Deutsches Kaiserreich 1872

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Wappen des Deutschen Kaiserreiches

DEUTSCHES KAISERREICH

Hauptstadt: Berlin

Chronik des Jahres 1872

I. Quartal 1872



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des Zeitraums vom 15.11. bis zum 10.12.1870
Chronik des
Deutschen Reiches ...

zwischen 10.12.1870 und 17.01.1871
Chronik des
Deutschen Kaiserreiches
des Jahres 1871
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des
Deutschen Kaiserreiches
des Jahres 1872
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
1872
fortlaufende Ereignisse
01.01.1872
Norddeutscher Bund.gif Deutsches Kaiserreich
  • Im Deutschen Kaiserreich tritt ein einheitliches Strafgesetzbuch für alle deutschen Bundesstaaten in Kraft.
  • Das Reichsgesetz über die Maß- und Gewichtsordnung verfügt die Einführung des metrischen Systems im Deutschen Kaiserreich.
  • Durch Verfügung Kaiser Wilhelms I. erhält das preußische Marineministerium mit heutiger Wirkung den Namen Kaiserliche Admiralität. Der Chef der Admiralität soll die Verwaltung der Kaiserlichen Marine unter der Verantwortung des Reichskanzlers und den Oberbefehl nach den Anordnungen des Kaisers (Kaiserliche Kommandogewalt) führen. Der General der Infanterie, Admiral und königlich-preußische Staatsminister Albrecht von Stosch wird der erste Chef der heute gegründeten Militärbehörde des Kaiserreiches.
Die Regierung des Deutschen Kaiserreiches am Jahresanfang
Norddeutscher Bund.gif Funktion Name seit Tage
Wilhelm I.jpg
Kaiser
Wilhelm I.
18.01.1871
348
Otto von Bismarck.jpg
Reichskanzler
Otto Fürst von Bismarck
(parteilos)
21.03.1871
286
Hermann von Thile.jpg
Erster Staatssekretär
im Auswärtigen Amt

(Außenminister)
Hermann von Thile
(parteilos)
21.03.1871
286
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Chef der Kaiserlichen Admiralität
(Marineminister)
Albrecht von Stosch
(Admiral)
01.01.1872
-
Heinrich von Stephan.jpg
Generalpostdirektor
Heinrich Stephan
(parteilos)
21.03.1871
286
Albrecht von Roon.jpg
preußischer
Kriegsminister
Albrecht von Roon
(General)
18.01.1871
348
1872
Das Große Kaap
Norddeutscher Bund.gif Deutsches Kaiserreich
  • Am Nordstrand der Nordseeinsel Borkum werden das "Große Kaap" und das "Kleine Kaap" errichtet, die aus Reparationsleistungen Frankreichs an Preußen finanziert werden und wichtige Tagessichtmarken für die Schifffahrt und wichtige Hilfen zum Befahren der gefährlichen Gewässer vor Borkum sind. Beide Baaken befinden sich auf dem Westland und bestehen aus roten Klinkern, die mit hölzernen Toppzeichen ausgerüstet sind. Sie sind 23,4 Meter und 11,7 Meter hoch. Die Baken müssen von See her im Dreipunktverfahren angesteuert werden, so dass die Ansteuerungstonne Osterems auf der Linie „Großes Kaap - Alter Leuchtturm“ und die Ansteuerungstonne Westerems auf der Linie „Kleines Kaap - Alter Leuchtturm“ liegt. Am Nordostende der Insel befindet sich eine weitere steinerne Bake. Die „Ostbake“ steht auf einer 7,5 Meter hohen Düne in den Ostlanddünen und ist 19 Meter hoch.
  • Der Kaiserliche Generalpostdirektor Heinrich Stephan gründet das Deutsche Postmuseum. Es ist eines der ersten Museen für die Geschichte der Technik weltweit und erhält den umfassend definierten Auftrag, „die Entwicklung des Verkehrswesens von den Völkern des Altertums beginnend bis zur neuesten Zeit kulturgeschichtlich zu veranschaulichen.

