Deutsches Kaiserreich 1918-IV: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Oteripedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt: „__NOTOC__ <font face="Verdana"> 150px|left Datei:Wappen Deutsches Kaiserreich.gif|150px|thumb|right|'''Wappen Deutsches Kais…“)
 
Zeile 7: Zeile 7:
 
===<center> '''Hauptstadt: Berlin'''</center>===  
 
===<center> '''Hauptstadt: Berlin'''</center>===  
 
== <center> '''Chronik des Jahres 1918''' </center> ==
 
== <center> '''Chronik des Jahres 1918''' </center> ==
== <center> ''IV. Quartal'' </center> ==
+
== <center> ''IV. Quartal (bis 9. November 1918)'' </center> ==
 
<br>
 
<br>
 
==<center> '''Waffenstillstandsverhandlungen beginnen''' </center>==
 
==<center> '''Waffenstillstandsverhandlungen beginnen''' </center>==
Zeile 36: Zeile 36:
 
|- valign="top"
 
|- valign="top"
 
| <center>'''''Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres 1918'''''</center> || '''[[Deutsches Kaiserreich 1918|I. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1918-II|II. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1918-III|III. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1918-IV|IV. Quartal]]'''<br>
 
| <center>'''''Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres 1918'''''</center> || '''[[Deutsches Kaiserreich 1918|I. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1918-II|II. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1918-III|III. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1918-IV|IV. Quartal]]'''<br>
 +
|- valign="top"
 +
| <center>'''[[Chronik 09.1918|29.09.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]]''' <br>
 +
Die Oberste Heeresleitung (OHL) fordert von der Reichsregierung ein sofortiges Waffenstillstandsangebot an die Entente. <br>
 +
|- valign="top"
 +
| <center>'''[[Chronik 10.1918|Oktober 1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]]''' <br>
 +
Die deutsche Führung der Marine plant, von Wilhelmshaven aus einen Flottenvorstoß gegen England durchführen. Urheber des Plans sind Kapitän z.S. von Levetzow (Chef des Stabes in der Seekriegsleitung) und Konteradmiral von Trotha, (Chef des Stabes bei der Hochseeflotte). Trotha schreibt: "Der Flotte steht ein solcher Schlusskampf als höchstes Ziel vor Augen ... auch wenn er ein Todeskampf wird ... (daraus) wird ... eine neue deutsche Zukunftsflotte hervorwachsen; einer durch schmachvollen Frieden gefesselten Flotte ist die Zukunft gebrochen." Erst später wird der Schutz der flandrischen Küste als Begründung für den Vorstoß nachgeschoben werden. <br>
 
|- valign="top"
 
|- valign="top"
 
| <center>'''[[Chronik 10.1918|24.10.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 
| <center>'''[[Chronik 10.1918|24.10.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
Zeile 70: Zeile 76:
 
Für den Satz "Der Reichskanzler bedarf zu seiner Amtsführung des Vertrauens des Reichstages" haben Sozialdemokraten, Zentrum und Liberale teilweise seit Jahrzehnten gekämpft. Zum ersten Mal in Deutschland wird verfassungsmäßig festgelegt, dass der Regierungschef die Unterstützung der Mehrheit im Parlament bedarf. Bis jetzt hatten Preußens Ministerpräsidenten und Deutschlands Kanzler stets nur des Vertrauens des jeweiligen Monarchen bedurft. Zwar verfügten der preußische Landtag seit 1848 und der Reichstag ab 1871 über die Budgethoheit. Doch der Einfluss auf die aktuelle Politik war begrenzt. Freiwillig räumten Kaiser Wilhelm II. und seine konservativen Unterstützer diesen Umsturz der Machtverhältnisse nicht ein. Es ist der unmittelbar bevorstehende Zusammenbruch der Westfront, die den starken Mann der Obersten Heeresleitung, General Erich Ludendorff, am 29. September 1918 zu einer überraschenden Wende bewegte. Nachdem der Weltkrieg militärisch nicht mehr zu gewinnen war, forderte Ludendorff einen Waffenstillstand auf Grundlage der "14 Punkte" des US-Präsidenten Woodrow Wilson. <br>
 
Für den Satz "Der Reichskanzler bedarf zu seiner Amtsführung des Vertrauens des Reichstages" haben Sozialdemokraten, Zentrum und Liberale teilweise seit Jahrzehnten gekämpft. Zum ersten Mal in Deutschland wird verfassungsmäßig festgelegt, dass der Regierungschef die Unterstützung der Mehrheit im Parlament bedarf. Bis jetzt hatten Preußens Ministerpräsidenten und Deutschlands Kanzler stets nur des Vertrauens des jeweiligen Monarchen bedurft. Zwar verfügten der preußische Landtag seit 1848 und der Reichstag ab 1871 über die Budgethoheit. Doch der Einfluss auf die aktuelle Politik war begrenzt. Freiwillig räumten Kaiser Wilhelm II. und seine konservativen Unterstützer diesen Umsturz der Machtverhältnisse nicht ein. Es ist der unmittelbar bevorstehende Zusammenbruch der Westfront, die den starken Mann der Obersten Heeresleitung, General Erich Ludendorff, am 29. September 1918 zu einer überraschenden Wende bewegte. Nachdem der Weltkrieg militärisch nicht mehr zu gewinnen war, forderte Ludendorff einen Waffenstillstand auf Grundlage der "14 Punkte" des US-Präsidenten Woodrow Wilson. <br>
 
|- valign="top"
 
|- valign="top"
| <center>''[[Chronik 10.1918|28.10.1918]]'' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]]''' <br>
+
| <center>''[[Chronik 10.1918|28.10.1918]]'' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 
Angesichts der geplanten Großoffensive der Reichsflotte entsteht eine Meuterei unter den Matrosen der Hochseeflotte in Wilhelmshaven. Daraufhin meutern die Besatzungen der in Kiel liegenden deutschen Hochseeflotte. <br>
 
