Deutsches Kaiserreich 1871-II
DEUTSCHES KAISERREICH
Hauptstadt: Berlin
Chronik des Jahres 1871
II. Quartal 1871
Der Deutsche Reichstag beschließt die rechtliche Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung
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fortlaufende Ereignisse |
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Deutsches Kaiserreich
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Deutsches Kaiserreich Der Reichstag verabschiedet die Verfassung des Deutschen Kaiserreiches mit nur sieben Gegenstimmen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Kaiserreich Der Reichstag verabschiedet die Verfassung des Deutschen Kaiserreiches mit nur sieben Gegenstimmen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Kaiserreich Die Vertreter der Länder des Deutschen Kaiserreiches treffen zum ersten Mal zu einer Fahrplankonferenz der deutschen Eisenbahnen zusammen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Kaiserreich Die Abgeordneten des Deutschen Reichstages beschließen die rechtliche Gleichstellung der Juden in Deutschland. Einer Schätzung zufolge leben im Gebiet des neugegründeten Deutschen Kaiserreiches 512.000 Menschen jüdischen Glaubens. Bei der letzten Schätzung im Jahre 1820 waren es noch 220.000 Menschen. Die neue Reichsverfassung wird ihnen die volle Gleichberechtigung zugestehen. August Rohling, Priester und Professor der katholischen Theologie in Münster, wird schlagartig bekannt, nachdem er die antisemitische Schrift "Der Talmudjude" veröffentlichte. Sie enthält aus dem Zusammenhang gerissene Talmud-Zitate, die Rohling negativ interpretiert. Damit versucht er auf theologischem Wege gegen die sogenannte „jüdische Rasse“ vorzugehen. Er stützt sich dabei im Wesentlichen auf das Werk von J. A. Eisenmenger „Entdecktes Judenthum Oder Gründlicher und Wahrhaffter Bericht, welchergestalt die verstockten Juden die Hochheilige Drey-Einigkeit lästern und verunehren“. Eine weitere Quelle Rohlings ist der jüdische Konvertit Aron Israel Brimann (Pseudonym Dr. Justus), der sich bereits durch antisemitische Hetzschriften hervorgetan hat. "Der Talmudjude" hat eine weitreichende Wirkung. Rohling zufolge gebiete die jüdische Religion ihren Anhängern, wann immer möglich Christen zu schädigen und zu töten – so verteidigt Rohling auch die mittelalterliche Ritualmordlegende. "Der Talmudjude" wird 17 Auflagen erleben. Rohling beweist mit teilweise gefälschten Auszügen, dass der Talmud erlaube, ... alle Nichtjuden auf jede Weise auszubeuten, sie physisch und moralisch zu vernichten, Leben, Ehre und Eigenthum derselben zu verderben, offen und mit Gewalt, heimlich und meuchlings; – das darf, ja soll, wenn er kann, der Jude von Religions wegen befolgen, damit er sein Volk zur irdischen Weltherrschaft bringe. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Kaiserreich In Berlin erscheint die letzte Ausgabe des Organs des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins „Social-Demokrat“. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Die 1851 von Ernst Christian Friedrich Schering gegründete Grüne Apotheke in der Berliner Chausseestraße wird in die "Chemische Fabrik auf Actien (vorm. E. Schering)" umgewandelt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Kaiserreich / Französische Republik Ende des Französisch-Preußischen Krieges. Die Friedensverhandlungen zwischen Frankreich und Deutschland in Frankfurt am Main enden mit der Unterzeichnung des abschließenden Friedensvertrages von Frankfurt durch Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck und Außenminister Jules Favre. Dieser verpflichtet Frankreich zur Abtretung des Elsass ohne Belfort und Nordlothringens mit der Festung Metz sowie zur Zahlung von fünf Milliarden Francs Reparationen an Deutschland. Bis zur Abzahlung der Summe bleiben deutsche Truppen in Nordfrankreich und in Paris stationiert. