Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein

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Biografie

HEINRICH FRIEDRICH KARL REICHSFREIHERR VOM UND ZUM STEIN

* 26. Oktober 1757 in Nassau, † 29. Juni 1831 in Cappenberg bei Lünen (Westfalen)

Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein
  • Hauptbetreiber der preußischen Reformen
  • Minister für Wirtschaft und Finanzen in Preußen
  • Leiter der gesamten Zivilverwaltung in Preußen
  • Leiter der Zentralverwaltungsbehörde für die vormals von Napoléon eroberten Gebiete
  • Mitbegründer der Monumenta Germaniae Historica
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25.10.1757 - Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein wird als Sohn von Karl Philipp Reichsfreiherr vom und zum Stein und seiner Frau Henriette Karoline Langwerth von Simmern, verwitwete Löw von und zu Steinfurth, einer "anmutigen, verständigen Frau von frommem Sinn und wirtschaftlicher Tatkraft", in Nassau geboren. Er ist das zweitjüngste von neun Geschwistern, von denen aber nur sechs das Erwachsenenalter erreichen werden. Die Herrschaft Stein ist seit dem 17. Jahrhundert reichsunmittelbar. Steins Familie besitzt entlang des Rheins und der Lahn mehrere kleine Güter. Insgesamt macht der Besitz etwa 2400 nassauische Morgen aus. Als Reichsritter ist sie durch Reichsgesetze geschützt und kann sich bei Streitigkeiten direkt an Reichsgerichte wenden. Sie hat die hohe Gerichtsbarkeit und eine herrschaftliche Stellung in einigen Dörfern wie Frücht oder Schweighausen inne. Das Einkommen aus diesen Besitzungen reicht jedoch nicht für ein standesgemäßes Leben aus. Daher treten auch die Oberhäupter des Hauses seit Jahrhunderten in die Dienste größerer Fürsten und Landesherren. Karl Philipp ist trotz seiner evangelischen Konfession kurmainzischer Kammerherr und Geheimer Rat. Durch die häufige dienstliche Abwesenheit des Vaters liegt die frühe Erziehung Steins überwiegend in den Händen der Mutter. Diese ist gebildet und steht in Kontakt mit dem Gelehrten Johann Caspar Lavater. Im Zentrum steht für sie die sittlich-religiöse Erziehung. Karl vom Stein ist der Lieblingssohn seiner Mutter. Um den Familienbesitz zusammenzuhalten, hat Karl Philipp einen Fideikommiss gegründet. Einige Zeit später wird gegen den Protest der älteren Brüder Karl vom Stein der alleinige Erbe.

Herbst 1773 - Im Alter von 16 Jahren nimmt vom und zum Stein ein Studium der Jura, Geschichte und Kameralwissenschaften (Vorläufer der Wirtschaftswissenschaft) an der Universität Göttingen auf. Er wird von seinem Hofmeister begleitet. Erheblichen geistigen Einfluss auf ihn übt August Ludwig Schlözer aus, der versucht, zwischen modernem Verfassungsdenken und konservativen Vorstellungen von altdeutscher Libertät zu vermitteln. Daneben studiert vom und zum Stein auch bei Johann Stephan Pütter, einem der besten Kenner der Verfassung und Struktur des Heiligen Römischen Reiches.

Ostern 1777 - Wie in dieser Zeit für Studenten adeligen Standes üblich, verlässt Freiherr vom und zum Stein die Universität Göttingen ohne Abschluss. Da sein Studium vor allem auf den Reichsdienst ausgerichtet war, absolviert Stein anschließend für einige Monate ein Praktikum beim Reichskammergericht in Wetzlar.

1778 - Auf verschiedenen Kavaliersreisen lernt Freiherr vom und zum Stein in den kommenden Jahren Regensburg als Sitz des Reichstages, die Höfe und Regierungen verschiedener Territorien des Reiches wie Mainz, Mannheim, Darmstadt, München sowie in Wien die Residenz des Kaisers kennen. Außerdem reist Stein in die Steiermark und nach Ungarn. Dabei interessiert er sich auch für das Bergwerkswesen.

Februar 1780 - Auf Bemühen seiner Mutter tritt Freiherr vom und zum Stein in den preußischen Staatsdienst ein. Er selbst begründet diesen Schritt mit seiner Bewunderung für König Friedrich II. und der Liberalität des preußischen Staates, der keine Vorbehalte gegen Außenseiter kennt und ihnen gute Aufstiegsmöglichkeiten bietet. Als Referendar wird er in Berlin beim Bergwerks- und Hüttendepartment des Generaldirektoriums angestellt, wo ihn Minister Friedrich Anton von Heynitz fördert. Stein absolviert eine entsprechende Fachausbildung, teilweise an der sächsischen Bergakademie in Freiberg. Ausgedehnte Dienstreisen mit dem Minister vervollständigten seine Kenntnisse.

1783 - Nach dem Tod der Mutter wird Karl vom und zum Stein für die Verwaltung der Reichsritterschaft verantwortlich, da sich der Vater aus gesundheitlichen Gründen ebenfalls zurückgezogen hat. Wegen seiner preußischen Beamtenlaufbahn überträgt Stein die tatsächliche Leitung der Güterverwaltung seiner Schwester, der unverheirateten Stiftsdame Marianne.

Februar 1784 - Freiherr vom und zum Stein nimmt eine eigenverantwortliche Stellung im Bereich des Bergbaus des westfälischen Teils der preußischen Staaten ein. Als Direktor der Bergämter Wetter an der Ruhr und Ibbenbüren ist Stein für den Wegebau, den Ruhrkanal und die Organisation des unter staatlicher Aufsicht betriebenen Bergbaus zuständig. Dabei intensiviert er die staatliche Aufsicht über die Gruben und verbessert dabei auch die Verbindung der Steinkohlegruben im späteren Ruhrgebiet mit den Gewerberegionen im Sauerland, Siegerland und Bergischen Land.

1785 - Verschiedene Male werden Freiherr vom und zum Stein diplomatische Posten angeboten, die er bis auf eine Gesandtschaftsreise nach Mainz mit dem Ziel, den Kurfürsten zum Anschluss an den Fürstenbund zu bewegen, ausschlägt.

Oktober 1786 - Freiherr vom und zum Stein wird zum Oberbergrat ernannt.

November 1786 - Freiherr vom und zum Stein geht auf eine "mineralogische und technologische" Reise nach England, um den dortigen Bergbau, Kanalbau und insgesamt die Anfänge der industriellen Revolution zu studieren. Die so gewonnenen Erkenntnisse kann er nach seiner Rückkehr teilweise im Ruhrbergbau umsetzen. Auch gelingt es ihm, einen Liefervertrag für eine Dampfmaschine von Boulton & Watt abzuschließen.

August 1787 - Freiherr vom und zum Stein wird nach seiner Rückkehr aus England zum Leiter der märkischen Kriegs- und Domänenkammern in Hamm ernannt. In dieser Funktion ist er für die Schiffbarmachung der Ruhr verantwortlich, lässt als einer der Ersten in Deutschland einige Meilen befestigter Chausseen anlegen und verzichtet dabei auf die sonst übliche Fronarbeit. Außerdem sorgt er für eine Beschränkung der Steuern und eine Liberalisierung der Verkehrs- und Gewerbebestimmungen.

1792 - Freiherr vom und zum Stein erhält als Landtagskommissar die Staatsaufsicht für die Landstände der Grafschaft Mark. Als leitender Beamter wird er in der Grafschaft Mark für eine umfassende Steuerreform zuständig werden, die für die Einwohner eine Verringerung der Abgaben bedeutet. Den durch die kriegsbedingte Teuerung hervorgerufenen Unruhen begegnet vom und zum Stein, indem er gegen den Widerstand des Militärs Getreide aus den Speichern der Armee zu günstigen Preisen an die Bevölkerung abgeben lässt. Gegen die Versuche der preußischen Zentralverwaltung schützt vom und zum Stein die Reste der Ständeverfassung und der kommunalen Selbstverwaltung. Als Stein während des ersten Koalitionskrieges im Hauptquartier des Königs für die Verpflegung der Armee zuständig wird, wird er Zeuge der Belagerung und des Falls von Mainz, der Hauptstadt der Mainzer Republik. Dabei wird er auch Zeuge der Festnahme und körperlichen Misshandlung des Revolutionärs Friedrich Georg Pape.

1793 - Freiherr vom und zum Stein wird zusätzlich Präsident der Kammer des Herzogtums Kleve mit Sitz in Kleve. Seinen Wohnsitz nimmt er im Klever Herzogsschloss. Im selben Jahr heiratet er die Gräfin Wilhelmine von Wallmoden (* 1772), die Tochter Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborns, eines hannoverschen Feldmarschalls, der einer Liebesaffäre des englischen Königs Georg II. entstammt, und dessen erster Frau Charlotte Christiane Auguste Wilhelmine von Wangenheim (* 1740; † 1783). Politisch ist vom und zum Stein gegenwärtig ein Anhänger des englischen Verfassungssystems. Allerdings steht er anfangs auch der französischen Revolution nicht ohne Sympathie gegenüber. Beide Einflüsse führen dazu, dass er dem preußischen, auf die Bürokratie gestützten Absolutismus zunehmend kritisch gegenübersteht. Allerdings wird sich vom Steins Bild von der französischen Revolution rasch wandeln. Dazu trägt nicht zuletzt der Kontakt zu hochrangigen französischen Emigranten bei, die in Hamm Zuflucht fanden; zu diesen gehören nach der Hinrichtung Königs Louis' XVI. der Exil-Regent Frankreichs, der nachmalige König Louis XVIII., und sein Bruder Charles X. Philippe. Nachhaltig beeindruckt ist vom Stein über das im Vorjahr in London herausgegebene Werk Edmund Burkes „Reflection on the Revolution in France.“

1794 - Das Vordringen der Franzosen von den Niederlanden her nötigt Freiherr vom und zum Stein Kleve, wo er seinen Hausstand aufgeschlagen hat, zu verlassen. Er schickt seine Frau der größeren Sicherheit wegen nach Hannover zu ihren Verwandten und zieht selbst nach Wesel. Wiederum damit beschäftigt, das Unheil der feindlichen Invasion möglichst zu mildern und für die preußischen Truppen unter Möllendorffs Kommando Vorräte zu beschaffen, wird er durch den Abschluss des Friedens von Basel ganz und gar den Arbeiten der inneren Verwaltung zurückgegeben. Als Oberpräsident sämtlicher westfälischer Kammern mit dem Wohnsitz in Minden wird er Gelegenheit finden, seine hohen Begabungen für den inneren Staatsdienst unter Beweis zu stellen.

1796 - Freiherr vom und zum Stein wird zum Oberkammerpräsidenten aller westlichen preußischen Territorien mit Amtssitz in Minden ernannt. Im Auftrag Berlins sorgt er für eine Förderung der Wirtschaft durch Abbau von Vorschriften, Zöllen und ähnlichen ökonomischen Hemmnissen. Er belebt den Verkehr durch den Bau der Heerstraße zwischen Bielefeld und Osnabrück, verbessert die Schifffahrt auf der Weser, setzt sich für Leinwandfabrikation, Landwirtschaft und Holzkultur ein und beteiligt sich eifrig bei der Durchführung der großen Reform, welche darauf abzielt, die Dienste der Domänenbauern aufzuheben und sie zu freien Eigentümern zu machen. Auch dass die militärischen Einrichtungen Preußens der Reformen bedürften, erkennt er klar. Er verurteilte das Werbesystem für das Militär, weil er es für ein unveräußerliches Recht des Staates hält, "von den Untertanen die Verteidigung seiner Integrität und Independenz zu fordern". Es dauert nicht lange, bis er postuliert, dass niemand einen Bauernhof übernehmen oder einen städtischen Betrieb ausüben soll, der nicht als Soldat gedient habe und dass die Dienstzeit auf etwa zehn Jahre beschränkt werde. Ein unermüdlicher Arbeiter, unnachsichtig gegen nachlässige oder treulose Untergebene, von schonungslosem Freimut gegenüber höher Gestellten, erwirbt sich das Vertrauen der Bevölkerung. In seiner Nähe sucht er mahnend auf den Prinzen Louis Ferdinand einzuwirken. Auf Reisen, so namentlich nach Hannover, tritt er mit bedeutenden Zeitgenossen wie Scharnhorst und Münster in Beziehung. Jedem macht er den Eindruck eines genialen Feuergeistes. Der heilige Ernst, der ihn durchdringt, lässt auch seine Härten verzeihen. Ludwig von Vincke, der trotz mancher Reibungen den Vorgesetzten nach seinem vollen Wert erkennt, urteilte über ihn: "Ein trefflicher Mann, vielleicht noch besser zum Minister als zum Präsidenten" geeignet. Vom Stein leitet für die vereinigten Territorien Minden-Ravensberg Agrarreformen ein. Dazu gehört die Verringerung der Hand- und Spanndienste. Hinzu kommen Reformen der Verwaltung in seinem Amtsbereich.

1802 - Obwohl Freiherr vom und zum Stein Reichspatriot und nicht nur preußischer Beamter ist, billigt er die von Napoléon diktierten territorialen Veränderungen im Westen des Reiches und insbesondere die Säkularisation der geistlichen Territorien.

