Deutsches Kaiserreich 1872: Unterschied zwischen den Versionen

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Datei:Wilhelm I.jpg|'''Wilhelm I.'''<br>(* 1797 Berlin)<br>König Wilhelm IV. von Preußen wird als Wilhelm I. erster Kaiser des Deutschen Kaiserreiches
 
Datei:Wilhelm I.jpg|'''Wilhelm I.'''<br>(* 1797 Berlin)<br>König Wilhelm IV. von Preußen wird als Wilhelm I. erster Kaiser des Deutschen Kaiserreiches
Datei:Albrecht von Roon.jpg|'''Albrecht von Roon'''<br>(* 1803 Pleushagen b. Kolberg)<br>Preußischer Kriegsminister
 
 
Datei:Fürst Otto_von_Bismarck.jpg|'''Fürst Otto von Bismarck'''<br>(* 1815 Schönhausen bei Stendal)<br>Der Kanzler des Norddeutschen Bundes wird Kanzler des Deutschen Kaiserreiches
 
Datei:Fürst Otto_von_Bismarck.jpg|'''Fürst Otto von Bismarck'''<br>(* 1815 Schönhausen bei Stendal)<br>Der Kanzler des Norddeutschen Bundes wird Kanzler des Deutschen Kaiserreiches
Datei:Heinrich von Stephan.jpg|'''Heinrich Stephan'''<br>(* 1831 Stolp)<br>Er ist der erste Generalpostdirektor des Deutschen Kaiserreiches
 
 
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| <center>'''[[Chronik 1872|1872]]''' </center> || [[Datei:Großes Kaap.jpg|thumb|150px|Das Große Kaap]] '''[[Datei:Norddeutscher Bund.gif|25px]] [[Deutsches Kaiserreich]]''' <br>
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| <center>'''[[Chronik 1872|1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || [[Datei:Großes Kaap.jpg|thumb|150px|Das Große Kaap]] '''[[Deutsches Kaiserreich]]''' <br>
 
* Am Nordstrand der Nordseeinsel Borkum werden das "Große Kaap" und das "Kleine Kaap" errichtet, die aus Reparationsleistungen Frankreichs an Preußen finanziert werden und wichtige Tagessichtmarken für die Schifffahrt und wichtige Hilfen zum Befahren der gefährlichen Gewässer vor Borkum sind. Beide Baaken befinden sich auf dem Westland und bestehen aus roten Klinkern, die mit hölzernen Toppzeichen ausgerüstet sind. Sie sind 23,4 Meter und 11,7 Meter hoch. Die Baken müssen von See her im Dreipunktverfahren angesteuert werden, so dass die Ansteuerungstonne Osterems auf der Linie „Großes Kaap - Alter Leuchtturm“ und die Ansteuerungstonne Westerems auf der Linie „Kleines Kaap - Alter Leuchtturm“ liegt. Am Nordostende der Insel befindet sich eine weitere steinerne Bake. Die „Ostbake“ steht auf einer 7,5 Meter hohen Düne in den Ostlanddünen und ist 19 Meter hoch.
 
* Am Nordstrand der Nordseeinsel Borkum werden das "Große Kaap" und das "Kleine Kaap" errichtet, die aus Reparationsleistungen Frankreichs an Preußen finanziert werden und wichtige Tagessichtmarken für die Schifffahrt und wichtige Hilfen zum Befahren der gefährlichen Gewässer vor Borkum sind. Beide Baaken befinden sich auf dem Westland und bestehen aus roten Klinkern, die mit hölzernen Toppzeichen ausgerüstet sind. Sie sind 23,4 Meter und 11,7 Meter hoch. Die Baken müssen von See her im Dreipunktverfahren angesteuert werden, so dass die Ansteuerungstonne Osterems auf der Linie „Großes Kaap - Alter Leuchtturm“ und die Ansteuerungstonne Westerems auf der Linie „Kleines Kaap - Alter Leuchtturm“ liegt. Am Nordostende der Insel befindet sich eine weitere steinerne Bake. Die „Ostbake“ steht auf einer 7,5 Meter hohen Düne in den Ostlanddünen und ist 19 Meter hoch.
* Der Kaiserliche Generalpostdirektor Heinrich Stephan gründet das Deutsche Postmuseum. Es ist eines der ersten Museen für die Geschichte der Technik weltweit und erhält den umfassend definierten Auftrag, „die Entwicklung des Verkehrswesens von den Völkern des Altertums beginnend bis zur neuesten Zeit kulturgeschichtlich zu veranschaulichen. <br>
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* Der Kaiserliche Generalpostdirektor Heinrich Stephan gründet das Deutsche Postmuseum. Es ist eines der ersten Museen für die Geschichte der Technik weltweit und erhält den umfassend definierten Auftrag, „die Entwicklung des Verkehrswesens von den Völkern des Altertums beginnend bis zur neuesten Zeit kulturgeschichtlich zu veranschaulichen.  
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'''[[Datei:Österreich-Ungarn.gif|25px]] [[Österreich-Ungarische Monarchie]] / [[Datei:Norddeutscher Bund.gif|25px]] [[Deutsches Kaiserreich]] / [[Datei:Württemberg 1817-1918.gif|25px]] [[Königreich Württemberg]]''' <br>
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| <center> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Österreich-Ungarn.gif|50px]] [[Datei:Württemberg 1816-1945.gif|25px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Österreich-Ungarische Monarchie]] / [[Königreich Württemberg]]''' <br>
 
