Kapitel 8 - Die Gemeinschaften und Sonderarbeiten: Unterschied zwischen den Versionen
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''Abteilung Friedenau-Wilmersdorf'' <br> | ''Abteilung Friedenau-Wilmersdorf'' <br> | ||
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+ | In einem kleinen Zimmer des Zimmermanns Lochow, Durlacher Straße in Wilmersdorf, fanden sich in den achtziger Jahren einige Gleichgesinnte zu gemeinsamer Wortbetrachtung und zum Gebet zusammen. Sdnon nach kurzer Zeit hatte sich dieser Kreis durch die hingebende Dienstbereitschaft der Getreuen vermehrt, und man stand vor der Notwendigkeit, einen Saal zu mieten. In dieser Not wandte man sich an den Grafen Pückler. Dieser half und | ||
+ | übernahm den gesammelten Kreis als Gemeinschaft St. Michael, Abt. Friedenau-Wilmersdorf. Das Gründungsjahr als "Gemeinschaft St. Michael" wird wahrscheinlich 1897 gewesen sein. Die Alten, die uns genaue Kunde geben könnten, sind längst heimgegangen, als letzte der Gründungszeit Schwester Rothbart 1918. Aus der Durlacher Straße wurde die Gemeinschaft nach der Bernhardstraße 4 verlegt. Waren auch die Räumlichkeiten beschränkt und die ganze Aufmachung dürftig, wir waren glücklich im Herrn und in der Gemeinschaft. Unsere Stunden wurden gut besucht, denn wir waren in unserer Ecke recht bekannt geworden. Auch mancher Fremde las vom Bahnsteig Wilmersdorf-Friedenau das große Schild: "Christliche Gemeinschaft St. Michael". Im Laufe der Jahre reichten die Räume nicht mehr aus, und so entschloß sich unser Präses, Graf Pückler, zur Mietung eines neuen Lokals in der Isoldestraße 9. Die Räume, die wir hier Ende 1914 bezogen, waren von so überwältigender Schönheit, daß seinerzeit das geflügelte Wort umging: Friedenau hat den schönsten Saal. <br> | ||
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+ | Hier setzte nun, nachdem die Räume durch die Opferwilligkcit der Mitglieder eine funkelnagelneue erhalten hatten, eine große Werbetätigkeit ein. Der Kreis vergrößerte sich durch Gottes Gnade zusehends, und in den Kriegsjahren waren unsere Räume oft überfüllt. Leider war unseres Bleibens auch hier nicht. Der Hauswirt verlangte eine so hohe Miete, daß nicht einmal unser Graf diese bezahlen wollte. So schlug dann im März 1919 die Abschiedsstunde. Trauernd schieden wir aus diesen Räumen und fanden Unterkunft in dem von dem Grafen für das Kinderheim St. Michael erworbenen Hause Kaiserallee 122. Hier hatte unser Präses mit großen Kosten Wohnung und das Kellergeschoß zu Sälen ausbauen lassen, so daß für die Gemeinschaft und unsern Jugendbund je ein Saal zur Verfügung standen. Längst haben wir uns an unser neues Heim gewöhnt und sind gern hier. Das Arbeitsziel hat sich in all den Jahren nicht verändert. Es galt und es gilt, Seelen für Jesus zu retten. Mancher Heimatlose hat bei uns in den verflossenen Jahren seine Heimat gefunden und dankt mit uns dem treuen Gott für seine Errettung. Wir aber arbeiten weiter mit ihm und für ihn. <br> | ||
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+ | ''Abteilung Schmargendorf'' <br> | ||
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+ | Es war im Jahre 1900, als mein Mann und bald danach auch ich gläubig wurden. Man lud uns nach der Gemeinschaft Friedenau ein, und wir traten der Gemeinschaft bei. Wir wohnten in Schmargendorf und versuchten nun, Seelen für den Heiland zu werben, es gelang uns auch. Mit der Zeit waren wir drei Familien, die gemeinsam nach Friedenau in die Versammlungen gingen. Nach zwei Jahren machte unser Prediger, Br. Paulsen, den Vorschlag, doch in Schmargendorf selbst eine Gemeinschaft ins Leben zu rufen. Wir fingen in unserer Wohnung damit an, aber bald kündigte uns unser Wirt, da er nicht wollte, daß man in seinem Hause singe und bete. Er meinte, das gehöre nur in die Kirche. Wir mieteten eine Drei-Zimmer-Wohnung und fingen auch dort die wieder an. <br> | ||
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+ | Der CVJM in der Wilhelmstraße 34 schenkte uns ein kleines Harmonium. Als Br. Paulsen nach zehnjähriger Tätigkeit nach Mecklenburg gerufen wurde, hat Br. Hochwald uns mit dem Wort gedient. Nach und nach sammelte sich ein kleiner Kreis. Da kam der Feind und brachte eine Spaltung. Es entstand in Schmargendorf eine zweite Gemeinschaft, die unsere Glieder für sich zu gewinnen suchte. Wir glaubten, beteten und vertrauten dem Herrn, und da geschah es, daß sich die zweite Gemeinschaft wieder auflöste. Nach Br. Abromeits Heimgang diente dann Br. Hochwald bei uns. Auch er wurde bald vom Herrn heimgerufen. Dann kam cine Zeit, in der wir keinen ständigen Leiter hatten. Der Herr uns in dieser Zeit den Herrn D. Spiecker, der noch heute unser Mitglied ist und uns mit dem Wort dient. Mein Mann durfte noch das 25jährige Gemeinschaftsjubiläum feiern, ehe er vom Herrn heimgerufen wurde. Drei Jahre diente uns dann Br. Schwarck. In der Frauengruppe dient uns Frl. v. Münnich. Seit einigen Jahren haben wir eine blühende Jugendarbeit. Wir durften große Veranstaltungen haben, in denen viele Seelen die frohe Botschaft hörten. Jeden Montag haben wir eine Männerstunde, an der sich die Männer rege beteiligen. Wenn wir zurückschauen, so haben wir alle Ursache, Gott zu danken, zumal dafür, daß unsere Kinder treu mitarbeiten. Wenn auch der Kreis heute noch klein ist, so wissen wir doch, daß die Arbeit nicht vergeblich war und Viele den Heiland fanden. ''B'' <br> | ||
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+ | ''Abteilung Schreinerstraße 60 ''<br> | ||
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+ | Als der Benjamin unter den Michaels-Gemeinschaften kann unser Kreis nicht auf eine lange, wohl aber auf eine recht bewegte Vergangenheit zurückblicken. Schon die Entstehung fiel in eine Zeit voller Unruhe. Infolge der mancherlei Wirren im Winter 1918/19 war es Geschwistern der | ||
+ | Stadtmission Große Frankfurter Straße, die in der Nähe des Ringbahnhofs Frankfurter Allee wohnten, nicht möglich, regelmäßig an den Versammlungen teilzunehmen, so daß als Zweig der Stadtmission in der Realschule Rigaer Straße Versammlungen abgehalten wurden. <br> | ||
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+ | Schon nach kurzer Zeit entschlossen sieh die leitenden Brüder, sich der Stadtmission zu lösen und im April 1920 eine selbständige Gemeinschaft zu bilden unter dem Namen „Missionsgemeinschaft Berlin-Ost". Der Herr bekannte sich zu seinem Wort und tat viele Seelen hinzu. Mit besonderem Eifer widmeten sich einige Brüder der Jugend- und Kinderarbeit, galt es doch, auch der Jugend die frohe Botschaft zu bringen und in ihrem Herren das | ||
+ | Verlangen nach Ewigem zu wecken und zu fördern. Da die meisten Geschwister noch in der ersten Liebe zum Herrn standen, herrschten große Freudigkeit zur Mitarbeit und Eifer in der Liebe. Vor fast jeder Versammlung fand Hofmission statt. Welche Freude, wenn heilsverlangende Seelen sich aufmachten und sofort mit unters Wort gingen! Ja, es war gesegnete Zeit! Wie ganz anders würde es in unsern Kreisen aussehen, wenn das Feuer der ersten Liebe neu auflebte. <br> | ||
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+ | Ein viermaliger Wechsel des Versammlungsraumes, dazu die mancherlei Leuterungsfeuer, die der Herr über uns zuließ, konnten wohl unsern Mitgliederbestand verringern, uns aber das Ziel nicht verrücken, und weil wir unser Vertrauen allein auf ihn setzten, durften wir es erfahren: „Keiner wird zuschanden, welcher Gottes harrt. Wie dankbar und froh blicken wir doch gerade auf die letzten Jahre unserer Gemeinschaftsarbeit zurück! <br> | ||
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+ | In der Erkenntnis, daß auf dem Zusammenschluß der Kinder Gottes ein großer innerer und äußerer Gewinn liegt, war es der Wunsch einzelner Geschwister, einem Gemeinschaftsverband anzugehören, und wir waren froh, als nach kurzen Verhandlungen im Februar 1930, nach fast zehnjährigem Bestehen, unsere liebe „Missionsgemeinschaft Berlin-Ost" im großen St.-Michaels-Verband eine Heimat fand. Nun dürfen wir als „Christliche Gemeinschaft St. Michael, Abteilung Schreinerstraße 60" hier im Osten die frohe Botschaft verkündigen im Aufblick zu unserm Herrn und Heiland. Der Herr unser Gott wolle auch weiterhin mit uns sein und unser ganzes Michaelswerk fördern! ''Kl.'' <br> | ||
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+ | ''Auf der Geschichte der Gemeinschaft Niederscbönhausen'' <br> | ||
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+ | Niederschönhausen im Norden Berlins mit seinen 30.000 Einwohnern im Jahre 1924 besaß noch keine landeskirchliche Gemeinschaft, Br. Pred. Manitz, der seinerzeit den Dienst eines Gemeinschaftspflegers am Wedding und in Pankow versah und selbst in N. wohnte, wußte um die Adressen einiger Gotteskinder am Ort, rief die Gläubigen zusammen, und so entstand zunächst ein kleiner Gemeinschaftskreis. Die ersten Versammlungen waren in einem | ||
+ | Sportheim. Zu den Gründern gehörten u. a. die Brüder Held, Hennig, Kell und Nies. Später siedelte man über in den Marthasaal, einem Hause der Frauenhilfe. Hier kommt die Gemeinschaft noch heute zusammen, obwohl der Saal im Kriege den Ausgebombten als Unterstellraum für Möbel diente. Gemeindesaal, Sakristei, Gotteshaus und schließlich der Luftschutzkeller des Pfarrhauses beherbergten reihum während jener Schreckenszeit die Gemeinschaft. Man kam aber unentwegt weiter zusammen und stärkte sich im Glauben. <br> | ||
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+ | Br. Manitz lag es in den Gründerjahren am Herzen, daß Jugend- und Kinderkreise sich bildeten. Nach den ersten zehn Jahren Gemeinschaftsarbeit hatte man bereits mehr als 300 junge Menschen erreicht. Während der Kriegszeit - Br. Schönleben als Prediger war eingezogen - wurde der Dienst an Jung und Alt im wesentlichen von Laienkräften getan. <br> | ||
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+ | Das Verhältnis zur Kirchengemeinde war stets ein freundschaftliches. <br> | ||
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+ | Der evangelistischen Aufgabe wurde entsprochen durch eine große Blättermission, der sich die 1950 heimgegangenen Brüder Krüger und Probst besonders widmeten. Dabei wurden die Ortsbezirke aufgeteilt, da die Innere Mission erfreulicherweise auch Blättermission trieb. Evangelisiert wurde weiter durch Hofsingen, einzelne Sondervorträge oder Vortragswocben, durch Veranstaltungen in größeren Sälen bzw. im Gotteshaus sowie auf Teeabenden oder | ||
+ | sogenannten Gemeinschafts-Nachmittagen im Marthahaus. <br> | ||