Ende September 1802 - Freiherr vom und zum Stein trifft in Münster ein, wo er in einem Flügel des vormals bischöflichen Schlosses residiert. Einen anderen Flügel bezieht in der Folge der Militärgouverneur General von Blücher. Die beiden Männer wohnen unter einem Dach und verstehen sich sehr gut miteinander. Neben von Blücher ist vom Stein besonders der Domdechant von Spiegel ein wertvoller Bundesgenosse für die Überleitung in die neuen Verhältnisse. Die Akten geben Zeugnis davon, mit wie viel Takt und Schonung diese geschieht. Steins Vorschläge, die Behörden auf preußischen Fuß einzurichten mit Beibehaltung alter, tauglicher Beamten, auf den katholischen Priesterstand der neuen Landesteile Rücksicht zu nehmen, ohne der Staatsgewalt etwas zu vergeben, die Abneigung gegen den Militärdienst zu bekämpfen, die ehemaligen geistlichen Einkünfte zu gemeinnützigen, insbesondere zu Schulzwecken, zu verwenden, durch Ermäßigung der Acquise den Handel zu entlasten und anderes mehr, beweisen, mit welchem Eifer und in welchem Geiste er sich seinen Obliegenheiten unterzog. Inzwischen wird er durch den Gang der allgemeinen Politik in mehr als einer Weise schmerzlich berührt. Preußens Neutralität bietet dem nördlichen Deutschland keine Schutzwehr gegen Frankreichs Eroberungen. Hannover wird von Mortier besetzt, und die Truppenmacht, die sich auflösen muss, statt den Feind abzuwehren, steht unter dem Kommando Wallmodens, des Schwiegervaters vom Steins. Er sieht den Untergang des Reiches klar vor Augen.

1803 - Von der preußischen Zentralregierung beauftragt, treibt Freiherr vom und zum Stein die Säkularisation der geistlichen Territorien in Westfalen noch vor dem Reichsdeputationshauptschluss voran. Zwischen 1802 und 1804 leitet er von Münster aus die Eingliederung der geistlichen Herrschaften in den preußischen Staat. Nach der französischen Eroberung verkauft Freiherr vom und zum Stein seine linksrheinischen Güter und erwirbt jetzt dafür die Herrschaft Birnbaum in der späteren preußischen Provinz Posen.

1804 - In seiner westfälischen Zeit präsentierte sich Freiherr vom und zum Stein als überdurchschnittlich tüchtiger Verwaltungsbeamter insbesondere in Wirtschaftsfragen. Dadurch empfiehlt er sich für Aufgaben in der Berliner Zentrale. Freiherr vom Stein wird persönlich von den Veränderungen im Reich unmittelbar betroffen, als der nassauische Staatsminister Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein die Besitzungen der Familie vom Stein besetzen lässt und damit im Kleinen nichts anderes tut als vom Stein mit den westfälischen Bistümern im Großen. Dennoch protestiert vom Stein nachdrücklich und auch auf Druck von Kaiser Franz II. muss die Besetzung zunächst aufgehoben werden. Diese Episode wird zu einer lang anhaltenden Gegnerschaft Steins gegenüber Nassau und Marschall von Bieberstein führen. Letztlich werden auch die Besitzungen derer vom Stein mediatisiert. Stein verliert zwar seine Herrschaftsrechte, nicht aber den Besitz seiner Güter und Ländereien.

27.04.1804 - Freiherr vom und zum Stein wird als Nachfolgr Struensees als königlicher Finanz- und Wirtschaftsminister ins Generaldirektorium nach Berlin berufen, wo er für das Akzise-, Zoll-, Fabrik- und Kommerzialwesen zuständig wird. Hinter der Ernennung steckt vor allem der Kabinettsrat Carl Friedrich von Beyme, der in dem neuen Minister einen Anhänger einer umfassenden Reformpolitik sieht. Bereits bei der Übernahme dieser Aufgabe macht vom Stein deutlich, dass er über Preußen hinaus das gesamte Deutschland im Blick hat. „Wenn man überzeugt ist, dass Deutschlands Veredelung und Kultur fest und unzertrennlich an das Glück der preußischen Monarchie gekettet ist, so kann man gewiss nicht einen Augenblick zwischen Pflicht und Persönlichkeit schwanken, sondern man ist zu jeder Aufopferung der letzteren bereit.“ Vom Stein versucht als Verantwortlicher für den preußischen Staatshaushalt angesichts des drohenden Krieges die Staatseinnahmen zu erhöhen, bemüht sich aber auch um die Angleichung der regional sehr unterschiedlichen Steuern und Abgaben. So werden im Bereich des staatlichen Salzmonopols einheitliche Preise eingeführt, diese aber insgesamt erhöht, so dass sich daraus erhebliche Mehreinnahmen ergeben. In begrenztem Umfang werden Binnenzölle zwischen einigen Teilgebieten der Monarchie abgeschafft werden. Außerdem gründet er das "Preußische Statistische Bureau". Später gehören zudem die Königliche Hauptbank sowie die Seehandlung zu seinem Zuständigkeitsbereich. Für die Verwaltung der Bank, Seehandlung und des Salzwesens ist er in wichtigen Fragen an den Rat und an die Entscheidung des Grafen von der Schulenburg-Kehnert gebunden. Ungern verlässt er einen Posten, der nach seinem Wunsche durch Vincke in einer seiner würdigen Weise neu besetzt wird. Aber überzeugt davon, daß deutsche Veredelung und Cultur fest und unzertrennlich an das Glück der preußischen Monarchie gekettet ist, ist vom Stein "zu jeder Aufopferung" persönlicher Wünsche bereit. Von nun an steht er im Zentrum des Staates.

10.05.1805 - Freiherr vom und zum Stein gehört zur "Kriegspartei" um Königin Luise, die gemeinsam mit Louis Ferdinand Prinz von Preußen und General Ernst von Rüchel versucht, König Friedrich Wilhelm III. davon zu überzeugen, Napoléon militärisch entgegenzutreten. Vom Stein übergibt eine entsprechende Denkschrift, die in ihrer extrem schroffen Art – den Außenminister Christian Graf von Haugwitz nennt er beispielsweise einen „Mann ohne Wahrhaftigkeit, einen abgestumpften Wollüstling, schwelgend in Genüssen aller Art“ – dazu beiträgt, die Ablehnung gegen seine Vorstellungen noch zu verstärken. Der König lehnt vorerst ab und sieht in der Gruppe um Louis Ferdinand und Stein nicht zu Unrecht eine gegen seine Politik gerichtete Opposition.

Sommer 1805 - Freiherr vom und zum Stein tritt als Verfechter des Freihandels auf, setzt es durch, dass alle Binnen- und Provinzialzölle aufhören, die Acquisetarife in Ost- und Westpreußen verbessert, die indirekten Steuern in Süd- und Neu-Ostpreußen vereinfachen sollen. Dazu kommt eine Neueinrichtung der Salzadministration, die eine Ersparung der Hebungskosten herbeiführt, Minderung des Schreibwesens bei den Oberbehörden, Errichtung des statistischen Bureaus, Förderung der Industrie durch Einführung englischer Methoden. Als die Leitung der Bank und der Seehandlung von Schulenburgs Händen in seine übergeht, macht er sich an eine Umwandlung beider Anstalten, bei deren Verwaltung grobe Missbräuche einreißen, beruft ihn Niebuhr von Kopenhagen an ihre Spitze. Indessen wird eine gründliche Änderung des Finanzwesens durch die dringenden Sorgen der allgemeinen Politik unmöglich gemacht.

Anfang September 1805 - König Friedrich Wilhelm III. entschließt sich beim Ausbruch des neuen Koalitionskrieges zu mobilisieren, eine Maßregel, die sich zunächst gegen den drohenden Einmarsch des russischen Heeres zu richten scheint. Als aber Bernadotte das ansbachische Gebiet verletzt, folgt die freiwillige Preisgebung der Neutralität im Osten, der Abschluss des Vertrages mit dem Zaren, der Preußen die Rolle bewaffneter Vermittlung überweist, die Absendung des Grafen von Haugwitz mit dem Ultimatum in Napoléons Hauptquartier. Die Rüstung und die Aussicht auf den möglichen Eintritt in den Krieg machen es nothwendig, die Beschaffung von Geldmitteln ins Auge zu fassen. Freiherr vom und zum Stein bringt unter anderem Anleihen, Erhöhung und Ausgleichung der Steuern, Benutzung des Schatzes in Vorschlag, geht auch auf den Gedanken ein, Papiergeld auszugeben, das während des Krieges unrealisierbar, in Friedenszeiten aber möglich erscheint. Die Unterzeichnung des Vertrages von Schönbrunn durch Haugwitz und seine bedingte Annahme durch den König machen es schon halb gewiss, dass Preußen sich nicht zum Krieg entschließen würde. Die Annahme des noch ungünstigeren Vertrages von Paris vollendet seine Demütigung. Der erzwungene Rücktritt von Hardenbergs, die Verwicklungen mit England und Schweden, die Stiftung des Rheinbundes, die Täuschungen durch Napoleon in Sachen des Besitzes Hannovers und der Gründung eines norddeutschen Bundes belasten die Rechnung der preußischen Staatsleitung. Angesichts dieser Sachlage wird vom Stein dazu gedrängt, aus dem Rahmen des Fachministers herauszutreten. Er durchschaut die Mängel des Ganzen und übt daran freimütige Kritik.

Ende April 1806 - Freiherr vom und zum Stein publiziert die "Darstellung der fehlerhaften Organisation des Kabinetts und der Notwendigkeit der Bildung einer Ministerial-Konferenz". Mit der stärksten, im einzelnen vielfach übertriebenen Charakteristik der einflußreichen Vertrauensmänner des Königs (Beyme, Lombard, Haugwitz, Köckeritz) verbindet sich die Forderung einer völligen Umbildung der höchsten Verwaltung. Er verlangt den Wegfall des Generaldirektoriums mit den Provinzialministern, Bildung eines einheitlichen, nach dem Realsystem geordneten Ministeriums, dessen Zusammenhang mit dem König nicht durch die Übergriffe eines unverantwortlichen Kabinetts zerrissen werden kann, Entlassung der Männer, die Preußen in den Abgrund stoßen würden, wenn sie auf ihren Posten blieben. Auf den Rat von Schrötters nimmt vom und zum Stein einzelne Milderungen und Änderungen seiner Denkschrift vor. Sie gelangt jedoch vermutlich weder in der einen noch in der anderen Form an den König, sondern wird von Königin Luise, die sie durch die Gräfin Voß empfing, zurückbehalten.

Oktober 1806 - Nach dem für Preußen katastrophal verlaufenden Feldzug fliehen der Hof und maßgebliche Politiker nach Königsberg. Freiherr vom und zum Stein sorgt für die Rettung der Staatskassen von Berlin nach Stettin und empfiehlt in Königsberg, den Krieg gegen Napoléon mit allen Kräften fortzusetzen. Infolge der verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt und der durch sie offenkundig gewordenen Verkrustungen in Verwaltung und Militär wird der preußische Staat zu Veränderungen gezwungen. Vom Stein kritisiert scharf die während des Krieges deutlich gewordenen Schwächen der zivilen und militärischen Führung und macht auch vor der Kritik an dem monarchischen Regierungsstil nicht halt. Stattdessen fordert er grundlegende Reformen in der Struktur des Staates, um einen stabilen Unterbau für die Kriegsanstrengungen zu gewinnen. Dazu zählt insbesondere seine bereits vor Kriegsausbruch einsetzende Kritik am bisherigen absolutistischen Kabinettsystem; stattdessen plädiert er für ein Staatsministerium aus verantwortlichen Fachministern, die mit dem Monarchen zusammenarbeiten sollen.

20.10.1806 - Freiherr vom und zum Stein verlässt, sehr stark an einem Gichtanfall an den Zehen leidend, Berlin.

20.11.1806 - Freiherr vom und zum Stein trifft in Osterode im Harz ein, wo er die Bedingungen des von Napoléon diktierten Waffenstillstandes mit Preußen und dessen vorgeschlagene Bedingungen entgegennehmen soll. König Friedrich Wilhelm III. wünscht, dass vom Stein das Amt des Leiters des Departements für auswärtige Affairen zumindest interimsmäßig übernehmen möge, jedoch lehnt vom Stein dieses Ansinnen ab, indem er auf seine Unkenntnis der diplomatischen Geschäfte verweist, für deren Behandlung sich von Hardenberg besser eigne. Zugleich aber dringt er nochmals auf Umwandlung der obersten Behörden im Sinne seiner früheren Denkschrift. Es entwickelt sich nunmehr ein Kampf zwischen vom Stein und dem König um das Fortleben der Kabinettsregierung. Der König will durch Einsetzung eines in seinen Befugnissen beschränkten Rats nur ein halbes Zugeständnis machen, nachdem Lombard bereits entfernt wurde und er sich von Beyme als Kabinettsrat nicht trennen will. So wenig wie vom Stein ist von Hardenberg gewillt, sich darauf einzulassen.

19.12.1806 - Da sowohl Freiherr vom und zum Stein als auch Karl August von Hardenberg ablehnen, den Posten des Leiters des Departements für auswärtige Affairen zu übernehmen, wird Friedrich Wilhelm von Zastrow vorübergehend Leiter dieses Ministeriums, während Ernst von Rüchel das Kriegsministerium erhält. Vom Stein teilt mit, dass das Ministerium des Innern mit dem für Finanzen verbunden sein sollte. Von Zastrow, von Rüchel und der noch zu bestimmende Innen-/Finanzminister sollen unter Wahrung der Rechte von Beymes einen gemeinsamen Rat bilden. Zu diesem Zeitpunkt denkt vom und zum Stein noch nicht an das Ausscheiden, lehnt aber, da die Umwandlung eine Unvollständige geblieben ist, die ihm zugedachte Stellung im Rat durch ein Schreiben an von Rüchel ab. Dies kommt jedoch dem König nach von Rüchels schonendem Bericht nicht zum Bewußtsein. Vom Stein seinerseits hält daran fest, den Rat nach seiner Weigerung nicht für konstituiert anzusehen. Der Bruch erfolgt, als vom Stein sich abermals weigert, ein Gutachten über eine Angelegenheit abzugeben, das der König, zuletzt mit Berufung auf die neue Einrichtung des Rates, durch von Köckeritz ihm abverlangt. Nicht nur dass dieser Bote vom und zum Stein verhasst ist, er selbst ist durch Krankheit und Unwillen über den Lauf der Dinge gereizt; so weigert er sich, die übersandten Akten zu behalten, weil die fragliche Angelegenheit nicht zu seinem Geschäftskreise gehöre. Hierauf wirdauch die Geduld des Königs ein Ende haben.