Der 30 Jahre alte österreichische "Kulturhistoriker" Friedrich von Hellwald gibt in einem veröffentlichten Zeitungsartikel ein Zeitzeugnis über die antisemitische Stimmung in der Donaumonarchie. So schreibt er, dass die Juden aus Asien eingewanderte Fremdrassige seien; dies würden Europäer „instinktiv“ spüren. Das sogenannte Vorurteil gegen Juden sei also durch zivilisatorischen Fortschritt nie zu überwinden. Als Kosmopolit sei der Jude dem „ehrlichen Arier“ an Schläue überlegen. Von Osteuropa aus grabe er sich als Krebsgeschwür in die übrigen europäischen Völker ein. Ausbeutung des Volkes sei sein einziges Ziel. Egoismus und Feigheit seien seine Haupteigenschaften; Selbstaufopferung und Patriotismus seien ihm völlig fremd. Von Hellwald, der ein glühender Anhänger der Evolutionstheorie von Charles Darwin ist, darf ungestraft öffentlich die Meinung vertreten, nach welcher es Völker gebe, die aussterben müssten und deshalb auch ausgerottet werden dürften, zum Beispiel die amerikanischen Ureinwohner, die südafrikanischen Khoisan und die australischen Aborigines. Im Vergleich mit anderen Rassenideologen dieser Zeit nimmt er eine Extremposition ein, was der Beliebtheit und der Verbreitung seiner Bücher im deutschsprachigen Bildungsbürgertum aber keinen Abbruch tut. Die Werke - vor allem "Die Erde und ihre Völker" - erreichen mehrere Neuauflagen. Aufgrund seiner Popularität wird von Hellwald als Chefredakteur nach Stuttgart in die Redaktion der Wochenzeitung "Das Ausland" berufen. <br>
 
Der 30 Jahre alte österreichische "Kulturhistoriker" Friedrich von Hellwald gibt in einem veröffentlichten Zeitungsartikel ein Zeitzeugnis über die antisemitische Stimmung in der Donaumonarchie. So schreibt er, dass die Juden aus Asien eingewanderte Fremdrassige seien; dies würden Europäer „instinktiv“ spüren. Das sogenannte Vorurteil gegen Juden sei also durch zivilisatorischen Fortschritt nie zu überwinden. Als Kosmopolit sei der Jude dem „ehrlichen Arier“ an Schläue überlegen. Von Osteuropa aus grabe er sich als Krebsgeschwür in die übrigen europäischen Völker ein. Ausbeutung des Volkes sei sein einziges Ziel. Egoismus und Feigheit seien seine Haupteigenschaften; Selbstaufopferung und Patriotismus seien ihm völlig fremd. Von Hellwald, der ein glühender Anhänger der Evolutionstheorie von Charles Darwin ist, darf ungestraft öffentlich die Meinung vertreten, nach welcher es Völker gebe, die aussterben müssten und deshalb auch ausgerottet werden dürften, zum Beispiel die amerikanischen Ureinwohner, die südafrikanischen Khoisan und die australischen Aborigines. Im Vergleich mit anderen Rassenideologen dieser Zeit nimmt er eine Extremposition ein, was der Beliebtheit und der Verbreitung seiner Bücher im deutschsprachigen Bildungsbürgertum aber keinen Abbruch tut. Die Werke - vor allem "Die Erde und ihre Völker" - erreichen mehrere Neuauflagen. Aufgrund seiner Popularität wird von Hellwald als Chefredakteur nach Stuttgart in die Redaktion der Wochenzeitung "Das Ausland" berufen. <br>
 
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1872|01.01.1872]]''' </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Datei:Norddeutscher Bund.gif|25px]] [[Deutsches Kaiserreich]]''' <br>
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* Im Deutschen Kaiserreich tritt ein einheitliches Strafgesetzbuch für alle deutschen Bundesstaaten in Kraft.  
 
* Im Deutschen Kaiserreich tritt ein einheitliches Strafgesetzbuch für alle deutschen Bundesstaaten in Kraft.  
 
* Das Reichsgesetz über die Maß- und Gewichtsordnung verfügt die Einführung des metrischen Systems im Deutschen Kaiserreich.
 
* Das Reichsgesetz über die Maß- und Gewichtsordnung verfügt die Einführung des metrischen Systems im Deutschen Kaiserreich.
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1872|03.01.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 
| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1872|03.01.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 
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| <center>'''[[Chronik 1872|04.01.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || [[Datei:Heinrich von Stephan.jpg|thumb|left|150px|''Generalpostdirektor Heinrich Stephan'']] '''[[Deutsches Kaiserreich]]''' <br>
[[Datei:Heinrich von Stephan.jpg|thumb|150px|''Generalpostdirektor Heinrich Stephan'']] Das Kaiserliche Generalpostamt regt durch Erlass des Generalpostdirektors Heinrich Stephan die Gründung von "Spar- und Vorschussvereinen" für Postbeamte an. Die Vereine sollen als Kreditinstitute die Rechtsform eines "Wirtschaftlichen Vereins" erhalten. <br>
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Das Kaiserliche Generalpostamt regt durch Erlass des Generalpostdirektors Heinrich Stephan die Gründung von "Spar- und Vorschussvereinen" für Postbeamte an. Die Vereine sollen als Kreditinstitute die Rechtsform eines "Wirtschaftlichen Vereins" erhalten. <br>
 