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+ | Der Gemeinschaftspflege und Glaubensvertiefung dienten die Bibelstunden und Freizeiten, letzte getrennt für Jung und Alt, sowie die Teilnahme an Glaubenskonferenzen. Dieser Aufgabe nahmen sich vor und nach dem Kriege als Nachfolger von Br. Manitz die Predigerbrüder Schönleben, E. Meyer und W. Fischer an. Bei der Bibelarbeit wurden u. a. ganze Evangelien und Briefe des Neuen Testamentes besprochen. <br> | ||
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+ | Der Dienst der letzten zehn Jahre war mehr eine Arbeit in die Tiefe als in die Breite. Wesentlich ist, daß sich Menschen für die Nachfolge Jesu Christi entscheiden und daß die Christen in ihrem Wesen transparent werden für die einzigartige Persönlichkeit des Gottessohnes, daß also das Bild Jesu in ihnen Gestalt gewinnt. Darum wurde und wird im Kreise der Geschwister in gerungen. Hierbei erkennen die Gläubigen, wie uneingeschränkt sie abhängig sind von der rechtfertigenden, heiligenden und vollendenden Gnade Jesu Christi. Sonntags- und Wochenstunden, Jugend- und Kinderkreis, Gemischter- und Lautenchor sowie das Zusammenkommen im Gebetsring, wie sie sich nach dem Kriege neu gebildet haben, sind in dieses heilige Streben einbezogen. Es wird weiter eingeladen, da die Leute sich unter die Wortverkündigung stellen und so den Liebeswillen Gottes kennenlernen, um sich für oder gegen Ihn zu entscheiden. Die Bruderschaft innerhalb der evangelischen Allianz mit den Gläubigen verwandter christlicher Werke wurde und wird bewußt gewollt und gepflegt. Ein engeres Zusammenarbeiten mit der Kirchengemeinde bei Wahrung der Selbständigkeit wird ebenfalls erstrebt. <br> | ||
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+ | Dem großen Herrn der Gemeinde sei Dank und Preis für alle Geduld, die er mit seinen Niederschönhausener Michaeliten in den ersten 33 Jahren gehabt hat. Ihm sei gedankt für alles geistliche Leben, daß Er durch den oft so unvollkommenen Dienst der Gemeinschaft geweckt und gefördert hat. ''H.K.'' <br> | ||
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+ | ''Abteilung Berlin-Hohenschönhausen'' <br> | ||
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+ | Am 3. April 1908 kamen einige gläubige Brüder in der Wohnung der Schwester Gleffe, Koskestraße II, um das Wort Gottes zusammen. Das war die Geburtsstunde der Gemeinschaft hier am Ort. Der Kreis vergrößerte sich, und so sah man sich genötigt, einen anderen Raum suchen. Diesen fand man am Weißenseer Weg 46. Die Einweihung dieses ersten Gemeinschaftssaales fand statt am 21. März 1909. Dieser Raum genügte bis März 1911. Dann fand sich eine neue Herberge in der Hohenschönhauser Straße 49; da hier die Räume zu klein wurden, mieteten die Geschwister im Herbst 1913 in der Berliner Straße 69 eine größere Wohnung. Zu der Zeit wirkten hier die Brüder Franz, Johannes und Richard Volkmann und Hugo und Hermann Müller und die Brüder Schurig, Just, Gleffe und Wodtke mit ihren Frauen und anderen Geschwistern. Das kleine Senfkorn war gewachsen, und mit jedem notwendigen Raumwechsel hatte der Herr immer bessere Raumverhältnisse gegeben. Dann kam der erste Weltkrieg und nahm einen Bruder nach dem andern weg. Doch hat der Herr in seiner Gnade es so gefügt, daß immer wenigstens ein Bruder hier war und das Werk leiten konnte. Als der letzte eingezogen wurde (1917), bekam ein anderer seine Entlassung vom Kriegsdienst. Es war Br. Wodtke, der als Garnisionsdienstfähiger von der Post reklamiert worden war. So war die Gemeinschaft wieder weiterversorgt. Letzterer hat dann das Werk versehen, bis alle übriggebliebenen wieder zurückkehrten. Inzwischen war die Gemeinschaft nach der Wriezener Straße 1 übergesiedelt. <br> | ||
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+ | Unter Bruder Wodtkes Leitung, der nach Kriegsschluß neben seinem Postdienst dann weiter die Gemeinschaft versorgte, hatten wir hier unsere Blütezeit. Nicht nur, daß der Herr uns hier am Ort segnete, sondern wir durften unsere Pflöcke weiterstecken und unsere Seile länger machen. Im Verein mit dem Dorfmissionar Weyer und unserer frischen, fröhlichen Jugend, mit Mandolinen, Lauten und Geigen ausgerüstet, gewannen wir die Dörfer unserer Nachbarschaft. In Marzahn, Eiche, Falkenberg, Wartenberg und Lindenberg bildeten sich kleine Kreise von Gläubigen. Die Versammlungen fanden in Lokalen, in den Familien und Schulen statt. Die Mitglieder der Dorfkreise sind Mitglieder der Gemeinschaft Hohenschönhausen. Die Ursache, daß der Herr uns so nach außen hin segnen konnte, lag in dem feinen Verhältnis zwischen Jugend und Gemeinschaft. Das waren herrliche Zeiten. Gern denken | ||
+ | Wir daran zurück. <br> | ||
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+ | Auch hier in der Wriezener Straße hatten wir keine bleibende Statt. Im Dezember 1930 zogen wir aus der Wriezener Straße in unser gegenwärtiges Gemeinschaftshaus Berliner Straße 102. <br> | ||
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+ | Als im Jahre 1926 Br. Wodtke nach Bärwalde (Neumark) übergesiedelt war, übernahm Br. Kreuter die Leitung der Gemeinschaft. Es war nicht gut, daß er nicht hier am Ort wohnte, denn die seelsorgerische Arbeit wurde dadurch behindert. So wurde uns von dem Vorstand des St.-Michaels-Werkes ein Bruder aus dem Liebenzeller Missionshaus zugewiesen. Dies war Br. Haag, der uns vom 1. April 1929 bis 1. April 1931 diente. Seine zweijährige Tätigkeit hier bei uns sollte nach der Schule im Missionshaus eine praktische Arbeit sein für den späteren Heidenmissionsdienst. <br> | ||
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+ | Seit April 1931 versieht nun hier Br. Sommer die Arbeit. Da er noch zwei andere Gemeinschaften bedient, helfen Herr Oberlehrer Peschke und andere Brüder. Br. Peschke leitet auch den Gesangchor, der vorher von Br. Stichel dirigiert wurde. Die Gemeinschaft hatte auch für den Bau eines Hauses gespart und brachte 2474 Mark zusammen. Für den Missionsgeist zeugten auch die Versammlungen in den Nachbarorten, gehalten von Br. Tischlermeister Fleischner in Lindenberg. Br. Grabmann in Eiche und den Geschwistern Steddin in Falkenberg. So hat sich das Werk hier in einem Vierteljahrhundert entwickelt. Mit Lob und Dank schauen wir rückwärts und voll Vertrauen vorwärts. ''St.'' <br> | ||
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+ | Prediger Br. M. Sommer, der unsere Gemeinschaft leitete, hat mit dem Bruderrat Freud und Leid der kommenden Jahre geteilt und auch durch die Kriegszeit bis zu seinem Fortgang den Seelen in unserer Gemeinschaft gedient. In den Jahren 1932 bis 1957 haben auch zwischendurch verschiedene Brüder gedient, so Br. Fooken, Kreuter, Schneider, Pastor Kühne-Amerika, Miss.-lnsp. Eckart, Br. Wicklein, Miss. Huhn, Miss. Neumann, aber auch Pfarrer Jakubski fehlt nicht in der Reihe dieser treuen Gottesmänner. Dann haben noch Pred. Ludwig, Evangl. Jost, Br. Domann, Miss. Klemm, Miss. Walkenberg-Bethel, Evangl. Busat, Miss. Richter-Palästina, Lehrer Munzlinger (Blaukreuz) sowie Br. Krüger (Buckow), Br. Nerlich und Goßmann sowie Miss. Hege und Nagel und Br. Handt in Vorträgen und am Worte Gottes unter reichen Segnungen des Herrn und Heilandes. <br> | ||
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+ | Prediger Br. Sommer hat seinen Dienst in unserer Gemeinschaft aufgegeben, um zu seinen lieben Kindern nach Erlangen überzusiedeln. <br> | ||
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+ | Anschließend übernahm dann der liebe Prediger Fritz Schmidt-Friedenau den Dienst in der Gemeinschaft, welcher aber nur bis 1948 ausüben konnte. Dann wurde Br. Pflüger willig und bekam Freudigkeit, den Dienst am Worte bis zum Jahre 1950 bei uns zu versehen. <br> | ||
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+ | Und nun begann eine schwierige Zeit für unsere Gemeinschaft. Da wir nun keinen Prediger hatten, welcher den Dienst regelmäßig versehen konnte, waren wir gezwungen, immer einen anderen Prediger aus anderen Gemeinschaften zu bitten, ab und zu bei uns zu dienen. Da war es insbesondere Miss. Krüger aus Buckow, welcher mit Aufwendung seiner ganzen Kraft eine Zeitlang regelmäßig das Wort verkündigte. Diese seine große Mühe möge der treue Herr Heiland ihm vergelten. <br> | ||
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+ | Aber wiederum waren es andere liebe Brüder, welche sich bereitwilligst in diese Lücke stellten. So Prediger Schwarz, Fritz Schmidt, Wendt, Runge, Inspektor Kullmann. Br. Gündel, Fischer, aber auch unsere Ortspfarrer Langrock und Strauth, und Br. Fleischer, Br. Steddin. Als Br. Grabmann am 9. Mai 1955 nach Bad Elster zur Kur mußte, wurde er mit Br. Graumann aus Adorf (Vogtl.) bekannt, auch dieser diente einige Male in unserer Gemeinschaft. Ja, der große Gott und Vater im Himmel hat Gnade geschenkt, daß über die Kriegszeit hinweg unsere Gemeinschaftsräume erhalten geblieben sind. Dafür loben und preisen wir von Herzen unseren Gott und den Vater unseres Herrn Jesus Christus. <br> | ||
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+ | Durch Prediger Br. Wendt wurde unserer Gemeinschaft der liebe Prediger Br. Urbanski zugeführt und am Palmsonntag 1955 durch Inspektor Kullmann in unsere Gemeinschaft als Prediger und Leiter eingeführt. Br. Urbanski übernahm auch den Jugendkreis und half im Chor beim Singen unserer herrlichen Evangeliumslieder. <br> | ||
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+ | In all diesen Jahren, von 1933 an bis zum heutigen Tage, wurde jedes Jahr das Jahresfest, eine Evangelisationswoche, das Erntedankfest, die Allianzgebetswoche, in Gemeinschaft mit der Kirche und Stadtmission, abgehalten und begangen. Und so hat der treue Gott und Vater unseren Dienst an | ||
+ | unsterblichen Seelen, welche in und durch unsere Gemeinschaft gingen, reich gesegnet. <br> | ||
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+ | Die Außenstationcn Falkenberg und Eiche sind nach dem zweiten Weltkrieg nicht wieder von unserer Gemeinschaft bedient worden. ''St. u. G.'' <br> | ||
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+ | ''Abteilung Ackerstraße 52'' <br> | ||
