizgesetze noch sehr von den Einzelstaaten bestimmt wurde. Von 1904 bis 1918 vertrat Schiffer den Wahlkreis Magdeburg-Stadt im Preußischen Abgeordnetenhaus. Wegen seiner beruflichen Beförderungen musste er in dieser Zeit dreimal sein Mandat niederlegen, wurde in der Ersatzwahl jedoch stets wiedergewählt. Von 1903 bis 1917 gehörte er dem Zentralvorstand der Nationalliberalen Partei an. Im Gegensatz zur Mehrheit der Parteimitglieder, die die Umgründung der Nationalliberalen Partei zur DVP mit vollzog, beteiligte Schiffer sich an der Gründung der DDP. Am 23. Oktober 1917 wurde er von Georg Michaelis als Unterstaatssekretär ins Reichsschatzamt berufen. Diese Position hatte Schiffer bis zum Ende des Kaiserreichs inne. Während der Herrschaft des Rates der Volksbeauftragten war er vom 14. November 1918 bis zum 12. Februar 1919 als Staatssekretär tätig. Als Stellvertretender Regierungschef und Reichsfinanzminister war er nur 65 Tage im Amt. <br> | Schiffer stammt aus einer zum Protestantismus konvertierten jüdischen Familie aus Breslau. Nach Referendarzeit und Promotion folgte 1885 die Große Juristische Staatsprüfung, die er mit der Note „gut“ bestand. Von 1888 bis 1899 war er als Amtsrichter in Zabrze/Oberschlesien tätig, anschließend bis 1906 als Amtsgerichtsrat und dann Landgerichtsrat in Magdeburg. 1906 wurde er an das Kammergericht in Berlin gerufen und 1910 zum Oberverwaltungsgerichtsrat ernannt. Parallel zu seiner juristischen Karriere verfolgte Eugen Schiffer eine politische. Er gehörte von 1912 bis 1917 dem Reichstag des Kaiserreichs an, wo er als Abgeordneter der Nationalliberalen Partei den Wahlkreis Wolmirstedt-Neuhaldensleben vertrat. Dort widmete er sich vorwiegend der Vereinheitlichung der Rechtspflege im Deutschen Reich, die trotz der Reichsjustizgesetze noch sehr von den Einzelstaaten bestimmt wurde. Von 1904 bis 1918 vertrat Schiffer den Wahlkreis Magdeburg-Stadt im Preußischen Abgeordnetenhaus. Wegen seiner beruflichen Beförderungen musste er in dieser Zeit dreimal sein Mandat niederlegen, wurde in der Ersatzwahl jedoch stets wiedergewählt. Von 1903 bis 1917 gehörte er dem Zentralvorstand der Nationalliberalen Partei an. Im Gegensatz zur Mehrheit der Parteimitglieder, die die Umgründung der Nationalliberalen Partei zur DVP mit vollzog, beteiligte Schiffer sich an der Gründung der DDP. Am 23. Oktober 1917 wurde er von Georg Michaelis als Unterstaatssekretär ins Reichsschatzamt berufen. Diese Position hatte Schiffer bis zum Ende des Kaiserreichs inne. Während der Herrschaft des Rates der Volksbeauftragten war er vom 14. November 1918 bis zum 12. Februar 1919 als Staatssekretär tätig. Als Stellvertretender Regierungschef und Reichsfinanzminister war er nur 65 Tage im Amt. <br> | ||
Dr. Bernhard Dernburg wurde 1865 als Sohn des Publizisten und Politikers Friedrich Dernburg, der der Nationalliberalen Partei angehörte, in Darmstadt geboren. Nach Tätigkeiten bei verschiedenen Banken, unter anderem der Deutschen Bank, wurde er 1889 Direktor der Deutschen Treuhand-Gesellschaft. 1901 wechselte er als Vorstand zur Darmstädter Bank für Handel und Industrie. Er erwarb sich früh einen Ruf als Sanierer. So gründete er 1901 zusammen mit Hugo Stinnes aus verschiedenen unprofitablen Unternehmen die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG (DL), die in der Folge schnell zu einem der größten und expansivsten deutschen Montankonzerne wurde. Dernburg hatte zahlreiche Aufsichtsratsmandate in der Schwerindustrie inne, so bei der DL und der Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb. Dernburg war 1902 auch federführend an der Umwandlung des Kölner Schokoladenunternehmens Gebr. Stollwerck OHG in eine Familien-Aktiengesellschaft (Gebrüder Stollwerck AG) beteiligt. Aufgrund seiner Erfahrungen, die er in USA mit Vorzugsaktien gesammelt hatte, wurden auch bei Stollwerck diese Aktien eingeführt. Dernburg übernahm mit seiner Darmstädter Bank die Rolle des Konsortialführers bei der Umwandlung und erhielt ein Aufsichtsratmandat bei der Gebrüder Stollwerck AG. 1906 wechselte Dernburg in die Politik, zuerst als preußischer Bevollmächtigter beim Bundesrat, 1907 dann als Staatssekretär im Reichskolonialamt (von dem Amt trat er 1910 zurück). Mit seinem Namen ist ein grundlegender Reformkurs in der deutschen Kolonialpolitik verbunden. Nach den Worten Dernburgs sollte nunmehr mit „Erhaltungsmitteln“ anstelle von „Zerstörungsmitteln“ kolonisiert werden. Nicht mehr alkohol- und waffenhandelnde Kompanien sollten die Kolonialwirtschaft prägen, sondern der Missionar, der Arzt, die Eisenbahn und die Wissenschaft. Das Ziel dieser überseeischen Wirtschaftsförderung blieb gleichwohl die größtmögliche Ausschöpfung der dortigen Arbeitskräfte durch die Kolonialisten. Als erster hoher Kolonialbeamter dieses Ranges sah er sich die Probleme in den Kolonien auch „vor Ort“ an. Er war 1907 in Deutsch-Ostafrika und reiste 1908 ins britische Südafrika sowie nach Deutsch-Südwestafrika. Nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte sich Dernburg an der Gründung der DDP und wurde Mitglied des Reichsvorstandes. <br> | Dr. Bernhard Dernburg wurde 1865 als Sohn des Publizisten und Politikers Friedrich Dernburg, der der Nationalliberalen Partei angehörte, in Darmstadt geboren. Nach Tätigkeiten bei verschiedenen Banken, unter anderem der Deutschen Bank, wurde er 1889 Direktor der Deutschen Treuhand-Gesellschaft. 1901 wechselte er als Vorstand zur Darmstädter Bank für Handel und Industrie. Er erwarb sich früh einen Ruf als Sanierer. So gründete er 1901 zusammen mit Hugo Stinnes aus verschiedenen unprofitablen Unternehmen die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG (DL), die in der Folge schnell zu einem der größten und expansivsten deutschen Montankonzerne wurde. Dernburg hatte zahlreiche Aufsichtsratsmandate in der Schwerindustrie inne, so bei der DL und der Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb. Dernburg war 1902 auch federführend an der Umwandlung des Kölner Schokoladenunternehmens Gebr. Stollwerck OHG in eine Familien-Aktiengesellschaft (Gebrüder Stollwerck AG) beteiligt. Aufgrund seiner Erfahrungen, die er in USA mit Vorzugsaktien gesammelt hatte, wurden auch bei Stollwerck diese Aktien eingeführt. Dernburg übernahm mit seiner Darmstädter Bank die Rolle des Konsortialführers bei der Umwandlung und erhielt ein Aufsichtsratmandat bei der Gebrüder Stollwerck AG. 1906 wechselte Dernburg in die Politik, zuerst als preußischer Bevollmächtigter beim Bundesrat, 1907 dann als Staatssekretär im Reichskolonialamt (von dem Amt trat er 1910 zurück). Mit seinem Namen ist ein grundlegender Reformkurs in der deutschen Kolonialpolitik verbunden. Nach den Worten Dernburgs sollte nunmehr mit „Erhaltungsmitteln“ anstelle von „Zerstörungsmitteln“ kolonisiert werden. Nicht mehr alkohol- und waffenhandelnde Kompanien sollten die Kolonialwirtschaft prägen, sondern der Missionar, der Arzt, die Eisenbahn und die Wissenschaft. Das Ziel dieser überseeischen Wirtschaftsförderung blieb gleichwohl die größtmögliche Ausschöpfung der dortigen Arbeitskräfte durch die Kolonialisten. Als erster hoher Kolonialbeamter dieses Ranges sah er sich die Probleme in den Kolonien auch „vor Ort“ an. Er war 1907 in Deutsch-Ostafrika und reiste 1908 ins britische Südafrika sowie nach Deutsch-Südwestafrika. Nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte sich Dernburg an der Gründung der DDP und wurde Mitglied des Reichsvorstandes. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>''' [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>''' [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bremen.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie Hansestadt Bremen 1919|Freie Hansestadt Bremen]]''' <br> |
Der von den Linksradikalen ausgerufene Generalstreik in Bremen als Protest gegen die Besetzung des Senats ohne einen Vertreter der Unabhängigen Sozialdemokraten, der Kommunisten oder der Spartakisten, geht in den vierten Tag. Regierungstreue Truppen bauen Stacheldrahthindernisse auf. Es ist die Rede vom "Stacheldraht-Ostern" in Bremen. <br> | Der von den Linksradikalen ausgerufene Generalstreik in Bremen als Protest gegen die Besetzung des Senats ohne einen Vertreter der Unabhängigen Sozialdemokraten, der Kommunisten oder der Spartakisten, geht in den vierten Tag. Regierungstreue Truppen bauen Stacheldrahthindernisse auf. Es ist die Rede vom "Stacheldraht-Ostern" in Bremen. <br> | ||
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− | | <center> '''[[Chronik 04.1919|20.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> '''[[Chronik 04.1919|20.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bremen.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie Hansestadt Bremen 1919|Freie Hansestadt Bremen]]''' <br> |
Infolge des Generalstreiks wird in Bremen der "verschärfte Belagerungszustand" verhängt. Bürgerliche Gruppen beginnen vielerorts einen "Gegenstreik". <br> | Infolge des Generalstreiks wird in Bremen der "verschärfte Belagerungszustand" verhängt. Bürgerliche Gruppen beginnen vielerorts einen "Gegenstreik". <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 04.1919|22.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 04.1919|22.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Sachsen 1919|Freistaat Sachsen]]''' <br> |
(Karl) Otto Uhlig (SPD), der am 21. März den sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Georg Gradnauer (SPD) dadurch entlastete, dass er dessen zusätzliches Amt als Innenminister übernahm, gibt dieses Amt wieder an den Ministerpräsidenten zurück, der es wieder übernimmt. <br> | (Karl) Otto Uhlig (SPD), der am 21. März den sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Georg Gradnauer (SPD) dadurch entlastete, dass er dessen zusätzliches Amt als Innenminister übernahm, gibt dieses Amt wieder an den Ministerpräsidenten zurück, der es wieder übernimmt. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1919|23.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 04.1919|23.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Hamburg.png|70px]] </center> ||style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie und Hansestadt Hamburg 1919|Freie und Hansestadt Hamburg]]''' <br> |
Der Feuerwehr-Kommandant von Groß-Hamburg, Walther Lamp'l von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), setzt die Bildung einer Einwohnerwehr für Groß-Hamburg durch. <br> | Der Feuerwehr-Kommandant von Groß-Hamburg, Walther Lamp'l von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), setzt die Bildung einer Einwohnerwehr für Groß-Hamburg durch. <br> | ||
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Am 24. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet streikt immer noch ein Drittel der Belegschaften. <br> | Am 24. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet streikt immer noch ein Drittel der Belegschaften. <br> | ||
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Bruno Kirchhof (SPD) wird 14 Tage nach dem Tod des Ministers für Militärwesens von Sachsen, Gustav Neuring (SPD), dessen Nachfolger in diesem Amt. <br> | Bruno Kirchhof (SPD) wird 14 Tage nach dem Tod des Ministers für Militärwesens von Sachsen, Gustav Neuring (SPD), dessen Nachfolger in diesem Amt. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Altenburg.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freistaat Sachsen-Altenburg]]''' <br> |
Der Landtag von Sachsen-Altenburg beschließt das "Gesetz über die vorläufige Regelung der Verfassung in Sachsen-Altenburg." | Der Landtag von Sachsen-Altenburg beschließt das "Gesetz über die vorläufige Regelung der Verfassung in Sachsen-Altenburg." | ||
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Der württembergische Landtag verabschiedet in Ludwigsburg die württembergische Verfassung. <br> | Der württembergische Landtag verabschiedet in Ludwigsburg die württembergische Verfassung. <br> | ||
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− | | <center> '''[[Chronik 04.1919|28.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> '''[[Chronik 04.1919|28.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Weimar-Eisenach.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.png|70px]] [[Datei:Gotha.png|70px]] [[Datei:Schwarzburg-Sondershausen.png|70px]] [[Datei:Deutschland.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freier Volksstaat Sachsen-Weimer-Eisenach / Volksstaat Sachsen-Meiningen / Freistaat Sachsen-Altenburg / Freistaat Gotha / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt / Volksstaat Reuß]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Die Tagung der thüringisch-preußischen Staatsministerkonferenz endet ergebnislos. <br> | Die Tagung der thüringisch-preußischen Staatsministerkonferenz endet ergebnislos. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|29.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1919|29.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Frankreich.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Französische Republik 1919|Französische Republik]]''' <br> |
Zur Entgegennahme der Friedensbedingungen der Alliierten trifft die deutsche Delegation in Versailles ein. <br> | Zur Entgegennahme der Friedensbedingungen der Alliierten trifft die deutsche Delegation in Versailles ein. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
In München wird die "Diktatur der Roten Garde" errichtet. Mehrere rechtsgerichtete Freikorps greifen in die Kämpfe gegen die Münchner Räterepublik ein. <br> | In München wird die "Diktatur der Roten Garde" errichtet. Mehrere rechtsgerichtete Freikorps greifen in die Kämpfe gegen die Münchner Räterepublik ein. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bremen.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie Hansestadt Bremen 1919|Freie Hansestadt Bremen]]''' <br> |
Der 21er-Ausschuss, der am 15. April in Bremen zum Generalstreik aufgerufen hat, erklärt den Generalstreik für beendet. Der "verschärfte Belagerungszustand", der am 20. April über Bremen verhängt wurde, bleibt vorerst in Kraft. <br> | Der 21er-Ausschuss, der am 15. April in Bremen zum Generalstreik aufgerufen hat, erklärt den Generalstreik für beendet. Der "verschärfte Belagerungszustand", der am 20. April über Bremen verhängt wurde, bleibt vorerst in Kraft. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Weimar-Eisenach.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.png|70px]] [[Datei:Gotha.png|70px]] [[Datei:Schwarzburg-Sondershausen.png|70px]] [[Datei:Deutschland.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freier Volksstaat Sachsen-Weimer-Eisenach / Volksstaat Sachsen-Meiningen / Freistaat Sachsen-Altenburg / Freistaat Gotha / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt / Volksstaat Reuß]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Die am Vortag begonnene Tagung der thüringischen-preußischen Staatsministerkonferenz in Jena geht weiter. Ein vom dem parteilosen Dr. Karl Eduard Freiherr von Brandenstein vorgelegter Entwurf eines Staatsvertrages für Thüringen allgemein gebilligt. <br> | Die am Vortag begonnene Tagung der thüringischen-preußischen Staatsministerkonferenz in Jena geht weiter. Ein vom dem parteilosen Dr. Karl Eduard Freiherr von Brandenstein vorgelegter Entwurf eines Staatsvertrages für Thüringen allgemein gebilligt. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Unter dem Protektorat des Militärbefehlshaber der belagerten Stadt Braunschweig, des Generalmajors Georg Ludwig Maercker, werden bürgerlich dominierte "Einwohnerwehren" in Braunschweig gegründet. <br> | Unter dem Protektorat des Militärbefehlshaber der belagerten Stadt Braunschweig, des Generalmajors Georg Ludwig Maercker, werden bürgerlich dominierte "Einwohnerwehren" in Braunschweig gegründet. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 04.1919|30.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 04.1919|30.04.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Dr. Bernhard Dernburg von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), der vor elf Tagen Dr. Eugen Schiffer als Reichsfinanzminister ersetzte, übernimmt nun auch dessen Amt des stellvertretenden Regierungschef des Deutschen Reiches. Der Finanzexperte Dr. Dernburg ist unter anderem Gründungsmitglied der DDP und Mitglied des Reichsvorstandes der Partei. <br> | Dr. Bernhard Dernburg von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), der vor elf Tagen Dr. Eugen Schiffer als Reichsfinanzminister ersetzte, übernimmt nun auch dessen Amt des stellvertretenden Regierungschef des Deutschen Reiches. Der Finanzexperte Dr. Dernburg ist unter anderem Gründungsmitglied der DDP und Mitglied des Reichsvorstandes der Partei. <br> | ||
{| class="wikitable" width="95%" | {| class="wikitable" width="95%" | ||
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| colspan="9" align="center" | <center>'''Die aktuelle Regierung des Deutschen Reiches''' </center> | | colspan="9" align="center" | <center>'''Die aktuelle Regierung des Deutschen Reiches''' </center> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
In München ermorden die Rotarmisten zehn Geiseln im Luitpoldgymnasium. Daraufhin stürmen die Reichstruppen und Freikorps München und setzen ihren Kampf verstärkt fort. <br> | In München ermorden die Rotarmisten zehn Geiseln im Luitpoldgymnasium. Daraufhin stürmen die Reichstruppen und Freikorps München und setzen ihren Kampf verstärkt fort. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Nach 14 Tagen erfolglosen Verhandels zwischen dem Militärbefehlshaber Generalmajor Georg Ludwig Maercker und dem Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper, werden die Verhandlungen als gescheitert erklärt und die geschäftsführende Landesversammlung angewiesen, ein neues Kabinett aus SPD, USPD und DDP zu bilden. Dr. Jasper wird zum Vorsitzenden (Ministerpräsidenten) von Braunschweig gewählt; dies ist sein Kabinett: <br> | Nach 14 Tagen erfolglosen Verhandels zwischen dem Militärbefehlshaber Generalmajor Georg Ludwig Maercker und dem Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper, werden die Verhandlungen als gescheitert erklärt und die geschäftsführende Landesversammlung angewiesen, ein neues Kabinett aus SPD, USPD und DDP zu bilden. Dr. Jasper wird zum Vorsitzenden (Ministerpräsidenten) von Braunschweig gewählt; dies ist sein Kabinett: <br> | ||
* '''Vorsitz (Ministerpräsident), Minister für Inneres und Kammern:''' Dr. Heinrich Jasper, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | * '''Vorsitz (Ministerpräsident), Minister für Inneres und Kammern:''' Dr. Heinrich Jasper, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | ||
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Seit 01.04.1919 befindet sich das Ruhrgebiet im Generalstreik. <br> | Seit 01.04.1919 befindet sich das Ruhrgebiet im Generalstreik. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 05.1919|Mai 1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 05.1919|Mai 1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Sachsen 1919|Freistaat Sachsen]]''' <br> |
In Sachsen formieren sich Einwohnerwehren. <br> | In Sachsen formieren sich Einwohnerwehren. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 05.1919|01.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 05.1919|01.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
Konterrevolutionäre Truppen rücken unter starken Straßenkämpfen in München ein. Beginn des "Weißen Terrors", der über 1000 Opfer fordert. Die Münchner Räteregierung wird nach drei Wochen zur Aufgabe gezwungen. Nach der gewaltsamen Niederschlagung tritt der vor zwei Wochen gewählte Ersatzbataillonsrat der Soldatenräte der Münchner Räterepublik Adolf Hitler auf und denunziert andere Vertrauensleute aus dem Bataillonsrat vor einem Standgericht der Münchner Reichswehrverwaltung als „ärgste und radikalste Hetzer […] für die Räterepublik“, trägt damit zu ihrer Verurteilung bei und erkauft sich das Wohlwollen der neuen Machthaber. Später verschweigt er seine vorherige Zusammenarbeit mit den sozialistischen Soldatenräten. Diese wird meist als Opportunismus oder als Beleg dafür gewertet, dass Hitler bis dahin kein ausgeprägter Antisemit gewesen sein kann. Er schließt sich, anders als andere Angehörige seines Regiments, auch keinem der gegen die Räterepublik aufgestellten Freikorps an. Noch im Mai trifft Hitler erstmals den Leiter der „Aufklärungsabteilung“ im Reichswehrgruppenkommando 4, Hauptmann Karl Mayr. Die Annahme, dass dieser Hitler kurz darauf als V-Mann rekrutieren wird, ist ungewiss, da man später seinen Namen im „Verzeichnis von Propagandaleuten“ vergeblich suchen wird. <br> | Konterrevolutionäre Truppen rücken unter starken Straßenkämpfen in München ein. Beginn des "Weißen Terrors", der über 1000 Opfer fordert. Die Münchner Räteregierung wird nach drei Wochen zur Aufgabe gezwungen. Nach der gewaltsamen Niederschlagung tritt der vor zwei Wochen gewählte Ersatzbataillonsrat der Soldatenräte der Münchner Räterepublik Adolf Hitler auf und denunziert andere Vertrauensleute aus dem Bataillonsrat vor einem Standgericht der Münchner Reichswehrverwaltung als „ärgste und radikalste Hetzer […] für die Räterepublik“, trägt damit zu ihrer Verurteilung bei und erkauft sich das Wohlwollen der neuen Machthaber. Später verschweigt er seine vorherige Zusammenarbeit mit den sozialistischen Soldatenräten. Diese wird meist als Opportunismus oder als Beleg dafür gewertet, dass Hitler bis dahin kein ausgeprägter Antisemit gewesen sein kann. Er schließt sich, anders als andere Angehörige seines Regiments, auch keinem der gegen die Räterepublik aufgestellten Freikorps an. Noch im Mai trifft Hitler erstmals den Leiter der „Aufklärungsabteilung“ im Reichswehrgruppenkommando 4, Hauptmann Karl Mayr. Die Annahme, dass dieser Hitler kurz darauf als V-Mann rekrutieren wird, ist ungewiss, da man später seinen Namen im „Verzeichnis von Propagandaleuten“ vergeblich suchen wird. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 05.1919|02.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 05.1919|02.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Der am 1. April im Ruhrgebiet begonnene Generalstreik wird endgültig beendet. Zum Höhepunkt des Streiks am 10. April streikten 307.000 Arbeiter. In der Folge des Streiks verloren die Gewerkschaften zahlreiche Mitglieder an die neue kommunistische Allgemeine Bergarbeiterunion und an die syndikalistische Freie Arbeiter-Union Deutschlands. Insbesondere jüngere Arbeiter schlossen sich diesen neuen Organisationen an. Allein der freigewerkschaftliche Verband verlor ein Drittel, in einigen Orten sogar die Hälfte der Mitglieder. Innerhalb des alten Verbandes gewann die Opposition, die meist der USPD nahestand, an Einfluss. Zwischen dem Zechenverband und den Bergarbeitergesellschaften wird zum ersten Mal ein Tarifvertrag abgeschlossen. <br> | Der am 1. April im Ruhrgebiet begonnene Generalstreik wird endgültig beendet. Zum Höhepunkt des Streiks am 10. April streikten 307.000 Arbeiter. In der Folge des Streiks verloren die Gewerkschaften zahlreiche Mitglieder an die neue kommunistische Allgemeine Bergarbeiterunion und an die syndikalistische Freie Arbeiter-Union Deutschlands. Insbesondere jüngere Arbeiter schlossen sich diesen neuen Organisationen an. Allein der freigewerkschaftliche Verband verlor ein Drittel, in einigen Orten sogar die Hälfte der Mitglieder. Innerhalb des alten Verbandes gewann die Opposition, die meist der USPD nahestand, an Einfluss. Zwischen dem Zechenverband und den Bergarbeitergesellschaften wird zum ersten Mal ein Tarifvertrag abgeschlossen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|03.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|03.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bremen.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie Hansestadt Bremen 1919|Freie Hansestadt Bremen]]''' <br> |