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1872|05.01.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 
| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1872|05.01.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 02.1872|23.02.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 02.1872|23.02.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] [[Datei:Württemberg 1816-1945.gif|50px]] [[Datei:Bayern 1388-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]] / [[Königreich Württemberg]] / [[Königreich Bayern]]''' <br>
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| <center>'''[[Chronik 02.1872|23.02.1872]]''' </center> || [[Datei:Mauser Gewehr 71.jpg|thumb|Mauser Gewehr 71]] '''[[Datei:Deutsches Reich.gif|25px]] [[Deutsches Kaiserreich]] / [[Datei:Württemberg 1817-1918.gif|25px]] [[Königreich Württemberg]] / [[Datei:Bayern 1388-1918.gif|25px]] [[Königreich Bayern]] / [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|25px]] [[Königreich Preußen]]''' <br>
 
 
Das in der Königlich Württembergischen Gewehrfabrik in Oberndorf am Neckar seit 1869 entwickelte und seit dem Vorjahr produzierte Gewehr Mauser Modell 71 wird als erstes deutsches Reichsgewehr eingeführt. Die Hinterladerbüchse ist 4,5 kg schwer und hat eine Lauflänge von 855 mm. Es gestattet Einzelfeuer mit Munition vom Kaliber 11 mm. Die Ausgabe des neuen Gewehrtyps an die Truppe wird im kommenden Jahr beginnen. Wegen des großen Auftrages werden die Gewehre sowohl bei Firma Mauser selbst als auch in den staatlichen Gewehrfabriken Amberg, Danzig und Spandau gefertigt werden. <br>
 
Das in der Königlich Württembergischen Gewehrfabrik in Oberndorf am Neckar seit 1869 entwickelte und seit dem Vorjahr produzierte Gewehr Mauser Modell 71 wird als erstes deutsches Reichsgewehr eingeführt. Die Hinterladerbüchse ist 4,5 kg schwer und hat eine Lauflänge von 855 mm. Es gestattet Einzelfeuer mit Munition vom Kaliber 11 mm. Die Ausgabe des neuen Gewehrtyps an die Truppe wird im kommenden Jahr beginnen. Wegen des großen Auftrages werden die Gewehre sowohl bei Firma Mauser selbst als auch in den staatlichen Gewehrfabriken Amberg, Danzig und Spandau gefertigt werden. <br>
 
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 03.1872|11.03.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Sachsen ab 1815.jpg|25px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Sachsen]]''' <br>
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 03.1872|11.03.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
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In Preußen werden alle Schulen unter staatliche Aufsicht gestellt. Außerdem wird die kirchliche Schulinspektion im gesamten Deutsche Kaiserreich aufgehoben. Dies führt auch zum Ausschluss katholischer Ordensträger vom Lehrberuf. <br>
 
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[[Datei:August Bebel.jpg|thumb|150px|left|August Bebel]] [[Datei:Wilhelm Liebknecht.jpg|thumb|150px|Wilhelm Liebknecht]] '''[[Datei:Deutsches .gif|25px]] [[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Sachsen]]''' <br>
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Sachsen 1815-1935.jpg|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Sachsen]]''' <br>
Vor dem Schwurgericht in Leipzig beginnt der Prozess gegen die prägenden Führungskräfte der deutschen Sozialdemokratie, August Bebel und Wilhelm Liebknecht sowie den Parteizeitungs-Redakteur Adolf Hepner, denen Hochverrat vorgeworfen wird. Bei der Abstimmung zur Bewilligung der Kriegskredite im Reichstag des Norddeutschen Bundes für den Deutsch-Französischen Krieg am 19. Juli 1870 hatten sich August Bebel und Wilhelm Liebknecht der Stimme enthalten. Bei einer erneuten Debatte am 26. November desselben Jahres um die Bewilligung weiterer Kriegsgelder brachten die beiden einen Friedensvorschlag „unter Verzichtleistung auf jede Annexion französischen Gebietes“ ein. Die Diskussion zu diesem Vorschlag mündete in den Vorwurf des Landesverrates gegen die beiden Abgeordneten. Nach späteren Tumulten und tätlichen Angriffen vor allem gegen Liebknecht wurden die beiden zusammen mit Adolf Hepner, dem zweiten Redakteur des Zentralorgans der SDAP, Der Volksstaat, am 17. Dezember 1870 verhaftet. Anlass war die Veröffentlichung von Bebels Briefen an die Parteiführung. Nachdem in der Folge der Gründung des deutschen Nationalstaats als am monarchischen Prinzip ausgerichtetes Kaiserreich am 3. März 1871 der deutsche Reichstag gewählt worden war, und August Bebel ein Mandat dabei erhalten hatte, beugte sich die Regierung dem wachsenden Druck, und entließ die drei am 28. März 1871 vorerst aus der Haft. Da der Krieg mit Frankreich inzwischen endete, konnte kein Prozess wegen Landesverrates mehr stattfinden. Reichskanzler Otto von Bismarck drängte jedoch weiterhin auf eine Verurteilung, und so wurde aus der Anklage wegen Landesverrates eine Anklage wegen Hochverrates, was aber einige Zeit in Anspruch nahm. So beginnt nun erst heute der Prozess vor dem Leipziger Schwurgericht unter dem Vorsitz des Bautzner Bezirksgerichtsdirektors von Mücke. Einer der Anwälte ist der Leipziger Rechtsanwalt Otto Freytag. <br>
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[[Datei:August Bebel.jpg|thumb|150px|left|August Bebel]] [[Datei:Wilhelm Liebknecht.jpg|thumb|150px|Wilhelm Liebknecht]] Vor dem Schwurgericht in Leipzig beginnt der Prozess gegen die prägenden Führungskräfte der deutschen Sozialdemokratie, August Bebel und Wilhelm Liebknecht sowie den Parteizeitungs-Redakteur Adolf Hepner, denen Hochverrat vorgeworfen wird. Bei der Abstimmung zur Bewilligung der Kriegskredite im Reichstag des Norddeutschen Bundes für den Deutsch-Französischen Krieg am 19. Juli 1870 hatten sich August Bebel und Wilhelm Liebknecht der Stimme enthalten. Bei einer erneuten Debatte am 26. November desselben Jahres um die Bewilligung weiterer Kriegsgelder brachten die beiden einen Friedensvorschlag „unter Verzichtleistung auf jede Annexion französischen Gebietes“ ein. Die Diskussion zu diesem Vorschlag mündete in den Vorwurf des Landesverrates gegen die beiden Abgeordneten. Nach späteren Tumulten und tätlichen Angriffen vor allem gegen Liebknecht wurden die beiden zusammen mit Adolf Hepner, dem zweiten Redakteur des Zentralorgans der SDAP, Der Volksstaat, am 17. Dezember 1870 verhaftet. Anlass war die Veröffentlichung von Bebels Briefen an die Parteiführung. Nachdem in der Folge der Gründung des deutschen Nationalstaats als am monarchischen Prinzip ausgerichtetes Kaiserreich am 3. März 1871 der deutsche Reichstag gewählt worden war, und August Bebel ein Mandat dabei erhalten hatte, beugte sich die Regierung dem wachsenden Druck, und entließ die drei am 28. März 1871 vorerst aus der Haft. Da der Krieg mit Frankreich inzwischen endete, konnte kein Prozess wegen Landesverrates mehr stattfinden. Reichskanzler Otto von Bismarck drängte jedoch weiterhin auf eine Verurteilung, und so wurde aus der Anklage wegen Landesverrates eine Anklage wegen Hochverrates, was aber einige Zeit in Anspruch nahm. So beginnt nun erst heute der Prozess vor dem Leipziger Schwurgericht unter dem Vorsitz des Bautzner Bezirksgerichtsdirektors von Mücke. Einer der Verteidiger ist der Leipziger Rechtsanwalt Otto Freytag. <br>
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>  [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 
In Preußen werden alle Schulen unter staatliche Aufsicht gestellt. Außerdem wird die kirchliche Schulinspektion im gesamten Deutsche Kaiserreich aufgehoben. Dies führt auch zum Ausschluss katholischer Ordensträger vom Lehrberuf. <br>
 