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+ | Es war um die Jahrhundertwende, als der Graf Eduard von Pückler, nachdem auf seine Anregung in den achtziger Jahren die Christliche Gemeinschaft St. entstand, den Prediger Rubanowitsch zwecks Evangelisation nach Berlin rief. Dieser evangelisierte dann in den Germania-Sälen, Chausseestraße, unter wachsendem, gutem Besuch der Versammlungen, vorbereitet durch Gebet, fleißiges Einladen auf den Straßen und Hofsingen. Nach Beendigung dieser Versammlungen wurden die erweckten und bekehrten Menschen gesammelt und karren dann weiter zu regelmäßigen Bibelbesprechungen und Evangelisationsversammlungen in der neu geschaffenen Abteilung zusammen. Die Einweihung des Saales Chausseestraße 11 fand am 11. März 1900 statt, und am ersten Ostertag hatten wir die erste Mitgliederversammlung. Auch ein Jungmädchenkreis kam des Sonntags regelmäßig zusammen. Hier war es auch, wo der Graf selbst jeden Sonntag nachmittags evangelisierte und nachher Hofsingen ging mit der Gemeinschaft und der Jungfrauenabteilung, Traktate verteilte und mit den Seelen sprach. Er besuchte auch treu unsere lieben alten Frauchen bis in sein Alter trotz eigener Beschwerden. Mit besonderer Vorliebe behandelte er alttestamentliche Texte, verkündigte das Gesetz und die Gnade, kniend wurde in den Versammlungen gebetet, und wichtig war ihm die Leitung durch den Heiligen Geist. Sein aufrichtiges Verlangen war es, dem Geist Gottes gehorsam zu sein, und Gott bekannte sich hierzu. Er sah die herzliche Liebe Pücklers zu den Verlorenen. In den Bibelstunden dienten Prediger Br. Hochwald und andere Laienbrüder. Sonntag abends diente der Graf in anderen Abteilungen oder in der Mark Brandenburg. Nach Beendigung des ersten Weltkrieges diente an Stelle des Grafen Prediger Schimming, der auch die Abteilung Wedding übernahm. Kurze Zeit hatten wir auch Pastor Dietrich und jetzt Prediger Br. Kreuter als Leiter. <br> | ||
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+ | Zu regelmäßigen Gebetsstunden kamen des Sonnabends Geschwister aus verschiedenen Abteilungen zusammen, um an den Sonntagen vormittags an allen Fernbahnhöfen den „Reisebegleiter" zu verteilen, auch wurden die Bahn- und Postbeamten, Dienstmänner, Gepäckträger, das Personal der Bahnhofswirtschaften, die Droschkenkutseher, Omnibuskutscher und Schaffner mit christlichen Blättern bedacht. Ein Bruder trieb treu Schiffermission am Humboldthafen. Wir hatten Straßenversammlungen und Einladungsdienst und waren eine rechte Familiengemernschaft mit unserem Jugendbund und hatten gemeinsame Abendmahlsfeiern bei gläubigen Pfarrern abwechselnd in den Kirchen. In unseren Räumen kam eine Zeitlang die Christliche Studentenvereinigung zum Gebet zusammen, die vom Grafen ins Leben gerufen war. Daß die persönliche Seelsorge durch den Grafen in unserer Abteilung fehlte, lag wohl daran, daß er unverheiratet war und auch nicht diese Gabe hatte, war er doch mit anderen Gaben um so reicher begnadet. Sein Wahlspruch für unsere Abteilung war: „Vicit agnus noster, eum sequamur!", d. h. Das Lamm hat gesiegt, laßt uns ihm folgen! Es ist vollbracht. <br> | ||
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+ | Wir hatten aber Schwestern, die seelsorgerisch dienten. Hatten und haben wir auch nicht viele Arbeiten und Veranstaltungen, so war doch unser Bemühen, das wenige durch des Herrn Gnade treu zu tun. Im April 1910 zogen wir der Hannoverschen Straße 16, und seit 1920 sind wir in der Ackerstraße 52, im Hause des „Vereins Dienst an Arbeitslose". Möge der Herr Jesus weiter über uns walten in seiner Gnade! <br> | ||
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+ | Im Jahre 1943 wurde das Grundstück ausgebombt und unsere Abteilung ein Opfer des zweiten Weltkrieges. ''M. D.'' <br> | ||
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+ | ''Abteilung Christophorus'' <br> | ||
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+ | Abteilung Christophorus, Prenzlauer Berg 15, war zu Anfang keine Gemeinschaft, sondern die Gemeinschaft hat sich aus dem ursprünglichen CVJM gebildet. Diese Arbeit am Prenzlauer Berg war die größte in St. Michael, gab es Zeiten vor dem Kriege, wo Sie 150 bis 180 Besucher hatte. Kurz vor dem Kriege betrug der Besuch noch im Durchschnitt 50 junge Männer. Die Feinde christlicher Jugendbewegung machten sich schon bemerkbar. Die meisten | ||
+ | der jungen Männer zogen ins Feld, die Treuesten sind gefallen. Die da zurückblieben, waren nicht berufen, die Jugendarbeit weiterzutreiben. So zerstreute sich der Rest. Als der jetzige Leiter der Gemeinschaft Christophorus, Br. Furchner, wieder aus dem Felde karn, machte er einen schwachen Versuch, die Jugendarbeit wieder aufzubauen. Bald sammeltcn sich etwa 20 junge Männer. Die Übertragung der Leitung der Gemeinschaft Prenzlauer Berg zwang Br. Furchner, die Jugendarbeit in die Hände des vom Vorstand der St.-Michael-Gemeinschaft berufenen Jugendwarts Goldmann zu legen. Diese Arbeit hätte sich weiter im Segen entwickeln können, wenn Br. Goldmann später einen anderen Ruf hätte Folge leisten müssen. So schieden mit Goldmann auch die letzten jungen Männer von uns. Wir schauten sehnsüchtig danach aus, daß Gott uns wieder einen Jungmännerleiter schenken möchte, damit wir junge Männer in unsere Gemeinschaft bekommen. <br> | ||
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+ | Mehrere Male hatten wir ein Treffen ehemaliger Jungmänner aus unserem Kreise veranstaltet. Wir durften zu unserer Freude Feststellen, daß alle sich der schönen Stunden in unserem Christophorus mit Freuden erinnerten und ihren Glauben bekannten; viele dienen dem Herrn als Pastoren, Missionare, Prediger, Missionssekretäre, Soldaten- | ||
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+ | 116 | ||
+ | '''''Ab hier beginnt eine Baustelle ''''' | ||
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+ | sekretäre oder in anderen Berufen. So war diese schöne | ||
+ | Arbeit nicht vergeblich. | ||
+ | Die Gemeinschaft besteht schon vier Jahrzehnte unter | ||
+ | dem Segen Gottes. Wir sind zur Zeit ein Kreis von etwa | ||
+ | 75 Mitgliedern. In den Jahren hatten wir Fcld- | ||
+ | Versammlungen in der verlängerten Kniprodestraße, und | ||
+ | kurz nach dem Kriege waren wir bahnbrechend in Park- | ||
+ | und Straßenversammlungen. Gern denken wir noch zurück | ||
+ | an die oft mit Kampf verbundenen Versammlungen im | ||
+ | Friedrichshain, Sommer 1919, wo uns Pastor Dr. Lasson, | ||
+ | predigcr Köhler, Br. Hoffmann u, a. dienten, für damalige | ||
+ | Zustände ein mutiges Bekenntnis. Unsere Jungmädchen- | ||
+ | Abteilung, die vor dem Kriege Frl. Wilke, alsdann Frl. | ||
+ | Hel. Schulz und nach deren Rücktritt jetzt schon nach | ||
+ | vielen Jahren Frl. W. Gutschow leitet, hilft ung treulich in | ||
+ | unserer Gemeinschaftsarbeit und auch im Dienst an den | ||
+ | Alten und Kranken im Städt. Siechenhaus. Die Kinder— | ||
+ | arbeit liegt in den Hinden von Frl. G. Lehmann. Für die | ||
+ | innere Gemeinschaftsarbeit und für die Blättermission | ||
+ | hatten wir eine Diakonisse berufen, die leider, da wir in | ||
+ | letzter Zeit die notwendigen Mittel nicht mehr aufbringen | ||
+ | konnten, dem Diakonissenmutterhaus St. Michael wieder | ||
+ | zurückgegeben werden mußte. Der treue Herr aber schenke | ||
+ | weiter seinen Segen und gebe Gnade zu Bekehrungen und | ||
+ | führe neue Menschen zu uns und lasse uns wachsen inner- | ||
+ | und äußerlich! | ||
+ | Auch diese Arbeit wurde ein Opfer des Krieges | ||
+ | Abteilung Koppenstraße 5 | ||
+ | Die Anfangszeit ist in den früheren Abschnitten ge- | ||
+ | schildert. Um 1890 war ein reges Leben in allen Abtei- | ||
+ | lungen, besonders in einer Jünglingsabteilung, in der sich | ||
+ | 30 bis 40 junge Männer, 18 bis 30 Jahre alt, des Sonntag- | ||
+ | r,xchmittags zusammenfanden. Die Leitung hatte Inspek- | ||
+ | tor Papke. Außerdem gab es nodl eine Jugendabteilung | ||
+ | für junge Leute von 14—17 Jahren. Audi eine Jungfrauen- | ||
+ | abteilung gab es, die sehr zahlreich besucht war. Die Lei- | ||
+ | tung hatte Gräfin Waldersee. Die Männerversammlung am | ||
+ | 117 | ||
+ | Sonnabend war von etwa 70 bis 80 Männern besucht. Eines | ||
+ | Sonnabends sagte einmal der Leiter, Bruder Papke: „Brü- | ||
+ | der, Wenn ihr es fertigbringt, daß wir mal in | ||
+ | diesem Saal haben, dann gebe ich einen Teeabend!" In vier | ||
+ | Wochen waren die 100 Männer da. Dann kam der | ||
+ | abend unter Männern, das war einmal etwas anderes. Wie | ||
+ | waren die Männer eifrig, den Abend zu verschönen mit | ||
+ | ernsten und humorvollen Gedichten und sonstigen Unterhaltungen! | ||
+ | Außer einer Frauenstunde gab es die Sonntagsschule, die so besucht war, daß der große Saal nicht ausreichte und die | ||
+ | kleineren Kinder in den anschließenden Räumen unterrich- | ||
+ | tet wurden. Dic Hauptversammlung fand damals am | ||
+ | Dienstagabend statt und war immer sehr stark besucht. | ||
+ | Auch der Gemischte Chor, der etwa 40 Mitglieder zählte, | ||
+ | übte sehr fleißig unter Lehrer .S&t11z und gab jedes Jahr, | ||
+ | meistens in der Brauerei Friedrichshain, ein Konzert. | ||
+ | Verschmolzen wurde im Jahre 1922 die Christliche Ge- | ||
+ | meinschaft Große Frankfurter Straße 133 mit dem St.-Mi- | ||
+ | chaels-Werk. Durch Anstellung eines Predigers für die Ge- | ||
+ | meinschaft Große Frankfurter Straße war ein fröhliches | ||
+ | Wachstum Zu verzeichnen. Nicht nur die Mitgliederzahl | ||
+ | nahm zu, sondern es entstanden verschiedene neue Abtei- | ||
+ | lungen, wie CVJM, Jungschar, Blaues Kreuz. Der ehe- | ||
+ | malige Kinosaal, der zum Gotteshaus geworden war, reichte | ||
+ | nicht mehr aus. Das Suchen nach neuen Räumen führte | ||
+ | den Brüderrat der Gemeinschaft auf das Haus Koppen- | ||
+ | straße 5. Hier blühte vor Jahrzehnten ein gesegnetes Got- | ||
+ | teswerk, das aber durch allerlei unliebsame Vorgänge zerstört worden war. eine geleitet von Fräulein von Münnich, hatte sich halten und | ||
+ | weiter gut entwickeln können. Die übrigen schönen Vereinsräume samt dem 400—500 Personen fassenden großen | ||
+ | Saal standen meist einsam und verödet. Was Koppenstraße | ||
+ | fehlte, hatte Große Frankfurter Straße 133, und was die | ||
+ | Gemeinschaft Große Frankfurter Straße benötigte, bot | ||
+ | Ideal Koppenstraße 5. War es nicht göttliche Fügung, daß | ||
+ | beide zusammenkamen?! Der Jungfrauenverein unter Füh- | ||
+ | rung von Fräulein von Münnich ging in die Südwest-Ge- | ||
+ | meinschaft St. Michael über, und noch manche andere Fragen | ||
+ | wurden brüderlich gelöst. Am 30. April 1922 setzte sich ein | ||
+ | langer Zug, etwa 500 Personen, jung und alt, von Große | ||
+ | Frankfurter Straße 133 unter Gesang und Musik nach | ||
+ | 5 in Bewegung_ Mit froher wurde | ||
+ | das Vereins- und Gemeinschaftshaus betreten, begrüßt mit | ||
+ | Gesang einer kleinen Schar getreuer Michaeliten. Graf | ||
+ | Pückler, von schwerer Krankheit nur teilweise hergestellt, | ||
+ | hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich zu erscheinen, | ||
