Deutsches Reich 1919-II

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Wappen Weimarer Republik

DEUTSCHES REICH

Hauptstadt: Berlin

Chronik des Jahres 1919

II. Quartal 1919


Der sächsische Kriegsminister Neuring wird von Demonstranten gelyncht

Generalstreik im Ruhrgebiet

Außenminister Hermann Müller unterzeichnet den Friedensvertrag von Paris


Hauptseite Map Deutsches Kaiserreich.jpg
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Quartals
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Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres ...
1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916 - 1917 - 1918
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres ...
1918 (ab 10.11.1918)
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1919
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
April 1919
fortlaufende Ereignisse
01.04.-02.05.1919 Generalstreik im Ruhrgebiet.
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Französische Republik Deutsches Reich / Freistaat Baden

Die französische Besetzung der Stadt Kehl, die am 30. Januar begann, dauert an. Inzwischen wird Kehl von den Franzosen als Inland behandelt. Die Oberpostdirektion von Kehl, die ebenfalls unter französischer Verwaltung steht, wurde offenbar angewiesen, eingehende Pakete aus dem Reich zurückzuweisen, dass jedes eingehende Paket eine Warensendung in das Ausland, nämlich nach Kehl, darstelle und hierfür eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich sei. Das badische Außenministerium protestiert bei der Oberpostdirektion mit einer Beschwerde. Außerdem bittet die badische Regierung die Räte in Berlin, dass sie einen eigenen Vertreter zu den Friedensverhandlungen nach Paris entsenden dürfe, was jedoch von Berlin abgelehnt wird.

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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Adolf Köster (SPD), preußischer Staatskommissar für Schleswig-Holstein
Der 36 Jahre alte Publizist Dr. Adolf Köster aus Verden an der Aller von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) wird zum preußischen Staatskommissar für Schleswig-Holstein ernannt. Köster studierte Philosophie und Theologie in Heidelberg, Halle, Marburg und Zürich. 1905 legte er das erste theologische Examen in Marburg ab. Er promovierte 1907 an der Universität Erlangen und lehrte bis 1912 an der TH München Literaturgeschichte. Ab 1913 war er für die Schwäbische Tagwacht tätig, zunächst als freier Journalist, im Ersten Weltkrieg als Berichterstatter an der Westfront. 1913 kauften er und seine Frau in Hamburg-Blankenese ein Haus in der „Rutsch 1“. Bis Kriegsende berichtete er so in Hunderten von Artikeln nicht nur für die sozialdemokratische, sondern auch zunehmend für die bürgerliche Presse von nahezu allen Kriegsschauplätzen. Dazu kamen später noch Propagandavorträge im Auftrag des Kriegspresseamtes. Nach der Novemberrevolution 1918 übernahm er eine Funktion in der Preußischen Staatskanzlei bei Curt Baake, seit Jahresbeginn 1919 in der Reichskanzlei.
01.04.1919
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Deutsches Reich
Die Regierung des Deutschen Reiches zu Beginn des Quartals
Deutsches Reich.gif Funktion Name, Parteizugehörigkeit Beginn der Amtszeit Tage im Amt
Philipp Scheidemann.jpg
Präsident der
Reichsregierung
Philipp Scheidemann
(* 1865 Kassel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
09.11.1918
143
Eugen Schiffer.jpg
Stellvertretender Präsident der
Reichsregierung
und Reichsfinanzminister
Eugen Schiffer
(* 1860 Breslau, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
13.02.1919
47
Ulrich von Brockdorff-Rantzau.jpg
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes
Ulrich von Brockdorff-Rantzau
(* 1869 Schleswig, Preußen)
(parteilos)
13.12.1918
109
Hugo Preuß.jpg
Reichsinnenminister
Hugo Preuß
(* 1860 Berlin, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
13.02.1919
47
Georg Gothein.jpg
Reichsschatzminister
Georg Gothein
(* 1857 Neumarkt, Schlesien, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
13.02.1919
47
Rudolf Wissell.jpg
Reichswirtschaftsminister
Rudolf Wissell
(* 1869 Göttingen, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
29.12.1918
93
Otto Landsberg.jpg
Reichsjustizminister
Dr. Otto Landsberg
(* 1869 Rybnik, Oberschlesien, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
09.11.1918
143
Gustav Noske.jpg
Reichswehrminister
Gustav Noske
(* 1868 Brandenburg, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
29.12.1918
93
Gustav Bauer.jpg
Reichsarbeitsminister
Gustav Bauer
(* 1870 Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
179
Johannes Bell.jpg
Reichsverkehrsminister
und Reichsminister für Kolonien
Dr. Johannes Bell
(* 1868 Essen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919
47
Johannes Giesberts.jpg
Reichspostminister
Johannes Giesberts
(* 1865 Straelen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919
47
Robert Schmidt.jpg
Reichsernährungsminister
Robert Schmidt
(* 1864 Berlin, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
47
Eduard David.jpg
Reichsminister ohne Geschäftsbereich
Eduard David
(* 1863 Ediger/Mosel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
47
Matthias Erzberger.jpg
Reichsminister ohne Geschäftsbereich
Zentrum
Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Zentrum
13.02.1919
47
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Das Freikorps "Brigade Reinhard" wird neben anderen Freikorps und der Marine-Division dem Garde-Kavallerie-Schützen-Korps unterstellt. Ihr Führer ist Generalleutnant Heinrich von Hofmann.
  • Sozialistische und kommunistische Arbeiterführer proklamieren im Ruhrgebiet einen Generalstreik für eine radikale Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse. Sie plädieren außerdem für eine starke Stellung der Räte. Knapp 350.000 Bergarbeiter folgen dem Streikaufruf. Carl Severing von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) soll als Reichs- und Staatskommissar die Lage beruhigen.
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Deutsches Reich / Freistaat Baden

Zehn Wochen nach der Wahl zur Badischen Nationalversammlung wird eine Regierung der Weimarer Koalition gewählt:

  • Staatspräsident: Anton Geiß (SPD), im Amt seit 10.11.1918
    Der badische Staatspräsident Anton Geiß
  • Minister für Auswärtiges: Dr. Hermann (Robert) Dietrich (DDP), im Amt seit 10.11.1918
  • Innenminister: Adam Remmele (SPD), neu im Amt
  • Justizminister: Dr. Gustav Trunk (Z), vorher seit 10.11.1918 Ernährungsminister
  • Finanzminister: Dr. Joseph (Karl) Wirth (Z), im Amt seit 10.11.1918
  • Kultus- und Unterrichtsminister: Dr. Hermann Hummel (DDP), neu im Amt
  • Arbeitsminister: Leopold (Ferdinand Robert) Rückert (SPD), vorher seit 10.11.1918 Verkehrsminister
  • Staatsrat: Dr. Ludwig Marum (SPD), vorher seit 10.11.1918 Justizminister
  • Staatsrat: Josef Weißhaupt (Z), neu im Amt
  • Staatsrat: Dr. Wilhelm Engler (SPD), neu im Amt
  • Staatsrat: Dr. Friedrich Schön (DDP), neu im Amt
02.04.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Waldeck

Der Arbeiter- und Soldatenrat des ehemaligen Fürstentums Waldeck erklärt die offizielle Auflösung des vor-revolutionären Landtags.

07.04.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Revolutionäre des "Zentralrates der bayerischen Republik" und des "Revolutionären Arbeiterrates" putschen sich an die Macht in Bayern, rufen die "Räterepublik Baiern" und die "Dritte Revolution" aus und verhindern das Zusammentreten des Landtages. Beteiligt sind die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) und Anarchisten, jedoch nicht die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Es beginnt die "Erste Revolution" in Bayern. Der Landtag und die Regierung weichen nach Bamberg aus. Die Minister der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Bayern (USPD) treten aus der Koalition aus. Die Münchner Räteregierung besteht aus folgenden Personen:

  • Kommissar für Äußeres: Dr. Franz Lipp
  • Kommissar für Finanzen: Silvio Gesell
  • weitere Mitglieder: Erich Mühsam, Sontheimer, Gustav Landauer, Ernst Toller, Eugen Leviné-Nissen, Max Levien und Tobias Axelrod
  • Kommandeur der Roten Garden: Rudolf Egelhofer
08.04.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Im Kabinett des Bayerischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann (SPD) erfolgen folgende Änderungen:

  • Der Minister für soziale Fürsorge, Hans Unterleitner (USPD) wird durch Hans Gasteiger (SPD) geschäftsführend ersetzt.
  • Der Minister für Handel, Industrie und Gewerbe, Josef Simon (USPD), wird durch Siegmund Freiherr von Haller (SPD) ersetzt.
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Waldeck

Die neue Landesversammlung des Freistaats Waldeck konstituiert sich.

Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der Reichs- und Staatskommissar Carl Severing lässt in Essen verlauten, dass er als „Arbeitervertreter zu den Arbeitern reden und als Arbeiter für die Arbeiter handeln" will. Die von ihm getroffenen Entscheidungen zielten nach Severing nicht in erster Linie auf gewaltsamer Unterdrückung ab. Sie sollten stattdessen eine Verständigung mit den streikenden Arbeitern erreichen und vorhandene Härten und Missstände abstellen. „Gewalt solle nur dort angewandt werden, wo diese von unverantwortlichen Elementen provoziert würden.“ Mit Zugeständnissen, aber auch mit hartem Druck, mit Verhaftungen von Streikführern und der Gewährung von Sonderrationen für Arbeitswillige versucht Severing gegen den Ausstand vorzugehen.

10.04.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Im Ruhrgebiet tritt der Generalstreik in den zehnten Tag. Inzwischen streiken nicht mehr, wie anfangs, 160.000 Bergarbeiter, sondern 307.000, was drei Viertel der Belegschaft entspricht. Am Streik beteiligen sich damit deutlich mehr Personen als nur die Syndikalisten und Anhänger der radikaleren Linksparteien. Am Ausstand nehmen nunmehr auch viele SPD-Anhänger aktiv teil. Die Behörden reagieren mit der Verhängung des Belagerungszustandes und kündigen zur Durchsetzung des Streikendes im volkswirtschaftlich zentralen Kohlebergbau den Einsatz von Militär an. General Oskar von Watter, dem militärischen Befehlshaber, wird der Bielefelder SPD-Politiker Carl Severing als Reichs- und Staatskommissar an die Seite gestellt. Dadurch soll die militärische Gewalt auf ein Mindestmaß beschränkt werden.

12.04.1919
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Deutsches Reich

Offizielle Gründung des Reichsverbands der Deutschen Industrie als Spitzenverband (RDI) der Unternehmerverbände. Der Spitzenverband entstand bereits am 4. Februar aus dem Zusammenschluss des Bundes der Industriellen, des Centralverbandes deutscher Industrieller und des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands. Erster Präsident des RDI wird der 64 Jahre alte Zwickauer Kurt Sorge, der Mitglied des Aufsichtsrates der Friedrich Krupp AG.