Der am 20. April wegen des Generalstreiks über Bremen verhängte "verschärfte Belagerungszustand" wird in einen "normalen Belagerungszustand umgewandelt. <br> | Der am 20. April wegen des Generalstreiks über Bremen verhängte "verschärfte Belagerungszustand" wird in einen "normalen Belagerungszustand umgewandelt. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 05.1919|07.05.1919]]''' <br> [[Datei:USA 1912-1959. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|07.05.1919]]''' <br> [[Datei:USA 1912-1959.png|70px]] [[Datei:Belgien.png|70px]] [[Datei:Bolivien.png|70px]] [[Datei:Brasilien 1889-1960.png|70px]] [[Datei:Großbritannien.png|70px]] [[Datei:Australien.png|70px]] [[Datei:Südafrikanische Union 1912-1928.png|70px]] [[Datei:Neuseeland.png|70px]] [[Datei:Indien.png|70px]] [[Datei:China 1917-1928.png|70px]] [[Datei:Kuba.png|70px]] [[Datei:Ecuador.png|70px]] [[Datei:Frankreich.png|70px]] [[Datei:Griechenland 1822-1924.png|70px]] [[Datei:Guatemala 1900-1968.png|70px]] [[Datei:Haiti 1806-1964.png|70px]] [[Datei:Hedschas 1917-1926.png|70px]] [[Datei:Honduras 1838-1949.png|70px]] [[Datei:Italien 1861-1946.png|70px]] [[Datei:Japan 1889-1945.png|70px]] [[Datei:Liberia.png|70px]] [[Datei:Nicaragua 1857-1971.png|70px]] [[Datei:Panama.png|70px]] [[Datei:Peru.png|70px]] [[Datei:Polen 1918-1919.png|70px]] [[Datei:Portugal.jpg|70px]] [[Datei:Rumänien 1866-1948.png|70px]] [[Datei:Serbien 1882-1918.png|70px]] [[Datei:Thailand.png|70px]] [[Datei:Tschecho-Slowakei.png|70px]] [[Datei:Uruguay.png|70px]] [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | [[Datei:Woodrow Wilson.jpg|thumb|150px|left|''Woodrow T. Wilson, Präsident der USA'']] [[Datei:Georges Clemenceau.jpg|thumb|150px|''Georges Clemenceau, Ministerpräsident Frankreichs'']] '''[[Vereinigte Staaten von Amerika 1919|Vereinigte Staaten von Amerika]] / [[Königreich Belgien 1919|Königreich Belgien]] / [[Republik Bolivien 1919|Republik Bolivien]] / [[Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien 1919|Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien]] / [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland 1919|Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]] / [[Dominion Kanada 1919|Dominion Kanada]] / [[Australischer Bund 1919|Australischer Bund]] / [[Südafrikanische Union 1919|Südafrikanische Union]] / [[Dominion Neuseeland 1919|Dominion Neuseeland]] / [[Kaiserreich Indien 1919|Kaiserreich Indien]] / [[Republik China 1919|Republik China]] / [[Republik Kuba 1919|Republik Kuba]] / [[Republik Ecuador 1919|Republik Ecuador]] / [[Französische Republik 1919|Französische Republik]] / [[Republik Guatemala 1919|Republik Guatemala]] / [[Republik Haiti 1919|Republik Haiti]] / [[Königreich Hedschas 1919|Königreich Hedschas]] / [[Republik Honduras 1919|Republik Honduras]] / [[Königreich Italien 1919|Königreich Italien]] / [[Kaiserreich Großjapan 1919|Kaiserreich Großjapan]] / [[Republik Liberia 1919|Republik Liberia]] / [[Republik Nicaragua 1919|Republik Nicaragua]] / [[Republik Panama 1919|Republik Panama]] / [[Peruvianische Republik 1919|Peruvianische Republik]] / [[Republik Polen 1919|Republik Polen]] / [[Portugiesische Republik 1919|Portugiesische Republik]] / [[Königreich Rumänien 1919|Königreich Rumänien]] / [[Staat der Slowenen, Kroaten und Serben 1919|Staat der Slowenen, Kroaten und Serben]] / [[Königreich Siam 1919|Königreich Siam]] / [[Tschecho-Slowakische Republik 1919|Tschecho-Slowakische Republik]] / [[Staat östlich des Uruguay 1919|Staat östlich des Uruguay]] / [[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Das Ergebnis der Verhandlungen der Siegermächte des Weltkrieges wird der deutschen Delegation unter ihrem Leiter Hermann Müller fast vier Monaten als Vertragsentwurf vorgelegt. Dies geschieht nicht zufällig am Jahrestag der Versenkung der RMS LUSITANIA. Die deutsche Delegation – zu der inzwischen auch die Professoren Max Weber, Albrecht Mendelssohn Bartholdy und Hans Delbrück sowie der General Max Graf Montgelas gehörten – weigert sich zu unterschreiben und drängt auf Milderung der Bestimmungen, wobei die deutsche Delegation zu mündlichen Verhandlungen wie auch schon in den letzten vier Monaten nicht zugelassen wird; stattdessen werden Noten ausgetauscht. In Berlin ist die Mehrheit der deutschen Abgeordneten, die bislang auf einen vergleichsweise günstigen Verständigungsfrieden hoffte, entsprechend empört über die nun zutage getretenen harten Bedingungen des von den Siegermächten ausgearbeiteten Friedensvertrages. Dazu gehören unter anderem erhebliche Gebietsverluste zu Gunsten des neuen polnischen Staates im Osten und im Westen der Verlust von Elsass-Lothringen an Frankreich. Auch die Kolonien wären endgültig verloren. Das deutsche Militärpotential soll massiv beschnitten werden. Fortan soll die Reichswehr nicht mehr als 100.000 Soldaten umfassen. Hinzu kommen noch nicht vollständig bezifferte Reparationsleistungen. Im Artikel 231 des Vertrages werden Deutschland und seine Verbündeten als Schuldige am Ausbruch des Krieges bezeichnet. Die Regierung unter Ministerpräsident Philipp Scheidemann steht nun vor der schwierigen Frage, ob sie diese Bedingungen annehmen sollte oder nicht. Anfangs dominieren diejenigen, die eine Unterzeichnung des Friedensvertrages ablehnten. Die Ablehnungsfront scheint das gesamte politische Spektrum von den Deutschnationalen bis hin zur SPD aber auch Gewerkschaften und Arbeitgeber zu umfassen. Entsprechend äußern sich der parteilose Reichsaußenminister Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau und auch der der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) angehörende Ministerpräsident Scheidemann. Dieser sagt in einer Versammlung: „Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in diese Fessel legt“ und kündigt seinen Rücktritt für den Fall an, dass der Vertrag nicht vor der Unterzeichnung nachhaltig verbessert werden könnte. Im Kabinett lehnen vor allem die Minister der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) die Friedensbedingungen strikt ab. Dem schließen sich von der SPD Otto Landsberg und Gustav Bauer und vom Zentrum Johannes Giesberts an. Dabei spielt die Hoffnung eine Rolle durch eine harte Haltung doch noch eine Milderung bewirken zu können. Dagegen spricht sich der Vorsitzende des Zentrums, Matthias Erzberger, als einer der Leiter der deutschen Friedensdelegation, aber auch der Reichsminister ohne Geschäftsbereich Eduard David (SPD) und Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) aus. Sie warnen bei einer Ablehnung vor einer völligen Besetzung Deutschlands. Innerhalb der Nationalversammlung zeigen sich die Fraktionen von SPD und Zentrum gespalten. <br> | Das Ergebnis der Verhandlungen der Siegermächte des Weltkrieges wird der deutschen Delegation unter ihrem Leiter Hermann Müller fast vier Monaten als Vertragsentwurf vorgelegt. Dies geschieht nicht zufällig am Jahrestag der Versenkung der RMS LUSITANIA. Die deutsche Delegation – zu der inzwischen auch die Professoren Max Weber, Albrecht Mendelssohn Bartholdy und Hans Delbrück sowie der General Max Graf Montgelas gehörten – weigert sich zu unterschreiben und drängt auf Milderung der Bestimmungen, wobei die deutsche Delegation zu mündlichen Verhandlungen wie auch schon in den letzten vier Monaten nicht zugelassen wird; stattdessen werden Noten ausgetauscht. In Berlin ist die Mehrheit der deutschen Abgeordneten, die bislang auf einen vergleichsweise günstigen Verständigungsfrieden hoffte, entsprechend empört über die nun zutage getretenen harten Bedingungen des von den Siegermächten ausgearbeiteten Friedensvertrages. Dazu gehören unter anderem erhebliche Gebietsverluste zu Gunsten des neuen polnischen Staates im Osten und im Westen der Verlust von Elsass-Lothringen an Frankreich. Auch die Kolonien wären endgültig verloren. Das deutsche Militärpotential soll massiv beschnitten werden. Fortan soll die Reichswehr nicht mehr als 100.000 Soldaten umfassen. Hinzu kommen noch nicht vollständig bezifferte Reparationsleistungen. Im Artikel 231 des Vertrages werden Deutschland und seine Verbündeten als Schuldige am Ausbruch des Krieges bezeichnet. Die Regierung unter Ministerpräsident Philipp Scheidemann steht nun vor der schwierigen Frage, ob sie diese Bedingungen annehmen sollte oder nicht. Anfangs dominieren diejenigen, die eine Unterzeichnung des Friedensvertrages ablehnten. Die Ablehnungsfront scheint das gesamte politische Spektrum von den Deutschnationalen bis hin zur SPD aber auch Gewerkschaften und Arbeitgeber zu umfassen. Entsprechend äußern sich der parteilose Reichsaußenminister Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau und auch der der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) angehörende Ministerpräsident Scheidemann. Dieser sagt in einer Versammlung: „Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in diese Fessel legt“ und kündigt seinen Rücktritt für den Fall an, dass der Vertrag nicht vor der Unterzeichnung nachhaltig verbessert werden könnte. Im Kabinett lehnen vor allem die Minister der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) die Friedensbedingungen strikt ab. Dem schließen sich von der SPD Otto Landsberg und Gustav Bauer und vom Zentrum Johannes Giesberts an. Dabei spielt die Hoffnung eine Rolle durch eine harte Haltung doch noch eine Milderung bewirken zu können. Dagegen spricht sich der Vorsitzende des Zentrums, Matthias Erzberger, als einer der Leiter der deutschen Friedensdelegation, aber auch der Reichsminister ohne Geschäftsbereich Eduard David (SPD) und Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) aus. Sie warnen bei einer Ablehnung vor einer völligen Besetzung Deutschlands. Innerhalb der Nationalversammlung zeigen sich die Fraktionen von SPD und Zentrum gespalten. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] [[Datei:Litauen.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]] / [[Republik Litauen 1919|Republik Litauen]]''' <br> |
Die Republik Litauen fordert zum ersten Mal die Abtrennung des Memelgebietes vom Deutschen Reich. <br> | Die Republik Litauen fordert zum ersten Mal die Abtrennung des Memelgebietes vom Deutschen Reich. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 05.1919|08.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 05.1919|08.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Erst jetzt werden einige der mutmaßlichen Ausführenden der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar – darunter Otto Wilhelm Runge und Oberleutnant Kurt Vogel – vor ein Feldkriegsgericht ihrer eigenen Division gestellt. Die Hauptverhandlung ist auf eine Woche festgesetzt. Darin wurde mehrfach ausgesagt, ein „Helfersdienst der MSPD“ habe eine Kopfprämie von 100.000 Mark für die Ergreifung der Spartakusführer ausgesetzt. Wilhelm Pieck wird zu einem der wichtigsten Zeugen der Vorfälle im Hotel, die den Morden vorausgingen. Er und Hotelangestellte hatten die Misshandlung der dann Ermordeten und Telefonate zwischen Offizieren und ihren Vorgesetzten bemerkt. Pieck sagt aus: ''Ich sah dann, dass ein Offizier, der von den anderen als Hauptmann angeredet wurde, herumlief, den Soldaten Zigaretten anbot und sagte: Die Bande darf nicht mehr lebend das Edenhotel verlassen! […] Kurze Zeit danach kam ein Dienstmädchen herauf, fiel einer Kollegin in die Arme und rief: Ich werde den Eindruck nicht los, wie man die arme Frau niedergeschlagen und herumgeschleift hat.'' <br> | Erst jetzt werden einige der mutmaßlichen Ausführenden der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar – darunter Otto Wilhelm Runge und Oberleutnant Kurt Vogel – vor ein Feldkriegsgericht ihrer eigenen Division gestellt. Die Hauptverhandlung ist auf eine Woche festgesetzt. Darin wurde mehrfach ausgesagt, ein „Helfersdienst der MSPD“ habe eine Kopfprämie von 100.000 Mark für die Ergreifung der Spartakusführer ausgesetzt. Wilhelm Pieck wird zu einem der wichtigsten Zeugen der Vorfälle im Hotel, die den Morden vorausgingen. Er und Hotelangestellte hatten die Misshandlung der dann Ermordeten und Telefonate zwischen Offizieren und ihren Vorgesetzten bemerkt. Pieck sagt aus: ''Ich sah dann, dass ein Offizier, der von den anderen als Hauptmann angeredet wurde, herumlief, den Soldaten Zigaretten anbot und sagte: Die Bande darf nicht mehr lebend das Edenhotel verlassen! […] Kurze Zeit danach kam ein Dienstmädchen herauf, fiel einer Kollegin in die Arme und rief: Ich werde den Eindruck nicht los, wie man die arme Frau niedergeschlagen und herumgeschleift hat.'' <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|09.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|09.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bremen.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie Hansestadt Bremen 1919|Freie Hansestadt Bremen]]''' <br> |
Die Nationalversammlung von Bremen fordert den Senat auf, den 1. Mai zum Feiertag zu erklären. <br> | Die Nationalversammlung von Bremen fordert den Senat auf, den 1. Mai zum Feiertag zu erklären. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 05.1919|10.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 05.1919|10.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Aufgrund der unerwartet friedlichen und sich schnell entspannenden Lage in Braunschweig können die Freikorps-Truppen die Stadt bereits wieder verlassen – diesmal in Richtung Leipzig, wo sie mit 18.000 Soldaten am Tag darauf einmarschieren sollen. Stadt und Freistaat Braunschweig sind damit wieder unabhängig. Eine der wichtigsten Aufgaben der neuen Braunschweigischen Regierung besteht nun darin, die Finanzen des Freistaates zu sanieren und so zu einer Wiederbelebung der heimischen Wirtschaft beizutragen, denn die Revolution hat das Land sieben Millionen Mark an „revolutionärer Verteidigung“ gekostet. Zudem ist zu befürchteten, dass die Reichsregierung mehrere Millionen Mark an Schadensersatz fordern könnte. Die zahlreichen Streiks im Lande haben die Inflation beschleunigt und gleichzeitig die Produktivität der Wirtschaft erheblich gesenkt. Das Ergebnis der Ereignisse der vergangene sechs Monate seit Kriegsende ist für Braunschweig verheerend: Der Graben zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum hat sich vertieft, die Polarisierung der jeweiligen Standpunkte verschärft. <br> | Aufgrund der unerwartet friedlichen und sich schnell entspannenden Lage in Braunschweig können die Freikorps-Truppen die Stadt bereits wieder verlassen – diesmal in Richtung Leipzig, wo sie mit 18.000 Soldaten am Tag darauf einmarschieren sollen. Stadt und Freistaat Braunschweig sind damit wieder unabhängig. Eine der wichtigsten Aufgaben der neuen Braunschweigischen Regierung besteht nun darin, die Finanzen des Freistaates zu sanieren und so zu einer Wiederbelebung der heimischen Wirtschaft beizutragen, denn die Revolution hat das Land sieben Millionen Mark an „revolutionärer Verteidigung“ gekostet. Zudem ist zu befürchteten, dass die Reichsregierung mehrere Millionen Mark an Schadensersatz fordern könnte. Die zahlreichen Streiks im Lande haben die Inflation beschleunigt und gleichzeitig die Produktivität der Wirtschaft erheblich gesenkt. Das Ergebnis der Ereignisse der vergangene sechs Monate seit Kriegsende ist für Braunschweig verheerend: Der Graben zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum hat sich vertieft, die Polarisierung der jeweiligen Standpunkte verschärft. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|11.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|11.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Sachsen 1919|Freistaat Sachsen]]''' <br> |
Auf Befehl der Reichsregierung und mit Zustimmung der sächsischen Landesregierung zieht General Ludwig Maercker mit einem Freikorps von 20.000 Soldaten in Leipzig ein und verhängt das Standrecht. Standrecht bezeichnet im Wehrrecht den Zustand, bei dem die von Behörden des öffentlichen Rechts ausgeübte Gerichtsbarkeit im öffentlichen Recht auf den höchsten Militärbefehlshaber übergeht, dem ein Kriegsgericht zur Seite steht, das so genannte Standgericht. Die Einführung des Standrechts basiert auf der Annahme, dass ein ordentliches Gerichtsverfahren aus Mangel an Zeit oder Gelegenheit nicht durchführbar und eine Bestrafung des Täters in Form des „Kurzen Prozesses“ wegen der Bedeutung der Tat – oder als abschreckendes Beispiel für andere – unumgänglich sei. Das Freikorps General Maerckers entwaffnet die Sicherheitswehr des Arbeiter- und Soldatenrates der Stadt, setzt den Rat der Stadt ab und nimmt dessen Führung vorübergehend fest. Räume der Universität Leipzig werden mit Truppen, Waffen und Munition belegt. Mitglieder der "Weißen Garde", die schon im Dezember 1918 heimlich mit der Bewaffnung des Bürgertums begonnen haben, stellen sich General Maercker als Zivilaufklärer und ortskundige Führer zur Verfügung. <br> | Auf Befehl der Reichsregierung und mit Zustimmung der sächsischen Landesregierung zieht General Ludwig Maercker mit einem Freikorps von 20.000 Soldaten in Leipzig ein und verhängt das Standrecht. Standrecht bezeichnet im Wehrrecht den Zustand, bei dem die von Behörden des öffentlichen Rechts ausgeübte Gerichtsbarkeit im öffentlichen Recht auf den höchsten Militärbefehlshaber übergeht, dem ein Kriegsgericht zur Seite steht, das so genannte Standgericht. Die Einführung des Standrechts basiert auf der Annahme, dass ein ordentliches Gerichtsverfahren aus Mangel an Zeit oder Gelegenheit nicht durchführbar und eine Bestrafung des Täters in Form des „Kurzen Prozesses“ wegen der Bedeutung der Tat – oder als abschreckendes Beispiel für andere – unumgänglich sei. Das Freikorps General Maerckers entwaffnet die Sicherheitswehr des Arbeiter- und Soldatenrates der Stadt, setzt den Rat der Stadt ab und nimmt dessen Führung vorübergehend fest. Räume der Universität Leipzig werden mit Truppen, Waffen und Munition belegt. Mitglieder der "Weißen Garde", die schon im Dezember 1918 heimlich mit der Bewaffnung des Bürgertums begonnen haben, stellen sich General Maercker als Zivilaufklärer und ortskundige Führer zur Verfügung. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Hamburg.png|70px]] </center> ||style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie und Hansestadt Hamburg 1919|Freie und Hansestadt Hamburg]]''' <br> |
Ernst Thälmann wird zum Vorsitzenden der Ortsgruppe der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Hamburg gewählt. <br> | Ernst Thälmann wird zum Vorsitzenden der Ortsgruppe der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Hamburg gewählt. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 05.1919|12.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 05.1919|12.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Die Nationalversammlung tritt zu einer Protestkundgebung gegen den Versailler Vertrag zusammen. Reichsministerpräsident Philipp Scheidemann erklärt, dass der Vertrag unannehmbar sei. Daraufhin erklärt sich eine knappe Mehrheit der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gegen die Annahme der Bedingungen der Siegermächte bei den Pariser Friedensgesprächen. <br> | Die Nationalversammlung tritt zu einer Protestkundgebung gegen den Versailler Vertrag zusammen. Reichsministerpräsident Philipp Scheidemann erklärt, dass der Vertrag unannehmbar sei. Daraufhin erklärt sich eine knappe Mehrheit der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gegen die Annahme der Bedingungen der Siegermächte bei den Pariser Friedensgesprächen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|13.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|13.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:USA 1912-1959.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Vereinigte Staaten von Amerika 1919|Vereinigte Staaten von Amerika]]''' <br> |
In einem Aufruf an die amerikanische Regierung bezeichnet Reichspräsident Friedrich Ebert die Versailler Friedensbedingungen als völlige "Negierung" des 14-Punkte-Programms des US-amerikanischen Präsident Wilson. <br> | In einem Aufruf an die amerikanische Regierung bezeichnet Reichspräsident Friedrich Ebert die Versailler Friedensbedingungen als völlige "Negierung" des 14-Punkte-Programms des US-amerikanischen Präsident Wilson. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Sachsen 1919|Freistaat Sachsen]]''' <br> |
Die "Weiße Garde", eine paramilitärische Gruppe, die im Dezember 1918 heimlich mit der Bewaffnung des Bürgertums in Leipzig begonnen hatte, wird im Einvernehmen mit der sächsischen Regierung von General Ludwig Maercker, der gegenwärtig der standrechtliche Militärbefehlshaber der Stadt ist, als Zeitfreiwilligenregiment unter dem XIX. Armeekommando legalisiert. Es besteht aus vier Bataillionen und rekrutiert sich aus Studenten, Beamten und Stadtangestellten. <br> | Die "Weiße Garde", eine paramilitärische Gruppe, die im Dezember 1918 heimlich mit der Bewaffnung des Bürgertums in Leipzig begonnen hatte, wird im Einvernehmen mit der sächsischen Regierung von General Ludwig Maercker, der gegenwärtig der standrechtliche Militärbefehlshaber der Stadt ist, als Zeitfreiwilligenregiment unter dem XIX. Armeekommando legalisiert. Es besteht aus vier Bataillionen und rekrutiert sich aus Studenten, Beamten und Stadtangestellten. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 05.1919|14.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 05.1919|14.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Im Prozess um die Ermordung der Kommunistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden die Urteile gesprochen. Der Angeklagte Otto Runge erhält eine zweijährige, Vogel eine 28-monatige Gefängnisstrafe. Die beteiligten Offiziere Heinz und Horst von Pflugk-Harttung werden freigesprochen. Ihr Anführer Pabst war nicht angeklagt, mögliche Auftraggeber waren nicht gesucht worden. Als Oberbefehlshaber der Truppen bestätigt Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) das Urteil persönlich mit seiner Unterschrift. KPD, USPD, einige SPD-Vertreter und Liberale betrachten das militärische Gerichtsverfahren und die Urteile als Justizskandal. Versuche, das Urteil anzufechten und den Prozess in höherer Instanz wiederaufzunehmen, werden verschleppt werden. Sämtliche übrigen Mitglieder des Revolutionsausschusses waren inhaftiert worden, werden aber mangels Beweisen für einen bewaffneten Umsturzplan freigelassen. <br> | Im Prozess um die Ermordung der Kommunistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden die Urteile gesprochen. Der Angeklagte Otto Runge erhält eine zweijährige, Vogel eine 28-monatige Gefängnisstrafe. Die beteiligten Offiziere Heinz und Horst von Pflugk-Harttung werden freigesprochen. Ihr Anführer Pabst war nicht angeklagt, mögliche Auftraggeber waren nicht gesucht worden. Als Oberbefehlshaber der Truppen bestätigt Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) das Urteil persönlich mit seiner Unterschrift. KPD, USPD, einige SPD-Vertreter und Liberale betrachten das militärische Gerichtsverfahren und die Urteile als Justizskandal. Versuche, das Urteil anzufechten und den Prozess in höherer Instanz wiederaufzunehmen, werden verschleppt werden. Sämtliche übrigen Mitglieder des Revolutionsausschusses waren inhaftiert worden, werden aber mangels Beweisen für einen bewaffneten Umsturzplan freigelassen. <br> | ||
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Die Hamburger Bürgerschaft verabschiedet das Gesetz über die Einheitsschule, das unter anderem eine vierjährige obligatorische Grundschule, die Schulgeldfreiheit der Volksschule, Reformoberschulen nach der 7. Klasse der Volksschule sowie eine obligatorische Berufsschule vorschreibt. <br> | Die Hamburger Bürgerschaft verabschiedet das Gesetz über die Einheitsschule, das unter anderem eine vierjährige obligatorische Grundschule, die Schulgeldfreiheit der Volksschule, Reformoberschulen nach der 7. Klasse der Volksschule sowie eine obligatorische Berufsschule vorschreibt. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 05.1919|16.05.1919]]''' <br> [[Datei:USA 1912-1959. | + | | <center>'''[[Chronik 05.1919|16.05.1919]]''' <br> [[Datei:USA 1912-1959.png|70px]] [[Datei:Belgien.png|70px]] [[Datei:Bolivien.png|70px]] [[Datei:Brasilien 1889-1960.png|70px]] [[Datei:Großbritannien.png|70px]] [[Datei:Australien.png|70px]] [[Datei:Südafrikanische Union 1912-1928.png|70px]] [[Datei:Neuseeland.png|70px]] [[Datei:Indien.png|70px]] [[Datei:China 1917-1928.png|70px]] [[Datei:Kuba.png|70px]] [[Datei:Ecuador.png|70px]] [[Datei:Frankreich.png|70px]] [[Datei:Griechenland 1822-1924.png|70px]] [[Datei:Guatemala 1900-1968.png|70px]] [[Datei:Haiti 1806-1964.png|70px]] [[Datei:Hedschas 1917-1926.png|70px]] [[Datei:Honduras 1838-1949.png|70px]] [[Datei:Italien 1861-1946.png|70px]] [[Datei:Japan 1889-1945.png|70px]] [[Datei:Liberia.png|70px]] [[Datei:Nicaragua 1857-1971.png|70px]] [[Datei:Panama.png|70px]] [[Datei:Peru.png|70px]] [[Datei:Polen 1918-1919.png|70px]] [[Datei:Portugal.jpg|70px]] [[Datei:Rumänien 1866-1948.png|70px]] [[Datei:Serbien 1882-1918.png|70px]] [[Datei:Thailand.png|70px]] [[Datei:Tschecho-Slowakei.png|70px]] [[Datei:Uruguay.png|70px]] [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || '''[[Vereinigte Staaten von Amerika 1919|Vereinigte Staaten von Amerika]] / [[Königreich Belgien 1919|Königreich Belgien]] / [[Republik Bolivien 1919|Republik Bolivien]] / [[Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien 1919|Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien]] / [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland 1919|Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]] / [[Dominion Kanada 1919|Dominion Kanada]] / [[Australischer Bund 1919|Australischer Bund]] / [[Südafrikanische Union 1919|Südafrikanische Union]] / [[Dominion Neuseeland 1919|Dominion Neuseeland]] / [[Kaiserreich Indien 1919|Kaiserreich Indien]] / [[Republik China 1919|Republik China]] / [[Republik Kuba 1919|Republik Kuba]] / [[Republik Ecuador 1919|Republik Ecuador]] / [[Französische Republik 1919|Französische Republik]] / [[Republik Guatemala 1919|Republik Guatemala]] / [[Republik Haiti 1919|Republik Haiti]] / [[Königreich Hedschas 1919|Königreich Hedschas]] / [[Republik Honduras 1919|Republik Honduras]] / [[Königreich Italien 1919|Königreich Italien]] / [[Kaiserreich Großjapan 1919|Kaiserreich Großjapan]] / [[Republik Liberia 1919|Republik Liberia]] / [[Republik Nicaragua 1919|Republik Nicaragua]] / [[Republik Panama 1919|Republik Panama]] / [[Peruvianische Republik 1919|Peruvianische Republik]] / [[Republik Polen 1919|Republik Polen]] / [[Portugiesische Republik 1919|Portugiesische Republik]] / [[Königreich Rumänien 1919|Königreich Rumänien]] / [[Staat der Slowenen, Kroaten und Serben 1919|Staat der Slowenen, Kroaten und Serben]] / [[Königreich Siam 1919|Königreich Siam]] / [[Tschecho-Slowakische Republik 1919|Tschecho-Slowakische Republik]] / [[Staat östlich des Uruguay 1919|Staat östlich des Uruguay]] / [[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Nachdem vor vier Tagen eine knappe Mehrheit der SPD-Fraktion der Deutschen Nationalversammlung die Bedingungen der Siegermächte bei den Pariser Friedensverhandlungen ablehnte, gerät die Situation mit der Antwort der Alliierten in Bewegung. In dieser Reaktion werden die Bedingungen nur wenig abgemildert und hinsichtlich der Kriegsschuldfrage wird die Haltung nicht nur bestätigt, sondern sogar verschärft. Außerdem wird nunmehr der deutschen Seite eine Frist von fünf Tagen eingeräumt, in denen eine Entscheidung nötig wäre. Verweigere Deutschland die Unterschrift, würde die vollständige Besetzung des Landes durch die Alliierten beginnen. <br> | Nachdem vor vier Tagen eine knappe Mehrheit der SPD-Fraktion der Deutschen Nationalversammlung die Bedingungen der Siegermächte bei den Pariser Friedensverhandlungen ablehnte, gerät die Situation mit der Antwort der Alliierten in Bewegung. In dieser Reaktion werden die Bedingungen nur wenig abgemildert und hinsichtlich der Kriegsschuldfrage wird die Haltung nicht nur bestätigt, sondern sogar verschärft. Außerdem wird nunmehr der deutschen Seite eine Frist von fünf Tagen eingeräumt, in denen eine Entscheidung nötig wäre. Verweigere Deutschland die Unterschrift, würde die vollständige Besetzung des Landes durch die Alliierten beginnen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|17.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|17.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Hessen 1919-1935.png|70px]] [[Datei:Frankreich.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Volksstaat Hessen 1919|Volksstaat Hessen]] / [[Französische Republik 1919|Französische Republik]]''' <br> |