+ | um die neue Zu begrüßen. Er | ||
+ | stand am geöffneten Fenster des ersten Stockwerks. Vor | ||
+ | Rührung konnte er kaum sprechen. Tränen erstickten | ||
+ | seine Stimme, als er betend anhub: „Welch eine Wendung | ||
+ | durch Gottes Fügung!" Wieviel hatte er für die Gemein- | ||
+ | schaft Koppenstraße gebetet! Nun sah er die Erfüllung | ||
+ | seiner Gebete. | ||
+ | Gern hat er dann wiederholt mit seiner besonderen | ||
+ | Gabe der Wortverkündung gedient. Im übrigen ließ er | ||
+ | dem Brüderrat mit seinem Leiter volle Freiheit beim Bau | ||
+ | des Reiches Gottes in den neuen Räumen, so daß sich das | ||
+ | Werk durch des Herrn Gnade weiter entwickeln konnte. | ||
+ | Dieses Haus ein Opfer der Bomben und des Krieges. <br> | ||
+ | <br> | ||
+ | <br> | ||
+ | ''Abteilung Lichtenberg'' <br> | ||
+ | <br> | ||
+ | Im Jahre 1896 verzog die Schw. Grittke von der Ge- | ||
+ | meinschaft Wedding nach Lichtenberg und mietete dort im | ||
+ | Auftrage des Grafen Pückler ein Zimmer, um Versamm- | ||
+ | lungen abhalten zu lassen. Diese Versammlungen wurden | ||
+ | von Br. Gomille aus der Gemeinschaft Wedding vorläufig | ||
+ | geleitet, bis Schw. Grittke, nachdem man den Herrn wie- | ||
+ | derholt um einen Leiter gebeten hatte, den die Versamm- | ||
+ | lungen regelmäßig besuchenden Br. Lehmann, jetzigen Mol- | ||
+ | kereibesitzer in Lichtenberg, aufforderte, die Leitung zu | ||
+ | übernehmen. Br. Lehmann hatte bisher in der Stadtmission | ||
+ | in Berlin verkehrt und in Lichtenberg regelmäßig die Stök- | ||
+ | kerschen Predigten verteilt, wurde aber nun durch das | ||
+ | Zeugnis der Brüder vom Wedding angeregt, ernstlich zu | ||
+ | 119 | ||
+ | forschen, was Wiedergeburt sei. Und der Herr erbarmte | ||
+ | sich seiner, so daß er zur klaren Erkenntnis des Heils kam. | ||
+ | Wohl übernahm Br. Lehmann die angebotene Leitung zu- | ||
+ | nächst zaghaft, jedoch wurde sein Glaube bald gestärkt | ||
+ | durch die Erfahrung der wunderbaren Hilfe des Herrn bei | ||
+ | der Beschaffung des Mobiliars sowie auch durch die Zurück- | ||
+ | ziehung der vom Hauswirt einem Jahr ausgesprochenen Kündigung. Jedoch mußte die Gemeinschaft noch zwei- | ||
+ | mal umziehen, ehe sie die langjährige Stätte ihres Wirkens | ||
+ | im Jahr 1902 in dem neu erbauten Hause Hubertusseraße 51 | ||
+ | fand, dessen Besitzer Volkmann, Mitglied der Gemeinschaft, | ||
+ | beim Rücksicht | ||
+ | schaft genommen hat. In all den Jahren ist man&c Seele | ||
+ | zum Glauben gekommen, das Werk ist gewad"en, aber | ||
+ | dann auch durch manche Schwierigkeiten gegangen, so | ||
+ | es schien, als müßtcn die Pforten geschlossen werden. Jedoch | ||
+ | wurde im Aufblick Zum Herrn Weitergearbeitet, und der | ||
+ | Herr ließ es an seinem Segen nicht fehlen. Diese Abteilung | ||
+ | überstand nicht die Nöte des Krieges und wurde gcsdmwsen. | ||
+ | Die hiesige Gemeinschaftsarbeit nahm ihren Anfang am | ||
+ | I. November 1903 in der Privatwohnung eines Buc%druk- | ||
+ | kerg. Leider erwiesen sieh die lieben Leute nach anfingliå | ||
+ | großer Begeisterung als nicht Stark genug, | ||
+ | die bald im Hause einsetzende Schmach zu tragen, und | ||
+ | schoben uns nadl einiger Zeit aus ihrem Heim hinaus. Da | ||
+ | sich aber inzwischen schon ein netter kleiner Stamm ge- | ||
+ | bildet hatte, wagten wir es, im Nebenhaus Brehmestraße 61 | ||
+ | eine kleine Wohnung zu mieten, wo wir bald guten Bc- | ||
+ | such hatten. Eine gleichzeitig begonnene Sonntagsschule | ||
+ | wtæ-vs in einiger Zeit auf etwa 150—200 Kinder. Eine Wo- | ||
+ | dienbibelstunde wurde erforderlich. Nach Jahresfrist setzte | ||
+ | eine Jungminnerarbeit, eine Jungfrauenabteilung und eine | ||
+ | Kleinkinderarbeit ein, die gut entwickelten. Die große | ||
+ | Not der Trunksucht in vielen Familien führte zur Griin• | ||
+ | dung einer Trinkerrettungsarbeit, die bis zum Kriege | ||
+ | vielen Männern als Wegweiser zur Freiheit diente. Nach | ||
+ | einigen Jahren wurde der Raum Zu eng, und Wir bezogen | ||
+ | in derselben Straße Nr. II neue größere Räume, wo die | ||
+ | Arbeit viel Gnade und Segen Gottes erfahren durfte. Der | ||
+ | erste Weltkrieg brachte uns leider im Männer• und Jung- | ||
+ | männerkreis so große Verluste, daß wir letzteren ganz neu | ||
+ | anfangen mußten. Aus dem Nachwuchs einer großen | ||
+ | Jung-schar, während des Krieges weiter geführt wurde, | ||
+ | erhielten wir neue Mitglieder. Die Gemeinschaftsarbeit | ||
+ | baute sich auch wieder neu auf, auch die regelmäßigen | ||
+ | und nahmen ihren Fortgang, Grö- | ||
+ | ßere Veranstaltungen fanden in einer nahen Schulaula | ||
+ | Statt. Im April 1926 übernahm Br. diese Arbeit. | ||
+ | Leider kam es zur schmerzlichen Abtrennung fast des gan- | ||
+ | Zen Kreises im April 1931. Mit den Trümmern | ||
+ | wird nun seit Mai 1931 im neuen Saal Wollankstraße 134 | ||
+ | versucht, das Werk Das ist in der heu— | ||
+ | tigen Zeit eine doppelte Glaubensarbeit. | ||
+ | Nur langsam kann die Arbeit in anbetracht der Zeit- | ||
+ | Verhältnisse aufgebaut werden. Ein Jugendbund | ||
+ | junger Midchen hat sich inzwischen gebildet mit einer | ||
+ | als Vorschule, die letzthin ein liebliches | ||
+ | Maienfest veranstaltete. Der im Advent 1931 begonnene | ||
+ | kleine Gemischte Chor hat sich zu unserer Freude gut ent- | ||
+ | wickelt und ist uns ein wertvoller Faktor beim Wiederauf- | ||
+ | bau. Die Evangelisation von Br. Dams Anfang Januar | ||
+ | 1932 war reich gesegnet, hinterließ aber nur wenig blei- | ||
+ | bende Frucht an Menschenseelen. Unser Versammlungsbc- | ||
+ | hat sich etwas gehoben, die Sonderveranstaltungen | ||
+ | waren jedoch immer sehr gut besucht. Eine ganz nahe | ||
+ | Arbeit der Evangelischen Gemeinschaft und eine größere | ||
+ | am Orte den | ||
+ | bau nicht ganz leicht. Dennoch hat sich der engere Gemein- | ||
+ | weiter gefestigt, Steht treulich der Mitarbeit | ||
+ | in den sechs neu eingerichteten Dienstbezirken und hat bis | ||
+ | jetzt die Miete Von zuerst Mark, jetzt | ||
+ | 65 Mark aufgebracht. Leider har unser alter CVJM-Kreis, | ||
+ | an dem die Gemeinschaft sich neu aufbauen sollte, im Blick | ||
+ | darauf fast völlig versagt. Durdi eine erneute Spaltung | ||
+ | und die Erwerbslosigkeit vieler Mitglieder hat er sich seit | ||
+ | Februar 1932 nicht mehr an der Mietezahlung beteiligt. | ||
+ | auch besucht er die Gemeins&naftsversammlungen nur schr | ||
+ | selten. Dennoch hoffen wir, daß er nach seiner jahre!angen | ||
+ | Selbständigkeit nach und nach wieder in die Gemeinschaft | ||
+ | hineinwächst. Die Wegweiser-Verbreitung nahm etwas zu, | ||
+ | auch ist eine kleine Blättermission begonnen worden. Die | ||
+ | Neuanschaffung von Wirtschftsgegenständen und der | ||
+ | Inneneinrichtung konnte nur in ganz beschränktem Maße | ||
+ | erfolgen. Ein altes Harmonium und einen Anrichte-Schrank | ||
+ | schenkte uns Abteilung Ackerstraße und Osten, Südwesten, | ||
+ | Friedcnau und Wedding je einige Stühle. Im übrigen müs- | ||
+ | sen wir uns mit Leihmöbel behelfen. | ||
+ | M. | ||
+ | Diese Arbeit geht in gesegneter Weise, wenn audi in | ||
+ | kleinerer Form, im Lutherhaus in Pankow weiter. Unsere | ||
+ | liebe, altc Schwester Emmy Manitz dient noch in einer | ||
+ | Frauenstunde, und ihr Glück und ihre Freude ist es, Seelen | ||
+ | für das Lamm zu werben, | ||
+ | Aus der Arbeit der Christlichen Vereine Jznger Miner St. Mibael | ||
+ | Mit dem Ausbau der Gemeinschaftsarbeit war audi dic | ||
+ | Notwendigkeit einer besonderen Arbeit der männlichen | ||
+ | Jugend gegeben. Hin und her in den einzelnen Gemein- | ||
+ | schaften mühte man sich um die heranwachsende Genera- | ||
+ | tion. die zielklare Fortführung und Zusammenfassung | ||
+ | dieser Arbeit geboten war, wurde Herr Bülow mit | ||
+ | diesem Amt betraut. Ihm folgte Herr Wießner, der dann | ||
+ | Zur Berliner Mission überging. 1925 übernahm der | ||
+ | Junglehrer Gerhardt Goldmann das Amt des Jugendwarts, | ||
+ | das er mit glühendem Eifer und rechtem Gesd'ick verwal- | ||
+ | tete. Er sorgte für die Herausgabe eines eigenen Monats- | ||
+ | blattes „Junge Kämpfer- und führte die Arbeit nad' innen | ||
+ | und nach außen voran. Es erfolgte die Anpassung an die | ||
+ | Arbeitsweise der Arbeitsgemeinschaft der CVJM Deutsch- | ||
+ | lands und die Fühlungnahme mit dem Ostdeutschen Jüng- | ||
+ | lingsbund. Missionsarbeit wurde über die Grenzen Berlins | ||
+ | hinaus getrieben, so daß in mehreren Orten der Pmvinz | ||
+ | Patenkreise entstanden, Nach zweijähriger fruchtbarer | ||
+ | Arbeit wurde Herr Goldmann seinem Übertritt zur | ||
+ | Arbeitsgemeinschaft der CVJM, von Herrn Paul Müller | ||
+ | abgelöst. Er kam in eine organisatorisch Arbeit und | ||
+ | konnte sich der inneren Vertiefung der Arbeit widmen, | ||
+ | wobei er besondere Sorgfalt auf die Eingliederung der | ||
+ | CVJM-Kreise in das Gesamt-Gemeinschaftswerk legte. Seit | ||
+ | Herbst 1930 hat Jugendwart Fritz Felgentreu dic Jung- | ||
+ | und Knabenarbeit übernommen, die 300 Jungen | ||
+ | und 200 junge Männer in neun Kreisen als Mitglieder um- | ||
+ | faßt. Der „Junge Kämpfer" erscheint in monatlicher Auf- | ||
+ | lage von 1200—1500 Exemplaren und dient als Werbe- und | ||
+ | Mitteilungsblatt. Sonst werden die Zeitschriften der AG | ||
+ | und des Reichsverbandcs evangelischer Jungmännerbiinde | ||
+ | gelesen. Zu der wöchentlichen Junggcharstunde erscheinen | ||
+ | in den einzelnen Kreisen insgesamt 200 Knaben, Zu der | ||
+ | Bibelstunde der jungen Männer 100 Mann, | ||
+ | Fast in allen Kreisen wird Sport getrieben, Musik ge- | ||
+ | pflegt. geistige Fortbildung durch Vortrigc aus allen Wis- | ||
+ | sensgebicten erstrebt und im Fahrten- und Lagerleben Er- | ||
+ | ziehung zur christlichen Mannhafrigkeit geiibt. Nach Leib, | ||
+ | Seele und Geist soll dem jungen Mann gedient werden, der | ||
+ | als eingeschriebenes Mitglied zu einem reinen Lebenswan- | ||
+ | del sich verpflichtet hat, Die gliubigen jungen Männer | ||
+ | sind in der „Tätigen Mitgliedschaft" zusammengeschlossen, | ||
+ | um sich im praktischen Missi(M-vsdienst von Mann zu Mann | ||
+ | zu betätigen. Mitarbeiter sorgen für die Heranbildung der | ||
+ | kommenden Führer aus der TM. Die Besprechung der | ||
+ | Führer findet monatlich statt. Gemeinsame Nestabende, | ||
+ | Lager und Fahrten dienen der Zusammenfassung der neun | ||
+ | Kreise mit ihren nach Altersstufen in Jungsdnar (10—14 | ||
+ | Jahre), Jungvolk (15—17 und die Hauptabteilung | ||
+ | (über 17 Jahre) geordneten Abteilungen. Zur Tradition ge- | ||