Angesichts der geplanten Großoffensive der Reichsflotte entsteht eine Meuterei unter den Matrosen der Hochseeflotte in Wilhelmshaven. Daraufhin meutern die Besatzungen der in Kiel liegenden deutschen Hochseeflotte. <br>
 
|- valign="top"
 
|- valign="top"
| <center>'''[[Chronik 11.1918|03.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]]''' <br>
+
| <center>''[[Chronik 10.1918|31.10.1918]]'' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
Matrosenaufstand in Kiel. <br>
+
Der Flottenchef verlegt das III. Geschwader nach Kiel. Auf der Fahrt durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal (heute Nord-Ostsee-Kanal) werden 47 vermeintliche Rädelsführer der SMS MARKGRAF verhaftet und von Kiel-Holtenau aus in verschiedene Arrestanstalten in Kiel gebracht. Im Hafen von Kiel treffen in der Nacht zum 1. November Schiffe mit über 5000 Mann Besatzung ein. <br>
 
|- valign="top"
 
|- valign="top"
| <center>'''[[Chronik 11.1918|04.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]]''' <br>
+
| <center>''[[Chronik 11.1918|01.11.1918]]'' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
In Kiel übernehmen Arbeiter- und Soldatenräte die Macht. Der Aufstand breitet sich auf andere Städte aus. <br>
+
Die Besatzungen der in der vergangenen Nacht in den Hafen von Kiel eingelaufenen Schiffe erhalten Landurlaub. Abends treffen sich etwa 250 Matrosen des III. Geschwaders im Gewerkschaftshaus in der Fährstraße (heute Legienstraße). Abordnungen fordern vergeblich die Freilassungen der inhaftierten Kameraden von den Schiffskommandanten. <br>
 +
|- valign="top"
 +
| <center>''[[Chronik 11.1918|02.11.1918]]'' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 +
[[Datei:Karl Artelt.jpg|thumb|150px|''Matrose Karl Artelt'']] Die Berliner Regierung erhält erstmals Kenntnis über die Vorgänge bei der Marine in Kiel. Dort versammeln sich gegen 19 Uhr etwa 500 bis 600 Matrosen und einige Zivilisten auf dem großen Exerzierplatz im Viehburger Gehölz in Kiel zu einer Demonstration. Der Matrose Karl Artelt (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands - USPD) geht als einziger Redner über die Forderung nach sofortiger Freilassung der Inhaftierten hinaus und ruft zur "Niederkämpfung des Militarismus und Beseitigung der herrschenden Klasse" auf und sucht Verbindung mit Vertrauensmännern seiner Partei. In dieser Nacht werden erste Flugblätter vervielfältigt. <br>
 +
|- valign="top"
 +
| <center>'''[[Chronik 11.1918|03.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 +
Am Morgen werden weitere 57 Matrosen und Heizer auf der SMS MARKGRAF verhaftet und lassen sich nach Diskussionen mit der Militärpolizei unbewaffnet ins Fort Herwarth abführen. Gegen 10 Uhr beschließen hohe Marineoffiziere im Stationsgebäude der Marine in Kiel, gegen 16 Uhr Stadtalarm zu geben, um Matrosen an der Teilnahme einer für 17 Uhr vorgesehenen Versammlung zu hindern. Der Kieler Gouverneur Wilhelm Souchon sendet einen Lagebericht an das Reichsmarineamt mit der Bitte: "... wenn irgend möglich, hervorragenden sozialdemokratischen Abgeordneten herschicken, um im Sinne der Vermeidung von Revolution und Revolte zu sprechen." Der um 1530 Uhr ausgelöste Stadtalarm bleibt ohne Wirkung bei den Matrosen; gegen 17 Uhr versammeln sich dennoch 5000 bis 6000 Teilnehmer, etwa 80 Prozent der sich in Kiel befindenden Matrosen. Auf dem Exerzierplatz sprechen die Hauptredner Gustav Garbe, Gewerkschaftsvorsitzender und Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), sowie der Matrose Karl Artelt von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Ein Demonstrationszug zur Arrestanstalt setzt sich über Rondeel, Sophienblatt und dem Bahnhof in Bewegung. Eine Frau gerät unter die Straßenbahn und stirbt. Die Menge zieht weiter über die Holstenstraße, den Markt, die Dänische Straße zur Brunswiker Straße. Um 19 Uhr erfolgt ein Zusammenstoß zwischen Demonstranten und einer Patrouille an der Ecke Karlstraße, der sieben Tote und 29 Verletzte fordert, von denen später zwei ebenfalls ihr Leben lassen müssen. Zu diesem Zeitpunkt glauben die amtlichen Stellen noch, Herr der Lage zu sein. <br>
 +
|- valign="top"
 +
| <center>'''[[Chronik 11.1918|04.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 +
Am Morgen ziehen bewaffnete Matrosen in Kiel von Kaserne zu Kaserne, teils an die Stelle des Zusammenstoßes in der Karlstraße, teils ziellos durch die Stadt. Das III. Geschwader, ohne die SMS KÖNIG, die bereits im Dock liegt, läuft aus nach Travemünde, in der Hoffnung, der Unruheherd könnte so beseitigt werden. Die Mannschaften rühren keine Hand, um die Leinen los zu machen. Dies müssen Fähnriche und Deckoffiziere besorgen. Etwa 1000 Matrosen bleiben an Land zurück. Um 10 Uhr legen Arbeiter der Germaniawerft und in der Torpedoanstalt in Friedrichsort die Arbeit nieder. Im Gewerkschaftshaus findet eine weitere Besprechung statt. Gegen 13 Uhr verweigern Matrosen in einer großen Kasernenanlage im Norden Kiels den Gehorsam: Nach einem Divisionsappell des Kommandeurs bilden sich spontane Demonstrationen. Auf Initiative des Matrosen Karl Artelts von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bildet sich der erste Soldatenrat. Matrosen, unter ihnen Karl Artelt, übergeben dem Kommandeur sechs Forderungen. Inzwischen gestehen sich der Kieler Stadtkommandant und der Militärpolizeimeister ein, nicht mehr Herr der Lage zu sein. Gouverneur Wilhelm Souchon lässt durchgeben, dass die Wünsche der Truppen ihm unverzüglich zu melden seien. Karl Artelt fährt daraufhin mit anderen Matrosen und einer großen roten Fahne am Auto zum Gouverneur. Gegen 15 Uhr beginnen die Verhandlungen des Gouverneurs mit Matrosen und Vertretern der SPD und USPD. Deren Forderungen werden gegen 17 Uhr allen Marineteilen in Kiel vom Gouverneur mitgeteilt. Nach einem "Triumphzug" von der Wik bis zur Arrestanstalt in der Feldstraße empfangen mehrere tausend Matrosen ihre freigelassenen Kameraden. Hier wird bekannt, dass sich bereits viele weitere Soldatenräte in anderen Städten gebildet haben. Um 1930 Uhr kommen der Abgeordnete der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Gustav Noske und der Staatssekretär Haußmann am Kieler Hauptbahnhof an. Die ersten von der Reichsregierung entsandten Emissäre machen sich sofort auf den Weg zum Gewerkschaftshaus, wo sich ab 20 Uhr Matrosen und Arbeitervertreter versammeln und einen Soldaten- und Arbeiterrat bilden, der "14 Kieler Punkte" an Forderungen aufstellt. Anschließend findet die erste Verhandlungsrunde zwischen Haußmann, Noske, hohen Offizieren und Matrosen im Stationsgebäude der Marine statt. <br>
 
|- valign="top"
 
|- valign="top"
 
| <center>'''[[Chronik 11.1918|05.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:USA 1912-1959.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Vereinigte Staaten von Amerika]] / [[Französische Republik]]''' <br>
 
| <center>'''[[Chronik 11.1918|05.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:USA 1912-1959.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Vereinigte Staaten von Amerika]] / [[Französische Republik]]''' <br>
 