[[Datei:Hans Adam Dorten.jpg|thumb|150px|''Hans Adam Dorten, "Führer" der "Rheinstaat-Bewegung"'']] [[Datei:Charles Mangin.jpg|thumb|150px|left|''Der französische General Charles Mangin'']] Der Führer der "Rheinstaat-Bewegung", Hans Adam Dorten, trifft im Großherzoglichen Palais in Mainz, dem Hauptquartier der französischen Truppen in Deutschland, mit dem französischen General Charles Marie Emmanuel Mangin zusammen, wahrscheinlich, um mit ihm über den von ihm geplanten bevorstehenden Separationsputsch zu beraten, der mit stillschweigender Billigung des französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau vorbereitet wird. Dieser von Dorten geplante Putschversuch hat zum Ziel, das Rheinland an die Französische Republik anzugliedern. <br> | [[Datei:Hans Adam Dorten.jpg|thumb|150px|''Hans Adam Dorten, "Führer" der "Rheinstaat-Bewegung"'']] [[Datei:Charles Mangin.jpg|thumb|150px|left|''Der französische General Charles Mangin'']] Der Führer der "Rheinstaat-Bewegung", Hans Adam Dorten, trifft im Großherzoglichen Palais in Mainz, dem Hauptquartier der französischen Truppen in Deutschland, mit dem französischen General Charles Marie Emmanuel Mangin zusammen, wahrscheinlich, um mit ihm über den von ihm geplanten bevorstehenden Separationsputsch zu beraten, der mit stillschweigender Billigung des französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau vorbereitet wird. Dieser von Dorten geplante Putschversuch hat zum Ziel, das Rheinland an die Französische Republik anzugliedern. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|19.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|19.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Weimar-Eisenach.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach]]''' <br> |
Der Landtag beschließt die "Verfassung für den Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach". Arnold Rudolf Paulssen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bleibt Vorsitzender Staatsminister des Landes. <br> | Der Landtag beschließt die "Verfassung für den Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach". Arnold Rudolf Paulssen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bleibt Vorsitzender Staatsminister des Landes. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Weimar-Eisenach.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.png|70px]] [[Datei:Gotha.png|70px]] [[Datei:Schwarzburg-Sondershausen.png|70px]] [[Datei:Deutschland.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freier Volksstaat Sachsen-Weimer-Eisenach / Volksstaat Sachsen-Meiningen / Freistaat Sachsen-Altenburg / Freistaat Gotha / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt / Volksstaat Reuß]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Die am Vortag begonnene Tagung der thüringischen-preußischen Staatsministerkonferenz in Jena geht weiter. Ein vom dem parteilosen Dr. Karl Eduard Freiherr von Brandenstein vorgelegter Entwurf eines Staatsvertrages für Thüringen allgemein gebilligt. <br> | Die am Vortag begonnene Tagung der thüringischen-preußischen Staatsministerkonferenz in Jena geht weiter. Ein vom dem parteilosen Dr. Karl Eduard Freiherr von Brandenstein vorgelegter Entwurf eines Staatsvertrages für Thüringen allgemein gebilligt. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 05.1919|20.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 05.1919|20.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Weimar-Eisenach.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach / Freier Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach]]''' <br> |
Der Landtag beschließt die Umwandlung des Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach in einen Freien Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach. <br> | Der Landtag beschließt die Umwandlung des Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach in einen Freien Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|21.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|21.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
Der bayerische Landtag tritt in Bamberg zusammen. <br> | Der bayerische Landtag tritt in Bamberg zusammen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|23.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|23.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Sachsen 1919|Freistaat Sachsen]]''' <br> |
Der standrechtliche Militärbefehlshaber von Leipzig und Führer eines Freikorps, das seinen Namen trägt, General Ludwig Maercker, wirbt persönlich auf einer Studentenversammlung an der geschlossenen Universität Leipzig bei den Studenten für den Eintritt in sein Regiment. Das Leipziger Zeitfreiwilligenregiment hat bereits 2000 Mitglieder, davon sind ein Drittel Studenten. Viele Bürger unterstützen inzwischen General Maercker, weil sie einen Putsch linker Kräfte befürchten. Der Senat der Universität und das Ministerium bemühen sich, den Einsatz der Studenten durch die Bereitstellung von Räumen in der Universität und Studienerleichterungen wie Abhaltung von Zwischensemestern, Notprüfungen und vereinfachte Examensvoraussetzungen zu ermöglichen. Von staatlicher Seite wird den Zeitfreiwilligen finanzielle Unterstützung zugesagt. <br> | Der standrechtliche Militärbefehlshaber von Leipzig und Führer eines Freikorps, das seinen Namen trägt, General Ludwig Maercker, wirbt persönlich auf einer Studentenversammlung an der geschlossenen Universität Leipzig bei den Studenten für den Eintritt in sein Regiment. Das Leipziger Zeitfreiwilligenregiment hat bereits 2000 Mitglieder, davon sind ein Drittel Studenten. Viele Bürger unterstützen inzwischen General Maercker, weil sie einen Putsch linker Kräfte befürchten. Der Senat der Universität und das Ministerium bemühen sich, den Einsatz der Studenten durch die Bereitstellung von Räumen in der Universität und Studienerleichterungen wie Abhaltung von Zwischensemestern, Notprüfungen und vereinfachte Examensvoraussetzungen zu ermöglichen. Von staatlicher Seite wird den Zeitfreiwilligen finanzielle Unterstützung zugesagt. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|31.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 05.1919|31.05.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | [[Datei:Rosa Luxemburg.jpg|thumb|150px|''Rosa Luxemburg (KPD)'']] '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Die Leiche der am 15. Januar 1919 ermordeten Politikerin Rosa Luxemburg wird aus dem Berliner Landwehrkanal geborgen. <br> | Die Leiche der am 15. Januar 1919 ermordeten Politikerin Rosa Luxemburg wird aus dem Berliner Landwehrkanal geborgen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
Ministerpräsident Hoffmann bildet eine Koalitionsregierung unter Einbeziehung bürgerlicher Parteien: <br> | Ministerpräsident Hoffmann bildet eine Koalitionsregierung unter Einbeziehung bürgerlicher Parteien: <br> | ||
* '''Ministerpräsident, Minister für Äußeres sowie Kultus und Unterricht:''' Johannes Hoffmann (SPD) [[Datei:Johannes Hoffmann.jpg|thumb|150px|''Ministerpräsident Johannes Hoffmann (SPD)'']] | * '''Ministerpräsident, Minister für Äußeres sowie Kultus und Unterricht:''' Johannes Hoffmann (SPD) [[Datei:Johannes Hoffmann.jpg|thumb|150px|''Ministerpräsident Johannes Hoffmann (SPD)'']] | ||
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* '''Minister für Landwirtschaft:''' Karl Freiherr von Freyberg-Jetzendorf (BVP) | * '''Minister für Landwirtschaft:''' Karl Freiherr von Freyberg-Jetzendorf (BVP) | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 05.1919|Mai/Juni 1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 05.1919|Mai/Juni 1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freistaat Sachsen-Coburg-Gotha]]''' <br> |
Der Landtag von Sachsen-Coburg-Gotha lehnt die Zustimmung zum Gemeinschaftsvertrag zur Gründung eines Landes Thüringen ab und will vorerst das Referendum im November 1919 abwarten. <br> | Der Landtag von Sachsen-Coburg-Gotha lehnt die Zustimmung zum Gemeinschaftsvertrag zur Gründung eines Landes Thüringen ab und will vorerst das Referendum im November 1919 abwarten. <br> | ||
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Seit 20.04.1919 gilt der "Verschärfte", seit 29.04. der "normale Belagerungszustand" in Bremen. <br> | Seit 20.04.1919 gilt der "Verschärfte", seit 29.04. der "normale Belagerungszustand" in Bremen. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|Juni 1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|Juni 1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Württemberg.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freier Volksstaat Württemberg 1919|Freier Volksstaat Württemberg]]''' <br> |
Das württembergische Kriegsministerium unter Dr. Immanuel Herrmann wird aufgelöst. Dr. Herrmann gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. <br> | Das württembergische Kriegsministerium unter Dr. Immanuel Herrmann wird aufgelöst. Dr. Herrmann gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
Auf Empfehlung seines 2. Infanterieregiments nimmt der Soldat Adolf Hitler bis zum 5. Juli 1919 insgesamt drei Wochen lang an „antibolschewistischen Aufklärungskursen“ an der Universität München für „Propaganda bei der Truppe“ teil. Damit erhält er erstmals eine politische Schulung durch deutschnationale, alldeutsche und antisemitische Akademiker, darunter Karl Alexander von Müller, der Hitlers Talent als Redner entdeckt, und Gottfried Feder. Dieser soll ihn laut späterer Eigenaussage „zur Gründung einer neuen Partei“ anregen. <br> | Auf Empfehlung seines 2. Infanterieregiments nimmt der Soldat Adolf Hitler bis zum 5. Juli 1919 insgesamt drei Wochen lang an „antibolschewistischen Aufklärungskursen“ an der Universität München für „Propaganda bei der Truppe“ teil. Damit erhält er erstmals eine politische Schulung durch deutschnationale, alldeutsche und antisemitische Akademiker, darunter Karl Alexander von Müller, der Hitlers Talent als Redner entdeckt, und Gottfried Feder. Dieser soll ihn laut späterer Eigenaussage „zur Gründung einer neuen Partei“ anregen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 06.1919|01.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 06.1919|01.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </center> ||style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Im Zuge des Truppenabbaus gemäß des Versailler Vertrags ordnet das Reichswehrministerium an, allen Volkswehrangehörigen zum 1. August 1919 zu kündigen. <br> | Im Zuge des Truppenabbaus gemäß des Versailler Vertrags ordnet das Reichswehrministerium an, allen Volkswehrangehörigen zum 1. August 1919 zu kündigen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] [[Datei:Hessen 1919-1935.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | [[Datei:Hans Adam Dorten.jpg|thumb|150px|''Hans Adam Dorten, "Präsident" der "Rheinischen Republik"'']] '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]] / [[Volksstaat Hessen 1919|Volksstaat Hessen]]''' <br> |
* In Wiesbaden wird ein "Rheinische Republik" ausgerufen, die Hans Adam Dorten, einen promovierte Juristen im Staatsdienst aus Bonn, als Päsidenten ausruft, was nicht ohne massive Proteste in der Bevölkerung geschieht. Nach seinem Studium war Dorten zunächst am Amtsgericht Waldbröl tätig, unterbrochen durch seinen Militärdienst im 2. Rheinischen Feldartillerie-Regiment Nr. 23. in Koblenz. 1902 wurde er für den Staatsdienst vereidigt und wechselte nach kurzer Zeit zur Staatsanwaltschaft am Landgericht Düsseldorf. 1907 promovierte er zum Dr. iur. an der Universität in Leipzig und bekleidete ab 1912 ein Richteramt am Amtsgericht Waldbröl. Vom 1. Oktober 1914 an sollte Dorten Staatsanwalt am Landgericht III in Berlin werden. Der Beginn des Ersten Weltkrieges führte jedoch zu seiner Einberufung am 3. August 1914. Am 2. Dezember 1918 wurde er aus dem Militärdienst entlassen und bis zum Juli 1919 beurlaubt. Während des Krieges diente Dorten als Hauptmann im Generalkommando 54. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse ausgezeichnet. Mit dem Ende des Kaiserreiches und den folgenden Veränderungen durch die Novemberrevolution wandte sich Dorten der Politik zu. Er verfolgt eine antisozialistische und rheinisch-regionalistische Politik. Seine Aktivitäten finanziert er durch sein Vermögen. Dorten sieht eine "Rheinische Republik" als sein politisches Ziel an, vorerst noch als Teil des Deutschen Reiches. Kontakte zu den rheinischen Ausschüssen und hervorragenden Zentrumspolitikern wie zum Beispiel Konrad Adenauer führten jedoch bislang nicht zu den von ihm gewünschten Ergebnissen, da er bislang keine führende Position in der separatistischen Bewegung erlangen konnte, nicht zuletzt deswegen, weil Dorten eine Einigung oder Kooperation mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Reichsleitung ablehnt und eine wirtschaftliche Annäherung an Frankreich forderte. Dorten bemühte sich durch das Sammeln von notariellen Vollmachten im Rheinland, die Zustimmung der Landkreise und Städte zu erhalten und sein Ziel zu legitimieren. Diese Versuche waren aber nur bedingt in Teilen des Unterwesterwaldes erfolgreich. Nach diversen Rückschlägen fand er politische Gleichgesinnte, darunter den Verleger der Rheinischen Volkszeitung im Rheingau, Dr. Geueke. Dorten führte Gespräche mit hochrangigen französischen Offizieren wie dem General Mangin, die ihn in der Gründung einer "Rheinischen Republik" bestärkten, dabei aber eine Lösung des Rheinlandes vom Deutschen Reiches forderten. Dorten ist jedoch bis jetzt lediglich bereit, das Rheinland aus dem preußischen Staat zu lösen und es als Teil des Deutschen Reiches zu belassen. Dorten zog Anfang 1919 nach Wiesbaden in die Hildastraße 14. Dort fanden häufige Gespräche und Treffen mit französischen Militärs und politischen Weggefährten statt. | * In Wiesbaden wird ein "Rheinische Republik" ausgerufen, die Hans Adam Dorten, einen promovierte Juristen im Staatsdienst aus Bonn, als Päsidenten ausruft, was nicht ohne massive Proteste in der Bevölkerung geschieht. Nach seinem Studium war Dorten zunächst am Amtsgericht Waldbröl tätig, unterbrochen durch seinen Militärdienst im 2. Rheinischen Feldartillerie-Regiment Nr. 23. in Koblenz. 1902 wurde er für den Staatsdienst vereidigt und wechselte nach kurzer Zeit zur Staatsanwaltschaft am Landgericht Düsseldorf. 1907 promovierte er zum Dr. iur. an der Universität in Leipzig und bekleidete ab 1912 ein Richteramt am Amtsgericht Waldbröl. Vom 1. Oktober 1914 an sollte Dorten Staatsanwalt am Landgericht III in Berlin werden. Der Beginn des Ersten Weltkrieges führte jedoch zu seiner Einberufung am 3. August 1914. Am 2. Dezember 1918 wurde er aus dem Militärdienst entlassen und bis zum Juli 1919 beurlaubt. Während des Krieges diente Dorten als Hauptmann im Generalkommando 54. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse ausgezeichnet. Mit dem Ende des Kaiserreiches und den folgenden Veränderungen durch die Novemberrevolution wandte sich Dorten der Politik zu. Er verfolgt eine antisozialistische und rheinisch-regionalistische Politik. Seine Aktivitäten finanziert er durch sein Vermögen. Dorten sieht eine "Rheinische Republik" als sein politisches Ziel an, vorerst noch als Teil des Deutschen Reiches. Kontakte zu den rheinischen Ausschüssen und hervorragenden Zentrumspolitikern wie zum Beispiel Konrad Adenauer führten jedoch bislang nicht zu den von ihm gewünschten Ergebnissen, da er bislang keine führende Position in der separatistischen Bewegung erlangen konnte, nicht zuletzt deswegen, weil Dorten eine Einigung oder Kooperation mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Reichsleitung ablehnt und eine wirtschaftliche Annäherung an Frankreich forderte. Dorten bemühte sich durch das Sammeln von notariellen Vollmachten im Rheinland, die Zustimmung der Landkreise und Städte zu erhalten und sein Ziel zu legitimieren. Diese Versuche waren aber nur bedingt in Teilen des Unterwesterwaldes erfolgreich. Nach diversen Rückschlägen fand er politische Gleichgesinnte, darunter den Verleger der Rheinischen Volkszeitung im Rheingau, Dr. Geueke. Dorten führte Gespräche mit hochrangigen französischen Offizieren wie dem General Mangin, die ihn in der Gründung einer "Rheinischen Republik" bestärkten, dabei aber eine Lösung des Rheinlandes vom Deutschen Reiches forderten. Dorten ist jedoch bis jetzt lediglich bereit, das Rheinland aus dem preußischen Staat zu lösen und es als Teil des Deutschen Reiches zu belassen. Dorten zog Anfang 1919 nach Wiesbaden in die Hildastraße 14. Dort fanden häufige Gespräche und Treffen mit französischen Militärs und politischen Weggefährten statt. | ||
* Im preußischen Regierungsbezirk Sigmaringen findet eine Nachwahl zur verfassunggebenden Landesversammlung in Preußen statt. Das Ergebnis: <br> | * Im preußischen Regierungsbezirk Sigmaringen findet eine Nachwahl zur verfassunggebenden Landesversammlung in Preußen statt. Das Ergebnis: <br> | ||
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Eberhard Haas versucht in Speyer, eine neutrale pfälzische Republik zu etablieren, die vom Reich und von Bayern gelöst ist; er scheitert am Widerstand von Arbeitern und deutschen Behörden. <br> | Eberhard Haas versucht in Speyer, eine neutrale pfälzische Republik zu etablieren, die vom Reich und von Bayern gelöst ist; er scheitert am Widerstand von Arbeitern und deutschen Behörden. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|03.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|03.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
In der entscheidenden Sitzung des Verfassungsausschusses des Nationalparlamentes prallen die unterschiedlichen Positionen aufeinander. Während der Vertreter der Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) mit seinem Plädoyer für die rote Fahne allein bleibt und die Mehrheitssozialdemokraten von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) den Entwurf verteidigen, treten die Vertreter der neu gebildeten Deutschen Volkspartei (DVP) und der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), deren Vorläufer die Eliten des Kaiserreiches repräsentierten, für die Beibehaltung von Schwarz-Weiß-Rot ein und begründen dies mit zwei Argumenten: Zum einen sei die geplante Beseitigung von Schwarz-Weiß-Rot ein Verstoß gegen die „nationale Würde“, weil das deutsche Volk unter diesen Farben einen „großartigen Aufschwung“ erlebt habe. Zum anderen nehmen sie darauf Bezug, dass Schifffahrts- und Handelskreise auf die schlechte Sichtbarkeit von Schwarz-Rot-Gold auf See hingewiesen hätten. Diese fadenscheinige Argumentation wird ergänzt durch den Hamburger Senator Edmund Sthamer, der im Namen der drei Hansestädte die Befürchtung äußert, dass ein Flaggenwechsel das Ansehen, das sich die deutsche Schifffahrt erworben habe, gefährden und so den wirtschaftlichen Wiederaufbau beeinträchtigen könnte. Der Abgeordnete Bruno Ablaß von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) schlägt daraufhin als Kompromiss vor, Schwarz-Weiß-Rot neben der schwarz-rot-goldenen Nationalfahne als Schifffahrts-, Marine- und Kolonialflagge beizubehalten. <br> | In der entscheidenden Sitzung des Verfassungsausschusses des Nationalparlamentes prallen die unterschiedlichen Positionen aufeinander. Während der Vertreter der Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) mit seinem Plädoyer für die rote Fahne allein bleibt und die Mehrheitssozialdemokraten von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) den Entwurf verteidigen, treten die Vertreter der neu gebildeten Deutschen Volkspartei (DVP) und der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), deren Vorläufer die Eliten des Kaiserreiches repräsentierten, für die Beibehaltung von Schwarz-Weiß-Rot ein und begründen dies mit zwei Argumenten: Zum einen sei die geplante Beseitigung von Schwarz-Weiß-Rot ein Verstoß gegen die „nationale Würde“, weil das deutsche Volk unter diesen Farben einen „großartigen Aufschwung“ erlebt habe. Zum anderen nehmen sie darauf Bezug, dass Schifffahrts- und Handelskreise auf die schlechte Sichtbarkeit von Schwarz-Rot-Gold auf See hingewiesen hätten. Diese fadenscheinige Argumentation wird ergänzt durch den Hamburger Senator Edmund Sthamer, der im Namen der drei Hansestädte die Befürchtung äußert, dass ein Flaggenwechsel das Ansehen, das sich die deutsche Schifffahrt erworben habe, gefährden und so den wirtschaftlichen Wiederaufbau beeinträchtigen könnte. Der Abgeordnete Bruno Ablaß von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) schlägt daraufhin als Kompromiss vor, Schwarz-Weiß-Rot neben der schwarz-rot-goldenen Nationalfahne als Schifffahrts-, Marine- und Kolonialflagge beizubehalten. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
Mit Eugen Leviné wird einer der Führer der "Münchner Räterepublik" wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. <br> | Mit Eugen Leviné wird einer der Führer der "Münchner Räterepublik" wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|04.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|04.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
− | [[Datei:Deutschland. | + | [[Datei:Deutschland.png|thumb|150px]] Die beiden Abgeordneten der Nationalversammlung Hermann Molkenbuhr und Max Quarck von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) stellen in der Nationalversammlung folgenden Kompromissantrag: „Die Reichsfarben sind schwarz-rot-gold. Die Handelsflagge wird durch Reichsgesetz bestimmt.“ Mit der Einführung der Farben "Schwarz-Rot-Gold" steht die junge deutsche Demokratie vor massiven innerstaatlichen Problemen, da ein großer Teil der Parteien diese Farben ablehnt. Zu den Befürwortern gehören die linksliberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), für ein schlichtes Rot sprechen sich die kommunistische Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) und für die Beibehaltung der alten Reichsfarben die nationalliberale Deutsche Volkspartei (DVP), die Zentrumspartei (Z) und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) aus. Damit haben die Gegner dieser Farben im Reichstag die politische Mehrheit. Erst der Hinweis eines Gesandten Deutschösterreichs, dass in seiner Heimat mit der Beibehaltung der alten Farben Schwarz-Weiß-Rot ein Festhalten an der kleindeutschen, aber die Annahme der Farben Schwarz-Rot-Gold dort für die Vollendung der großdeutschen Idee steht, wird für "Schwarz-Rot-Gold" eine Probeabstimmung vorgenommen. Das Ergebnis ist: 23 Abgeordnete sind für und 19 Abgeordnete gegen die Annahme der Farbreihenfolge. Um die Konservativen, Nationalliberalen und Deutschnationalen versöhnlich zu stimmen, schläg das Zentrum schließlich einen Kompromiss vor: ''Die Reichsfarben sind Schwarz-Rot-Gold, die Handelsflagge ist Schwarz-Weiß-Rot mit den Reichsfarben in der inneren oberen Ecke.'' In der reichsdeutschen Nationalversammlung kommt es schließlich zur Abstimmung zur Gestaltung der Reichsflagge: <br> |
* Die radikale Linke unterstützt den Vorschlag der USDP, dass die Reichsfarbe Rot sei. | * Die radikale Linke unterstützt den Vorschlag der USDP, dass die Reichsfarbe Rot sei. | ||
* Für den Antrag der Deutschnationalen und der Nationalliberalen, die bisherigen Reichsfarben beizubehalten stimmen beide Fraktionen sowie die Mehrheit der Linksliberalen und eine Minderheit des Zentrums. | * Für den Antrag der Deutschnationalen und der Nationalliberalen, die bisherigen Reichsfarben beizubehalten stimmen beide Fraktionen sowie die Mehrheit der Linksliberalen und eine Minderheit des Zentrums. | ||
* Für den vom Zentrum ausformulierten Kompromiss votieren schließlich 211 Abgeordnete, 90 lehnten diesen ab. Hinzu kommt eine Enthaltung. Jedoch fehlt in dieser entscheidenden Sitzung der Nationalversammlung rund ein Drittel der Delegierten und der so angenommene Art. 3 der Weimarer Reichsverfassung erreicht nicht die erforderliche Mehrheit der Abgeordneten. <br> | * Für den vom Zentrum ausformulierten Kompromiss votieren schließlich 211 Abgeordnete, 90 lehnten diesen ab. Hinzu kommt eine Enthaltung. Jedoch fehlt in dieser entscheidenden Sitzung der Nationalversammlung rund ein Drittel der Delegierten und der so angenommene Art. 3 der Weimarer Reichsverfassung erreicht nicht die erforderliche Mehrheit der Abgeordneten. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]]''' <br> |
Der am Vortag zum Tode verurteilte Führer der "Münchner Räterepublik", Eugen Leviné, wird hingerichtet. <br> | Der am Vortag zum Tode verurteilte Führer der "Münchner Räterepublik", Eugen Leviné, wird hingerichtet. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|05.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|05.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Weimar-Eisenach.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freier Volkstaat Sachsen-Weimar-Eisenach]]''' <br> |
Der Landtag des Freien Volksstaates Sachsen-Weimar-Eisenach ratifiziert den Thüringischen Gemeinschaftsvertrag mit 33 gegen 8 Stimmen. <br> | Der Landtag des Freien Volksstaates Sachsen-Weimar-Eisenach ratifiziert den Thüringischen Gemeinschaftsvertrag mit 33 gegen 8 Stimmen. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|06.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|06.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Sachsen-Altenburg.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freistaat Sachsen-Altenburg]]''' <br> |
Der Landtag von Sachsen-Altenburg ratifiziert den Gemeinschaftsvertrag zur Errichtung eines zukünftigen Staates Thüringen mit 27 gegen 8 Stimmen. <br> | Der Landtag von Sachsen-Altenburg ratifiziert den Gemeinschaftsvertrag zur Errichtung eines zukünftigen Staates Thüringen mit 27 gegen 8 Stimmen. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Schwarzburg-Sondershausen.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Freistaat Schwarzburg-Sondershausen]]''' <br> |
Der Landtag von Schwarzburg-Sondershausen ratifiziert einstimmig den Gemeinschaftsvertrag zur Gründung des Landes Thüringen. <br> | Der Landtag von Schwarzburg-Sondershausen ratifiziert einstimmig den Gemeinschaftsvertrag zur Gründung des Landes Thüringen. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Deutschland.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Land Thüringen 1919|Volksstaat Reuß]]''' <br> |