 
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| <center>'''[[Chronik 03.1872|12.03.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 
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| <center>'''[[Chronik 03.1872|26.03.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
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| <center>'''[[Chronik 03.1872|26.03.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Sachsen 1815-1935.jpg|50px]] </center> || '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Sachsen]]''' <br>
 
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Die seit zwei Wochen vor dem Leipziger Schwurgericht unter Anklage stehenden deutschen Politiker August Bebel und Wilhelm Liebknecht werden nach einer einseitigen Verhandlung von den Geschworenen des Hochverrats für schuldig befunden, weil sie vor zwei Jahren in der Reichstagsdebatte über die Gewährung weiterer Gelder für den Deutsch-Französischen Krieg einen Friedensvorschlag vorgetragen haben. Ein konkreter Anklagegrund konnte nicht gefunden werden (man zog hauptsächlich sämtliche Veröffentlichungen der drei Angeklagten heran), und so betonte man, dass „sich aus dem einen oder anderem Artikel [...] nicht die Anklage begründen lässt, dass aber aus der Zusammenwirkung [...] sämtlicher Artikel, in Verbindung mit anderen Tatsachen die Anklage hervorgegangen ist“. Nach einer von beiden Seiten vor allem politisch eingefärbten Verhandlung hält der Staatsanwalt Hoffmann alle drei Angeklagten für schuldig, stellt aber den Geschworenen die Verurteilung Hepners anheim. Hepner wird daraufhin freigesprochen, gegen Liebknecht und Bebel lautet das Urteil "schuldig", obwohl nur genau die notwendige Mindestzahl von acht Geschworenen auf schuldig erkennen. Das Gericht verhängt daraufhin zwei Jahre Festungshaft gegen Bebel und Liebknecht, zwei Monate Untersuchungshaft werden angerechnet. August Bebel wird sein Reichstagsmandat aberkannt. Die Nichtigkeitsbeschwerde wird vom Oberlandesgericht Dresden als unbegründet zurückgewiesen. Das von Karl Marx verfasste Werk "Kommunistisches Manifest" wird in diesem Prozess mehrfach erwähnt, obwohl es derzeit vergriffen und weiten Kreisen der Bevölkerung unbekannt ist. Die Erwähnung des Werkes in den Gerichtsprotokollen veranlasst nun die Sozialdemokraten, dieses Buch legal und in hoher Auflage nachzudrucken und zu veröffentlichen. <br>
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| <center>'''[[Chronik 03.1872|26.03.1872]]''' </center> || '''[[Datei:Norddeutscher Bund.gif|25px]] [[Deutsches Kaiserreich]] / [[Datei:Sachsen ab 1815.jpg|25px]] [[Königreich Sachsen]]''' <br>
 