+ | worden sind das Oster-lager in irgendeinem Dorf der Mark | ||
+ | (Durchsdtnittsbesudl IOC M.mn), das Sportfest im Herbst | ||
+ | und neuerdings die Ferienfahrt der Jungsdtar, die Sommer | ||
+ | 1932 75 Jungen auf Vier Wochen an die Ostsee führte. | ||
+ | Durch Hilfe in der Sonntagsschule und im Chor sowie | ||
+ | durch Teilnahme an den großen St.-Michaels-Veranstaltun- | ||
+ | gen (Karfreitag, Jungfernheide-Tag, Miåaelsfest) ist die | ||
+ | Eingliederung der CVJM-Arbeit in das Gesamtwerk ge- | ||
+ | geben, während die Berührung mit den großen Organisa- | ||
+ | tionen des Reichs-Jungmännerwerkes ihren horizontwei- | ||
+ | tenden Einlluß ausübt. Ist der missionarische Kampf um | ||
+ | die deutsd-,e Mannesjugcnd heute durch die wirtschaftliche | ||
+ | und politische Lage besonders schwer geworden, so ist es | ||
+ | ein besonderer Vorzug unserer CVJM-Arbeit, w:nn sie | ||
+ | verständnisvolle Rückenstärkung von seiten der Gemein- | ||
+ | schaft erfährt, auf das Christus hoch gepriesen werde bei | ||
+ | den Jungen wie bei den Alten. | ||
+ | Arbeit an der weiblichen Jugend | ||
+ | Daß der Gründer und Leiter des St.-Midraels-Werkes, | ||
+ | Graf Pückler, besonderes Interesse der Jugend und ihrer | ||
+ | Sammlung unter Christi Fahne sdlenkte, lag wohl einmal | ||
+ | daran, daß er selbst noch jung den Heiland fand, sodann | ||
+ | aber auch an der Erkenntnis, daß, wer die Jugend hat, die | ||
+ | Zukunft baut. So förderte er in jeder Weise die Zusam- | ||
+ | menkünfte audi der jungen Mädchen und sorgte dafür, | ||
+ | dag in jeder Gemeinschaft ihnen Raum und Zeit gelassen | ||
+ | wurden. Wie oft erschien er dann plötzlich hier und da in | ||
+ | ihren Stunden und freute sich, wenn er Freude aus den | ||
+ | Augen der Mädchen leuchten sah, während sie ihre Hei- | ||
+ | landslieder sangen oder bei der Besprechung des Wortes | ||
+ | Gottes waren! Uns Führerinnen der Gruppen lud cr hin | ||
+ | her zu einer Tasse Kaffee in das Hospiz St. Michael ein | ||
+ | und besprach mit uns Arbeit und Gottes Wort. Da | ||
+ | foß das Wort noch viel mehr, als es hcute überall der Fall | ||
+ | ist, aus dern ursprünglichen Quell. Die sogenannte Jugend- | ||
+ | bewegung, die in den Ictzren zwanzig Jahren entstanden | ||
+ | war, zog auch in unsere Kreise viele Jugendliche hinein. | ||
+ | Da war starke, innere Arbeit nötig, die Bewegung, die | ||
+ | Wir merklich stark in den Jahren 1923—26 bei uns hat- | ||
+ | ren, zu einer Bewegung für und in Christus werden zu | ||
+ | Eine aus den Stark Jugendbewegten Sind | ||
+ | ganz an Christus ausgelieferte Leute geworden, die Zum | ||
+ | Teil noch heute mithelfen. In diesen Jahren entstanden | ||
+ | auch — im Jahre 1922 zuerst | ||
+ | — unsere | ||
+ | Zeiten. Zuers-t wxren sie mehrmalig in Hohenbinde bei | ||
+ | Erkner. Gern denke an sie zurück, auch an den St.- | ||
+ | Michaels-Sonntag, der Stets denen | ||
+ | mehrere hundert St.-Michaels-Leute zu uns hinauskamen, | ||
+ | mit denen wir dann gemeinsame Waldgottcsdienste hatten. | ||
+ | Einmal war eine solche Freizeit in Harnekop bei Sterne- | ||
+ | bea. Da schlief dann die ganze Jugendgesells&aft der Bil- | ||
+ | ligkeit halber auf Stroh in kostete jeder | ||
+ | Tag schon 50 000 Mark (Inflationszeit). Auch weitere Wan- | ||
+ | derungen wurden, den Forderungen der Zeit entsprechend, | ||
+ | gemacht: durch den Harz. dur+s Riesengebirge und auf | ||
+ | der Insel Rügen. Unvergeßlich ist vielen da so manche | ||
+ | Stunde des gemeinsamen Genießens der Natursdlönheiten, | ||
+ | so manche Bibelbesprechung, die nach Zeugnissen man- | ||
+ | Vieles gab. Not Zeit hat uns dieser | ||
+ | Freuden genommen und dadurch, wzs verständlidl ist, die | ||
+ | große Jugendz*hl gemindert. Nun kommt es darauf an, | ||
+ | was ja das Wesentliche unserer Arbeit ist, daß die Freude | ||
+ | allein am Herrn unsere große Freude wird. | ||
+ | ich unsere | ||
+ | seit 1923 ihr eigenes Werbeblatt, „Durch zum Licht", | ||
+ | haben, von der Unterzei&neten herausgegeben, das in | ||
+ | monatlich 3600 Exemplaren von den Jugendbundmitglie- | ||
+ | dern gekauft und verteilt wird. | ||
+ | Zu den Missionszweigen, die Graf Pückler ins Leben | ||
+ | rief, gehört auch die an gefallenen | ||
+ | die als Arbeitszweig in der Inflationszcit aufhören mußte. | ||
+ | Am Bußtag des Jahres 1897 War es das | ||
+ | Graf Pü&ler in den Nachtstunden von 12 bis 2 Uhr eine | ||
+ | Versammlung für Straßenmädchen hielt, die er durch Da- | ||
+ | men, die Sidi ihm zur Verfügung stellten | ||
+ | — unter ihnen | ||
+ | , einladen ließ. Alle 14 Tage wiederhol- | ||
+ | ten sich dann diese Versammlungen, an denen die Mädchen | ||
+ | mit Tee und Kuchen bewirtet Wurden und ihnen am Schluß | ||
+ | das Evangelium gesagt ward. So entstand ein Besuchsdienst, | ||
+ | den freiwillige Mitarbeiterinnen übernahmen, so daß ISO | ||
+ | Mädchen von ihnen ständig besucht wurden. Mandte der | ||
+ | kehrten um und begannen | ||
+ | Mehrzahl fel in ihr altes Leben zurück. Im April IS98 | ||
+ | mietete Graf für diese Arbeit eine im | ||
+ | Hause Chausseestraße 110, ein Zufluchtsheim, in das die | ||
+ | Mädchen, die ihre alten Sündenwege verlassen wollten, ge- | ||
+ | bracht wurden. Fräulein Wilke, die längst beim Heiland | ||
+ | ist, wurde zur Leiterin des Heims berufen. Daß diese Ar- | ||
+ | beit war und Viel Enttäuschung bereitete, ist | ||
+ | wohl ganz verständlich. Doch ist auch sie nicht vergeblich | ||
+ | gewesen. Nur das eine sei angeführt, daß eine dieser | ||
+ | Gebundenheit Gerettete nodl heute in einem Reichsgottes- | ||
+ | werk in der Nachtmission steht und somit die Arbeit St. | ||
+ | Michaels und unseres gesegneten Grafen Piickler fortsetzt. | ||
+ | Als ich im Oktober 1907 als Nachfolgerin von Frl. Wilke | ||
+ | die Leitung des Heims übernahm, sagte Graf Piickler etwa | ||
+ | folgendes: „Daß die Rettungsarbeit getan und erhalten | ||
+ | wird, ist mir ein besonderes Anliegen. Ich habe es Gott ge- | ||
+ | lobt, an diesen Gebundenen arbeiten Zu lassen, solange ich | ||
+ | lebe." Wir schwer es ihm dann wurde, aus der Not des | ||
+ | Krieges heraus das Heim als solches doch aufgeben zu müs- | ||
+ | Sen, lißt sich bei der Gewissenhaftigkeit unseres heimge- | ||
+ | gangencn Präses ermessen. Es war ihm ein Trost, daß das | ||
+ | Heim, das im Jahre 1907 in unser Haus, Schönwalder | ||
+ | Straße 21, verlegt war, wenigstens bestehen blieb, wenn | ||
+ | audi in veränderter Form als Heim für berufstätige Mäd- | ||
+ | Chen unter Leitung von Frl. Bernsdorff. Er honte, es später | ||
+ | seinem alten Zweck zurückgeben zu können, was ihm lei- | ||
+ | der versagt blieb. | ||
+ | B. | ||
+ | Kinderheim St. (1914 -1923) | ||
+ | Am 28.Fcbruar 1914, als das Gemeinschaftswerk St. Mi- | ||
+ | chael bereits 31 Jahre bestand, wurde das Schwesternhaus | ||
+ | durch Graf Pücklcr eingeweiht und als Zweigarbeit der Ge- | ||
+ | meinschaft eingegliedert. Die Oberin Emma Zink hatte | ||
+ | dem Grafen ihre Gedanken dargelegt, und dieser ging freu- | ||
+ | 126 | ||
+ | dig darauf ein. Eine Wohnung von vier Zimmern in Frie- | ||
+ | denau, Maybachplatz 14/15, wurde gemietet. Es sollte eine | ||
+ | Schwesternarbcit werden, verbunden mit dem Missions- | ||
+ | dienst, gute christliche Schriften und Blätter ins Haus zu | ||
+ | bringen, mit der Aufgabe, Kranke und Sieche, ferner arme, | ||
+ | verwaiste und verkommene Kinder zu pflegen. Sechs neu | ||
+ | eingetretene junge Mädchen waren am Tage der Einwei- | ||
+ | hung da, auch die ersten Kinder wurden uns zugeführt. | ||
+ | Die Einweihungsfeier fand im Gemeinschaftssaal Isoldc• | ||
+ | Straße 9 statt. Da keine Mittel vorhanden waren — die | ||
+ | erste Vierteljahresmiete zahlte die Oberin aus eigenen Mit- | ||
+ | teln — und man alle Kinder ohne Geld aufnahm, mußte | ||
+ | der Graf tüchtig einspringen. Langsam | ||
+ | — es war ja Kriegs- | ||
+ | — entwi&eltc sich eine kleine Schwesternschaft, es | ||
+ | zeit | ||
+ | mußten weitere Räume gemietet werden. 1915 waren es | ||
+ | 50 Kinder und 15 Schwestern. Als der Graf auf Urlaub | ||
+ | kam, wagte es die Oberin, ihn um ein eigenes Haus zu | ||
+ | bitten. Schon am nichsten Tage bot ein Steuerbcamter das | ||
+ | Haus Kaiserallee 121 an. Wie fein nach Psalm 121! Da alle | ||
+ | Verträge 1916 abliefen, der Kaufpreis günstig war, riet | ||
+ | auch der Schatzmeister, Br. Kogelscbavz, Zum Kaufe. Die | ||
+ | Schwestern zogen Januar 1916 ins Haus ein. Der Graf | ||
+ | wollte nicht mehr als 50 Kinder und 30 Såwestern. Die | ||
+ | Oberin wußte ihn willig zu machen, auch das Nadlbarhaus | ||
+ | 122 zu kaufen. Da das Haus nicht sofort voll besetzt war, | ||
+ | bat der Graf in vornehmer Weise, ob die Gemeinschaft | ||
+ | nicht in den Parterreräumen von 122 aufgenommen | ||
+ | den könnte. Die Schwestern willigten gern ein. Es wurden | ||
+ | auf Kosten des Grafen die beiden Häuser schön eingericly | ||
+ | tet. Dann wurde die Arbeit durch Übernahme der Kinder- | ||
+ | arbeit „Zionshilfe" in Sdnöneberg, Rubenstraße 56, wie- | ||
+ | der-um erweiterc. Der Graf bezahlte auch hier alle Kosten. | ||
+ | Im Herbst 1923 berief er, für unerwartet, einen gläu- | ||
+ | bigen Pfarrer in seine Arbeit als persönlichen Mitarbeiter. | ||
+ | Im März 1924 starb der Graf, und der junge Pastor Diet- | ||
+ | rich half zuerst noch im Gemeinschaftswerk. | ||
+ | r 27 | ||
+ | des | ||
+ | „St. im Abriß ( -195 7) | ||
+ | Vom Herrn Grafen Piickler, der mich auf der Kanzel in | ||
+ | Falkenberg in Oberschlesien kennengelernt hatte, zur Lei- | ||
+ | tung seines Gemeinsdlaftswerkes berufen, begann ich meine | ||
+ | Tätigkeit mit meiner Einführung im Saal der Gemeinschaft | ||
+ | am Wedding am St.-Michaels-Fest 1923, und zwar im Dia- | ||
+ | konissen•Muttcrhaus und Kinderheim „St. Michael" und | ||
+ | in den Gemeinschaften am Wedding, in Friedenau und in | ||
+ | der Ackerstraße, auch in Schöneberg und Lichtenberg. | ||
+ | Durch des Herrn unbegreifliche und unverdiente Gnade | ||
+ | begann damals eine Segcnszeit durch eine Erweckung in | ||
+ | der Gemeinschaft am Wedding und im Mutterhaus und | ||
+ | eine Weiterung der Arbcir in der Gemeinschaft in der | ||
+ | Ackerstraße, veranlaßt durch Buße und Vertiefung des | ||
+ | Glaubens und der Liebe untereinander und durch Evan- | ||
+ | gelisationen in trcucr Mitarbeit der Brüder Kampmann, | ||
+ | Gomille, Knoll, Krüger, Karin und anderer und in der | ||
+ | Ackerstraße der Brüder Diedric:h und Böttdler. An jene | ||
+ | Frühlingszeit denken Wir Freuden 'zurück und mit der | ||
+ | Bitte, daß der Herr sie uns wiederschenken möchte. | ||