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Kaiserreich / Herzogtum Anhalt Der Herzog von Anhalt-Dessau Leopold IV. Friedrich (* 1. Oktober 1794 in Dessau) stirbt in seiner Geburtsstadt. Er war ein Sohn von Erbprinz Friedrich von Anhalt-Dessau und Enkel von Herzog Leopold III.. Nach der Schlacht bei Leipzig folgte er den Verbündeten bis Paris. Er übernahm am 9. August 1817 nach dem Tod seines Großvaters die Regierung von Anhalt-Dessau. Durch die Stürme von 1848 sah er sich genötigt, dem Land am 29. Oktober 1848 eine konstitutionelle Verfassung zu verleihen, welche jedoch schon am 4. November 1849 wieder aufgehoben und erst im Oktober 1859 durch eine neue Landschaftsordnung ersetzt wurde. Nach dem Aussterben der Linie Anhalt-Köthen (1847) übernahm Leopold als Senior des Hauses Anhalt am 23. November 1847 die Regierung von Anhalt-Köthen. Am 1. Mai 1853 wurden die beiden Herzogtümer Dessau und Köthen vereinigt zum Herzogtum Anhalt-Dessau-Köthen. Mit dem Tode des Herzogs Alexander Carl von Anhalt-Bernburg († 19. August 1863) erbte er auch Anhalt-Bernburg. Ab 30. August 1863 führte er den Titel Herzog von Anhalt. Ihm folgte sein Sohn Herzog Friedrich I.. Vermählt war Leopold seit dem 18. April 1818 mit Prinzessin Friederike (* 30. September 1796; † 1. Januar 1850), Tochter des Prinzen Friedrich Ludwig Karl von Preußen. Nachfolger als Herzog von Anhalt wird der Sohn des Verstorbenen, Friedrich I. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Französische Republik Die Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den Kämpfern der Pariser Kommune dauern an. Der Abgeordnete August Bebel bekennt sich in seiner Rede im Deutschen Reichstag zur Pariser Kommune. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Kaiserreich Der Deutsche Reichstag stimmt der Eingliederung von Elsass und Lothringen ins Reich zu. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Der königlich-preußische General der Infanterie und Ehrenritter des Johanniterordens Karl Ludwig Ernst von Prittwitz (* 16.10. 1790 auf Gut Karisch, Landkreis Strehlen, Niederschlesien), dessen Name eng mit der Niederschlagung der 48er Märzrevolution in Berlin verbunden ist, stirbt in Görlitz, wohin er sich nach seinem 50. Dienstjubiläum zurückgezogen hatte. Nach 15-tägiger Anreise mit der Postkutsche von seinem väterlichen Gut trat Prittwitz am 5. März 1803 im Alter von 12 Jahren als Fahnenjunker ins Infanterie-Regiment „von Zenge“ in Königsberg (Ostpreußen) ein. Schon am 31. Dezember 1804 wurde er zum Fähnrich befördert und nahm als 16-Jähriger bei der Schlacht von Auerstedt (14. Oktober 1806) teil. Eine angebliche Verwundung in dieser Schlacht wird in der Familiengeschichte von 1870 ausdrücklich als Gerücht abgetan. Bis zur Reaktivierung 1810 lebte Prittwitz dann wieder im Elternhaus. Am 21. Februar 1810 zum Sekondeleutnant befördert, trat er ins 1. ostpreußische Infanterie-Regiment ein und wurde am 5. August 1811 zum 1. westpreußischen Infanterie-Regiment versetzt. Am 26. Februar 1812 wurde er in den Generalstab zum Generalmajor Yorck abkommandiert. Im Feldzug gegen Russland wurde er am 20. Oktober 1812 zum Premierleutnant befördert. In den Befreiungskriegen gegen Napoleon in den Jahren 1813 und 1814 kämpfte Prittwitz u.a. bei Großbeeren, Zahna und Dennewitz (August und September 1813) und in Frankreich. Er rückte am 12. Juni 1813 zum Stabskapitän und am 24. November 1813 zum Wirklichen Kapitän auf und war bereits im Alter von 24 Jahren am 5. Februar 1815 Major. Am 30. Dezember 1818 erhielt er seine Ernennung zum Adjutanten bei Kronprinz Wilhelm von Preußen. Ab 3. Mai 1821 war er Abteilungs-Chef im Generalstab, ab 6. April 1822 Flügel-Adjutant und am 30. März 1824 wurde Prittwitz zum Oberstleutnant befördert. Am 1. Juni 1828 erhielt er die Ernennung zum Kommandeur des 1. Garde-Regiments zu Fuß und wurde am 30. März 1829 zum Oberst befördert. In diesem Rang nahm er am 12. September 1835 an der Revue von Kalisch teil, wurde danach am 20. September 1835 zum Kommandeur der 1. Garde-Infanterie-Brigade ernannt und am 30. März 1836 zum Generalmajor befördert. Schließlich wurde Prittwitz am 30. März 1838 Kommandant von Potsdam. Am 1. März 1843 wurde Prittwitz zum Kommandeur der Garde-Infanterie ernannt. In seinen dienstfreien Stunden betätigte er sich auch als Autor. So erschienen 1843 seine „Militairischen Beiträge zur Geschichte des Jahres 1813“ in zwei Bänden über die damalige Heeres-Organisation. Ein Jahr später wurde er am 30. März 1844 zum Generalleutnant befördert. Während der „Märzrevolution“ in Berlin löste Prittwitz am Nachmittag des 18. März 1848 am Beginn der Barrikadenkämpfe den General Pfuel im Oberkommando der Truppen ab. Das nachfolgende Desaster ging nicht auf ihn zurück und im Mai übernahm er die Dienstgeschäfte des Generalkommandos des Gardekorps. Im darauf folgenden Jahr wurde er am 16. März 