Der Volksrat des vereinigten Volksstaates Reuß ratifiziert den Gemeinschaftsvertrag zur Gründung des Landes Thüringen. <br> | Der Volksrat des vereinigten Volksstaates Reuß ratifiziert den Gemeinschaftsvertrag zur Gründung des Landes Thüringen. <br> | ||
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− | |<center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | |<center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Die Reichsregierung hebt den Belagerungszustand in Braunschweig auf; den Landesarbeiterrat hatte sie bereits vorgestern wieder zugelassen. <br> | Die Reichsregierung hebt den Belagerungszustand in Braunschweig auf; den Landesarbeiterrat hatte sie bereits vorgestern wieder zugelassen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|07.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|07.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Aufgrund des massiven Protestes der Bevölkerung, vieler Verbände und der gesamten Stadtverwaltung müssen die Putschisten und Gründer der "Rheinischen Republik" um ihren "Präsidenten" Hans Adam Dorten nach einer Woche den Putsch als gescheitert ansehen. Die im Vorfeld angekündigte Unterstützung gibt die französische Besatzungsmacht zugunsten einer strikten Neutralität auf. Dadurch haben die Gründer der "Rheinischen Republik" keine Möglichkeit mehr, sich gegen Stadt und Bürger durchzusetzen. Massiver Widerstand durch die Stadtverwaltung und die Bevölkerung verhindert die Etablierung einer Regierung. Gegen Dorten wird ein Haftbefehl wegen Landesverrats erlassen, der aber im von Frankreich besetzten Gebiet nicht vollstreckt werden kann. <br> | Aufgrund des massiven Protestes der Bevölkerung, vieler Verbände und der gesamten Stadtverwaltung müssen die Putschisten und Gründer der "Rheinischen Republik" um ihren "Präsidenten" Hans Adam Dorten nach einer Woche den Putsch als gescheitert ansehen. Die im Vorfeld angekündigte Unterstützung gibt die französische Besatzungsmacht zugunsten einer strikten Neutralität auf. Dadurch haben die Gründer der "Rheinischen Republik" keine Möglichkeit mehr, sich gegen Stadt und Bürger durchzusetzen. Massiver Widerstand durch die Stadtverwaltung und die Bevölkerung verhindert die Etablierung einer Regierung. Gegen Dorten wird ein Haftbefehl wegen Landesverrats erlassen, der aber im von Frankreich besetzten Gebiet nicht vollstreckt werden kann. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|10.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|10.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] [[Datei:Bayern.png|70px]] [[Datei:Sachsen 1918-1919.png|70px]] [[Datei:Württemberg 1816-1945.png|70px]] [[Datei:Baden.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]] / [[Freistaat Bayern 1919|Freistaat Bayern]] / [[Freistaat Sachsen 1919|Freistaat Sachsen]] / [[Freier Volksstaat Württemberg 1919|Freier Volksstaat Württemberg]] / [[Freistaat Baden 1919|Freistaat Baden]]''' <br> |
In der "Weimarer Vereinbarung" verzichten Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden auf militärische Reservatrechte. Das bedeutet, dass die großen Teilstaaten des Reiches ihre Vorherrschaft über die kleineren Staaten aufgeben. <br> | In der "Weimarer Vereinbarung" verzichten Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden auf militärische Reservatrechte. Das bedeutet, dass die großen Teilstaaten des Reiches ihre Vorherrschaft über die kleineren Staaten aufgeben. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|12.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|12.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Der Ministerpräsident von Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) erbittet von der Reichsregierung die Erlaubnis, den Belagerungszustand verhängen zu dürfen, um einen angeblich drohenden kommunistischen Aufstand bekämpfen zu können. <br> | Der Ministerpräsident von Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) erbittet von der Reichsregierung die Erlaubnis, den Belagerungszustand verhängen zu dürfen, um einen angeblich drohenden kommunistischen Aufstand bekämpfen zu können. <br> | ||
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− | | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Die Universität von Köln, die 1798 von den Franzosen während der Napoleonischen Kriege geschlossen wurde, wird wieder eröffnet; dies geht auf eine Initiative des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer zurück. <br> | Die Universität von Köln, die 1798 von den Franzosen während der Napoleonischen Kriege geschlossen wurde, wird wieder eröffnet; dies geht auf eine Initiative des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer zurück. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|16.06.1919]]''' <br> [[Datei:USA 1912-1959. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|16.06.1919]]''' <br> [[Datei:USA 1912-1959.png|70px]] [[Datei:Belgien.png|70px]] [[Datei:Bolivien.png|70px]] [[Datei:Brasilien 1889-1960.png|70px]] [[Datei:Großbritannien.png|70px]] [[Datei:Australien.png|70px]] [[Datei:Südafrikanische Union 1912-1928.png|70px]] [[Datei:Neuseeland.png|70px]] [[Datei:Indien.png|70px]] [[Datei:China 1917-1928.png|70px]] [[Datei:Kuba.png|70px]] [[Datei:Ecuador.png|70px]] [[Datei:Frankreich.png|70px]] [[Datei:Griechenland 1822-1924.png|70px]] [[Datei:Guatemala 1900-1968.png|70px]] [[Datei:Haiti 1806-1964.png|70px]] [[Datei:Hedschas 1917-1926.png|70px]] [[Datei:Honduras 1838-1949.png|70px]] [[Datei:Italien 1861-1946.png|70px]] [[Datei:Japan 1889-1945.png|70px]] [[Datei:Liberia.png|70px]] [[Datei:Nicaragua 1857-1971.png|70px]] [[Datei:Panama.png|70px]] [[Datei:Peru.png|70px]] [[Datei:Polen 1918-1919.png|70px]] [[Datei:Portugal.jpg|70px]] [[Datei:Rumänien 1866-1948.png|70px]] [[Datei:Serbien 1882-1918.png|70px]] [[Datei:Thailand.png|70px]] [[Datei:Tschecho-Slowakei.png|70px]] [[Datei:Uruguay.png|70px]] [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || '''[[Vereinigte Staaten von Amerika 1919|Vereinigte Staaten von Amerika]] / [[Königreich Belgien 1919|Königreich Belgien]] / [[Republik Bolivien 1919|Republik Bolivien]] / [[Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien 1919|Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien]] / [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland 1919|Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]] / [[Dominion Kanada 1919|Dominion Kanada]] / [[Australischer Bund 1919|Australischer Bund]] / [[Südafrikanische Union 1919|Südafrikanische Union]] / [[Dominion Neuseeland 1919|Dominion Neuseeland]] / [[Kaiserreich Indien 1919|Kaiserreich Indien]] / [[Republik China 1919|Republik China]] / [[Republik Kuba 1919|Republik Kuba]] / [[Republik Ecuador 1919|Republik Ecuador]] / [[Französische Republik 1919|Französische Republik]] / [[Republik Guatemala 1919|Republik Guatemala]] / [[Republik Haiti 1919|Republik Haiti]] / [[Königreich Hedschas 1919|Königreich Hedschas]] / [[Republik Honduras 1919|Republik Honduras]] / [[Königreich Italien 1919|Königreich Italien]] / [[Kaiserreich Großjapan 1919|Kaiserreich Großjapan]] / [[Republik Liberia 1919|Republik Liberia]] / [[Republik Nicaragua 1919|Republik Nicaragua]] / [[Republik Panama 1919|Republik Panama]] / [[Peruvianische Republik 1919|Peruvianische Republik]] / [[Republik Polen 1919|Republik Polen]] / [[Portugiesische Republik 1919|Portugiesische Republik]] / [[Königreich Rumänien 1919|Königreich Rumänien]] / [[Staat der Slowenen, Kroaten und Serben 1919|Staat der Slowenen, Kroaten und Serben]] / [[Königreich Siam 1919|Königreich Siam]] / [[Tschecho-Slowakische Republik 1919|Tschecho-Slowakische Republik]] / [[Staat östlich des Uruguay 1919|Staat östlich des Uruguay]] / [[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Fünf Wochen nach Vorlage des ersten Vertragsentwurfes der Siegermächte, der von der deutschen Delegation unter dem Drängen auf Milderung der Bestimmungen zurückgewiesen wurde, wird der deutschen Delegation unter Hermann Müller eine Nachbesserung vorgelegt, die eine Volksabstimmung über den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland vorsieht. Die Siegermächte lassen weitere Nachbesserungen nicht zu und verlangen ultimativ die Unterschrift. Andernfalls würden sie ihre Truppen nach Deutschland einrücken lassen. Hierfür hat Marschall Ferdinand Foch einen Plan ausgearbeitet: Vom bereits besetzten Rheinland aus sollen die Truppen der Entente entlang des Mains nach Osten vorrücken, um auf kürzestem Wege die tschechische Grenze zu erreichen und so Nord- und Süddeutschland voneinander zu trennen. In Kreisen um den Oberpräsidenten von Ostpreußen, Adolf von Batocki, den Sozialdemokraten August Winnig und General Otto von Below werden Pläne entwickelt, die Friedensbedingungen rundweg abzulehnen und Westdeutschland den einrückenden Truppen der Siegermächte kampflos zu überlassen. In Ostmitteleuropa, wo die Reichswehr noch verhältnismäßig stark ist, soll dann ein Oststaat als Widerstandszentrum gegen die Entente gegründet werden. Die Reichsregierung erreicht einen Aufschub von zwei Tagen. <br> | Fünf Wochen nach Vorlage des ersten Vertragsentwurfes der Siegermächte, der von der deutschen Delegation unter dem Drängen auf Milderung der Bestimmungen zurückgewiesen wurde, wird der deutschen Delegation unter Hermann Müller eine Nachbesserung vorgelegt, die eine Volksabstimmung über den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland vorsieht. Die Siegermächte lassen weitere Nachbesserungen nicht zu und verlangen ultimativ die Unterschrift. Andernfalls würden sie ihre Truppen nach Deutschland einrücken lassen. Hierfür hat Marschall Ferdinand Foch einen Plan ausgearbeitet: Vom bereits besetzten Rheinland aus sollen die Truppen der Entente entlang des Mains nach Osten vorrücken, um auf kürzestem Wege die tschechische Grenze zu erreichen und so Nord- und Süddeutschland voneinander zu trennen. In Kreisen um den Oberpräsidenten von Ostpreußen, Adolf von Batocki, den Sozialdemokraten August Winnig und General Otto von Below werden Pläne entwickelt, die Friedensbedingungen rundweg abzulehnen und Westdeutschland den einrückenden Truppen der Siegermächte kampflos zu überlassen. In Ostmitteleuropa, wo die Reichswehr noch verhältnismäßig stark ist, soll dann ein Oststaat als Widerstandszentrum gegen die Entente gegründet werden. Die Reichsregierung erreicht einen Aufschub von zwei Tagen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|17.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|17.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Oldenburg.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Oldenburg 1919|Freistaat Oldenburg]]''' <br> |
Im Freistaat Oldenburg wird die "Verfassung für den Freistaat Oldenburg" durch die Landesversammlung verabschiedet. <br> | Im Freistaat Oldenburg wird die "Verfassung für den Freistaat Oldenburg" durch die Landesversammlung verabschiedet. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|19.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|19.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Im Braunschweiger Landtag stellen Abgeordnete der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) Misstrauensanträge gegen den Ministerpräsidenten Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die vom Landtag abgelehnt werden. Abgeordnete der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) stellen gegen die Minister August Junke und Gustav Gerecke von der USPD Misstrauensanträge, die trotz Enthaltung der SPD-Abgeordneten angenommen werden. Für eine Übergangszeit besitzt Braunschweig nun keine Minister für Recht, für Schule und für Ernährung, Handel und Verkehr. Die USPD ist insgesamt nicht mehr Regierungspartei in Braunschweig. Die Regierung bilden nunmehr SPD und DDP unter Duldung des Braunschweigische Landeswahlverband, da die beiden Parteien gemeinsam nur auf 30 von 60 Sitzen im Parlament kommen. <br> | Im Braunschweiger Landtag stellen Abgeordnete der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) Misstrauensanträge gegen den Ministerpräsidenten Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die vom Landtag abgelehnt werden. Abgeordnete der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) stellen gegen die Minister August Junke und Gustav Gerecke von der USPD Misstrauensanträge, die trotz Enthaltung der SPD-Abgeordneten angenommen werden. Für eine Übergangszeit besitzt Braunschweig nun keine Minister für Recht, für Schule und für Ernährung, Handel und Verkehr. Die USPD ist insgesamt nicht mehr Regierungspartei in Braunschweig. Die Regierung bilden nunmehr SPD und DDP unter Duldung des Braunschweigische Landeswahlverband, da die beiden Parteien gemeinsam nur auf 30 von 60 Sitzen im Parlament kommen. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|20.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|20.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </center> || [[Datei:Philipp Scheidemann.jpg|thumb|150px|''Der erste Regierungschef des Deutschen Reiches tritt aus Protest zurück'']] '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Aus Protest gegen die Unterzeichnung der Pariser Verträge tritt der Präsident der Reichsregierung Philipp Scheidemann nach 223 Tagen von seinem Amt zurück. Mit ihm zusammen verlassen folgende Minister die Regierung: <br> | Aus Protest gegen die Unterzeichnung der Pariser Verträge tritt der Präsident der Reichsregierung Philipp Scheidemann nach 223 Tagen von seinem Amt zurück. Mit ihm zusammen verlassen folgende Minister die Regierung: <br> | ||
* Dr. Otto Landsberg, SPD, Reichsjustizminister, nach 223 Tagen im Amt | * Dr. Otto Landsberg, SPD, Reichsjustizminister, nach 223 Tagen im Amt | ||
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* Dr. Georg Gothein, DDP, Reichsschatzminister, nach 127 Tagen im Amt | * Dr. Georg Gothein, DDP, Reichsschatzminister, nach 127 Tagen im Amt | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|21.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|21.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | [[Datei:Friedrich Ebert.jpg|thumb|150px|left|''Reichspräsident Friedrich Ebert ernennt das Kabinett Bauer'']] [[Datei:Gustav Bauer.jpg|thumb|150px|''Gustav Bauer wird neuer Präsident der Reichsregierung'']] '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Der bisherige Arbeitsminister Gustav Bauer wird zum neuen Präsidenten der Reichsregierung gewählt. Mit 259 Tagen im Amt als Staatssekretär des Reichsarbeitsministeriums und als Reichsarbeitsminister ist er der Mann mit der derzeit größten Regierungserfahrung im Deutschen Reich. Gustav Bauer gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. Für den ebenfalls am Vortag zurückgetretenen Außenminister Ulrich von Brockdorff-Rantzau wird Hermann Müller neuer Reichsminister des Auswärtigen. Müller war vom 20. Dezember 1918 bis zum 4.Februar 1919, 46 Tage lang, Co-Vorsitzender des Zentralrates der Deutschen Sozialistischen Republik und Leiter der Friedensdelegation des Deutschen Reiches bei der Unterzeichnung der Pariser Friedensverträge. Der Präsident der Reichsregierung bildet eine neue Reichsregierung aus Sozialdemokraten und Zentrum. <br> | Der bisherige Arbeitsminister Gustav Bauer wird zum neuen Präsidenten der Reichsregierung gewählt. Mit 259 Tagen im Amt als Staatssekretär des Reichsarbeitsministeriums und als Reichsarbeitsminister ist er der Mann mit der derzeit größten Regierungserfahrung im Deutschen Reich. Gustav Bauer gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. Für den ebenfalls am Vortag zurückgetretenen Außenminister Ulrich von Brockdorff-Rantzau wird Hermann Müller neuer Reichsminister des Auswärtigen. Müller war vom 20. Dezember 1918 bis zum 4.Februar 1919, 46 Tage lang, Co-Vorsitzender des Zentralrates der Deutschen Sozialistischen Republik und Leiter der Friedensdelegation des Deutschen Reiches bei der Unterzeichnung der Pariser Friedensverträge. Der Präsident der Reichsregierung bildet eine neue Reichsregierung aus Sozialdemokraten und Zentrum. <br> | ||
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| colspan="9" align="center" | <center>'''Die aktuelle Regierung des Deutschen Reiches''' </center> | | colspan="9" align="center" | <center>'''Die aktuelle Regierung des Deutschen Reiches''' </center> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|21.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|21.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Großbritannien.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland 1919|Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]]''' <br> |
[[Datei:Ludwig von Reuter.jpg|thumb|150px|''Konteradmiral Ludwig von Reuter'']] Die in der Bucht von Scapa Flow auf den zu Schottland gehörenden Orkney-Inseln internierte deutsche Kriegsflotte wird auf Befehl des deutschen Konteradmirals Ludwig von Reuter von der eigenen Besatzung versenkt. Konteradmiral von Reuter vermutet, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag von Versailles nicht annehmen und deshalb am nächsten Tag wieder Kriegszustand herrschen würde. Die deutsche Flotte soll den Briten nicht in die Hände fallen. Mit wenigen Ausnahmen versinken die meisten der 74 deutschen Schiffe. Konteradmiral von Reuter lässt per Flaggensignal der in Scapa Flow ankernden Flotte den Befehl „Paragraph Elf. Bestätigen.“ übermitteln, ein zuvor von den Offizieren in Anlehnung an Paragraph 11 „Es wird fortgesoffen!“ des Biercomments der Studentenverbindungen vereinbartes Codewort, um eine Beschlagnahme der Flotte durch die Siegermächte zu verhindern. Die Vorbereitungen zur Selbstversenkung sind bereits vorher getroffen worden, ohne dass die britischen Bewacher es bemerkten. Auf von Reuters Befehl versenken sich innerhalb weniger Stunden zehn Großlinienschiffe, fünf Große Kreuzer, fünf Kleine Kreuzer und 32 Torpedoboote. Lediglich das Großlinienschiff SMS BADEN, die drei Kleinen Kreuzer EMDEN, SMS NÜRNBERG und SMS FRANKFURT, der Minenkreuzer SMS BREMSE sowie vierzehn Torpedoboote können durch das Eingreifen britischer Seeleute an der Selbstversenkung gehindert und in seichtes Wasser geschleppt werden. Nur vier Torpedoboote blieben schwimmfähig. Neun deutsche Seeleute verlieren ihr Leben; sie fallen entweder im Handgemenge mit britischen Marinesoldaten (wie der Kommandant der SMS MARKGRAF, der auf seinem Schiff erschossen wird) oder werden in ihren Rettungsbooten erschossen. Es sind die letzten deutschen Kriegstoten des Ersten Weltkriegs. Von Reuter und die verbliebenen 1.773 Offiziere und Mannschaften der Rumpfbesatzungen werden in England als Kriegsgefangene interniert. In Deutschland wird von Reuter als Held gefeiert, der die Ehre der deutschen Flotte gerettet hat. <br> | [[Datei:Ludwig von Reuter.jpg|thumb|150px|''Konteradmiral Ludwig von Reuter'']] Die in der Bucht von Scapa Flow auf den zu Schottland gehörenden Orkney-Inseln internierte deutsche Kriegsflotte wird auf Befehl des deutschen Konteradmirals Ludwig von Reuter von der eigenen Besatzung versenkt. Konteradmiral von Reuter vermutet, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag von Versailles nicht annehmen und deshalb am nächsten Tag wieder Kriegszustand herrschen würde. Die deutsche Flotte soll den Briten nicht in die Hände fallen. Mit wenigen Ausnahmen versinken die meisten der 74 deutschen Schiffe. Konteradmiral von Reuter lässt per Flaggensignal der in Scapa Flow ankernden Flotte den Befehl „Paragraph Elf. Bestätigen.“ übermitteln, ein zuvor von den Offizieren in Anlehnung an Paragraph 11 „Es wird fortgesoffen!“ des Biercomments der Studentenverbindungen vereinbartes Codewort, um eine Beschlagnahme der Flotte durch die Siegermächte zu verhindern. Die Vorbereitungen zur Selbstversenkung sind bereits vorher getroffen worden, ohne dass die britischen Bewacher es bemerkten. Auf von Reuters Befehl versenken sich innerhalb weniger Stunden zehn Großlinienschiffe, fünf Große Kreuzer, fünf Kleine Kreuzer und 32 Torpedoboote. Lediglich das Großlinienschiff SMS BADEN, die drei Kleinen Kreuzer EMDEN, SMS NÜRNBERG und SMS FRANKFURT, der Minenkreuzer SMS BREMSE sowie vierzehn Torpedoboote können durch das Eingreifen britischer Seeleute an der Selbstversenkung gehindert und in seichtes Wasser geschleppt werden. Nur vier Torpedoboote blieben schwimmfähig. Neun deutsche Seeleute verlieren ihr Leben; sie fallen entweder im Handgemenge mit britischen Marinesoldaten (wie der Kommandant der SMS MARKGRAF, der auf seinem Schiff erschossen wird) oder werden in ihren Rettungsbooten erschossen. Es sind die letzten deutschen Kriegstoten des Ersten Weltkriegs. Von Reuter und die verbliebenen 1.773 Offiziere und Mannschaften der Rumpfbesatzungen werden in England als Kriegsgefangene interniert. In Deutschland wird von Reuter als Held gefeiert, der die Ehre der deutschen Flotte gerettet hat. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Baden.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Baden 1919|Freistaat Baden]]''' <br> |
Aus Protest gegen die Verteuerung von Lebensmitteln werden in Mannheim Geschäfte gestürmt und geplündert. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei werden elf Demonstranten getötet. <br> | Aus Protest gegen die Verteuerung von Lebensmitteln werden in Mannheim Geschäfte gestürmt und geplündert. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei werden elf Demonstranten getötet. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Oldenburg.png|70px]] </Center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Oldenburg 1919|Freistaat Oldenburg]]''' <br> |
[[Datei:Theodor Tantzen jun.jpg|thumb|150px|''Theodor Tanzen jun. (DDP), der neue Ministerpräsident von Oldenburg'']] Theodor (Johann) Tantzen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in Oldenburg, bisher Mitglied im dortigen Landesdirektorium, wird von der Landesversammlung des 1. Landtages des Freistaats Oldenburg mit der Bildung eines Ministeriums aus Liberalen, Sozialdemokraten und dem Zentrum beauftragt: <br> | [[Datei:Theodor Tantzen jun.jpg|thumb|150px|''Theodor Tanzen jun. (DDP), der neue Ministerpräsident von Oldenburg'']] Theodor (Johann) Tantzen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in Oldenburg, bisher Mitglied im dortigen Landesdirektorium, wird von der Landesversammlung des 1. Landtages des Freistaats Oldenburg mit der Bildung eines Ministeriums aus Liberalen, Sozialdemokraten und dem Zentrum beauftragt: <br> | ||
* '''Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen und für Inneres:''' Theodor (Johann) Tantzen, Deutsche Demokratische Partei (DDP) | * '''Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen und für Inneres:''' Theodor (Johann) Tantzen, Deutsche Demokratische Partei (DDP) | ||
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Der neue Ministerpräsident Theodor Tantzen besuchte die Volksschule und wurde Landwirt. 1895-1896 war er Soldat beim 13. Jäger-Bataillon in Dresden, seit 1905 Mitglied der Selbstverwaltungskörperschaften, bis 1915 Mitglied der Landwirtschaftskammer und seit 1910 Mitglied des Oldenburgischen Landtages, seit 10. November im Landesdirektorium. Bereits 1897 trat er in die Freisinnige Volkspartei ein, die 1910 in die Fortschrittliche Volkspartei umgewandelt wurde. 1911 wurde er in ihren Vorstand gewählt und noch im selben Jahr Landtagsabgeordneter. Er ist Befürworter des Freihandels und gegen eine Schutzzollpolitik; außerdem setzt er sich für Reformen im Schulwesen ein. Er befürwortet eine generelle Demokratisierung und Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie. 1916 wurde er von seiner Partei zum Vorsitzenden des Bezirks Oldenburg/Ostfriesland gewählt. Durch Kriegserfahrungen in Polen wandelte er sich zum Pazifisten. In der Novemberrevolution 1918 spielte er eine entscheidende Rolle und wurde Mitglied im so genannten Direktorium, dem er als Mitglied (Minister) angehörte. <br> | Der neue Ministerpräsident Theodor Tantzen besuchte die Volksschule und wurde Landwirt. 1895-1896 war er Soldat beim 13. Jäger-Bataillon in Dresden, seit 1905 Mitglied der Selbstverwaltungskörperschaften, bis 1915 Mitglied der Landwirtschaftskammer und seit 1910 Mitglied des Oldenburgischen Landtages, seit 10. November im Landesdirektorium. Bereits 1897 trat er in die Freisinnige Volkspartei ein, die 1910 in die Fortschrittliche Volkspartei umgewandelt wurde. 1911 wurde er in ihren Vorstand gewählt und noch im selben Jahr Landtagsabgeordneter. Er ist Befürworter des Freihandels und gegen eine Schutzzollpolitik; außerdem setzt er sich für Reformen im Schulwesen ein. Er befürwortet eine generelle Demokratisierung und Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie. 1916 wurde er von seiner Partei zum Vorsitzenden des Bezirks Oldenburg/Ostfriesland gewählt. Durch Kriegserfahrungen in Polen wandelte er sich zum Pazifisten. In der Novemberrevolution 1918 spielte er eine entscheidende Rolle und wurde Mitglied im so genannten Direktorium, dem er als Mitglied (Minister) angehörte. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|22.06.1919]] <br> [[Datei:USA 1912-1959. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|22.06.1919]] <br> [[Datei:USA 1912-1959.png|70px]] [[Datei:Belgien.png|70px]] [[Datei:Bolivien.png|70px]] [[Datei:Brasilien 1889-1960.png|70px]] [[Datei:Großbritannien.png|70px]] [[Datei:Australien.png|70px]] [[Datei:Südafrikanische Union 1912-1928.png|70px]] [[Datei:Neuseeland.png|70px]] [[Datei:Indien.png|70px]] [[Datei:China 1917-1928.png|70px]] [[Datei:Kuba.png|70px]] [[Datei:Ecuador.png|70px]] [[Datei:Frankreich.png|70px]] [[Datei:Griechenland 1822-1924.png|70px]] [[Datei:Guatemala 1900-1968.png|70px]] [[Datei:Haiti 1806-1964.png|70px]] [[Datei:Hedschas 1917-1926.png|70px]] [[Datei:Honduras 1838-1949.png|70px]] [[Datei:Italien 1861-1946.png|70px]] [[Datei:Japan 1889-1945.png|70px]] [[Datei:Liberia.png|70px]] [[Datei:Nicaragua 1857-1971.png|70px]] [[Datei:Panama.png|70px]] [[Datei:Peru.png|70px]] [[Datei:Polen 1918-1919.png|70px]] [[Datei:Portugal.jpg|70px]] [[Datei:Rumänien 1866-1948.png|70px]] [[Datei:Serbien 1882-1918.png|70px]] [[Datei:Thailand.png|70px]] [[Datei:Tschecho-Slowakei.png|70px]] [[Datei:Uruguay.png|70px]] [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || '''[[Vereinigte Staaten von Amerika 1919|Vereinigte Staaten von Amerika]] / [[Königreich Belgien 1919|Königreich Belgien]] / [[Republik Bolivien 1919|Republik Bolivien]] / [[Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien 1919|Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien]] / [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland 1919|Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]] / [[Dominion Kanada 1919|Dominion Kanada]] / [[Australischer Bund 1919|Australischer Bund]] / [[Südafrikanische Union 1919|Südafrikanische Union]] / [[Dominion Neuseeland 1919|Dominion Neuseeland]] / [[Kaiserreich Indien 1919|Kaiserreich Indien]] / [[Republik China 1919|Republik China]] / [[Republik Kuba 1919|Republik Kuba]] / [[Republik Ecuador 1919|Republik Ecuador]] / [[Französische Republik 1919|Französische Republik]] / [[Republik Guatemala 1919|Republik Guatemala]] / [[Republik Haiti 1919|Republik Haiti]] / [[Königreich Hedschas 1919|Königreich Hedschas]] / [[Republik Honduras 1919|Republik Honduras]] / [[Königreich Italien 1919|Königreich Italien]] / [[Kaiserreich Großjapan 1919|Kaiserreich Großjapan]] / [[Republik Liberia 1919|Republik Liberia]] / [[Republik Nicaragua 1919|Republik Nicaragua]] / [[Republik Panama 1919|Republik Panama]] / [[Peruvianische Republik 1919|Peruvianische Republik]] / [[Republik Polen 1919|Republik Polen]] / [[Portugiesische Republik 1919|Portugiesische Republik]] / [[Königreich Rumänien 1919|Königreich Rumänien]] / [[Staat der Slowenen, Kroaten und Serben 1919|Staat der Slowenen, Kroaten und Serben]] / [[Königreich Siam 1919|Königreich Siam]] / [[Tschecho-Slowakische Republik 1919|Tschecho-Slowakische Republik]] / [[Staat östlich des Uruguay 1919|Staat östlich des Uruguay]] / [[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