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Deutsches Reich / Freistaat Coburg

Der gemeinsame Landtag von Coburg und Gotha verabschiedet den "Staatsvertrag über die Verwaltung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten der Freistaaten", der die endgültige Trennung regelt.

Deutsches Reich.gif Sachsen 1918-1919.gif
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen
  • Der sächsische Kriegsminister Gustav Neuring
    Gegen 10 Uhr halten auf dem Dresdner Theaterplatz etwa 500 bis 600 Kriegsbeschädigte, Lazarett-Insassen und Lazarett-Gehilfen, eine Versammlung ab. Sie fordern die sofortige Wiedererhöhung ihrer kürzlich herabgesetzten Löhne und ziehen dann gegen Mittag vor das Gebäude des Kriegsministeriums. Eine Abordnung verlangt den sächsischen Kriegsminister Gustav Neuring zu sprechen. Dieser will die Abordnung nicht empfangen und droht damit, sie wegen Hausfriedensbruches verhaften lassen zu wollen. Die Demonstranten nehmen nun eine drohende Haltung an und stürmen gegen das Tor des Gebäudes. Die im Hause untergebrachten Regierungstruppen machen darauf von der Waffe Gebrauch. Es heißt, dass zuerst von einem Regierungssoldaten, einem jungen Ordonnanzoffizier, mehrere Handgranaten geworfen wurden, die allerdings bloße Übungsgranaten waren und niemanden verletzten. Darauf setzt die das Gebäude umringende Menge, die sich kontinuierlich vergrößert, die Wache fest. Man zerschlägt deren Gewehre und wirft die Munition in die Elbe. In der Menge geht das Gerücht um, dass der Kriegsminister den Befehl zum Werfen der Handgranaten gegeben habe. Herbeigerufene Regierungstruppen erklären, nicht eingreifen zu wollen, geben ihre Waffen ab und entfernen sich wieder. Die aufgebrachte Menge hält den Platz vor dem Kriegsministerium besetzt. An verschiedenen Stellen sind Maschinengewehre aufgestellt, die das Ministerium unter Feuer nehmen. Um 16 Uhr gelingt es den Demonstranten, in das Gebäude einzudringen und den Kriegsminister, der sich in das obere Stockwerk geflüchtet hat, zu ergreifen. Sie schleppen ihn auf die Straße, misshandeln ihn schwer und stürzen ihn von der Brücke in die Elbe hinab. Anscheinend ist der Kriegsminister ein guter Schwimmer, denn er kann sich längere Zeit über Wasser halten. Die Demonstranten aber eröffnen aus zahlreichen Gewehren das Feuer, bis schließlich der mit dem Tode in den Fluten kämpfende Kriegsminister vor den Augen vieler Tausender erregter Zuschauer in den Fluten verschwindet. Gustav Neuring gehörte der SPD an und war 15 Jahre lang Gewerkschaftsmitglied. Nach der Novemberrevolution von 1918 wurde er zuerst Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates, dann Volksbeauftragter und schließlich Minister für Militärwesen. Er war damit beauftragt, ein Volksheer zu organisieren. Im März 1919 stellte er in Zusammenarbeit mit dem Bund aktiver Unteroffiziere der alten Armee das „Regiment Ordnung“ auf, das in Pirna bei der gewaltsamen Auflösung der Arbeiter- und Soldatenräte eingesetzt wurde.
  • Der Rektor der Universität von Leipzig, Kittel, stimmt einem Beschluss der Allgemeinen Studentenversammlung zu, das Semester an der Universität zu beenden und die Universität zu schließen, damit sich die Studenten den bestehenden Reichswehrformationen im Bedarfsfall zur Verfügung stellen könnten.
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach

Walter Gropius wird Direktor der Hochschule für Bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule in Weimar.

13.04.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Baden

Die am 21.3. im Landtag einstimmig beschlossene badische Verfassung wird in einer Volksabstimmung – der ersten in der deutschen Geschichte – mit großer Mehrheit angenommen; die Wahlbeteiligung beträgt 35 %. Sie ist damit die einzige durch Volksabstimmung beschlossene Verfassung der Weimarer Republik.

Deutsches Reich.gif Sachsen 1918-1919.gif
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Nach dem Mord an dem sächsischen Minister für Militärwesen Gustav Neuring (SPD) wird der Belagerungszustand in Dresden ausgerufen. Die Reichswehr beginnt ihren Einmarsch in Dresden.

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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

In München beginnt die "Vierte Revolution". Nachdem der Versuch eines Militärputsches gegen die Räterepublik scheitert, wird die kommunistische Räterepublik ausgerufen. Die Berufsrevolutionäre Levien und Leviné aus Russland übernehmen alsbald die Macht und stellen sogar eine "Rote Armee" unter Kriegskommissar Egelhofer und dem Oberkommandierendem Toller auf. Die gesetzgebende Gewalt erhält ein vierköpfiger Vollzugsrat unter der Leitung von Eugen Leviné. Die von der rechtmäßigen sozialdemokratischen Regierung zu Hilfe gerufenen Reichstruppen und Freikorps rücken auf München vor.

14.04.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Am 14. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet geht die Zahl der Streikenden zurück.

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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Coburg-Gotha / Freistaat Sachsen-Gotha / Freistaat Sachsen-Coburg

Das Land Sachsen-Coburg-Gotha wird in die beiden Länder Freistaat Sachsen-Gotha und Freistaat Sachsen-Coburg aufgeteilt. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der deutschen Staaten von 24 auf 25.

15.04.1919
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Deutsches Reich

Die Weimarer Nationalversammlung verabschiedet ein provisorisches Gesetz, das den 1. Mai für das Jahr 1919 zum allgemeinen Feiertag für einen "gerechten Frieden" erklärt.

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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Am 15. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet bringt ein Übergriff durch Soldaten des Freikorps Lichtschlag einen Rückschlag in der Verbesserung des Verhältnisses zwischen Arbeitern und den Betreibern der Zechen, als ein Soldat im Kreis Mettmann in eine Versammlung Streikender schießt.

16.04.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Die von der rechtmäßigen sozialdemokratischen Regierung zu Hilfe gerufenen Reichstruppen und Freikorps werden in der "Schlacht bei Dachau" zurückgeschlagen.

17.04.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Reuß-Gera / Freistaat Reuß-Greiz / Volksstaat Reuß

Die beiden Länder Reuß ältere Linie (Reuß-Greiz) und Reuß jüngere Linie (Reuß-Gera) schließen sich zusammen zum Volksstaat Reuß. Der bisherige Leitende Staatsminister in Greiz, William Oberländer, der der Fortschrittspartei angehörte, wechselt in die Deutsche Demokratische Partei (DDP) und wird neuer Co-Staatsminister im neuen Volksstaat. Der bisherige Leitende Staatsminister in Gera, Karl Eduard Emil Franz Moritz Freiherr von Brandenstein, der parteilos ist, wird ebenfalls neuer Co-Staatsminister im neuen Volksstaat Reuß. Bis zu ihrem Zusammenschluss hatten beide Linien die schwarz-rot-goldene deutsche Flagge als Erkennungsmerkmal. Durch den Zusammenschluss der beiden kleinen Länder verringert sich die Gesamtzahl der deutschen Staaten von 25 auf 24.

19.04.1919
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Deutsches Reich
Der zurückgetretene "Vizekanzler" und Finanzminister Dr. Eugen Schiffer (DDP)
Der neue Reichsfinanzminister Dr. Bernhard Dernburg (DDP))
Der Reichsfinanzminister und stellvertretende Regierungschef Eugen Schiffer von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) tritt von allen seinen Ämtern zurück. Während das Amt des stellvertretenden Regierungschefs vorerst vakant bleibt, wird Dr. Bernhard Dernburg (DDP) neuer Reichsfinanzminister.

Schiffer stammt aus einer zum Protestantismus konvertierten jüdischen Familie aus Breslau. Nach Referendarzeit und Promotion folgte 1885 die Große Juristische Staatsprüfung, die er mit der Note „gut“ bestand. Von 1888 bis 1899 war er als Amtsrichter in Zabrze/Oberschlesien tätig, anschließend bis 1906 als Amtsgerichtsrat und dann Landgerichtsrat in Magdeburg. 1906 wurde er an das Kammergericht in Berlin gerufen und 1910 zum Oberverwaltungsgerichtsrat ernannt. Parallel zu seiner juristischen Karriere verfolgte Eugen Schiffer eine politische. Er gehörte von 1912 bis 1917 dem Reichstag des Kaiserreichs an, wo er als Abgeordneter der Nationalliberalen Partei den Wahlkreis Wolmirstedt-Neuhaldensleben vertrat. Dort widmete er sich vorwiegend der Vereinheitlichung der Rechtspflege im Deutschen Reich, die trotz der Reichsjustizgesetze noch sehr von den Einzelstaaten bestimmt wurde. Von 1904 bis 1918 vertrat Schiffer den Wahlkreis Magdeburg-Stadt im Preußischen Abgeordnetenhaus. Wegen seiner beruflichen Beförderungen musste er in dieser Zeit dreimal sein Mandat niederlegen, wurde in der Ersatzwahl jedoch stets wiedergewählt. Von 1903 bis 1917 gehörte er dem Zentralvorstand der Nationalliberalen Partei an. Im Gegensatz zur Mehrheit der Parteimitglieder, die die Umgründung der Nationalliberalen Partei zur DVP mit vollzog, beteiligte Schiffer sich an der Gründung der DDP. Am 23. Oktober 1917 wurde er von Georg Michaelis als Unterstaatssekretär ins Reichsschatzamt berufen. Diese Position hatte Schiffer bis zum Ende des Kaiserreichs inne. Während der Herrschaft des Rates der Volksbeauftragten war er vom 14. November 1918 bis zum 12. Februar 1919 als Staatssekretär tätig. Als Stellvertretender Regierungschef und Reichsfinanzminister war er nur 65 Tage im Amt.
Dr. Bernhard Dernburg wurde 1865 als Sohn des Publizisten und Politikers Friedrich Dernburg, der der Nationalliberalen Partei angehörte, in Darmstadt geboren. Nach Tätigkeiten bei verschiedenen Banken, unter anderem der Deutschen Bank, wurde er 1889 Direktor der Deutschen Treuhand-Gesellschaft. 1901 wechselte er als Vorstand zur Darmstädter Bank für Handel und Industrie. Er erwarb sich früh einen Ruf als Sanierer. So gründete er 1901 zusammen mit Hugo Stinnes aus verschiedenen unprofitablen Unternehmen die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG (DL), die in der Folge schnell zu einem der größten und expansivsten deutschen Montankonzerne wurde. Dernburg hatte zahlreiche Aufsichtsratsmandate in der Schwerindustrie inne, so bei der DL und der Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb. Dernburg war 1902 auch federführend an der Umwandlung des Kölner Schokoladenunternehmens Gebr. Stollwerck OHG in eine Familien-Aktiengesellschaft (Gebrüder Stollwerck AG) beteiligt. Aufgrund seiner Erfahrungen, die er in USA mit Vorzugsaktien gesammelt hatte, wurden auch bei Stollwerck diese Aktien eingeführt. Dernburg übernahm mit seiner Darmstädter Bank die Rolle des Konsortialführers bei der Umwandlung und erhielt ein Aufsichtsratmandat bei der Gebrüder Stollwerck AG. 1906 wechselte Dernburg in die Politik, zuerst als preußischer Bevollmächtigter beim Bundesrat, 1907 dann als Staatssekretär im Reichskolonialamt (von dem Amt trat er 1910 zurück). Mit seinem Namen ist ein grundlegender Reformkurs in der deutschen Kolonialpolitik verbunden. Nach den Worten Dernburgs sollte nunmehr mit „Erhaltungsmitteln“ anstelle von „Zerstörungsmitteln“ kolonisiert werden. Nicht mehr alkohol- und waffenhandelnde Kompanien sollten die Kolonialwirtschaft prägen, sondern der Missionar, der Arzt, die Eisenbahn und die Wissenschaft. Das Ziel dieser überseeischen Wirtschaftsförderung blieb gleichwohl die größtmögliche Ausschöpfung der dortigen Arbeitskräfte durch die Kolonialisten. Als erster hoher Kolonialbeamter dieses Ranges sah er sich die Probleme in den Kolonien auch „vor Ort“ an. Er war 1907 in Deutsch-Ostafrika und reiste 1908 ins britische Südafrika sowie nach Deutsch-Südwestafrika. Nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte sich Dernburg an der Gründung der DDP und wurde Mitglied des Reichsvorstandes.