+ | Vor allem in Rücksicht auf die Ausdehnung der Arbeit | ||
+ | des Diakonissen-Mutterhauses sah mich veranlaßc, von | ||
+ | der Arbeit in den Gemeinschaften St. Michael zurückzu- | ||
+ | treten, um mich ganz dem Mutterhause Widmen Zu können. | ||
+ | Näher eingehend auf die Arbeit unseres Schwesternwerkes | ||
+ | möchte id. auf folgendes hinweisen: | ||
+ | Diese Erweckungs- und Vertiefungszeit hatte segens- | ||
+ | reiche Folgen für gesamte Werk. Die Schar unserer | ||
+ | wuchs Zusehens. Sie kamen aus den Arbeitsge- | ||
+ | bieten unserer Sc%western, vor allem aus Schlesien und | ||
+ | Pommern und aus der Heimat unserer lieben Oberin, Mut- | ||
+ | ter Emma, aus Bayern. Es war eine Freudenzeit im Mut- | ||
+ | terhause. Immer neue Arbeitsgebiete taten sich dem Werke | ||
+ | auf, zunächst in der Gewinnung weiterer eigener Häuser | ||
+ | zu Tochteranstalten: In Falkenberg (Mark) pachteten wir | ||
+ | 1924 ein früheres unser zur Un- | ||
+ | terbringung und Erholung unserer Kinderschar, deren Zahl | ||
+ | bis auf 300 gestiegen war, und von Erwac%senen, und rich- | ||
+ | tcten in dem neuen Heim eine Haushaltungsschule ein, die | ||
+ | bis auf 50 Sdlülcrinnen stieg. Audi sie erlebten eine Er- | ||
+ | Weckung durd-' die Freizeiten, die das Blaue Kreuz alliihrlich | ||
+ | in der Bußtagswoche dort hielt. Mit viel Freude und Dank- | ||
+ | barkeit erinnern wir uns an die Missionsfeste auf der herr- | ||
+ | lidlen Bergwiese, die zur Anstalt gehörte, an denen viele | ||
+ | Gäste aus den St.-Michaels-Gemeinsd1*ften und den um- | ||
+ | liegenden Gemeinden uns besuchten und Missionare ver- | ||
+ | schiedener Missionsgesellschaften im Laufe der Jahre uns | ||
+ | mit brennendem Herzen von den deutschen Missionsfcl- | ||
+ | dern beridlteten. | ||
+ | Außer dem Hause „Morija• paåtetcn wir in den kom- | ||
+ | menden Jahren noch das Pfarrhaus im benachbarten Dorf | ||
+ | Cöthen zur Erholung unserer Schwestern und Kinder und | ||
+ | kauften noch zwei Villengrundstü'ke in Falkenberg, unsere | ||
+ | „Morgenröte", die zum Erholungsheim eingerichtet wurde, | ||
+ | und unsern -Abendfrieden- für ein Altersheim. In diesen | ||
+ | Heimen fanden unsere Haushaltungssåülerinnen ihre Aus- | ||
+ | bildung. Wir freuen uns, daß diese drei Heime auch jetzt | ||
+ | bestehen und ihre Aufgabe erfüllen. | ||
+ | Nach Ablauf der Pacht des Hauses „Moriia• konnten | ||
+ | wir im Januar 1937 das Schloß „Seewalde" in Mecklenburg | ||
+ | günstig kaufen und nun in eigene Räume ziehen. Ein sel- | ||
+ | ten mit seinen Seen und Wäldern, seiner | ||
+ | in sich geschlossenen Landwirtschaft 150 Morgen und | ||
+ | seinen großen Obstanl*gen und einer Fülle von Räumen | ||
+ | zur Aufnahme unserer Gäste! In der Tat eine wunderbare | ||
+ | und gnädige Führung unseres Herrn! Schon im ersten | ||
+ | Jahre unseres Dortseins begannen wir mit Freizeiten für | ||
+ | unsere Giste und die umliegenden Gemeinden (Zed--,liner | ||
+ | Hütte, Rheinsberg usw.), bald auch mit Freizeiten für | ||
+ | Pfarrer. Auch hier brach eine Segenszeit an, die uns | ||
+ | vergeßlich sein wird. Die Missionsfeste feierten wir hier | ||
+ | alljährlich weiter. Dazu kamen die Gäste aus den umlie- | ||
+ | genden Gemeinden mit Dampfern über den See See- | ||
+ | walde — | ||
+ | ein wundersdlöner Anblick! Mit Dank erinnern | ||
+ | wir uns an die prächtigen Männer, die uns am Wort gc- | ||
+ | dient haben: Die Pfarrer Jobs. Lohmann, Schnepel, Moll, | ||
+ | Huhn, Gcnsichen, Kottmeier, Finndorf, Reinhold; | ||
+ | meister Dr. Berg aus Neustrelitz und die Missionare aus | ||
+ | verschiedenen Missionsgesellschaften. Auch fand in See- | ||
+ | walde in jedem Sommer eine große Schar Berliner Kinder | ||
+ | Erholung. Wir denken aber auch an den schweren Brand, | ||
+ | den wir im strengen Januar 1940 dort erlebten und der das | ||
+ | Schloß bis auf das Erdgeschoß zerstörte, und an zwei wei- | ||
+ | tere kleine Brände im Seitenflügel, so daß wir uns, auch | ||
+ | wegen der Unwirtsdlaftliåkeit dieser Arbeit und auf | ||
+ | Grund des Druckes der Wehrmacht entschlossen, das wie- | ||
+ | deraufgebaute schöne Anwesen im Juni 1941 wieder zu | ||
+ | veräußern. Ein Schloß in der Oberlausitz- „Bärwalde", | ||
+ | pachteten wir 1947 als Ersatz vom Ministerium In Dres- | ||
+ | den; es wurde uns aber schon nach wenigen Jahren wieder | ||
+ | entzog en. | ||
+ | Über diese eigenen Anstalten und Heime hinaus konn- | ||
+ | ten wir den an uns gerichteten Bitten entsprechen und eine | ||
+ | Anzahl von Stationen im Laufe der Jahre mit unsern | ||
+ | Schwestern besetzen: Zuerst in Oberschlesien die Ge- | ||
+ | meindestationen mit Kindergarten in Falkenberg, Graasc, | ||
+ | Schedlau, Heidersdorf, Grotikau, Kirchberg, Groß-Gohlau, | ||
+ | Schur-gast, Löwen, Hilbersdorf, später in Goldschmieden | ||
+ | und Neukirch bei Breslau; ferner die Krankenhäuser in | ||
+ | Groß-Jestin in Pommern und Bitterfeld in Sad-,sen und | ||
+ | nach Ablösung des letzteren das Krankenhaus in Wolden- | ||
+ | berg/Neumark. Schöne Arbeitsfelder für unsere Schwestern, | ||
+ | die wir als Hauselrern gern besuchten, wo wir alljährlich | ||
+ | mit unseren Schwestern köstliche Zeiten der inneren Stär- | ||
+ | kung durch Gottes Wort erlebten! | ||
+ | Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 begann | ||
+ | auch für unser S&westernwerk und seine Stationen eine | ||
+ | schwere Zeit, die dann in der totalen Zerstörung des Mut- | ||
+ | terhauses in Friedenxu im September 1944 auslief und in | ||
+ | all dem sdlre&lichen Erleben beim Einbruch des Feindes | ||
+ | im Frühjahr 1945, damit verbunden dem Verlust aller Ar- | ||
+ | beitsfelder unserer Schwestern in S+lesien, Pommern und | ||
+ | der Neumark und gar mancher lieber Sdtwester durch den | ||
+ | Tod im Kriegszusammenhang. Neue Stationen gewannen | ||
+ | Wir in Drang und Not für unsere heimgekehrten Schwe- | ||
+ | stern in Süd- und Westdeutschland: Krankenhaus Weißen- | ||
+ | brunn, Gemeinden Unterrodach, und Burggrub | ||
+ | in Bayern, in HannoveeKleefeld, Duisburg, zuletzt in | ||
+ | Bingerbriick/Rhein, Daadem'Sieg und auch in Berlin-Neu- | ||
+ | heiligensee. | ||
+ | Das Mutterhaus aber lag in Trümmern, und wir wohn- | ||
+ | — nach der schon 1943 erfolgten Verlagerung unserer | ||
+ | Kinder nach Bayern und nach Aufhebung des Altersheims | ||
+ | — in Notquartieren in Friedenau, bis sich uns nach langen | ||
+ | vergeblichen Bemühungen um ein geeignetes größeres Ge- | ||
+ | biude für unser Mutterhaus ein schönes kleineres Villen- | ||
+ | grundstück in Berlin-Lichterfelde-Wesc zum Kauf bot, das | ||
+ | wir im März 1951 bezogen, und ein zweites zur Pacht im | ||
+ | Januar 1952. | ||
+ | langjähriger Vorarbeit treuer Mitarbeiter können | ||
+ | wir nun mit Hilfe von staatlichen Mitteln nach dem Ver- | ||
+ | kauf unseres Grundes und Bodens in Friedenau und dem | ||
+ | Erwerb eines geeigneten Geländes in der Nachbarschaft | ||
+ | unseres jetzigen kleinen Mutterhauses em neues | ||
+ | haus mit rund 65 Zimmern und einem großen Kirchensaal | ||
+ | mit Feierabendhaus für unsere Schwestern und einer Aus— | ||
+ | bildungsstätte für junge Mädchen, verbunden mit einem | ||
+ | Altersheim, aufbauen. | ||
+ | Unser Herr aber, der Bau- und Schirmherr dieses | ||
+ | Werkes, möge Seinen reichen Segen für diesen Wiederauf- | ||
+ | bau nach innen und außen allein zu Gottes Ehre geben! | ||
+ | Wir dürfen uns für den Wiederaufbau unseres | ||
+ | werkes auf die kostbaren Zusagen unseres Gottes (Hese- | ||
+ | kiel 36,33-37 und Haggai 2,9.10) stützen, die Er durch | ||
+ | Seinen lieben Sohn, unsern Herrn Jesus, auch an uns er- | ||
+ | füllen will, wenn wir in neuer Buße, neuem Glauben und | ||
+ | neuer Liebe Seinem Willen entsprednen, wenn es uns um | ||
+ | Seine Sache, um den Bau Seines Gottesreiches und Sein | ||
+ | Kommen in der Herrlichkeit Seines Vaters und unsere | ||
+ | ernste Zubereitung darauf tun ist. SO Wird diese | ||
+ | såwerg Leidenszeit, die über unser liebes Schwesternwerk | ||
+ | kam, durch innere Läuterung noch zu einer großen Segens- | ||
+ | zeit werden. | ||
+ | Wir erinnern uns mit Dank an die Brüder aus den Ge- | ||
+ | St. Michael, die im Laufe der Jahre dem Ku— | ||
+ | ratorium des Mutterhauses angehörten: Herr Kogelschatz, | ||
+ | Pfarrer die Brüder | ||
+ | Gauen, Steingräber und Pfarrer Antonowitz und freuen | ||
+ | uns über die Brüder Ziegler und Krause, die noch bei uns | ||
+ | Sind. Im besonderen Sind wir aber dankbar, daß unsere | ||
+ | liebe Oberin Mutter Emma, die Begründerin des Schwe- | ||
+ | Sternwerkes, in ihrem hohen Alter freudig und tat- | ||
+ | kräftig am Werke steht. Unser aufrichtiger Wunsch ist es, | ||
+ | mit unsern Gemeinschaften St. Michael, da wir ja mit | ||
+ | ihnen dem gleichen Werk unseres lieben Grafen entstam- | ||
+ | und Zu innerlich gehören, herzliche Ge- | ||
+ | meinschaft und Bruderschaft Zu pflegen und uns gegen- | ||
+ | seitig innerlich zu fördern. | ||
+ | nun; | ||
+ | „Frisch voran in dem Werk: Denn es gilt Gottes Ehr | ||
+ | in Kampf mit der Welt und der Finsternis Heer. | ||
+ | Hier gibts Arbeit für uns, Brüder, laßt sie uns tun, | ||
+ | der Getreue wird einst bei Herrn ewig | ||
+ | Berlin-Lichterfelde-West, den 13. September 1957, | ||
+ | am Geburtstag unseres Grafen Piickler | ||
+ | St. Michael seit Graf Pidlers Tod bis Gegenwart | ||
+ | Dem schönen St.-Michaels-werk fehlte nun der einzig- | ||
+ | artige Führer. Das Werk war auf seine Person zugeschnit- | ||
+ | ten. ES mtlßte diese Arbeit des Grafen un- | ||
+ | verändert in den alten Bahnen weiterzuführen. Der Vize- | ||
+ | präses, Rechnungsrat Hagedorn, tat, Was er konnte. Treu | ||
+ | hat er über dem Werk gewacht. Die Schwierigkeiten lagen | ||
+ | gar nicht so sehr in dem hohen Alter des lieben Bruders, | ||
+ | sondern vielmehr in dem ganzen Aufbau des Werkes. „Der | ||
+ | zu spärlidne Einsatz gediegener Berufsarbeiter zu rechter | ||
+ | Zeit und die zu starke Zentralisation des St.-Michaels-Wer- | ||
+ | kes haben es verhindert, daß dieses herrliche Werk sich | ||
+ | nicht noch mehr ausgedehnt hat und die einzelnen Statio- | ||
+ | nen nicht mehr erstarkt sind. Wenn zwölf Großstadtge- | ||
+ | meinschaften durch drei bis vier Berufsarbeiter betreut | ||
+ | werden, dann kann das keine intensive Arbeit sein mit | ||
+ | und Jugendarbeit. Die Folge | ||
+ | davon ist, daß andere dicht daneben auf- | ||
+ | und die Fortentwicklung der ersteren zu leicht | ||
+ | beeinträchtigen. Man sagt oft, unter den vielen | ||
+ | der Großstadt könnte eine Gemeinsåaft neben der ande- | ||