[[Datei:Woodrow Wilson.jpg|thumb|150px|left|''US-Präsident Woodrow Wilson'']] [[Datei:Ferdinand Foch.jpg|thumb|150px|''Der französische Marschall Ferdinand Foch'']] Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson informiert die Reichsregierung, dass die deutsche Waffenstillstandskommission von General Ferdinand Foch empfangen werde. <br>
 
[[Datei:Woodrow Wilson.jpg|thumb|150px|left|''US-Präsident Woodrow Wilson'']] [[Datei:Ferdinand Foch.jpg|thumb|150px|''Der französische Marschall Ferdinand Foch'']] Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson informiert die Reichsregierung, dass die deutsche Waffenstillstandskommission von General Ferdinand Foch empfangen werde. <br>
 +
|- valign="top"
 +
| <center>''[[Chronik 11.1918|05.11.1918]]'' <br> ''(Fortsetzung)'' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 +
Bei Sonnenaufgang hissen die Matrosen der deutschen Kriegsschiffe, die in Kiel vor Anker liegen, nicht die Kriegs-, sondern die rote Flagge. Nur auf der SMS KÖNIG hat der Kommandant bereits die Kriegsflagge hissen lassen, die er gemeinsam mit zwei Offizieren mit Waffengewalt verteidigt. Erst nachdem die drei schwer verwundet sind, wird auch auf diesem Schiff die rote Fahne gesetzt. Ein Matrose und die Offiziere sterben, der Kommandant überlebt. Die SMS SCHLESIEN setzt die Kriegsflagge und flieht aus dem Kieler Hafen nach Flensburg. Dort verlassen die Matrosen und die Heizer das Schiff, das der Seekriegsleitung (SKL) unterstellt wird; anschließend fährt das Schiff über Marstal in Richtung Swinemünde. Etwa 200 Seekadetten werden als Heizer eingesetzt. Die Arbeiter in Kiel treten in einen Generalstreik. In den frühen Morgenstunden wird ein Arbeiterrat unter dem Vorsitz von Gustav Garbe, dem Vorsitzenden des Kieler Gewerkschaftskartells, der Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) ist, gebildet. Der Rat kontrolliert ab 10 Uhr die Stadtverwaltung, deren Spitzen nicht ausgewechselt werden, sondern Beigeordnete aus dem Arbeiterrat erhalten. Nur das Ernährungsamt wird direkt vom Arbeiterrat übernommen. Die Matrosen befürchten nach wie vor Gegenstöße des Militärs. Den Offizieren werden Rangabzeichen und Waffen abgenommen. Die Matrosen haben den Eindruck, dass Offiziere an verschiedenen Stellen aus Häuserfenstern auf sie schießen. Immer wieder kommt es zu Schießereien der Patrouillen. Diese fordern zehn Tote und 21 Verletzte. Stadtkommandant Heine wird von einer Patrouille erschossen, als er sich seiner Festnahme widersetzt. Der Soldatenrat untersagt die "selbstständige Patrouillengestellung" der Matrosen. Um 13 Uhr wird Gustav Noske auf einer Versammlung auf dem Wilhelmplatz zum vorläufigen Vorsitzenden des Soldatenrates gewählt, den er nach eigener Darstellung anschließend auf einer Vertrauensleuteversammlung selbst zusammenstellt. Die Seekriegsleitung in Berlin wartet die Entscheidung des Kabinetts nicht ab und schickt ein Telegramm an das Kommando der Hochseestreitkräfte, in dem sie vorgeblich im Einvernehmen mit der Regierung befiehlt: "Jeder Widerstand ist sofort zu brechen, das IX. Armeekorps soll Kiel zu Lande und das Hochseekommando zur Seeseite absperren." Am frühen Abend trifft Haußmann wieder in Berlin ein. Im Kabinett setzt er sich für die Forderungen der Matrosen ein und betont, dass „die Sache“ nur durch die Sozialdemokraten und Gewerkschaften „gehalten werden“ könne. Der Staatsekretär des Reichsmarineamtes, Ritter von Mann, und der preußische Kriegsminister, Generalmajor Heinrich Scheuch (gesprochen: Sché-uch) sprechen sich dagegen für härteste Maßnahmen und ein Abriegeln Kiels aus, um ein Exempel zu statuieren. Die Entscheidung wird vertagt. Admiral Reinhard Scheer schlägt dem Kaiser vor, dass Admiral Ludwig von Schröder den Kieler Gouverneur Wilhelm Souchon ersetzen und an der Spitze einer Brigade nach Kiel verlegt werden solle. Der Kaiser ist einverstanden und erlässt ohne Rücksprache mit der Regierung die entsprechenden Befehle. Abends flieht Prinz Heinrich, der Bruder Kaiser Wilhelms II., aus Kiel, eine rote Fahne am Auto. Abends telefoniert der frisch gewählte Vorsitzende des Kieler Arbeiterrates Gustav Noske mit Vizekanzler Friedrich von Payer und warnt vor Gewalt. Die 40.000 Mann in Kiel könnten nicht überwältigt werden und der Versuch würde jede Verständigung unmöglich machen. In einem weiteren Gespräch mit Ritter von Mann wiederholt Gustav Noske die Forderungen nach Amnestie für die Matrosen und den Rücktritt oder die Abdankung des Kaisers. <br>
 +
|- valign="top"
 +
| <center>'''[[Chronik 11.1918|06.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 +
Der gewählte Vorsitzende des Kieler Arbeiterrates Gustav Noske von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), dessen Aufgabe es eigentlich war, zwischen Regierung und Streikenden zu vermitteln, versucht auf einer großen Versammlung die Vertreter der Matrosen zum Abbruch des Aufstandes zu überreden. Die Führer des Aufstandes in Kiel lehnen das entsprechende Angebot der Berliner Reichsregierung ab. Auf Initiative Lothar Popps werden in allen Einheiten Vertrauensleute gewählt. Diese wählen den Großen Soldatenrat und der wiederum den Obersten Soldatenrat. Popp und Noske werden zu gleichberechtigten Vorsitzenden des Obersten Soldatenrats gewählt. Das Kabinett in Berlin nimmt den Vorschlag Haußmanns einstimmig an, da auch in anderen Küstenstädten Unruhen auszubrechen drohen, zu deren Niederwerfung Truppen aus Altona angefordert wurden, die dem ursprünglichen Befehl zufolge in Kiel eingesetzt werden sollten. Die Seekriegsleitung (SKL) bestätigt dagegen die Befehle vom Vortag. Die Reichsregierung lehnt die von Kaiser Wilhelm II. ohne Absprache mit ihr ausgesprochene Kommandierung von Admiral Ludwig von Schröder nach Kiel entschieden ab. Admiral Reinhard Scheer empfiehlt dem Kaiser die Rücknahme des Befehls, da auch er einsehen muss, dass mit militärischer Gewalt nichts mehr zu erreichen ist. Der Kaiser stimmt zu. <br>
 +
|- valign="top"
 +
| <center>'''[[Chronik 11.1918|07.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 +
Der gewählte Vorsitzende des Arbeiter- und Co-Vorsitzende des Soldatenrates von Kiel, Gustav Noske von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), löst Admiral Wilhelm Souchon als Gouverneur von Kiel ab. In Kiel treten wieder "geordnete Verhältnisse" ein. Lothar Popp von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) wird alleiniger Vorsitzender des Soldatenrates. Der Arbeiter- und Soldatenrat erklärt in einem Aufruf an die Bevölkerung Schleswig-Holsteins: "Die politische Macht ist unserer Hand. Unser Ziel ist die freie soziale Volksrepublik." Währenddessen bestätigt die Seekriegsleitung (SKL) noch einmal die Befehle, dass sie bereit ist, die Demonstranten militärisch zu unterwerfen. Dass dies nicht umgesetzt wird, liegt vor allem daran, dass die erforderlichen Truppen nicht mehr zur Verfügung stehen.
 