22.04.1919
Deutsches Reich.gif Sachsen 1918-1919.gif
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

(Karl) Otto Uhlig (SPD), der am 21. März den sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Georg Gradnauer (SPD) dadurch entlastete, dass er dessen zusätzliches Amt als Innenminister übernahm, gibt dieses Amt wieder an den Ministerpräsidenten zurück, der es wieder übernimmt.

24.04.1919
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Am 24. Tag des Generalstreiks im Ruhrgebiet streikt immer noch ein Drittel der Belegschaften.

26.04.1919
Deutsches Reich.gif Sachsen 1918-1919.gif
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Bruno Kirchhof (SPD) wird 14 Tage nach dem Tod des Ministers für Militärwesens von Sachsen, Gustav Neuring (SPD), dessen Nachfolger in diesem Amt.

Deutsches Reich.gif Sachsen-Altenburg.gif
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Altenburg

Der Landtag von Sachsen-Altenburg beschließt das "Gesetz über die vorläufige Regelung der Verfassung in Sachsen-Altenburg."

Deutsches Reich.gif Württemberg 1816-1945.gif
Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg

Der württembergische Landtag verabschiedet in Ludwigsburg die württembergische Verfassung.

29.04.1919
Deutsches Reich.gif Frankreich.gif
Deutsches Reich / Französische Republik

Zur Entgegennahme der Friedensbedingungen der Alliierten trifft die deutsche Delegation in Versailles ein.

29.04.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

In München wird die "Diktatur der Roten Garde" errichtet. Mehrere rechtsgerichtete Freikorps greifen in die Kämpfe gegen die Münchner Räterepublik ein.

30.04.1919
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Deutsches Reich

Dr. Bernhard Dernburg von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), der vor elf Tagen Dr. Eugen Schiffer als Reichsfinanzminister ersetzte, übernimmt nun auch dessen Amt des stellvertretenden Regierungschef des Deutschen Reiches. Der Finanzexperte Dr. Dernburg ist unter anderem Gründungsmitglied der DDP und Mitglied des Reichsvorstandes der Partei.

Die aktuelle Regierung des Deutschen Reiches
Deutschland.gif Funktion Name, Parteizugehörigkeit Beginn der Amtszeit Tage im Amt
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Präsident der
Reichsregierung
Philipp Scheidemann
(* 1865 Kassel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
09.11.1918
172
Bernhard Dernburg.jpg
Stellvertretender Präsident der
Reichsregierung
und Reichsfinanzminister
Eugen Schiffer
(* 1865 Darmstadt, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
30.04.1919/19.04.1919
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Ulrich von Brockdorff-Rantzau.jpg
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes
Ulrich von Brockdorff-Rantzau
(* 1869 Schleswig, Preußen)
(parteilos)
13.12.1918
138
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Reichsinnenminister
Hugo Preuß
(* 1860 Berlin, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
13.02.1919
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Reichsschatzminister
Georg Gothein
(* 1857 Neumarkt, Schlesien, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
13.02.1919
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Rudolf Wissell.jpg
Reichswirtschaftsminister
Rudolf Wissell
(* 1869 Göttingen, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
29.12.1918
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Otto Landsberg.jpg
Reichsjustizminister
Dr. Otto Landsberg
(* 1869 Rybnik, Oberschlesien, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
09.11.1918
172
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Reichswehrminister
Gustav Noske
(* 1868 Brandenburg, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
29.12.1918
122
Gustav Bauer.jpg
Reichsarbeitsminister
Gustav Bauer
(* 1870 Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918
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Johannes Bell.jpg
Reichsverkehrsminister
und Reichsminister für Kolonien
Dr. Johannes Bell
(* 1868 Essen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919
76
Johannes Giesberts.jpg
Reichspostminister
Johannes Giesberts
(* 1865 Straelen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919
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Reichsernährungsminister
Robert Schmidt
(* 1864 Berlin, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
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Reichsminister ohne Geschäftsbereich
Eduard David
(* 1863 Ediger/Mosel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
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Matthias Erzberger.jpg
Reichsminister ohne Geschäftsbereich
Zentrum
Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Zentrum
13.02.1919
76
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

In München ermorden die Rotarmisten zehn Geiseln im Luitpoldgymnasium. Daraufhin stürmen die Reichstruppen und Freikorps München und setzen ihren Kampf verstärkt fort.

Mai 1919
fortlaufende Ereignisse
01.04.-02.05.1919 Generalstreik im Ruhrgebiet.
Mai 1919
Deutsches Reich.gif Sachsen 1918-1919.gif
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

In Sachsen formieren sich Einwohnerwehren.

01.05.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Konterrevolutionäre Truppen rücken unter starken Straßenkämpfen in München ein. Beginn des "Weißen Terrors", der über 1000 Opfer fordert. Die Münchner Räteregierung wird nach drei Wochen zur Aufgabe gezwungen.

02.05.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am 1. April im Ruhrgebiet begonnene Generalstreik wird endgültig beendet. Zum Höhepunkt des Streiks am 10. April streikten 307.000 Arbeiter. In der Folge des Streiks verloren die Gewerkschaften zahlreiche Mitglieder an die neue kommunistische Allgemeine Bergarbeiterunion und an die syndikalistische Freie Arbeiter-Union Deutschlands. Insbesondere jüngere Arbeiter schlossen sich diesen neuen Organisationen an. Allein der freigewerkschaftliche Verband verlor ein Drittel, in einigen Orten sogar die Hälfte der Mitglieder. Innerhalb des alten Verbandes gewann die Opposition, die meist der USPD nahestand, an Einfluss. Zwischen dem Zechenverband und den Bergarbeitergesellschaften wird zum ersten Mal ein Tarifvertrag abgeschlossen.

07.05.1919
50px Belgien.gif Bolivien.gif Brasilien 1889-1960.gif 50px Australien.gif Südafrikanische Union 1912-1928.gif Neuseeland.gif China 1917-1928.gif Kuba.gif Ecuador.gif Frankreich.gif 50px Guatemala 1900-1968.gif Haiti.gif Hedschas 1917-1920.gif Honduras 1838-1949.gif 50px Japan.gif Liberia.gif Nicaragua 1857-1971.gif Panama.gif Peru.gif Polen 1918-1919.gif 50px Rumänien 1866-1948.gif 50px Thailand.gif 50px Uruguay.gif Deutsches Reich.gif
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich

Das Ergebnis der Verhandlungen der Siegermächte des Weltkrieges wird der deutschen Delegation unter ihrem Leiter Hermann Müller fast vier Monaten als Vertragsentwurf vorgelegt. Dies geschieht nicht zufällig am Jahrestag der Versenkung der RMS LUSITANIA. Die deutsche Delegation – zu der inzwischen auch die Professoren Max Weber, Albrecht Mendelssohn Bartholdy und Hans Delbrück sowie der General Max Graf Montgelas gehörten – weigert sich zu unterschreiben und drängt auf Milderung der Bestimmungen, wobei die deutsche Delegation zu mündlichen Verhandlungen wie auch schon in den letzten vier Monaten nicht zugelassen wird; stattdessen werden Noten ausgetauscht. In Berlin ist die Mehrheit der deutschen Abgeordneten, die bislang auf einen vergleichsweise günstigen Verständigungsfrieden hoffte, entsprechend empört über die nun zutage getretenen harten Bedingungen des von den Siegermächten ausgearbeiteten Friedensvertrages. Dazu gehören unter anderem erhebliche Gebietsverluste zu Gunsten des neuen polnischen Staates im Osten und im Westen der Verlust von Elsass-Lothringen an Frankreich. Auch die Kolonien wären endgültig verloren. Das deutsche Militärpotential soll massiv beschnitten werden. Fortan soll die Reichswehr nicht mehr als 100.000 Soldaten umfassen. Hinzu kommen noch nicht vollständig bezifferte Reparationsleistungen. Im Artikel 231 des Vertrages werden Deutschland und seine Verbündeten als Schuldige am Ausbruch des Krieges bezeichnet. Die Regierung unter Ministerpräsident Philipp Scheidemann steht nun vor der schwierigen Frage, ob sie diese Bedingungen annehmen sollte oder nicht. Anfangs dominieren diejenigen, die eine Unterzeichnung des Friedensvertrages ablehnten. Die Ablehnungsfront scheint das gesamte politische Spektrum von den Deutschnationalen bis hin zur SPD aber auch Gewerkschaften und Arbeitgeber zu umfassen. Entsprechend äußern sich der parteilose Reichsaußenminister Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau und auch der der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) angehörende Ministerpräsident Scheidemann. Dieser sagt in einer Versammlung: „Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in diese Fessel legt“ und kündigt seinen Rücktritt für den Fall an, dass der Vertrag nicht vor der Unterzeichnung nachhaltig verbessert werden könnte. Im Kabinett lehnen vor allem die Minister der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) die Friedensbedingungen strikt ab. Dem schließen sich von der SPD Otto Landsberg und Gustav Bauer und vom Zentrum Johannes Giesberts an. Dabei spielt die Hoffnung eine Rolle durch eine harte Haltung doch noch eine Milderung bewirken zu können. Dagegen spricht sich der Vorsitzende des Zentrums, Matthias Erzberger, als einer der Leiter der deutschen Friedensdelegation, aber auch der Reichsminister ohne Geschäftsbereich Eduard David (SPD) und Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) aus. Sie warnen bei einer Ablehnung vor einer völligen Besetzung Deutschlands. Innerhalb der Nationalversammlung zeigen sich die Fraktionen von SPD und Zentrum gespalten.