+ | ren sein. Theoretisch ist das richtig, aber in der Praxis zeigt | ||
+ | sich bald, daß die Leute, die für Jesus disponiert sind, nidlt | ||
+ | so zahlreich sind, daß bei den hohen Mieten die Mittel | ||
+ | und Kräfte für einen geordneten Gemeinschaftsbetrieb und | ||
+ | für so viele Stationen aufgebradlt werden können." Das | ||
+ | hat dann auch St. Michael erfahren. | ||
+ | Mit aus diesen Gedankengängen heraus hat Regierungs- | ||
+ | und Baurat Müller, der später vlM•übergghend Prises war, | ||
+ | den Grafen wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß | ||
+ | es sich empfehlen dürfte, dic an vielen Stellen neu ent- | ||
+ | stehenden Gemeinschaften dem St.-Michaels-Werk — | ||
+ | — anzugliedern. Grund- | ||
+ | leicht unter anderer Bezeichnung | ||
+ | sitzlich war er nicht dagegen, konnte sich iedodl Zu einem | ||
+ | endgültigen Entschluß nicht aufraffen. St. Midlael war sein | ||
+ | Schoßkind, das er nicht einmal den Gnadauer Verband an- | ||
+ | gesatlossen hat. Die Folge davon war, daß die anderen | ||
+ | Gemeinschaften nach und nach Ansdlluß bei dem Bran- | ||
+ | denburger Gemeinschaftsbund suchten, der sich 1907 aus | ||
+ | zum Teil vorn Verbande abgezweigten Ge- | ||
+ | meinsdlaften bildete. Eine günstige Gelegenheit, die einzel- | ||
+ | nen St.-Midnaels-Gemeinschaften durch Einstellung einer | ||
+ | größeren Zahl jüngerer Berufsarbeiter und intensive Ar | ||
+ | beit zu stärken und geldlidl unabhängiger zu machen, bot | ||
+ | sich in den Jahren der Inflation, deren Ende ziemliå mit | ||
+ | dem Heimgang des Grafen zusammenfiel. Die Hospize | ||
+ | warfen damals einen ganz sdlönen Überschuß ab, und die | ||
+ | Kollekteneingänge waren gleich nadl der Inflation in den | ||
+ | Gemeinschaften besser denn je. Die Übers&lüsse des Ho- | ||
+ | spizes St. Michael und ein Vermäc%tnis des Grafen wollte | ||
+ | Redinungsrat Hagedorn, der als Nachfolger des Grafen | ||
+ | Zum Vorsitzenden des Werkes gewählt wurde, aufsparen, | ||
+ | Sie wurden die Erweiterung des Schwestern— und | ||
+ | Kinderheims St. Michael in Falkenberg (Mark), freilich un- | ||
+ | ter der der späteren verwendet. | ||
+ | Krankheitshalber mußte Br. Hagedorn dann den Vor- | ||
+ | Sitz bald niederlegen. Bis Eintritt des | ||
+ | Müller als Vorsitzender, im Frühjahr 1928, leitete der | ||
+ | Schatzmeister und stellvertretende Vorsitzende, Br. Kogel- | ||
+ | Sd-.atz, das Werk. Bestreben des Regierungsrats Müller | ||
+ | war, entsprechend der Absicht und dem Willen des ver- | ||
+ | Storbenen Grafen, die Kinderzahl des Kinder- | ||
+ | heims angesichts der immer mehr zutage tretenden Absicht | ||
+ | der Behörden, die Kinder in eigenen | ||
+ | unterzubringen, nach oben zu begrenzen und die Gemein- | ||
+ | und das auszubauen und zu | ||
+ | dcrn. Während cr bezüglich der Begrenzung der Kindcfr | ||
+ | zahl bei einzelnen Brüdern auf Schwierigkeiten stieß, wur- | ||
+ | den auf Wunsch Zur intensiveren Bedienung der | ||
+ | Gemeinschaften zwei Junge Liebenzeller Brüder, die sich | ||
+ | in der Ausbildung zur Äußeren Mission befanden, ange- | ||
+ | stellt. | ||
+ | Bald darauf (1929) legte Regierungsrat Müller seinen | ||
+ | Vorsitz nieder, weil die mit St. Michael verbundenen Ar- | ||
+ | beiten neben der Leitung des sic% immer mehr ausdehnen- | ||
+ | den des Verbandes seine Kraft über- | ||
+ | stiegen. Kurz vorher hatte Wasserbauinspektor Braemer | ||
+ | Sich bereit gefunden, den stellvertretenden Vorsitz zu | ||
+ | nehmen. Die Stelle des Präses blicb zwei volle Jahre ver- | ||
+ | waist. Der Vizepräses Braemer wohnte außerhalb Berlins in | ||
+ | Althartmannsdorf, war schwer zu erreichen und außerdem | ||
+ | durch seinen Beruf und durch seine Mithilfe in der Ge- | ||
+ | meinschaftsarbeit des Märkischen Verbandes stark besetzt. | ||
+ | St. Michael brauchte mehr noch als in der ersten Zeit eine | ||
+ | eigene, starke, verantwortliche Leitung, denn die Wirt- | ||
+ | schaftskrisis, die über unser Vaterland kam, griff auch über | ||
+ | auf die Reichsgottesarbeit und Gemeinschaftswerke, auch | ||
+ | auf unser durch den Grafen Piid•der scheinbar fest gegrün- | ||
+ | detes St.-Michaels-Werk. Die großen Häuser bradlten keine | ||
+ | Einnahme. Die Hospize, die nach der Inflationszeit noch | ||
+ | erhebliche Überschüsse brachten, wurden sogar Zuschuß- | ||
+ | betriebe. Die Zahl der Kinder irr Kinderheim ging ganz | ||
+ | bedeutend zurück. Die Arbeitslosigkeit ergriff je länger je | ||
+ | mehr auch unsere Kreise. Die Arbeitsfreudigkeit litt. Es | ||
+ | fehlte der immer zuschießende und ermunternde Graf, und | ||
+ | ein anderer Graf, der im Geiste Pücklers dieses Werk wie- | ||
+ | der aufrichten konnte, fand sich nicht. Dazu benötigte | ||
+ | Herr Regierungsrat Müller den Vizepräses, Br. Braemer, | ||
+ | der gewissermaßen nur in die Lücke eingesprungen war, | ||
+ | ganz für seine Arbeit im Märkischen Verband, da ich mei- | ||
+ | nem lieben Freunde bei meiner außeramtlich schon außer- | ||
+ | ordentlich starken Inanspruchnahme in der Mark keine | ||
+ | Hilfc Zusagen konnte. Nun mußte eine Entscheidung ge- | ||
+ | troffen werden. Deshalb schlug mich Regierungsrat Müller | ||
+ | im Oktober 1931 dem Brüderrat St. Michaels als Vorsit- | ||
+ | zenden vor. Dieser Vorschlag überrasdite die Mitglieder | ||
+ | des Brüderrats in der Sitzung am 9. Oktober. Am 9. No- | ||
+ | vember 1931 wurde ich — audi die Abwesenden hattcn | ||
+ | — einstimmig zum Vorsitzenden | ||
+ | ihre Zustimmung erteilt | ||
+ | gewählt und stellte mich zur Verfügung. Am 28. Novem- | ||
+ | ber wurde ich in mein Amt eingeführt. In schwerer Zeit | ||
+ | habe ich eine schwere Pflicht mit diesem Vorsitz übernom- | ||
+ | men. Sparmaßnahmen, die bereits eingeleitet waren, galt | ||
+ | es durchzuführen, die Opferfreudigkeit der Gemeinschafts- | ||
+ | mitglieder aufs äußerste anzuspannen bei immer mehr stei- | ||
+ | gender Erwerbslosigkeit und Verringerung der Einkom- | ||
+ | mensverhiltnisse. Im Oktober wurde für das Hospiz | ||
+ | Wedding in Frau Behrend eine neue Leitung gefunden. | ||
+ | Leider gelingt es bei den überaus traurigen wirtschaftlid-,en | ||
+ | Verhältnissen nicht, da der Fremdenzustrom aus dem Aus- | ||
+ | land wie auch aus den Provinzen ungeheuer nachgelassen | ||
+ | hat, die Einnahmen der Hospize so zu heben, daß sie die | ||
+ | Steuerlasten und Hypothekenzinsen selber tragen. An | ||
+ | Überschüsse ist gar nicht Zu denken. | ||
+ | Der innere Zustand unserer Gemeinsdlaften muß leiden, | ||
+ | weil vier Prediger in 14 Gemeinschaften nicht den inten- | ||
+ | siven Dienst durch seelsorgerliche Betreuung verrichten | ||
+ | können, der allein eine innerliche Belebung unseres Werkes | ||
+ | bringen könnte. (Die beiden von Regierungsrat Müller | ||
+ | eingestellten Liebenzeller Briider, Gresse und Haag, sind | ||
+ | infolge der einsetzenden Wirtschaftskrisis wieder an die | ||
+ | Missionsanstalt zurückgegeben worden.) | ||
+ | Trotzdem sehen wir unverzagt in die Zukunft. Gott | ||
+ | hat uns wunderbar durch dicscn Sommer hindurchgehol- | ||
+ | fen. Die einzelnen Abteilungen opfern freudig für den | ||
+ | Herrn und unser St.-Mi+aeIs-Werk big zu 5, ja 8 Mark | ||
+ | monatlid-l auf den Kopf der zahlenden Mitglieder. Gott | ||
+ | hält uns Segnungen bereit, wenn wir uns nur mit unserer | ||
+ | ganzen Person für ihn einsetzen wollten. Wir werden | ||
+ | auf bedacht sein müssen, den Geist in unserm Werk Zu | ||
+ | heben, die innere Kraft unserer Abteilungen zu steigern, | ||
+ | die Jugend noch mehr als bisher mit unserm Werk inner- | ||
+ | lich zu vereinigen, besonders die männliche Jugend, die in | ||
+ | Br. Felgentreu einen treuen Führer gefunden hat. Gott muß | ||
+ | uns dann noch neue Kräfte zuführen, die neben die be- | ||
+ | währten alten Mitarbeiter treten, damit sic mit den freien | ||
+ | Laienkräften, die immer noch wie einsc in unserm Werk in | ||
+ | großer Zahl in treuer Arbeit stehen, an dem inneren und | ||
+ | äußeren Aufbau unseres St.-Michaels-Werkes Zur Ehre | ||
+ | Gottes arbeiten. | ||
+ | Gott aber segne dieses Werk und schenke audi mir, dem | ||
+ | derzeitigen Präses, viel Weisheit und Tatkraft und Kraft | ||
+ | des Heiligen Geistes, damit ich diesem herrlichen Werk in | ||
+ | rechter Weise dienen kann! Gott schenke uns auch den | ||
+ | rechten Gebetsgeist und innige Fürbitte, die ich besonders | ||
+ | brauche und mir sehr erflehe. Damit aber meiner noch lie- | ||
+ | ber und treuer vor dem Herrn der Gnade gedacht werde, | ||
+ | möchte ich mich allen lieben Geschwistern etwas bekannt- | ||
+ | machen: Als jüngster Sohn eines Kaufmanns 1880 in Gil- | ||
+ | genburg (Ostpreußen), dicht bei dem Tannenberger Schlacht- | ||
+ | feld, geboren, habe ich meine Schulzeit in Danzig verlebt. | ||
+ | Wihrend meiner Studentenzeit habe ich im Januar 1903 | ||
+ | durch eine vierzehntägige Evangelisation des Predigers Am- | ||
+ | Stein in meinen Heiland gefunden und bin | ||
+ | Besuche von Gemeinschaftsversammlungen in Graudenz | ||
+ | während meiner Lehrvikariarszeit 1905/06 und durch Ge- | ||
+ | meinsdtaftskonferenzcn mit der Gemeinsdnaftsbewegung in | ||
+ | Berührung gekommen, als ich in | ||
+ | Wirsitz, meine Kirchengemeinde erhielt und oft in Vands- | ||
+ | burg weilte. Hier lernte meine | ||
+ | tätiges Mitglied im Jugendbund für EC in Neustettin war. | ||
+ | Wir heirateten 1908 und haben jetzt noch vier lebende | ||
+ | Kinder, die sämtlich Mitglieder des EC sind. 1915 wurde | ||
+ | ich zum Vorsitzenden des Landesverbandes Posen vom | ||
+ | Jugendbund für EC ernannt. Bald danach sollte idi auch | ||
+ | Vorsitzender des Posener Gemeinschaftsverbandes werden, | ||
+ | wzs Wegen Arbeitsüberlastung ablehnte. Von | ||
+ | bis 1921 war ich in Rogasen, also zwei Jahre unter pol- | ||
+ | Gewaltherrschaft, die auch 1919 | ||
+ | Gefangenenlager in Szczypiorno 1921 kam als | ||
+ | Pfarrer an die Reformationskirche nach Berlin, wurde 1925 | ||
+ | Vorsitzender des Brandenburger EC-Verbandes, kam als | ||
+ | solcher in die Vorstände des Märkisåen Verbandes und des | ||
+ | Brandenburger Gemeinså2ftsbundes und wurde Mitglied | ||
+ | der Provinzial- und der Generalsynode. Ich stehe mit mei- | ||
+ | nem ganzen Herzen in der Gemeinschaftsarbeit, aber aud" | ||
+ | ebenso treu in der Kirche, weil mir das Wesen der Landes- | ||
+ | und das der ganz klar ist | ||
+ | und ich auch glaube, beides bisher unparteiisch vertreten | ||
+ | Zu | ||
+ | Unser Präses, Pfarrer Karl Jakubski, ging im Kriegsjahr | ||
+ | 1940 in Magdeburg heim, infolge eincr Krankheit. Wir | ||