03.01.1807 - Die scharfe Kritik Freiherr vom und zum Steins an der mangelhaften Verwaltung Preußens sowie an der Monarchie führen zur Entlassung des Ministers durch König Friedrich Wilhelm III. mit der Kommentierung daß ich mich leider nicht anfänglich in Ihnen geirrt habe, sondern daß Sie vielmehr als ein widerspenstiger, trotziger, hartnäckiger und ungehorsamer Staatsdiener anzusehen sind, der, auf sein Genie und seine Talente pochend, weit entfernt, das Beste des Staats vor Augen zu haben, nur durch Kapricen geleitet, aus Leidenschaft und aus persönlichem Haß und Erbitterung handelt … . Da Sie indessen vorgeben, ein wahrheitsliebender Mann zu sein, habe ich Ihnen auf gut deutsch meine Meinung gesagt, indem ich noch hinzufügen muß, daß, wenn Sie nicht Ihr respektwidriges und unanständiges Benehmen zu ändern willens sind, der Staat keine große Rechnung auf Ihre ferneren Dienste machen kann. Vom und zum Stein ist im Begriff, mit Zurücklassung der Seinigen, darunter eines am Nervenfieber todkranken Kindes, dem Hof von Königsberg nach Memel zu folgen, als ihm dieses Schreiben durch einen Feldjäger zugestellt wird. Er erbittet die sofortige Entlassung und erhält sie.

Ende März 1807 - Nachdem der ehemalige Minister Freiherr vom und zum Stein sich mit seiner Familie nach Danzig begab, unter mancherlei Gefahren Berlin erreichte, kehrt er nun in seine Heimat nach Nassau zurück.

Juni 1807 - Freiherr vom und zum Stein zieht sich nach der Entlassung auf seine Besitzungen in Nassau zurück. Noch in diesem Jahr verfasst er die Nassauer Denkschrift als Reformprogramm für den preußischen Staat, wobei dessen Verwaltung im Zentrum steht. Dazu gehört die Forderung nach Selbstverwaltung für Provinzen, Kreise und Gemeinden. Dabei greift Stein weniger auf die moderne Staats- und Verfassungstheorie, sondern auf das Vorbild der älteren ständischen Verfassung zurück, wie er sie in Westfalen kennenlernte. Für vom und zum Stein spielen in dieser Frage nicht nur funktionelle Erwägungen, sondern in erster Linie politisch-pädagogische Ziele eine Rolle. In der Denkschrift formuliert er als Reformziel: Belebung des Gemeingeistes und des Bürgersinns, die Benutzung der schlafenden und falsch geleiteten Kräfte und zerstreut liegenden Kenntnisse, der Einklang zwischen dem Geist der Nation, ihren Ansichten und Bedürfnissen und denen der Staatsbehörden, die Wiederbelebung der Gefühle für Vaterland, Selbständigkeit und Nationalehre. Diese Schrift wird, ebenso wie die von einem Kreis um Karl August von Hardenberg erarbeitete Rigaer Denkschrift aus demselben Jahr, eine Basis für die preußischen Reformen. In vom Steins Denkschrift und der von ihm vertretenen Politik spielen immer der Rückbezug auf die altständischen Zustände und ganz allgemein auf die Einrichtungen des alten Reiches eine Rolle. Vom Stein ist sowohl Antiabsolutist als auch Anti-Etatist; zentralen Behörden und der Bürokratie insgesamt steht er skeptisch gegenüber. Stattdessen setzt er auf Dezentralisation und kollegiale Führung.

07.07.1807 - Die Niederlage des Vorjahres stürzt den preußischen Staat in eine der schwersten Krisen seiner Geschichte. Im heute geschlossenen Frieden von Tilsit verliert Preußen alle Territorien westlich der Elbe sowie einen Großteil der in den polnischen Teilungen gewonnenen Gebiete. Damit büßt der Staat etwa die Hälfte seiner Einwohner ein. Dem Königreich werden hohe Kontributionen auferlegt. Außerdem darf Preußen nur noch eine Armee von 40.000 Mann unterhalten und muss die französische Besatzung in wichtigen Festungen dulden. Insgesamt 150.000 fremde Soldaten stehen im Land und müssen von Preußen unterhalten werden.

10.07.1807 - Nicht zuletzt auf Drängen Napoléons, der in Freiherr vom und zum Stein fälschlich einen Unterstützer Frankreichs sieht, und der Reformpartei um Hardenberg, wird vom Stein erneut als "Retter in der Not" zum Staatsminister berufen. Von Hardenberg schrieb ihm: "Sie sind der Einzige, auf den alle guten Vaterlandsfreunde ihre Hoffnung setzen", Prinzessin Louise von Radziwill beschwört ihn: "Versagen Sie sich unsern Bitten nicht!" Die Annahme macht vom und zum Stein von einigen Vorbedingungen abhängig. Dazu gehörte das Ende des Kabinettssystems. Stattdessen sollen die Minister unmittelbares Vortragsrecht beim König erhalten. Nachdem die Erfüllung dieser zentralen Forderung zugesagt wurde, tritt vom und zum Stein das Amt an. Direkt zuständig wird er für die Zivilverwaltung, über die anderen Ressorts übt er Kontrollfunktionen aus. In den nächsten Monaten werden die wichtigsten Reformgesetze erlassen oder vorbereitet. Von und zum Steins persönlicher Anteil an den einzelnen Reformen ist dabei unterschiedlich. Mit Detailfragen beschäftigt er sich kaum, viele Gesetze werden im Kern von Mitarbeitern wie Theodor von Schön oder Ludwig von Vincke entworfen. Vom und zum Stein aber ist verantwortlich für ihre Durchsetzung gegenüber dem König und verschiedenen widerstrebenden gesellschaftlichen Kräften.

15.07.1807 - Nur fünf Tage nach seiner Ernennung zum Minister für die gesamte Zivilverwaltung legt Freiherr vom und zum Stein den Entwurf eines Edikts zur Bauernbefreiung, das eines der zentralen Reformgesetze darstellen wird, vor. Mit diesem Gesetz sollen die Leibeigenschaft und Erbuntertänigkeit aufgehoben sowie die Freiheit der Berufswahl eingeführt werden.

09.10.1807 - Die erste bedeutende Maßregel, die Freiherr vom und zum Stein durchsetzt, ist das Edikt den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigenthums, sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner betreffend, das als "Oktoberedikt" in die Geschichte eingeht. Die Aufhebung der Erbuntertänigkeit, die auf den meisten Domänen schon durchgeführt ist, wird damit auch den Privatbauern zuteil, und die Freiheit des Güterverkehres wie die freie Wahl des Gewerbes ohne Rücksicht auf den angeborenen Stand zugelassen. Zusammengenommen ist dies ein gewaltiges Stück jener "Revolution im guten Sinne", die von Hardenberg in seiner Rigaer Denkschrift als Ziel hinstellte. Allerdings bereiteten der Minister Schrötter mit seinem Bruder, dem Kanzler, die Immediatkommission, und in ihr vor allen Schön, bereits vor der Ankunft vom Steins diese große gesetzgeberische Tat vor. Das Verdienst Freiherr vom und zum Steins, der mit dem Grundgedanken des Ediktes längst vertraut war, besteht darin, an der bereits beabsichtigten Ausdehnung desselben auf die ganze Monarchie festzuhalten und sich in der Frage der freien Verfügung über das Bauernland für eine fortdauernde Staatsaufsicht einzusetzen. Dieser Gedanke soll in Verordnungen zum Ausdruck kommen, von denen die für die Provinz Preußen erlassenen als Vorbild dienen werden. Sie entspricht jedoch weniger vom Steins als Schöns agrarpolitischen Ansichten.

28.10.1807 - An das "Oktoberedikt" vom 9. October schließt sich ergänzend die "Verordnung vom 28. Oktober 1807" an, die die Erbuntertänigkeit auf den Domänen, wo sie noch besteht, endgültig aufhebt.

27.07.1808 - Das Ministerium des Freiherr vom und zum Stein regelt die Verleihung des Eigenthums an alle Bewohner der Domänen von Ostpreußen, Litauen und Westpreußen, was nach vom Steins Berechnung dem Wohlstand von 47.000 Familien zugute kommen soll. Vom Stein hat die Absicht, auf die agrarische Reform eine ländliche Kommunalordnung folgen zu lassen, mit der die patrimoniale Gerichts- und Polizeigewalt zu Fall kommen würde. Eine Kreis- und Polizeiordnung des flachen Landes soll sich anschließen. Diese Bemühungen werden nur Entwürfe bleiben und sich auch lediglich auf die Provinz Preußen beziehen.

11.08.1808 - Die Erhebung der Spanier und die Aufrüstung Österreichs wecken in Freiherr vom und zum Stein die Hoffnung auf einen baldigen Beginn des Befreiungskampfes, der Preußen, Deutschland und schließlich Europa vom Druck der Herrschaft Napoléons erlösen soll. Zum Schein will er die Nachgiebigkeit gegen Frankreich fortsetzen, in Wahrheit aber ein Kriegsbündnis mit Österreich und mit England schließen und den Aufstand des Volkes in Norddeutschland vorbereitet wissen: Die Allianz muß nur zum Deckmantel dienen der Anstalten, die man treffen wird, um sich loszureißen." Er dringt, mit Kriegsminister Gerhard von Scharnhorst und Oberstleutnant August von Gneisenau verbündet, in den König, diese Politik anzunehmen und beschwört ihn, alle gemeinen erbärmlichen Egoisten zu entfernen und nicht wieder zu schwanken. Der König jedoch lässt sich nicht fortreißen, mißtraut Österreich und will auf keinen Fall etwas ohne Russland planen. Zumindest aber lässt der preußische König von nun an die Möglichkeit eines Bruches mit Frankreich nicht mehr aus dem Auge. Vom Stein setzt jede Minute daran, darauf hinzuarbeiten. Als von französischer Seite der Wunsch des Eintritts Preußens in den Rheinbund angedeutet wird, lässt er die Idee eines Kriegseintritts Preußens wieder fallen, weil er eine realistische Möglichkeit sieht, diese Allianz als Deckmantel der Bemühungen zur Auslösung eines Befreiungskrieges nutzen zu können. Vom und zum Stein steht mit Patrioten der Hauptstadt, aus deren Zahl Schleiermacher nach Königsberg kam, und anderen, die an Volkserhebung denken, in Briefkontakt.

15.08.1808 - Ein Brief, den Freiherr vom und zum Stein an den Fürsten Wittgenstein unvorsichtiger Weise unchiffriert geschrieben hat, fällt in die Hände der Franzosen. In diesem Brief ist von dem bevorstehenden österreichisch-französischen Krieg, von der zunehmenden Verbitterung Deutschlands und von den Plänen zu lesen, in Verbindung mit Hessen und Westphalen einen Befreiungsschlag von den Franzosen zu ermöglichen. Vom Stein wird später behaupten, dass er dem Überbringer, einem Assessor Koppe, größte Vorsicht bei der Überbringung des Briefes eingeschärft hatte, dieser jedoch wird später behaupten, dass er in dem Glauben gelassen wurde, dass es sich lediglich um einen Geschäftsbrief gehandelt habe. Jedenfalls ist nun das französische Militärgouvernement in Berlin im voraus dank der Betriebsamkeit zweier Spione in Königsberg (Vigneron und Jiesche) über die Gedanken vom und zum Steins informiert. Napoléon, dem der Brief unverzüglich zugestellt wird, beabsichtigt nunmehr, vom Prinzen Wilhelm die Unterschrift zu einem harten Friedensvertrag mit Preußen zu erzwingen.

08.09.1808 - Napoléon weist dem preußischen Verhandlungsführer Prinz Wilhelm durch einen abgefangenen Brief Freiherr vom und zum Steins nach, dass Preußen sich in Vorbereitungen zu einem Befreiungskrieg von Frankreich befindet und übt auf den Prinzen Zwang zur Unterzeichnung eines harten Friedensvertrages aus. Gleichzeitig wird in der französischen Zeitung "Le Moniteur" der abgefangene Brief als "ein Denkmal der Ursachen des Gedeihens und des Sturzes der Reiche" abgedruckt. Vom Stein erbittet sofort seine Entlassung, die der König jedoch ablehnt, da er erst nach dem bevorstehenden Treffen mit dem russischen Zaren die entstandene Situation bewerten möchte. Sein Rat geht dahin, den von Frankreich vorgelegten Vertrag in dieser Form nicht zu ratifiziren, sondern zunächst, durch Verwendung des Zaren, in keinem Falle aber, wie dem König nahegelegt war, durch Angebot von Landabtretungen, eine Milderung zu erstreben. Der König ist anfangs ganz damit einverstanden, vollzieht dann aber doch, auf Grund von Berichten des Prinzen Wilhelm, die Ratifizierung. Sie soll selbst dann gültig sein, wenn der nach Erfurt entsandte Minister August Friedrich Ferdinand von der Goltz kein Zugeständnis erreichen sollte. Wenn vom Stein keinen Einspruch dagegen erhebt, so geschieht dies nur mit dem Hintergedanken, dadurch die Vorbereitung zur Erhebung zu verdecken. Denn der Gedanke an diese verlässt ihn nicht. In seinem Auftrag unterhält sein Gesinnungsgenosse Graf Götzen, Kommandant der oberschlesischen Festungen, durch den Major Lucey Verbindungen mit der österreichischen Kriegspartei. Vom Stein stellt ihm eine Summe zur Verfügung, um Waffenankäufe zu tätigen, und rät ihm, die Bauern durch die Gutsherrn anzustacheln, den Schützengilden in den Städten größere Ausdehnung zu geben, und unter den Truppen und Soldaten auf alle Weise den Geist des Widerstandes zu erhalten.