08.05.1919
Deutsches Reich.gif
Deutsches Reich

Erst jetzt werden einige der mutmaßlichen Ausführenden der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar – darunter Otto Wilhelm Runge und Oberleutnant Kurt Vogel – vor ein Feldkriegsgericht ihrer eigenen Division gestellt. Die Hauptverhandlung ist auf eine Woche festgesetzt. Darin wurde mehrfach ausgesagt, ein „Helfersdienst der MSPD“ habe eine Kopfprämie von 100.000 Mark für die Ergreifung der Spartakusführer ausgesetzt. Wilhelm Pieck wird zu einem der wichtigsten Zeugen der Vorfälle im Hotel, die den Morden vorausgingen. Er und Hotelangestellte hatten die Misshandlung der dann Ermordeten und Telefonate zwischen Offizieren und ihren Vorgesetzten bemerkt. Pieck sagt aus: Ich sah dann, dass ein Offizier, der von den anderen als Hauptmann angeredet wurde, herumlief, den Soldaten Zigaretten anbot und sagte: Die Bande darf nicht mehr lebend das Edenhotel verlassen! […] Kurze Zeit danach kam ein Dienstmädchen herauf, fiel einer Kollegin in die Arme und rief: Ich werde den Eindruck nicht los, wie man die arme Frau niedergeschlagen und herumgeschleift hat.

11.05.1919
Deutsches Reich.gif Sachsen 1918-1919.gif
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Auf Befehl der Reichsregierung und mit Zustimmung der sächsischen Landesregierung zieht General Ludwig Maercker mit einem Freikorps von 20.000 Soldaten in Leipzig ein und verhängt das Standrecht. Standrecht bezeichnet im Wehrrecht den Zustand, bei dem die von Behörden des öffentlichen Rechts ausgeübte Gerichtsbarkeit im öffentlichen Recht auf den höchsten Militärbefehlshaber übergeht, dem ein Kriegsgericht zur Seite steht, das so genannte Standgericht. Die Einführung des Standrechts basiert auf der Annahme, dass ein ordentliches Gerichtsverfahren aus Mangel an Zeit oder Gelegenheit nicht durchführbar und eine Bestrafung des Täters in Form des „Kurzen Prozesses“ wegen der Bedeutung der Tat – oder als abschreckendes Beispiel für andere – unumgänglich sei. Das Freikorps General Maerckers entwaffnet die Sicherheitswehr des Arbeiter- und Soldatenrates der Stadt, setzt den Rat der Stadt ab und nimmt dessen Führung vorübergehend fest. Räume der Universität Leipzig werden mit Truppen, Waffen und Munition belegt. Mitglieder der "Weißen Garde", die schon im Dezember 1918 heimlich mit der Bewaffnung des Bürgertums begonnen haben, stellen sich General Maercker als Zivilaufklärer und ortskundige Führer zur Verfügung.

12.05.1919
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Deutsches Reich

Die Nationalversammlung tritt zu einer Protestkundgebung gegen den Versailler Vertrag zusammen. Reichsministerpräsident Philipp Scheidemann erklärt, dass der Vertrag unannehmbar sei. Daraufhin erklärt sich eine knappe Mehrheit der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gegen die Annahme der Bedingungen der Siegermächte bei den Pariser Friedensgesprächen.

13.05.1919
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Reich / Vereinigte Staaten von Amerika

In einem Aufruf an die amerikanische Regierung bezeichnet Reichspräsident Friedrich Ebert die Versailler Friedensbedingungen als völlige "Negierung" des 14-Punkte-Programms des US-amerikanischen Präsident Wilson.

Deutsches Reich.gif Sachsen 1918-1919.gif
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Die "Weiße Garde", eine paramilitärische Gruppe, die im Dezember 1918 heimlich mit der Bewaffnung des Bürgertums in Leipzig begonnen hatte, wird im Einvernehmen mit der sächsischen Regierung von General Ludwig Maercker, der gegenwärtig der standrechtliche Militärbefehlshaber der Stadt ist, als Zeitfreiwilligenregiment unter dem XIX. Armeekommando legalisiert. Es besteht aus vier Bataillionen und rekrutiert sich aus Studenten, Beamten und Stadtangestellten.

14.05.1919
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Deutsches Reich

Im Prozess um die Ermordung der Kommunistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden die Urteile gesprochen. Der Angeklagte Otto Runge erhält eine zweijährige, Vogel eine 28-monatige Gefängnisstrafe. Die beteiligten Offiziere Heinz und Horst von Pflugk-Harttung werden freigesprochen. Ihr Anführer Pabst war nicht angeklagt, mögliche Auftraggeber waren nicht gesucht worden. Als Oberbefehlshaber der Truppen bestätigt Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) das Urteil persönlich mit seiner Unterschrift. KPD, USPD, einige SPD-Vertreter und Liberale betrachten das militärische Gerichtsverfahren und die Urteile als Justizskandal. Versuche, das Urteil anzufechten und den Prozess in höherer Instanz wiederaufzunehmen, werden verschleppt werden. Sämtliche übrigen Mitglieder des Revolutionsausschusses waren inhaftiert worden, werden aber mangels Beweisen für einen bewaffneten Umsturzplan freigelassen.

16.05.1919
50px Belgien.gif Bolivien.gif Brasilien 1889-1960.gif 50px Australien.gif Südafrikanische Union 1912-1928.gif Neuseeland.gif China 1917-1928.gif Kuba.gif Ecuador.gif Frankreich.gif 50px Guatemala 1900-1968.gif Haiti.gif Hedschas 1917-1920.gif Honduras 1838-1949.gif 50px Japan.gif Liberia.gif Nicaragua 1857-1971.gif Panama.gif Peru.gif Polen 1918-1919.gif 50px Rumänien 1866-1948.gif 50px Thailand.gif 50px Uruguay.gif Deutsches Reich.gif
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich

Nachdem vor vier Tagen eine knappe Mehrheit der SPD-Fraktion der Deutschen Nationalversammlung die Bedingungen der Siegermächte bei den Pariser Friedensverhandlungen ablehnte, gerät die Situation mit der Antwort der Alliierten in Bewegung. In dieser Reaktion werden die Bedingungen nur wenig abgemildert und hinsichtlich der Kriegsschuldfrage wird die Haltung nicht nur bestätigt, sondern sogar verschärft. Außerdem wird nunmehr der deutschen Seite eine Frist von fünf Tagen eingeräumt, in denen eine Entscheidung nötig wäre. Verweigere Deutschland die Unterschrift, würde die vollständige Besetzung des Landes durch die Alliierten beginnen.

19.05.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach

Der Landtag beschließt die "Verfassung für den Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach". Arnold Rudolf Paulssen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bleibt Vorsitzender Staatsminister des Landes.

20.05.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach

Der Landtag beschließt die Umwandlung des Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach in einen Freien Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach.

21.05.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Der bayerische Landtag tritt in Bamberg zusammen.

23.05.1919
Deutsches Reich.gif Sachsen 1918-1919.gif
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Der standrechtliche Militärbefehlshaber von Leipzig und Führer eines Freikorps, das seinen Namen trägt, General Ludwig Maercker, wirbt persönlich auf einer Studentenversammlung an der geschlossenen Universität Leipzig bei den Studenten für den Eintritt in sein Regiment. Das Leipziger Zeitfreiwilligenregiment hat bereits 2000 Mitglieder, davon sind ein Drittel Studenten. Viele Bürger unterstützen inzwischen General Maercker, weil sie einen Putsch linker Kräfte befürchten. Der Senat der Universität und das Ministerium bemühen sich, den Einsatz der Studenten durch die Bereitstellung von Räumen in der Universität und Studienerleichterungen wie Abhaltung von Zwischensemestern, Notprüfungen und vereinfachte Examensvoraussetzungen zu ermöglichen. Von staatlicher Seite wird den Zeitfreiwilligen finanzielle Unterstützung zugesagt.

31.05.1919
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Rosa Luxemburg (KPD)
Deutsches Reich

Die Leiche der am 15. Januar 1919 ermordeten Politikerin Rosa Luxemburg wird aus dem Berliner Landwehrkanal geborgen.

31.05.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Ministerpräsident Hoffmann bildet eine Koalitionsregierung unter Einbeziehung bürgerlicher Parteien:

  • Ministerpräsident, Minister für Äußeres sowie Kultus und Unterricht: Johannes Hoffmann (SPD)
    Ministerpräsident Johannes Hoffmann (SPD)
  • Minister für Justiz: Dr. Ernst Müller-Meiningen (DDP)
  • Minister für Inneres: Friedrich Endres (SPD)
  • Minister für Finanzen: Karl (Friedrich) Speck (BVP)
  • Ministr für soziale Fürsorge: Martin Segitz (SPD)
  • Minister für Handel, Industrie und Gewerbe: Eduard Hamm (DDP)
  • Minister für Verkehr: Heinrich Ritter von Frauendorfer (parteilos)
  • Minister für Militär: Ernst Schneppenhorst (SPD)
  • Minister für Landwirtschaft: Karl Freiherr von Freyberg-Jetzendorf (BVP)
Mai/Juni 1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Coburg-Gotha

Der Landtag von Sachsen-Coburg-Gotha lehnt die Zustimmung zum Gemeinschaftsvertrag zur Gründung eines Landes Thüringen ab und will vorerst das Referendum abwarten im November 1919 abwarten.

Juni 1919
Deutsches Reich.gif Württemberg 1816-1945.gif
Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg

Das württembergische Kriegsministerium unter Dr. Immanuel Herrmann wird aufgelöst. Dr. Herrmann gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an.