Die neue Reichsregierung erklärt sich mit Billigung der Nationalversammlung zur Annahme des Versailler Vertrages bereit, falls Deutschlands Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld gestrichen wird. Die Alliierten lehnen eine "bedingte Annahme" ab. Unter dem Druck des drohenden Einmarsches und der trotz Waffenstillstand fortbestehenden britischen Seeblockade, die eine dramatische Zuspitzung der Ernährungslage befürchten lässt, votiert die Deutsche Nationalversammlung mit 237 gegen 138 Stimmen für die Annahme des Friedensvertrages mit den Alliierten. Der am Vortag ins Amt gewählte Parteifreund des zurückgetretenen Philipp Scheidemann, der neue Präsident der Reichsregierung Gustav Bauer ruft in der Sitzung aus: ''Wir stehen hier aus Pflichtgefühl, in dem Bewußtsein, daß es unsere verdammte Schuldigkeit ist, zu retten zu suchen, was zu retten ist […]. Wenn die Regierung […] unter Vorbehalt unterzeichnet, so betont sie, daß sie der Gewalt weicht, in dem Entschluß, dem unsagbar leidenden deutschen Volke einen neuen Krieg, die Zerreißung seiner nationalen Einheit durch weitere Besetzung deutschen Gebietes, entsetzliche Hungersnot für Frauen und Kinder und unbarmherzige längere Zurückhaltung der Kriegsgefangenen zu ersparen.'' Verschiedene deutsche Militärstellen prüfen die Chance eines bewaffneten Kampfes gegen die Alliierten. <br> | Die neue Reichsregierung erklärt sich mit Billigung der Nationalversammlung zur Annahme des Versailler Vertrages bereit, falls Deutschlands Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld gestrichen wird. Die Alliierten lehnen eine "bedingte Annahme" ab. Unter dem Druck des drohenden Einmarsches und der trotz Waffenstillstand fortbestehenden britischen Seeblockade, die eine dramatische Zuspitzung der Ernährungslage befürchten lässt, votiert die Deutsche Nationalversammlung mit 237 gegen 138 Stimmen für die Annahme des Friedensvertrages mit den Alliierten. Der am Vortag ins Amt gewählte Parteifreund des zurückgetretenen Philipp Scheidemann, der neue Präsident der Reichsregierung Gustav Bauer ruft in der Sitzung aus: ''Wir stehen hier aus Pflichtgefühl, in dem Bewußtsein, daß es unsere verdammte Schuldigkeit ist, zu retten zu suchen, was zu retten ist […]. Wenn die Regierung […] unter Vorbehalt unterzeichnet, so betont sie, daß sie der Gewalt weicht, in dem Entschluß, dem unsagbar leidenden deutschen Volke einen neuen Krieg, die Zerreißung seiner nationalen Einheit durch weitere Besetzung deutschen Gebietes, entsetzliche Hungersnot für Frauen und Kinder und unbarmherzige längere Zurückhaltung der Kriegsgefangenen zu ersparen.'' Verschiedene deutsche Militärstellen prüfen die Chance eines bewaffneten Kampfes gegen die Alliierten. <br> | ||
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Aus Protest gegen die Überteuerung von Lebensmitteln werden seit gestern in Mannheim Geschäfte gestürmt. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei werden elf Demonstranten getötet. <br> | Aus Protest gegen die Überteuerung von Lebensmitteln werden seit gestern in Mannheim Geschäfte gestürmt. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei werden elf Demonstranten getötet. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|23.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|23.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
In Deutschland fürchtet man die Folgen einer militärischen Intervention der Siegermächte. Aus diesem Grund sieht sich die mehrheitlich sozialdemokratische Reichsregierung zur Annahme des Versailler Vertrages gezwungen. <br> | In Deutschland fürchtet man die Folgen einer militärischen Intervention der Siegermächte. Aus diesem Grund sieht sich die mehrheitlich sozialdemokratische Reichsregierung zur Annahme des Versailler Vertrages gezwungen. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Hamburg.png|70px]] </center> ||style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie und Hansestadt Hamburg 1919|Freie und Hansestadt Hamburg]]''' <br> |
Verdorbene Ware der Heilschen Fleischkonservenfabrik löst in Hamburg die "Sülzeunruhen" aus. <br> | Verdorbene Ware der Heilschen Fleischkonservenfabrik löst in Hamburg die "Sülzeunruhen" aus. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|25.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 06.1919|25.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
* Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg tritt von der Leitung der Obersten Heeresleitung (OHL) zurück, die daraufhin aufgelöst wird. <br> | * Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg tritt von der Leitung der Obersten Heeresleitung (OHL) zurück, die daraufhin aufgelöst wird. <br> | ||
* Der deutsche Testpilot Emil Monz führt den Erstflug mit einer Junkers F 13, des weltweit ersten Passagierflugzeuges, durch. Monz war im Ersten Weltkrieg als Aufklärungsflieger eingesetzt und fand nach Kriegsende eine Anstellung als Pilot bei Junkers & Co. Seit Mai ist er im Besitz der Luftverkehrszulassungsbescheinigung und flog seither die Route Dessau-Weimar. <br> | * Der deutsche Testpilot Emil Monz führt den Erstflug mit einer Junkers F 13, des weltweit ersten Passagierflugzeuges, durch. Monz war im Ersten Weltkrieg als Aufklärungsflieger eingesetzt und fand nach Kriegsende eine Anstellung als Pilot bei Junkers & Co. Seit Mai ist er im Besitz der Luftverkehrszulassungsbescheinigung und flog seither die Route Dessau-Weimar. <br> | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Hamburg.png|70px]] [[Datei:Preußen 1863-1922.png|70px]] </center> ||style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie und Hansestadt Hamburg 1919|Freie und Hansestadt Hamburg]] / [[Freistaat Preußen 1919|Freistaat Preußen]]''' <br> |
Der Feuerwehr-Kommandant von Groß-Hamburg Walther Lamp'l von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) lässt wegen der nicht nachlassenden "Sülzeunruhen" in Hamburg den Belagerungszustand verkünden und erbittet vom zuständigen Reichswehrkommando Stettin, Truppen zur Verfügung zu stellen. Die Aufständischen stürmen Rathaus, Stadthaus, Untersuchungsgefängnis und Strafjustizgebäude. <br> | Der Feuerwehr-Kommandant von Groß-Hamburg Walther Lamp'l von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) lässt wegen der nicht nachlassenden "Sülzeunruhen" in Hamburg den Belagerungszustand verkünden und erbittet vom zuständigen Reichswehrkommando Stettin, Truppen zur Verfügung zu stellen. Die Aufständischen stürmen Rathaus, Stadthaus, Untersuchungsgefängnis und Strafjustizgebäude. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|26.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|26.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
In Braunschweig wird eine Minderheitsregierung aus Sozialdemokraten und Liberalen gebildet, die vom Braunschweiger Landeswahlverband geduldet wird. Die umgebildete 1. Regierung Jasper besteht aus folgenden Mitgliedern: <br> | In Braunschweig wird eine Minderheitsregierung aus Sozialdemokraten und Liberalen gebildet, die vom Braunschweiger Landeswahlverband geduldet wird. Die umgebildete 1. Regierung Jasper besteht aus folgenden Mitgliedern: <br> | ||
* '''Vorsitz (Ministerpräsident), Minister für Inneres und Kammern:''' Dr. Heinrich Jasper, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | * '''Vorsitz (Ministerpräsident), Minister für Inneres und Kammern:''' Dr. Heinrich Jasper, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | ||
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* '''Minister für Finanzen Ernst (Ludwig Emil) Bartels, parteilos | * '''Minister für Finanzen Ernst (Ludwig Emil) Bartels, parteilos | ||
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− | | style="color:blue;background-color:#eeffcc |<center>'''[[Chronik 06.1919|27.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc |<center>'''[[Chronik 06.1919|27.06.1919]] <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Hamburg.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc |'''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freie und Hansestadt Hamburg 1919|Freie und Hansestadt Hamburg]]''' <br> |
Nach vier Tagen kommen die "Sülzeunruhen" in Hamburg zur Ruhe, die begonnen hatten, als in Heilschen Fleischkonserven verdorbene Ware gefunden wurde. Die Aufständischen verlassen wieder Rathaus, Stadthaus, Untersuchungsgefängnis und Strafjustizgebäude. Dennoch sind seit dem Hilferuf des Feuerwehr-Kommandanten von Groß-Hamburg Reichswehreinheiten unter dem Kommando von General Lettow-Vorbeck nach Hamburg unterwegs. <br> | Nach vier Tagen kommen die "Sülzeunruhen" in Hamburg zur Ruhe, die begonnen hatten, als in Heilschen Fleischkonserven verdorbene Ware gefunden wurde. Die Aufständischen verlassen wieder Rathaus, Stadthaus, Untersuchungsgefängnis und Strafjustizgebäude. Dennoch sind seit dem Hilferuf des Feuerwehr-Kommandanten von Groß-Hamburg Reichswehreinheiten unter dem Kommando von General Lettow-Vorbeck nach Hamburg unterwegs. <br> | ||
[https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Lettow-Vorbeck Paul von Lettow-Vorbeck] | [https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Lettow-Vorbeck Paul von Lettow-Vorbeck] | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|28.06.1919]] <br> [[Datei:USA 1912-1959. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|28.06.1919]] <br> [[Datei:USA 1912-1959.png|70px]] [[Datei:Belgien.png|70px]] [[Datei:Bolivien.png|70px]] [[Datei:Brasilien 1889-1960.png|70px]] [[Datei:Großbritannien.png|70px]] [[Datei:Australien.png|70px]] [[Datei:Südafrikanische Union 1912-1928.png|70px]] [[Datei:Neuseeland.png|70px]] [[Datei:Indien.png|70px]] [[Datei:China 1917-1928.png|70px]] [[Datei:Kuba.png|70px]] [[Datei:Ecuador.png|70px]] [[Datei:Frankreich.png|70px]] [[Datei:Griechenland 1822-1924.png|70px]] [[Datei:Guatemala 1900-1968.png|70px]] [[Datei:Haiti 1806-1964.png|70px]] [[Datei:Hedschas 1917-1926.png|70px]] [[Datei:Honduras 1838-1949.png|70px]] [[Datei:Italien 1861-1946.png|70px]] [[Datei:Japan 1889-1945.png|70px]] [[Datei:Liberia.png|70px]] [[Datei:Nicaragua 1857-1971.png|70px]] [[Datei:Panama.png|70px]] [[Datei:Peru.png|70px]] [[Datei:Polen 1918-1919.png|70px]] [[Datei:Portugal.jpg|70px]] [[Datei:Rumänien 1866-1948.png|70px]] [[Datei:Serbien 1882-1918.png|70px]] [[Datei:Thailand.png|70px]] [[Datei:Tschecho-Slowakei.png|70px]] [[Datei:Uruguay.png|70px]] [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] </Center> || '''[[Vereinigte Staaten von Amerika 1919|Vereinigte Staaten von Amerika]] / [[Königreich Belgien 1919|Königreich Belgien]] / [[Republik Bolivien 1919|Republik Bolivien]] / [[Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien 1919|Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien]] / [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland 1919|Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]] / [[Dominion Kanada 1919|Dominion Kanada]] / [[Australischer Bund 1919|Australischer Bund]] / [[Südafrikanische Union 1919|Südafrikanische Union]] / [[Dominion Neuseeland 1919|Dominion Neuseeland]] / [[Kaiserreich Indien 1919|Kaiserreich Indien]] / [[Republik China 1919|Republik China]] / [[Republik Kuba 1919|Republik Kuba]] / [[Republik Ecuador 1919|Republik Ecuador]] / [[Französische Republik 1919|Französische Republik]] / [[Republik Guatemala 1919|Republik Guatemala]] / [[Republik Haiti 1919|Republik Haiti]] / [[Königreich Hedschas 1919|Königreich Hedschas]] / [[Republik Honduras 1919|Republik Honduras]] / [[Königreich Italien 1919|Königreich Italien]] / [[Kaiserreich Großjapan 1919|Kaiserreich Großjapan]] / [[Republik Liberia 1919|Republik Liberia]] / [[Republik Nicaragua 1919|Republik Nicaragua]] / [[Republik Panama 1919|Republik Panama]] / [[Peruvianische Republik 1919|Peruvianische Republik]] / [[Republik Polen 1919|Republik Polen]] / [[Portugiesische Republik 1919|Portugiesische Republik]] / [[Königreich Rumänien 1919|Königreich Rumänien]] / [[Staat der Slowenen, Kroaten und Serben 1919|Staat der Slowenen, Kroaten und Serben]] / [[Königreich Siam 1919|Königreich Siam]] / [[Tschecho-Slowakische Republik 1919|Tschecho-Slowakische Republik]] / [[Staat östlich des Uruguay 1919|Staat östlich des Uruguay]] / [[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]]''' <br> |
[[Datei:Hermann Müller.jpg|thumb|150px|''Der deutsche Außenminister Hermann Müller unterzeichnet den Friedensvertrag von Versailles'']] Der deutsche Außenminister Hermann Müller (SPD) und Verkehrsminister Johannes Bell (Zentrum) unterzeichneten nach dem Beschluss der Nationalversammlung – unter Protest – den Pariser Friedensvertrag, später bekannt als der "Vertrag von Versailles". Zwei der wichtigsten Mächte aus der Zeit des Kriegsbeginns existierten nicht mehr: Als Folge der Oktoberrevolution, die durch die Einschleusung Lenins durch das Deutsche Reich möglich geworden war, ist auf dem Boden des Russischen Reiches nun Sowjetrussland entstanden. Die kapitalistischen Staaten fürchten nun, der Sowjetstaat würde, der Weltrevolution verpflichtet, die innenpolitische Stabilität aller anderen Staaten bedrohen. Die österreich-ungarische Donaumonarchie hatte sich aus innenpolitischer Handlungsunfähigkeit in die Auslösung des Weltkrieges geflüchtet und ist beim Waffenstillstand endgültig zerfallen. Beide Kriegsparteien machten sich Nationalitätenprobleme in gegnerischen Staaten zunutze: Die Mittelmächte hatten auf dem Gebiet des Zarenreiches "Regentschaftspolen" gegründet und die Gründung Litauens wohlwollend geduldet. Die Alliierten und die slawischen Minderheiten der Donaumonarchie hatten sich gegenseitig unterstützt und waren nun einander verpflichtet. So war eine generelle Rückkehr zu den Vorkriegsgrenzen unmöglich und die Neuordnung mit jenen Problemen belastet, die die Grenzziehung zwischen Nationalstaaten unausweichlich mit sich bringt. | [[Datei:Hermann Müller.jpg|thumb|150px|''Der deutsche Außenminister Hermann Müller unterzeichnet den Friedensvertrag von Versailles'']] Der deutsche Außenminister Hermann Müller (SPD) und Verkehrsminister Johannes Bell (Zentrum) unterzeichneten nach dem Beschluss der Nationalversammlung – unter Protest – den Pariser Friedensvertrag, später bekannt als der "Vertrag von Versailles". Zwei der wichtigsten Mächte aus der Zeit des Kriegsbeginns existierten nicht mehr: Als Folge der Oktoberrevolution, die durch die Einschleusung Lenins durch das Deutsche Reich möglich geworden war, ist auf dem Boden des Russischen Reiches nun Sowjetrussland entstanden. Die kapitalistischen Staaten fürchten nun, der Sowjetstaat würde, der Weltrevolution verpflichtet, die innenpolitische Stabilität aller anderen Staaten bedrohen. Die österreich-ungarische Donaumonarchie hatte sich aus innenpolitischer Handlungsunfähigkeit in die Auslösung des Weltkrieges geflüchtet und ist beim Waffenstillstand endgültig zerfallen. Beide Kriegsparteien machten sich Nationalitätenprobleme in gegnerischen Staaten zunutze: Die Mittelmächte hatten auf dem Gebiet des Zarenreiches "Regentschaftspolen" gegründet und die Gründung Litauens wohlwollend geduldet. Die Alliierten und die slawischen Minderheiten der Donaumonarchie hatten sich gegenseitig unterstützt und waren nun einander verpflichtet. So war eine generelle Rückkehr zu den Vorkriegsgrenzen unmöglich und die Neuordnung mit jenen Problemen belastet, die die Grenzziehung zwischen Nationalstaaten unausweichlich mit sich bringt. | ||
* [[Datei:Georges Clemenceau.jpg|thumb|150px|''Der französische Premierminister Georges Clemenceau'']] Die mit Abstand schwersten Kriegsschäden an der zivilen Infrastruktur hatten '''Frankreich''' und das von Deutschland überfallene '''Belgien''' zu verzeichnen. Premierminister Clemenceaus Mitarbeiter André Tardieu fasste die Ziele Frankreichs auf der Versailler Friedenskonferenz folgendermaßen zusammen: „Sicherheit zu schaffen war die erste Pflicht. Den Wiederaufbau zu organisieren war die zweite.“ Frankreich hatte mit dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Ersten Weltkrieg zwei deutsche Invasionen innerhalb eines halben Jahrhunderts erlebt, von denen die erste für Deutschland erfolgreich gewesen war und die zweite weite Landstriche Frankreichs verwüstet hatte. Daher war es vorrangiges Ziel Clemenceaus, neben der als selbstverständlich angesehenen Rückgabe Elsass-Lothringens einen erneuten deutschen Einmarsch von vornherein unmöglich zu machen. Zu diesem Zweck strebte er die Rheingrenze und eine möglichst weitgehende Schwächung Deutschlands an. Dies ging einher mit seinem zweiten Ziel: der Entschädigung für die Kriegszerstörungen und der Abdeckung der interalliierten Schulden, die Frankreich vor allem bei den Vereinigten Staaten hatte. Eine vollständige Abdeckung aller Auslagen, die der Krieg gebracht hatte, schien durchaus geeignet, den gefährlichen Nachbarn nachhaltig zu schwächen. | * [[Datei:Georges Clemenceau.jpg|thumb|150px|''Der französische Premierminister Georges Clemenceau'']] Die mit Abstand schwersten Kriegsschäden an der zivilen Infrastruktur hatten '''Frankreich''' und das von Deutschland überfallene '''Belgien''' zu verzeichnen. Premierminister Clemenceaus Mitarbeiter André Tardieu fasste die Ziele Frankreichs auf der Versailler Friedenskonferenz folgendermaßen zusammen: „Sicherheit zu schaffen war die erste Pflicht. Den Wiederaufbau zu organisieren war die zweite.“ Frankreich hatte mit dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Ersten Weltkrieg zwei deutsche Invasionen innerhalb eines halben Jahrhunderts erlebt, von denen die erste für Deutschland erfolgreich gewesen war und die zweite weite Landstriche Frankreichs verwüstet hatte. Daher war es vorrangiges Ziel Clemenceaus, neben der als selbstverständlich angesehenen Rückgabe Elsass-Lothringens einen erneuten deutschen Einmarsch von vornherein unmöglich zu machen. Zu diesem Zweck strebte er die Rheingrenze und eine möglichst weitgehende Schwächung Deutschlands an. Dies ging einher mit seinem zweiten Ziel: der Entschädigung für die Kriegszerstörungen und der Abdeckung der interalliierten Schulden, die Frankreich vor allem bei den Vereinigten Staaten hatte. Eine vollständige Abdeckung aller Auslagen, die der Krieg gebracht hatte, schien durchaus geeignet, den gefährlichen Nachbarn nachhaltig zu schwächen. | ||
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Das Deutsche Reich wird durch die territorialen Abtretungen in seiner Wirtschaftskraft erheblich geschwächt. Große Teile seiner Schwerindustrie werden getroffen. Es verliert 80 Prozent seiner Eisenerzvorkommen, 63 Prozent der Zinkerzlager, 28 Prozent seiner Steinkohleförderung und 40 Prozent seiner Hochöfen. Der Verlust Posens und Westpreußens verringert die landwirtschaftliche Nutzfläche um 15 Prozent, die Getreideernte um 17 Prozent und den Viehbestand um 12 Prozent. Die deutsche Landwirtschaft wird diesen Verlust zunächst nicht ausgleichen können. Deutschlands Bevölkerung verringert sich um sieben Millionen Menschen (11 %), von denen in den Folgejahren etwa eine Million ins Reich strömen werden, vor allem aus Elsass-Lothringen und aus den an Polen abgetretenen Gebieten. Durch den Verlust von 90 Prozent der Handelsflotte und des gesamten Auslandsvermögens wird der deutsche Außenhandel stark beeinträchtigt werden. <br> | Das Deutsche Reich wird durch die territorialen Abtretungen in seiner Wirtschaftskraft erheblich geschwächt. Große Teile seiner Schwerindustrie werden getroffen. Es verliert 80 Prozent seiner Eisenerzvorkommen, 63 Prozent der Zinkerzlager, 28 Prozent seiner Steinkohleförderung und 40 Prozent seiner Hochöfen. Der Verlust Posens und Westpreußens verringert die landwirtschaftliche Nutzfläche um 15 Prozent, die Getreideernte um 17 Prozent und den Viehbestand um 12 Prozent. Die deutsche Landwirtschaft wird diesen Verlust zunächst nicht ausgleichen können. Deutschlands Bevölkerung verringert sich um sieben Millionen Menschen (11 %), von denen in den Folgejahren etwa eine Million ins Reich strömen werden, vor allem aus Elsass-Lothringen und aus den an Polen abgetretenen Gebieten. Durch den Verlust von 90 Prozent der Handelsflotte und des gesamten Auslandsvermögens wird der deutsche Außenhandel stark beeinträchtigt werden. <br> | ||
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[[Datei:August Winnig.jpg|thumb|150px|''Der neue Oberpräsident von Ostpreußen, August Winnig (SPD)'']] Die Regierung des Freistaats Preußen ernennt den Blankenburger August Winnig von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), bisher Reichs- und Staatskommissar für Ost- und Westpreußen, nunmehr zum Oberpräsidenten Ostpreußens. <br> | [[Datei:August Winnig.jpg|thumb|150px|''Der neue Oberpräsident von Ostpreußen, August Winnig (SPD)'']] Die Regierung des Freistaats Preußen ernennt den Blankenburger August Winnig von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), bisher Reichs- und Staatskommissar für Ost- und Westpreußen, nunmehr zum Oberpräsidenten Ostpreußens. <br> | ||
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Anlässlich seines ersten Besuchs in den besetzten Gebieten trifft der hessische Ministerpräsident Ulrich von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) auch mit dem Kommandeur der französischen Truppen, General Charles Mangin, zusammen. <br> | Anlässlich seines ersten Besuchs in den besetzten Gebieten trifft der hessische Ministerpräsident Ulrich von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) auch mit dem Kommandeur der französischen Truppen, General Charles Mangin, zusammen. <br> | ||
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Mehr als drei Jahre nach der Kapitulation der deutschen Truppen in Kamerun wird das ehemals deutsche Gebiet mit der Bezeichnung '''Deutsches Protektorat Kamerun''' in einen französisch und einen britisch verwalteten Teil getrennt. Durch die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg kann Großbritannien bis dahin deutsche Gebiete in sein Weltreich eingliedern. Mit der Schutzherrschaft über afrikanische und westasiatische Gebiete erreicht das Empire seine größte Ausdehnung. <br> | Mehr als drei Jahre nach der Kapitulation der deutschen Truppen in Kamerun wird das ehemals deutsche Gebiet mit der Bezeichnung '''Deutsches Protektorat Kamerun''' in einen französisch und einen britisch verwalteten Teil getrennt. Durch die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg kann Großbritannien bis dahin deutsche Gebiete in sein Weltreich eingliedern. Mit der Schutzherrschaft über afrikanische und westasiatische Gebiete erreicht das Empire seine größte Ausdehnung. <br> | ||
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− | | <center>'''[[Chronik 06.1919|30.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich. | + | | <center>'''[[Chronik 06.1919|30.06.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Braunschweig.png|70px]] </Center> || '''[[Deutsches Reich 1919|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Braunschweig 1919|Freistaat Braunschweig]]''' <br> |
Der Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper, bildet auf Geheiß des Parlamentes sein Kabinett um, das nunmehr aus Abgeordneten der SPD und der DDP gebildet wird. Das Ministerium für Recht soll einen später zu benennenden Abgeordneten des Braunschweiger Landeswahlverbandes vorbehalten bleiben: <br> | Der Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper, bildet auf Geheiß des Parlamentes sein Kabinett um, das nunmehr aus Abgeordneten der SPD und der DDP gebildet wird. Das Ministerium für Recht soll einen später zu benennenden Abgeordneten des Braunschweiger Landeswahlverbandes vorbehalten bleiben: <br> | ||
* '''Vorsitz (Ministerpräsident) und Minister für Inneres und Kammern:''' Dr. Heinrich Jasper, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | * '''Vorsitz (Ministerpräsident) und Minister für Inneres und Kammern:''' Dr. Heinrich Jasper, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
Aktuelle Version vom 2. Dezember 2019, 19:51 Uhr
DEUTSCHES REICH
Hauptstadt: Berlin
Chronik des Jahres 1919
II. Quartal 1919
Der sächsische Kriegsminister Neuring wird von Demonstranten gelyncht
Generalstreik im Ruhrgebiet
Außenminister Hermann Müller unterzeichnet den Friedensvertrag von Paris
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Jahres-Chroniken | |||
Länderchroniken |
