Formel 1 - 1894

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F1.gif
Frankreich.gif

22. Juli 1894

COMPÉTITION PARIS-ROUEN-PARIS

Erstes Autorennen der Welt

30.04.1894 - In Frankreich wird heute das Ausscheidungswettrennen der „Wagen ohne Pferd“ veranstaltet. 102 Starter haben sich für das am 22. Juli zwischen Paris und Rouen geplante erste Autorennen der Welt angesagt und jeweils 10 Francs Startgeld entrichtet. Die Qualifikanten müssen 50 Kilometer in vier Stunden bewältigen, um sich für den Start im Rennen zu qualifizieren. Es ist nicht bekannt, ob tatsächlich alle 102 gemeldeten Automobile starten. Die 4-Stunden-Marke können jedenfalls 21 Starter unterbieten. Die überwältigende Mehrzahl der Fahrer kommt aus Frankreich, aber auch Fahrer aus Deutschland, Italien und Großbritannien sind unter den Startern. Für das Hauptrennen qualifizieren sich ein Deutscher, ein Franzose irisch-französischer Abstammung und 19 Franzosen.

Albert "Georges" Lemaître
Highlights
  • Das erste Autorennen der Welt findet in Frankreich statt
  • Erstes Langstreckenrennen: 127 km
  • Wetter: ?
  • Sieger Albert Comte de Dion wird der Sieg aberkannt, Albert Lemaître wird erster Sieger eines Autorennens
  • Internationales Rennen, jedoch hauptsächlich Franzosen am Start
  • Von 46 gemeldeten Teams starten 22. Neun erreichen das Ziel.
  • Zwei Peugeots siegen vor zwei Panhards
Das Siegerauto des ersten Autorennens der Welt, der später zurückgestufte Dampftraktor "De Dion, Bouton & Trépardoux"