01.06.1919
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Hans Adam Dorten, "Präsident" der "Rheinischen Republik"
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • In Wiesbaden wird ein "Rheinische Republik" ausgerufen, die Hans Adam Dorten, einen promovierte Juristen im Staatsdienst aus Bonn, als Päsidenten ausruft, was nicht ohne massive Proteste in der Bevölkerung geschieht. Nach seinem Studium war Dorten zunächst am Amtsgericht Waldbröl tätig, unterbrochen durch seinen Militärdienst im 2. Rheinischen Feldartillerie-Regiment Nr. 23. in Koblenz. 1902 wurde er für den Staatsdienst vereidigt und wechselte nach kurzer Zeit zur Staatsanwaltschaft am Landgericht Düsseldorf. 1907 promovierte er zum Dr. iur. an der Universität in Leipzig und bekleidete ab 1912 ein Richteramt am Amtsgericht Waldbröl. Vom 1. Oktober 1914 an sollte Dorten Staatsanwalt am Landgericht III in Berlin werden. Der Beginn des Ersten Weltkrieges führte jedoch zu seiner Einberufung am 3. August 1914. Am 2. Dezember 1918 wurde er aus dem Militärdienst entlassen und bis zum Juli 1919 beurlaubt. Während des Krieges diente Dorten als Hauptmann im Generalkommando 54. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse ausgezeichnet. Mit dem Ende des Kaiserreiches und den folgenden Veränderungen durch die Novemberrevolution wandte sich Dorten der Politik zu. Er verfolgt eine antisozialistische und rheinisch-regionalistische Politik. Seine Aktivitäten finanziert er durch sein Vermögen. Dorten sieht eine "Rheinische Republik" als sein politisches Ziel an, vorerst noch als Teil des Deutschen Reiches. Kontakte zu den rheinischen Ausschüssen und hervorragenden Zentrumspolitikern wie zum Beispiel Konrad Adenauer führten jedoch bislang nicht zu den von ihm gewünschten Ergebnissen, da er bislang keine führende Position in der separatistischen Bewegung erlangen konnte, nicht zuletzt deswegen, weil Dorten eine Einigung oder Kooperation mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Reichsleitung ablehnt und eine wirtschaftliche Annäherung an Frankreich forderte. Dorten bemühte sich durch das Sammeln von notariellen Vollmachten im Rheinland, die Zustimmung der Landkreise und Städte zu erhalten und sein Ziel zu legitimieren. Diese Versuche waren aber nur bedingt in Teilen des Unterwesterwaldes erfolgreich. Nach diversen Rückschlägen fand er politische Gleichgesinnte, darunter den Verleger der Rheinischen Volkszeitung im Rheingau, Dr. Geueke. Dorten führte Gespräche mit hochrangigen französischen Offizieren wie dem General Mangin, die ihn in der Gründung einer "Rheinischen Republik" bestärkten, dabei aber eine Lösung des Rheinlandes vom Deutschen Reiches forderten. Dorten ist jedoch bis jetzt lediglich bereit, das Rheinland aus dem preußischen Staat zu lösen und es als Teil des Deutschen Reiches zu belassen. Dorten zog Anfang 1919 nach Wiesbaden in die Hildastraße 14. Dort fanden häufige Gespräche und Treffen mit französischen Militärs und politischen Weggefährten statt.
  • Im preußischen Regierungsbezirk Sigmaringen findet eine Nachwahl zur verfassunggebenden Landesversammlung in Preußen statt. Das Ergebnis:
Ergebnis der Wahl zur verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung 1919 (Nachwahl in Hohenzollern-Sigmaringen)
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Zentrum / Christliche Volkspartei (Z) 11.977 99,8 % 1
2 zersplittert ohne Angabe einer Partei 29 0,2 % -
ungültige Stimmen 72 0,6 %
gültige Stimmen 12.006 99,8 % 1
Wahlbeteiligung 29,7 %
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Eberhard Haas versucht in Speyer, eine neutrale pfälzische Republik zu etablieren, die vom Reich und von Bayern gelöst ist; er scheitert am Widerstand von Arbeitern und deutschen Behörden.

03.06.1919
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Deutsches Reich

In der entscheidenden Sitzung des Verfassungsausschusses des Nationalparlamentes prallen die unterschiedlichen Positionen aufeinander. Während der Vertreter der Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) mit seinem Plädoyer für die rote Fahne allein bleibt und die Mehrheitssozialdemokraten von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) den Entwurf verteidigen, treten die Vertreter der neu gebildeten Deutschen Volkspartei (DVP) und der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), deren Vorläufer die Eliten des Kaiserreiches repräsentierten, für die Beibehaltung von Schwarz-Weiß-Rot ein und begründen dies mit zwei Argumenten: Zum einen sei die geplante Beseitigung von Schwarz-Weiß-Rot ein Verstoß gegen die „nationale Würde“, weil das deutsche Volk unter diesen Farben einen „großartigen Aufschwung“ erlebt habe. Zum anderen nehmen sie darauf Bezug, dass Schifffahrts- und Handelskreise auf die schlechte Sichtbarkeit von Schwarz-Rot-Gold auf See hingewiesen hätten. Diese fadenscheinige Argumentation wird ergänzt durch den Hamburger Senator Edmund Sthamer, der im Namen der drei Hansestädte die Befürchtung äußert, dass ein Flaggenwechsel das Ansehen, das sich die deutsche Schifffahrt erworben habe, gefährden und so den wirtschaftlichen Wiederaufbau beeinträchtigen könnte. Der Abgeordnete Bruno Ablaß von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) schlägt daraufhin als Kompromiss vor, Schwarz-Weiß-Rot neben der schwarz-rot-goldenen Nationalfahne als Schifffahrts-, Marine- und Kolonialflagge beizubehalten.

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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Mit Eugen Leviné wird einer der Führer der "Münchner Räterepublik" wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.

04.06.1919
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Deutsches Reich
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Die beiden Abgeordneten der Nationalversammlung Hermann Molkenbuhr und Max Quarck von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) stellen in der Nationalversammlung folgenden Kompromissantrag: „Die Reichsfarben sind schwarz-rot-gold. Die Handelsflagge wird durch Reichsgesetz bestimmt.“ Mit der Einführung der Farben "Schwarz-Rot-Gold" steht die junge deutsche Demokratie vor massiven innerstaatlichen Problemen, da ein großer Teil der Parteien diese Farben ablehnt. Zu den Befürwortern gehören die linksliberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), für ein schlichtes Rot sprechen sich die kommunistische Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) und für die Beibehaltung der alten Reichsfarben die nationalliberale Deutsche Volkspartei (DVP), die Zentrumspartei (Z) und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) aus. Damit haben die Gegner dieser Farben im Reichstag die politische Mehrheit. Erst der Hinweis eines Gesandten Deutschösterreichs, dass in seiner Heimat mit der Beibehaltung der alten Farben Schwarz-Weiß-Rot ein Festhalten an der kleindeutschen, aber die Annahme der Farben Schwarz-Rot-Gold dort für die Vollendung der großdeutschen Idee steht, wird für "Schwarz-Rot-Gold" eine Probeabstimmung vorgenommen. Das Ergebnis ist: 23 Abgeordnete sind für und 19 Abgeordnete gegen die Annahme der Farbreihenfolge. Um die Konservativen, Nationalliberalen und Deutschnationalen versöhnlich zu stimmen, schläg das Zentrum schließlich einen Kompromiss vor: Die Reichsfarben sind Schwarz-Rot-Gold, die Handelsflagge ist Schwarz-Weiß-Rot mit den Reichsfarben in der inneren oberen Ecke. In der reichsdeutschen Nationalversammlung kommt es schließlich zur Abstimmung zur Gestaltung der Reichsflagge:
  • Die radikale Linke unterstützt den Vorschlag der USDP, dass die Reichsfarbe Rot sei.
  • Für den Antrag der Deutschnationalen und der Nationalliberalen, die bisherigen Reichsfarben beizubehalten stimmen beide Fraktionen sowie die Mehrheit der Linksliberalen und eine Minderheit des Zentrums.
  • Für den vom Zentrum ausformulierten Kompromiss votieren schließlich 211 Abgeordnete, 90 lehnten diesen ab. Hinzu kommt eine Enthaltung. Jedoch fehlt in dieser entscheidenden Sitzung der Nationalversammlung rund ein Drittel der Delegierten und der so angenommene Art. 3 der Weimarer Reichsverfassung erreicht nicht die erforderliche Mehrheit der Abgeordneten.
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Der am Vortag zum Tode verurteilte Führer der "Münchner Räterepublik", Eugen Leviné, wird hingerichtet.

05.06.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach

Der Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach ratifiziert den Thüringischen Gemeinschaftsvertrag mit 33 gegen 8 Stimmen.

06.06.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Altenburg

Der Landtag von Sachsen-Altenburg ratifiziert den Gemeinschaftsvertrag zur Errichtung eines zukünftigen Staates Thüringen mit 27 gegen 8 Stimmen.

07.06.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Aufgrund des massiven Protestes der Bevölkerung, vieler Verbände und der gesamten Stadtverwaltung müssen die Putschisten und Gründer der "Rheinischen Republik" um ihren "Präsidenten" Hans Adam Dorten nach einer Woche den Putsch als gescheitert ansehen. Die im Vorfeld angekündigte Unterstützung gibt die französische Besatzungsmacht zugunsten einer strikten Neutralität auf. Dadurch haben die Gründer der "Rheinischen Republik" keine Möglichkeit mehr, sich gegen Stadt und Bürger durchzusetzen. Massiver Widerstand durch die Stadtverwaltung und die Bevölkerung verhindert die Etablierung einer Regierung. Gegen Dorten wird ein Haftbefehl wegen Landesverrats erlassen, der aber im von Frankreich besetzten Gebiet nicht vollstreckt werden kann.

10.06.1919
Deutsches Reich.gif 50px 50px Sachsen 1918-1919.gif Württemberg 1816-1945.gif Baden.gif
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Bayern / Freistaat Sachsen / Freier Volksstaat Württemberg / Freistaat Baden

In der "Weimarer Vereinbarung" verzichten Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden auf militärische Reservatrechte. Das bedeutet, dass die großen Teilstaaten des Reiches ihre Vorherrschaft über die kleineren Staaten aufgeben.

12.06.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die Universität von Köln, die 1798 von den Franzosen während der Napoleonischen Kriege geschlossen wurde, wird wieder eröffnet; dies geht auf eine Initiative des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer zurück.