frühere Chroniken Deutschlands | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916 - 1917 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal (bis 09.11.1918) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1918 (ab 10.11.1918) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
fortlaufende Ereignisse |
Seit 29.01.1919 ist die badische Stadt Kehl von französischen Truppen besetzt. Seit 20.04.1919 gilt der "Verschärfte", seit 29.04. der "normale Belagerungszustand" in Bremen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Französische Republik / Deutsches Reich / Freistaat Baden Die französische Besetzung der Stadt Kehl, die am 30. Januar begann, dauert an. Inzwischen wird Kehl von den Franzosen als Inland behandelt. Die Oberpostdirektion von Kehl, die ebenfalls unter französischer Verwaltung steht, wurde offenbar angewiesen, eingehende Pakete aus dem Reich zurückzuweisen, dass jedes eingehende Paket eine Warensendung in das Ausland, nämlich nach Kehl, darstelle und hierfür eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich sei. Das badische Außenministerium protestiert bei der Oberpostdirektion mit einer Beschwerde. Außerdem bittet die badische Regierung die Räte in Berlin, dass sie einen eigenen Vertreter zu den Friedensverhandlungen nach Paris entsenden dürfe, was jedoch von Berlin abgelehnt wird. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Anhalt Die "Junkers-Fokker-Werke AG" werden in "Junkers Flugzeugwerke AG" umfirmiert. Schon 1915 entwickelte der deutsche Unternehmer, Erfinder, Konstrukteur und Pionier des Flugzeugbaues Hugo Junkers mit der Junkers J 1 das erste Ganzmetallflugzeug, das in seinem 1895 gegründeten Unternehmen Junkers & Co., Fabrik für Warmwasser- und Heizapparate hergestellt wurde. Da dieses Flugzeug allerdings ziemlich schwer war und es daher als Jagdflugzeug kein großer Erfolg wurde, wurde als Infanterieflugzeug der Ganzmetall-Anderthalbdecker Junkers J 4 dann auch in größerer Stückzahl gebaut. Im Oktober 1917 wurde unter dem Druck der Militärbehörden die Flugzeugsparte von Junkers & Co. zwangsweise mit dem Fokker Aeroplanbau in Schwerin zur Junkers-Fokker Werke AG (Jfa) mit Sitz Dessau fusioniert. Die Firma "Junkers Flugzeugwerke AG" ist gegenwärtig dabei, das erste Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der Welt zu bauen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der 36 Jahre alte Publizist Dr. Adolf Köster aus Verden an der Aller von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) wird zum preußischen Staatskommissar für Schleswig-Holstein ernannt. Köster studierte Philosophie und Theologie in Heidelberg, Halle, Marburg und Zürich. 1905 legte er das erste theologische Examen in Marburg ab. Er promovierte 1907 an der Universität Erlangen und lehrte bis 1912 an der TH München Literaturgeschichte. Ab 1913 war er für die Schwäbische Tagwacht tätig, zunächst als freier Journalist, im Ersten Weltkrieg als Berichterstatter an der Westfront. 1913 kauften er und seine Frau in Hamburg-Blankenese ein Haus in der „Rutsch 1“. Bis Kriegsende berichtete er so in Hunderten von Artikeln nicht nur für die sozialdemokratische, sondern auch zunehmend für die bürgerliche Presse von nahezu allen Kriegsschauplätzen. Dazu kamen später noch Propagandavorträge im Auftrag des Kriegspresseamtes. Nach der Novemberrevolution 1918 übernahm er eine Funktion in der Preußischen Staatskanzlei bei Curt Baake, seit Jahresbeginn 1919 in der Reichskanzlei. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg In Hamburg ereignen sich im April einwöchige Straßenkämpfe, die durch eine Teuerungswelle ausgelöst wird. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Französische Republik / Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Saargebiet Wegen der Fortsetzung von Grubenstreiks im von Frankreich besetzten Saarland zur Durchsetzung des Acht-Stunden-Arbeitstages werden über 400 Bergarbeiter von der französischen Militärverwaltung in das Deutsche Reich ausgewiesen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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Deutsches Reich / Freistaat Baden Zehn Wochen nach der Wahl zur Badischen Nationalversammlung wird eine Regierung der "Weimarer Koalition" gewählt:
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Deutsches Reich / Sozialer Volksstaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen Der Landtag von Schwarzburg-Sondershausen verabschiedet ein "Landgrundgesetz". Aus dem Sozialen Volksstaat wird der Freistaat Schwarzburg-Sondershausen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Waldeck Der Arbeiter- und Soldatenrat des ehemaligen Fürstentums Waldeck erklärt die offizielle Auflösung des vor-revolutionären Landtags. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Albin Undeutsch von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der in Braunschweig die Ämter des Volkskommissars für Verteidigung und für Volksbildung innehatte und am 19. März das Ressort Volksbildung abgab, wird nun von Albert Schelz ersetzt, der ebenfalls der SPD angehört. Undeutsch bleibt im Amt als Kommissar für Verteidigung. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Volksstaat Reuß Der vereinigte reußische Landtag beschließt das "Gesetz über die Vereinigung der beiden reußischen Freistaaten zu einem Volksstaat Reuß, sowie über die vorläufige Verfassung und Verwaltung". | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen In der Bremer Börse konstituiert sich die Bremer Nationalversammlung. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern Revolutionäre des "Zentralrates der bayerischen Republik" und des "Revolutionären Arbeiterrates" putschen sich an die Macht in Bayern, rufen die "Räterepublik Baiern" und die "Dritte Revolution" aus und verhindern das Zusammentreten des Landtages. Beteiligt sind die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) und Anarchisten, jedoch nicht die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Es beginnt die "Erste Revolution" in Bayern. Der Landtag und die Regierung weichen nach Bamberg aus. Die Minister der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Bayern (USPD) treten aus der Koalition aus. Die Münchner Räteregierung besteht aus folgenden Personen:
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Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig In Braunschweig beschließt eine konzertierte Aktion von Aktionsausschuss, Betriebsausschüssen sowie Vertrauensmännern für den 9. April den Beginn eines Generalstreiks zur Errichtung einer Braunschweiger Räterepublik. Die Auffassung der Reichsregierung in Berlin ist: „Braunschweig war seit Ende 1918 politisch der ‚Mittelpunkt der kommunistischen Bewegung und der Herd aller Schwierigkeiten für die Durchführung der laufenden Arbeiten der Reichsregierung’.“ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern Im Kabinett des Bayerischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann (SPD) erfolgen folgende Änderungen:
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Waldeck Die neue Landesversammlung des Freistaats Waldeck konstituiert sich. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der Reichs- und Staatskommissar Carl Severing lässt in Essen verlauten, dass er als „Arbeitervertreter zu den Arbeitern reden und als Arbeiter für die Arbeiter handeln" will. Die von ihm getroffenen Entscheidungen zielten nach Severing nicht in erster Linie auf gewaltsamer Unterdrückung ab. Sie sollten stattdessen eine Verständigung mit den streikenden Arbeitern erreichen und vorhandene Härten und Missstände abstellen. „Gewalt solle nur dort angewandt werden, wo diese von unverantwortlichen Elementen provoziert würden.“ Mit Zugeständnissen, aber auch mit hartem Druck, mit Verhaftungen von Streikführern und der Gewährung von Sonderrationen für Arbeitswillige versucht Severing gegen den Ausstand vorzugehen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Die Braunschweiger Spartakisten rufen auf dem Schlossplatz den Generalstreik aus. Ziel des Streiks sollt zum einen der Sturz der Koalitionsregierung in Braunschweig sein, zum anderen der Beginn der Errichtung einer Räteherrschaft in ganz Deutschland. Zu diesem Zweck werden folgende Forderungen erhoben:
Der Landesarbeiterrat fügte diesen noch drei eigene hinzu:
Die Reichsregierung lehnt diese Forderungen mit der Begründung ab, sie seien utopisch und deshalb unmöglich umsetzbar. Truppen des Freikorps Maercker paradieren auf dem Löwenwall.
Aufgrund des Generalstreiks werden alle öffentlichen Lokale mit sofortiger Wirkung geschlossen; Speisen dürfen nur noch zwischen 12 und 14 Uhr sowie zwischen 17 und 19 Uhr verkauft werden. Alle Geschäfte, mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften, müssen schließen. Ab 20 Uhr tritt eine Ausgangssperre in Kraft. Der „Volksfreund“ schreibt, die „Entscheidungsschlacht um die Republik“ habe begonnen. Der Streik hat unter anderem zur Folge, dass durchfahrende Züge nicht mehr abgefertigt werden, wodurch vor allem der wichtige Ost-West-Verkehr und damit die Versorgung großer Teile Deutschlands mit Lebensmitteln und Kohle blockiert wird. Der dadurch verursachte Rückstau löst ein deutschlandweites Verkehrschaos aus. Braunschweiger Beamte und Freiberufler gehen aus Protest darüber ebenfalls in einen Gegenstreik. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen Die Bremer Nationalversammlung beschließt einstimmig das "Gesetz betreffend die vorläufige Ordnung der Staatsgewalt". | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Im Ruhrgebiet tritt der Generalstreik in den zehnten Tag. Inzwischen streiken nicht mehr, wie anfangs, 160.000 Bergarbeiter, sondern 307.000, was drei Viertel der Belegschaft entspricht. Am Streik beteiligen sich damit deutlich mehr Personen als nur die Syndikalisten und Anhänger der radikaleren Linksparteien. Am Ausstand nehmen nunmehr auch viele SPD-Anhänger aktiv teil. Die Behörden reagieren mit der Verhängung des Belagerungszustandes und kündigen zur Durchsetzung des Streikendes im volkswirtschaftlich zentralen Kohlebergbau den Einsatz von Militär an. General Oskar von Watter, dem militärischen Befehlshaber, wird der Bielefelder SPD-Politiker Carl Severing als Reichs- und Staatskommissar an die Seite gestellt. Dadurch soll die militärische Gewalt auf ein Mindestmaß beschränkt werden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig / Freistaat Anhalt Zwei Tage nach Beginn des Generalstreiks in Braunschweig kommt das öffentliche Leben der Stadt zum Erliegen. Der Ton aus Berlin wird schärfer, woraufhin der Volksbeauftragte Eckardt, dem die „Roten Truppen“ in Braunschweig unterstehen, erklärt, Truppen der Reichsregierung, die versuchen, Braunschweig zu besetzen, werden mit Waffengewalt daran gehindert – dem Land Braunschweig droht ein Bürgerkrieg. Da die Reichsregierung diese Situation wirtschaftlich wie politisch als unhaltbaren Zustand empfindet, beauftragt Reichswehrminister Gustav Noske den Generalmajor der Freikorps-Truppen Georg Ludwig Rudolf Maercker, Recht und Ordnung in Stadt und Land Braunschweig wiederherzustellen. In den Jahren 1904 bis 1907 nahm Maercker an den damals so genannten "Herero- und Hottentottenfeldzügen" teil. Im Rahmen des Nama-Aufstandes führte er die Schutztruppen-Einheiten im Gefecht bei Nubib gegen die unter dem Oberbefehl des Hereroführers Andreas vereinigten Truppen der Herero und Nama; dabei wurde er an der Schulter schwer verwundet. Im Jahre 1910 verließ er die Schutztruppe und wurde Bataillonskommandeur im Infanterie-Regiment „König Ludwig III. von Bayern“ (2. Niederschlesisches) Nr. 47. 1912 wurde Maercker zum Oberstleutnant befördert, und 1913 wurde er Kommandant auf der Insel Borkum. 1914 folgt die Beförderung zum Oberst. Im Weltkrieg nahm er 1915 und 1916 als Regimentskommandeur an den Stellungskämpfen am Kormyn und am Styr gegen das russische Heer teil, danach an den Stellungskämpfen im Westen, an der Yser, im Wytschaete-Bogen und bei St. Eloi. 1916 wurde er in der Schlacht an der Somme erneut verwundet, nahm aber bereits einen Monat später wieder an den Stellungskämpfen an der Aisne teil. Ende 1916 kam er wieder an die russische Front, wo er in der Schlacht an der Narajowka und Zlota Lipa beteiligt war. 1917 folgte die Teilnahme an den Stellungskämpfen an der Somme, im Wytschaete-Bogen, an der Yser sowie an der Frühjahrsschlacht bei Arras, dann Stellungskämpfe in der Champagne und die Schlacht in Flandern, in der er erneut verwundet wurde. Am 1. Oktober 1917 wurde er mit dem Pour le Mérite und am 3. Mai 1918 mit dem Eichenlaub zum Pour le Mérite ausgezeichnet. Am 18. August 1917 wurde er zum Generalmajor befördert und am 20. Januar 1918 zum Kommandeur der 214. Division ernannt. Wenige Wochen nach dem Ende des Krieges, am 6. Dezember 1918, beschloss Maercker, der sich in Salzkotten bei Paderborn aufhielt, auf Anregung der Obersten Heeresleitung, ein Freikorps zu bilden. Die Initiative zur Gründung ging wohl auf Friedrich Ebert und den späteren Reichswehrminister Gustav Noske zurück. Die Mehrzahl der Offiziere und Unteroffiziere sowie ein Großteil der Mannschaften seiner ehemaligen 214. Division folgten seinem Aufruf, sich dem Freikorps „Landesjäger“ anzuschließen. In seiner inneren Struktur ist es stark an die kaiserliche Armee angelehnt. Maercker achtet streng auf Disziplin und unterstellte das Freikorps der Reichsregierung unter Ebert. Am 5. Januar 1919 wurde Noske offiziell zum Oberbefehlshaber aller regierungstreuen Truppen ernannt, zu denen auch die „Landesjäger“ gehörten. Im Januar 1919 kam es in Berlin zum Spartakusaufstand, und bis Ende Januar 1919 sicherte Maercker mit seinem Freikorps auf Befehl Noskes Teile Berlins. Durch militärische Präsenz und Drohungen gelang es, die Lage zu stabilisieren. Anfang Februar 1919 ging das Landesjägerkorps nach Weimar, wo es den dortigen Arbeiter- und Soldatenrat entwaffnen sollte. Auch hier zeigte Maerckers Taktik aus massiver militärischer Präsenz und Drohungen Erfolg: Die bewaffneten Räte zogen ab, und die Stadt unterstellte sich wieder der Kontrolle der Reichsregierung. Maerckers Freikorps sicherte nunmehr die in Weimar tagende Nationalversammlung und die Wahl Eberts zum Reichspräsidenten ab. Mitte Februar wurde das Freikorps zunächst nach Gotha, dann nach Eisenach und in andere thüringische Städte beordert, um dort die außer Kontrolle geratene Situation zu befrieden. Auch hier hatte Maercker zumeist Erfolg, wobei es häufig zu chaotischen Verhandlungen zwischen ihm und den Vertretern der Arbeiter- und Soldatenräte kam. In Erfurt wurde er überfallen und durch einen Messerstich am Kopf verletzt. Im März erhielt er den Befehl, in Halle einzurücken. Wegen eines Zugunfalls misslang die beabsichtigte Überrumpelung der revolutionären Räte. Bei den folgenden Straßenkämpfen mit bewaffneten Arbeitern und Matrosen gab es auf beiden Seiten erhebliches Blutvergießen. Unter den Todesopfern war auch Oberstleutnant Robert von Klüber, der in Zivil einen Erkundungsgang durch die Stadt unternommen hatte, aber als Freikorpsmann erkannt wurde; er wurde von einer Brücke in die Saale geworfen und schließlich erschossen. Maercker verhängte den Belagerungszustand über die Stadt und befahl militärisches Durchgreifen. Nach sieben Stunden Kampf errang das Freikorps die Kontrolle über die Stadt. Auf Seiten der Räte waren 29 Tote zu beklagen, beim Freikorps 7 Mann. Ende März zog das Freikorps aus Halle ab, und der Belagerungszustand wurde aufgehoben. Im April 1919 beschloss der Zentrale Soldatenrat des IV., XVI. und XXI. Armee-Korps in Magdeburg, die Offiziere abzusetzen, die Reichsregierung zu stürzen und in Deutschland eine Räterepublik zu errichten. Es kam zum Generalstreik der Arbeiter und zu Verhaftungen von Politikern und Militärs. Waffenlager in der Zitadelle wurden geplündert, und es kam zu Straßenkämpfen zwischen revolutionären Arbeitern und Soldaten und regierungstreuen Truppen. Die Reichsregierung forderte den Soldatenrat ultimativ auf, seine Gefangenen freizulassen, und befahl Maercker, die Ordnung in der Stadt wiederherzustellen. Am Morgen des heutigen Tages treffen Maerckers Landesjäger, aus Halle kommend, in Magdeburg ein, wo es sofort zu vereinzelten Scharmützeln kommt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen In der Bremer Nationalversammlung einigen sich die Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der Deutschen Volkspartei (DVP) auf eine ""Vorläufige Regierung", die am 15. April durch den Senat bestätigt werden soll. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Offizielle Gründung des Reichsverbands der Deutschen Industrie als Spitzenverband (RDI) der Unternehmerverbände. Der Spitzenverband entstand bereits am 4. Februar aus dem Zusammenschluss des Bundes der Industriellen, des Centralverbandes deutscher Industrieller und des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands. Erster Präsident des RDI wird der 64 Jahre alte Zwickauer Kurt Sorge, der Mitglied des Aufsichtsrates der Friedrich Krupp AG. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Coburg Der gemeinsame Landtag von Coburg und Gotha verabschiedet den "Staatsvertrag über die Verwaltung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten der Freistaaten", der die endgültige Trennung regelt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach Walter Gropius wird Direktor der Hochschule für Bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule in Weimar. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Baden Die am 21. März im Landtag einstimmig beschlossene badische Verfassung wird in einer Volksabstimmung – der ersten in der deutschen Geschichte – mit großer Mehrheit angenommen; die Wahlbeteiligung beträgt 35 %. Sie wird die einzige durch Volksabstimmung beschlossene Verfassung der Weimarer Republik. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen Nach dem Mord an dem sächsischen Minister für Militärwesen Gustav Neuring (SPD) wird der Belagerungszustand in Dresden ausgerufen. Die Reichswehr beginnt ihren Einmarsch in Dresden. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern In München beginnt die "Vierte Revolution". Nachdem der Versuch eines Militärputsches gegen die Räterepublik scheitert, wird die kommunistische Räterepublik ausgerufen. Die Berufsrevolutionäre Levien und Leviné aus Russland übernehmen alsbald die Macht und stellen sogar eine "Rote Armee" unter Kriegskommissar Egelhofer und dem Oberkommandierendem Toller auf. Die gesetzgebende Gewalt erhält ein vierköpfiger Vollzugsrat unter der Leitung von Eugen Leviné. Die von der rechtmäßigen sozialdemokratischen Regierung zu Hilfe gerufenen Reichstruppen und Freikorps rücken auf München vor. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Die Reichsregierung verhängt über die Stadt Braunschweig den Belagerungszustand. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Am 14. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet geht die Zahl der Streikenden zurück. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Der Belagerungszustand um Braunschweig dauert an. Am Abend wirft ein Flugzeug über der Stadt Flugblätter mit einem Aufruf des Freikorps-Generalmajors Georg Ludwig Maercker ab, in dem dieser den Bürgern der Stadt den Ernst der Lage darlegt und entsprechende Konsequenzen bei Widerstand androht. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Coburg-Gotha / Freistaat Sachsen-Gotha / Freistaat Sachsen-Coburg Das Land Sachsen-Coburg-Gotha wird in die beiden Länder Freistaat Sachsen-Gotha und Freistaat Sachsen-Coburg aufgeteilt. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der deutschen Staaten von 24 auf 25. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Die Weimarer Nationalversammlung verabschiedet ein provisorisches Gesetz, das den 1. Mai für das Jahr 1919 zum allgemeinen Feiertag für einen "gerechten Frieden" erklärt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen Am 15. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet bringt ein Übergriff durch Soldaten des Freikorps Lichtschlag einen Rückschlag in der Verbesserung des Verhältnisses zwischen Arbeitern und den Betreibern der Zechen, als ein Soldat im Kreis Mettmann in eine Versammlung Streikender schießt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern Der Mitarbeiter der Propagandaabteilung der bayerischen Staatsregierung Adolf Hitler lässt sich zum Ersatzbataillonsrat der Soldatenräte der Münchner Räterepublik wählen, die bereits vor einer Woche ausgerufen und infolge des vereitelten Palmsonntagsputsch am 13. April als "kommunistische Räterepublik" proklamiert worden war. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Generalmajor Georg Ludwig Maercker, der den Belagerungszustand um Braunschweig befehligt, sich selbst aber noch in Magdeburg befindet, führt auf Wunsch des führenden Rates der Volksbeauftragten von Braunschweig, Sepp Oerter von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), ein Telefonat, in dem Oerter ihn ersucht, auf den Einmarsch in Braunschweig zu verzichten. Maercker erklärt jedoch, dass es jetzt für Verhandlungen zu spät sei. Am selben Tag gelingt es der amtierenden Braunschweigischen Landesregierung mit Verweis auf den Belagerungszustand, die Beendigung des Generalstreiks durchzusetzen. Sie wird jedoch trotz dieses Erfolges von der Reichsregierung am Folgetag für abgesetzt erklärt, bleibt jedoch geschäftsführend im Amt. Generalmajor Maercker ist von der Reichsregierung ermächtigt, eine neue Regierung zu bilden. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen Die Vorläufige Regierung Bremens setzt sich aus folgenden Personen zusammen:
Mit der Einführung des neuen Senats, der ohne Vertreter der Linksradikalen gebildet wurde, ruft der 21-er Ausschuss, der seit Beginn des Freistaates ein Zusammenschluss von Räten ist, zum Generalstreik in Bremen auf. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern Die von der rechtmäßigen sozialdemokratischen Regierung zu Hilfe gerufenen Reichstruppen und Freikorps werden in der "Schlacht bei Dachau" zurückgeschlagen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Angesichts der bedrohlichen Lage und des bevorstehenden Einmarsches von der Reichswehr in die Stadt erlässt die Landesregierung von Braunschweig folgenden Aufruf an die Bevölkerung:
„Wer mit der Waffe in der Hand den Regierungstruppen Widerstand leistet, versündigt sich an der Arbeiterschaft und an der Gesamtheit der Einwohnerschaft und am Wohle der Stadt und des Landes Braunschweig.“ Auch der Rat der Volksbeauftragten wendet sich mit einem Aufruf an die Bevölkerung: „Wenn auch nur ein Schuß beim Einmarsch der Regierungstruppen fällt, wird das zur Folge haben, daß großes Blutvergießen und unendliches Verderben über die Stadt Braunschweig hereinbricht.“ - „Arbeiter, Bürger und alle Personen müssen es als ihre heiligste Pflicht ansehen, den einrückenden Truppen keinen Widerstand entgegen zu setzen.“ ... und ... „liefert jede Waffe ab!“ Am selben Tag schließlich beschließt die Streikleitung, die Arbeit wieder aufnehmen zu lassen – aber es ist zu spät. Am Abend wird den Revolutionstruppen ein Ultimatum gestellt, sie sollen Schloss und Kasernen räumen, was diese auch umgehend tun. Hermann Wallbaum, Augenzeuge der Ereignisse, kommentiert die Situation später so: „Beim Ranrücken der Maercker-Truppen brach alles [= der propagierte Widerstand] zusammen.“ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig In den frühen Morgenstunden bewegen sich etwa 10.000 Mann in sechs Marschkolonnen, zum Teil mit Panzerwagen und Panzerzügen, konzentrisch auf Braunschweig zu. Es handelt sich unter anderem um Soldaten von vier Abteilungen Landesjägerkorps, Kavallerie-Schützen-Kommando 11 (Lehr-Infanterie-Regiment, Dragoner), 2. Marine-Brigade Ehrhardt, freiwillige Truppen des X. Armeekorps (Dragoner und Ulanen), sowie die in Münster und Hannover neu aufgestellte Freiwilligen-Abteilung Braunschweig. Obwohl sowohl Militär als auch Bevölkerung mit erheblichem Widerstand bei der Besetzung der Stadt rechnen, geschieht nichts – der Einmarsch vollzieht sich vollkommen friedlich und ohne jedes Blutvergießen. Die Soldaten werden von der Bevölkerung mit Jubel begrüßt und mit Blumen überschüttet. Binnen weniger Stunden sind sämtliche strategischen Punkte von Freikorps-Soldaten besetzt. Verbindungsstraßen und Bahnlinien werden durch die braunschweigischen Infanterie-Regimenter 92 und 17 gesichert. Gegen 10 Uhr trifft General Georg Ludwig Maercker im Hotel „Deutsches Haus“ am Ruhfäutchenplatz ein und richtet dort sein Hauptquartier ein. Der Belagerungszustand wird umgehend durchgesetzt: Volkswehr und Volksmarine werden aufgelöst und statt ihrer das Jägerbataillon Braunschweig und eine Einwohnerwehr aufgestellt. August Merges ist auf der Flucht nach Berlin, während Sepp Oerter in Braunschweig geblieben ist. Die Regierung Oerter wird mit sofortiger Wirkung abgesetzt und der Landesarbeiterrat aufgelöst. Oerter, Eckardt und zahlreiche andere Räte, die der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) angehören, werden in Schutzhaft genommen. Für Sepp Oerter bestand sie allerdings darin, dass er im „Deutschen Haus“ ein Zimmer erhält. Binnen kürzester Zeit ist die „öffentliche Ordnung“, so, wie sie die Reichsregierung versteht, wiederhergestellt. Mit der Absetzung Sepp Oerters ist der Posten des Rates für Innere Angelegenheiten vorerst vakant, während für dessen Aufgabe als Rat für Finanzen der parteilose Ernst Bartels eingesetzt wird. Auch der Rat für Arbeit ist zurzeit nicht besetzt, nachdem Karl Eckardt seinen Platz räumen musste. August Junke, der Rat für Recht, scheint als einziger der USPD angehörender Rat noch im Amt zu sein. Die Verhandlungen über den Einsatz einer neuen Regierung für Braunschweig werden von Generalmajor Georg Ludwig Maercker und Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) geführt. Da die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) durch die Vorgänge diskreditiert ist, wird der Bedeutungsschwund dieser Partei eingeleitet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Reuß-Gera / Freistaat Reuß-Greiz / Volksstaat Reuß Alle Stadträte werden von Mitgliedern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) gestellt.