Die seit zwei Wochen vor dem Leipziger Schwurgericht unter Anklage stehenden deutschen Politiker August Bebel und Wilhelm Liebknecht werden nach einer einseitigen Verhandlung von den Geschworenen des Hochverrats für schuldig befunden, weil sie vor zwei Jahren in der Reichstagsdebatte über die Gewährung weiterer Gelder für den Deutsch-Französischen Krieg einen Friedensvorschlag vorgetragen haben. Ein konkreter Anklagegrund konnte nicht gefunden werden (man zog hauptsächlich sämtliche Veröffentlichungen der drei Angeklagten heran), und so betonte man, dass „sich aus dem einen oder anderem Artikel [...] nicht die Anklage begründen lässt, dass aber aus der Zusammenwirkung [...] sämtlicher Artikel, in Verbindung mit anderen Tatsachen die Anklage hervorgegangen ist“. Nach einer von beiden Seiten vor allem politisch eingefärbten Verhandlung hält der Staatsanwalt Hoffmann alle drei Angeklagten für schuldig, stellt aber den Geschworenen die Verurteilung Hepners anheim. Hepner wird daraufhin freigesprochen, gegen Liebknecht und Bebel lautet das Urteil "schuldig", obwohl nur genau die notwendige Mindestzahl von acht Geschworenen auf schuldig erkennen. Das Gericht verhängt daraufhin zwei Jahre Festungshaft gegen Bebel und Liebknecht, zwei Monate Untersuchungshaft werden angerechnet. August Bebel wird sein Reichstagsmandat aberkannt. Die Nichtigkeitsbeschwerde wird vom Oberlandesgericht Dresden als unbegründet zurückgewiesen. Das von Karl Marx verfasste Werk "Kommunistisches Manifest" wird in diesem Prozess mehrfach erwähnt, obwohl es derzeit vergriffen und weiten Kreisen der Bevölkerung unbekannt ist. Aufgrund der Erwähnung des Werkes in den Gerichtsprotokollen können nun die Sozialdemokraten dieses Buch legal und in hoher Auflage nachdrucken und veröffentlichen. <br>
 
 
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 03.1872|27.03.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
 
| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 03.1872|27.03.1872]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Königreich Preußen]]''' <br>
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| style="color:blue;background-color:#f6f610;"| <center>'''''Chronik des<br>Deutschen Kaiserreiches<br>des Jahres 1872'''''</center> || style="color:blue;background-color:#f6f610;"| '''[[Deutsches Kaiserreich 1872|I. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1872-II|II. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1872-III|III. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1872-IV|IV. Quartal]]'''<br>
 
| style="color:blue;background-color:#f6f610;"| <center>'''''Chronik des<br>Deutschen Kaiserreiches<br>des Jahres 1872'''''</center> || style="color:blue;background-color:#f6f610;"| '''[[Deutsches Kaiserreich 1872|I. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1872-II|II. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1872-III|III. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1872-IV|IV. Quartal]]'''<br>
 
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| style="color:blue;background-color:#f6f610;"| <center>'''''Chronik des<br>Deutschen Kaiserreiches<br>des Jahres 1873'''''</center> || style="color:blue;background-color:#f6f610;"| '''[[Deutsches Kaiserreich 1873|I. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1873-II|II. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1873-III|III. Quartal]] - [[Deutsches Kaiserreich 1873-IV|IV. Quartal]]'''<br>
 
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| style="color:blue;background-color:#f6f610;"| <center>'''''Chronik des<br>Deutschen Kaiserreiches<br>des Jahres ...'''''</center> || style="color:blue;background-color:#f6f610;"|  '''[[Deutsches Kaiserreich 1874|1874]] - [[Deutsches Kaiserreich 1875|1875]] - [[Deutsches Kaiserreich 1876|1876]] - [[Deutsches Kaiserreich 1877|1877]] - [[Deutsches Kaiserreich 1878|1878]] - [[Deutsches Kaiserreich 1879|1879]] - [[Deutsches Kaiserreich 1880|1880]] - [[Deutsches Kaiserreich 1881|1881]] - [[Deutsches Kaiserreich 1882|1882]]''' <br>
 
| style="color:blue;background-color:#f6f610;"| <center>'''''Chronik des<br>Deutschen Kaiserreiches<br>des Jahres ...'''''</center> || style="color:blue;background-color:#f6f610;"|  '''[[Deutsches Kaiserreich 1874|1874]] - [[Deutsches Kaiserreich 1875|1875]] - [[Deutsches Kaiserreich 1876|1876]] - [[Deutsches Kaiserreich 1877|1877]] - [[Deutsches Kaiserreich 1878|1878]] - [[Deutsches Kaiserreich 1879|1879]] - [[Deutsches Kaiserreich 1880|1880]] - [[Deutsches Kaiserreich 1881|1881]] - [[Deutsches Kaiserreich 1882|1882]]''' <br>

Version vom 24. April 2017, 13:18 Uhr

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Wappen des Deutschen Kaiserreiches

DEUTSCHES KAISERREICH

Hauptstadt: Berlin

Chronik des Jahres 1872

I. Quartal 1872



Hauptseite Map Deutsches Kaiserreich.jpg
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Quartals
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Chronik des
Deutschen Bundes
des Jahres ...
1862 - 1863 - 1864 - 1865 - 1866
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Chronik des
Deutschen Bundes ...
des Zeitraums vom 15.11. bis zum 10.12.1870
Chronik des
Deutschen Reiches ...