25px Österreich-Ungarische Monarchie / Norddeutscher Bund.gif Deutsches Kaiserreich / 25px Königreich Württemberg
Der 30 Jahre alte österreichische "Kulturhistoriker" Friedrich von Hellwald gibt in einem veröffentlichten Zeitungsartikel ein Zeitzeugnis über die antisemitische Stimmung in der Donaumonarchie. So schreibt er, dass die Juden aus Asien eingewanderte Fremdrassige seien; dies würden Europäer „instinktiv“ spüren. Das sogenannte Vorurteil gegen Juden sei also durch zivilisatorischen Fortschritt nie zu überwinden. Als Kosmopolit sei der Jude dem „ehrlichen Arier“ an Schläue überlegen. Von Osteuropa aus grabe er sich als Krebsgeschwür in die übrigen europäischen Völker ein. Ausbeutung des Volkes sei sein einziges Ziel. Egoismus und Feigheit seien seine Haupteigenschaften; Selbstaufopferung und Patriotismus seien ihm völlig fremd. Von Hellwald, der ein glühender Anhänger der Evolutionstheorie von Charles Darwin ist, darf ungestraft öffentlich die Meinung vertreten, nach welcher es Völker gebe, die aussterben müssten und deshalb auch ausgerottet werden dürften, zum Beispiel die amerikanischen Ureinwohner, die südafrikanischen Khoisan und die australischen Aborigines. Im Vergleich mit anderen Rassenideologen dieser Zeit nimmt er eine Extremposition ein, was der Beliebtheit und der Verbreitung seiner Bücher im deutschsprachigen Bildungsbürgertum aber keinen Abbruch tut. Die Werke - vor allem "Die Erde und ihre Völker" - erreichen mehrere Neuauflagen. Aufgrund seiner Popularität wird von Hellwald als Chefredakteur nach Stuttgart in die Redaktion der Wochenzeitung "Das Ausland" berufen.
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02.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
03.01.1872
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen
04.01.1872
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Das Kaiserliche Generalpostamt regt durch Erlass des Generalpostdirektors Heinrich Stephan die Gründung von "Spar- und Vorschussvereinen" für Postbeamte an. Die Vereine sollen als Kreditinstitute die Rechtsform eines "Wirtschaftlichen Vereins" erhalten.

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Mauser Gewehr 71
Norddeutscher Bund.gif Deutsches Kaiserreich / 25px Königreich Württemberg / 25px Königreich Bayern / 25px Königreich Preußen

Das in der Königlich Württembergischen Gewehrfabrik in Oberndorf am Neckar seit 1869 entwickelte und seit dem Vorjahr produzierte Gewehr Mauser Modell 71 wird als erstes deutsches Reichsgewehr eingeführt. Die Hinterladerbüchse ist 4,5 kg schwer und hat eine Lauflänge von 855 mm. Es gestattet Einzelfeuer mit Munition vom Kaliber 11 mm. Die Ausgabe des neuen Gewehrtyps an die Truppe wird im kommenden Jahr beginnen. Wegen des großen Auftrages werden die Gewehre sowohl bei Firma Mauser selbst als auch in den staatlichen Gewehrfabriken Amberg, Danzig und Spandau gefertigt werden.