16.06.1919
50px Belgien.gif Bolivien.gif Brasilien 1889-1960.gif 50px Australien.gif Südafrikanische Union 1912-1928.gif Neuseeland.gif China 1917-1928.gif Kuba.gif Ecuador.gif Frankreich.gif 50px Guatemala 1900-1968.gif Haiti.gif Hedschas 1917-1920.gif Honduras 1838-1949.gif 50px Japan.gif Liberia.gif Nicaragua 1857-1971.gif Panama.gif Peru.gif Polen 1918-1919.gif 50px Rumänien 1866-1948.gif 50px Thailand.gif 50px Uruguay.gif Deutsches Reich.gif
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich

Fünf Wochen nach Vorlage des ersten Vertragsentwurfes der Siegermächte, der von der deutschen Delegation unter dem Drängen auf Milderung der Bestimmungen zurückgewiesen wurde, wird der deutschen Delegation unter Hermann Müller eine Nachbesserung vorgelegt, die eine Volksabstimmung über den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland vorsieht. Die Siegermächte lassen weitere Nachbesserungen nicht zu und verlangen ultimativ die Unterschrift. Andernfalls würden sie ihre Truppen nach Deutschland einrücken lassen. Hierfür hat Marschall Ferdinand Foch einen Plan ausgearbeitet: Vom bereits besetzten Rheinland aus sollen die Truppen der Entente entlang des Mains nach Osten vorrücken, um auf kürzestem Wege die tschechische Grenze zu erreichen und so Nord- und Süddeutschland voneinander zu trennen. In Kreisen um den Oberpräsidenten von Ostpreußen, Adolf von Batocki, den Sozialdemokraten August Winnig und General Otto von Below werden Pläne entwickelt, die Friedensbedingungen rundweg abzulehnen und Westdeutschland den einrückenden Truppen der Siegermächte kampflos zu überlassen. In Ostmitteleuropa, wo die Reichswehr noch verhältnismäßig stark ist, soll dann ein Oststaat als Widerstandszentrum gegen die Entente gegründet werden. Die Reichsregierung erreicht einen Aufschub von zwei Tagen.

20.06.1919
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Der erste Regierungschef des Deutschen Reiches tritt aus Protest zurück
Deutsches Reich

Aus Protest gegen die Unterzeichnung der Pariser Verträge tritt der Präsident der Reichsregierung Philipp Scheidemann nach 223 Tagen von seinem Amt zurück. Mit ihm zusammen verlassen folgende Minister die Regierung:

  • Dr. Otto Landsberg, SPD, Reichsjustizminister, nach 223 Tagen im Amt
  • Ulrich von Brockdorff-Rantzau, parteilos, Reichsminister des Auswärtigen, nach 189 Tagen im Amt
  • Dr. Bernhard Dernburg, DDP, Reichsfinanzminister und Stellvertretender Regierungschef, nach 62 Tagen im Amt
  • Dr. Hugo Preuß, DDP, Reichsinnenminister, nach 127 Tagen im Amt
  • Dr. Georg Gothein, DDP, Reichsschatzminister, nach 127 Tagen im Amt
21.06.1919
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Reichspräsident Friedrich Ebert ernennt das Kabinett Bauer
Gustav Bauer wird neuer Präsident der Reichsregierung
Deutsches Reich

Der bisherige Arbeitsminister Gustav Bauer wird zum neuen Präsidenten der Reichsregierung gewählt. Mit 259 Tagen im Amt als Staatssekretär des Reichsarbeitsministeriums und als Reichsarbeitsminister ist er der Mann mit der derzeit größten Regierungserfahrung im Deutschen Reich. Gustav Bauer gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. Für den ebenfalls am Vortag zurückgetretenen Außenminister Ulrich von Brockdorff-Rantzau wird Hermann Müller neuer Reichsminister des Auswärtigen. Müller war vom 20. Dezember 1918 bis zum 4.Februar 1919, 46 Tage lang, Co-Vorsitzender des Zentralrates der Deutschen Sozialistischen Republik und Leiter der Friedensdelegation des Deutschen Reiches bei der Unterzeichnung der Pariser Friedensverträge. Der Präsident der Reichsregierung bildet eine neue Reichsregierung aus Sozialdemokraten und Zentrum.

Die aktuelle Regierung des Deutschen Reiches
Deutschland.gif Funktion Name, Parteizugehörigkeit Beginn der Amtszeit Tage im Amt
Gustav Bauer.jpg
Präsident der
Reichsregierung
Gustav Bauer
(* 1870 Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918
260
Matthias Erzberger.jpg
Reichsfinanzminister und
Stellvertreter des Ministerpräsidenten
Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Zentrum (Z)
13.02.1919
128
Hermann Müller.jpg
Reichsminister des Auswärtigen
Hermann Müller
(* 1876 Mannheim, Baden)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
21.06.1919
insgesamt
46
Eduard David.jpg
Reichsinnenminister
Dr. Eduard David
(* 1863 Ediger/Mosel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
127
Wilhelm Mayer.jpg
Reichsschatzminister
Wilhelm Mayer
(* 1877 Enkenbach, Pfalz)
Zentrum (Z)
21.06.1919
-
Rudolf Wissell.jpg
Reichswirtschaftsminister
Rudolf Wissell
(* 1869 Göttingen, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
174
Gustav Noske.jpg
Reichswehrminister
Gustav Noske
(* 1868 Brandenburg, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
174
Alexander Schlicke.jpg
Reichsarbeitsminister
Alexander Schlicke
(* 1863 Berlin)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
21.06.1919
-
Johannes Bell.jpg
Reichsverkehrsminister
und Reichsminister für Kolonien
Dr. Johannes Bell
(* 1868 Essen, Preußen)
Zentrum (Z)
13.02.1919
128
Johannes Giesberts.jpg
Reichspostminister
Johannes Giesberts
(* 1865 Straelen, Preußen)
Zentrum (Z)
13.02.1919
128
Robert Schmidt.jpg
Reichsernährungsminister
Robert Schmidt
(* 1864 Berlin, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
128
21.06.1919
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Reich / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland
Konteradmiral Ludwig von Reuter
Die in der Bucht von Scapa Flow auf den zu Schottland gehörenden Orkney-Inseln internierte deutsche Kriegsflotte wird auf Befehl des deutschen Konteradmirals Ludwig von Reuter von der eigenen Besatzung versenkt. Konteradmiral von Reuter vermutet, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag von Versailles nicht annehmen und deshalb am nächsten Tag wieder Kriegszustand herrschen würde. Die deutsche Flotte soll den Briten nicht in die Hände fallen. Mit wenigen Ausnahmen versinken die meisten der 74 deutschen Schiffe. Konteradmiral von Reuter lässt per Flaggensignal der in Scapa Flow ankernden Flotte den Befehl „Paragraph Elf. Bestätigen.“ übermitteln, ein zuvor von den Offizieren in Anlehnung an Paragraph 11 „Es wird fortgesoffen!“ des Biercomments der Studentenverbindungen vereinbartes Codewort, um eine Beschlagnahme der Flotte durch die Siegermächte zu verhindern. Die Vorbereitungen zur Selbstversenkung sind bereits vorher getroffen worden, ohne dass die britischen Bewacher es bemerkten. Auf von Reuters Befehl versenken sich innerhalb weniger Stunden zehn Großlinienschiffe, fünf Große Kreuzer, fünf Kleine Kreuzer und 32 Torpedoboote. Lediglich das Großlinienschiff SMS BADEN, die drei Kleinen Kreuzer EMDEN, SMS NÜRNBERG und SMS FRANKFURT, der Minenkreuzer SMS BREMSE sowie vierzehn Torpedoboote können durch das Eingreifen britischer Seeleute an der Selbstversenkung gehindert und in seichtes Wasser geschleppt werden. Nur vier Torpedoboote blieben schwimmfähig. Neun deutsche Seeleute verlieren ihr Leben; sie fallen entweder im Handgemenge mit britischen Marinesoldaten (wie der Kommandant der SMS MARKGRAF, der auf seinem Schiff erschossen wird) oder werden in ihren Rettungsbooten erschossen. Es sind die letzten deutschen Kriegstoten des Ersten Weltkriegs. Von Reuter und die verbliebenen 1.773 Offiziere und Mannschaften der Rumpfbesatzungen werden in England als Kriegsgefangene interniert. In Deutschland wird von Reuter als Held gefeiert, der die Ehre der deutschen Flotte gerettet hat.
22.06.1919
50px Belgien.gif Bolivien.gif Brasilien 1889-1960.gif 50px Australien.gif Südafrikanische Union 1912-1928.gif Neuseeland.gif China 1917-1928.gif Kuba.gif Ecuador.gif Frankreich.gif 50px Guatemala 1900-1968.gif Haiti.gif Hedschas 1917-1920.gif Honduras 1838-1949.gif 50px Japan.gif Liberia.gif Nicaragua 1857-1971.gif Panama.gif Peru.gif Polen 1918-1919.gif 50px Rumänien 1866-1948.gif 50px Thailand.gif 50px Uruguay.gif Deutsches Reich.gif
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich

Die neue Reichsregierung erklärt sich mit Billigung der Nationalversammlung zur Annahme des Versailler Vertrages bereit, falls Deutschlands Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld gestrichen wird. Die Alliierten lehnen eine "bedingte Annahme" ab. Unter dem Druck des drohenden Einmarsches und der trotz Waffenstillstand fortbestehenden britischen Seeblockade, die eine dramatische Zuspitzung der Ernährungslage befürchten lässt, votiert die Deutsche Nationalversammlung mit 237 gegen 138 Stimmen für die Annahme des Friedensvertrages mit den Alliierten. Der am Vortag ins Amt gewählte Parteifreund des zurückgetretenen Philipp Scheidemann, der neue Präsident der Reichsregierung Gustav Bauer ruft in der Sitzung aus: Wir stehen hier aus Pflichtgefühl, in dem Bewußtsein, daß es unsere verdammte Schuldigkeit ist, zu retten zu suchen, was zu retten ist […]. Wenn die Regierung […] unter Vorbehalt unterzeichnet, so betont sie, daß sie der Gewalt weicht, in dem Entschluß, dem unsagbar leidenden deutschen Volke einen neuen Krieg, die Zerreißung seiner nationalen Einheit durch weitere Besetzung deutschen Gebietes, entsetzliche Hungersnot für Frauen und Kinder und unbarmherzige längere Zurückhaltung der Kriegsgefangenen zu ersparen. Verschiedene deutsche Militärstellen prüfen die Chance eines bewaffneten Kampfes gegen die Alliierten.

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Deutsches Reich / Freistaat Baden

Aus Protest gegen die Überteuerung von Lebensmitteln werden seit gestern in Mannheim Geschäfte gestürmt. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei werden elf Demonstranten getötet.

23.06.1919
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Deutsches Reich

In Deutschland fürchtet man die Folgen einer militärischen Intervention der Siegermächte. Aus diesem Grund sieht sich die mehrheitlich sozialdemokratische Reichsregierung zur Annahme des Versailler Vertrages gezwungen.

25.06.1919
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Deutsches Reich

Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg tritt von der Leitung der Obersten Heeresleitung (OHL) zurück, die daraufhin aufgelöst wird.

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F 13.jpg
Deutsches Reich

Der deutsche Testpilot Emil Monz führt den Erstflug mit einer Junkers F 13, des weltweit ersten Passagierflugzeuges, durch. Monz war im Ersten Weltkrieg als Aufklärungsflieger eingesetzt und fand nach Kriegsende eine Anstellung als Pilot bei Junkers & Co. Seit Mai ist er im Besitz der Luftverkehrszulassungsbescheinigung und flog seither die Route Dessau-Weimar.