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Deutsches Reich / Freier Volksstaat Sachsen-Weimer-Eisenach / Volksstaat Sachsen-Meiningen / Freistaat Sachsen-Altenburg / Freistaat Gotha / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt / Volksstaat Reuß / Freistaat Preußen In Jena findet eine Beratung der Landtagspräsidenten der thüringischen Staaten statt. Diese befürworten die Gründung einer Thüringer Verwaltungsgemeinschaft nach reußischem Vorbild. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Der Reichsfinanzminister und stellvertretende Regierungschef Eugen Schiffer von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) tritt von allen seinen Ämtern zurück. Während das Amt des stellvertretenden Regierungschefs vorerst vakant bleibt, wird Dr. Bernhard Dernburg (DDP) neuer Reichsfinanzminister. Schiffer stammt aus einer zum Protestantismus konvertierten jüdischen Familie aus Breslau. Nach Referendarzeit und Promotion folgte 1885 die Große Juristische Staatsprüfung, die er mit der Note „gut“ bestand. Von 1888 bis 1899 war er als Amtsrichter in Zabrze/Oberschlesien tätig, anschließend bis 1906 als Amtsgerichtsrat und dann Landgerichtsrat in Magdeburg. 1906 wurde er an das Kammergericht in Berlin gerufen und 1910 zum Oberverwaltungsgerichtsrat ernannt. Parallel zu seiner juristischen Karriere verfolgte Eugen Schiffer eine politische. Er gehörte von 1912 bis 1917 dem Reichstag des Kaiserreichs an, wo er als Abgeordneter der Nationalliberalen Partei den Wahlkreis Wolmirstedt-Neuhaldensleben vertrat. Dort widmete er sich vorwiegend der Vereinheitlichung der Rechtspflege im Deutschen Reich, die trotz der Reichsjustizgesetze noch sehr von den Einzelstaaten bestimmt wurde. Von 1904 bis 1918 vertrat Schiffer den Wahlkreis Magdeburg-Stadt im Preußischen Abgeordnetenhaus. Wegen seiner beruflichen Beförderungen musste er in dieser Zeit dreimal sein Mandat niederlegen, wurde in der Ersatzwahl jedoch stets wiedergewählt. Von 1903 bis 1917 gehörte er dem Zentralvorstand der Nationalliberalen Partei an. Im Gegensatz zur Mehrheit der Parteimitglieder, die die Umgründung der Nationalliberalen Partei zur DVP mit vollzog, beteiligte Schiffer sich an der Gründung der DDP. Am 23. Oktober 1917 wurde er von Georg Michaelis als Unterstaatssekretär ins Reichsschatzamt berufen. Diese Position hatte Schiffer bis zum Ende des Kaiserreichs inne. Während der Herrschaft des Rates der Volksbeauftragten war er vom 14. November 1918 bis zum 12. Februar 1919 als Staatssekretär tätig. Als Stellvertretender Regierungschef und Reichsfinanzminister war er nur 65 Tage im Amt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen Der von den Linksradikalen ausgerufene Generalstreik in Bremen als Protest gegen die Besetzung des Senats ohne einen Vertreter der Unabhängigen Sozialdemokraten, der Kommunisten oder der Spartakisten, geht in den vierten Tag. Regierungstreue Truppen bauen Stacheldrahthindernisse auf. Es ist die Rede vom "Stacheldraht-Ostern" in Bremen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen Infolge des Generalstreiks wird in Bremen der "verschärfte Belagerungszustand" verhängt. Bürgerliche Gruppen beginnen vielerorts einen "Gegenstreik". | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen (Karl) Otto Uhlig (SPD), der am 21. März den sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Georg Gradnauer (SPD) dadurch entlastete, dass er dessen zusätzliches Amt als Innenminister übernahm, gibt dieses Amt wieder an den Ministerpräsidenten zurück, der es wieder übernimmt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg Der Feuerwehr-Kommandant von Groß-Hamburg, Walther Lamp'l von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), setzt die Bildung einer Einwohnerwehr für Groß-Hamburg durch. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Am 24. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet streikt immer noch ein Drittel der Belegschaften. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen Bruno Kirchhof (SPD) wird 14 Tage nach dem Tod des Ministers für Militärwesens von Sachsen, Gustav Neuring (SPD), dessen Nachfolger in diesem Amt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Altenburg Der Landtag von Sachsen-Altenburg beschließt das "Gesetz über die vorläufige Regelung der Verfassung in Sachsen-Altenburg." | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg Der württembergische Landtag verabschiedet in Ludwigsburg die württembergische Verfassung. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Freier Volksstaat Sachsen-Weimer-Eisenach / Volksstaat Sachsen-Meiningen / Freistaat Sachsen-Altenburg / Freistaat Gotha / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt / Volksstaat Reuß / Freistaat Preußen Die Tagung der thüringisch-preußischen Staatsministerkonferenz endet ergebnislos. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Französische Republik Zur Entgegennahme der Friedensbedingungen der Alliierten trifft die deutsche Delegation in Versailles ein. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern In München wird die "Diktatur der Roten Garde" errichtet. Mehrere rechtsgerichtete Freikorps greifen in die Kämpfe gegen die Münchner Räterepublik ein. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen Der 21er-Ausschuss, der am 15. April in Bremen zum Generalstreik aufgerufen hat, erklärt den Generalstreik für beendet. Der "verschärfte Belagerungszustand", der am 20. April über Bremen verhängt wurde, bleibt vorerst in Kraft. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freier Volksstaat Sachsen-Weimer-Eisenach / Volksstaat Sachsen-Meiningen / Freistaat Sachsen-Altenburg / Freistaat Gotha / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt / Volksstaat Reuß / Freistaat Preußen Die am Vortag begonnene Tagung der thüringischen-preußischen Staatsministerkonferenz in Jena geht weiter. Ein vom dem parteilosen Dr. Karl Eduard Freiherr von Brandenstein vorgelegter Entwurf eines Staatsvertrages für Thüringen allgemein gebilligt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Unter dem Protektorat des Militärbefehlshaber der belagerten Stadt Braunschweig, des Generalmajors Georg Ludwig Maercker, werden bürgerlich dominierte "Einwohnerwehren" in Braunschweig gegründet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Dr. Bernhard Dernburg von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), der vor elf Tagen Dr. Eugen Schiffer als Reichsfinanzminister ersetzte, übernimmt nun auch dessen Amt des stellvertretenden Regierungschef des Deutschen Reiches. Der Finanzexperte Dr. Dernburg ist unter anderem Gründungsmitglied der DDP und Mitglied des Reichsvorstandes der Partei. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern In München ermorden die Rotarmisten zehn Geiseln im Luitpoldgymnasium. Daraufhin stürmen die Reichstruppen und Freikorps München und setzen ihren Kampf verstärkt fort. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Nach 14 Tagen erfolglosen Verhandels zwischen dem Militärbefehlshaber Generalmajor Georg Ludwig Maercker und dem Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper, werden die Verhandlungen als gescheitert erklärt und die geschäftsführende Landesversammlung angewiesen, ein neues Kabinett aus SPD, USPD und DDP zu bilden. Dr. Jasper wird zum Vorsitzenden (Ministerpräsidenten) von Braunschweig gewählt; dies ist sein Kabinett:
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fortlaufende Ereignisse |
Seit 29.01.1919 ist die badische Stadt Kehl von französischen Truppen besetzt. Seit 20.04.1919 gilt der "Verschärfte", seit 29.04. der "normale Belagerungszustand" in Bremen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen In Sachsen formieren sich Einwohnerwehren. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern Konterrevolutionäre Truppen rücken unter starken Straßenkämpfen in München ein. Beginn des "Weißen Terrors", der über 1000 Opfer fordert. Die Münchner Räteregierung wird nach drei Wochen zur Aufgabe gezwungen. Nach der gewaltsamen Niederschlagung tritt der vor zwei Wochen gewählte Ersatzbataillonsrat der Soldatenräte der Münchner Räterepublik Adolf Hitler auf und denunziert andere Vertrauensleute aus dem Bataillonsrat vor einem Standgericht der Münchner Reichswehrverwaltung als „ärgste und radikalste Hetzer […] für die Räterepublik“, trägt damit zu ihrer Verurteilung bei und erkauft sich das Wohlwollen der neuen Machthaber. Später verschweigt er seine vorherige Zusammenarbeit mit den sozialistischen Soldatenräten. Diese wird meist als Opportunismus oder als Beleg dafür gewertet, dass Hitler bis dahin kein ausgeprägter Antisemit gewesen sein kann. Er schließt sich, anders als andere Angehörige seines Regiments, auch keinem der gegen die Räterepublik aufgestellten Freikorps an. Noch im Mai trifft Hitler erstmals den Leiter der „Aufklärungsabteilung“ im Reichswehrgruppenkommando 4, Hauptmann Karl Mayr. Die Annahme, dass dieser Hitler kurz darauf als V-Mann rekrutieren wird, ist ungewiss, da man später seinen Namen im „Verzeichnis von Propagandaleuten“ vergeblich suchen wird. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der am 1. April im Ruhrgebiet begonnene Generalstreik wird endgültig beendet. Zum Höhepunkt des Streiks am 10. April streikten 307.000 Arbeiter. In der Folge des Streiks verloren die Gewerkschaften zahlreiche Mitglieder an die neue kommunistische Allgemeine Bergarbeiterunion und an die syndikalistische Freie Arbeiter-Union Deutschlands. Insbesondere jüngere Arbeiter schlossen sich diesen neuen Organisationen an. Allein der freigewerkschaftliche Verband verlor ein Drittel, in einigen Orten sogar die Hälfte der Mitglieder. Innerhalb des alten Verbandes gewann die Opposition, die meist der USPD nahestand, an Einfluss. Zwischen dem Zechenverband und den Bergarbeitergesellschaften wird zum ersten Mal ein Tarifvertrag abgeschlossen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen Der am 20. April wegen des Generalstreiks über Bremen verhängte "verschärfte Belagerungszustand" wird in einen "normalen Belagerungszustand umgewandelt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich Das Ergebnis der Verhandlungen der Siegermächte des Weltkrieges wird der deutschen Delegation unter ihrem Leiter Hermann Müller fast vier Monaten als Vertragsentwurf vorgelegt. Dies geschieht nicht zufällig am Jahrestag der Versenkung der RMS LUSITANIA. Die deutsche Delegation – zu der inzwischen auch die Professoren Max Weber, Albrecht Mendelssohn Bartholdy und Hans Delbrück sowie der General Max Graf Montgelas gehörten – weigert sich zu unterschreiben und drängt auf Milderung der Bestimmungen, wobei die deutsche Delegation zu mündlichen Verhandlungen wie auch schon in den letzten vier Monaten nicht zugelassen wird; stattdessen werden Noten ausgetauscht. In Berlin ist die Mehrheit der deutschen Abgeordneten, die bislang auf einen vergleichsweise günstigen Verständigungsfrieden hoffte, entsprechend empört über die nun zutage getretenen harten Bedingungen des von den Siegermächten ausgearbeiteten Friedensvertrages. Dazu gehören unter anderem erhebliche Gebietsverluste zu Gunsten des neuen polnischen Staates im Osten und im Westen der Verlust von Elsass-Lothringen an Frankreich. Auch die Kolonien wären endgültig verloren. Das deutsche Militärpotential soll massiv beschnitten werden. Fortan soll die Reichswehr nicht mehr als 100.000 Soldaten umfassen. Hinzu kommen noch nicht vollständig bezifferte Reparationsleistungen. Im Artikel 231 des Vertrages werden Deutschland und seine Verbündeten als Schuldige am Ausbruch des Krieges bezeichnet. Die Regierung unter Ministerpräsident Philipp Scheidemann steht nun vor der schwierigen Frage, ob sie diese Bedingungen annehmen sollte oder nicht. Anfangs dominieren diejenigen, die eine Unterzeichnung des Friedensvertrages ablehnten. Die Ablehnungsfront scheint das gesamte politische Spektrum von den Deutschnationalen bis hin zur SPD aber auch Gewerkschaften und Arbeitgeber zu umfassen. Entsprechend äußern sich der parteilose Reichsaußenminister Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau und auch der der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) angehörende Ministerpräsident Scheidemann. Dieser sagt in einer Versammlung: „Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in diese Fessel legt“ und kündigt seinen Rücktritt für den Fall an, dass der Vertrag nicht vor der Unterzeichnung nachhaltig verbessert werden könnte. Im Kabinett lehnen vor allem die Minister der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) die Friedensbedingungen strikt ab. Dem schließen sich von der SPD Otto Landsberg und Gustav Bauer und vom Zentrum Johannes Giesberts an. Dabei spielt die Hoffnung eine Rolle durch eine harte Haltung doch noch eine Milderung bewirken zu können. Dagegen spricht sich der Vorsitzende des Zentrums, Matthias Erzberger, als einer der Leiter der deutschen Friedensdelegation, aber auch der Reichsminister ohne Geschäftsbereich Eduard David (SPD) und Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) aus. Sie warnen bei einer Ablehnung vor einer völligen Besetzung Deutschlands. Innerhalb der Nationalversammlung zeigen sich die Fraktionen von SPD und Zentrum gespalten. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Republik Litauen Die Republik Litauen fordert zum ersten Mal die Abtrennung des Memelgebietes vom Deutschen Reich. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Erst jetzt werden einige der mutmaßlichen Ausführenden der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar – darunter Otto Wilhelm Runge und Oberleutnant Kurt Vogel – vor ein Feldkriegsgericht ihrer eigenen Division gestellt. Die Hauptverhandlung ist auf eine Woche festgesetzt. Darin wurde mehrfach ausgesagt, ein „Helfersdienst der MSPD“ habe eine Kopfprämie von 100.000 Mark für die Ergreifung der Spartakusführer ausgesetzt. Wilhelm Pieck wird zu einem der wichtigsten Zeugen der Vorfälle im Hotel, die den Morden vorausgingen. Er und Hotelangestellte hatten die Misshandlung der dann Ermordeten und Telefonate zwischen Offizieren und ihren Vorgesetzten bemerkt. Pieck sagt aus: Ich sah dann, dass ein Offizier, der von den anderen als Hauptmann angeredet wurde, herumlief, den Soldaten Zigaretten anbot und sagte: Die Bande darf nicht mehr lebend das Edenhotel verlassen! […] Kurze Zeit danach kam ein Dienstmädchen herauf, fiel einer Kollegin in die Arme und rief: Ich werde den Eindruck nicht los, wie man die arme Frau niedergeschlagen und herumgeschleift hat. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen Die Nationalversammlung von Bremen fordert den Senat auf, den 1. Mai zum Feiertag zu erklären. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Aufgrund der unerwartet friedlichen und sich schnell entspannenden Lage in Braunschweig können die Freikorps-Truppen die Stadt bereits wieder verlassen – diesmal in Richtung Leipzig, wo sie mit 18.000 Soldaten am Tag darauf einmarschieren sollen. Stadt und Freistaat Braunschweig sind damit wieder unabhängig. Eine der wichtigsten Aufgaben der neuen Braunschweigischen Regierung besteht nun darin, die Finanzen des Freistaates zu sanieren und so zu einer Wiederbelebung der heimischen Wirtschaft beizutragen, denn die Revolution hat das Land sieben Millionen Mark an „revolutionärer Verteidigung“ gekostet. Zudem ist zu befürchteten, dass die Reichsregierung mehrere Millionen Mark an Schadensersatz fordern könnte. Die zahlreichen Streiks im Lande haben die Inflation beschleunigt und gleichzeitig die Produktivität der Wirtschaft erheblich gesenkt. Das Ergebnis der Ereignisse der vergangene sechs Monate seit Kriegsende ist für Braunschweig verheerend: Der Graben zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum hat sich vertieft, die Polarisierung der jeweiligen Standpunkte verschärft. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen Auf Befehl der Reichsregierung und mit Zustimmung der sächsischen Landesregierung zieht General Ludwig Maercker mit einem Freikorps von 20.000 Soldaten in Leipzig ein und verhängt das Standrecht. Standrecht bezeichnet im Wehrrecht den Zustand, bei dem die von Behörden des öffentlichen Rechts ausgeübte Gerichtsbarkeit im öffentlichen Recht auf den höchsten Militärbefehlshaber übergeht, dem ein Kriegsgericht zur Seite steht, das so genannte Standgericht. Die Einführung des Standrechts basiert auf der Annahme, dass ein ordentliches Gerichtsverfahren aus Mangel an Zeit oder Gelegenheit nicht durchführbar und eine Bestrafung des Täters in Form des „Kurzen Prozesses“ wegen der Bedeutung der Tat – oder als abschreckendes Beispiel für andere – unumgänglich sei. Das Freikorps General Maerckers entwaffnet die Sicherheitswehr des Arbeiter- und Soldatenrates der Stadt, setzt den Rat der Stadt ab und nimmt dessen Führung vorübergehend fest. Räume der Universität Leipzig werden mit Truppen, Waffen und Munition belegt. Mitglieder der "Weißen Garde", die schon im Dezember 1918 heimlich mit der Bewaffnung des Bürgertums begonnen haben, stellen sich General Maercker als Zivilaufklärer und ortskundige Führer zur Verfügung. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg Ernst Thälmann wird zum Vorsitzenden der Ortsgruppe der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Hamburg gewählt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Die Nationalversammlung tritt zu einer Protestkundgebung gegen den Versailler Vertrag zusammen. Reichsministerpräsident Philipp Scheidemann erklärt, dass der Vertrag unannehmbar sei. Daraufhin erklärt sich eine knappe Mehrheit der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gegen die Annahme der Bedingungen der Siegermächte bei den Pariser Friedensgesprächen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Vereinigte Staaten von Amerika In einem Aufruf an die amerikanische Regierung bezeichnet Reichspräsident Friedrich Ebert die Versailler Friedensbedingungen als völlige "Negierung" des 14-Punkte-Programms des US-amerikanischen Präsident Wilson. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen Die "Weiße Garde", eine paramilitärische Gruppe, die im Dezember 1918 heimlich mit der Bewaffnung des Bürgertums in Leipzig begonnen hatte, wird im Einvernehmen mit der sächsischen Regierung von General Ludwig Maercker, der gegenwärtig der standrechtliche Militärbefehlshaber der Stadt ist, als Zeitfreiwilligenregiment unter dem XIX. Armeekommando legalisiert. Es besteht aus vier Bataillionen und rekrutiert sich aus Studenten, Beamten und Stadtangestellten. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Im Prozess um die Ermordung der Kommunistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden die Urteile gesprochen. Der Angeklagte Otto Runge erhält eine zweijährige, Vogel eine 28-monatige Gefängnisstrafe. Die beteiligten Offiziere Heinz und Horst von Pflugk-Harttung werden freigesprochen. Ihr Anführer Pabst war nicht angeklagt, mögliche Auftraggeber waren nicht gesucht worden. Als Oberbefehlshaber der Truppen bestätigt Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) das Urteil persönlich mit seiner Unterschrift. KPD, USPD, einige SPD-Vertreter und Liberale betrachten das militärische Gerichtsverfahren und die Urteile als Justizskandal. Versuche, das Urteil anzufechten und den Prozess in höherer Instanz wiederaufzunehmen, werden verschleppt werden. Sämtliche übrigen Mitglieder des Revolutionsausschusses waren inhaftiert worden, werden aber mangels Beweisen für einen bewaffneten Umsturzplan freigelassen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg Die Hamburger Bürgerschaft verabschiedet das Gesetz über die Einheitsschule, das unter anderem eine vierjährige obligatorische Grundschule, die Schulgeldfreiheit der Volksschule, Reformoberschulen nach der 7. Klasse der Volksschule sowie eine obligatorische Berufsschule vorschreibt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich Nachdem vor vier Tagen eine knappe Mehrheit der SPD-Fraktion der Deutschen Nationalversammlung die Bedingungen der Siegermächte bei den Pariser Friedensverhandlungen ablehnte, gerät die Situation mit der Antwort der Alliierten in Bewegung. In dieser Reaktion werden die Bedingungen nur wenig abgemildert und hinsichtlich der Kriegsschuldfrage wird die Haltung nicht nur bestätigt, sondern sogar verschärft. Außerdem wird nunmehr der deutschen Seite eine Frist von fünf Tagen eingeräumt, in denen eine Entscheidung nötig wäre. Verweigere Deutschland die Unterschrift, würde die vollständige Besetzung des Landes durch die Alliierten beginnen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Volksstaat Hessen / Französische Republik Der Führer der "Rheinstaat-Bewegung", Hans Adam Dorten, trifft im Großherzoglichen Palais in Mainz, dem Hauptquartier der französischen Truppen in Deutschland, mit dem französischen General Charles Marie Emmanuel Mangin zusammen, wahrscheinlich, um mit ihm über den von ihm geplanten bevorstehenden Separationsputsch zu beraten, der mit stillschweigender Billigung des französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau vorbereitet wird. Dieser von Dorten geplante Putschversuch hat zum Ziel, das Rheinland an die Französische Republik anzugliedern. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach Der Landtag beschließt die "Verfassung für den Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach". Arnold Rudolf Paulssen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bleibt Vorsitzender Staatsminister des Landes. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freier Volksstaat Sachsen-Weimer-Eisenach / Volksstaat Sachsen-Meiningen / Freistaat Sachsen-Altenburg / Freistaat Gotha / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt / Volksstaat Reuß / Freistaat Preußen Die am Vortag begonnene Tagung der thüringischen-preußischen Staatsministerkonferenz in Jena geht weiter. Ein vom dem parteilosen Dr. Karl Eduard Freiherr von Brandenstein vorgelegter Entwurf eines Staatsvertrages für Thüringen allgemein gebilligt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach / Freier Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach Der Landtag beschließt die Umwandlung des Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach in einen Freien Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern Der bayerische Landtag tritt in Bamberg zusammen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen Der standrechtliche Militärbefehlshaber von Leipzig und Führer eines Freikorps, das seinen Namen trägt, General Ludwig Maercker, wirbt persönlich auf einer Studentenversammlung an der geschlossenen Universität Leipzig bei den Studenten für den Eintritt in sein Regiment. Das Leipziger Zeitfreiwilligenregiment hat bereits 2000 Mitglieder, davon sind ein Drittel Studenten. Viele Bürger unterstützen inzwischen General Maercker, weil sie einen Putsch linker Kräfte befürchten. Der Senat der Universität und das Ministerium bemühen sich, den Einsatz der Studenten durch die Bereitstellung von Räumen in der Universität und Studienerleichterungen wie Abhaltung von Zwischensemestern, Notprüfungen und vereinfachte Examensvoraussetzungen zu ermöglichen. Von staatlicher Seite wird den Zeitfreiwilligen finanzielle Unterstützung zugesagt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Die Leiche der am 15. Januar 1919 ermordeten Politikerin Rosa Luxemburg wird aus dem Berliner Landwehrkanal geborgen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern Ministerpräsident Hoffmann bildet eine Koalitionsregierung unter Einbeziehung bürgerlicher Parteien:
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Coburg-Gotha Der Landtag von Sachsen-Coburg-Gotha lehnt die Zustimmung zum Gemeinschaftsvertrag zur Gründung eines Landes Thüringen ab und will vorerst das Referendum im November 1919 abwarten. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
fortlaufende Ereignisse |
Seit 29.01.1919 ist die badische Stadt Kehl von französischen Truppen besetzt. Seit 20.04.1919 gilt der "Verschärfte", seit 29.04. der "normale Belagerungszustand" in Bremen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg Das württembergische Kriegsministerium unter Dr. Immanuel Herrmann wird aufgelöst. Dr. Herrmann gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern Auf Empfehlung seines 2. Infanterieregiments nimmt der Soldat Adolf Hitler bis zum 5. Juli 1919 insgesamt drei Wochen lang an „antibolschewistischen Aufklärungskursen“ an der Universität München für „Propaganda bei der Truppe“ teil. Damit erhält er erstmals eine politische Schulung durch deutschnationale, alldeutsche und antisemitische Akademiker, darunter Karl Alexander von Müller, der Hitlers Talent als Redner entdeckt, und Gottfried Feder. Dieser soll ihn laut späterer Eigenaussage „zur Gründung einer neuen Partei“ anregen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Im Zuge des Truppenabbaus gemäß des Versailler Vertrags ordnet das Reichswehrministerium an, allen Volkswehrangehörigen zum 1. August 1919 zu kündigen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Volksstaat Hessen
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern Eberhard Haas versucht in Speyer, eine neutrale pfälzische Republik zu etablieren, die vom Reich und von Bayern gelöst ist; er scheitert am Widerstand von Arbeitern und deutschen Behörden. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich In der entscheidenden Sitzung des Verfassungsausschusses des Nationalparlamentes prallen die unterschiedlichen Positionen aufeinander. Während der Vertreter der Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) mit seinem Plädoyer für die rote Fahne allein bleibt und die Mehrheitssozialdemokraten von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) den Entwurf verteidigen, treten die Vertreter der neu gebildeten Deutschen Volkspartei (DVP) und der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), deren Vorläufer die Eliten des Kaiserreiches repräsentierten, für die Beibehaltung von Schwarz-Weiß-Rot ein und begründen dies mit zwei Argumenten: Zum einen sei die geplante Beseitigung von Schwarz-Weiß-Rot ein Verstoß gegen die „nationale Würde“, weil das deutsche Volk unter diesen Farben einen „großartigen Aufschwung“ erlebt habe. Zum anderen nehmen sie darauf Bezug, dass Schifffahrts- und Handelskreise auf die schlechte Sichtbarkeit von Schwarz-Rot-Gold auf See hingewiesen hätten. Diese fadenscheinige Argumentation wird ergänzt durch den Hamburger Senator Edmund Sthamer, der im Namen der drei Hansestädte die Befürchtung äußert, dass ein Flaggenwechsel das Ansehen, das sich die deutsche Schifffahrt erworben habe, gefährden und so den wirtschaftlichen Wiederaufbau beeinträchtigen könnte. Der Abgeordnete Bruno Ablaß von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) schlägt daraufhin als Kompromiss vor, Schwarz-Weiß-Rot neben der schwarz-rot-goldenen Nationalfahne als Schifffahrts-, Marine- und Kolonialflagge beizubehalten. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bayern Mit Eugen Leviné wird einer der Führer der "Münchner Räterepublik" wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Die beiden Abgeordneten der Nationalversammlung Hermann Molkenbuhr und Max Quarck von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) stellen in der Nationalversammlung folgenden Kompromissantrag: „Die Reichsfarben sind schwarz-rot-gold. Die Handelsflagge wird durch Reichsgesetz bestimmt.“ Mit der Einführung der Farben "Schwarz-Rot-Gold" steht die junge deutsche Demokratie vor massiven innerstaatlichen Problemen, da ein großer Teil der Parteien diese Farben ablehnt. Zu den Befürwortern gehören die linksliberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), für ein schlichtes Rot sprechen sich die kommunistische Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) und für die Beibehaltung der alten Reichsfarben die nationalliberale Deutsche Volkspartei (DVP), die Zentrumspartei (Z) und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) aus. Damit haben die Gegner dieser Farben im Reichstag die politische Mehrheit. Erst der Hinweis eines Gesandten Deutschösterreichs, dass in seiner Heimat mit der Beibehaltung der alten Farben Schwarz-Weiß-Rot ein Festhalten an der kleindeutschen, aber die Annahme der Farben Schwarz-Rot-Gold dort für die Vollendung der großdeutschen Idee steht, wird für "Schwarz-Rot-Gold" eine Probeabstimmung vorgenommen. Das Ergebnis ist: 23 Abgeordnete sind für und 19 Abgeordnete gegen die Annahme der Farbreihenfolge. Um die Konservativen, Nationalliberalen und Deutschnationalen versöhnlich zu stimmen, schläg das Zentrum schließlich einen Kompromiss vor: Die Reichsfarben sind Schwarz-Rot-Gold, die Handelsflagge ist Schwarz-Weiß-Rot mit den Reichsfarben in der inneren oberen Ecke. In der reichsdeutschen Nationalversammlung kommt es schließlich zur Abstimmung zur Gestaltung der Reichsflagge:
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern Der am Vortag zum Tode verurteilte Führer der "Münchner Räterepublik", Eugen Leviné, wird hingerichtet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freier Volkstaat Sachsen-Weimar-Eisenach Der Landtag des Freien Volksstaates Sachsen-Weimar-Eisenach ratifiziert den Thüringischen Gemeinschaftsvertrag mit 33 gegen 8 Stimmen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Altenburg Der Landtag von Sachsen-Altenburg ratifiziert den Gemeinschaftsvertrag zur Errichtung eines zukünftigen Staates Thüringen mit 27 gegen 8 Stimmen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen Der Landtag von Schwarzburg-Sondershausen ratifiziert einstimmig den Gemeinschaftsvertrag zur Gründung des Landes Thüringen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Volksstaat Reuß Der Volksrat des vereinigten Volksstaates Reuß ratifiziert den Gemeinschaftsvertrag zur Gründung des Landes Thüringen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Die Reichsregierung hebt den Belagerungszustand in Braunschweig auf; den Landesarbeiterrat hatte sie bereits vorgestern wieder zugelassen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen Aufgrund des massiven Protestes der Bevölkerung, vieler Verbände und der gesamten Stadtverwaltung müssen die Putschisten und Gründer der "Rheinischen Republik" um ihren "Präsidenten" Hans Adam Dorten nach einer Woche den Putsch als gescheitert ansehen. Die im Vorfeld angekündigte Unterstützung gibt die französische Besatzungsmacht zugunsten einer strikten Neutralität auf. Dadurch haben die Gründer der "Rheinischen Republik" keine Möglichkeit mehr, sich gegen Stadt und Bürger durchzusetzen. Massiver Widerstand durch die Stadtverwaltung und die Bevölkerung verhindert die Etablierung einer Regierung. Gegen Dorten wird ein Haftbefehl wegen Landesverrats erlassen, der aber im von Frankreich besetzten Gebiet nicht vollstreckt werden kann. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Bayern / Freistaat Sachsen / Freier Volksstaat Württemberg / Freistaat Baden In der "Weimarer Vereinbarung" verzichten Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden auf militärische Reservatrechte. Das bedeutet, dass die großen Teilstaaten des Reiches ihre Vorherrschaft über die kleineren Staaten aufgeben. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Der Ministerpräsident von Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) erbittet von der Reichsregierung die Erlaubnis, den Belagerungszustand verhängen zu dürfen, um einen angeblich drohenden kommunistischen Aufstand bekämpfen zu können. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die Universität von Köln, die 1798 von den Franzosen während der Napoleonischen Kriege geschlossen wurde, wird wieder eröffnet; dies geht auf eine Initiative des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer zurück. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich Fünf Wochen nach Vorlage des ersten Vertragsentwurfes der Siegermächte, der von der deutschen Delegation unter dem Drängen auf Milderung der Bestimmungen zurückgewiesen wurde, wird der deutschen Delegation unter Hermann Müller eine Nachbesserung vorgelegt, die eine Volksabstimmung über den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland vorsieht. Die Siegermächte lassen weitere Nachbesserungen nicht zu und verlangen ultimativ die Unterschrift. Andernfalls würden sie ihre Truppen nach Deutschland einrücken lassen. Hierfür hat Marschall Ferdinand Foch einen Plan ausgearbeitet: Vom bereits besetzten Rheinland aus sollen die Truppen der Entente entlang des Mains nach Osten vorrücken, um auf kürzestem Wege die tschechische Grenze zu erreichen und so Nord- und Süddeutschland voneinander zu trennen. In Kreisen um den Oberpräsidenten von Ostpreußen, Adolf von Batocki, den Sozialdemokraten August Winnig und General Otto von Below werden Pläne entwickelt, die Friedensbedingungen rundweg abzulehnen und Westdeutschland den einrückenden Truppen der Siegermächte kampflos zu überlassen. In Ostmitteleuropa, wo die Reichswehr noch verhältnismäßig stark ist, soll dann ein Oststaat als Widerstandszentrum gegen die Entente gegründet werden. Die Reichsregierung erreicht einen Aufschub von zwei Tagen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Oldenburg Im Freistaat Oldenburg wird die "Verfassung für den Freistaat Oldenburg" durch die Landesversammlung verabschiedet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Im Braunschweiger Landtag stellen Abgeordnete der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) Misstrauensanträge gegen den Ministerpräsidenten Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die vom Landtag abgelehnt werden. Abgeordnete der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) stellen gegen die Minister August Junke und Gustav Gerecke von der USPD Misstrauensanträge, die trotz Enthaltung der SPD-Abgeordneten angenommen werden. Für eine Übergangszeit besitzt Braunschweig nun keine Minister für Recht, für Schule und für Ernährung, Handel und Verkehr. Die USPD ist insgesamt nicht mehr Regierungspartei in Braunschweig. Die Regierung bilden nunmehr SPD und DDP unter Duldung des Braunschweigische Landeswahlverband, da die beiden Parteien gemeinsam nur auf 30 von 60 Sitzen im Parlament kommen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Aus Protest gegen die Unterzeichnung der Pariser Verträge tritt der Präsident der Reichsregierung Philipp Scheidemann nach 223 Tagen von seinem Amt zurück. Mit ihm zusammen verlassen folgende Minister die Regierung:
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Deutsches Reich Der bisherige Arbeitsminister Gustav Bauer wird zum neuen Präsidenten der Reichsregierung gewählt. Mit 259 Tagen im Amt als Staatssekretär des Reichsarbeitsministeriums und als Reichsarbeitsminister ist er der Mann mit der derzeit größten Regierungserfahrung im Deutschen Reich. Gustav Bauer gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. Für den ebenfalls am Vortag zurückgetretenen Außenminister Ulrich von Brockdorff-Rantzau wird Hermann Müller neuer Reichsminister des Auswärtigen. Müller war vom 20. Dezember 1918 bis zum 4.Februar 1919, 46 Tage lang, Co-Vorsitzender des Zentralrates der Deutschen Sozialistischen Republik und Leiter der Friedensdelegation des Deutschen Reiches bei der Unterzeichnung der Pariser Friedensverträge. Der Präsident der Reichsregierung bildet eine neue Reichsregierung aus Sozialdemokraten und Zentrum. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Die in der Bucht von Scapa Flow auf den zu Schottland gehörenden Orkney-Inseln internierte deutsche Kriegsflotte wird auf Befehl des deutschen Konteradmirals Ludwig von Reuter von der eigenen Besatzung versenkt. Konteradmiral von Reuter vermutet, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag von Versailles nicht annehmen und deshalb am nächsten Tag wieder Kriegszustand herrschen würde. Die deutsche Flotte soll den Briten nicht in die Hände fallen. Mit wenigen Ausnahmen versinken die meisten der 74 deutschen Schiffe. Konteradmiral von Reuter lässt per Flaggensignal der in Scapa Flow ankernden Flotte den Befehl „Paragraph Elf. Bestätigen.“ übermitteln, ein zuvor von den Offizieren in Anlehnung an Paragraph 11 „Es wird fortgesoffen!“ des Biercomments der Studentenverbindungen vereinbartes Codewort, um eine Beschlagnahme der Flotte durch die Siegermächte zu verhindern. Die Vorbereitungen zur Selbstversenkung sind bereits vorher getroffen worden, ohne dass die britischen Bewacher es bemerkten. Auf von Reuters Befehl versenken sich innerhalb weniger Stunden zehn Großlinienschiffe, fünf Große Kreuzer, fünf Kleine Kreuzer und 32 Torpedoboote. Lediglich das Großlinienschiff SMS BADEN, die drei Kleinen Kreuzer EMDEN, SMS NÜRNBERG und SMS FRANKFURT, der Minenkreuzer SMS BREMSE sowie vierzehn Torpedoboote können durch das Eingreifen britischer Seeleute an der Selbstversenkung gehindert und in seichtes Wasser geschleppt werden. Nur vier Torpedoboote blieben schwimmfähig. Neun deutsche Seeleute verlieren ihr Leben; sie fallen entweder im Handgemenge mit britischen Marinesoldaten (wie der Kommandant der SMS MARKGRAF, der auf seinem Schiff erschossen wird) oder werden in ihren Rettungsbooten erschossen. Es sind die letzten deutschen Kriegstoten des Ersten Weltkriegs. Von Reuter und die verbliebenen 1.773 Offiziere und Mannschaften der Rumpfbesatzungen werden in England als Kriegsgefangene interniert. In Deutschland wird von Reuter als Held gefeiert, der die Ehre der deutschen Flotte gerettet hat. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Baden Aus Protest gegen die Verteuerung von Lebensmitteln werden in Mannheim Geschäfte gestürmt und geplündert. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei werden elf Demonstranten getötet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Oldenburg Theodor (Johann) Tantzen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in Oldenburg, bisher Mitglied im dortigen Landesdirektorium, wird von der Landesversammlung des 1. Landtages des Freistaats Oldenburg mit der Bildung eines Ministeriums aus Liberalen, Sozialdemokraten und dem Zentrum beauftragt:
Der neue Ministerpräsident Theodor Tantzen besuchte die Volksschule und wurde Landwirt. 1895-1896 war er Soldat beim 13. Jäger-Bataillon in Dresden, seit 1905 Mitglied der Selbstverwaltungskörperschaften, bis 1915 Mitglied der Landwirtschaftskammer und seit 1910 Mitglied des Oldenburgischen Landtages, seit 10. November im Landesdirektorium. Bereits 1897 trat er in die Freisinnige Volkspartei ein, die 1910 in die Fortschrittliche Volkspartei umgewandelt wurde. 1911 wurde er in ihren Vorstand gewählt und noch im selben Jahr Landtagsabgeordneter. Er ist Befürworter des Freihandels und gegen eine Schutzzollpolitik; außerdem setzt er sich für Reformen im Schulwesen ein. Er befürwortet eine generelle Demokratisierung und Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie. 1916 wurde er von seiner Partei zum Vorsitzenden des Bezirks Oldenburg/Ostfriesland gewählt. Durch Kriegserfahrungen in Polen wandelte er sich zum Pazifisten. In der Novemberrevolution 1918 spielte er eine entscheidende Rolle und wurde Mitglied im so genannten Direktorium, dem er als Mitglied (Minister) angehörte. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich Die neue Reichsregierung erklärt sich mit Billigung der Nationalversammlung zur Annahme des Versailler Vertrages bereit, falls Deutschlands Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld gestrichen wird. Die Alliierten lehnen eine "bedingte Annahme" ab. Unter dem Druck des drohenden Einmarsches und der trotz Waffenstillstand fortbestehenden britischen Seeblockade, die eine dramatische Zuspitzung der Ernährungslage befürchten lässt, votiert die Deutsche Nationalversammlung mit 237 gegen 138 Stimmen für die Annahme des Friedensvertrages mit den Alliierten. Der am Vortag ins Amt gewählte Parteifreund des zurückgetretenen Philipp Scheidemann, der neue Präsident der Reichsregierung Gustav Bauer ruft in der Sitzung aus: Wir stehen hier aus Pflichtgefühl, in dem Bewußtsein, daß es unsere verdammte Schuldigkeit ist, zu retten zu suchen, was zu retten ist […]. Wenn die Regierung […] unter Vorbehalt unterzeichnet, so betont sie, daß sie der Gewalt weicht, in dem Entschluß, dem unsagbar leidenden deutschen Volke einen neuen Krieg, die Zerreißung seiner nationalen Einheit durch weitere Besetzung deutschen Gebietes, entsetzliche Hungersnot für Frauen und Kinder und unbarmherzige längere Zurückhaltung der Kriegsgefangenen zu ersparen. Verschiedene deutsche Militärstellen prüfen die Chance eines bewaffneten Kampfes gegen die Alliierten. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Baden Aus Protest gegen die Überteuerung von Lebensmitteln werden seit gestern in Mannheim Geschäfte gestürmt. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei werden elf Demonstranten getötet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich In Deutschland fürchtet man die Folgen einer militärischen Intervention der Siegermächte. Aus diesem Grund sieht sich die mehrheitlich sozialdemokratische Reichsregierung zur Annahme des Versailler Vertrages gezwungen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg Verdorbene Ware der Heilschen Fleischkonservenfabrik löst in Hamburg die "Sülzeunruhen" aus. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich
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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg / Freistaat Preußen Der Feuerwehr-Kommandant von Groß-Hamburg Walther Lamp'l von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) lässt wegen der nicht nachlassenden "Sülzeunruhen" in Hamburg den Belagerungszustand verkünden und erbittet vom zuständigen Reichswehrkommando Stettin, Truppen zur Verfügung zu stellen. Die Aufständischen stürmen Rathaus, Stadthaus, Untersuchungsgefängnis und Strafjustizgebäude. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig In Braunschweig wird eine Minderheitsregierung aus Sozialdemokraten und Liberalen gebildet, die vom Braunschweiger Landeswahlverband geduldet wird. Die umgebildete 1. Regierung Jasper besteht aus folgenden Mitgliedern:
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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg Nach vier Tagen kommen die "Sülzeunruhen" in Hamburg zur Ruhe, die begonnen hatten, als in Heilschen Fleischkonserven verdorbene Ware gefunden wurde. Die Aufständischen verlassen wieder Rathaus, Stadthaus, Untersuchungsgefängnis und Strafjustizgebäude. Dennoch sind seit dem Hilferuf des Feuerwehr-Kommandanten von Groß-Hamburg Reichswehreinheiten unter dem Kommando von General Lettow-Vorbeck nach Hamburg unterwegs. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich Der deutsche Außenminister Hermann Müller (SPD) und Verkehrsminister Johannes Bell (Zentrum) unterzeichneten nach dem Beschluss der Nationalversammlung – unter Protest – den Pariser Friedensvertrag, später bekannt als der "Vertrag von Versailles". Zwei der wichtigsten Mächte aus der Zeit des Kriegsbeginns existierten nicht mehr: Als Folge der Oktoberrevolution, die durch die Einschleusung Lenins durch das Deutsche Reich möglich geworden war, ist auf dem Boden des Russischen Reiches nun Sowjetrussland entstanden. Die kapitalistischen Staaten fürchten nun, der Sowjetstaat würde, der Weltrevolution verpflichtet, die innenpolitische Stabilität aller anderen Staaten bedrohen. Die österreich-ungarische Donaumonarchie hatte sich aus innenpolitischer Handlungsunfähigkeit in die Auslösung des Weltkrieges geflüchtet und ist beim Waffenstillstand endgültig zerfallen. Beide Kriegsparteien machten sich Nationalitätenprobleme in gegnerischen Staaten zunutze: Die Mittelmächte hatten auf dem Gebiet des Zarenreiches "Regentschaftspolen" gegründet und die Gründung Litauens wohlwollend geduldet. Die Alliierten und die slawischen Minderheiten der Donaumonarchie hatten sich gegenseitig unterstützt und waren nun einander verpflichtet. So war eine generelle Rückkehr zu den Vorkriegsgrenzen unmöglich und die Neuordnung mit jenen Problemen belastet, die die Grenzziehung zwischen Nationalstaaten unausweichlich mit sich bringt.
(Artikel 119)
Wirkung der Gebietsverluste auf die Staatsangehörigkeit
Wirtschaftliche Bestimmungen und Reparationen
Völkerbund | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die Regierung des Freistaats Preußen ernennt den Blankenburger August Winnig von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), bisher Reichs- und Staatskommissar für Ost- und Westpreußen, nunmehr zum Oberpräsidenten Ostpreußens. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Volksstaat Hessen / Französische Republik Anlässlich seines ersten Besuchs in den besetzten Gebieten trifft der hessische Ministerpräsident Ulrich von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) auch mit dem Kommandeur der französischen Truppen, General Charles Mangin, zusammen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Französische Republik / Deutsches Reich Mehr als drei Jahre nach der Kapitulation der deutschen Truppen in Kamerun wird das ehemals deutsche Gebiet mit der Bezeichnung Deutsches Protektorat Kamerun in einen französisch und einen britisch verwalteten Teil getrennt. Durch die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg kann Großbritannien bis dahin deutsche Gebiete in sein Weltreich eingliedern. Mit der Schutzherrschaft über afrikanische und westasiatische Gebiete erreicht das Empire seine größte Ausdehnung. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Der Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper, bildet auf Geheiß des Parlamentes sein Kabinett um, das nunmehr aus Abgeordneten der SPD und der DDP gebildet wird. Das Ministerium für Recht soll einen später zu benennenden Abgeordneten des Braunschweiger Landeswahlverbandes vorbehalten bleiben:
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I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1920 - 1921 - 1922 - 1923 - 1924 - 1925 - 1926 - 1927 - 1928 - 1929 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
spätere Chroniken Deutschlands | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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