1849 zum Oberbefehlshaber des Deutschen Bundesheeres im Schleswig-Holsteinischen Krieg ernannt und nahm an einigen Schlachten (unter anderem bei Düppel am 13. April 1849) teil. Friedrich Daniel Bassermann (1811-1855), damals Unterstaatssekretär im Innenministerium, notierte am 26. April 1849 an den Ministerpräsidenten Heinrich von Gagern (1799-1880): „Der König hat an Prittwitz ein Handbillett geschrieben (wohl die Überschreitung der jütischen Grenze betreffend, eine gestern Abend im Ministerrat verlesene Note des preußischen Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten empfiehlt die Nichtüberschreitung) und hat ihn gefragt, ob er als preußischer General nicht seinen Befehlen gehorchen werde. - Er hat ihm geantwortet: Mit Sr. Majestät Erlaubnis habe er der Zentralgewalt (Provisorische Zentralgewalt der Frankfurter Nationalversammlung) den Eid geleistet und werde daher nur ihr gehorchen.“ Am 3. November 1849 erhielt Prittwitz seine Ernennung zum - zunächst interimistischen - Kommandierenden General des Gardekorps (bestätigt am 23. März 1852). Ein Jahr später feierte er am 5. März 1853 sein 50-jähriges Dienstjubiläum und ließ sich auf eigenen Wunsch bald danach aus dem Militärdienst verabschieden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Die Baukommission des Deutschen Reichstages bestimmt für das neu zu errichtende Parlamentsgebäude das Grundstück des Raczynski-Palais auf dem Königsplatz. Graf Raczynski war ein Kunsthistoriker und Sammler. In seiner Funktion als Diplomat nutzte er seine Reisen, um Kunstobjekte zu sammeln, die er etwa seit 1834 in seinem Palais Unter den Linden in Berlin ausstellte. Als er nach einigen Dienstjahren zurück nach Berlin kehrte, überließ ihm König Friedrich Wilhelm IV. das besagte Grundstück auf dem Königsplatz unentgeltlich, unter der Vorgabe, dort ein Haus zu bauen, in dem seine Kunstobjekte besichtigt werden könnten, was auch in einem Vertrag vom 19. Mai 1847 festgehalten wurde. Da dieses Grundstück im Jahre 1854 Bestandteil seiner Familienstiftung wurde, waren künftig auch seine Familienmitglieder daran gehindert, es zu veräußern. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Kaiserreich Die im Deutsch-Französischen Krieg siegreichen Garden halten unter Führung von Kaiser Wilhelm I. Einzug in Berlin. An seiner Seite sind Prinz Friedrich Wilhelm (später Kaiser Friedrich III.), Prinz Friedrich Karl, Fürst Otto von Bismarck sowie General Helmuth Karl Bernhard von Moltke. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Kaiserreich Graf Raczynski erfährt aus der Tagespresse, dass das neue Parlamentsgebäude des Deutschen Reichstages auf seinem Grundstück errichtet werden soll und erklärt seine Weigerung, dieses Grundstück zu veräußern. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Kaiserreich
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen / Herzogtum Sachsen-Lauenburg Der deutsche Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck erhält von Kaiser Wilhelm I. den Sachsenwald bei Friedrichsruh im Herzogtum Lauenburg als Eigentum. Der Sachsenwald ist der Rest eines riesigen Urwaldes, bestehend vorwiegend aus Eichen und Buchen, der sich von der Ostsee bis nach Niedersachsen erstreckt. Bereits seit der Steinzeit siedelten Menschen im Bereich des Urwaldes, indem sie kleine Lichtungen für Äcker schufen und den Wald zur Schweinemast nutzten. Die ältesten Nachweise für eine feste Besiedelung des Sachsenwaldes und des Gebiets von Hamburg werden auf das 4. Jahrhundert vor Christus datiert. Ebenso wie in Hamburg zeugen Megalithgräber für eine frühgeschichtliche Besiedelung. Die Menschen fingen in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung an, den Urwald großflächig zu roden, so dass er im späten Mittelalter – bis auf den Sachsenwald – praktisch verschwunden war. Bereits im Mittelalter war das Eigentum am Sachsenwald begehrt und nach heftigem Streit mit den Herzögen von Sachsen-Lauenburg gelangte mit dem Vertrag von Perleberg im Jahr 1420 eine Hälfte des Sachsenwaldes an die Hansestädte Hamburg und Lübeck, die diesen Anteil mit Geesthacht und den Vierlanden von ihrem beiderstädtischen Amtssitz Bergedorf aus verwalteten. Durch die Gasteiner Konvention gelangte Lauenburg und damit auch der Sachsenwald zu Preußen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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