|- valign="top"
 
|- valign="top"
 
| <center>'''[[Chronik 11.1918|08.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Französische Republik]]''' <br>
 
| <center>'''[[Chronik 11.1918|08.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Französische Republik]]''' <br>
Zeile 90: Zeile 114:
 
| <center>'''[[Chronik 11.1918|09.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]]  </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Deutsches Reich]]''' <br>
 
| <center>'''[[Chronik 11.1918|09.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]]  </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Deutsches Reich]]''' <br>
 
[[Datei:Max von Baden.jpg|thumb|150px|left|''Reichskanzler Max von Baden'']] [[Datei:Friedrich Ebert.jpg|thumb|150px|''Friedrich Ebert wird der neue Regierungschef im Deutschen Reich'']] Prinz Max von Baden, eigentlich Maximilian Alexander Wilhelm Friedrich, ab 1907 designierter Nachfolger seines kinderlosen Neffen Friedrich II. von Baden, Präsident der Ersten Badischen Kammer; 1911 Abschied aus dem Militärdienst im Rang des Generalmajors. 1914 wurde Max von Baden bei Kriegsausbruch als Vertreter des Großherzogs im Stab des Generalkommandos des 14. Armeekorps (Baden) reaktiviert; diese Position gab er aus persönlichen wie gesundheitlichen Gründen jedoch bald wieder auf. Anschließend übernahm der Generalmajor den Ehrenvorsitz des badischen Roten Kreuzes und nutzte seine Beziehungen zum schwedischen und russischen Hof für die Durchführung seiner Hilfe für Kriegsgefangene. 1916 wurde ihm das Amt des Ehrenpräsidenten der deutsch-amerikanischen Kriegsgefangenenhilfe des Weltbunds des CVJM übertragen. Nach dem Rücktritt des Reichskanzlers Georg Graf von Hertling trat Max von Baden dessen Nachfolge an; zusätzlich übernahm er das Amt des Ministerpräsidenten. In dieser Position übermittelte er die Bitte nach Waffenstillstand der deutschen OHL an den US-amerikanischen Präsidenten Wilson, setzte die Entlassung Erich Ludendorffs durch und verkündigt nun ohne Ermächtigung dazu die Abdankung des Kaisers. Er benennt Friedrich Ebert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zu seinem Nachfolger im Amt des Reichskanzlers und ordnet seinen eigenen Ruhestand an. Philipp Scheidemann (SPD) ruft um 14 Uhr die Republik aus, wenig später tut dies Karl Liebknecht von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) noch einmal, indem er die "Freie Sozialistische Räterepublik" ausruft. In Berlin beginnt ein Generalstreik. Schließlich erhält die SPD mehr Zustimmung durch die Bildung eines Rates der Volksbeauftragten und erteilt damit der Parole der USPD "Alle Macht den Räten" de facto eine Absage. Allerdings setzt sich die USPD bei der Bildung der vorläufigen Regierung mit der Formulierung durch: "Die politische Gewalt liegt in den Händen der Arbeiter- und Soldatenräte, die zur Vollversammlung aus dem ganzen Reich alsbald zusammengerufen sind." <br>
 
[[Datei:Max von Baden.jpg|thumb|150px|left|''Reichskanzler Max von Baden'']] [[Datei:Friedrich Ebert.jpg|thumb|150px|''Friedrich Ebert wird der neue Regierungschef im Deutschen Reich'']] Prinz Max von Baden, eigentlich Maximilian Alexander Wilhelm Friedrich, ab 1907 designierter Nachfolger seines kinderlosen Neffen Friedrich II. von Baden, Präsident der Ersten Badischen Kammer; 1911 Abschied aus dem Militärdienst im Rang des Generalmajors. 1914 wurde Max von Baden bei Kriegsausbruch als Vertreter des Großherzogs im Stab des Generalkommandos des 14. Armeekorps (Baden) reaktiviert; diese Position gab er aus persönlichen wie gesundheitlichen Gründen jedoch bald wieder auf. Anschließend übernahm der Generalmajor den Ehrenvorsitz des badischen Roten Kreuzes und nutzte seine Beziehungen zum schwedischen und russischen Hof für die Durchführung seiner Hilfe für Kriegsgefangene. 1916 wurde ihm das Amt des Ehrenpräsidenten der deutsch-amerikanischen Kriegsgefangenenhilfe des Weltbunds des CVJM übertragen. Nach dem Rücktritt des Reichskanzlers Georg Graf von Hertling trat Max von Baden dessen Nachfolge an; zusätzlich übernahm er das Amt des Ministerpräsidenten. In dieser Position übermittelte er die Bitte nach Waffenstillstand der deutschen OHL an den US-amerikanischen Präsidenten Wilson, setzte die Entlassung Erich Ludendorffs durch und verkündigt nun ohne Ermächtigung dazu die Abdankung des Kaisers. Er benennt Friedrich Ebert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zu seinem Nachfolger im Amt des Reichskanzlers und ordnet seinen eigenen Ruhestand an. Philipp Scheidemann (SPD) ruft um 14 Uhr die Republik aus, wenig später tut dies Karl Liebknecht von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) noch einmal, indem er die "Freie Sozialistische Räterepublik" ausruft. In Berlin beginnt ein Generalstreik. Schließlich erhält die SPD mehr Zustimmung durch die Bildung eines Rates der Volksbeauftragten und erteilt damit der Parole der USPD "Alle Macht den Räten" de facto eine Absage. Allerdings setzt sich die USPD bei der Bildung der vorläufigen Regierung mit der Formulierung durch: "Die politische Gewalt liegt in den Händen der Arbeiter- und Soldatenräte, die zur Vollversammlung aus dem ganzen Reich alsbald zusammengerufen sind." <br>
 +
|- valign="top"
 +
| <center>'''[[Chronik 11.1918|09.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 +
Das III. Marinegeschwader kommt nach Kiel zurück und setzt beim Einlaufen wieder die rote Fahne. Der Großteil der Offiziere hat die Schiffe offenbar verlassen. Delegationen des Soldatenrates und der Offiziere einigen sich darauf, dass jene Offiziere, die schriftlich erklären, der neuen Volksbewegung nicht feindlich gegenüberstehen, wieder Vorgesetzte sein dürfen. <br>
 