zwischen 10.12.1870 und 17.01.1871
Chronik des
Deutschen Kaiserreiches
des Jahres 1871
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des
Deutschen Kaiserreiches
des Jahres 1872
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
1872
fortlaufende Ereignisse
1872
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Das Große Kaap
Deutsches Kaiserreich
  • Am Nordstrand der Nordseeinsel Borkum werden das "Große Kaap" und das "Kleine Kaap" errichtet, die aus Reparationsleistungen Frankreichs an Preußen finanziert werden und wichtige Tagessichtmarken für die Schifffahrt und wichtige Hilfen zum Befahren der gefährlichen Gewässer vor Borkum sind. Beide Baaken befinden sich auf dem Westland und bestehen aus roten Klinkern, die mit hölzernen Toppzeichen ausgerüstet sind. Sie sind 23,4 Meter und 11,7 Meter hoch. Die Baken müssen von See her im Dreipunktverfahren angesteuert werden, so dass die Ansteuerungstonne Osterems auf der Linie „Großes Kaap - Alter Leuchtturm“ und die Ansteuerungstonne Westerems auf der Linie „Kleines Kaap - Alter Leuchtturm“ liegt. Am Nordostende der Insel befindet sich eine weitere steinerne Bake. Die „Ostbake“ steht auf einer 7,5 Meter hohen Düne in den Ostlanddünen und ist 19 Meter hoch.
  • Der Kaiserliche Generalpostdirektor Heinrich Stephan gründet das Deutsche Postmuseum. Es ist eines der ersten Museen für die Geschichte der Technik weltweit und erhält den umfassend definierten Auftrag, „die Entwicklung des Verkehrswesens von den Völkern des Altertums beginnend bis zur neuesten Zeit kulturgeschichtlich zu veranschaulichen.
Deutsches Reich.gif 50px Württemberg 1816-1945.gif
Deutsches Kaiserreich / Österreich-Ungarische Monarchie / Königreich Württemberg

Der 30 Jahre alte österreichische "Kulturhistoriker" Friedrich von Hellwald gibt in einem veröffentlichten Zeitungsartikel ein Zeitzeugnis über die antisemitische Stimmung in der Donaumonarchie. So schreibt er, dass die Juden aus Asien eingewanderte Fremdrassige seien; dies würden Europäer „instinktiv“ spüren. Das sogenannte Vorurteil gegen Juden sei also durch zivilisatorischen Fortschritt nie zu überwinden. Als Kosmopolit sei der Jude dem „ehrlichen Arier“ an Schläue überlegen. Von Osteuropa aus grabe er sich als Krebsgeschwür in die übrigen europäischen Völker ein. Ausbeutung des Volkes sei sein einziges Ziel. Egoismus und Feigheit seien seine Haupteigenschaften; Selbstaufopferung und Patriotismus seien ihm völlig fremd. Von Hellwald, der ein glühender Anhänger der Evolutionstheorie von Charles Darwin ist, darf ungestraft öffentlich die Meinung vertreten, nach welcher es Völker gebe, die aussterben müssten und deshalb auch ausgerottet werden dürften, zum Beispiel die amerikanischen Ureinwohner, die südafrikanischen Khoisan und die australischen Aborigines. Im Vergleich mit anderen Rassenideologen dieser Zeit nimmt er eine Extremposition ein, was der Beliebtheit und der Verbreitung seiner Bücher im deutschsprachigen Bildungsbürgertum aber keinen Abbruch tut. Die Werke - vor allem "Die Erde und ihre Völker" - erreichen mehrere Neuauflagen. Aufgrund seiner Popularität wird von Hellwald als Chefredakteur nach Stuttgart in die Redaktion der Wochenzeitung "Das Ausland" berufen.