28.06.1919
50px Belgien.gif Bolivien.gif Brasilien 1889-1960.gif 50px Australien.gif Südafrikanische Union 1912-1928.gif Neuseeland.gif China 1917-1928.gif Kuba.gif Ecuador.gif Frankreich.gif 50px Guatemala 1900-1968.gif Haiti.gif Hedschas 1917-1920.gif Honduras 1838-1949.gif 50px Japan.gif Liberia.gif Nicaragua 1857-1971.gif Panama.gif Peru.gif Polen 1918-1919.gif 50px Rumänien 1866-1948.gif 50px Thailand.gif 50px Uruguay.gif Deutsches Reich.gif
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich
Der deutsche Außenminister Hermann Müller unterzeichnet den Friedensvertrag von Versailles
Der deutsche Außenminister Hermann Müller (SPD) und Verkehrsminister Johannes Bell (Zentrum) unterzeichneten nach dem Beschluss der Nationalversammlung – unter Protest – den Pariser Friedensvertrag, später bekannt als der "Vertrag von Versailles". Zwei der wichtigsten Mächte aus der Zeit des Kriegsbeginns existierten nicht mehr: Als Folge der Oktoberrevolution, die durch die Einschleusung Lenins durch das Deutsche Reich möglich geworden war, ist auf dem Boden des Russischen Reiches nun Sowjetrussland entstanden. Die kapitalistischen Staaten fürchten nun, der Sowjetstaat würde, der Weltrevolution verpflichtet, die innenpolitische Stabilität aller anderen Staaten bedrohen. Die österreich-ungarische Donaumonarchie hatte sich aus innenpolitischer Handlungsunfähigkeit in die Auslösung des Weltkrieges geflüchtet und ist beim Waffenstillstand endgültig zerfallen. Beide Kriegsparteien machten sich Nationalitätenprobleme in gegnerischen Staaten zunutze: Die Mittelmächte hatten auf dem Gebiet des Zarenreiches "Regentschaftspolen" gegründet und die Gründung Litauens wohlwollend geduldet. Die Alliierten und die slawischen Minderheiten der Donaumonarchie hatten sich gegenseitig unterstützt und waren nun einander verpflichtet. So war eine generelle Rückkehr zu den Vorkriegsgrenzen unmöglich und die Neuordnung mit jenen Problemen belastet, die die Grenzziehung zwischen Nationalstaaten unausweichlich mit sich bringt.
  • Der französische Premierminister Georges Clemenceau
    Die mit Abstand schwersten Kriegsschäden an der zivilen Infrastruktur hatten Frankreich und das von Deutschland überfallene Belgien zu verzeichnen. Premierminister Clemenceaus Mitarbeiter André Tardieu fasste die Ziele Frankreichs auf der Versailler Friedenskonferenz folgendermaßen zusammen: „Sicherheit zu schaffen war die erste Pflicht. Den Wiederaufbau zu organisieren war die zweite.“ Frankreich hatte mit dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Ersten Weltkrieg zwei deutsche Invasionen innerhalb eines halben Jahrhunderts erlebt, von denen die erste für Deutschland erfolgreich gewesen war und die zweite weite Landstriche Frankreichs verwüstet hatte. Daher war es vorrangiges Ziel Clemenceaus, neben der als selbstverständlich angesehenen Rückgabe Elsass-Lothringens einen erneuten deutschen Einmarsch von vornherein unmöglich zu machen. Zu diesem Zweck strebte er die Rheingrenze und eine möglichst weitgehende Schwächung Deutschlands an. Dies ging einher mit seinem zweiten Ziel: der Entschädigung für die Kriegszerstörungen und der Abdeckung der interalliierten Schulden, die Frankreich vor allem bei den Vereinigten Staaten hatte. Eine vollständige Abdeckung aller Auslagen, die der Krieg gebracht hatte, schien durchaus geeignet, den gefährlichen Nachbarn nachhaltig zu schwächen.
  • Der britische Premierminister David Lloyd George
    Das Vereinigtes Königreich hatte weit weniger unter dem Krieg gelitten als Frankreich, aber sich ebenfalls zur Finanzierung seiner Kriegsbeteiligung hoch bei der amerikanischen Regierung verschuldet. Nicht zuletzt angesichts der Entwicklung in Russland wollte die britische Regierung ein Machtvakuum in Mitteleuropa vermeiden und Deutschland daher im Sinne der klassischen Balance of Power-Strategie nicht zu sehr schwächen. Jedoch strebte die Regierung seiner Majestät eine nachhaltige Schwächung der deutschen Position in Übersee an, nachdem das Deutsche Kaiserreich zuletzt die jahrhundertelange Vormacht zur See des British Empire infrage gestellt hatte. Deutlich wird die britische Position in einem Memorandum vom Lloyd George vom März 1919: „Man mag Deutschland seiner Kolonien berauben, seine Rüstung auf eine bloße Polizeitruppe und seine Flotte auf die Stärke einer Macht fünften Ranges herabdrücken. Dennoch wird Deutschland zuletzt, wenn es das Gefühl hat, dass es im Frieden von 1919 ungerecht behandelt worden ist, Mittel finden, um seine Überwinder zur Rückerstattung zu zwingen. […] Um Vergütung zu erreichen, mögen unsere Bedingungen streng, sie mögen hart und sogar rücksichtslos sein, aber zugleich können sie so gerecht sein, dass das Land, dem wir sie auferlegen, in seinem Innern fühlt, es habe kein Recht sich zu beklagen. Aber Ungerechtigkeit und Anmaßung, in der Stunde des Triumphs zur Schau getragen, werden niemals vergessen noch vergeben werden. […] Ich kann mir keinen stärkeren Grund für einen künftigen Krieg denken, als dass das deutsche Volk, das sich sicherlich als einer der kraftvollsten und mächtigsten Stämme der Welt erwiesen hat, von einer Zahl kleinerer Staaten umgeben wäre, von denen manche niemals vorher eine standfeste Regierung für sich aufzurichten fähig war, von denen aber jeder große Mengen von Deutschen enthielte, die nach Wiedervereinigung mit ihrem Heimatland begehrten.“ Lloyd Georges finanzielle Forderungen sollten ursprünglich nur die britischen Kriegskosten decken. Die öffentliche Meinung in Großbritannien ist durch den Krieg stark gegen Deutschland aufgebracht, was sich nicht zuletzt in den sogenannten Khaki-Wahlen vom 14. Dezember 1918 zeigte. Unter dem starken innenpolitischen Druck willigte Lloyd George ein, dass in die Reparationen, die Deutschland auferlegt werden, auch der Wert sämtlicher Pensionen für Invalide und Kriegshinterbliebene einberechnet wird, was die Höhe der Reparationsforderungen enorm steigen lässt.
  • Das Königreich Italien war sehr zögerlich in den Krieg eingetreten, nutzte aber die Chance, mit dem Sieg die letzten „Irredenta“ Trentino und Triest dem italienischen Staatsgebiet anzufügen, darüber hinaus eine leicht zu verteidigende Nordgrenze am Brenner zu gewinnen und eine Kolonie (Dodekanes). Italienische Forderungen gehen folglich im Wesentlichen in die Vertragstexte von Saint-Germain-en-Laye und Sèvres ein.
  • Der US-Präsident Woodrow Wilson
    Die Kriegsziele der USA sind die Aufhebung sämtlicher Handelsbeschränkungen und die Freiheit der Seeschifffahrt, deren Verletzung durch Deutschlands uneingeschränkten U-Boot-Krieg der Anlass zum Kriegseintritt der USA gewesen ist. Darüber hinaus strebt Präsident Woodrow Wilson eine gerechte Friedensordnung an, die einen weiteren Weltkrieg unmöglich machen sollte. Die Skizze einer solchen Friedensordnung, die auch die anderen amerikanischen Kriegsziele enthielt, hatte er im Januar 1918 mit seinem berühmten Vierzehn-Punkte-Programm veröffentlicht. Darin wurde unter anderem das Verbot jeglicher Geheimdiplomatie postuliert, ein Selbstbestimmungsrecht der Völker, eine weitgehende Abrüstung, ein Völkerbund, der Rückzug der Mittelmächte aus allen besetzten Gebieten und die Wiederherstellung Polens, das einen Zugang zum Meer erhalten sollte. Diese Forderungen stehen zum Teil miteinander in Widerspruch, denn die gesamte Südküste der Ostsee ist deutschsprachig. Das zwischen Hinterpommern und Ostpreußen gelegene Gebiet, das später vom Versailler Vertrag als Polnischer Korridor der Republik Polen übertragen werden soll, hat eine Bevölkerung, die sich aus Deutschen, Polen, Kaschuben und Juden zusammensetzt. Auch hier sind die Polen (ohne die stammesverwandten Kaschuben) nicht in der Mehrheit, weshalb ein polnischer Zugang zum Meer gleichzeitig einen Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht eines anderen Volkes bedeute. Auf Grundlage dieser Forderungen strebt Wilson zurzeit noch einen Verständigungsfrieden ohne Sieger und Besiegte an.

Kriegsschuldartikel (Artikel 231) als Grundlage für Reparationsforderungen
Im Artikel 231 heißt es: „Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, dass Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des Krieges, der ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungen wurde, erlitten haben.“ Der Vertrag weist allein dem kaiserlichen Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Verantwortung für den Ersten Weltkrieg zu. Er bedeutet eine anfängliche Isolation des Deutschen Reiches, das sich als Sündenbock für die Verfehlungen der anderen europäischen Staaten vor dem Weltkrieg sehen soll. Der Artikel wird als einseitige Schuldzuweisung verstanden und zur Kriegsschulddebatte führen. Darüber hinaus soll das Deutsche Reich finanziell für die Schäden an Land und Menschen haftbar gemacht werden, welche die kaiserlichen Truppen insbesondere in Frankreich angerichtet haben. Der Vertrag von Versailles legt daher den Grund für die Reparationsforderungen an das Deutsche Reich, deren Höhe allerdings zunächst nicht festgelegt wird. Die Vertreter des Deutschen Reiches protestierten gegen den Artikel 231 daher nicht bloß aus Gründen der Selbstrechtfertigung, sondern mit dem Ziel, die moralische Basis der gegnerischen Forderungen insgesamt zu unterminieren. Die deutschen Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg werden den neuen republikanischen Staat stark belasten.
Territoriale Bestimmungen
Das Reich muss zahlreiche Gebiete abtreten: Nordschleswig an Dänemark, den Großteil der Provinzen Westpreußen und Posen sowie das oberschlesische Kohlerevier und kleinere Grenzgebiete Schlesiens und Ostpreußens an den neuen polnischen Staat. Außerdem fällt das Hultschiner Ländchen an die neu gebildete Tschechoslowakei. Im Westen geht das Gebiet des Reichslandes Elsass-Lothringen an Frankreich und Belgien erhält das Gebiet Eupen-Malmédy mit einer ebenfalls überwiegend deutschsprachigen Bevölkerung. Insgesamt verliert das Reich 13 Prozent seines vorherigen Gebietes und 10 Prozent seiner Bevölkerung. Darüber hinaus wird der gesamte reichsdeutsche Kolonialbesitz dem Völkerbund unterstellt, der ihn als Mandatsgebiete an interessierte Siegermächte übergeben wird. Das Deutsche Reich muss die Souveränität Österreichs anerkennen. Der von Deutschösterreich angestrebte Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich wird im Artikel 80 des Versailler Vertrags untersagt. Dieses Anschlussverbot wird sich ebenfalls in Artikel 88 des Vertrags von Saint-Germain, der zwischen den Siegermächten und Österreich geschlossen werden soll, wiederfinden.
Deutsche Gebietsverluste durch den Versailler Vertrag