|- valign="top"
 
|- valign="top"
 
| <center>'''''Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1919'''''</center> || '''[[Deutsches Reich 1919|I. Quartal]] - [[Deutsches Reich 1919-II|II. Quartal]] - [[Deutsches Reich 1919-III|III. Quartal]] - [[Deutsches Reich 1919-IV|IV. Quartal]]'''<br>  
 
| <center>'''''Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1919'''''</center> || '''[[Deutsches Reich 1919|I. Quartal]] - [[Deutsches Reich 1919-II|II. Quartal]] - [[Deutsches Reich 1919-III|III. Quartal]] - [[Deutsches Reich 1919-IV|IV. Quartal]]'''<br>  

Version vom 28. Januar 2017, 04:59 Uhr

Deutsches Reich.gif
Wappen Deutsches Kaiserreich

DEUTSCHES KAISERREICH

Hauptstadt: Berlin

Chronik des Jahres 1918

IV. Quartal (bis 9. November 1918)


Waffenstillstandsverhandlungen beginnen

Reichskanzler Max von Baden gibt die Abdankung Kaiser Wilhelms II. bekannt

Reichskanzler Max von Baden übergibt die Regierungsgewalt an Friedrich Ebert


Hauptseite Map Deutsches Kaiserreich.jpg
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Quartals
Jahres-Chroniken
Länderchroniken
Wichtige Ereignisse des Quartals im Deutschen Kaiserreich

frühere Chroniken Deutschlands
Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres ...
1908 - 1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916 - 1917
Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres 1918
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
29.09.1918
Deutsches Reich.gif
Deutsches Kaiserreich

Die Oberste Heeresleitung (OHL) fordert von der Reichsregierung ein sofortiges Waffenstillstandsangebot an die Entente.

Oktober 1918
Deutsches Reich.gif
Deutsches Kaiserreich

Die deutsche Führung der Marine plant, von Wilhelmshaven aus einen Flottenvorstoß gegen England durchführen. Urheber des Plans sind Kapitän z.S. von Levetzow (Chef des Stabes in der Seekriegsleitung) und Konteradmiral von Trotha, (Chef des Stabes bei der Hochseeflotte). Trotha schreibt: "Der Flotte steht ein solcher Schlusskampf als höchstes Ziel vor Augen ... auch wenn er ein Todeskampf wird ... (daraus) wird ... eine neue deutsche Zukunftsflotte hervorwachsen; einer durch schmachvollen Frieden gefesselten Flotte ist die Zukunft gebrochen." Erst später wird der Schutz der flandrischen Küste als Begründung für den Vorstoß nachgeschoben werden.

24.10.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Matrosenaufstände
Zeitleiste

28.10.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
Kaiser Wilhelm II.
Reichskanzler Max von Baden
Der Kaiser des Deutschen Reichs, Wilhelm II., überträgt durch die „Gesetze zur Abänderung der Reichsverfassung“ dem Reichstag bedeutende Machtbefugnisse. Der Reichstag beschließt daraufhin das "Gesetz zur Parlamentarisierung". Die Regierung ist nun vom Vertrauen des Reichstags abhängig. Die Artikel des Gesetzes:

Gesetz zur Abänderung der Reichsverfassung
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen etc.
verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt:
Die Reichsverfassung wird wie folgt geändert (Auszug):
1. Im Artikel 11 werden die Absätze 2 und 3 durch folgende Bestimmungen ersetzt:
1.2 Zur Erklärung des Krieges im Namen des Reichs ist die Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags erforderlich.
1.3 Friedensverträge sowie diejenigen Verträge mit fremden Staaten, welche sich auf Gegenstände der Reichsgesetzgebung beziehen, bedürfen der Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags.
2. Im Artikel 15 werden folgende Absätze hinzugefügt:
2.3 Der Reichskanzler bedarf zu seiner Amtsführung des Vertrauens des Reichstags.
2.4 Der Reichskanzler trägt die Verantwortung für alle Handlungen von politischer Bedeutung, die der Kaiser in Ausübung der ihm nach der Reichsverfassung zustehenden Befugnisse vornimmt.
2.5 Der Reichskanzler und seine Stellvertreter sind für ihre Amtsführung dem Bundesrath und dem Reichstag verantwortlich.
4. Im Artikel 53 Abs. 1 wird folgender Satz hinzugefügt:
Die Ernennung, Versetzung, Beförderung und Verabschiedung der Offiziere und Beamten der Marine erfolgt unter Gegenzeichnung des Reichskanzlers.
5. Im Artikel 64 Abs. 2 werden im ersten Satz hinter dem Worte "Kaiser" die Worte eingeschaltet:
"unter Gegenzeichnung des Reichskanzlers".
6. Im Artikel 66 werden folgende Absätze 3 und 4 hinzugefügt:
6.3 Die Ernennung, Versetzung, Beförderung und Verabschiedung der Offiziere und Militärbeamten eines Kontingents erfolgt unter Gegenzeichnung des Kriegsministers des Kontingents.
6.4 Die Kriegsminister sind dem Bundesrath und dem Reichstag für die Verwaltung ihres Kontingents verantwortlich.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Großes Hauptquartier, den 28. Oktober 1918.
(Siegel) Wilhelm
Max Prinz von Baden

Für den Satz "Der Reichskanzler bedarf zu seiner Amtsführung des Vertrauens des Reichstages" haben Sozialdemokraten, Zentrum und Liberale teilweise seit Jahrzehnten gekämpft. Zum ersten Mal in Deutschland wird verfassungsmäßig festgelegt, dass der Regierungschef die Unterstützung der Mehrheit im Parlament bedarf. Bis jetzt hatten Preußens Ministerpräsidenten und Deutschlands Kanzler stets nur des Vertrauens des jeweiligen Monarchen bedurft. Zwar verfügten der preußische Landtag seit 1848 und der Reichstag ab 1871 über die Budgethoheit. Doch der Einfluss auf die aktuelle Politik war begrenzt. Freiwillig räumten Kaiser Wilhelm II. und seine konservativen Unterstützer diesen Umsturz der Machtverhältnisse nicht ein. Es ist der unmittelbar bevorstehende Zusammenbruch der Westfront, die den starken Mann der Obersten Heeresleitung, General Erich Ludendorff, am 29. September 1918 zu einer überraschenden Wende bewegte. Nachdem der Weltkrieg militärisch nicht mehr zu gewinnen war, forderte Ludendorff einen Waffenstillstand auf Grundlage der "14 Punkte" des US-Präsidenten Woodrow Wilson.