06.11.1808 - Eine von Freiherr vom und zum Stein verfassten Proklamation an die Bewohner Preußens versagt König Friedrich Wilhelm III. seine Unterschrift, da er kein schnelles Losschlagen Österreichs gegen Frankreich erwartet und Russlands Festhalten an der Allianz mit Frankreich ihm als gewiss erscheint. Vom und zum Stein bitten den König daraufhin erneut um seine Entlassung, die vom König abgelehnt wird.

11.11.1808 - Das preußische Königspaar hat eine kurze Zusammenkunft mit Karl August von Hardenberg. Dieser erklärt den Monarchen, dass Napoléon eine Entfernung des Freiherrn vom zum zum Stein lediglich von der Leitung des Departements für auswärtige Affairen verlange und dass er es für unbedingt notwendig erachte, nachzugeben, wenn man Napoléon nicht reizen wolle. Dieselbe Meinung vertritt Stägemann, der der Reisebegleiter von von Minister August Friedrich Ferdinand von der Goltz war, und noch viel entschiedener dieser selbst bei seiner Rückkehr nach Königsberg. Er behauptet, von Davoust und anderen einflußreichen französischen Persönlichkeiten in Berlin erfahren zu haben, dass die Räumung des Landes von französischen Truppen, dem inzwischen abgeschlossenen Erfurter Vertrag zum Trotz, nicht erfolgen werde, wenn vom Stein bis Ende November nicht aus dem Ministeramt ausscheide. Währenddessen sind auch die dem großen Reformminister feindlichen Politiker in Preußen überaus geschäftig, seinen Sturz herbeizuführen. Zahlreiche Verfechter des Alten, Anhänger feudaler Vorrechte und polizeilicher Bevormundung hassen ihn als einen "Revolutionär".

13.11.1808 - Napoléon lässt von Spanien aus ein Bulletin zu vom und zum Stein veröffentlichen, durch das offenbar wird, dass er diesen nicht vergessen hat. Die Entlassung des Ministers genügt ihm nun nicht mehr. Napoléon hat vom Stein in Verdacht, noch mit England in Verbindung zu stehen. Demnächst sind den französischen Behörden zwei Briefe des Fürsten Wittgenstein, wie dieser voraussehen konnte, in die Hand gefallen, in denen er, unlängst selbst wegen eines törichten Verdachtes von den Franzosen behelligt, sich über die Fortsetzung einer chiffrierten Korrespondenz vom Steins beklagte: Er hätte sie nur unchiffrirt vorlegen können. Napoléon plant, auf die preußische Regierung einen unnachgiebigen Eindruck zu machen.

19.11.1808 - Besonders deutlich wird die Handschrift Freiherr vom und zum Steins in der neuen Städteordnung. Deren Grundkonzeption stammte von seinem Mitarbeiter Johann Gottfried Frey. Die dort stark ausgeprägte Selbstverwaltungsidee nach dem Subsidiaritätsprinzip spiegelt vom Steins aus altständischen Wurzeln stammende Ablehnung des zentralisierten und bürokratischen Staates wider. Sein Versuch, die Selbstverwaltung auch auf das flache, wenig besiedelte Land auszudehnen, scheitert, damit auch sein Entwurf zur Judenemanzipation. Der Minister für die gesamte Zivilverwaltung Freiherr vom und zum Stein lässt im Bereich seines Ministeriums das bisherige Generaldirektorium auflösen. An dessen Stelle tritt ein Staatsministerium mit fünf Fachministern für Inneres, Finanzen, Auswärtiges, Krieg und Justiz. Außerdem werden zahlreiche, oft auch gegeneinander arbeitende Sonder- und Nebenbehörden aufgelöst. Im Bereich der Zentralverwaltung orientiert sich vom und zum Stein an der französischen Verfassung von 1791. Als beratendes Gremium ist allerdings zusätzlich ein Staatsrat vorgesehen. Für die Ebene unterhalb der Berliner Zentrale konzipiert vom Stein die Oberpräsidenten und die Regierungspräsidien, welche die Kriegs- und Domänenkammern ersetzen sollen. Diese Politik wurde vollzogen vor dem Hintergrund einer schwerwiegenden Finanzkrise, hervorgerufen von den Forderungen Napoléons. Dies zwingt vom und zum Stein zu einer radikalen Sparpolitik. Außerdem wird staatlicher Besitz verpfändet, hinzu kommen Bürgschaften. Nach dem erzwungenen Ausscheiden Freiherr vom Steins kann Karl August von Hardenberg, nach einer kurzen Zwischenphase unter Karl vom Stein zum Altenstein, einen laufenden Reformprozess übernehmen. Von Hardenberg ist stärker als der ständisch denkende vom Stein etatistisch ausgerichtet und orientiert sich an modernen Vorbildern. Allerdings geling es ihm wegen der wachsenden restaurativen Tendenzen nicht mehr, eine Nationalrepräsentation umzusetzen. Obwohl vom Stein von Karl August von Hardenberg protegiert wird, unterscheiden sich nicht nur ihre politischen Auffassungen, sondern auch ihr persönlicher Lebenswandel deutlich. Während vom Stein ein skandalloses Privatleben führt und kompromisslos seine Ziele verfolgt, ist von Hardenberg diplomatischen und außerehelichen Affären nicht abgeneigt. Beides bestimmt das Urteil von vom Stein über seinen Nachfolger. Er führt von Hardenbergs angeblichen Mangel an Tatkraft auf dessen unglückliche Hand bei Ernennungen und seinen vertrauten Umgang mit nichtswürdigen Weibern zurück. Anfangs setzte Stein auf eine Erfüllungs- und Koexistenzpolitik gegenüber Napoléon. Insbesondere die Verhandlungen über die Höhe der Kriegskontributionen und die immer wieder von französischer Seite vorgebrachten neuen Forderungen lassen bei ihm im Laufe seiner Amtszeit den Gedanken an Widerstand wachsen. Dazu trägt auch der beginnende Aufstand gegen Napoléon in Spanien bei. Vom Stein setzt auf einen allgemeinen Volksaufstand im nördlichen Deutschland und ein Bündnis mit Österreich. Wie für August Neidhardt von Gneisenau und Gerhard von Scharnhorst ist auch für ihn das Hauptziel der Politik Preußens, sich auf einen künftigen Krieg vorzubereiten. Die oppositionelle Haltung vom Steins gegenüber den Besatzern kommt in einem abgefangenen Brief zum Ausdruck, der in der französischen Regierungszeitung "Le Moniteur" abgedruckt wird. Napoléon wird den Brief dazu nutzen, Preußen unter Druck zu setzen und zur Annahme der Kriegskontributionen zu zwingen. Von Spanien aus gibt Napoléon selbst einen Heeresbefehl, in dem er vom Stein zu einem Feind Frankreichs erklärte. Napoléon befiehlt, die Besitzungen vom Steins zu beschlagnahmen und ihn selbst erschießen zu lassen.

24.11.1808 - Friedrich Wilhelm III., der keinen Bruch mit Frankreich riskieren will, entlässt Freiherr vom und zum Stein mit Dank für die geleisteten Dienste und der Fortzahlung seines Ministergehalts für ein Jahr. Noch am Tag der offiziellen Entlassung übersendet vom Stein den Mitgliedern des Königshauses sowie des Staatsrates eine im Wesentlichen durch von Schön verfasste Schrift, die später unter dem Namen „politisches Testament“ bekannt wurde. Sie zog einerseits ein Resümee der bisherigen Reformpolitik und spricht andererseits die seiner Meinung nach nötigen weiteren Veränderungen an. Zu letzteren gehört etwa die Gemeinheitsteilung und die Aufhebung der Fronarbeit, die Einführung einer Staatsrepräsentation, aber auch die Erziehung der Jugend zu Religion und Vaterlandsliebe sowie eine Stärkung des Adels. Die Entlassung markiert trotz der Reformen aber auch das politische Scheitern vom Steins als leitender Minister. Dabei ist die Zerstörung seiner Machtbasis vielfach auf ihn selbst zurückzuführen: So hat er sich in vielen Bereichen gleichzeitig Gegner gemacht, deren Stärke er unterschätzte. Dazu gehört insbesondere die Widerstandsfähigkeit von Adel und Krone. Beim König spielt auch der Unwillen über die Selbstherrlichkeit vom Steins eine Rolle. Nicht zuletzt die Schroffheit seines Wesens und sein aufbrausendes Temperament verringerten zunehmend seinen Einfluss. Dies werden auch die zentralen Gründe dafür sein, weshalb er auch künftig keine wirkliche Führungsrolle mehr in Preußen wird einnehmen können.

05.12.1808 - Unmittelbar vor seiner Abreise unterzeichnet Freiherr vom und zum Stein ein von Schön am 24. November aufgesetztes Rundschreiben an die Mitglieder des künftigen Staatsrates, das später unter dem Namen Stein's politisches Testament berühmt werden wird; es enthält im Einzelnen radikale Sätze wie die von Freiherr vom und zum Stein vorgeschlagene Proklamation an die Einwohner Preußens. Es ist daher sehr glaubhaft, dass er nur zögernd seine Unterschrift gibt. Allein indem er es tut, adoptiert er die von Schön ausgesprochenen Ideen. Allerdings erfolgt nach dem Sturz vom und zum Steins eine bedeutende Abschwächung der von ihm angedachten Reformen.

12.12.1808 - Freiherr vom und zum Stein trifft in Berlin ein, das soeben von den letzten französischen Truppen verlassen wird. Hier vereinigt er sich nach langer Trennung wieder mit seiner Frau und seinen Töchtern. Seine Absicht ist es, gemeinsam mit seiner Familie in Breslau den Gang der Ereignisse abzuwarten. Ein Ächtungsdekret Napoléons zwingt die Familie jedoch, aus Preußen zu flüchten. Napoléon hat vom Stein, wie schon ein Bulletin vom 13. November bewies, auch in Spanien nicht vergessen. Die Entlassung des Ministers genügt ihm nicht mehr. Er hat vom Stein in Verdacht, mit England weiterhin in Verbindung zu stehen. Demnächst werden den französischen Behörden zwei Briefe des Fürsten Wittgenstein, wie dieser voraussehen konnte, in die Hand fallen, in denen er, damals selbst wegen eines törichten Verdachtes von den Franzosen behelligt, sich über die Fortsetzung einer chiffrierten Korrespondenz vom und zum Steins beklagen wird. Schließlich beabsichtigt Napoléon nun, auf die preußische Regierung einen erschreckenden Eindruck zu machen.

16.12.1808 - Napoléon lässt von Madrid einen Armeebefehl an Champagny übersenden, in dem "le nommé Stein", weil er Unruhen in Deutschland erregen wolle, zum Feind Frankreichs und des Rheinbundes erklärt wird. Die Güter des Freiherrn vom und zum Stein sollen beschlagnahmt, er selbst, wo und wie auch immer, von französischen Truppen gestellt werden. Das Dekret geht zur Information als Kopie an alle rheinbündischen Regierungen. Außerdem soll die Auslieferung vom Steins als eines Verräters von Preußen gefordert werden. Napoléon gibt sogar zu verstehen, dass das Leben vom Steins verwirkt sei, wenn man seiner habhaft werde, was Champagny jedoch unterdrückt. Auch Graf St. Marsan, der schon im Begriff war, sich als diplomatischer Vertreter Napoléons nach Berlin zu begeben, wird von dem Armeebefehl in Kenntnis gesetzt und angewiesen, seinen Posten nicht anzutreten, wenn vom und zum Stein noch auf preußischem Boden weilen sollte. Insgeheim lässt Graf ST. Marsan aber vom Stein durch den holländischen Gesandten von Goldberg warnen.

26.12.1808 - Ein weiteres Mittel, die Selbstständigkeit in Preußen zu fördern, stellt der ehemalige Minister Freiherr vom und zum Stein in der Anbahnung der Gewerbefreiheit vor. Allerdings soll zunächst lediglich der Zunftzwang der Bäcker, Fleischer und Verkäufer der notwendigsten Lebensmittel in den Städten der Provinzen Ost-, Westpreußen und Litauen gesetzlich untersagt werden. Vom Stein möchte die Zünfte nicht völlig abschaffen, sondern ihre Aufgaben ändern.
06.01.1809 - Nachdem der im November des Vorjahres entlassene preußische Minister Preußens Karl Freiherr vom nd zum Stein davon erfährt, dass Napoléon befohlen hat, seine Besitzungen zu beschlagnahmen und ihn selbst erschießen zu lassen, flüchtet er in der Nacht zum 6. Januar aus Berlin in Richtung Österreich.

09.01.1809 - Die auf der Flucht befindliche Familie des Freiherrn vom und zum Stein findet beim Grafen Reden in Buchwald ein Obdach für die Nacht. Mit Hilfe der Freunde vom Steins, Sack und Kunth, gelingt es, einen Teil des Vermögens zu retten.

12.01.1809 - Die auf der Flucht befindliche Familie des Freiherrn vom und zum Stein überschreitet in Gesellschaft eines Vertrauten, des Grafen Geßler, die österreichische Grenze. Er wird sich zunächst in Brünn und später in Troppau aufhalten.

16.01.1809 - Die Familie des Freiherrn vom und zum Stein trifft in Prag ein. An vielen Orten, die von der französischen Militärmacht besetzt sind, wird das Napoléonische Ächtungsdekret bezüglich des vom Stein auch in deutscher Übersetzung öffentlich angeschlagen. Dieser Umstand macht den Namen vom Steins erst allgemein bekannt. Von Gneisenau schreibt an vom Stein: Napoleon hätte für Ihre erweiterte Celebrität nichts Zweckmäßigeres thun können. Sie gehörten ehedem nur unserem Staate an; nun der ganzen civilisirten Welt. Vom und zum Stein hat in Österreich anteilnehmende Freunde wie seinen Schwager Wallmoden, die Minister Stadion und O'Donnell, einen Göttinger Studiengenossen. An diese beiden wendet er sich mit der Bitte um Gewährung des politischen Asyls. Er würde gern in Prag bleiben, Stadion aber empfielt ihm, Brünn aus Aufenthaltsort zu akzeptieren, da in Prag zu viele Anhänger Napoléons wohnhaft seien. Zugleich nimmt er ihn gegen einen Bericht des Polizeiministers in Schutz, der vom Stein nach Mittheilungen "affiliierter Literaten in Berlin" als einen "mit Maurergeist begabten," neuerungssüchtigen Geheimbündler denunzierte. Vom und zum Stein hofft in diesen Tagen vergeblich auf einen Aufstand vor allem in den napoléonischen Staaten wie des Königreiches Westphalen und des Großherzogtums Berg. Im Exil wird er verschiedene Verfassungskonzepte für eine deutsche Verfassung entwerfen, in denen auch die Wiederherstellung des alten Reiches eine Rolle spielen wird. Scharfe Kritik übt er an der Willfährigkeit der Rheinbundfürsten gegenüber den Franzosen. Mehrfach wird vom Stein versuchen, eine Begnadigung oder Milderung von Napoléon zu erreichen.