  • Sofort abzutretene Gebiete (ohne Volksabstimmung):
    • Elsass-Lothringen an Frankreich
    • fast ganz Westpreußen (1466 bis 1772 als Preußen königlichen Anteils zu Polen gehörig) an Polen, jedoch ohne Danzig, das Abstimmungsgebiet Marienwerder, die Kreise Deutsch Krone, Flatow (Restkreis) und Schlochau
    • Provinz Posen (9. Jahrhundert bis 1793 als historische Landschaft Großpolen polnisch) an Polen, jedoch ohne zwei kleinere deutschsprachige Randgebiete im Westen
    • die südliche Hälfte des ostpreußischen Kreises Neidenburg
    • das Reichthaler Ländchen an Polen
    • kleine Grenzstreifen Niederschlesiens an Polen
    • das Hultschiner Ländchen an die Tschecho-Slowakei
    • Neukamerun, das erst 1911 durch Tausch Teil der deutschen Kolonie Kamerun geworden war, wieder zurück an Frankreich
    • das Pachtgebiet Kiautschou in China unter japanisches Mandat
    • die 1899 von Spanien käuflich erworbenen Inselgruppen der Marianen (spanisch seit 1556) und der Karolinen, beide unter japanisches Mandat
  • Folgende Gebiete werden erst nach einer Volksabstimmung gegebenenfalls abzutreten sein:
    • Nordschleswig und Südschleswig
    • Oberschlesien; bis zur Volksabstimmung im kommenden Jahr wird Oberschlesien von alliierten Truppen besetzt bleiben, damit nicht deutsche Behörden Druck zulasten der polnischen Option ausüben können.
    • Niederschlesien; Abtretung von Teilen der Landkreise Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg und Namslau an Polen.
    • Eupen-Malmédy sowie das bisherige Neutral-Moresnet an Belgien; ursprünglich ohne Abstimmung vorgesehen.
    • der Südteil Ostpreußens (jedoch ohne Soldau, Kreis Neidenburg)
  • Dem Völkerbund wird unterstellt
    • das Saargebiet, dessen Kohleproduktion Frankreich zufällt. Nach 15 Jahren soll eine Abstimmung über die staatliche Zugehörigkeit stattfinden.
    • Danzig mit Umgebung wird zur Freien Stadt unter Kontrolle des Völkerbundes erklärt, in das polnische Zollgebiet eingeschlossen und von Polen außenpolitisch vertreten.
    • das Memelland wird unter Kontrolle des Völkerbunds einem eigenen Staatsrat mit französischem Präfekten unterstellt.
    • die deutschen Kolonien
  • Befristet von den Siegermächten besetzt
    • das Rheinland; die Räumung sollte bis spätestens 1935 erfolgen. Diese Befristung der Alliierten Rheinlandbesetzung haben die Briten den Franzosen, deren Ziel ursprünglich die Abtrennung des Rheinlands vom Reich gewesen ist, nur schwer abgerungen. Um die Sicherheit Frankreichs vor Deutschland auch ohne einen solchen massiven Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu gewährleisten, schließen die USA und Großbritannien mit der Französischen Republik ein Garantieabkommen ab, das jeden erneuten deutschen Angriff auf Frankreich zum Casus belli erklärt. Dieses Garantieabkommen muss, wenn es Gültigkeit erlangen soll, vom US-amerikanischen Senat ratifiziert werden.

Wirkung der Gebietsverluste auf die Staatsangehörigkeit
Nach Artikel 91 des Versailler Vertrags erwerben grundsätzlich alle deutschen Reichsangehörigen, die ihren Wohnsitz in den endgültig als Bestandteil des wiedererrichteten polnischen Staates anerkannten Gebieten haben, von Rechts wegen die polnische Staatsangehörigkeit unter Verlust der deutschen. Zwei Jahre lang nach Inkrafttreten des Vertrags werden die hier wohnhaften über 18 Jahre alten deutschen Reichsangehörigen berechtigt, für die deutsche Staatsangehörigkeit zu optieren. Polen deutscher Reichsangehörigkeit im Alter von über 18 Jahren, die in Deutschland ihren Wohnsitz hatten, werden berechtigt, für die polnische Staatsangehörigkeit zu optieren. Allen Personen, die von dem Optionsrecht Gebrauch machen, steht es frei, innerhalb von zwölf Monaten ihren Wohnsitz in den Staat zu verlegen, für den sie optiert haben. Sie durften dabei ihr gesamtes bewegliches Gut zollfrei mitnehmen. Es steht ihnen frei, das unbewegliche Gut zu behalten, das sie im Gebiete des anderen Staates besaßen, in dem sie vor der Option wohnten.
Militärische Bestimmungen

  • In der Präambel zum fünften Teil des Vertrages wird erklärt, dass sich Deutschland, „um den Anfang einer allgemeinen Beschränkung der Rüstungen aller Nationen zu ermöglichen“, zur genauen Befolgung der nachstehenden Bestimmungen über die Land- See- und Luftstreitkräfte verpflichtet:
    • Berufsarmee mit maximal 100.000 Mann einschließlich von höchstens 4000 Offizieren
    • keine allgemeine Wehrpflicht
    • Auflösung des Großen Generalstabs
    • Beschränkung auf eine einmalige Dienstzeit von zwölf Jahren ohne Wiederverpflichtungsmöglichkeit, maximal 5 Prozent der Mannschaften dürften vorzeitig jährlich ausscheiden (so sollte einer heimlichen Wehrpflicht vorgebeugt werden)
    • Verbot von militärischen Vereinen, Militärmissionen und Mobilmachungsmaßnahmen
    • Marine mit 15.000 Mann, sechs gepanzerten Schiffen, sechs Kreuzern, 12 Zerstörern und 12 Torpedobooten
    • keine schweren Waffen wie U-Boote, Panzer, Schlachtschiffe
    • Verbot chemischer Kampfstoffe
    • Beschränkung der Waffenvorräte (102.000 Gewehre, 40,8 Mio. Gewehrpatronen)
    • Verbot des Wiederaufbaus von Luftstreitkräften
    • Entmilitarisierung des Rheinlands und eines 50 Kilometer breiten Streifens östlich des Rheins
    • Verbot des Festungsbaus entlang der deutschen Grenze
    • Verbot von Befestigung und Artillerie zwischen Ost- und Nordsee
    • Verbot jeglicher Maßnahmen, die zur Vorbereitung eines Krieges geeignet betrachtet werden. Dies hat unter anderem Auswirkungen auf das Deutsche Rote Kreuz, das in der Folge seine Ursprungsaufgabe in den Hintergrund stellen muss.
    • Auch im zivilen Bereich wird die Entwaffnung verlangt.
    • Die Weiterentwicklung von zivil oder militärisch genutzten Raketen wird im Versailler Vertrag nicht angesprochen und wird daher nicht verboten.

Wirtschaftliche Bestimmungen und Reparationen

  • Das Deutsche Reich wurde zur Wiedergutmachung durch Geld- und Sachleistungen in noch durch die Reparationskommission festzulegender Höhe verpflichtet. Eine erste Rate von 20 Milliarden Goldmark ist bis April 1921 zu zahlen.
  • Die Verkleinerung der reichsdeutschen Handelsflotte festgeschrieben. Die großen deutschen Schifffahrtswege, namentlich Elbe, Oder, Donau und Memel, werden für international erklärt.
  • Für fünf Jahre muss das Deutsche Reich den Siegermächten einseitig die Meistbegünstigung gewähren. Im sogenannten Champagnerparagraphen 274 wurde festgelegt, dass Produktbezeichnungen, die ursprünglich Herkunftsbezeichnungen aus den Ländern der Siegermächte waren, nur noch verwendet werden durften, wenn die so bezeichneten Produkte auch tatsächlich aus der genannten Region stammen:
    • Branntwein darf in Deutschland nicht mehr als Cognac verkauft werden
    • Schaumwein darf in Deutschland nicht mehr als Champagner verkauft werden
  • Luxemburg musste die bislang bestehende Zollunion mit dem Deutschen Reich aufgeben.

Völkerbund
Außerdem sieht der Vertrag die Gründung des Völkerbunds vor, eines der erklärten Ziele von US-Präsident Woodrow Wilson. Deutschland wird hier auf absehbare Zeit kein Mitglied.
Garantiebestimmungen
Als Garantie für die Durchführung der übrigen Bestimmungen des Vertrags wird eine alliierte Besetzung des linksrheinischen Gebietes und zusätzlicher Brückenköpfe bei Köln, Koblenz und Mainz vereinbart. Diese soll zeitlich gestaffelt fünf, zehn und 15 Jahre nach dem Ratifizierungsdatum aufgehoben werden.
Folgen für Deutschland
Das Deutsche Reich wird durch die territorialen Abtretungen in seiner Wirtschaftskraft erheblich geschwächt. Große Teile seiner Schwerindustrie werden getroffen. Es verliert 80 Prozent seiner Eisenerzvorkommen, 63 Prozent der Zinkerzlager, 28 Prozent seiner Steinkohleförderung und 40 Prozent seiner Hochöfen. Der Verlust Posens und Westpreußens verringert die landwirtschaftliche Nutzfläche um 15 Prozent, die Getreideernte um 17 Prozent und den Viehbestand um 12 Prozent. Die deutsche Landwirtschaft wird diesen Verlust zunächst nicht ausgleichen können. Deutschlands Bevölkerung verringert sich um sieben Millionen Menschen (11 %), von denen in den Folgejahren etwa eine Million ins Reich strömen werden, vor allem aus Elsass-Lothringen und aus den an Polen abgetretenen Gebieten. Durch den Verlust von 90 Prozent der Handelsflotte und des gesamten Auslandsvermögens wird der deutsche Außenhandel stark beeinträchtigt werden.

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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Der neue Oberpräsident von Ostpreußen, August Winnig (SPD)
Die Regierung des Freistaats Preußen ernennt den Blankenburger August Winnig von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), bisher Reichs- und Staatskommissar für Ost- und Westpreußen, nunmehr zum Oberpräsidenten Ostpreußens.
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1919
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