28.10.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Angesichts der geplanten Großoffensive der Reichsflotte entsteht eine Meuterei unter den Matrosen der Hochseeflotte in Wilhelmshaven. Daraufhin meutern die Besatzungen der in Kiel liegenden deutschen Hochseeflotte.

31.10.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Der Flottenchef verlegt das III. Geschwader nach Kiel. Auf der Fahrt durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal (heute Nord-Ostsee-Kanal) werden 47 vermeintliche Rädelsführer der SMS MARKGRAF verhaftet und von Kiel-Holtenau aus in verschiedene Arrestanstalten in Kiel gebracht. Im Hafen von Kiel treffen in der Nacht zum 1. November Schiffe mit über 5000 Mann Besatzung ein.

01.11.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Die Besatzungen der in der vergangenen Nacht in den Hafen von Kiel eingelaufenen Schiffe erhalten Landurlaub. Abends treffen sich etwa 250 Matrosen des III. Geschwaders im Gewerkschaftshaus in der Fährstraße (heute Legienstraße). Abordnungen fordern vergeblich die Freilassungen der inhaftierten Kameraden von den Schiffskommandanten.

02.11.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
Matrose Karl Artelt
Die Berliner Regierung erhält erstmals Kenntnis über die Vorgänge bei der Marine in Kiel. Dort versammeln sich gegen 19 Uhr etwa 500 bis 600 Matrosen und einige Zivilisten auf dem großen Exerzierplatz im Viehburger Gehölz in Kiel zu einer Demonstration. Der Matrose Karl Artelt (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands - USPD) geht als einziger Redner über die Forderung nach sofortiger Freilassung der Inhaftierten hinaus und ruft zur "Niederkämpfung des Militarismus und Beseitigung der herrschenden Klasse" auf und sucht Verbindung mit Vertrauensmännern seiner Partei. In dieser Nacht werden erste Flugblätter vervielfältigt.
03.11.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Am Morgen werden weitere 57 Matrosen und Heizer auf der SMS MARKGRAF verhaftet und lassen sich nach Diskussionen mit der Militärpolizei unbewaffnet ins Fort Herwarth abführen. Gegen 10 Uhr beschließen hohe Marineoffiziere im Stationsgebäude der Marine in Kiel, gegen 16 Uhr Stadtalarm zu geben, um Matrosen an der Teilnahme einer für 17 Uhr vorgesehenen Versammlung zu hindern. Der Kieler Gouverneur Wilhelm Souchon sendet einen Lagebericht an das Reichsmarineamt mit der Bitte: "... wenn irgend möglich, hervorragenden sozialdemokratischen Abgeordneten herschicken, um im Sinne der Vermeidung von Revolution und Revolte zu sprechen." Der um 1530 Uhr ausgelöste Stadtalarm bleibt ohne Wirkung bei den Matrosen; gegen 17 Uhr versammeln sich dennoch 5000 bis 6000 Teilnehmer, etwa 80 Prozent der sich in Kiel befindenden Matrosen. Auf dem Exerzierplatz sprechen die Hauptredner Gustav Garbe, Gewerkschaftsvorsitzender und Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), sowie der Matrose Karl Artelt von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Ein Demonstrationszug zur Arrestanstalt setzt sich über Rondeel, Sophienblatt und dem Bahnhof in Bewegung. Eine Frau gerät unter die Straßenbahn und stirbt. Die Menge zieht weiter über die Holstenstraße, den Markt, die Dänische Straße zur Brunswiker Straße. Um 19 Uhr erfolgt ein Zusammenstoß zwischen Demonstranten und einer Patrouille an der Ecke Karlstraße, der sieben Tote und 29 Verletzte fordert, von denen später zwei ebenfalls ihr Leben lassen müssen. Zu diesem Zeitpunkt glauben die amtlichen Stellen noch, Herr der Lage zu sein.

04.11.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Am Morgen ziehen bewaffnete Matrosen in Kiel von Kaserne zu Kaserne, teils an die Stelle des Zusammenstoßes in der Karlstraße, teils ziellos durch die Stadt. Das III. Geschwader, ohne die SMS KÖNIG, die bereits im Dock liegt, läuft aus nach Travemünde, in der Hoffnung, der Unruheherd könnte so beseitigt werden. Die Mannschaften rühren keine Hand, um die Leinen los zu machen. Dies müssen Fähnriche und Deckoffiziere besorgen. Etwa 1000 Matrosen bleiben an Land zurück. Um 10 Uhr legen Arbeiter der Germaniawerft und in der Torpedoanstalt in Friedrichsort die Arbeit nieder. Im Gewerkschaftshaus findet eine weitere Besprechung statt. Gegen 13 Uhr verweigern Matrosen in einer großen Kasernenanlage im Norden Kiels den Gehorsam: Nach einem Divisionsappell des Kommandeurs bilden sich spontane Demonstrationen. Auf Initiative des Matrosen Karl Artelts von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bildet sich der erste Soldatenrat. Matrosen, unter ihnen Karl Artelt, übergeben dem Kommandeur sechs Forderungen. Inzwischen gestehen sich der Kieler Stadtkommandant und der Militärpolizeimeister ein, nicht mehr Herr der Lage zu sein. Gouverneur Wilhelm Souchon lässt durchgeben, dass die Wünsche der Truppen ihm unverzüglich zu melden seien. Karl Artelt fährt daraufhin mit anderen Matrosen und einer großen roten Fahne am Auto zum Gouverneur. Gegen 15 Uhr beginnen die Verhandlungen des Gouverneurs mit Matrosen und Vertretern der SPD und USPD. Deren Forderungen werden gegen 17 Uhr allen Marineteilen in Kiel vom Gouverneur mitgeteilt. Nach einem "Triumphzug" von der Wik bis zur Arrestanstalt in der Feldstraße empfangen mehrere tausend Matrosen ihre freigelassenen Kameraden. Hier wird bekannt, dass sich bereits viele weitere Soldatenräte in anderen Städten gebildet haben. Um 1930 Uhr kommen der Abgeordnete der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Gustav Noske und der Staatssekretär Haußmann am Kieler Hauptbahnhof an. Die ersten von der Reichsregierung entsandten Emissäre machen sich sofort auf den Weg zum Gewerkschaftshaus, wo sich ab 20 Uhr Matrosen und Arbeitervertreter versammeln und einen Soldaten- und Arbeiterrat bilden, der "14 Kieler Punkte" an Forderungen aufstellt. Anschließend findet die erste Verhandlungsrunde zwischen Haußmann, Noske, hohen Offizieren und Matrosen im Stationsgebäude der Marine statt.