+ | verloren in ihm einen Mann, der in ganzer Hingabe und | ||
+ | in bester Meinung unserer Christlidlen Gemeinsdtaft St. | ||
+ | Mid'ael diente. Er gab auch die Festschrift zum 50iährigen | ||
+ | Bestehen unserer heraus, Ma— | ||
+ | terial für diese Arbeit diente. Der Schriftführer des | ||
+ | schäftsführenden Vereins der Christlichen Gemeinschaft | ||
+ | St. Stadtoberinspektor Br. Robert Pit•ow, über- | ||
+ | nahm den Vorsitz bis Zu Heimgang im Jahre | ||
+ | 1946. Im Jahre 1947 übernahm Pfarrer Lic. Dr. Wilhelm | ||
+ | Herbst den Vorsitz, weldler als Pfarrer der Heilandskirehe | ||
+ | 1941 nach Berlin gekommen war. Am 7. Juni 1957 nahm | ||
+ | Gott der Herr seinen Diener und Zeugen nadl kurzer | ||
+ | Krankheit plötzlich heim. Er fand an seinem seåsund- | ||
+ | sechzigsten Geburtstag, dem 12. Juni, seine Ruhestätte auf | ||
+ | dem stillen, kleinen Friedhof in Berlin-Schmargendorf. Er | ||
+ | war ein Verkündiger des Wortes Gottes und ein Seelsorger | ||
+ | besonders geprägter Art, mit einem | ||
+ | zigen, fröhlichen Wesen. Wir gedenken seiner in Dankbar- | ||
+ | keit für die Regelung unserer geschäfdi&en Angelegenhei- | ||
+ | ten und Wiederaufbau unseres Gemeinschaftshauses in der | ||
+ | Schön Walder Straße 21. Der eigentlichen Gemeinschafts- | ||
+ | arbeit konnte er sich nicht SO recht widmen, da er in sei- | ||
+ | nem kirchlichen Amt ganz aufging. Von 1947 bis 1950 | ||
+ | leitete er kommissarisdl auch die beiden Gemeinsdvafts- | ||
+ | verbände und war mit tätig beim Zusammensc%luß der | ||
+ | Verbände und dem der | ||
+ | meinschafc St. Michael mit ihren noch bestehenden acht | ||
+ | Abteilungen an das Gemeinschaftswerk Berlin-Brandenburg. | ||
+ | Prediger Völtz war von Juni 1950 bis März 1953 Vorsit- | ||
+ | Zender des Gemeinschaftswerkes und im Jahre 1954 wurde | ||
+ | dann Direktor Br. Vorsitzenden des | ||
+ | meinschaftswerkes gewählt. Br. Lüthje—Hermsdorf diente | ||
+ | in großer und Treue in V er- | ||
+ | band bis zu seinem Heimgang im Jahre 1950. | ||
+ | Wir hatten in unserer St.-Michaels-Gerncinschaft bisher. | ||
+ | noch vom Grafen Pückler geordnet, Älteste, die in den Ge- | ||
+ | meinschaften mit den Prediger—Brüdern zusammen dic Ab- | ||
+ | teilungen leiteten welche der Graf Zu | ||
+ | chungen Zeit zu Zeit zusammenrief- Unter dem präses | ||
+ | Pfarrer Jakubski hatten wir einen Brüderrat, bestehend | ||
+ | aus dem Vorstand des Geschäftsführenden Vereins und die | ||
+ | vom Vorstand berufenen Beisitzer. Durdi die neuen Sat- | ||
+ | Zungen (Verfassung), welche sich das Gemeinschaftswerk | ||
+ | gab, wurden unsere Abteilungen selbständige Gemeinschaf- | ||
+ | ten mit eigenem Vorstand, gewählt von der Gemeinsdnaft | ||
+ | in der Jahreshauptversammlung auf die Dauer von drei | ||
+ | Jahren. Wahlberechtigt sind die tätigen Mitglieder. Wir | ||
+ | paßten uns hiermit in unserer Organisation dem Jugend- | ||
+ | für EC an. | ||
+ | Heimgegangen sind aus dem im Jahre 1933 bestandenen | ||
+ | Brüder-rat: Pfarrer Jakubski, Wasserbauinspektor Braemer, | ||
+ | Stadtoberinspektor pirow, Kaufmann Otto Kogelschatz, | ||
+ | Dekorateur Otto Gauen, Karl Kampmann, Prediger P. | ||
+ | nitz. Kaufmann Ernst Karin, Prediger Max Sommer, Stadt- | ||
+ | vormund Richter, Kunstmaler Ringhandt, Kaufmann Her- | ||
+ | mann Furchner. | ||
+ | Heimgegangen von den beruflich angestellten Geschwi- | ||
+ | stern: Fritz Kreuter, Paul Manicz, Alma Stillger, Anna | ||
+ | Behrendt, Marg. von Münnich, Max Sommer, Prediger Br. | ||
+ | Fritz gilt als vermißt. | ||
+ | Prediger Schwardc ist ausgesdlieden, Prediger Fritz Fel- | ||
+ | gentreu ging in eine Arbeit der Berliner Stadtmission, | ||
+ | ebenso auch unser Prediger | ||
+ | Katechet Br. Eri&l Meyer dient als Prediger der Gemein- | ||
+ | schaft in Berlin-Schmargendorf und Prediger Fritz Schmidt | ||
+ | dient der Gemeinschaft in Berlin-Friedenau und der Ge- | ||
+ | meinschaft in Berlin-Wedding. Br. Schmidt brachte auch | ||
+ | zum 100jährigen Geburtstag des Grafen Pii&ler am 13. Sep- | ||
+ | tcmber 1953 einen Rückblick im Vertcilblatt „Kraft und | ||
+ | Lichts. Die Gcmeinschaft St. Michael begann diesen Tag | ||
+ | des Gedenkens mit einer Feier in der Nazarethkirc%e am | ||
+ | Wedding. | ||
+ | Der Geschäftsführende Verein der Christlichen Gemein- | ||
+ | schaft St. Michael zu Berlin E. V. setzt sich gegenwärtig | ||
+ | aus folgenden Personen zusammen: | ||
+ | I. Vorsitzender: | ||
+ | 2. Vorsitzender: | ||
+ | Schatzmeister: | ||
+ | Heinz Krüger, Korrespondent | ||
+ | Martin Berndt, Polizeimeister | ||
+ | Max Geschäftsführer | ||
+ | Johannes Vollbrecht, Fritz Knoll, Wrasse | ||
+ | Wedding, Gemeinschaft | ||
+ | Gesundbrunnen, Förster und Zachrau. Gemeinschaft Süd- | ||
+ | West, Amlung. Ge— | ||
+ | meinschaft Niederschönhausen, Bergmann. Hohenschön- | ||
+ | hausen, Mau. | ||
+ | Der Vorstand der Christlichen Gemeinschaft St. Midnael, | ||
+ | Berlin N 65, Schönwalder Straße 21: | ||
+ | I. Vorsitzender: Fritz Knoll | ||
+ | 2. Vorsitzender: Max Diedrich | ||
+ | Prediger: | ||
+ | Beisitz er: | ||
+ | Martha Wehner | ||
+ | Fritz Schmidt | ||
+ | Willi Jonske, Gerhard Schellong, Adele | ||
+ | Berta Buchholz | ||
+ | Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt | ||
+ | 1. Joh. 4,19 | ||
<br> | <br> | ||
|} | |} |
Version vom 19. Juni 2019, 19:13 Uhr
GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN GEMEINSCHAFTEN ST. MICHAEL
Autor: Max Diedrich (1958)
Abteilung Wedding
sekretäre oder in anderen Berufen. So war diese schöne
Arbeit nicht vergeblich.
Die Gemeinschaft besteht schon vier Jahrzehnte unter
dem Segen Gottes. Wir sind zur Zeit ein Kreis von etwa
75 Mitgliedern. In den Jahren hatten wir Fcld-
Versammlungen in der verlängerten Kniprodestraße, und
kurz nach dem Kriege waren wir bahnbrechend in Park-
und Straßenversammlungen. Gern denken wir noch zurück
an die oft mit Kampf verbundenen Versammlungen im
Friedrichshain, Sommer 1919, wo uns Pastor Dr. Lasson,
predigcr Köhler, Br. Hoffmann u, a. dienten, für damalige
Zustände ein mutiges Bekenntnis. Unsere Jungmädchen-
Abteilung, die vor dem Kriege Frl. Wilke, alsdann Frl.
Hel. Schulz und nach deren Rücktritt jetzt schon nach
vielen Jahren Frl. W. Gutschow leitet, hilft ung treulich in
unserer Gemeinschaftsarbeit und auch im Dienst an den
Alten und Kranken im Städt. Siechenhaus. Die Kinder—
arbeit liegt in den Hinden von Frl. G. Lehmann. Für die
innere Gemeinschaftsarbeit und für die Blättermission
hatten wir eine Diakonisse berufen, die leider, da wir in
letzter Zeit die notwendigen Mittel nicht mehr aufbringen
konnten, dem Diakonissenmutterhaus St. Michael wieder
zurückgegeben werden mußte. Der treue Herr aber schenke
weiter seinen Segen und gebe Gnade zu Bekehrungen und
führe neue Menschen zu uns und lasse uns wachsen inner-
und äußerlich!
Auch diese Arbeit wurde ein Opfer des Krieges
Abteilung Koppenstraße 5
Die Anfangszeit ist in den früheren Abschnitten ge-
schildert. Um 1890 war ein reges Leben in allen Abtei-
lungen, besonders in einer Jünglingsabteilung, in der sich
30 bis 40 junge Männer, 18 bis 30 Jahre alt, des Sonntag-
r,xchmittags zusammenfanden. Die Leitung hatte Inspek-
tor Papke. Außerdem gab es nodl eine Jugendabteilung
für junge Leute von 14—17 Jahren. Audi eine Jungfrauen-
abteilung gab es, die sehr zahlreich besucht war. Die Lei-
tung hatte Gräfin Waldersee. Die Männerversammlung am
117
Sonnabend war von etwa 70 bis 80 Männern besucht. Eines
Sonnabends sagte einmal der Leiter, Bruder Papke: „Brü-
der, Wenn ihr es fertigbringt, daß wir mal in
diesem Saal haben, dann gebe ich einen Teeabend!" In vier
Wochen waren die 100 Männer da. Dann kam der
abend unter Männern, das war einmal etwas anderes. Wie
waren die Männer eifrig, den Abend zu verschönen mit
ernsten und humorvollen Gedichten und sonstigen Unterhaltungen!
Außer einer Frauenstunde gab es die Sonntagsschule, die so besucht war, daß der große Saal nicht ausreichte und die
kleineren Kinder in den anschließenden Räumen unterrich-
tet wurden. Dic Hauptversammlung fand damals am
Dienstagabend statt und war immer sehr stark besucht.
Auch der Gemischte Chor, der etwa 40 Mitglieder zählte,
übte sehr fleißig unter Lehrer .S&t11z und gab jedes Jahr,
meistens in der Brauerei Friedrichshain, ein Konzert.
Verschmolzen wurde im Jahre 1922 die Christliche Ge-
meinschaft Große Frankfurter Straße 133 mit dem St.-Mi-
chaels-Werk. Durch Anstellung eines Predigers für die Ge-
meinschaft Große Frankfurter Straße war ein fröhliches
Wachstum Zu verzeichnen. Nicht nur die Mitgliederzahl
nahm zu, sondern es entstanden verschiedene neue Abtei-
lungen, wie CVJM, Jungschar, Blaues Kreuz. Der ehe-
malige Kinosaal, der zum Gotteshaus geworden war, reichte
nicht mehr aus. Das Suchen nach neuen Räumen führte
den Brüderrat der Gemeinschaft auf das Haus Koppen-
straße 5. Hier blühte vor Jahrzehnten ein gesegnetes Got-
teswerk, das aber durch allerlei unliebsame Vorgänge zerstört worden war. eine geleitet von Fräulein von Münnich, hatte sich halten und
weiter gut entwickeln können. Die übrigen schönen Vereinsräume samt dem 400—500 Personen fassenden großen
Saal standen meist einsam und verödet. Was Koppenstraße
fehlte, hatte Große Frankfurter Straße 133, und was die
Gemeinschaft Große Frankfurter Straße benötigte, bot
Ideal Koppenstraße 5. War es nicht göttliche Fügung, daß
beide zusammenkamen?! Der Jungfrauenverein unter Füh-
rung von Fräulein von Münnich ging in die Südwest-Ge-
meinschaft St. Michael über, und noch manche andere Fragen
wurden brüderlich gelöst. Am 30. April 1922 setzte sich ein
langer Zug, etwa 500 Personen, jung und alt, von Große
Frankfurter Straße 133 unter Gesang und Musik nach
5 in Bewegung_ Mit froher wurde
das Vereins- und Gemeinschaftshaus betreten, begrüßt mit
Gesang einer kleinen Schar getreuer Michaeliten. Graf
Pückler, von schwerer Krankheit nur teilweise hergestellt,
hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich zu erscheinen,
um die neue Zu begrüßen. Er
stand am geöffneten Fenster des ersten Stockwerks. Vor
Rührung konnte er kaum sprechen. Tränen erstickten
seine Stimme, als er betend anhub: „Welch eine Wendung
durch Gottes Fügung!" Wieviel hatte er für die Gemein-
schaft Koppenstraße gebetet! Nun sah er die Erfüllung
seiner Gebete.
Gern hat er dann wiederholt mit seiner besonderen
Gabe der Wortverkündung gedient. Im übrigen ließ er
dem Brüderrat mit seinem Leiter volle Freiheit beim Bau
des Reiches Gottes in den neuen Räumen, so daß sich das
Werk durch des Herrn Gnade weiter entwickeln konnte.
Dieses Haus ein Opfer der Bomben und des Krieges. |