01.01.1872
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Deutsches Kaiserreich
  • Im Deutschen Kaiserreich tritt ein einheitliches Strafgesetzbuch für alle deutschen Bundesstaaten in Kraft.
  • Das Reichsgesetz über die Maß- und Gewichtsordnung verfügt die Einführung des metrischen Systems im Deutschen Kaiserreich.
  • Ein Reichsgesetz verfügt die Schließung aller Spielbanken im Reichsgebiet.
  • Durch Verfügung Kaiser Wilhelms I. erhält das preußische Marineministerium mit heutiger Wirkung den Namen Kaiserliche Admiralität. Der Chef der Admiralität soll die Verwaltung der Kaiserlichen Marine unter der Verantwortung des Reichskanzlers und den Oberbefehl nach den Anordnungen des Kaisers (Kaiserliche Kommandogewalt) führen. Der bisherige General der Infanterie, Admiral und königlich-preußische Staatsminister Albrecht von Stosch wird der erste Chef der heute gegründeten Militärbehörde des Kaiserreiches. Von Stosch ist 54 Jahre alt und stammt aus Koblenz.
Die Regierung des Deutschen Kaiserreiches am Jahresbeginn
Deutsches Reich.gif Funktion Name seit Tage Jahre im Amt
Wilhelm I.jpg
Kaiser
Wilhelm I.
(* 1797 Berlin)
18.01.1871
348
1,0
Otto von Bismarck.jpg
Reichskanzler
Otto Fürst von Bismarck
(* 1815 Schönhausen)
(parteilos)
21.03.1871
286
0,8
Hermann von Thile.jpg
Erster Staatssekretär
im Auswärtigen Amt
(Außenminister)
Hermann von Thile
(* 1812 Berlin)
(parteilos)
21.03.1871
286
0,8
Albrecht von Stosch.jpg
Staatsminister für Marine
Admiral Albrecht von Stosch
(* 1818 Koblenz)
(preußischer Staatsminister
und Chef der
Kaiserlichen Admiralität)
01.01.1872
-
-
Albrecht von Roon.jpg
Militärischer Berater
des Reichskanzlers
General Albrecht von Roon
(* 1803 Pleushagen b. Kolberg)
(preußischer Kriegsminister)
21.03.1871
286
0,8
Heinrich von Stephan.jpg
Generalpostdirektor
Heinrich Stephan
(* 1831 Stolp)
(parteilos)
21.03.1871
286
0,8
02.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Bayern
Wilhelm Löhe
Der deutsche evangelisch-lutherische Theologe Johann Konrad Wilhelm Löhe (* 21. Februar 1808 in Fürth) stirbt in Neuendettelsau. Wegen der Gründung eines Mutterhauses für Diakonissen wurde er als fränkischer Diakonissenvater bekannt. Durch seine Schriften trug er zur Profilierung der Lutherischen Kirche bei. Im Jahre 1837 wurde er Pfarrer in Neuendettelsau; seine spätere Frau Helene Andreae (1819-1843) hatte er vorher in Nürnberg kennengelernt und im Juli 1837 geheiratet. In Neuendettelsau war Löhe im Geiste des Neuluthertums tätig. Die 1845 erschienenen "Drei Bücher von der Kirche" beleben im entstehenden Neuluthertum die Diskussion um das Wesen von Kirche. Schon 1847 veröffentlichte der Erlanger Franz Delitzsch seine "Vier Bücher von der Kirche" explizit in Bezug auf das Löhe-Werk. Löhe ging es, wie er Delitzsch schreibt, in seinem Buch darum, aufzuzeigen, dass die lutherische Kirche die "einigende Mitte der Konfessionen“ sei. Löhe wandte sich gegen einen Unionismus in der Evangelischen Kirche; er unterschied stark zwischen reformiert und lutherisch. Schließlich geriet Löhe mit seinem Verständnis vom Amt, das er als begründenden Ausgangspunkt der Gemeinde, nicht als ihr Resultat ansah, dann mit einem Teil seiner in die USA ausgewanderten Schüler und mit Oberkonsistorialpräsident Adolf Harleß aneinander – wurde von diesem aber insgesamt verstärkt in die Kirche eingebunden. In praktischer Konsequenz versuchte Löhe, die altlutherische Liturgie wiederzubeleben, akzentuierte den Begriff der Kirchenzucht neu und griff selbst (und auch mittels seiner zunehmenden Anhängerschar) oft in das kirchenpolitische Tagesgeschehen ein. So wird auf ihn die ab 1853 bestehende Selbstbezeichnung der evangelischen Kirche Bayerns als „evangelisch-lutherisch“ zurückgeführt. Löhe wurde gleichzeitig mit Theodor Fliedner Begründer einer lutherischen Mission. Seit 1841 wurden dort Missionare für die Seelsorge der nach Nordamerika Auswandernden ausgebildet. So nahm er Einfluss auf die kirchliche Prägung der Neuen Welt. 1853 wurde die Ausbildung von Frauen in der Diakonie eingeführt, um Frauen in sozial schwieriger Lage eine Möglichkeit zu eröffnen. Durch die Diakonissen konnten personell problematische (vor allem dörfliche) Regionen nun besser versorgt werden. 1854 wurde dem ein Lutherischer Verein für weibliche Diakonie zur Seite gestellt, der vor allem Mädchen und Frauen ansprechen sollte, die den radikalen Schritt zur Diakonisse nicht gehen wollten. Das Neuendettelsauer Mutterhaus entwickelte sich schnell auch zur geistigen Heimat der dort Ausgebildeten. Löhes Ansätze – Gründung eines Vereins für ein apostolisches Leben oder der Versuch, eine bischöflich-brüderliche Kirche in lutherischem Geist zu begründen – ließen sich so nicht umsetzen. Ergebnis dieser Bemühungen war aber die 1849 ins Leben gerufene und bis heute bestehende Gesellschaft für Innere und Äußere Mission. Die Gründung der „Gesellschaft“ erfolgte mit dem Ziel, entschiedene Christen zu sammeln und ihnen zu einem Leben in der Nachfolge Jesu zu verhelfen. Christen sollten auf der Grundlage der Schrift und der lutherischen Bekenntnisse „Kern, Licht und Salz“ in den Gemeinden sein. Löhe erwog zeitweilig, die Landeskirche zu verlassen und eine lutherische Freikirche zu gründen. Löhe hinterlässt ein umfangreiches Werk sowohl als Publizist wie als Gründer von Institutionen.
03.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
04.01.1872
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Generalpostdirektor Heinrich Stephan
Deutsches Kaiserreich

Das Kaiserliche Generalpostamt regt durch Erlass des Generalpostdirektors Heinrich Stephan die Gründung von "Spar- und Vorschussvereinen" für Postbeamte an. Die Vereine sollen als Kreditinstitute die Rechtsform eines "Wirtschaftlichen Vereins" erhalten.

05.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
06.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
07.01.1872
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09.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
11.01.1872
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14.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
16.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
17.01.1872
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18.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
19.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
20.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
21.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
22.01.1872
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23.01.1872
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31.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
01.02.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
02.02.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
03.02.1872
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20.02.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
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23.02.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen / Königreich Württemberg / Königreich Bayern

Das in der Königlich Württembergischen Gewehrfabrik in Oberndorf am Neckar seit 1869 entwickelte und seit dem Vorjahr produzierte Gewehr Mauser Modell 71 wird als erstes deutsches Reichsgewehr eingeführt. Die Hinterladerbüchse ist 4,5 kg schwer und hat eine Lauflänge von 855 mm. Es gestattet Einzelfeuer mit Munition vom Kaliber 11 mm. Die Ausgabe des neuen Gewehrtyps an die Truppe wird im kommenden Jahr beginnen. Wegen des großen Auftrages werden die Gewehre sowohl bei Firma Mauser selbst als auch in den staatlichen Gewehrfabriken Amberg, Danzig und Spandau gefertigt werden.