Erste Hälfte 1810 - Karl Freiherr vom und zum Stein lebt seit einem Jahr mit seiner Familie im Exil im österreichischen Brünn. Hier beschäftigt er sich mit staatswissenschaftlichen und historischen Studien, Abfassung einer ausgezeichneten Denkschrift über die Mängel des österreichischen Unterrichtswesens und nicht zuletzt mit der Erziehung seiner Töchter. Sein Glaube an die Gebrechlichkeit der napoleonischen Herrschaft blieb trotz der neuesten peinlichen Wendung unerschüttert. Es ist unmöglich, schreibt er der Prinzessin Louise, daß sich ein System halten kann, wie das, worüber wir seufzen, welches das Glück Aller dem Willen eines Einzigen zum Opfer fordert; es muß durch einen Anstoß von außen oder durch seine innere Fäulniß fallen.

09.06.1810 - Nachdem er endlich die Erlaubnis zur Uebersiedelung nach Prag erhalten hatte, schlägt Karl Freiherr vom und zum Stein dort seinen Wohnsitz auf. An diesem Sammelpunkt hochgebildeter und bedeutender Menschen fühlt sich vom Stein wohler als in der kleinen mährischen Provinzstadt. Auch besserte sich seine materielle Lage, da der König von Preußen ihm ein jährliches Ruhegehalt von 5000 Thalern zusichert. Sein Umgang und sein Briefwechsel werden jedoch sorgsam von der österreichischen Polizei überwacht, ohne Zweifel, um möglichen Beschwerden Frankreichs zuvorzukommen, und demnächst, weil Fürst Metternich, ganz anders als sein Vorgänger, in vom Stein einen "der vorzüglichsten Chefs" des Tugendbundes erblickt und diesem eine "exzentrisch revolutionäre Tendenz" bescheinigt, wobei er hier allerdings irrt.

14.09.1810 - Von Prag aus erhält Freiherr vom und zum Stein seit einiger Zeit Gelegenheit, auch über die preußischen Dinge mitzureden. Das schwache Ministerium Dohna-Altenstein hat Karl August von Hardenberg Platz machen müssen. Diesem liegt viel daan, die Zustimmung vom Steins zu seinen Finanzplänen zu gewinnen, die vielfach, wie bei Schön und Niebuhr, auf Widerstand stoßen. Er lässt sie vom Stein durch Kunth mitteilen und hat nun selbst in Hermsdorf, unweit der böhmischen Grenze, eine geheime Zusammenkunft mit ihm. Vom und zum Stein billigt trotz einzelner Einwendungen Hardenbergs Etatentwürfe. Später wird vom Stein die Finanzpläne von Hardenbergs als "sehr luftig" bezeichnen.

1811 - Karl Freiherr vom und zum Stein, der seit zwei Jahren in Böhmen lebt, mietet das Schloss Troja bei Prag als Sommerresidenz an. Napoléon, der seinen Tod befohlen hat, sieht in ihm, teilweise zu Recht, den Kopf eines möglichen Widerstands in den deutschen Staaten, verzichtet aber darauf, Österreich auf eine Auslieferung zu drängen. Die Ächtung vom Steins entgegen allen zwischenstaatlichen Gepflogenheiten erreicht ihr Ziel letztlich nicht, da dieser zu einem Symbol und einer führenden Persönlichkeit des antinapoléonischen Widerstandes geworden ist.

Sommer 1811 - Karl Freiherr vom und zum Stein und Karl August von Hardenberg unterhalten einen freundschaftlichen Briefwechsel. Allein die Agrargesetze von Hardenbergs werden von vom Stein aufs Schärfste getadelt. Der bürokratische Grundzug von von Hardenbergs Verwaltung ist vom Stein verhasst, und je weniger er sein lockeres Privatleben achten kann, desto entschiedener verurteilt er in der Folge die Wirksamkeit des Staatskanzlers.

12.06.1812 - In Erwartung eines drohenden Kriegs mit Frankreich beginnt der russische Zar Alexander I., Gegner Napoléons an seinen Hof zu ziehen. Zu diesen gehört auch Freiherr vom und zum Stein, der nach beschwerlicher Reise in Wilna eintrifft und der zu einem Berater des Zaren werden soll, ohne jedoch, um seine Freiheit zu wahren, in ein offizielles Dienstverhältnis zu treten. Er beginnt nunmehr damit, offensiv für den antinapoléonischen Widerstand zu werben. So schlägt er zur Koordination und Vorbereitung eines Volksaufstandes ein „Deutsches Komitee“ vor. Stein unterstützt Justus von Gruner, der von Prag aus den Aufbau eines Spionage- und Agentennetzes betreibt.

Sommer 1812 - Der frühere preußische Minister Karl Freiherr vom und zum Stein berät nun den russischen Zaren Alexander I. vornehmlich in allen Deutschland betreffenden Angelegenheiten und bietet ihm einen unschätzbaren sittlichen Halt. Er folgt ihm in das Lager von Drissa, anschließend nach Moskau und schliesslich nach Petersburg. Ein von ihm entworfener "Aufruf an die Deutschen" wird durch den russischen Oberfeldherrn verbreitet, ein "deutsches Comité", dessen Seele er wird, eingesetzt, eine russisch-deutsche Legion gebildet, der ausgetretene preußische Offiziere wie Stülpnagel, die Grafen Dohna und Clausewitz das Gepräge geben werden. Infolge der unerwarteten Verhaftung Gruners reißt mancher nach Deutschland und Österreich gesponnener Kontakt ab. Dafür aber erhält vom Stein in dem von ihm berufenen Ernst Moritz Arndt einen wertvollen literarischen Mitarbeiter. Auch von Boyen tritt, als er in Petersburg erscheint, mit ihm in enge Verbindung. Mit der dort ebenfalls auftretenden Frau von Staël findet vom Stein sich im Hass gegen Napoléons Herrschaft zusammen.

18.09.1812 - Der frühere preußische Minister Freiherr vom und zum Stein, der seit kurzem in Russland lebt, entwickelt in seiner Petersburger Denkschrift einen Plan für einen erfolgreichen Krieg gegen die Truppen Frankreichs in Deutschland.

Dezember 1812 - Nach dem Rückzug der Großen Armee Napoléons zieht Freiherr vom und zum Stein mit dem Hauptquartier des Zaren in Richtung der preußischen Grenze. Auf ostpreußischem Gebiet lässt vom Stein im Auftrag des Zaren sofort Landwehreinheiten bilden, obwohl Preußen zu diesem Zeitpunkt noch immer mit Frankreich verbündet ist. Auch die Landstände lässt er einberufen. Nachdem der preußische General Ludwig Yorck von Wartenburg in der Konvention von Tauroggen zu den alliierten Gegnern Napoléons übergewechselt ist, drängt vom Stein den noch immer zaudernden Friedrich Wilhelm III. zum Seitenwechsel. Als nach dem Brand Moskaus in der Umgebung des Zaren Mutlosigkeit um sich zu greifen droht, bestärkt vom Stein ihn in dem Entschluss, um jeden Preis auszuhalten. Als der Rückzug der Franzosen und die Auflösung der großen Armee Gewissheit wird, dringt vom Stein nunmehr darauf, den Krieg nach Deutschland zu tragen und die Freiheit Europas auf weisen und dauerhaften Grundlagen herzustellen. Vom Stein bleibt auch hier eine große moralische Macht, und dies nicht zum wenigsten dadurch, daß er den Männerstolz vor Königsthronen zu bewahren versteht. Unvergesslich bleibt die Strafrede, die er der Kaiserin-Mutter hält, als diese bei Tafel sagte: Fürwahr, wenn von dem französischen Heere ein Mann über den Rhein ins Vaterland zurückkommt, werde ich mich schämen eine Deutsche zu sein. Freiherr vom Steins Gesicht wechselt die Farbe und er bricht sogleich sich erhebend die Worte aus: "Eure Majestät haben sehr Unrecht dies zu sagen, und zwar vor den Russen zu sagen, welche den Deutschen so viel verdanken. Sie sollten nicht sagen: Sie werden sich der Deutschen schämen, sondern sollten Ihre Vettern nennen, die deutschen Fürsten. Ich habe in den Jahren 1792, 93 und so weiter am Rhein gelebt; das brave deutsche Volk hatte nicht schuld; hätte man ihm vertraut, hätte man es zu brauchen verstanden, nie wäre ein Franzose über die Elbe, geschweige die Weichsel und den Dniepr gekommen. Der Zar geht ganz auf vom Steins Gedanken ein. Schon sieht dieser die "schönsten Hoffnungen für die Zukunft eröffnet". Er treibt Münster, durch englische Mittel ein deutsches Heer bilden und die Verbindung zwischen Rußland und Österreich wirken zu lassen. Er ist bestrebt, die Kräfte von Tirol, wie 1809, für den Befreiungskampf nutzbar zu machen, und setzt das militärisch-politische Programm auf, das der russische Höchstkommandierende beim Einrücken in Deutschland befolgen soll.

05.01.1813 - Der frühere preußische Minister Freiherr vom und zum Stein, jetzt in russischen Diensten stehend, entwirft ein glühendes Schreiben, um König Friedrich Wilhelm III. zu ermahnen, "seiner Pflicht gemäß Partei zu ergreifen". Die Tat General Yorks kommt seinem Sinnen und Trachten zu Hilfe. Vom Stein verlässt mit Ernst Moritz Arndt Petersburg und trifft nach winterlicher Fahrt, bei der ihm die kriegerischen Greuel vor Augen geführt werden, im kaiserlichen Hauptquartier ein.

18.01.1813 - Der frühere preußische Minister Freiherr vom und zum Stein, jetzt in russischen Diensten steht, erhält eine auf Ost- und Westpreußen berechnete, sehr ausgedehnte Vollmacht des russischen Zaren, die seinen Wünschen entspricht. Er soll demnach die Kriegs- und Geldmittel zur Unterstützung der Unternehmungen gegen die französischen Heere einsetzen, um eine Landwehr und einen Landsturm nach den Entwürfen von 1808 zu bewaffnen, um Ordnung und Schnelligkeit der Lieferungen für die russischen Truppen zu überwachen. Beamte, die er für unfähig und böswillig hält, darf er entfernen, und Verdächtige in Haft nehmen. Sobald ein endgültiges Abkommen zwischen dem Zaren und dem König von Preußen getroffen sei, soll seine Mission erlöschen und die Verwaltung der Provinz an den König zurückgegeben werden. Da die Allianz zwischen Rußland und Preußen sich schon vorbereitet, wird der außerordentlichen Vollmacht, mit der vom Stein ausgerüstet ist, viel an Schärfe genommen. Indessen ist sie, in Verbindung mit sonstigen Vorgängen, geeignet, loyale und mißtrauische Gemüther zu beunruhigen, wenn vom Stein sie in vollem Umfange geltend machte. Für ihn selbst andererseits kommt alles darauf an, durch rasches Handeln die Volkskraft aufzubieten und den König fortzureißen. Je leidenschaftlicher er diesen Zielen zustrebt, desto weniger werden sich Reibungen vermeiden lassen.

20.01.1813 - Der Gesandte des Zaren, Freiherr vom und zum Stein, trifft in Gumbinnen ein und hat eine Besprechung mit Schön, die zu beiderseitiger Befriedigung endet.

23.01.1813 - Der ostpreußische Landhofmeister Auerswald kommt der Aufforderung Freiherr vom und zum Steins nach, einen Generallandtag zu veranstalten, die er gleich nach seiner Ankunft in Königsberg an ihn richtete.

24.01.1813 - Als Freiherr vom und zum Stein dem ostpreußischen Landhofmeister Auerswald befiehlt, die Dienstverbindungen mit Berlin aufhören zu lassen, ändert Auerswald sein Einladungsschreiben zum Generallandtag ab, so dass nur eine formlose Versammlung von Deputierten stattfinden solle, die über vom Steins Vorschläge beraten sollen. Vom Stein, lässt sich darauf ein, obwohl er über Auerswald erbittert ist. Vom Stein erreicht, dass die Kontinentalsperre aufgehoben, die Verpflegung russischer und französischer Kranker und Verwundeter in verschiedenen Hospitälern der Provinz von Russland übernommen wird. Sein Verlangen auf Einführung des russischen Papiergeldes in Preußen stößt allerdings auf starken Widerstand. Sein gebieterisches, grobes Auftreten wird selbst einem Mann wie General York fühlbar. Ein neuer Konflikt entsteht, als der erkrankte Auerswald sich für unfähig erklärt, den Vorsitz der Versammlung der Deputierten zu übernehmen und vom Stein zuerst an Schön, und als dieser ablehnt, an York eigenmächtig die Forderung richtet, seine Stelle einzunehmen. Es kommt zu heftigen Szenen, bis vom Stein nachgibt. Der von Auerswald ernannte Vertreter eröffnet die Sitzungen auf Grund des von vom Stein geäußerten Verlangens, General York erscheint in der Versammlung, und die Volksbewaffnung wird beschlossen .