22.07.1894 - Unter dem Jubel einer vieltausendköpfigen Menschenmenge findet in Frankreich der erste Automobil-Wettkampf statt und markiert damit den Beginn des Motorsports überhaupt. Diese Wettfahrt ist als Zuverlässigkeitsfahrt und nicht als "Autorennen" konzipiert. Der Pariser Journalist Pierre Giffard rief mit Unterstützung der Zeitung "Le Petit Journal" zu einer Wettfahrt auf. Sämtliche „pferdelosen“ Wagen sind zur Fahrt von Paris nach Rouen auf einer Strecke von 126 Kilometer zugelassen. Diese "Compétition" wird ohne jegliche Reglementierung ausgetragen, da die Meinungen der Veranstalter, wie man so ein Rennen reglementieren könnte, auseinander gehen. So lautet denn die Ausschreibung: „Der Wettbewerb ist offen für alle Fahrzeugtypen, vorausgesetzt, dass sie nicht gefährlich sind, vom Fahrer leicht kontrolliert werden können und nicht zuviel Geld kosten." Dieser Wettbewerb wird also nicht ausschließlich ein Rennen sein, denn es wird nicht nur die Schnelligkeit, sondern auch die leichte Bedienbarkeit, der Komfort, die Sicherheit und die Bequemlichkeit für die Insassen gewertet. Ausgeschrieben wird das Rennen dann auch nicht von einem Automobil-Club, da es solche Organisationen gegenwärtig nirgendwo auf der Welt gibt, sondern von der Pariser Zeitung „Le Petit Journal". Zu gewinnen gibt es 5000 Goldfranken - umgerechnet vermutlich mehr, als ein Formel-1-Fahrer des Jahres 2015 für einen Sieg erhalten wird. Alle möglichen Antriebsarten werden gemeldet. So gibt es neben "herkömmlichen" Benzin-, Elektro oder Dampffahrzeugen solche, die durch Schwerkraft, durch das Gewicht der Passagiere, durch eine Hydraulik, komprimierte Luft, Hebel oder Pendel angetrieben werden. Die zahlreichen Anmeldungen machten eine Vorausscheidung nötig, da auch Fahrzeuge gemeldet wurden, die nur auf dem Reißbrett existierten. Dabei wurden auch die für die Strasse gänzlich unbrauchbaren Vehikel aussortiert. Von den 102 gemeldeten Fahrzeugen erschienen zum Schluss genau 26 zum Vortest, allesamt entweder mit Dampf- oder Benzinantrieb. Zum Start der 126 km langen Fahrt traten am Port Maillot in Paris dann noch 21 Fahrzeuge an. Auf halber Strecke in Nantes stand eine einstündige Mittagspause an. Der zwei Tonnen schwere Dampfwagen des Comte de Dion fuhr einem klaren Start-Ziel-Sieg entgegen, fiel aber in der Wertung zurück, da das Auto weder leicht bedienbar noch einfach manövrierfähig war. Nicht nur sein Gewicht, sondern auch der Verbrauch von 800 Liter Wasser und dem notwendigen Heizer an Bord sollten ihm zum Verhängnis werden. Beim heutigen offiziellen Rennen benötigt der Schnellste, der 28 Jahre alte adlige Unternehmer Albert Jules Graf de Dion, für die Strecke in seinem dampfgetriebenen "De Dion, Bouton & Trépardoux" sechs Stunden und 48 Minuten, was einem Schnitt von rund 18,7 km/h entspricht. 17 der 21 am Rennen teilnehmenden Fahrzeuge erreichen das Ziel. Da die Regeln allerdings "einen einfach zu handhabenden und billigen Zweisitzer" erfordern und nicht auf die Zeit Wert legen, wird de Dion der Siegespreis vorenthalten. Der dem Regelement zufolge unterlegene Graf de Dion behauptet zunächst, dass er "Autorennen" ohnehin grundsätzlich ablehne und es ihm lediglich um die Prüfung der Zuverlässigkeit seines Fahrzeuges gegangen sei. Aus diesem Grunde habe er an seinen Wagen auch einen Anhänger angebracht, um seinen Vater, sowie den Baron Étienne van Zuylen van Nyevelt und den Offizier und Schriftsteller Émile Driant auf das "Rennen" mitzunehmen. Obwohl seine Fahrt eher einer "Landpartie" gleicht, fährt er dennoch dreieinhalb Minuten vor dem Zweitplatzierten Peugeot-Benziner durch das Ziel. Letztendlich werden von der Jury zwei Sieger erkoren, zum einen „Panhard et Levassor", zum andern „Les fils de Peugeot Frères". Beide Fahrzeuge sind mit Daimler-Lizenzmotoren ausgerüstet. Sie schaffen die 126 km in einer Zeit von weniger als 6 Stunden mit einem Schnitt von 20,47 km/h. Obwohl de Dion durch sein Verhalten seine Disqualifizierung selbst heraufbeschworen hat, gibt er bekannt, dass er die Zurückstufung als einen gegen ihn persönlich gerichteten, feindseligen Akt ansehe. Wegen der allgemein bekannten Feindschaft zwischen ihm und dem Journalisten Giffard wird dies ein nicht unbeträchtlicher Teil der Öffentlichkeit ebenso sehen und de Dion als ihren Sieger feiern. Die Gebrüder Peugeot, deren Wagen, die als Zweiter und als Dritter die Ziellinie überqueren, werden gemeinsam zu "Siegern der ersten öffentlich ausgeschriebenen Zuverlässigkeitsfahrt für Wagen ohne Pferde" erklärt. Da beide Peugeot-Wagen mit einem Daimler-Zweizylinder-V-Motor ausgestattet sind, wird der Württemberger Gottlieb Daimler zum heimlichen Sieger des ersten Autorennens. Der mächtige und schwere Dampfwagen des Comte de Dion wird, obwohl er den Bedingungen der Ausschreibung nicht entsprach, "ehrenhalber" auf den zweiten Platz gesetzt. Die Brüder Peugeot erhalten das Preisgeld von 5000 Französischen Francs, obwohl sich ihre Wagen mit der erzielten Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h und der Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 17 km/h nicht schneller als ein Radfahrer bewegten. Der württembergische Konstrukteur Gottlieb Daimler erlebt gemeinsam mit seinem Sohn Paul Start und Ziel dieses Rennens. Paul bemerkt später den Kontrast zwischen den verschiedenen Wagentypen. Er erwähnt, wie bei dem schweren Dampfwagen der Heizer rußüberzogen und schwer arbeitend für das Aufschütten des Brennmaterials zuständig ist und wie im Gegensatz dazu die Fahrer der Benzin- und der Petroleumwagen ruhig und wie zum Vergnügen fahren.