05.11.1918
Deutsches Reich.gif 50px Frankreich.gif
Deutsches Kaiserreich / Vereinigte Staaten von Amerika / Französische Republik
US-Präsident Woodrow Wilson
Der französische Marschall Ferdinand Foch
Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson informiert die Reichsregierung, dass die deutsche Waffenstillstandskommission von General Ferdinand Foch empfangen werde.
05.11.1918
(Fortsetzung)
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Bei Sonnenaufgang hissen die Matrosen der deutschen Kriegsschiffe, die in Kiel vor Anker liegen, nicht die Kriegs-, sondern die rote Flagge. Nur auf der SMS KÖNIG hat der Kommandant bereits die Kriegsflagge hissen lassen, die er gemeinsam mit zwei Offizieren mit Waffengewalt verteidigt. Erst nachdem die drei schwer verwundet sind, wird auch auf diesem Schiff die rote Fahne gesetzt. Ein Matrose und die Offiziere sterben, der Kommandant überlebt. Die SMS SCHLESIEN setzt die Kriegsflagge und flieht aus dem Kieler Hafen nach Flensburg. Dort verlassen die Matrosen und die Heizer das Schiff, das der Seekriegsleitung (SKL) unterstellt wird; anschließend fährt das Schiff über Marstal in Richtung Swinemünde. Etwa 200 Seekadetten werden als Heizer eingesetzt. Die Arbeiter in Kiel treten in einen Generalstreik. In den frühen Morgenstunden wird ein Arbeiterrat unter dem Vorsitz von Gustav Garbe, dem Vorsitzenden des Kieler Gewerkschaftskartells, der Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) ist, gebildet. Der Rat kontrolliert ab 10 Uhr die Stadtverwaltung, deren Spitzen nicht ausgewechselt werden, sondern Beigeordnete aus dem Arbeiterrat erhalten. Nur das Ernährungsamt wird direkt vom Arbeiterrat übernommen. Die Matrosen befürchten nach wie vor Gegenstöße des Militärs. Den Offizieren werden Rangabzeichen und Waffen abgenommen. Die Matrosen haben den Eindruck, dass Offiziere an verschiedenen Stellen aus Häuserfenstern auf sie schießen. Immer wieder kommt es zu Schießereien der Patrouillen. Diese fordern zehn Tote und 21 Verletzte. Stadtkommandant Heine wird von einer Patrouille erschossen, als er sich seiner Festnahme widersetzt. Der Soldatenrat untersagt die "selbstständige Patrouillengestellung" der Matrosen. Um 13 Uhr wird Gustav Noske auf einer Versammlung auf dem Wilhelmplatz zum vorläufigen Vorsitzenden des Soldatenrates gewählt, den er nach eigener Darstellung anschließend auf einer Vertrauensleuteversammlung selbst zusammenstellt. Die Seekriegsleitung in Berlin wartet die Entscheidung des Kabinetts nicht ab und schickt ein Telegramm an das Kommando der Hochseestreitkräfte, in dem sie vorgeblich im Einvernehmen mit der Regierung befiehlt: "Jeder Widerstand ist sofort zu brechen, das IX. Armeekorps soll Kiel zu Lande und das Hochseekommando zur Seeseite absperren." Am frühen Abend trifft Haußmann wieder in Berlin ein. Im Kabinett setzt er sich für die Forderungen der Matrosen ein und betont, dass „die Sache“ nur durch die Sozialdemokraten und Gewerkschaften „gehalten werden“ könne. Der Staatsekretär des Reichsmarineamtes, Ritter von Mann, und der preußische Kriegsminister, Generalmajor Heinrich Scheuch (gesprochen: Sché-uch) sprechen sich dagegen für härteste Maßnahmen und ein Abriegeln Kiels aus, um ein Exempel zu statuieren. Die Entscheidung wird vertagt. Admiral Reinhard Scheer schlägt dem Kaiser vor, dass Admiral Ludwig von Schröder den Kieler Gouverneur Wilhelm Souchon ersetzen und an der Spitze einer Brigade nach Kiel verlegt werden solle. Der Kaiser ist einverstanden und erlässt ohne Rücksprache mit der Regierung die entsprechenden Befehle. Abends flieht Prinz Heinrich, der Bruder Kaiser Wilhelms II., aus Kiel, eine rote Fahne am Auto. Abends telefoniert der frisch gewählte Vorsitzende des Kieler Arbeiterrates Gustav Noske mit Vizekanzler Friedrich von Payer und warnt vor Gewalt. Die 40.000 Mann in Kiel könnten nicht überwältigt werden und der Versuch würde jede Verständigung unmöglich machen. In einem weiteren Gespräch mit Ritter von Mann wiederholt Gustav Noske die Forderungen nach Amnestie für die Matrosen und den Rücktritt oder die Abdankung des Kaisers.

06.11.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Der gewählte Vorsitzende des Kieler Arbeiterrates Gustav Noske von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), dessen Aufgabe es eigentlich war, zwischen Regierung und Streikenden zu vermitteln, versucht auf einer großen Versammlung die Vertreter der Matrosen zum Abbruch des Aufstandes zu überreden. Die Führer des Aufstandes in Kiel lehnen das entsprechende Angebot der Berliner Reichsregierung ab. Auf Initiative Lothar Popps werden in allen Einheiten Vertrauensleute gewählt. Diese wählen den Großen Soldatenrat und der wiederum den Obersten Soldatenrat. Popp und Noske werden zu gleichberechtigten Vorsitzenden des Obersten Soldatenrats gewählt. Das Kabinett in Berlin nimmt den Vorschlag Haußmanns einstimmig an, da auch in anderen Küstenstädten Unruhen auszubrechen drohen, zu deren Niederwerfung Truppen aus Altona angefordert wurden, die dem ursprünglichen Befehl zufolge in Kiel eingesetzt werden sollten. Die Seekriegsleitung (SKL) bestätigt dagegen die Befehle vom Vortag. Die Reichsregierung lehnt die von Kaiser Wilhelm II. ohne Absprache mit ihr ausgesprochene Kommandierung von Admiral Ludwig von Schröder nach Kiel entschieden ab. Admiral Reinhard Scheer empfiehlt dem Kaiser die Rücknahme des Befehls, da auch er einsehen muss, dass mit militärischer Gewalt nichts mehr zu erreichen ist. Der Kaiser stimmt zu.