07.02.1813 - Freiherr vom und zum Stein reist in das russische Hauptquartier zurück, da das Werk, zu dem er den Anstoß gegeben hat, gesichert ist. Noch ist allerdings die Allianz zwischen Preußen und Russland nicht offiziell geschlossen, wenn auch die Abreise des preußischen Königs nach Breslau zeigt, dass er sich auch räumlich von den Franzosen entfernt.

10.02.1813 - Freiherr vom und zum Stein bittet, um allen Zögerlichkeiten Preußens ein Ende zu bereiten, den russischen Zaren darum, zum König von Preußen entsandt zu werden. Der Zar wird einige Tage Bedenkzeit benötigen.

25.02.1813 - Die Gesandten des russischen Zaren Freiherr vom und zum Stein und Anstett als Bevollmächtigter des Zaren treffen in Breslau ein.

28.02.1813 - Der preußische König Friedrich Wilhelm III. schließt durch Vermittlung des Freiherrn vom und zum Stein, der zum Berater des russischen Zaren avanciert ist, im Vertrag von Kalisch ein Bündnis mit Russland und der Befreiungskrieg wird proklamiert. Weil die französische Sprache die Sprache der Diplomatie ist, wird der Vertrag, obwohl er gegen Frankreich gerichtet ist, auf Französisch verfasst. In den nächsten Tagen wird bei vom Stein ein gefährliches Nervenfieber zum Ausbruch kommen. Vom Stein hatte mit Mühe in einem elenden Dachstübchen des Gasthauses "Zum Scepter", das der Lützower Freischar zum Werbeplatz eingeräumt war, eine Unterkunft gefunden. Seine alten Freunde, die in Breslau zusammengekommen sind, um vom Stein zu sehen, suchen ihn besorgt auf; der preußische König allerdings bezeugt keine Teilnahme; der französische Gesandte lässt vom Steins Hotel überwachen. Auf die Nachricht seiner Erkrankung eilt seine Frau mit den Töchtern herbei. Sie findet ihn schließlich schon auf dem Wege der Besserung. Da inzwischen der Bündnisvertrag abgeschlossen ist und die Ankunft des Zaren bevorsteht, beginnen die Leute des preußischen Hofes vom Stein wieder einige Aufmerksamkeit zu schenken. Diese steigert sich, als der Zar den noch ans Zimmer Gefesselten aufsucht. Indessen stellt sich weder zum König, noch zu von Hardenberg, der in vom Stein einen Nebenbuhler befürchtet, eine persönliche Annäherung ein.

19.03.1813 - Nachdem der Bruch Preußens mit Frankreich erfolgte, wird eine russisch-preußische Konvention über die Verwaltung der durch den Krieg zu befreienden Länder unterzeichnet. Sie ist wesentlich das Werk des Freiherrn vom und zum Stein. Danach sollen Fürsten und Völker durch einen Aufruf beider Mächte zur Mitwirkung für die Befreiung Deutschlands eingeladen, jeder Fürst, der in bestimmter Frist dieser Aufforderung nicht entspräche, mit dem Verlust seiner Staaten bedroht, und ein Zentralverwaltungsrat mit unbeschränkten Vollmachten für die besetzten Länder errichtet werden. Dieser Aufruf geht von der Stadt Kalisch aus, wo sich vom Stein derzeit aufhält. Der frühere preußische Minister präzisiert auch seine Verfassungsvorstellungen vom vorangegangenen Jahr. Danach soll nicht nur der Rheinbund zerschlagen, sondern auch die Souveränitätsrechte der übrigen Staaten, wie die Entscheidung über Krieg und Frieden, zu Gunsten eines deutschen Kaisers und eines Reichstages begrenzt werden. Eine starke zentrale Exekutivgewalt soll hinzutreten. Um das Übergewicht Österreichs nicht zu groß werden zu lassen, fordert vom Stein auch eine Stärkung Preußens. Vom Stein schlägt die Einrichtung einer alliierten Zentralverwaltungsbehörde als Besatzungsbehörde und als Beschaffungsstelle für Geld, Waffen und Soldaten vor. Dahinter steckt vor allem die Absicht, eine Basis für die Wiederherstellung eines deutschen Reiches zu bilden. Diesem Konzept folgen die derzeitigen Regierungen Preußens und Russlands nicht. Die Aufgaben bleiben rein administrativer Natur. Vom Stein wird Leiter dieser Behörde, was ihm den spöttischen Beinamen „Kaiser von Deutschland“ einbringen wird. Zu den zu verwaltenden Gebieten gehören neben Teilen der ehemaligen Napoléonischen Modellstaaten wie Westphalen, Berg und Frankfurt auch das Königreich Sachsen, dessen König Friedrich August I. wegen seiner Treue zu Napoléon kurz nach der Völkerschlacht bei Leipzig verhaftet wurde. Vergeblich plädiert vom Stein dafür, die süddeutschen Rheinbundstaaten zu besetzen.

09.04.1813 - In Dresden tritt unter der Leitung des Freiherrn vom und zum Stein der Zentrale Verwaltungsrat in Kraft. Die neue Behörde macht es sich zur Aufgabe, die Bewaffnung von Norddeutschland möglichst zu fördern. Aber die Missstimmung Englands, Österreichs, Schwedens, das Widerstreben um ihre Souveränität besorgter kleiner Fürsten, die feindliche Haltung sächsischer Beamter lähmen ihre Tätigkeit. Vom Stein selbst, spottweise "Kaiser von Deutschland" genannt, hat einen schweren Stand und wird außerdem durch die welfischen Ansprüche und den schleppenden Gang der Verhandlungen über den Abschluß eines Bündnisses mit England verbittert.

Ende Mai 1813 - Nach der Schlacht von Bautzen und dem Rückzug gegen Schlesien trifft Freiherr vom und zum Stein wieder in Prag bei seiner Familie ein. Es ist wahrscheinlich, dass er hier den tödlich verwundeten Gerhard von Scharnhorst noch spricht.

04.06.1813 - Nach kurzem Verweilen verlässt Freiherr vom und zum Stein mit Ompteda die böhmische Hauptstadt, um dem Hauptquartier der Koalitionstruppen zuzueilen. Die Nachricht vom Abschluss eines Waffenstillstandes, die er in Glatz erhält, erfüllt ihn mit Bestürzung. Aber in Reichenbach angelangt, zweifelt er nicht mehr an dem bevorstehenden Eintritt Oesterreichs in die Allianz. Indem dieser Gewissheit wird, geht die weltgeschichtliche Rolle, die vom und zum Stein spielte, zu Ende. Fürst Metternich, Koblenzer in österreichischen Diensten, stellt sich ihm in allem als sein Widerpart gegenüber und beginnt bereits, die Früchte abwartender Politik zu ernten. Auch in der Umgebung des Zaren Alexander arbeitet Nesselrode dem Einfluss vom Steins entgegen. Das Vorgefühl starker Enttäuschungen führt dazu, dass bei vom Stein täglich der, wie er selbst sagt, Menschenekel zunimmt. Wenn seine reizbare Natur mit einer anderen, wie der von Niebuhrs, zusammenstößt, ist es nicht verwunderlich, dass ein Riss alter Freundschaft entsteht, der erst nach Jahren heilen wird.

September 1813 - Beim Wiederausbruch der Krieges atmete Freiherr vom und zum Stein auf, verliess Reichenbach und erfährt in Prag, dann in Teplitz die Kunde von den glänzenden Siegen des August und September und tritt Wilhelm von Humboldt bei der Bearbeitung des Planes einer neuen Einrichtung der Zentralverwaltung näher. Der für Baiern sehr günstige Vertrag von Ried, über den er seinen Unwillen äußert, sieht er allerdings für die Verwirklichung seiner Ideen als Hindernis.

21.10.1813 - Die am 19. März ins Leben gerufene alliierte Zentralverwaltungsbehörde als Besatzungsbehörde und als Beschaffungsstelle für Geld, Waffen und Soldaten unter der Leitung des Freiherrn vom und zum Stein wird faktisch wieder aufgelöst. An seine Stelle tritt das Département Central d’Administration, das auch für die linksrheinischen Gebiete und die von den Koalitionstruppen besetzten französischen Gebiete zuständig werden wird. Vom Stein wird auch die Leitung dieser Behörde übertragen. Er erhält seine Weisungen von einem Diplomatenrat der Alliierten. Die Freude über den Ausgang der Völkerschlacht von Leipzig drängt bei Freiherrn vom und zum Stein bald danach jeden anderen Gedanken in den Hintergrund. Auf dem Marktplatz der eroberten Stadt trifft vom Stein mit Gneisenau zusammen und beide geben sich angeblich das Wort darauf, dass dieser Krieg nur mit Napoléons Sturz enden dürfe. Das Nächste, was den Freiherrn vom und zum Stein beschäftigt, ist die neue Wirksamkeit des ihm untergeordneten Zentralen Verwaltungsrates gemäßg einer heute geschlossenen Konvention. Er richtet sofort das Generalgouvernement Sachsen ein, widmet dem Hospitalwesen seine Fürsorge, ist auf die Verpflegung und Verstärkung der Truppen bedacht.

Mitte November 1813 - Beim großen Hauptquartier in Frankfurt angelangt, bildet Freiherr vom und zum Stein die Generalgouvernements Frankfurt und Berg. Er nimmt großen Anteil an den Kommissionen, die Beitreibung von Geldern, Naturalien, Streitkräften der Rheinbundstaaten und Anordnung eines Verteidigungssystemes von Deutschland durchzuführen haben. Deutsche Fürsten müssen bei ihm "antichambrieren", und es wird behauptet, daß er sie bei Audienzen dann und wann mit reichsfreiherrlichem Stolze behandelt. Gewiss ist, dass, als seinen Worten nach die Sündfluth von Prinzen und Souveränen sich zu verlaufen begann, er der Meinung ist, dass diese viel besser behandelt worden als sie verdienten. Die Widerwärtigkeiten, denen die Zentralverwaltung auch jetzt bei dem Geschäft der Volksbewaffnung, der Anlage von Lazaretten, der Truppenverpflegung begegnet, kann sein Urteil nicht mildern. Inzwischen kommt seine Anwesenheit in Frankfurt dem Drängen der Kriegspartei zu statten, die nach bedenklichen Schwankungen den Sieg davon trägt. Die Fortsetzung des Kampfes wird beschlossen. Die am 19. März ins Leben gerufene alliierte Zentralverwaltungsbehörde als Besatzungsbehörde und als Beschaffungsstelle für Geld, Waffen und Soldaten unter der Leitung des Freiherrn vom und zum Stein wird faktisch wieder aufgelöst. An seine Stelle tritt das Département Central d’Administration, das auch für die linksrheinischen Gebiete und die von den Koalitionstruppen besetzten französischen Gebiete zuständig werden wird. Vom Stein wird auch die Leitung dieser Behörde übertragen. Er erhält seine Weisungen von einem Diplomatenrat der Alliierten.

Winter 1813 - Während des Krieges und nach dem Sieg der Alliierten legt Freiherr vom und zum Stein zahlreiche Vorstellungen zur Neuordnung Deutschlands und Europas vor. Sowohl seine Kritik am russischen Plan, in Polen einen abhängigen Staat (Kongresspolen) zu errichten, wie seine Forderung nach einer Verschiebung der französischen Grenze nach Westen werden abgelehnt.Vom Steins Entwürfe für die Gestaltung Deutschlands sind von idealisierten Vorstellungen vom deutschen Kaisertum im Mittelalter bestimmt. Er plädiert für die Erneuerung des Kaisertums. Freilich will er kein Zurück zum Zustand des Reiches im 18. Jahrhundert, sondern schlägt einen preußisch-österreichisch dominierten Föderationsstaat vor. Insgesamt finden vom Steins Vorstellungen bei den maßgeblichen Fürsten und Politikern keine Zustimmung. Zwar wird vom und zum Stein russischer Gesandter auf dem Wiener Kongress, doch bleibt sein Einfluss gering. Zudem werden seine Positionen als widersprüchlich wahrgenommen. Als ehemaliger Reichsunmittelbarer unterstützt er die Forderung der mediatisierten Reichsstände nach Restauration ihrer Stellungen, andererseits spricht er sich für eine starke Kompetenz des Deutschen Bundes und die Einschränkung der Souveränität der Einzelstaaten aus. Ohne Erfolg reist Stein noch vor Verabschiedung der Bundesakte ab. Vom Stein folgt am 18. Dezember dem Zaren über Heidelberg und Karlsruhe nach Freiburg.

1814 - Freiherr vom und zum Stein erhält die während der napoléonischen Ära beschlagnahmten Güter in Nassau mit einer beträchtlichen Entschädigung zurück. Die Verwaltung legt er, wie früher schon, in die Hände seiner Schwester Marianne. Im Sommer verbringt er selbst dort einige Monate. Sein Versuch, zumindest Teile seiner früheren Herrschaftsrechte zurückzubekommen, scheitern. Gleichwohl beteiligt sich vom Stein an der Ausarbeitung einer Verfassung für Nassau. Dadurch war das Land noch in diesem Jahr Vorreiter im Deutschen Bund werden. Vom Stein erhält eine Virilstimme im Landtag.

09.01.1814 - Freiherr vom und zum Stein beginnt einen fünftägigen Aufenthalt in Basel, wo er zu bedeutenden Schweizern wie Pictet de Rochemont, Reinhard, Reding und Mülinen in Beziehung tritt.