24.02.1872
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11.03.1872
August Bebel
Wilhelm Liebknecht
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Vor dem Schwurgericht in Leipzig beginnt der Prozess gegen die prägenden Führungskräfte der deutschen Sozialdemokratie, August Bebel und Wilhelm Liebknecht sowie den Parteizeitungs-Redakteur Adolf Hepner, denen Hochverrat vorgeworfen wird. Bei der Abstimmung zur Bewilligung der Kriegskredite im Reichstag des Norddeutschen Bundes für den Deutsch-Französischen Krieg am 19. Juli 1870 hatten sich August Bebel und Wilhelm Liebknecht der Stimme enthalten. Bei einer erneuten Debatte am 26. November desselben Jahres um die Bewilligung weiterer Kriegsgelder brachten die beiden einen Friedensvorschlag „unter Verzichtleistung auf jede Annexion französischen Gebietes“ ein. Die Diskussion zu diesem Vorschlag mündete in den Vorwurf des Landesverrates gegen die beiden Abgeordneten. Nach späteren Tumulten und tätlichen Angriffen vor allem gegen Liebknecht wurden die beiden zusammen mit Adolf Hepner, dem zweiten Redakteur des Zentralorgans der SDAP, Der Volksstaat, am 17. Dezember 1870 verhaftet. Anlass war die Veröffentlichung von Bebels Briefen an die Parteiführung. Nachdem in der Folge der Gründung des deutschen Nationalstaats als am monarchischen Prinzip ausgerichtetes Kaiserreich am 3. März 1871 der deutsche Reichstag gewählt worden war, und August Bebel ein Mandat dabei erhalten hatte, beugte sich die Regierung dem wachsenden Druck, und entließ die drei am 28. März 1871 vorerst aus der Haft. Da der Krieg mit Frankreich inzwischen endete, konnte kein Prozess wegen Landesverrates mehr stattfinden. Reichskanzler Otto von Bismarck drängte jedoch weiterhin auf eine Verurteilung, und so wurde aus der Anklage wegen Landesverrates eine Anklage wegen Hochverrates, was aber einige Zeit in Anspruch nahm. So beginnt nun erst heute der Prozess vor dem Leipziger Schwurgericht unter dem Vorsitz des Bautzner Bezirksgerichtsdirektors von Mücke. Einer der Anwälte ist der Leipziger Rechtsanwalt Otto Freytag.


Norddeutscher Bund.gif Deutsches Kaiserreich
Der Reichstag verabschiedet das "Schulaufsichtsgesetz", mit dem die kirchliche Schulinspektion im Deutschen Kaiserreich aufgeben und diese der staatlichen Aufsicht unterstellt wird. Dies führt auch zum Ausschluss katholischer Ordensträger vom Lehrberuf.

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Die seit zwei Wochen vor dem Leipziger Schwurgericht unter Anklage stehenden deutschen Politiker August Bebel und Wilhelm Liebknecht werden nach einer einseitigen Verhandlung von den Geschworenen des Hochverrats für schuldig befunden, weil sie vor zwei Jahren in der Reichstagsdebatte über die Gewährung weiterer Gelder für den Deutsch-Französischen Krieg einen Friedensvorschlag vorgetragen haben. Ein konkreter Anklagegrund konnte nicht gefunden werden (man zog hauptsächlich sämtliche Veröffentlichungen der drei Angeklagten heran), und so betonte man, dass „sich aus dem einen oder anderem Artikel [...] nicht die Anklage begründen lässt, dass aber aus der Zusammenwirkung [...] sämtlicher Artikel, in Verbindung mit anderen Tatsachen die Anklage hervorgegangen ist“. Nach einer von beiden Seiten vor allem politisch eingefärbten Verhandlung hält der Staatsanwalt Hoffmann alle drei Angeklagten für schuldig, stellt aber den Geschworenen die Verurteilung Hepners anheim. Hepner wird daraufhin freigesprochen, gegen Liebknecht und Bebel lautet das Urteil "schuldig", obwohl nur genau die notwendige Mindestzahl von acht Geschworenen auf schuldig erkennen. Das Gericht verhängt daraufhin zwei Jahre Festungshaft gegen Bebel und Liebknecht, zwei Monate Untersuchungshaft werden angerechnet. August Bebel wird sein Reichstagsmandat aberkannt. Die Nichtigkeitsbeschwerde wird vom Oberlandesgericht Dresden als unbegründet zurückgewiesen. Das von Karl Marx verfasste Werk "Kommunistisches Manifest" wird in diesem Prozess mehrfach erwähnt, obwohl es derzeit vergriffen und weiten Kreisen der Bevölkerung unbekannt ist. Aufgrund der Erwähnung des Werkes in den Gerichtsprotokollen können nun die Sozialdemokraten dieses Buch legal und in hoher Auflage nachdrucken und veröffentlichen.

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Chronik des
Deutschen Kaiserreiches
des Jahres 1872
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des
Deutschen Kaiserreiches
des Jahres 1871
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des
Deutschen Kaiserreiches
des Jahres ...
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