24.02.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
25.02.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
26.02.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
27.02.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
28.02.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
01.03.1872
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Deutsches Kaiserreich

Die 1870 im Deutschen Reich eingeführte „Correspondenzkarte“ erhält die offizielle Bezeichnung „Postkarte“.

Erste Hälfte März 1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Berlin wird offiziell die Hauptstadt des "Zweiten Deutschen Reiches".

03.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
04.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
05.03.1872
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07.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
08.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
09.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
10.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
11.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

In Preußen werden alle Schulen unter staatliche Aufsicht gestellt. Außerdem wird die kirchliche Schulinspektion im gesamten Deutsche Kaiserreich aufgehoben. Dies führt auch zum Ausschluss katholischer Ordensträger vom Lehrberuf.

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Deutsches Kaiserreich / Königreich Sachsen
August Bebel
Wilhelm Liebknecht
Vor dem Schwurgericht in Leipzig beginnt der Prozess gegen die prägenden Führungskräfte der deutschen Sozialdemokratie, August Bebel und Wilhelm Liebknecht sowie den Parteizeitungs-Redakteur Adolf Hepner, denen Hochverrat vorgeworfen wird. Bei der Abstimmung zur Bewilligung der Kriegskredite im Reichstag des Norddeutschen Bundes für den Deutsch-Französischen Krieg am 19. Juli 1870 hatten sich August Bebel und Wilhelm Liebknecht der Stimme enthalten. Bei einer erneuten Debatte am 26. November desselben Jahres um die Bewilligung weiterer Kriegsgelder brachten die beiden einen Friedensvorschlag „unter Verzichtleistung auf jede Annexion französischen Gebietes“ ein. Die Diskussion zu diesem Vorschlag mündete in den Vorwurf des Landesverrates gegen die beiden Abgeordneten. Nach späteren Tumulten und tätlichen Angriffen vor allem gegen Liebknecht wurden die beiden zusammen mit Adolf Hepner, dem zweiten Redakteur des Zentralorgans der SDAP, Der Volksstaat, am 17. Dezember 1870 verhaftet. Anlass war die Veröffentlichung von Bebels Briefen an die Parteiführung. Nachdem in der Folge der Gründung des deutschen Nationalstaats als am monarchischen Prinzip ausgerichtetes Kaiserreich am 3. März 1871 der deutsche Reichstag gewählt worden war, und August Bebel ein Mandat dabei erhalten hatte, beugte sich die Regierung dem wachsenden Druck, und entließ die drei am 28. März 1871 vorerst aus der Haft. Da der Krieg mit Frankreich inzwischen endete, konnte kein Prozess wegen Landesverrates mehr stattfinden. Reichskanzler Otto von Bismarck drängte jedoch weiterhin auf eine Verurteilung, und so wurde aus der Anklage wegen Landesverrates eine Anklage wegen Hochverrates, was aber einige Zeit in Anspruch nahm. So beginnt nun erst heute der Prozess vor dem Leipziger Schwurgericht unter dem Vorsitz des Bautzner Bezirksgerichtsdirektors von Mücke. Einer der Verteidiger ist der Leipziger Rechtsanwalt Otto Freytag.
12.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
13.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
18.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Sachsen

Die seit zwei Wochen vor dem Leipziger Schwurgericht unter Anklage stehenden deutschen Politiker August Bebel und Wilhelm Liebknecht werden nach einer einseitigen Verhandlung von den Geschworenen des Hochverrats für schuldig befunden, weil sie vor zwei Jahren in der Reichstagsdebatte über die Gewährung weiterer Gelder für den Deutsch-Französischen Krieg einen Friedensvorschlag vorgetragen haben. Ein konkreter Anklagegrund konnte nicht gefunden werden (man zog hauptsächlich sämtliche Veröffentlichungen der drei Angeklagten heran), und so betonte man, dass „sich aus dem einen oder anderem Artikel [...] nicht die Anklage begründen lässt, dass aber aus der Zusammenwirkung [...] sämtlicher Artikel, in Verbindung mit anderen Tatsachen die Anklage hervorgegangen ist“. Nach einer von beiden Seiten vor allem politisch eingefärbten Verhandlung hält der Staatsanwalt Hoffmann alle drei Angeklagten für schuldig, stellt aber den Geschworenen die Verurteilung Hepners anheim. Hepner wird daraufhin freigesprochen, gegen Liebknecht und Bebel lautet das Urteil "schuldig", obwohl nur genau die notwendige Mindestzahl von acht Geschworenen auf schuldig erkennen. Das Gericht verhängt daraufhin zwei Jahre Festungshaft gegen Bebel und Liebknecht, zwei Monate Untersuchungshaft werden angerechnet. August Bebel wird sein Reichstagsmandat aberkannt. Die Nichtigkeitsbeschwerde wird vom Oberlandesgericht Dresden als unbegründet zurückgewiesen. Das von Karl Marx verfasste Werk "Kommunistisches Manifest" wird in diesem Prozess mehrfach erwähnt, obwohl es derzeit vergriffen und weiten Kreisen der Bevölkerung unbekannt ist. Die Erwähnung des Werkes in den Gerichtsprotokollen veranlasst nun die Sozialdemokraten, dieses Buch legal und in hoher Auflage nachzudrucken und zu veröffentlichen.

27.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
28.03.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
Chronik des
Deutschen Kaiserreiches
des Jahres 1872
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des
Deutschen Kaiserreiches
des Jahres 1873
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des
Deutschen Kaiserreiches
des Jahres ...
1874 - 1875 - 1876 - 1877 - 1878 - 1879 - 1880 - 1881 - 1882
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