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit / Ausfall
2 Frankreich.gif Albert Comte de Dion Frankreich.gif De Dion-Bouton
(dampfbetrieben)
6:48,0
1 Frankreich.gif Albert "Georges" Lemaître Frankreich.gifDeutsches Reich.gif Peugeot-Daimler
(benzinbetrieben)
6:51,5
3 Frankreich.gif Auguste Doriot Frankreich.gifDeutsches Reich.gif Peugeot-Daimler
(benzinbetrieben)
7:04,5
4 Frankreich.gif Paul Panhard Frankreich.gifDeutsches Reich.gif Panhard-Daimler
(benzinbetrieben)
7:21,5
5 Frankreich.gif Émile Levassor Frankreich.gifDeutsches Reich.gif Panhard-Daimler
(benzinbetrieben)
7:43,5
6 Deutsches Reich.gif Émile Kraeutler Frankreich.gifDeutsches Reich.gif Peugeot-Daimler
(benzinbetrieben)
7:46,5
7 Frankreich.gif Émile Mayade Frankreich.gifDeutsches Reich.gif Panhard-Daimler
(benzinbetrieben)
8:09,0
8 Frankreich.gif A. Le Brun Frankreich.gif Le Brun
(benzinbetrieben)
8:12,0
9 Frankreich.gif Pierre Michaud Frankreich.gifDeutsches Reich.gif Peugeot-Daimler
(benzinbetrieben)
8:25,0
10 Frankreich.gif Félix Dubois Frankreich.gifDeutsches Reich.gif Panhard-Daimler
(benzinbetrieben)
8:38,0
11 Frankreich.gif Louis Rigoulot Frankreich.gifDeutsches Reich.gif Peugeot-Daimler
(benzinbetrieben)
8:41,0
12 Frankreich.gif A. Vacheron Frankreich.gif Vacheron
(benzinbetrieben)
8:42,5
13 Frankreich.gif M. de Bourmont Frankreich.gif De Bourmont
(benzinbetrieben)
8:51,0
14 Frankreich.gif Émile Roger Deutsches Reich.gif Benz
(benzinbetrieben)
10:01,0
15 Frankreich.gif Maurice le Blant Frankreich.gif Serpollet
(benzinbetrieben)
10:43,0
16 Frankreich.gif P. Gautier Frankreich.gif Gautier Wehrlé
(benzinbetrieben)
12:24,5
17 Frankreich.gif Ernest Archdeacon Frankreich.gif Serpollet
(benzinbetrieben)
13:00,0
Bemerkungen: Da die Konstruktion des Siegerwagens angeblich nicht dem Reglement entspricht, wird Albert Lamaître der Sieg zuerkannt; Graf de Dion wird auf den zweiten Platz zurückgestuft. Das Klassement zeigt, dass die Marke Peugeot mit dem 2., 3., 6. und 9. Platz die Erfolgreichste ist, gefolgt von Panhard mit dem 4., 5., 7. und 10. Platz. Die dritte erfolgreiche Marke ist De Dion-Bouton mit dem einzigen dampfgetriebenen Fahrzeug, dass es unter die Top Ten schafft. Émile Roger, der über 10 Stunden nach dem Sieger als 14. ins Ziel kommt, ist der erste Mensch, der jemals ein Auto kaufte, und zwar im Jahre 1888 einen Benz.

Inoffizielle Konstrukteurswertung aller bisherigen Compétitions oder Épreuves im Automobilgeschehen dieses Jahres

Platz Fabrikat Frankreich.gif Punkte
1 Deutsches Reich.gif Daimler 21,5
2 Frankreich.gif Peugeot 25 12,5
3 Frankreich.gif Panhard 18 9
Frankreich.gif de Dion 9 9
5 Frankreich.gif Le Brun 3 3
Bemerkungen: Die Punkte von Peugeot und von Panhard werden mit Daimler geteilt, da die deutsche Firma die Motoren lieferte.
Geschichte der Formel 1 :
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