07.11.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Der gewählte Vorsitzende des Arbeiter- und Co-Vorsitzende des Soldatenrates von Kiel, Gustav Noske von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), löst Admiral Wilhelm Souchon als Gouverneur von Kiel ab. In Kiel treten wieder "geordnete Verhältnisse" ein. Lothar Popp von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) wird alleiniger Vorsitzender des Soldatenrates. Der Arbeiter- und Soldatenrat erklärt in einem Aufruf an die Bevölkerung Schleswig-Holsteins: "Die politische Macht ist unserer Hand. Unser Ziel ist die freie soziale Volksrepublik." Währenddessen bestätigt die Seekriegsleitung (SKL) noch einmal die Befehle, dass sie bereit ist, die Demonstranten militärisch zu unterwerfen. Dass dies nicht umgesetzt wird, liegt vor allem daran, dass die erforderlichen Truppen nicht mehr zur Verfügung stehen.

08.11.1918
Deutsches Reich.gif Frankreich.gif
Deutsches Kaiserreich / Französische Republik
Marschall Ferdinand Foch
Staatssekretär Matthias Erzberger
In Compiègne bei Paris beginnen die Waffenstillstandsverhandlungen zwischen dem Deutschen Kaiserreich und der Französischen Republik. Die Verhandlungen werden von Marschall Ferdinand Foch auf Seiten der Entente und von Staatssekretär Matthias Erzberger auf Seiten der Regierung des Deutschen Kaiserreiches geführt.
08.11.1918
(Fortsetzung)
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

In Berlin konstituiert sich der Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte. Dieser Rat beansprucht die Rolle einer vorläufigen Zentralinstanz der Arbeiter- und Soldatenräte im Großraum Berlin. Der Vollzugsrat sieht es als seine Aufgabe an, bis zum Zusammentritt des ersten Reichsrätekongresses, der für Dezember geplant ist, die provisorische Regierung, den Rat der Volksbeauftragten unter dem Vorsitz von Friedrich Ebert auf Reichsebene und den unter Paul Hirsch in Preußen auf Landesebene zu kontrollieren. Bereits während des Januarstreiks von 1918 gab es mit dem als Streikleitung amtierenden Aktionsausschuss aus Vertretern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und und der Mehrheits-Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD, später SPD) einen Vorläufer des späteren Vollzugsrates. Ende Oktober 1918 tauchte der Begriff "Vollzugsausschuss der Arbeiter- und Soldatenräte" in einem Aufruf erstmals auf. In diesem geheim agierenden Gremium gaben die revolutionären Obleute ergänzt um den gerade aus dem Gefängnis entlassenen Karl Liebknecht und Politiker des Linken Flügels der USPD wie Georg Ledebour den Ton an. Dieser illegal operierende Arbeiterrat hatte sich die Planung einer revolutionären Aktion für Berlin zum Ziel gesetzt, daher war die MSPD hier nicht vertreten. Allerdings gab es auch innerhalb der beteiligten Linkssozialisten erhebliche Meinungsunterschiede zwischen den Spartakusanhängern auf der einen Seite und den USPD-Leuten Hugo Haase und Wilhelm Dittmann sowie den revolutionären Obleuten Richard Müller und Emil Barth auf der anderen Seite. Streit gab es vor allem um die Taktik und den Termin des geplanten Aufstandes. Die Vorstellungen für eine nachrevolutionäre Ordnung waren ebenfalls bis jetzt unklar. Nun aber beginnt der illegale Vollzugsausschuss mit Flugblättern an die Öffentlichkeit zu gehen und ruft zum Generalstreik auf.

09.11.1918
Deutsches Reich.gif
Deutsches Kaiserreich / Deutsches Reich
Reichskanzler Max von Baden
Friedrich Ebert wird der neue Regierungschef im Deutschen Reich
Prinz Max von Baden, eigentlich Maximilian Alexander Wilhelm Friedrich, ab 1907 designierter Nachfolger seines kinderlosen Neffen Friedrich II. von Baden, Präsident der Ersten Badischen Kammer; 1911 Abschied aus dem Militärdienst im Rang des Generalmajors. 1914 wurde Max von Baden bei Kriegsausbruch als Vertreter des Großherzogs im Stab des Generalkommandos des 14. Armeekorps (Baden) reaktiviert; diese Position gab er aus persönlichen wie gesundheitlichen Gründen jedoch bald wieder auf. Anschließend übernahm der Generalmajor den Ehrenvorsitz des badischen Roten Kreuzes und nutzte seine Beziehungen zum schwedischen und russischen Hof für die Durchführung seiner Hilfe für Kriegsgefangene. 1916 wurde ihm das Amt des Ehrenpräsidenten der deutsch-amerikanischen Kriegsgefangenenhilfe des Weltbunds des CVJM übertragen. Nach dem Rücktritt des Reichskanzlers Georg Graf von Hertling trat Max von Baden dessen Nachfolge an; zusätzlich übernahm er das Amt des Ministerpräsidenten. In dieser Position übermittelte er die Bitte nach Waffenstillstand der deutschen OHL an den US-amerikanischen Präsidenten Wilson, setzte die Entlassung Erich Ludendorffs durch und verkündigt nun ohne Ermächtigung dazu die Abdankung des Kaisers. Er benennt Friedrich Ebert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zu seinem Nachfolger im Amt des Reichskanzlers und ordnet seinen eigenen Ruhestand an. Philipp Scheidemann (SPD) ruft um 14 Uhr die Republik aus, wenig später tut dies Karl Liebknecht von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) noch einmal, indem er die "Freie Sozialistische Räterepublik" ausruft. In Berlin beginnt ein Generalstreik. Schließlich erhält die SPD mehr Zustimmung durch die Bildung eines Rates der Volksbeauftragten und erteilt damit der Parole der USPD "Alle Macht den Räten" de facto eine Absage. Allerdings setzt sich die USPD bei der Bildung der vorläufigen Regierung mit der Formulierung durch: "Die politische Gewalt liegt in den Händen der Arbeiter- und Soldatenräte, die zur Vollversammlung aus dem ganzen Reich alsbald zusammengerufen sind."
09.11.1918
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Das III. Marinegeschwader kommt nach Kiel zurück und setzt beim Einlaufen wieder die rote Fahne. Der Großteil der Offiziere hat die Schiffe offenbar verlassen. Delegationen des Soldatenrates und der Offiziere einigen sich darauf, dass jene Offiziere, die schriftlich erklären, der neuen Volksbewegung nicht feindlich gegenüberstehen, wieder Vorgesetzte sein dürfen.

Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1919
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres ...
1920 - 1921 - 1922 - 1923 - 1924 - 1925 - 1926 - 1927 - 1928 - 1929

spätere Chroniken Deutschlands
Weblinks
Proximity
Hauptseite
Jahreschroniken
Länderchroniken