15.01.1814 - Freiherr vom und zum Stein beginnt damit, das große Hauptquartier der Koalitionstruppen auf seinen wechselnden Stationen in Frankreich zu begleiten. Sein Aufgabenbereich erweitert sich mit jedem Tag, da nun auch in den der französischen Fremdherrschaft entrissenen Gebieten des linken Rheinufers, in Belgien und den eroberten französischen Départements Generalgouvernements zu bilden sein werden. Zugleich ist vom Stein bestrebt, dem Einfluss des Fürsten Metternich im Rat der Mächte entgegenzuarbeiten und sich beim russischen Zaren für eine kräftigere Kriegführung einzusetzen. Die Auflösung des Kongresses von Chatillon und der Vormarsch auf Paris krönen seine Wünsche. Triumphierend schreibt er, als Napoléons Sturz endgültig bevorsteht, seiner Frau: Der Mensch ist zu Boden

März 1814 - Freiherr vom und zum Stein, der sich für eine gemeinschaftliche Oberleitung des Bundes durch Österreich und Preußen erklärte, schlägt ein Direktorium vor, das aus Österreich, Preußen, Baiern und Hannover bestehen soll, mit ausgedehnter Kompetenz, die diplomatischen Verkehr mit dem Ausland, Entscheidungen über Krieg und Frieden und militärische Oberleitung einschließt. Neben dem Direktorium denkt er sich eine einheitliche Bundesversammlung aus Abgeordneten der Fürsten, der Hansestädte, der Landstände, mit dem Recht der Gesetzgebung und Steuerbewilligung für Bundeszwecke, sowie der Entscheidung von Streitigkeiten zwischen Bundesstaaten, Fürsten und Untertanen. Der Bund soll ein Zollgebiet bilden, und, abgesehen von Steuern, eigene Einnahmen aus den Rhein- und Grenzzöllen beziehen. Wiederholt wird die Wirksamkeit von Landständen, mit Inbegriff der mediatisierten Fürsten, Grafen, Reichsritter, vorausgesetzt und eine Anzahl individueller Rechte aufgeführt.

09.04.1814 - Freiherr vom und zum Stein gelangt nach Paris und fühlt sich jetzt erst imstande, den ganzen Umfang seines jetzigen Glücks, die Größe seines vorigen Leidens zu würdigen.

28.05.1814 - Freiherr vom und zum Stein verlässt Wien, um den Sommer zur Erholung in Nassau und Ems zu verbringen. Ein kurzer Ausflug nach Heidelberg führt ihn wieder in die Nähe des Zaren, einen anderen unternimmt er mit Johann Wolfgang von Goethe nach Köln, wo Ernst Moritz Arndt die beiden "größten Deutschen des neunzehnten Jahrhunderts" im Dom nebeneinander wandeln sieht. Als Paris zum zweiten Mal von den Verbündeten eingenommen und die Friedensverhandlung im Gange sind, eilt er, von von Hardenberg zu Hilfe gerufen, dorthin. Aber so freundlich ihn der Zar auch aufnimmt, eine Unterstützung der deutschen Forderungen bei der Feststellung der Grenze wird er nicht gewähren.

Juli 1814 - Die Vorschläge Freiherr vom und zum Steins vom März für einen Verfassungsentwurf eines Deutschen Bundes wird von Karl August von Hardenberg für einen Verfassungsentwurf benutzt, den er ihm in Frankfurt vorlegt. In einer Begutachtung dieses Entwurfes weicht aber vom Stein wieder von seinem letzten Standpunkt zurück. So befürwortet er die Präsidialleitung Österreichs. Vor allem kommt er nochmals auf die Idee zurück, wenn nicht alle, so doch zahlreiche deutsche Provinzen Preußens und Österreichs vom Bunde auszuschließen, um diese beiden Staaten "in ihren inneren Einrichtungen ungestört" zu lassen. Insbesondere fürchtet er von dem Beitritt aller deutschen Provinzen Österreichs, man werde "die Verfassung für das übrige Deutschland so lose bilden müssen, daß sie gegen den Sultanismus (am besten erklärt durch "Absolutismus") nur wenig Schutz gewährt". Der Bund sollte "nur die Länder zwischen dem Inn, der Elbe, der preußischen Grenze, der Eider, den Grenzen des Auslandes in sich begreifen", von Preußen und Österreich aber garantiert und mit ihnen durch eine unauflösliche Allianz verknüpft werden. Von Hardenberg geht darauf ein. Als aber vom Steins Vertrauensmann, der Graf von Solms-Laubach, den Entwurf nach Wien an Wilhelm von Humboldt überbringt, wird in Konferenzen, die dieser mit den Vertretern Hannovers veranstaltet, die Idee der Ausschließung Preußens und Österreichs jenseits der Elbe und des Inn verworfen.

14.08.1814 - Die Wiederherstellung der Bourbonen entspricht ganz dem Verlangen Freiherr vom und zum Steins, jedoch missbilligt er die Großherzigkeit, die der Zar den Besiegten erzeigt. Vom Stein bemüht sich vergeblich, schon in Paris ein bindendes Abkommen über die deutschen Gebietsveränderungen, insbesondere über den Neubau Preußens, durchzusetzen. Nach der Unterzeichnung des Friedens ist sein Amt in Frankreich beendet. Er sagte dem Zaren zu, auf dem bevorstehenden Kongress in Wien zu erscheinen, behält aber bis dahin Zeit, sein Gut in Nassau wieder zu besichtigen, wohin auch seine Familie zurückkehrt, in Frankfurt mancherlei Geschäfte abzuwickeln, hier, am Sitz der verkleinerten Zentralverwaltung, ihren Abschluss vorzubereiten, und sich durch den Gebrauch des Emser Bades zu stärken. Die Anwesenheit Freiherr vom und zum Steins in der französischen Hauptstadt verfehlt ihren Zweck. Indem sich mit seiner Heimkehr sein Verhältnis zum Zaren löste, schied er aus dem öffentlichen Leben aus. Die Präsidentenstelle beim Bundestag, die Fürst Metternich, und die preußische Gesandtenstelle am selben Ort, die von Hardenberg ihm anbietet, lehnt er ab.

Mitte September 1814 - Der Wiener Kongress beginnt. Auch Freiherr vom und zum Stein ist - als Gesandter des russischen Zaren - eingetroffen und verweilt hier unter der glänzenden Gesellschaft von Fürsten und Staatsmännern, zur Teilnahme an den rauschenden Festen ebenso wenig aufgelegt wie zu höfisch-sanftem Leisetreten, in einer Stellung, die ihn auf die Dauer sehr wenig befriedigen wird. Er, der Deutsche, ist Ratgeber des russischen Monarchen, ohne ein Amt zu bekleiden. Er hat das Vertrauen des Zaren mit Kapodistria, Rasumowski, Czartoriski, Nesselrode zu teilen, von denen mancher schlecht mit ihm übereinstimmt. Die Vertreter Preußens, Karl August von Hardenberg und Wilhelm von Humboldt, fühlen sich zwar immer auf seinen Rat angewiesen, aber zu dem ersten bildet sich keine vertraute Beziehung und dem preußischen König ist er entfremdet. Aus dem Halbverhältniß, in dem ich stand, erzählt er selbst in seinen Aufzeichnungen, konnte nur Lebensüberdruß entstehen; ich hatte Influenz ohne durchgreifende Leitung, und Influenz auf höchst unvollkommene Menschen, die als Werkzeuge zur Erreichung großer Zwecke gebraucht werden sollten. Dennoch ist seine Tätigkeit eine äußerst vielseitige und eingreifende. Die Summe seiner Entwürfe, Gutachten, Denkschriften aus dieser Epoche seines Lebens ist sehr bedeutend. Er nimmt Teil an den Sitzungen der Ministerialkommission für die Ordnung der Schweizer Angelegenheiten. Er betreibt die Pläne süddeutscher Verfassungen, durch die der "Sultanismus" der ehemaligen rheinbündischen Regierungen gezügelt werden sollte. Er bearbeitet die Frage der Erbfolge in Baden und Anderes mehr. Außerdem beschäftigt ihn die polnisch-sächsische Sache, die den ganzen Kongress scheitern zu lassen droht.

28.09.1814 - Freiherr vom und zum Stein unterzeichnet ein preußisch-russisches Protokoll, dem zufolge die Verwaltung Sachsens vorläufig an Preußen übergehen soll und welches hoffen lässt, dass ganz Sachsen, wennschon unter dem Namen eines Königreiches, der preußischen Monarchie angeschlossen werden wird. Es wird ihn mit Bitterkeit erfüllen, daß Preußen in der Folge gezwungen wird, einen Teil Sachsens wieder fahren zu lassen. Ebenso fühlt er sich schwer getroffen, als die polnischen Ansprüche des Zaren in ihrem vollen Umfang klar werden. Es kommt darüber zu ziemlich gereizten mündlichen Verhandlungen zwischen ihm und Zar Alexander. Auch die Idee einer polnischen Verfassung findet nicht seine Billigung, weil, wie er dem Zaren einwirft, in Polen ein dritter Stand fehle. Das Abschwenken Friedrich Wilhelms III. auf die russische Seite erregt seinen lebhaften Unwillen. Während der folgenden Verwicklung, die durch Talleyrands verhetzende Tätigkeit gesteigert wird, wird die Erhaltung des Friedens seine Hauptsorge. Obwohl die Situation sich hier bald entspannt, kann vom Stein sich doch nicht enthalten in einem Brief an seine Frau von "den Leiden" zu sprechen, die der "Gang der Dinge" ihm verursacht.

1816 - Freiherr vom und zum Stein tauscht Stein seine Herrschaft in der Provinz Posen gegen die Güter und das Gebäude des ehemaligen Klosters Cappenberg bei Lünen in Westfalen. Im gleichen Jahre verleiht ihm der preußischen König Friedrich Wilhelm III. den Schwarzen Adlerorden, den höchsten Orden Preußens. Die Position eines Bundestagsgesandten, die ihm sowohl von Österreich wie auch von Preußen angetragen wurde, lehnt vom Stein ab. Er wird aber durch eine umfangreiche Korrespondenz, die Besuche zahlreicher Gäste auf Cappenberg und seine Lektüre über das Zeitgeschehen gut informiert. Vom Stein unterstützt als reichsritterlicher Reichspatriot die nationale Bewegung. In einem Brief an Ernst von Münster schreibt er: Es tut mir leid, daß Euer Exzellenz in mir den Preußen vermuten … Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland, und da ich nach alter Verfassung nur ihm und keinem besonderen Teil desselben angehörte, so bin ich auch nur ihm und nicht einem Teil desselben von ganzer Seele ergeben. Darüber hinaus kritisiert er die Karlsbader Beschlüsse und die Demagogenverfolgung und begrüßt den Übergang der süddeutschen Staaten zum Konstitutionalismus. Die Zentraluntersuchungsbehörde verdächtigt ihn daher, die oppositionelle Bewegung im Deutschen Bund zu schützen und zu fördern. Er unterstützte teilweise mit erheblichen Geldbeträgen die Freiheitsbewegung in Griechenland und steht vergleichbaren nationalen Bewegungen, etwa in Polen oder in Süd- und Mittelamerika, positiv gegenüber. Allerdings lehnt vom Stein die frühliberale Bewegung und die Bildung von politischen Parteien ab, da sie nicht seinen altständischen Grundsätzen entsprechen. Scharf kritisiert er die belgische Revolution, da er in dem neuen Staat eine „Pöbelherrschaft“ befürchtet. Vom und zum Stein denkt an eine Ausweisung der Juden an „die Nordküste Afrikas“. Er beschwört antijüdische Klischees in Form angeblicher, von Juden ausgehender Gefahren, warnt davor, dass die aus der Leibeigenschaft befreiten Bauern in „die Hörigkeit an die Juden und an die Wucherer“ geraten würden und spricht von der Verderblichkeit der jüdischen Horde. Freiherr vom Stein wird Ehrenbürger von Bremen und von Frankfurt am Main.

1818 - Freiherr vom und zum Stein, dem eine Virilstimme im Landtag von Nassau zuerkannt worden ist, verliert diese Stimme nach vier Jahren, als er sich weigert, den Untertaneneid abzulegen. Wie sehr vom Steins politische ständische Ziele von denen der Liberalen entfernt sind, zeigt sich im Vorfeld der Einrichtung der Provinziallandtage. Er beteiligt sich an Diskussionen und Forderungen des westfälischen Adels. An einer Petition dieses Jahres ist er maßgeblich beteiligt. Zwar sollen die Bauern nicht von den Gremien ausgeschlossen werden, aber vom Stein verlangt, dass ihre Deputierten aus der Bauernschaft selbst und nicht aus den ländlichen Unterschichten oder aus der Schicht der Intellektuellen kommen sollen. Darüber hinaus kämpft er für besondere Adelsrechte wie eine erbliche Mitgliedschaft in den Landtagen, einen Vorzug bei der öffentlichen Stellenbesetzung, einen privilegierten Gerichtsstand und Ähnliches.

20.01.1819 - Das Projekt der Monumenta Germaniae Historica wird durch Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein gegründet und setzt sich das ehrgeizige Ziel, die wesentlichen Geschichtsquellen zur „deutschen“ Vergangenheit zu edieren. Zunächst wird die Unternehmung in Form einer „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“ organisiert, deren Generaldirektion sich in der Wohnung Steins in Frankfurt konstituiert.

12.06.1819 - Nach fünf Beratungssitzungen wird die Satzung der "Monumenta Germaniae Historica" bekanntgegeben und die Gesellschaft für eine breitere (wissenschaftliche) Öffentlichkeit geöffnet. Johann Lambert Büchler gibt ihr und damit den MGH dabei das Motto "Sanctus amor patriae dat animum" (lateinisch für „Die heilige Vaterlandsliebe gibt den (rechten) Geist“) – ein Wahlspruch im Sinne des romantischen Nationalismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Außerdem wird als Richtwert für den zeitlichen Umfang der Monumenta die Zeit von etwa 500 bis 1500 festgesetzt, vom Aufhören der klassischen Literatur bis zum allgemeinen Gebrauch der Buchdruckerkunst. Antike klassische Schriftsteller – wie etwa Tacitus – sollen allenfalls auszugsweise berücksichtigt werden. Hinsichtlich des räumlichen Umfangs soll die mittelalterliche Ausdehnung des römisch-deutschen Reiches maßgeblich sein, so dass auch die deutsche Schweiz, Elsass-Lothringen, die Ostseeprovinzen und die Niederlande berücksichtigt werden sollen.

1819 - Freiherr vom und zum Stein und seine Familie lebt überwiegend in Frankfurt am Main. Nach dem Tod seiner Gemahlin macht er gemeinsam mit seinen Töchtern ausgedehnte Reisen in die Schweiz und nach Italien.

1823 - Freiherr vom und zum Stein unterstellt jüdischen Bankiers einen „Mangel an Ehrgefühl“ und „Befriedigung der Habsucht“.

27.03.1824 - Freiherr vom und zum Steins Vorstellungen gehen zumindest teilweise in die Organisation der Provinzialstände in Preußen ein. Für die Provinz Westfalen wird die Provinzialordnung heute per Gesetz erlassen. Der Provinziallandtag wird in vier Stände eingeteilt. Vom Stein gehört als Standesherr automatisch zur Mitgliedschaft und bildet zusammen mit zehn weiteren Personen den ersten Stand. Hinzu kommen die Stände der Besitzer landtagsfähiger Rittergüter, der Städte und der Landgemeinden.

1825 - Freiherr vom und zum Stein gibt spätestens in diesem Jahr seinen Wohnsitz in Frankfurt am Main auf und lebt seither entweder in Nassau oder auf Cappenberg.

29.10.1826 - Der erste westfälische Provinziallandtag tritt in Münster zusammen und wird etwa zwei Monate tagen. Freiherr vom und zum Stein wird zum Landtagsmarschall und damit zum Vorsitzenden ernannt. In seiner Eröffnungsrede begrüßt er die Wiedereinführung der ständischen Verfassung und grenzt diese von der alles umformenden Verfassung zur Zeit der französischen Vorherrschaft ab. Auch die folgenden Tagungen der Versammlung werden unter seinem Vorsitz stehen. Auf dem ersten Provinziallandtag kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Adelsvertretern mit vom Stein an der Spitze auf der einen Seite und den Abgeordneten der Städte und Landgemeinden auf der anderen Seite. Auch in zahlreichen anderen Punkten, etwa der Erfassung der adeligen Besitzer durch staatliche Kataster als Basis einer Grundsteuer, oder in der Frage, ob Landbesitz frei verkäuflich sein sollte, zeigt er sich als Gegner wirtschaftsliberaler Reformen und Verteidiger adelig-ständischer Vorherrschaft.

1827 - Freiherr vom und zum Steins Tochter Therese vermählt sich mit dem Grafen Kikelmansegg.

Frühling 1827 - Freiherr vom und zum Stein betritt zum ersten Mal nach 18 Jahren wieder Berlin, wird endlich auch in den Staatsrat aufgenommen, wird aber nur einer Sitzung des Rates beiwohnen.

20.12.1830 - Freiherr vom und zum Stein empfiehlt auf dem westfälischen Landtag zur Zukunftsfrage Preußens, dass ein Antrag gestellt werden sollte, den König um Berufung von Reichsständen zu bitten. Er übernimmt es, den Prinzen Wilhelm, der Generalgouverneur der Rheinlande und Westfalens ist, um seine Vermittlung anzugehen. Dies hat zur Folge, dass der König dem Prinzen weitere Aktivitäten bezüglich einer Vermittlung verbietet. Dieser Verlauf trifft vom Stein schmerzlich und er schreibt an von Gneisenau: Es rückt ein neues Geschlecht heran, ... rathsam ist es die Flamme zu leiten, ehe sie zerstörend wirkt. So bleibt vom Stein bis an die Schwelle des Todes seinem Wesen treu: rechtzeitiger Einführung von Reformen zugeneigt, um Revolutionen zu vermeiden.

1831 - Wie weit sich Freiherr vom und zum Stein von seinen Positionen der Reformzeit entfernt hat, wird nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Revision der Städteordnung von 1808 deutlich. Während er den Entwurf einer solchen Ordnung jetzt positiv bewertet, lehnen ihn die Vertreter der Städte wegen der vorgesehenen stärkeren staatlichen Kontrolle und Einschränkung der Selbstverwaltung ab. Allerdings hält vom Stein an seinen Vorstellungen eines gesamtstaatlichen Konstitutionalismus fest, wie sich während des Provinziallandtages von 1830/31 zeigte. Dabei gehen die Vorstellungen insbesondere des Bürgertums inzwischen deutlich weiter als die vom Steins. Während das Bürgertum unter Eindruck der revolutionären Ereignisse von 1830 einen direkten Antrag auf die Einberufung eines gesamtstaatlichen Parlaments fordert, hält vom Stein diese offene Kampfansage für ungebührlich. Ihm geling es nur mit Mühe, einen Kompromiss durchzusetzen und die Forderungen an den Prinzen Wilhelm zu richten. Je mehr seinen körperlichen Kräften durch Krankheiten zugesetzt wird, desto häufiger wenden sich seine Gedanken dem Lebensende zu: Von hier erwarte ich nichts mehr, hat er schon vor Jahren eine autobiographische Skizze geschlossen, als fortschreitende Uebung in Resignation, in Demuth, in Hoffnung und Glauben. Tief durchdrungen von religiöser Gesinnung kommt er wiederholt darauf zurück, dass ihn sein Ende zu einer edleren Bestimmung als der irdischen führen werde. Schwindel- und Ohnmachtsanfälle kündigen es an.

29.06.1831 - Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein stirbt 74jährig in Cappenberg bei Lünen in Westfalen. In seinen letzten Lebensjahren litt vom Stein unter einem Lungenleiden und Herzkrankheiten. Er wird in der Familiengruft in Frücht bei Bad Ems beigesetzt werden, die er von dem Kölner Bildhauer Peter Joseph Imhoff bauen ließ. Der Grabstein in der Familiengruft in Frücht trägt folgende Inschrift:

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein
geboren den 25sten Oktober 1757,
gestorben den 29sten Juni 1831, ruhet hier;
der Letzte seines über sieben Jahrhunderte
an der Lahn blühenden Rittergeschlechtes;
demütig vor Gott, hochherzig gegen Menschen,
der Lüge und des Unrechtes Feind,
hochbetagt in Pflicht und Treue,
unerschütterlich in Acht und Bann,
des gebeugten Vaterlandes ungebeugter Sohn,
in Kampf und Sieg Deutschlands Mitbefreier.
Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu seyn.

Karl Freiherr vom und zum Stein wird von seinen beiden Töchtern Henriette und Therese betrauert. Da die Ehe Henriettes kinderlos blieb, geht das Steinsche Erbe an die jüngere Tochter Therese.

1849 - Georg Heinrich Pertz verfasst eine erste sechsbändige Stein-Biographie. Hinter einer quellengesättigten Darstellung verbirgt sich dabei der Versuch, das Bild eines sowohl antirevolutionären wie antirestaurativen national gesinnten Liberalen zu zeichnen.

1858 - Karl Freiherr vom und zum Stein wird nicht nur Gegenstand historischer Darstellungen, sondern seine Person und sein Wirken werden von unterschiedlichen Seiten politisch vereinnahmt. Ernst Moritz Arndt begründete 1858 eine Tradition der kritiklosen Stein-Verehrung.

09.07.1872 - In den 1870er Jahren versuchen sowohl Liberale wie auch Konservative, sich auf Freiherr vom Stein zu berufen. Aber auch der Staat und die Monarchie beginnen, vom Stein für sich zu reklamieren. Als ein von Baurat Eduard Zais entworfenes Denkmal in der Form einer gotischen Fiale für ihn auf der Stammburg der Steins in Nassau eingeweiht wird, ist neben Otto von Bismarck auch Kaiser Wilhelm I. anwesend.

26.10.1875 - Für Karl Freiherr vom und zum Stein wird ein Denkmal, von den Berliner Bildhauern Hermann Schievelbein und Hugo Hagen entworfen und Gießer Hermann Gladenbeck in Bronze gegossen, auf dem Dönhoffplatz an der Leipziger Straße in Berlin eingeweiht, für das vor allem Liberale, unterstützt vom Staat, Gelder spendeten. Während des Kaiserreichs entstehen die ersten anspruchsvollen wissenschaftlichen Biographien. Der englische Historiker John Robert Seeley deutet Stein als Liberalen und entschiedenen Gegner Napoléons. Bei einer Forschungskontroverse, vor allem zwischen Ernst von Meier und Max Lehmann, der eine wichtige Biographie über vom Stein vorlegt, geht es um die Frage, ob vom Stein von den Ideen der französischen Revolution beeinflusst wurde. Lehmann betont dabei eine Nachahmung der französischen Entwicklung.

1879 - Die kaiserliche Marine stellt die Korvette SMS STEIN in Dienst, benannt nach dem früheren preußischen Minister Karl Freiherr vom und zum Stein.

1885 - In Charlottenburg wird der Steinplatz, benannt nach dem früheren preußischen Minister Karl Freiherr vom und zum Stein angelegt.

30.03.1901 - Kaiser Wilhelm II. in der Siegesallee das Denkmal für König Friedrich Wilhelm III. ein. Diese Figurengruppe war ein Werk des Berliner Bildhauer Gustav Eberlein. Eine aufwändige Inschrifttafel mit einem Reliefmedaillon vom Steins im Linksprofil, flankiert von zwei nachdenklichen Kraftprotzen, des Bildhauers Hugo Lederer im Erdgeschossbereich an der Fassade zur Freiherr-vom-Stein-Straße des Rathauses Berlin-Schöneberg, weist auf den Namensgeber der Straße hin. Ursprünglich handelt es sich um ein eigenständiges Denkmal, das gleichzeitig mit dem Rathaus im April 1914 enthüllt werden sollte.

1918 - Hugo Preuß und auch die Sozialdemokraten versuchen, Freiherr vom und zum Stein für die Republik in Anspruch zu nehmen. Für Preuß ist vom Stein „Deutschlands größter innerer Staatsmann“, dessen Ziel letztlich der „demokratisch selbst regierende Staat“ gewesen sei.

1921 - Die Landesbank der preußischen Provinz Westfalen lässt Notmünzen mit dem Kopfbild Karl Freiherr vom und zum Stein mit der Umschrift „Minister vom Stein Deutschlands Führer in schwerer Zeit 1757–1831“ prägen. Zahlreiche Straßen, Schulen, Plätze und Kasernen, aber auch eine Jugendherberge (in Altlünen, nahe bei Cappenberg) wurden nach ihm benannt. Nach Freiherrn vom Stein wurde die Zeche Minister Stein in Dortmund benannt.

1931 - Der Marxist Franz Mehring lobt den Patriotismus Freiherr vom und zum Steins und seine Durchsetzungsfähigkeit gegenüber einem zaudernden König. Vor diesem Hintergrund wird der hundertste Todestag Steins als Vorläufer der Republik gefeiert. Zahlreiche Schulen werden zu dieser Zeit nach vom Stein benannt. Daneben erscheint mit Gerhard Ritters Stein-Biographie eine bedeutende neue Interpretation. Dieser betont die altständischen Wurzeln vom Steins in der Tradition des Heiligen Römischen Reiches. Er stilisiert ihn zwar zu einem Nationalhelden, sieht aber innenpolitisch von Bismarck als wichtigere Person an. Franz Schnabel wiederum versucht, Stein als konstitutionellen Liberalen zu deuten.

1933 - Auch Nationalsozialisten wie Adolf Hitler und Alfred Rosenberg versuchen, Freiherr vom und zum Stein für sich zu reklamieren. Die neue nationalsozialistische Gemeindeordnung beruft sich ausdrücklich auf vom Stein. Erich Botzenhart, Herausgeber der ersten Gesamtausgabe der Schriften vom Steins, sieht in ihm gar einen Vorläufer des Nationalsozialismus.

1952 - Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchen beide deutsche Staaten Freiherr vom und zum Stein für sich zu vereinnahmen. In Rheinland-Pfalz wird von jetzt an alle drei Jahre die Freiherr-vom-Stein-Plakette für langjährige kommunalpolitische Tätigkeit verliehen. Außerdem wird in der Bundesrepublik Deutschland die Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft gegründet mit dem Ziel, die Ideen und Gedanken vom Steins wissenschaftlich zu betrachten und der Öffentlichkeit zugänglich zu erhalten. Die Gesellschaft gibt verschiedene Schriften zu Einzelaspekten aus dem Leben und dem Wirken vom Steins heraus. In vielen deutschen Städten und Gemeinden werden von jetzt an Verwaltungsgebührenmarken mit dem Bildnis Freiherr vom und zum Steins verwendet.

28.06.1953 - Bundespräsident Theodor Heuss weiht in der Stadt Nassau ein neues Denkmal für Freiherr vom und zum Stein ein.

1957 - Die DDR versucht, Freiherr vom und zum Steins Revolutionsgesinnung etwa aus seinen Äußerungen von 1813 abzuleiten. Gordon A. Craig weist auf die Tatsache hin, dass vom Stein längere Zeit hindurch sowohl in der west- als auch in der ostdeutschen Forschung ähnlich positiv beurteilt wird. Eine frühere Ausgabe des Handbuchs der deutschen Geschichte bezeichnet ihn als den „besten Staatsmann, über den Deutschland damals verfügte“. Das Pendant aus der DDR, die Deutsche Geschichte in drei Bänden, bezeichnet ihn als den „bedeutendsten deutschen Staatsmann der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“.

1957 - Die Deutsche Bundespost gibt zum 200. Geburtstag Freiherr vom und zum Steins eine Sonderbriefmarke heraus.

1981 - Sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der DDR werden Gedenkmünzen zum 150. Todestag ausgegeben.

2003 - Das 1875 eingeweihte Denkmal, das früher auf dem Dönhoffplatz an der Leipziger Straße in Berlin stand, wird neu vor dem Abgeordnetenhaus in der Niederkirchnerstraße aufgestellt.

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein
(Königreich Preußen)
Vorgänger Amt Nachfolger
Carl August von Struensee
1791-1804
Finanz- und Wirtschaftsminister
1804-1807
-
-
Leiter der gesamten Zivilverwaltung
1807-1808
Friedrich Alexander zu Dohna-Schlobitten
1808-1810

Quellen: